UNTER DER LUPE MAGAZIN
lehrer nrw ·
1/2020
4
»Hassen, ganz hässlich
hassen, ich kann‘s
nicht lassen.
Ich bin der Hass!«
Zunächst einmal ist es für jeden Men-
schen wichtig, eine Entscheidung für sich
zu treffen: Hasse ich mit, oder gehe ich
dagegen vor? Wobei Zulassen gleich Mit-
machen heißt: Stelle ich mich schützend
vor Betroffene, oder schaue ich weg? Bin
ich mutig, oder muss ich mich gar selbst
und meine Familie oder Freunde schüt-
zen? An dieser Stelle sehen wir, wie weit
unser Mut gehen muss, soll, kann, darf.
Wo sind seine Grenzen und – kann ich
sie noch verschieben? Kann ich mutiger
werden, oder ist mein Preis dafür zu
hoch? Kann ich mit meiner Angst vor
Konsequenzen leben? Welchen Preis hat
mein Mut? Und wie kann ich der Angst in
mir begegnen?
Eins ist bei diesem Thema so sicher wie
das Amen in der Kirche: Wir – jeder von
uns – brauchen in unserer Gesellschaft
heute ein dickes Fell! Sensibilität kann
und darf man nur noch selten in der
Öffentlichkeit zeigen, wenn es um un-
ser eigenes Ich geht – denn dann zeigt
man sich verletzlich!
Auch ich bin schon von einer Gruppe
von Menschen gemobbt worden, gemie-
den, ausgegrenzt, ungegrüßt. Was macht
das mit uns, wenn wir im Fokus von Hass
stehen? Man sollte sein Selbstbewusst-
sein ausgraben, seine erlernten und tra-
dierten Werte ausgraben, seinem Selbst
ins Auge schauen, prüfen, ob man richtig
gehandelt hat: Kann ich mein Handeln
vor mir (und Gott) und vor anderen Men-
schen vertreten und begründen? Halte
ich weiterhin mein Handeln, mein State-
ment, meine Wertebeurteilung für richtig
– dann ist das mit mir okay. Dann sind
andere Be- und Verurteiler auf dem fal-
schen Dampfer. Dann muss ich das Ver-
halten Andersdenkender aushalten. Ich
kann ihnen gern nochmals den Sinn mei-
ner Handlungen erläutern, muss ich aber
nicht. Es ist nämlich immer mein Han-
deln, mein Denken, meine Entscheidung.
Von anderen Menschen darf und muss
ich erwarten können, dass sie auch mei-
ne Entscheidung akzeptieren, ohne Wenn
und Aber!
»Und ich düse, düse, düse
im Sauseschritt und
bring die Liebe mit von
meinem Himmelsritt.«
Die Akzeptanz der Meinung anderer
Menschen ist eine Grundregel gesell-
schaftlichen Zusammenlebens; allerdings
findet sie dort ihre Grenze, wo die eigene
Meinung und das daraus resultierende
Handeln andere Menschen verletzt oder
deren Grenzen willfährig überschreitet
(auch dann, wenn es zu ihrem Wohl ge-
schieht!) Dies gilt also auch dann, wenn
wir die Meinung anderer nicht wertschät-
zen können. Aktives Einschreiten gegen
Meinungen anderer ist jedoch immer
dort nötig, wo das Denken und Handeln
von Menschen anderen Menschen an
Körper oder Seele Schaden zufügt!
Ich glaube, dass es gerade in heutiger
Zeit nötig ist, klar zu bekennen, wofür ich
stehe! Das muss man lernen, denn es
braucht Mut und Rückgrat! Diese beiden
Eigenschaften müssen jedoch schon in
Kindheit und Jugend trainiert werden,
damit jeder Erwachsene sich ihrer unent-
wegt im Alltag bedienen kann! Auch der
Umgang mit Konflikten bezüglich unserer
Mitmenschen muss geübt werden, damit
vielfältiges gesellschaftliches Handeln er-
lernt werden kann. Ein langer Atem und
ein erprobtes Standing in der Sache sind
hilfreich dabei. All das kann erlernt und
trainiert werden – in jedem Unterricht an
jedem Unterrichtsgegenstand.
»Denn die Liebe, Liebe,
Liebe, Liebe, die macht
viel Spaß, viel mehr Spaß
als irgendwas…«
Brigitte Balbach ist Vorsitzende des
lehrer nrw
E-Mail: info@lehrernrw.de
Teachers‘ Day
in Bochum
D
ie Ruhr-Universität Bochum (RUB) lädt
interessierte Lehrerinnen und Lehrer
zum zweiten Teachers‘ Day am 29. Februar
ein. Der große gemeinsame Fortbildungs-
tag seitens aller lehrerausbildenden Fakul-
täten der RUB bietet wieder aktuelle wis-
senschaftliche Erkenntnisse, fachliche und
fachdidaktische Expertise sowie viel Aus-
tausch und Vernetzung. Der renommierte
Bochumer Hirnforscher Prof. Dr. Dr. Onur
Güntürkün hält den Einführungsvortrag.
Im Kern des Teachers‘ Day stehen die
Fortbildungen am Vor- und Nachmittag auf
dem Campus, entweder fachspezifisch
oder fächerübergreifend, in jedem Fall wis-
senschaftsorientiert und mit Bezug zu ak-
tuellen lehrplanrelevanten Themen. Von
Seiten aller Fakultäten und Lehramtsfächer
der Universität, einschließlich der Bil-
dungswissenschaften, werden zielgrup-
penspezifische Angebote gestaltet, zum
Beispiel Vorlesungen, Workshops, Labore
oder andere Formate zur fachwissenschaft-
lichen und fachdidaktischen Fortbildung
von Lehrkräften. Forschung trifft Praxis:
Von 15:00 bis 18:00 Uhr kommen Promo-
vierende der Ruhr-Universität Bochum mit
interessierten Besucherinnen und Besu-
chern des Teachers‘ Day zusammen, um
laufende Forschungsprojekte gemeinsam
zu diskutieren. Themen sind unter anderem
’Experimente im Mathematikunterricht’,
’Inklusion’ oder ’Lehrerprofessionalisie-
rung’.
INFO
Information/Anmeldung:
www.pse.rub.de/teachersday