3
Unter der Lupe
Ein Hoch auf
den Bildungs-
föderalismus
15
Dossier
Schulfach Wirtschaft –
eine neue Chance für die
ökonomische Bildung?
20
Schule & Politik
Differenziert unterrichten:
Was passiert im Kopf des
Lernenden?
6
Im Brennpunkt
Gewalt hat
viele Gesichter
Gewalt gegen
Lehrkräfte
Pädagogik & Hochschul Verlag
.
Graf-Adolf-Straße 84
.
40210 Düsseldorf · Foto: AdobeStock
1781 | Ausgabe 1/2018 | FEBRUAR | 62. Jahrgang
IMPRESSUM
l
ehrer nrw
G 1781 –
erscheint sieben Mal jährlich
a
ls Zeitschrift des
lehrer nrw’
ISSN 2568-7751
Der Bezugspreis ist für
Mitglieder des
‘lehrer nrw’
im Mitgliedsbeitrag enthal-
ten. Preis für Nichtmitglieder
im Jahresabonnement:
35,– inklusive Porto
Herausgeber und
Geschäftsstelle
lehrer nrw
Nordrhein-Westfalen,
Graf-Adolf-Straße 84,
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Redaktion
Brigitte Balbach, Ulrich
Brambach, Sven Christoffer,
Frank Görgens,
Sarah Wanders,
Jochen Smets, Düsseldorf
Verlag und
Anzeigenverwaltung
PÄDAGOGIK &
HOCHSCHUL VERLAG –
dphv-verlags-
gesellschaft mbH,
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Anzeigenpreisliste Nr. 18
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lehrer nrw
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40210 Düsseldorf
Für unverlangt eingesandte
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währ übernommen werden.
Namentlich gekennzeichnete
Beiträge geben die Meinung
ihrer Verfasser wieder.
INHALT
lehrer nrw ·
1/2018
2
UNTER DER LUPE
Brigitte Balbach: Ein Hoch auf den
Bildungsföderalismus – Oder: Was bringt
uns die Kultusministerkonferenz?
3
MAGAZIN
Deutscher Lehrerpreis:
Schüler würdigen Lehrerin
4
Landeshaushalt: Jeder
vierte Euro für die Bildung
5
Mitglieder-Werbeaktion ein voller Erfolg 5
BRENNPUNKT
Sven Christoffer:
Gewalt hat viele Gesichter
6
JUNGE LEHRER NRW
Sarah Wanders:
Das Auswahlgespräch als Chance
8
MAGAZIN
Im Gespräch mit der Schulministerin 10
Christoffer übernimmt HPR-Vorsitz 11
FORUM
Klaus Kaiser: Bildung als roter Faden 11
TITEL
Frank Görgens: Alles auf Anfang 12
DOSSIER
Prof. Dr. Thomas Retzmann:
Schulfach Wirtschaft – eine neue
Chance für die ökonomische Bildung?
15
SCHULE & POLITIK
Karen Landau: »Ist noch
eine ‘Vier’ in Mathe drin?«
19
Interview mit dem Schulpädagogen
und Fachdidaktiker Dr. Frank Haß:
Differenziert unterrichten: Was passiert
im Kopf des Lernenden?
20
dbb-Jahrestagung 2018 23
Die
lehrer nrw
-MasterCard Gold 24
Auf das ‘Wie’ kommt es an 25
Interview mit dem Bildungs-
experten Michael Felten:
Wende in der Inklusionsdebatte
26
FORTBILDUNGEN
Gedächtnistraining und Gehirnaktivierung 26
SENIOREN
Führung durch den Chemiepark Marl 30
Den eigenen PC ‘aufräumen’ 30
HIRNJOGGING
Jutta May: Kreuzworträtsel & SUDOKU 31
D
D
ie Kultusministerkonferenz vertritt die Interessen
der Länder in Bezug auf Bildung und Erziehung
gegenüber dem Bund, der Europäischen Union,
dem Europarat, der OECD und den Vereinten Nationen.
Dabei sind Berlin und Bonn die Standorte, die die laufen-
den Geschäfte der Kultusministerkonferenz erledigen.
Wichtige Aufgaben sind die Qualitätssicherung an Schu-
len und die Frage nach der Qualität und Leistungsfähig-
keit von Schülern auf der Bundesebene. Diese Frage wird
immer virulenter, sodass die Kultusministerkonferenz die
Frage der Qualitätssicherung zu ihrem Schwerpunkt ge-
macht hat. Nach dem Konstanzer Beschluss von 1997
nimmt die Kultusministerkonferenz auch an nationalen
und internationalen Vergleichsstudien teil.
KMK-Präsident in der Kritik
In diesem Jahr feiert die Kultusministerkonferenz ihren
siebzigsten Geburtstag. Der Festakt fand am 15. Januar
in Berlin statt. 1948 wurde der Grundstein für unsere
heutige föderale Bildungsstruktur gelegt. Turnusgemäß
wechselte der Vorsitz der Kultusministerkonferenz dies-
mal zum Minister für Bildung, Jugend und Sport aus
Thüringen, Helmut Holter von den Linken. Bereits auf
den ersten Metern ist er in die Kritik geraten, weil er
den Föderalismus in Frage stellt (Fernseh-Interview) und
sein erster Vorschlag eines innerdeutschen Schüleraus-
tauschs zwischen ost- und westdeutschen Ländern di-
rekt öffentlich verrissen wurde (als überholt).
Dass es hinsichtlich des Föderalismus Verbesserungs-
bedarf gibt, ist auch uns bekannt, denke ich. Die Auswir-
kungen des Bildungsmonitorings und internationaler
Schulleistungsstudien kennen wir – ja, wir fürchten die
Veröffentlichung der Testergebnisse manchmal sogar.
Und das aus dem einen Grund, dass bei schlechterem
Abschneiden in Vergleichsstudien die Bildungspolitiker
der Länder sofort Handlungsbedarf sehen, der sich lei-
der oft eben nicht an den gegebenen Schulrealitäten in
den unterschiedlichen Ländern orientiert, sondern ‘von
oben’ einheitlich verordnet werden soll. Ob damit dann
tatsächlich eine
Verbesserung an Schu-
len das Ziel ist oder die an-
gestrebten Änderungen eher eine
Verteidigungsstrategie der Kultusminister
(»An mir liegt es nicht!«) sind, bleibt oft ungeklärt.
Expertise der Lehrkräfte
nicht gefragt
PISA, OECD und Bertelsmann sowie vergleichbare Studi-
en auf nationaler wie internationaler Ebene (in man-
chen Ländern ‘hausgemachte’ Studien) führen kaum zu
tatsächlichen Qualitätsverbesserungen und gießen auch
noch Öl ins Bildungsfeuer öffentlicher und medienwirk-
samer Diskussionen. Das Gerangel um Kompetenzen
und deren Definition sowie deren Wirksamkeit nervt uns
Fachleute und schädigt insgesamt die Expertise, die wir
Lehrkräfte vorhalten. Schade!
Der bayerische Staatsminister Reinhold Bocklet trat in
einem Interview deutlich dafür ein, dass der Föderalis-
mus in Deutschland dringend reformiert werden müsse.
Als Grund für seine Forderung führte er an, dass immer
mehr Gesetzgeberkompetenzen von den Ländern auf
den Bund übergegangen seien und damit das ganze fö-
derale System immer undurchschaubarer geworden sei.
Man habe, so Bocklet, einen kooperativen Föderalis-
mus mit Gemeinschaftsaufgaben eingeführt. Dabei gehe
der Wettbewerb der Länder untereinander verloren. Er
begründete das damit, dass der Finanzausgleich unter
den Ländern sich derart entwickelt habe, dass bedürfti-
ge Länder finanzielle Zuteilungen bekämen, während
den gut und erfolgreich wirtschaftenden Ländern diese
Gelder vorenthalten würden. Dadurch gäbe es keinerlei
Anreize mehr, in einen Bildungswettbewerb einzutreten.
Der Konstanzer Beschluss
Der oben erwähnte Konstanzer Beschluss zu Leistungs-
vergleichen innerhalb der Bundesrepublik Deutschland
sagt zu dieser Thematik: »Die Kultusministerkonferenz
sieht im Hinblick auf die Gleichwertigkeit der schuli-
schen Ausbildung, die Vergleichbarkeit der Schulab-
schlüsse sowie die Durchlässigkeit des Bildungssystems
innerhalb der Bundesrepublik Deutschland in der
von BRIGITTE BALBACH
3
1/2018 ·
lehrer nrw
UNTER DER LUPE
Ein Hoch auf den
Bildungsderalismus
Oder: Was bringt uns die
Kultusministerkonferenz?
lehrer nrw ·
1/2018
4
UNTER DER LUPE MAGAZIN
Brigitte Balbach
ist Vorsitzende des
lehrer nrw
E-Mail:
info@lehrernrw.de
Entwicklung von Maßnahmen zur Sicherung der Quali-
tät schulischer Bildung eine wichtige Aufgabe.« Rich-
tig! Nur wie geht das?
Was wir sehen, sind Länder wie Bayern, die fast vor-
bildliche Bildungsarbeit leisten – wie kommt das? Wa-
rum ist die Bildungswelt dort so ‘in Ordnung’? Viel-
l
eicht weil das Land darauf verzichtet, an seiner Schul-
struktur ständig herumzubasteln? Oder auch, weil das
Land seine Staatsdiener, die Lehrkräfte, schätzt und
deshalb ordentlich alimentiert? Werte müssen dort
nicht bewusst gemacht werden, sie werden gelebt. Al-
lerdings auch nur begrenzt. Denn das Abschotten der
Ansässigen vor Flüchtlingen ist kein weltoffener Wert,
der heute nötig wäre, sondern Ausdruck einer ‘Aus-
grenzung’ und damit Selbstsicht, die Narziss nicht bes-
ser spiegeln könnte. Länder sind eben oft sehr unter-
schiedlich.
Und nun?
Als ich in Brüssel im Ausschuss für Bildung und Kultur
der EU zum Thema ‘Integration’ sprach, war ich zum
ersten Mal stolz, aus Nordrhein-Westfalen zu kommen,
weil wir Integration zu leben versuchen. Wir arbeiten –
trotz schwieriger Rahmenbedingungen – an vielen
Stellen daran, im schulischen Integrationsprozess nicht
nur Sprache und Wissen, sondern auch Werte zu ver-
mitteln. Flexibilität und Expertise bei der Gestaltung
von Integration sind vonnöten. Wenn die Zukunft des
Kindes im Fokus stehen soll, kann man nicht anders
handeln.
Bei diesem Thema zeigt sich, dass Föderalismus na-
türlich ist und jedes Land andere Schwerpunkte setzt.
Das ist gut. Bildungspolitische Vielfalt wird gelebt. In-
wieweit die Kultusministerkonferenz dazu einen Bei-
trag leistet oder Unterstützung im Anderssein gewährt
oder die Orientierung an der Basis sucht und mit Vor-
schlägen aufwartet, ist uns bisher nicht bekannt. Lei-
der! Da gibt es noch Handlungsbedarf.
Wir haben in den letzten Jahren die Kultusminister-
konferenz häufig als ein Gremium wahrgenommen, das
weit ‘ab vom Schuss’ Bildungspolitik macht. Es ist
wünschenswert, dass sich die Kultusministerkonferenz
in die Mitte der Bildungsvermittlung bewegt und basis-
orientierter wird. Dazu gehört es, dass der Kompetenz-
wahn mit all seinen diffusen Entwicklungen beendet
wird und tatsächliche Bildung greifbar wird.
Wir müssen neue Wege gehen. Unsere Welt verän-
dert sich – wir wollen mit!
Deutscher Lehrerpreis:
Schüler würdigen Lehrerin
G
isela Ebeling,
leh-
rer nrw
-Mitglied
aus Kirchlengern, hat
den Deutschen Lehrer-
preis gewonnen. Sie er-
hielt die Ehrung in der
Kategorie ‘Schüler
zeichnen Lehrer aus’.
Die 58-Jährige unter-
richtet Deutsch, evan-
gelische Religion und
Erdkunde an der Real-
schule Bünde-Nord in
Bünde. Gewürdigt wur-
den von den Schülern
insbesondere ihr an-
spruchsvoller, vielseiti-
ger Unterricht, die Mo-
tivation und Unterstüt-
zung, das große außer-
schulische Engage-
ment, die Liebe am
Unterrichten, Kompe-
tenz, Ehrlichkeit, Ver-
ständnis und Vertrauen.
Gisela Ebeling wurde
von ihrer Abschlussklas-
se 10b aus dem Jahr
2017 für den Deutschen
Lehrerpreis nominiert.
Warum, das wird aus
einem Bericht des WDR
deutlich: »Gisela Ebe-
ling opferte viel Freizeit,
ging einmal im Monat
mit ihrer Klasse bowlen
oder squashen, besuch-
te Ausstellungen oder
Weihnachtsmärkte, or-
ganisierte Bewerbungs-
trainings oder einen
Ausflug in den Bundes-
tag.« Die Schüler durf-
ten mitbestimmen, was
die Aktion des Monats‘
wird. In dem Beitrag
wird auch Klassenspre-
cherin Ayse Korkmaz zi-
tiert: »Frau Ebeling hak-
te nach, ob wir einen
Ausbildungsplatz oder
Schule haben. Sie wollte
wissen, wo wir alle lan-
den. Sie gab uns das
Gefühl, dass ihr jeder
wichtig ist.«
Die Pädagogin selbst
zeigte sich in dem WDR-
Beitrag gerührt: »Das
ist die höchste Aus-
zeichnung, die man als
Lehrer überhaupt be-
kommen kann. Weil es
eine Auszeichnung von
Schülern ist.«
Ein Schüler drückte
seine Dankbarkeit laut
einem Bericht der Zei-
tung ‘Neue Westfäli-
sche’ so aus: »Danke,
dass Sie an uns alle ge-
glaubt haben und uns
sehr viel Gutes zuge-
sprochen haben, auch
wenn wir selber nicht
mehr an uns glaubten.
Danke, dass Sie uns ge-
zeigt haben, uns Ziele
zu setzen und sie zu
verfolgen.«
Prof. Susanne Por-
sche, Initiatorin des
Deutschen Lehrerprei-
ses, betonte: »Wir wür-
digen durch den Lehrer-
preis mehr als nur gu-
ten Unterricht und inno-
vative Ideen. Wir zeich-
nen Persönlichkeiten
aus, die ihre Schüler als
Mentoren auf dem Weg
ins Leben begleiten.«
Über 4 800 Schüler und
Lehrkräfte beteiligten
sich 2017 zum zehnten
Jubiläum am Wettbe-
werb zum Deutschen
Lehrerpreis, der von der
Vodafone Stiftung
Deutschland und dem
Deutschen Philologen-
verband durchgeführt
wird.
Gisela Ebeling wurde von ihren Schülern
für den Deutschen Lehrerpreis nominiert und
von der Jury ausgewählt.
MAGAZIN
5
1/2018 ·
lehrer nrw
Mitglieder-Werbeaktion ein voller Erfolg
D
D
ie große Mitglieder-Werbeaktion 2017
von
lehrer nrw
ist zu Ende. Sie war ein
voller Erfolg: Im Zuge der Kampagne wurden
über 100 neue Mitglieder für den Verband
geworben. Die drei aktivsten Werber und
Hauptgewinner von Geld- und Sachpreisen im
Wert von je 500 Euro waren Simone Linnemöl-
ler, Andreas Kucharski und Thomas Schipper.
Weitere Preise haben gewonnen: Saskia Esser,
Sarah Heks, Beatrix Meuskens, Ulrike Steuwe,
Michael Freise und Helmut Thierfeld.
Die Mitglieder-Werbeaktion geht nun in die
nächste Runde: Sie läuft diesmal vom
15. Februar 2018 bis zum 15. Februar 2019.
Für fleißige Werber gibt es wieder attraktive
Preise (siehe Anzeige auf der letzten Seite).
Foto: Regormark/Fotolia
Landeshaushalt:
Jeder vierte Euro
für die Bildung
D
D
ie schwarz-gelbe Landesregierung
hat am 17. Januar den Haushalt für
das Jahr 2018 in den Landtag einge-
bracht. Bei einem Gesamtvolumen von 74,5
Milliarden Euro entfallen allein rund 18 Mil-
liarden auf das Ressort Schule. Jeder vierte
Euro in Nordrhein-Westfalen wird also für
die Bildung ausgegeben. »Das ist ein star-
kes Signal. Es kommt allerdings darauf an,
die richtigen Akzente zu setzen«, betonte
Brigitte Balbach, Vorsitzende von
lehrer
nrw
, in einer Pressemitteilung.
Positiv wertet
lehrer nrw
, dass 2.048 neue
Lehrerstellen geschaffen werden. Zu begrü-
ßen ist ebenfalls, dass knapp 3.300 Stellen
erhalten bleiben, die die rot-grüne Vorgän-
gerregierung mit dem Vermerk ‘künftig weg-
fallend’ versehen hatte. »Entscheidend wird
allerdings sein, ob es dem Schulministerium
gelingt, die neuen Stellen auch mit qualifi-
zierten Lehrkräften zu besetzen«, so Balbach.
»Der akute Lehrermangel wird jedenfalls
nicht allein mit einer Imagekampagne für den
Lehrerberuf zu beheben sein. Nötig sind fi-
nanzielle Anreize. Wer gute Lehrer will, muss
sie auch gut bezahlen. Das gilt nicht nur für
N
eueinsteiger, sondern auch für gestandene
Kollegen, die schon länger vor ihren Klassen
stehen. Die Arbeit ist in den letzten Jahren
sehr viel komplexer und schwieriger gewor-
den.
lehrer nrw
unterstützt daher die Forde-
rung nach A13 für alle Lehrkräfte. ’Gleicher
Lohn bei gleicher Ausbildung‘ muss hier die
Devise lauten. Im Wettbewerb um die besten
Köpfe muss Nordrhein-Westfalen auch im
Ländervergleich den Arbeitsplatz Schule at-
traktiver gestalten.«
926 zusätzliche Stellen für die Inklusion
sind ebenfalls ein positives Signal, ebenso
wie die geplanten 330 Stellen für multipro-
fessionelle Teams, sagt Balbach: »Dies kann
jedoch nur ein erster Schritt sein.
lehrer nrw
bleibt bei seiner Forderung, dass Inklusions-
klassen eine Doppelbesetzung aus Regel-
schullehrkraft und Sonderpädagoge brau-
chen. Die Inklusion und die Integration von
Zuwandererkindern sind Generationenaufga-
ben. Von ihrem Gelingen hängt auch die Zu-
kunftsfähigkeit Nordrhein-Westfalens ab
Foto: animaflora/Fotolia
Der Lehrermangel grassiert in Nordrhein-Westfalen.
Um Abhilfe zu schaffen braucht es nicht nur eine Imagekampagne,
sondern vor allem bessere Rahmenbedingungen und eine faire
Bezahlung für Lehrkräfte.
Die drei aktivsten Werber erhalten bei
der
lehrer nrw
-Aktion je fünfhundert Euro
an Geld- und Sachpreisen.
BRENNPUNKT
E
E
s war so still, dass man eine Stecknadel
hätte fallen hören können, als ein Real-
schullehrer aus dem Bezirk Köln auf der
Personalversammlung ans Mikrofon trat, um
in eindrucksvoller Weise darüber zu berich-
ten, wie ein Schüler ihm unlängst ins Gesicht
geschlagen hat. Das Gefühl, an diesem Tag
nach Hause zu kommen und seiner Familie
berichten zu müssen, dass er in Ausübung
seiner Tätigkeit Opfer eines massiven physi-
schen Angriffs geworden sei, sei kaum in
Worte zu fassen. Zu Recht verwies der Kolle-
ge darauf, dass es kaum Berufe gebe, in de-
nen man einer solchen Gefahr ausgesetzt sei.
Ich habe den Mann dafür bewundert, dass
er den Mut hatte, über diesen unsäglichen
Vorfall in so großer Runde zu berichten. Und
ich habe sehr genau registriert, dass er für
weitere Kolleginnen und Kollegen als Mutma-
cher fungiert hat, die im Anschluss über ihre
Gewalterfahrungen berichtet haben. Dabei
wurde eines sehr schnell deutlich: Gewalt ge-
gen Lehrkräfte ist schon längst kein außerge-
wöhnlicher Einzelfall mehr und hat viele
hässliche Gesichter.
Gewaltformen sind
vielfältiger geworden
Neben die ‘klassischen’ Gewaltformen sind
neue getreten oder haben an Bedeutung ge-
wonnen. So finden Formen der psychischen
Gewalt zusehends im virtuellen Raum der
Online- und Handy-Kommunikation statt.
Grundsätzlich kann zwischenmenschliche
Gewalt vielfältige Formen annehmen:
Körperliche Gewalt (Schläge, Tritte etc.), psy-
chische Gewalt (Ausgrenzung, [Cyber-]Mob-
bing, Stalking, Nachstellen), Androhung von
Gewalt, verbale Gewalt (Beleidigung/Be-
schimpfung), sexuelle Gewalt (erzwungene
Körperkontakte, sexualisierende Äußerun-
gen), Vandalismus/sächliche Gewalt.
Fehlende Rechtssicherheit,
mangelnde Unterstützung
Gerade die Vielfalt der Gewaltformen führt
dazu, dass Lehrkräfte in der Einordnung und
Anwendung der ihnen zur Verfügung ste-
henden Handlungsoptionen oft nicht sicher
sind, so dass eine erforderliche klare Reakti-
on auf aufkommende Gewaltanwendung
häufig unterbleibt. Es darf aber auch nicht
unerwähnt bleiben, dass immer wieder Kol-
leginnen und Kollegen darüber klagen, dass
wichtige Ansprechpartner wie Schulleitung
und Schulaufsicht nicht in der Weise unter-
stützend tätig werden, die zwingend gebo-
ten ist. Hier bedarf es eines Umdenkens: Die
von SVEN CHRISTOFFER
Gewalt hat
viele Gesichter
Manchmal braucht es einen konkreten Anlass, um sich einer The-
matik in besonderer Weise zuzuwenden. In meinem Fall war das
die Personalversammlung für Lehrkräfte an Realschulen im Be-
zirk Köln am 6. Dezember 2017, an der ich als Vertreter des
Hauptpersonalrates teilgenommen habe. Die alarmierenden Be-
richte der Kolleginnen und Kollegen zum Thema Aggression und
Gewalt in der Schule haben mich dazu bewogen, mich im Nach-
gang zu dieser Personalversammlung verstärkt mit dem Thema
‘Gewalt gegen Lehrkräfte’ auseinanderzusetzen – auch mit Blick
auf die Frage, wie unser Verband die Kolleginnen und Kollegen
vor Ort beim Umgang mit dieser Problematik unterstützen kann.
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Gewalt gegen Lehrkräfte
hat viele Facetten. Mobbing
ist nur eine davon.
lehrer nrw ·
1/2018
6
BRENNPUNKT
Bedrohung einer Lehrperson muss als Be-
drohung der Schulgemeinschaft und der In-
stitution Schule angesehen und konsequent
verfolgt werden.
Wird eine Lehrperson im Zusammenhang
mit ihrer Arbeit beleidigt oder verletzt, kann
s
ie grundsätzlich in eigener Sache Anzeige
(rechtlicher Begriff = Strafantrag) erstatten.
Unabhängig davon kann das Land von sich
aus Anzeige erstatten und einen eigenen
Strafantrag stellen, wenn eine Person in Aus-
übung öffentlicher Aufgaben beleidigt 194
StGB) bzw. verletzt (§ 230 StGB) worden ist.
Das Antragsrecht des Dienstherrn ergibt sich
aus der Tatsache, dass mit der Beleidigung
oder Verletzung einer Person, die öffentliche
Aufgaben wahrnimmt, auch ‘der Staat’ ange-
griffen wird.
Intervention und Prävention:
Handlungsempfehlungen
Verwiesen sei an dieser Stelle auf die
Handreichung ‘Gewalt gegen Lehrkräfte’
der Bezirksregierung Müns-
ter, die sehr konkrete Inter-
ventions-
maßnahmen auf der persönlichen Ebene,
auf der Ebene der Organisation Schule
und durch Einbeziehung externer Institu-
tionen (Bezirks- und Schwerpunktdienst
der Polizei, Schulpsychologische Dienste
und regionale Schulberatungsstellen, Be-
triebsärztlicher und si-
cherheitstechnischer
Sven Christoffer
ist Vorsitzender des HPR Realschulen
sowie stellv. Vorsitzender des
lehrer nrw
E-Mail:
christoffer@lehrernrw.de
INFORMATIONEN
Broschüre ‘Gewalt gegen Lehrkräfte’ –
Neuauflage 2017 (als Download auf der
Homepage der Bezirksregierung Münster)
Broschüre ‘Konflikte bearbeiten – Mob-
bing verhindern’ 2007 (als Download
auf der Homepage der Bezirksregierung
Münster)
Broschüre ‘Lehrerinnen und Lehrer in pä-
dagogischen Grenzsituationen. Hand-
lungssicherheit bewahren, zurückgewin-
nen, erlangen’ 2007 (als Download auf der
Homepage der Bezirksregierung Detmold)
Handlungsempfehlungen bei Mobbing
von Lehrkräften im Internet 2009 (MSW)
Notfallordner für die Schulen in Nord-
rhein-Westfalen – Hinsehen und Han-
deln 2015 (MSW)
(www.notfallordner.nrw.de)
Flyer ‘Schulische Gewaltprävention’
der Unfallkasse NRW (als Download
auf der Homepage der Unfallkasse NRW)
Checkliste Aggression gegen Lehrkräfte
der BAD GmbH (im geschützten Bereich
des Bildungsportals NRW)
Das Tabu brechen – Gewalt gegen
Lehrkräfte. Ergebnisse und Analysen
der vom VBE in Auftrag gegebenen,
repräsentativen forsa-Umfrage 2017
Quelle: Bezirksregierung Münster, Broschüre
‘Gewalt gegen Lehrkräfte’
Dienst, jeweils zuständiges Amt für Ju-
gendhilfe) aufzeigt sowie unterschiedli-
che Aspekte der Prävention (Verhaltens-
prävention, Verhältnisprävention, außer-
schulische Unterstützungsangebote) the-
matisiert.
Den Lehrer stärken
als Verbandsaufgabe
Aus meiner Sicht darf ein Verband seine
Mitglieder hier nicht im Regen stehen
lassen.
Der geschäftsführende Vorstand von
lehrer nrw
wird dem Hauptausschuss in
der nächsten Sitzung deshalb vorschla-
gen, ein Fortbildungskonzept zu entwi-
ckeln, das die Lehrperson noch viel stärker
in den Blick nimmt als bisher. Dabei wird
es sicherlich darum gehen, die einzelne
Lehrkraft und die Institution Schule in
akuten Situationen der Gewalt handlungs-
fähig zu machen und Expertise im Hin-
blick auf gewaltpräventive Maßnahmen
zu vermitteln.
Aber auch andere Themen, die den Leh-
rer in der Ausübung seiner Profession stär-
ken – beispielsweise wenn es um Gesund-
heitsprävention oder um die Frage des
Umgangs mit psychosozialen Belastungen
am Arbeitsplatz geht – werden in den Fo-
kus rücken.
Ablauf-
diagramm
Maßnahmen bei
einem Übergriff
Hinweis: die Bewertung
des Übergriffs geht
immer vom Opfer aus.
7
1/2018 ·
lehrer nrw
Leer im Kopf?
Das muss nicht sein. Auf das
Auswahlgespräch können sich
Lehramtsanwärterinnen und
Lehramtsanwärter gut
vorbereiten.
lehrer nrw ·
1/2018
8
JUNGE LEHRER NRW
Das Auswahlgespräch
als Chance
Für viele Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter steht
nach erfolgreicher Prüfung und Bewerbung eine weitere große
Hürde vor der Einstellung an – das Auswahlgespräch. Die Vorsit-
zende von
junge lehrer nrw
, Sarah Wanders, erklärt, worauf es
ankommt.
E
E
rfahrene Kolleginnen und Kollegen
wissen, dass Bewerbungen und Be-
werbungsgespräche fester Bestand-
teil des Unterrichts in Klasse 8 bis 10 sind.
Leider liegt diese Zeit für viele Lehramts-
anwärterinnen und Lehramtsanwärter
schon eine ganze Weile zurück. Wie man
eine professionelle und ansprechende Be-
werbung verfasst, wird auf vielen Internet-
seiten ausführlich beschrieben. Auch die
Grundlagen für ein erfolgreiches Bewer-
bungsgespräch werden im Netz erklärt.
Trotzdem bleibt oft eine gewisse Unsicher-
heit zurück: Gelten diese allgemeinen
Vorgaben auch für das Aus-
wahlgespräch an ei-
ner Schule?
Welche speziellen Themen und Fragen er-
warten mich?
Zunächst einmal bleibt festzuhalten: Ja,
viele allgemeine Vorgaben gelten natürlich
auch für das Auswahlgespräch. Eine sorg-
fältige Vorbereitung ist unerlässlich und er-
f
ordert eine gute Recherche. Besuchen Sie
die Homepage, lesen Sie das Schulpro-
gramm, und überlegen Sie sich bereits im
Voraus, wo Sie sich persönlich in dieser
Schule wiederfinden und wie Sie sich dort
einbringen können. Sollten Sie Fragen zur
Schule haben, notieren Sie diese. Es ist kei-
ne Schwäche, Fragen zu stellen – es zeugt
von Interesse!
Der Ablauf
Grundsätzlich kann man das Auswahlge-
spräch in drei bis vier Phasen einteilen:
1.
Die Eingangssituation: Hier stellen Sie
sich vor und erklären in der Regel, wa-
rum Sie sich gerade an dieser Schule
(ggf. auch Schulform) beworben haben.
Diesen Teil können Sie nach Ihrer Re-
cherche bereits vorbereiten. Ein gelun-
gener Einstieg kommt nicht nur bei der
Auswahlkommission gut an, sondern
gibt Ihnen auch Sicherheit für das weite-
re Gespräch.
2.
Allgemeine pädagogische Frage-
stellungen:
In dieser Phase erwar-
ten Sie häufig Fragen zum Kon-
fliktmanagement. Bedenken Sie,
dass es neben Konflikten zwi-
schen bzw. mit Schülerinnen
und Schülern auch zu Kon-
flikten mit Eltern oder Kol-
leginnen und Kollegen
kommen kann. Überle-
gen Sie bereits vor dem
Auswahlgespräch, wie
Sie mit solchen Kon-
F
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von SARAH WANDERS
JUNGE LEHRER NRW
flikten angemessen umgehen können.
Weitere Themenbereiche in dieser Pha-
se sind Schulentwicklung (Wie können
Sie sich hier einbringen?), Teamarbeit
(Vorteile von Teamarbeit zum Beispiel
in den Fachschaften oder Jahrgangsstu-
f
enteams) sowie Heterogenität von
Lerngruppen und Inklusion (Wie begeg-
nen Sie dem Problem der Heterogenität
in Ihren Klassen? Wie stehen Sie zum
Thema ‘Inklusion’?). Alle Themen soll-
ten in Ihren Seminaren behandelt wor-
den und somit für Sie auch leicht vor-
zubereiten sein.
3.
Fachbezogene pädagogische Frage-
stellungen:
Individuelle Förderung und
Schüleraktivierung im eigenen Fachun-
terricht stehen oft im Zentrum dieser
Phase. Es kommt immer gut an, wenn
man seine Vorstellungen anhand eines
bereits erfolgreich durchgeführten Un-
terrichtsvorhabens erläutern kann. Denn
wir alle wissen, dass zwischen der Theo-
rie und der Praxis Welten liegen können.
Verdeutlichen Sie auch in dieser Phase,
wie Sie zum Einsatz der sogenannten
neuen Medien stehen und wo Sie selbst
Schwerpunkte in Ihren Fächern setzen.
4
.
D
ie Abschlusssituation:
D
iese Phase
erlebt man nicht in jedem Auswahlge-
spräch, trotzdem sollten Sie vorbereitet
sein. Folgendes kann Sie erwarten:
»Wir haben viele Fragen gestellt.
Möchten Sie uns – die Kommission –
noch etwas fragen oder möchten Sie
uns noch etwas mitteilen, das wir aus
Ihrer Sicht vergessen haben?«
Nutzen Sie die Gelegenheit, um even-
tuell vorhandene Zusatzqualifikationen
zu erwähnen.
»Sie haben uns viele positive Eigenschaf-
ten von Ihrer Arbeit vermittelt. Üben Sie
ausnahmsweise auch mal Selbstkritik.«
Hier ist Vorsicht geboten. Selbstkritik üben
ist prinzipiell nichts Schlechtes – in gewis-
sen Grenzen. »Ich komme morgens nicht
gut aus dem Bett.« »Ich bin manchmal
aufbrausend.« … Das sind natürlich abso-
lute Negativbeispiele, aber leider hört man
sie immer mal wieder.
»
Ich bin manchmal zu genau.« »Ich
möchte meine Arbeit immer hundertpro-
zentig erledigen.« »Ich kann Arbeit
schlecht liegen lassen.« Auch so kann
Selbstkritik geäußert werden.
Vorsichtig sein sollten Sie bei Fragen
nach der Stundenzahl, mit der Sie unter-
richten werden oder Ihrer möglichen Fami-
lienplanung. Diese Fragen sind nicht er-
laubt und müssen von Ihnen nicht oder
nicht wahrheitsgemäß beantwortet wer-
den!
junge lehrer nrw
wünscht Ihnen viel
Erfolg bei Ihrem Auswahlgespräch!
Sarah Wanders
ist Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft
j
unge lehrer nrw
E-Mail:
wanders@lehrernrw.de
lehrer nrw ·
1/2018
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MAGAZIN
Im Gespräch mit der
Schulministerin
Integration, Inklusion, Digitalisierung und Besoldung waren die
Kernthemen einer gemeinschaftlichen Besprechung des Haupt-
personalrats Realschulen mit Schulministerin Yvonne Gebauer
am 18. Dezember 2017.
A
A
ls Vorsitzende des Hauptpersonal-
rats machte Brigitte Balbach deut-
lich, dass die Lehrerschaft die Sepa-
rierung von Zuwandererkindern in reinen
Flüchtlingsschulen kritisch sieht. Solche Mo-
delle werden derzeit zum Beispiel in Hagen
und Mülheim praktiziert. Offenbar drängen
auch andere Kommunen auf ähnliche Lö-
sungen, um die hohe Zahl von Flüchtlings-
kindern bewältigen zu können. Die Ministe-
rin teilte die Auffassung des Hauptpersonal-
rats, dass eine derartige Ghettoisierung von
Zuwandererkindern nicht dem Leitgedanken
der Integration entspricht und nur als vorü-
bergehende Lösung zu tolerieren ist.
Bei der Inklusion herrschte Einigkeit, dass
umgesteuert werden muss. Der Inklusions-
prozess muss professioneller und nachhalti-
ger gestaltet werden. Dabei geht Qualität
vor Tempo. Gebauer plant unter anderem
die Bildung von Schwerpunktschulen, die
sich auf bestimmte Förderbereiche konzen-
Christoffer übernimmt HPR-Vorsitz
Mit ihrem Wechsel in den Ruhestand hat Brigitte Balbach zum 1. Februar den Vorsitz im Hauptper-
sonalrat Realschulen abgegeben. Ihr Nachfolger ist ihr bisheriger 1. Stellvertreter Sven Christoffer.
Neue 1. stellvertretende Vorsitzende ist Sarah Wanders. Den durch das Ausscheiden von Brigitte
Balbach frei werdenden Sitz im Hauptpersonalrat übernimmt Olaf Korte. Er komplettiert die
lehrer
nrw-
Fraktion, der außerdem noch Ingo Lürbke, Monika Holder und Thorsten Schmalt angehören.
Foto: MSB NRW
Foto: Wirtz
Sven Christoffer ist neuer Vorsitzender
des HPR Realschulen.
trieren und dafür mit entsprechenden Res-
sourcen, auch multiprofessionellen Teams,
ausgestattet werden. Der Hauptpersonalrat
forderte mit Nachdruck, dass das Thema In-
klusion schon in der Lehrerausbildung einen
hohen Stellenwert bekommt.
I
m Zusammenhang mit der Besoldungs-
frage begrüßte es der Hauptpersonalrat,
dass die Landesregierung gewillt ist, die Ar-
beit der Lehrkräfte besser zu entlohnen. Kri-
tisch wurde aber auch angemerkt, dass es
neuen Ärger provozieren werde, wenn nur
neu ausgebildete Lehrkräfte im Eingangs-
amt eine Besoldung nach A13 erhielten. Nö-
tig sei ein Stufenplan, der eine Besoldungs-
anpassung auch für die bereits im Schul-
dienst befindlichen Lehrkräfte beinhaltet.
In Bezug auf die Handhabung des um-
strittenen § 132c hat der Hauptpersonalrat
der Ministerin folgenden Vorschlag unter-
breitet: Zurzeit erhalten 132c-Schulen ledig-
lich eine zusätzliche systemische Ressource
von einer halben Stelle. Im Moment existie-
ren landesweit zehn solcher Schulen, ein
weiterer Antrag auf Einrichtung einer 132c-
Schule für das Schuljahr 2018/2019 liegt be-
reits vor. Für das Haushaltsjahr 2018 sind
insgesamt 25 zusätzliche Stellen für 132c-
Schulen in den Haushalt eingestellt worden.
Der Hauptpersonalrat hat deshalb ein Mora-
torium vorgeschlagen, also vorerst keine
weiteren Anträge auf Einrichtung einer
132c-Schule zu genehmigen, bis mehr Stel-
len in einem zukünftigen Haushalt für die
Ausstattung solcher Schulen zur Verfügung
stehen. Wenn das Ministerium diesem Vor-
schlag folgen sollte, könnten die im Haus-
halt 2018 zur Verfügung stehenden 25 Stel-
len auf die dann existierenden elf Schulen
verteilt werden. Die Ministerin hat zuge-
sagt, diesen Vorschlag sorgfältig zu prüfen.
Schulministerin
Yvonne Gebauer
(FDP)
FORUM
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Bildung als
roter Faden
Gastbeitrag: Klaus Kaiser, viele Jahre lang ein profilierter
Kopf der CDU-Landtagsfraktion, ist seit dem 30. Juni 2017
Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur
und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Zum
Thema Schule und Bildung gibt es viele Berührungspunkte.
M
M
inisterpräsident Armin Laschet hat
mich zum Parlamentarischen Staats-
sekretär im neu geschnittenen Ministerium
für Kultur und Wissenschaft berufen.
Durch die Zusammenlegung von Kultur
und Wissenschaft in einem Ministerium
(MKW) kommen Politikfelder zusammen,
die sehr viele Gemeinsamkeiten haben.
Lehrerausbildung im Fokus
Der rote Faden, der sich durch meine alten
und neuen Tätigkeiten zieht, ist die Bil-
dung. Genauso wie die Weiterbildung ist
die Schule unersetzbarer Teil des lebens-
langen Lernens. Aber auch ganz konkret
gibt es für mich weiterhin viele Berüh-
rungspunkte mit der Schule, angefangen
bei der universitären Lehrerausbildung. Es
gilt, die exzellenten Lehramtsstudiengänge
an den nordrhein-westfälischen Universitä-
ten zu stärken. Ebenso sehe ich neue Mög-
lichkeiten im Bereich der Lehrerfortbildun-
gen. Ich bin davon überzeugt, dass durch
neue Kooperationsformen pädagogische
Forschung und Unterrichtspraxis stärker
voneinander profitieren können.
MINT-Förderung
Weitere Berührungspunkte sind die Aufga-
ben aus dem Programm des zdi (‘Zukunft
durch Innovation’), das an vielen Schulen
erhebliche Beiträge zur besseren MINT
Förderung leistet. Die Unterstützung zur
besseren Studienorientierung ist ein weite-
res spannendes Aufgabenfeld.
In meinen Verantwortungsbereich gehört
auch die Landeszentrale für Politische Bil-
dung. In einer Zeit, in der Populismus und
Politikverdrossenheit um sich greifen, ist es
umso wichtiger, dass Information gegen Fa-
ke News gesetzt wird. Daher möchte ich die
Z
usammenarbeit zwischen Schulen und An-
geboten der Politischen Bildung weiter stär-
ken.
Ein persönliches Anliegen ist mir die Ge-
denkstättenarbeit, die zur historischen
Grundbildung gerade junger Menschen ei-
nen enormen Beitrag leisten kann. Der Be-
such einer unserer zahlreichen Gedenkstät-
ten kann helfen, unsere Sinne zu schärfen.
Bei der Vertriebenenarbeit gibt es Gemein-
samkeiten über den Schülerwettbewerb
‘Begegnung mit Osteuropa’, den wir stärker
profilieren werden.
Enge Kooperation mit
dem Schulministerium
Neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit
gibt es auch bei der Weiterbildung und Kul-
turellen Bildung.
Insgesamt wichtig ist aber auch, dass Mi-
nisterin Isabell Pfeiffer-Poensgen, mit der es
eine große Freude ist zusammenzuarbeiten,
mit der Schulministerin eine engere Koope-
ration der beiden Ministerien verabredet
hat. Davon werden Schülerinnen und Schü-
ler und Lehrerinnen und Lehrer profitieren.
K
laus Kaiser,
Parlamentarischer
Staatssekretär im
Ministerium für
Kultur und Wis-
senschaft des Lan-
des Nordrhein-
Westfalen
Foto: MKW NRW
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TITEL
Alles auf
Anfang
Die Qualitätsanalyse in Nordrhein-Westfalen
hatte lange einen schlechten Ruf. Zu ober-
flächlich, zu weltfremd, zu praxisfern. Nach ei-
ner Neuausrichtung scheint dieses Instrument
auf einem guten Weg. Vielerorts sind positive
Stimmen zu hören. Unser Autor Frank Görgens,
selbst Schulleiter an einer Gesamtschule,
berichtet von seinen Eindrücken.
Ganz nah dran:
Die weiterentwickelte
Qualitätsanalyse soll
zu einem zentralen
Element der Schul-
und Unterrichtsent-
wicklung werden.
Foto: Hanna/Fotolia
TITEL
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lehrer nrw
W
W
as war sie für ein Schreckgespenst,
die nordrhein-westfälische Quali-
tsanalyse (kurz: QA). Angst und
S
chrecken hat sie verbreitet. Von unnahbaren,
bisweilen arroganten, angsteinflößenden Prü-
fern wurde vielerorts berichtet. Von Menschen,
die nicht grüßend auf einem Campinghocker
wenige Minuten im Unterricht verbrachten,
aber schlussendlich den kompletten Unterricht
durchschaut und bewertet hatten. Es wäre gut,
wenn sie endgültig vorbei wäre, die Zeit, in der
die QA-Ankündigung in den Schulen des Lan-
des hektische Betriebsamkeit auslöste.
QA – was ist das?
Die Qualitätsanalyse gewinnt durch die stan-
dardisierten Verfahren und Instrumente Er-
kenntnisse zu folgenden Fragen:
Wie lehren die Lehrkräfte, wie lernen die
Schülerinnen und Schüler?
Wie leben und arbeiten die schulischen
Gruppen miteinander?
Wie führt die Schulleitung die Schule?
Wie wirken die Gruppen zusammen,
u
m die Schule zu entwickeln?
Die Qualitätsanalyse gibt der Schule eine
Rückmeldung. Sie stellt die Ergebnisse der
Auswertungen dar und setzt Impulse, wie die
Schule sich weiterentwickeln kann. Dabei
sind das Qualitätstableau und der Referenz-
rahmen Schulqualität NRW der inhaltliche
Bezugsrahmen für die Analyse. Diese wurden
nun im August 2017 nochmals stärker auf-
einander bezogen.
Neuausrichtung
Die Qualitätsanalyse unterstützt seit 2013
deutlich stärker die Schulen in ihrer Schul-
und Unterrichtsentwicklung. Sie setzt dabei
auf Partizipation und Kooperation in der
Zusammenarbeit zwischen Schulen, Quali-
tätsanalyse, Schulaufsicht und Fortbil-
dung, so die Internetseite des MSB.
Das Verfahren der Qualitätsanalyse be-
steht aus einer Vorphase und einer Haupt-
p
hase. Die Vorphase
(
siehe Grafik 1)
d
ient
der Vorbereitung der Hauptphase. Die
Schulen erhalten alle nötigen Informatio-
nen über die Abläufe, Verfahren und In-
strumente. Im Abstimmungsgespräch ent-
scheiden die schulischen Gruppen, welche
schuleigenen Themen und Fragen für sie
in der Qualitätsanalyse wichtig sind. Das
QA-Team und die Schulen treffen Abspra-
chen über den weiteren Ablauf der Analy-
se.
In der Hauptphase
(siehe Grafik 2)
sind
der Schulbesuch und der Rückmeldepro-
zess die zentralen Elemente. Durch die
schulischen Dokumente bereitet sich
Grafik 1 Grafik 2
von FRANK GÖRGENS
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TITEL
WEITERE INFOS
1. www.schulministerium.nrw.de/
d
ocs/Schulentwicklung/Qualitaets-
analyse/Download/index.html
2
.
w
ww.schulministerium.nrw.de/
docs/Schulentwicklung/Referenz-
rahmen-Schulqualitaet-NRW/
i
ndex.html
das QA-Team auf den Schulbesuch vor. Die
Zahl der einzureichenden Dokumente wurde
von 21 auf vier reduziert.
Während des Schulbesuchs finden Unter-
richtsbeobachtungen und Interviews mit den
schulischen Gruppen statt. Das QA-Team gibt
d
er Leitung und den Lehrkräften am Ende der
Besuchstage eine erste mündliche Rückmel-
dung. Die Schule erhält danach einen aus-
führlichen Qualitätsbericht, der als Grundlage
für innerschulische Entwicklungsarbeit dient.
In einem Erläuterungsgespräch kann die
Schule gemeinsam mit dem QA-Team Fragen
zum Bericht klären. Dieses Angebot ist ein
neues Element der Qualitätsanalyse.
Schulen gestalten mit
Über die Beteiligung der schulischen Grup-
pen im Abstimmungsgespräch (Vorphase)
können die Schulen ihre Themen und Fragen
in die Qualitätsanalyse einbringen. Die Schu-
len gestalten ihr ‘eigenes’ Prüftableau mit
und entscheiden mit über den Zeitraum des
Besuches in der Hauptphase. Grundlage für
die Festlegung des schulspezifischen Prüf-
tableaus ist das Qualitätstableau NRW. Un-
terschieden wird im Qualitätstableau zwi-
s
chen verpflichtenden und ergänzenden Kri-
terien
(siehe Grafik 3)
.
Die Qualitätsanalyse wurde zweimal neu
ausgerichtet. 2013 in einem ersten Schritt
und im Herbst 2015 in einem zweiten
Schritt. Diese Neuausrichtung wurde mit der
Einführung des neuen Qualitätstableaus im
August 2017 abgeschlossen. Sie ist mittler-
weile in der Fläche angekommen, und vieler-
orts sind positive Stimmen zu hören.
Erste Praxiserfahrungen
Ich selbst habe gerade in meiner Funktion
als Schulleiter einer aufbauenden Gesamt-
schule im vierten Jahr erstmals die Quali-
tätsanalyse in unserem jungen Haus erleben
können. Und es stimmt: Professionell, zuge-
wandt und freundlich in der Ansprache, of-
fen mit transparenten Leistungsanforderun-
gen agierten die Repräsentanten des Dezer-
nates 4Q. Als Schule erhielten wir wichtige,
verständliche und gute Hinweise zu den
Stärken und den Handlungsfeldern unserer
Schule. Vielmehr kann man von einer exter-
nen Evaluation nicht erwarten.
F
rank Görgens
i
st stellv. Vorsitzender des
l
ehrer nrw
E-Mail:
goergens.frank@gmx.de
Grafik 3: Qualitätstableau NRW
VON PROF. DR. THOMAS RETZMANN
Schulfach
Wirtschaft
– eine neue Chance für die ökonomische Bildung?
In einer globalen Welt,
in der ein Smartphone genügt, um
jederzeit und überall mit Menschen in
Kontakt zu treten, Waren zu kaufen
oder zu verkaufen, Informationen zu er-
halten oder weiterzugeben, Verträge
abzuschließen oder aufzulösen, ist öko-
nomische Bildung wichtiger denn je.
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Bewältigung ökonomisch geprägter
Lebenssituationen
1967 trug sich der damalige Direktor des Max-Planck-
Instituts für Bildungsforschung in Berlin, Saul B. Robin-
sohn, mit der Schrift ‘Bildungsreform als Revision des
Curriculums’ in das Geschichtsbuch der Pädagogik
ein. Er kritisierte den tradierten Bildungskanon und for-
derte inhaltliche Reformen. Erziehung solle zur Bewälti-
gung von Lebenssituationen befähigen. Gelehrt wer-
den solle, was im Gefüge der Wissenschaften bedeut-
sam, für das Weltverstehen notwendig und in Verwen-
dungssituationen des privaten und öffentlichen Le-
bens nützlich sei. Weil die Lebenssituationen sich stän-
dig wandelten, bedürften die zu lernenden Inhalte der
permanenten Aktualisierung. Über das schulische Cur-
riculum solle auf der Grundlage wissenschaftlicher
Studien ein gesellschaftlicher Konsens erzielt werden.
Die Wirtschaftsdidaktiker griffen dieses Ansinnen
auf. Sie arbeiteten es seit den 1970er Jahren immer
weiter aus, so dass man heute einen bereits lange
Foto: fgnopporn/Fotolia
währenden Konsens konstatieren kann: Ökonomische Bil-
dung soll – unter anderem – zur Bewältigung ökonomisch
geprägter Lebenssituationen befähigen. Infolge der Be-
ständigkeit des Wandels werden inzwischen – statt passge-
nauer Qualifikationen – wissensbasierte, transferfähige
Fachkompetenzen gefordert, die in variablen Lebenssitua-
tionen genutzt werden können, um bestimmte Probleme zu
lösen.
Ökonomische Bildung als Allgemeinbildung
Ökonomische Bildung galt nicht allein wegen ihrer Nütz-
lichkeit als wertvoll. Das wäre als Legitimationsbasis auch
gar nicht ausreichend, denn Bildung soll, so der Allgemein-
didaktiker Wolfgang Klafki (1963, S. 43), der doppelseitigen
Erschließung von Mensch und Wirklichkeit dienen.
Dem Individuum solle die Welt erschlossen werden. Dies-
bezüglich resümiert der Bildungswissenschaftler Volker La-
denthin (2006, S. 45), dass man die Welt ohne Berücksichti-
gung der ökonomischen Dimension »nicht angemessen er-
fassen« könne. Ökonomische Bildung sollte daher die Orien-
tierung in der wirtschaftlichen Wirklichkeit fördern, indem
die Einnahme einer ökonomischen Sichtweise auf die Welt
gelernt wird. Indem die ökonomische Perspektive neben an-
dere Perspektiven auf die Welt tritt, erweitert sie den geisti-
gen Horizont der Schülerinnen und Schüler.
Gleichzeitig solle Bildung den Menschen für diese, seine
Wirklichkeit erschließen. Dementsprechend sollten alle He-
ranwachsenden zur aktiven Teilnahme am Wirtschaftsle-
ben befähigt werden. In pluralen Gegenwartsgesellschaf-
ten bieten sich auch in wirtschaftlicher und beruflicher Hin-
sicht vielfältige Optionen und Entwicklungsperspektiven.
Sie zu ergreifen, stellt entsprechende Anforderungen an je-
den Einzelnen. Informelle Lernprozesse en passant genügen
nicht, um die Kompetenzen zu erwerben, die für die ökono-
mische Inklusion – einschließlich der Inklusion in die Ar-
beitswelt – nötig sind. Ökonomische Kompetenzen seien –
so der Bildungsforscher Olaf Köller (2012, S. 8) – für die beruf-
liche und gesellschaftliche Teilhabe nicht weniger bedeut-
sam als mathematisch-naturwissenschaftliche Kompeten-
zen.
Schon ausgangs der 1960er Jahre kam für Klafki (1970, S.
11, 13) in der ‘Hinführung zur Wirtschafts- und Arbeitswelt’ ei-
ne »wichtige Perspektive der modernen Welt zum Ausdruck
…, die heute und in der voraussehbaren Zukunft für alle jun-
gen Menschen wichtig ist und über die die Schule folglich
aufklären müßte«. Die ökonomische (und technische) Bil-
dung sei »eine durchgehende Aufgabe grundlegender Bil-
dung«, die nicht auf die Sekundarstufe I »eingeengt« werden
könne, dort aber »ihr größtes Gewicht« habe.
Wirtschaften gilt als eine anthropologische Grundkon-
stante und damit als eine unhintergehbare Bedingung
menschlichen Daseins. Ladenthin (2006, S. 45) schlussfolgert:
»Wenn Wirtschaft eine Leitfrage unserer Existenz ist, dann
kann man diese Leitfrage nicht soziologisch, politisch oder
historisch beantworten – sondern eben nur wirtschaftlich«.
Ökonomie gehöre in den Bildungsprozess, weil sie zum
Menschen gehöre und der Bildungsprozess den Menschen
in seiner ‘Totalität’ anspreche und nicht bloß sein schön-
geistiges Bruchstück: »Aber nicht alles, was bildungsrele-
v
ant ist, findet in der Schule statt«.
Ein neues Fach im etablierten Fächerkanon
Fächer sind »Ordnungsschemata für die sozial geregelte
Aneignung von Wissen« (Bracht 1993, S. 578). Durch ihre zeit-
liche Ordnung bieten sie Möglichkeiten der Sequenzierung
des Lernens. Durch ihre sachliche Ordnung ermöglichen sie
die qualitative Graduierung der Anforderungen bis hin zu
wissenschaftspropädeutischer Arbeit (vgl. Tenorth 1999,
S. 193).
Hopmann/Riquarts (1999, S. 7) konstatieren, dass es in
Schule und Gesellschaft nur wenige Institutionalisierungen
gebe, die über gut zwei Jahrhunderte hinweg so stabil und
unveränderlich geblieben seien, wie die Einteilung des
Schulkanons in Schulfächer. Hat eine Disziplin einmal den
Status eines Schulfaches erreicht, so ist dieser Status stabil,
selbst wenn sich die Welt so radikal ändert, wie dies in den
vergangenen zwei Jahrhunderten der Fall war.
Umgekehrt bedeutet dies allerdings wohl auch, dass es
eben deshalb für alle übrigen Fachgebiete besonders
schwer ist, den Status eines Schulfachs zu erlangen; aus
dem schlichten Grund, dass sie nicht bereits ein Schulfach
sind – eine bemerkenswerte normative Kraft des Faktischen.
Die Argumente für das Fach Wirtschaft sind für Hurrel-
mann (2013, S. 10) jedoch »so stark, wie man es sich nur wün-
schen kann.« Das Fach repräsentiere »einen existenziell
wichtigen Aspekt der heutigen Lebenswelt«. Man könne im
Alltag praktisch keine Entscheidung ohne wirtschaftliche
Implikationen treffen. Es sei »nicht nachvollziehbar, warum
ausgerechnet dieses Fach nicht im Fächerkanon vertreten
sein sollte«.
Das Fach im Auf- und Gegenwind
Die Ökonomische Bildung ist seit einigen Jahren im Auf-
wind. Baden-Württemberg führte das Pflichtfach Wirt-
schaft/Berufs- und Studienorientierung ein, Rheinland-Pfalz
das Wahlpflichtfach Wirtschaft und Verwaltung an der Re-
alschule plus. Nun wird also auch die nordrhein-westfäli-
sche Landesregierung das Schulfach Wirtschaft an allen
weiterführenden Schulen etablieren; der Wortlaut des Koali-
tionsvertrages lässt offen, ob als Pflicht- oder Wahlpflicht-
fach. Medienberichten zufolge ist wohl von einem Pflicht-
fach auszugehen. Es soll auf Erfahrungen aus Nordrhein-
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Westfalen und anderen Bundesländern zurückgegrif-
fen werden.
Teil dieser Erfahrungen ist die wechselhafte Ge-
schichte der ökonomischen Bildung, die alle Facetten
aufweist von Aufbau bis Rückbau, von Fortschritt bis
Rückschlag – auch und vielleicht gerade in Nordrhein-
Westfalen. Je mehr Rückenwind sie bekam, desto
schärfer wehte auch der Gegenwind.
Es liegt noch nicht lange zurück, dass Realschulen im
Land das Pflichtfach Wirtschaft oder das Wahlpflicht-
fach Ökonomie im Rahmen des Modellversuchs Wirt-
schaft an Realschulen probeweise einführten. Während
sich vor Ort Eigeninitiative und Kreativität curricular ent-
falteten, startete eine bundesweite Kampagne gegen
das Fach – mit Gravitationszentrum in Nordrhein-West-
falen. Mit der Einstellung des Modellversuchs erlahmte
die Kampagne zusehends, um unmittelbar nach Be-
kanntwerden des Koalitionsvertrages im bekannten, po-
pulismusverdächtigen Stil revitalisiert zu werden.
Die in der Medienöffentlichkeit konfrontativ ausge-
tragene Debatte dürfte spätestens dann mit Macht er-
neut losbrechen, wenn die Stundentafel sowie die Ziele
und Inhalte des neuen Schulfachs bekannt werden.
Die Ministerin wird entscheiden müssen, ob sie diesem
Gegenwind die Stirn bieten will oder ob sie die Gegner
des Faches frühzeitig zur konstruktiven Mitarbeit ein-
lädt. Für letztgenanntes bedarf es freilich der Koopera-
tionsbereitschaft und Konsensfähigkeit der zur Partizi-
pation Eingeladenen.
Schon Robinsohn wurde vorgehalten, dass er zu kon-
sensoptimistisch sei. Der Realität näher komme der Di-
daktiker Erich Weniger, der Lehrpläne als das »Ergeb-
nis des Kampfes gesellschaftlicher Mächte« ansah
(1971, S. 22). Diese Feststellung kann auch heute noch
als zutreffend angesehen werden und – nicht nur, aber
unter anderem – am Beispiel der ökonomischen Bil-
dung illustriert werden. Vielleicht muss die Schulminis-
terin diesen Kampf auch einfach gegen die zu erwar-
tenden Widerstände ausfechten.
Einen Schritt vor und
w
ieder einen zurück?
Berichten zufolge plante das Land bereits in den
1
970er Jahren die Einführung eines ökonomischen Fa-
ches. Lehramtsstudierenden habe man zum Studium
der Volkswirtschaftslehre geraten (Heuwinkel 2005,
S. 37). Für die zu erwartende Einführung in den Gymna-
sien würden Lehrkräfte benötigt. Mehrere Hochschul-
standorte richteten dafür wirtschaftsdidaktische Profes-
suren ein, die im Laufe der Zeit dann schleichend dezi-
miert wurden, weil das Schulfach wider Erwarten nicht
kam. Von den ursprünglich achtzehn Professorenstellen
waren 2001 noch neun übrig; Kürzungen in ähnlicher
Größenordnung betrafen das wissenschaftliche Perso-
nal (Cox 2002).
Wechselhaft ging es auch jüngst zu. 2009 rief das
CDU-geführte Schulministerium den Modellversuch
Wirtschaft an Realschulen aus. An siebzig – statt der ur-
sprünglich angedachten dreißig – Schulen wurde das
Fach erprobt. Kernlehrpläne wurden erarbeitet, Weiter-
bildungen organisiert usw. Obwohl die vom Ministeri-
um beauftragte Evaluation des Modellversuchs über-
ragend positive Ergebnisse zeitigte, entschied die neue
grüne Ministerin gegen das Fach. Die geleistete Ent-
wicklungsarbeit verpuffte weitgehend.
Dieser Ausriss aus den Erfahrungen von fünf Jahr-
zehnten nährt die Skepsis, dass die Etablierung des
Schulfachs Wirtschaft diesmal gelingt. Mal wurden An-
kündigungen nicht wahrgemacht, mal wurden Erfolge
auf einem Gebiet durch gegenläufige Bestrebungen
auf anderen Gebieten konterkariert. Oder das Rad wur-
de gänzlich zurückgedreht. Die bange Frage steht be-
reits im Raum: Wird es diesmal wieder so sein?
Es ist jedenfalls merkwürdig still darum geworden.
Der Satz wird derzeit viel kolportiert: »Nichts Genaues
weiß man nicht!« Das begünstigt Spekulationen.
Manch einer äußert schon die Befürchtung, dass die
Einführung des Faches gefährdet sei oder dass eine
womöglich anders gefärbte Nachfolgeregierung es oh-
nehin wieder rückabwickeln werde.
Ist ein parteiübergreifender
Konsens möglich?
Frontstellungen lassen generell die Unterschiede grö-
ßer erscheinen als die Gemeinsamkeiten. Inwieweit
Schein und Sein der Kontroverse um die ökonomische
Bildung tatsächlich auseinanderfallen, wurde bislang
noch nicht wissenschaftlich untersucht. Daher ist un-
klar, wie weit der inhaltliche Konsens der Kontrahen-
ten reicht und wie ausgeprägt der Dissens tatsächlich
ist.
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DER AUTOR
Prof. Dr. Thomas Retzmann,
Diplom-Handelslehrer, Wirt-
schaftsdidaktiker an der Univer-
sität Duisburg-Essen, Campus
Essen.
Vorsitzender des Vorstands
der Deutschen Gesellschaft für
Ökonomische Bildung (2009 bis
2013). Leiter der Sektion Finan-
zielle Bildung (2014 bis 2017).
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In diesem Zusammenhang bemerkenswert ist jedenfalls,
dass das neue Pflichtfach in Baden-Württemberg von einer
grün-roten Landesregierung beschlossen wurde, in Nord-
rhein-Westfalen dagegen von einer schwarz-gelben. Dies
darf wohl als ein Indiz dafür gewertet werden, dass ein par-
teiübergreifender Konsens über die Notwendigkeit eines ei-
genständigen Faches Wirtschaft grundsätzlich möglich ist.
Sollte man es in Nordrhein-Westfalen demnach nicht auf
d
en Versuch ankommen lassen, einen solchen parteiüber-
greifenden Konsens herbeizuführen?
Dieser stellte eine starke Legitimation der pädagogischen
Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer des Faches dar und wäre
für sie mutmaßlich von großem Wert. Von einer solchen le-
gitimatorischen Entlastung würden am Ende die Schülerin-
nen und Schüler profitieren, um derentwillen das Fach ein-
gerichtet wird.
Was 2013/2014 zum Ende des Modellversuchs Wirtschaft
an Realschulen geschah, hat viele Akteure frustriert. Alle
dürften dieses Schlusskapitel vor Augen haben, wenn sie für
das neue Fach Mehrarbeit leisten sollen. Eine gewisse Zu-
rückhaltung und eine abwartende Haltung wären nur zu
verständlich. Ein starkes Signal, wie es beispielsweise von je-
nem parteiübergreifenden Konsens ausginge, würde solche
Dämme brechen lassen und Energien freisetzen, weil unwi-
derruflich klar wäre, dass sich der Einsatz lohnen wird.
Die Evaluation des Modellversuchs ergab keine Hinweise
auf gravierende, gar unlösbare Implementationsprobleme
oder Konfliktpotenziale in den Schulen. Im Gegenteil: Die
Zustimmung aller Anspruchsgruppen war enorm hoch und
gefestigt. Wenn der Konflikt also nicht von außen in die
Schulen hineingetragen wird, wenn den Schulen die Ge-
wissheit gegeben und den Lehrerinnen und Lehrern der Rü-
cken gestärkt wird, darf man gewiss sein, dass dort gute pä-
dagogische Arbeit geleistet werden wird.
Das Fach braucht gute Rahmenbedingungen
Die junge Generation hat die bestmögliche ökonomische
Bildung verdient, die wir ihr bieten können, damit sie in die
Lage versetzt wird, ihr Leben in ökonomischer Hinsicht
selbstbestimmt, kompetent und verantwortlich zu gestalten.
Die Einführung des Faches Wirtschaft ist dafür ein notwen-
diger Schritt. Notwendig, aber nicht hinreichend. Weitere
politische Weichenstellungen sind erforderlich.
Es wird eine Bildungsinfrastruktur gebraucht, wie sie für
etablierte Fächer selbstverständlich ist. Das Fach Wirtschaft
braucht nicht mehr als andere Fächer, verträgt aber auch
nicht weniger.
Dazu gehört eine facheinschlägige Lehrerbildung. Quali-
tät in der schulischen Bildung ist nur durch Professionalität
der Lehrenden zu erlangen. Das belegen viele wissenschaft-
liche Studien. Die Landesregierung muss die Hochschulen
auffordern, grundständige Studiengänge einzurichten. Bis
der erste Absolvent an den Schulen ankommt, vergehen al-
lerdings Jahre. Die Zwischenzeit muss mit wissenschaftli-
cher Weiterbildung überbrückt werden. Das ist kein vollwer-
tiger Ersatz, dafür aber kurzfristig wirksam. Die Einstellung
qualifizierter Quereinsteiger, die zudem Praxiserfahrungen
vorweisen können, ist eine weitere Option.
Mit der Ausarbeitung von Kernlehrplänen sollte schleu-
n
igst begonnen werden. Diese sollten anspruchsvolle Kompe-
tenzziele und horizonterweiternde Inhalte vorsehen, die auch
zur ökonomischen Verbraucherbildung beitragen und im Be-
sonderen zur finanziellen Bildung. Sie sollten den fachspezifi-
schen Beitrag zur Orientierung in der Berufs- und Arbeitswelt
präzisieren und die Option unternehmerischer Selbstständig-
keit nicht unerwähnt lassen. Besonderer Wert sollte gelegt
werden auf eine in toto ausgewogene Berücksichtigung ver-
schiedener legitimer Interessen, zum Beispiel von Konsumen-
ten und Produzenten, Arbeitnehmern und Arbeitgebern.
Der Koalitionsvertrag sieht die Einführung des Faches an
allen weiterführenden Schulen vor. Das ist gegenüber dem
Modellversuch Wirtschaft an Realschulen ein bedeutsamer
Unterschied, der viele Anschlussfragen aufwirft, zum Bei-
spiel wie sich die ökonomische Bildung in der Sekundarstu-
fe II des Gymnasiums etwa im Hinblick auf die Wissen-
schaftsorientierung von derjenigen in den Schulen der Se-
kundarstufe I abheben soll.
Zeitgleich mit dem Start des Unterrichts im Fach Wirt-
schaft könnten Längsschnittuntersuchungen starten, um
wissenschaftliche Erkenntnisse über die erzielten Lernerfol-
ge zu erlangen.
Davor steht allerdings die politische Tat.
LITERATUR
Bracht, U. (1993): Fach – Fächerkanon. In: Lenzen, D. [Hg.]: Pädagogi-
sche Grundbegriffe. Band 1. Reinbek bei Hamburg, S. 579-588
Cox, H. (2002): Nordrhein-Westfalen im Defizit. Welchen Beitrag zur
Lehrerausbildung können die Universitäten heute noch leisten?
In: Der Arbeitgeber, 54. Jg., Heft 1, Berlin, S. 18-21
Hurrelmann, K. (2013): Im Interview: Das Fach Wirtschaft
wird kommen. In: lehrer nrw. Ausgabe 5, 57. Jg., S. 10-12
Klafki, W. (1970) [Hg.]: Unterrichtsbeispiele der Hinführung
zur Wirtschafts- und Arbeitswelt. Düsseldorf
Köller, O. (2012): Vorwort. In: G. Seeber/Th. Retzmann/ B. Remmele /
H.-C. Jongebloed: Bildungsstandards der ökonomischen
Allgemeinbildung. Schwalbach/Ts., S. 7-8
Ladenthin, V. (2006): Die Ökonomie muss als Teil des schulischen
Bildungsauftrags neu interpretiert werden. In: Orientierungen
zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, H. 107, S. 41-46
Tenorth, H.-E. (1999): Unterrichtsfächer – Möglichkeit, Rahmen und
Grenze. In: I. F. Goodson/ S. Hopmann / K. Riquarts (1999): Das
Schulfach als Handlungsrahmen. Vergleichende Untersuchung
zur Geschichte und Funktion der Schulfächer. Köln, S. 191-207
Weniger, E. (1971): Didaktik als Bildungslehre. Teil 1 : Theorie der
Bildungsinhalte und des Lehrplans. 9. Aufl. Weinheim
19
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lehrer nrw
SCHULE & POLITIK
»Ist noch eine ‘Vier’
in Mathe drin?«
Wenn man sich so umhört, stellt der Januar Lehrer immer
vor besondere Herausforderungen. Vor allem, wenn sie in
den zehnten Klassen unterrichten. Ein Praxisbericht.
S
chon kurz vor dem Pausenklingeln
stehen Schüler vor der Tür. Sie lächeln
lieblich, ihre Stimmen klingen sanft.
Auffällig ist die Häufung von Konjunktiven
in ihren Fragen: »Hätten Sie bitte kurz Zeit
für uns? Dürften wir mal mit Ihnen spre-
chen?« Immer nähern sie sich zu zweit dem
Schreibtisch des Lehrers. Es gibt kein Ent-
kommen.
Die Mission der Januar-Schreibtisch-Ste-
her ist die Aufklärung der Lehrerschaft. Kä-
men die Schüler nicht Pause für Pause,
könnte man als Pädagoge glatt vergessen,
dass es bald wieder die weißen Papierbögen
mit den Wörtern ‘gut, befriedigend’ etc.
gibt. Die Sätze, die einem dann entgegen-
schallen, haben allerdings keinen Konjunktiv
mehr: »Ich brauche eine Drei in Deutsch.«
Oder: »Eine Zwei in Englisch sieht besser
aus als eine Drei.« Oft ist auch zu hören:
»Ist noch eine Vier in Mathe drin? Ich hab
doch drei Tage vor den Ferien so gut mitge-
arbeitet.«
»Geht auch noch
von Vier auf Zwei?«
Auch bei Lehrern schwindet ja mit zuneh-
mendem Alter die Merkfähigkeit. Da ist es
gut, wenn man an ein paar einfache Wahr-
heiten erinnert wird: »Wissen Sie nicht, wie
wichtig Noten sind? Das ist ein Bewerbungs-
zeugnis. Es geht um die Qualifikation.« Die
Bereitschaft, in den kommenden zehn Tagen
die Note schnell durch ein Referat zu verbes-
sern (»Geht auch noch von Vier auf Zwei?«),
ist überwältigend. Wer will sich über derart
motivierte Schüler beklagen? Würden tat-
sächlich alle Referate gehalten, müsste der
Monat allerdings sechzig Tage haben.
Manchmal hilft es in den Unterlagen zu
kramen, um Zeit zu gewinnen. Bloß kein
Mitleid oder schlechtes Gewissen aufkom-
men lassen. Wo sind wir denn? In der Sams-
tags-Lotterie, wo allerdings nur die Zahlen
1,2 und 3 gezogen werden? In der Regel
murmelt man dann als Lehrer etwas von
»schwacher mündlicher Beteiligung, mittel-
mäßigen Texten, nicht erledigten Hausaufga-
ben.« Versucht zu erläutern, dass man im Ja-
nuar bzw. Februar noch gar keine ‘Quali’ ha-
ben kann, sondern erst im Sommer. Wenn ei-
nem gar nichts mehr einfällt, kann man es
m
it gespielter Lockerheit probieren: »Du hast
doch sicher einen Ausgleich in einem ande-
ren Fach!« Oder: »Du hast doch schon lange
den Vertrag für einen Ausbildungsplatz in der
Tasche. Da spielen die Noten jetzt sowieso
keine Rolle mehr
Schocken Sie Ihre Schüler
Es lohnt sich auch, im Januar immer ein altes
(eigenes!) Zeugnis in der Tasche zu haben,
am besten mit einigen Fünfen. Ich hab es
mal ausprobiert. Den Schülern stand das Ent-
setzen ins Gesicht geschrieben: »Was? Mit
solchen Noten sind Sie Lehrerin geworden?
Wie geht das denn?« Schon hat man für Ab-
lenkung gesorgt und muss sich nicht zur
Schönheit von Noten auf Zeugnissen äußern.
Kurz bevor die Glocke den Beginn der
nächsten Stunde einläutet, entschwinden die
Schüler. Man will ja nicht unhöflich sein und
hinterherrufen: »Bleibt doch hier, ihr habt
jetzt bei mir Unterricht!« Denn das Duo hat
sich schon zu den Kollegen aufgemacht, um
einen Vortrag darüber zu halten, dass ein
‘Gut’ besser als ein ‘Befriedigend’ aussieht.
Das Argument, dass mit dem kürzeren Wort
auch Druckertinte oder Toner auf den Zeug-
nissen gespart werden könnte, hat allerdings
noch nie einer gebracht. Schade eigentlich.
Für so einen originellen Einfall müsste es
dann wirklich die bessere Note geben.
Karen Landau
Foto: jbgrafik/Fotolia
Wenn Schüler zu lieblich lächelnden
Unschuldsengeln mutieren,
ist Januar,
und die Halbjahreszeugnisse stehen vor der Tür.
Individuelle Förderung, Diagnostik und Differenzierung
werden seit Jahren gefordert. In der Praxis sind sie jedoch
noch nicht in ausreichendem Maße angekommen, sagt der
Schulpädagoge und Fachdidaktiker Dr. Frank Haß in einem
Interview mit dem Klett-Themendienst.
Melissas Familie unterhält sich zu
Hause auf Türkisch. Paul wächst zwei-
sprachig spanisch-deutsch auf. Johns
Vater ist Amerikaner, Franziska hat
eine Legasthenie. Alle diese Kinder
sitzen in der 5. Klasse einer x-beliebi-
gen Schule im Englischunterricht.
Werden Lehramtsanwärter auf diese
Heterogenität vorbereitet?
DR. FRANK HA
DR. FRANK HA
ß
ß
:
: Zumindest nicht aus-
reichend. Gerade Lehramtsanwärter für das
Gymnasium erwarten häufig relativ homo-
gene Klassen mit fleißigen und engagierten
Schülern. Die Erwartung einer idealen Welt,
die zumindest während der universitären
Ausbildung noch viel zu oft so vorgegaukelt
wird. Die jungen Kolleginnen und Kollegen
erleben dann häufig einen ‘Praxisschock’,
wenn sie mit den realen schulischen Gege-
benheiten konfrontiert werden, und sind
mit der Bandbreite der Kinder völlig über-
fordert.
Dabei sind Melissa, Paul, John und
Franziska leistungsstark. Sie starten
nur mit unterschiedlichen Vorausset-
zungen…
HA
HA
ß
ß
:
: Ja schon, aber um ihr Potenzial auch
wirklich entfalten zu können, brauchen sie
eben eine individuelle Betreuung. Und ge-
nau darauf werden angehende Lehrerinnen
und Lehrer eben nicht ausreichend vorbe-
reitet. Den pädagogischen Disziplinen wird
im Lehramtsstudium in Relation zu den
lehrer nrw ·
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CHULE & POLITIK
Differenziert unterrichten:
Was passiert im Kopf des
Heterogenität, auch in Bezug auf Sprache und Herkunft
der Schüler, ist in vielen Klassen längst Alltag. Nach Einschät-
zung des Schulpädagogen und Fachdidaktikers Dr. Frank Haß
sind viele Lehrkräfte darauf nicht ausreichend vorbereitet.
fachwissenschaftlichen meines Erachtens
noch immer zu wenig Raum zugebilligt.
Dies betrifft auch und besonders die Fach-
didaktik, die eine Mittlerrolle zwischen
Schulpädagogik, allgemeiner Pädagogik
und pädagogischer Psychologie auf der ei-
nen Seite und Fachwissenschaften auf der
anderen Seite einnehmen könnte und ein-
nehmen sollte. Lehrer sein bedeutet heute
eben zunehmend, Pädagoge zu sein. Es
reicht nicht aus, sein Fach zu beherrschen.
Dabei gehört Individualisierung und
Differenzierung des Lernens an den
Schulen seit Jahren zu den Themen
bildungspolitischer Diskussionen…
HA
HA
ß
ß
:
: Es klingt sicher hart, aber das, was
in Festtagsreden gerne als Realität darge-
stellt wird, ist in vielen Fällen wohl eher
noch Vision. Um nicht falsch verstanden
zu werden, es gibt unendlich viele enga-
gierte Kolleginnen und Kollegen und
e
benso viele Schulen, die sich seit langer
Zeit bemühen, der zunehmenden Vielfalt
ihrer Schülerinnen und Schüler gerecht zu
werden. Allerdings können sie das immer
nur innerhalb des ihnen zugebilligten Rah-
mens tun. Und um gewisse Unterrichts-
entwicklungen vorantreiben zu können,
braucht es neben dem politisch bekunde-
ten Willen eben auch entsprechende Rah-
menbedingungen, die nicht immer kosten-
neutral zu haben sind. Und hier gibt es
noch eine Menge Spielraum nach oben…
In Ihren Publikationen und Vorträ-
gen spielt das Thema ‘heterogene
Lerngruppen’ eine große Rolle. Wie
leiten Sie Lehrerinnen und Lehrer
an, differenziert zu unterrichten?
HA
HA
ß
ß
:
: Großen Wert lege ich auf die Unter-
scheidung von ‘differenzierend’ und ‘diffe-
renziert’. Wenn ein Lehrer oder eine Lehre-
rin Schüler entsprechend ihrer vermeintli-
chen Leistungsfähigkeit ‘clustert’, dann
unterschiedliche Arbeits-
blätter verteilt und die
Schüler diese Arbeits-
blätter abarbeiten lässt,
dann läuft dieses Vorge-
hen häufig bereits unter ‘Differenzierung’,
ist aus meiner Sicht aber einfach nur
schlechter Unterricht. Unterricht ist zual-
lererst ein soziales und kommunikatives
Ereignis, und das sollte auch so bleiben.
Übrigens darf gerade im Fremdsprachen-
unterricht die Rolle des Lehrers als Kom-
munikationspartner und auch als Vorbild
keineswegs unterschätzt werden. Wenn
deutlich wird, dass Lerner im gemeinsa-
men Unterricht unter- oder überfordert
sind, dann müssen Methoden differenzier-
ten Unterrichts ansetzen. Differenzierung
darf nicht zum Selbstzweck verkommen,
sondern muss immer konkret indiziert
sein.
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lehrer nrw
Lernenden?
Foto: Jasmin Merdan/Fotolia
Können Sie ein Beispiel für differen-
ziertes Lehren beschreiben?
HA
HA
ß
ß
:
: Nehmen wir einmal als Beispiel das
Entwickeln der Fertigkeit, hörverstehend den
Sinn eines Textes zu erfassen. Ich bemerke
als Lehrender im Unterricht, dass das einige
Schüler ganz gut, einige besonders gut und
wieder andere weniger gut können. Häufig
werden die Schüler nun – mit der Begrün-
dung, differenzierend zu unterrichten – Leis-
tungsgruppen zugeteilt; die Gruppen erhal-
ten vermeintlich leistungsgerechte Aufga-
ben. Die Schüler, die weniger gut abge-
schnitten haben, so der Glaube, würden nun
durch das vielmalige Anhören weiterer Hör-
texte besser. Häufig tritt der gewünschte Er-
folg nicht ein. Der Grund ist der, dass die
wahre Ursache des unterdurchschnittlichen
Leistens nicht erkannt wurde und folglich
auch nicht beseitigt werden kann. Wir müs-
sen die hinter den Leistungsdefiziten liegen-
den Lernschwierigkeiten ausmachen. So
kann es sein, dass Melissa mit dem Thema
nichts anfangen konnte, Paul fehlte der nöti-
ge thematische Wortschatz, Franziska hatte
aufgrund häuslicher Probleme einfach kei-
nen Bock auf Englisch, und John hat ein ge-
nerell eingeschränktes Hörvermögen, was
übrigens heute ein bei Kindern und Jugendli-
chen zunehmendes Phänomen zu sein
scheint. Die vier Kinder haben also ganz in-
dividuelle Probleme und brauchen demzufol-
ge individuelle Unterstützung. Einfach mehr
Hörtexte zu trainieren, bringt hier gar nichts.
Das setzt voraus, dass eine Lehrkraft
diagnostizieren kann…
HA
HA
ß
ß
:
: Ja, die allgemeinen und fachspezifi-
schen Lernvoraussetzungen der Schüler rich-
tig einschätzen zu können, ist eine Kern-
kompetenz des Lehrberufs. Weiterhin ist
wichtig zu wissen, welche mentalen Vorgän-
ge notwendig sind, um eine von mir gestell-
te Aufgabe zu erfüllen. Für den Fremdspra-
chenlehrer zum Beispiel sind hierfür fundier-
te Kenntnisse der Psychologie wie auch der
Psycholinguistik unumgänglich. Salopp for-
muliert: Nur wenn ich sehr genau weiß, was
im Kopf meines Schülers passieren muss, um
die Aufgabe zu erledigen, und wenn ich dazu
noch weiß, welche individuellen Lerndisposi-
tionen dabei hinderlich sein könnten, kann
ich diesem Schüler individuell bei der Über-
windung von Lernschwierigkeiten helfen und
i
hn damit letztendlich bei der Erreichung des
Lernziels unterstützen. Dies wäre dann übri-
gens echte Individualisierung.
Es könnte sein, dass Lehrkräfte, die
das lesen, aufstöhnen: »Das nicht auch
noch!«
HA
HA
ß
ß
:
: Ja, das ist gut möglich und auch ver-
ständlich. Ich wesehr wohl, auch aus meiner
eigenen Unterrichtspraxis, dass die Rahmenbe-
dingungen für schulisches Lehren und Lernen
nicht immer optimal sind. Aber es geht auch
gar nicht darum, von jetzt auf gleich Schule
und Unterricht zu revolutionieren. In erster Li-
nie geht es einmal um einen Perspektivwech-
sel. Ich verstehe Lehren in erster Linie als Initi-
ieren und Begleiten von Lernen; nicht als Ver-
mittlung von ‘Lernstoff’. Diese stärkere Orien-
tierung am Schüler, am Lerner ist das Wesentli-
che. Dann muss jede Lehrerin und jeder Lehrer
entscheiden, inwieweit eine Veränderung des
eigenen Lehrstilstig und inwieweit sie/er
bereit und/ oder fähig ist, anders zu lehren.
Entscheidend ist zuvörderst die Haltung.
Nehmen wir an, die Haltung einer
Lehrkraft entspricht dem. Wie kann
eine zeitgemäße Fremdsprachendi-
daktik ihren Unterricht unterstützen?
HA
HA
ß
ß
:
: Das Schlüsselwort heißt kompetenz-
orientiert unterrichten. Der Kern dabei: Die
Lerner sollen befähigt werden, in einer frem-
den Sprache lebensweltliche Situationen zu
bewältigen. In der neuen Generation von
Lehrwerken geht es deshalb zum Beispiel um
Situationen wie Einkaufen, Frühstücken, ins
Kino oder Restaurant gehen etc. Rund um
diese Situationen lernen die Schüler auch
Grammatik und Vokabeln und sind anschlie-
ßend in der Lage, diese situationsgerecht an-
zuwenden. Und, Stichwort ‘Individualisie-
rung’, jeder so korrekt und komplex, wie das
bei seinen individuellen Lernvoraussetzungen
eben möglich ist.
ZUR PERSON
Dr. Frank Haß arbeitete bis 2004 als Lehrer,
Ausbilder und Fachberater. Von 2004 bis
2010 war er an der Universität Leipzig am
Zentrum für Lehrerbildung und Schulfor-
schung tätig. 2010 machte er sich mit den
Bereichen Lehrerausbildung und Lehrerfort-
bildung selbstständig und baute das Institut
für Angewandte Didaktik auf. Er entwickelt
und gibt Lehr- und Lernmittel primär für den
Englischunterricht heraus und berät Schulen
und Institutionen. Er ist Herausgeber der
Lehrwerke Blue Line, Orange Line und Red
Line.
www.angewandte-didaktik.de
Um ihr Potenzial wirklich entfalten zu nnen, benötigen Schüler eine individuelle Betreu-
ung. Dazu braucht es allerdings entsprechende Rahmenbedingungen. Hier gibt es noch viel Luft nach oben…
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CHULE & POLITIK
Foto: Mila Supynska/Fotolia
dbb Jahrestagung 2018
K
K
ölns Oberbürgermeisterin Henriette
Reker rief gleich zu Beginn in ihrem
Grußwort dazu auf, die Digitalisie-
rung der Bildung an den Schulen voranzu-
treiben, sie mit Breitbandnetzen und der
notwendigen Hard- und Software auszu-
statten. Die Kreidezeit in den Klassenzim-
mern müsse vorbei sein. Dazu bedürfe es
auch gut ausgebildeter Lehrerinnen und
Lehrer und entsprechend gestalteter Lehr-
pläne und Curricula.
Pakt für Digitalisierung
Der im Herbst vergangenen Jahres neu
gewählte dbb Bundesvorsitzende Ulrich
Silberbach rief in seiner Grundsatzrede im
Sinne einer Modernisierung des öffentli-
chen Dienstes zu einem Pakt für Digitalisie-
rung auf. Damit meint er eine sichere, ganz-
heitliche digitale Strategie, die das Zusam-
menspiel von Bund, Ländern und Gemein-
den sicherstellt.
Eindeutig tritt Silberbach für das Berufs-
beamtentum ein, mit allen Konsequenzen,
auch für das Streikverbot. Das Tarifeinheits-
gesetz, das in Teilen vom Bundesverfas-
sungsgericht als nicht verfassungsgemäß
erachtet wurde, bleibe ein zentraler An-
griffspunkt. Es untergrabe die gewerk-
schaftliche Handlungsfähigkeit und müsse
daher nicht nachgebessert, sondern ersatz-
los gestrichen werden.
Besoldungswettbewerb
beenden
Für die Zukunft von Bedeutung wäre auch,
den desaströsen Besoldungswettbewerb
unter den Ländern zu beenden. Dazu sei es
wichtig, dass die Beamten an den Besol-
dungssteigerungen teilhaben und nicht
durch die Willkür der Dienstherren von rea-
len Zuwächsen ausgeschlossen werden.
Staatssekretär Hans-Georg Engelke, der
Innenminister Thomas de Maizière vertrat,
betonte ebenfalls die Notwendigkeit eines
Berufsbeamtentums. Das werde gerade in
diesen Zeiten deutlich. Politisch sei die La-
ge offen, aber das Land sei stabil. Der Öf-
fentliche Dienst sei eine Bank! Damit das in
Zukunft so bleibt, nannte er drei wichtige
Aspekte:
1. Der öffentliche Dienst muss präsent sein,
wenn man ihn braucht. Kurzfristig erreich-
bar, mobil, flexibel, digital vernetzt.
2. Der öffentliche Dienst muss gut sein. Zu-
verlässig, gewissenhaft, verantwortungs-
voll, unaufgeregt, geräuschlos, freundlich
und gleichzeitig hart in der Sache.
3. Der öffentliche Dienst muss motiviert sein.
Das ist nicht nur eine Frage des
Geldes, aber die Bezahlung muss stim-
men. Er wird sich für die Übertragung des
Verhandlungsergebnisses der Tarifrunde
auf den Beamtenbereich einsetzen.
Land stockt
Pensionsfonds auf
Der Vertreter der Landesregierung, Finanzmi-
nister Lutz Lienenkämper, überbrachte
schließlich eine überaus gute Nachricht: die
deutliche Aufstockung (rund 680 Millionen
Euro) des Pensionsfonds des Landes. Damit
sind die Maßnahmen zur Deckelung der fi-
nanziellen Vorsorge der alten Landesregie-
rung rückgängig gemacht worden. Für 2017
war keine Zuführung geplant und ab 2018
lediglich 200 Millionen pro Jahr, anstelle von
ursprünglich vorgesehenen 1,3 Milliarden
Euro. Damit hat die neue Landesregierung
einen wichtigen Beitrag für die nachhaltige
Finanzierung des Pensionsfonds geleistet.
von ULRICH BRAMBACH
Ulrich Brambach
ist Schatzmeister
des
lehrer nrw
E-Mail:
info@lehrernrw.de
Hauptthema der dbb-Jahrestagung im Januar in Köln war
die Notwendigkeit des Ausbaus der Digitalisierung an den
Schulen. Und Finanzminister Lutz Lienenkämper brachte
gute Nachrichten mit.
dbb Jahrestagung 2018
dbb-Bundesvorsitzender
Ulrich Silberbach rief vor den
Delegierten in Köln zu einem
Pakt für Digitalisierung auf.
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lehrer nrw
Foto: DBB NRW
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Die
lehrer nrw
-MasterCard Gold
Immer mehr
lehrer nrw
-Mitglieder nutzen für sich und ihre Angehörigen
die bewährte Verbandskreditkarte. Die Vorteile sprechen für sich.
Gebührenfreie
lehrer nrw
MasterCard Gold
Keine Jahresgebühr – dauerhaft
Keine Auslandseinsatzgebühr –
weltweit
Keine Gebühr für Bargeldabhebungen –
1,73 Prozent Zinsen p. M. für den Zeit-
raum Abhebung – Rechnungsausgleich,
aber auch ohne Auslandseinsatzgebühr
Keine Gebühren für Ersatzkarte, Ersatz-
PIN, Kartensperrung, postalische Rech-
nungszusendung
Jederzeit kündbar – kostenlos
Partnerkarten– Lebenspartner, Ehepart-
ner, Kinder, Eltern – über ein anderes
Girokonto zu den gleichen Konditionen
wie die Mitgliedskarte
Inkludierte
Reiseversicherungen
für zu mindestens fünfzig Prozent mit
der Karte bezahlte Reisen
Reiseausfall, Reiserücktritt, Reiserück-
transport, Verspätungen Reisekranken-
versicherung, Reiseunfallversicherung
Reisediebstahlversicherung
Günstige Rabatte
Bis zu vierzig Prozent bei
Neuwagenkauf für 34 Marken
Fünf Prozent Rückvergütung bei Mietwa-
gen über ein Partner-Mietwagenportal
und bis zu zwanzig Prozent bei Alamo
in USA/Kanada
Fünf Prozent Reisegutschrift mit Best-
preisgarantie über ein Partner-Reiseportal
WEITERE INFOS
Keine Zusatzgebühr mehr bei privaten Kreditkarten
Seit dem 9. Januar 2018 ist das ‘Surcharging’, also ein Zuschlag bei Bezahlung mit ei-
ner Kreditkarte, von der EU untersagt. Zahlungen per Kreditkarte sollen für Verbrau-
cher günstiger und sicherer werden. Gemäß einer Payment Service Directive (PSD II)
der EU sollen Bezahlungen mit privaten Kreditkarten günstiger werden.
Lufthansa, wie auch wahrscheinlich andere Fluggesellschaften, setzt die neue Richt-
linie für Online- und Kreditkarten-Zahlungen nun um. Seit dem 9. Januar 2018 entfällt
daher die bislang bei Kreditkarten-Zahlungen für LH-Flüge fällige Optional Payment
Charge (OPC). Allerdings gilt dieser Gebühren-Wegfall bei der Lufthansa nicht für alle
Kreditkarten-Typen, sondern nur für innerhalb der EU ausgegebene, privat genutzte
Kreditkarten. Die Mastercard Gold Verbandskreditkarte gehört dazu.
lehrer nrw
-Mit-
glieder werden also bei Bezahlung von LH-Flügen mit der Mastercard Gold Verbands-
kreditkarte keinen Zuschlag mehr zahlen müssen.
Die Direktive der EU gilt selbstverständlich auch für andere Händler/Unternehmen.
Keiner in der EU darf künftig für private Kreditkarten einen Zuschlag nehmen. So wer-
den auch die TUI wie auch Thomas Cook komplett für alle Kreditkarten-Typen auf ei-
nen Aufschlag verzichten. Somit wird die Bezahlung mit der Mastercard Gold Ver-
bandskreditkarte noch günstiger.
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SCHULE & POLITIK
Auf das ‘Wie’
kommt es an
Wie Sie als Lehrer aus der Praxis wissen, entscheidet vielmehr
das ‘Wie’ als das ‘Was’ über den Erfolg des Unterrichts. Oder an-
ders ausgedrückt: Welcher Lehrer möchte nicht, dass seine Inhal-
te bei dem Schüler wirklich ankommen? Worauf es ankommt, er-
klärt die Sprech- und Kommunikationstrainerin Karin Punitzer,
die für
lehrer nrw
regelmäßig Rhetorik-Seminare anbietet.
W
W
ie wesentlich es ist, die eigenen
rhetorischen Kompetenzen immer
wieder weiter zu entwickeln, zeigt
nicht zuletzt eine amerikanische Statistik, laut
der im Durchschnitt zwanzig Prozent der In-
formation bei Ihren Hörern ankommen
(vgl.
Vera F. Birkenbihl, Rhetorik-Redetraining für
jeden Anlass)
. Da wir uns als Lehrende also
nicht alleine auf den Inhalt und die Sachebe-
ne verlassen können oder wollen, kommt der
Beziehungsebene in der Vermittlung der Lern-
inhalte eine zentrale Rolle zu.
Darüber hinaus, wenn eine Diskrepanz
zwischen Sach- und Beziehungsebene be-
steht, reagiert der Rezipient vorrangig auf die
Beziehungsebene. Oder anders ausgedrückt:
Sie loben einen Schüler mit strengem Tonfall.
Was wird bei dem Schüler verstärkt hängen
bleiben, das Lob oder die ‘interpretierte’ Bot-
schaft? Darum beschäftigen wir uns im
Grundlagenseminar nicht zuletzt auch mit
Stimmklang und Körpersprache und kombi-
nieren diese mit der passenden Wortwahl.
Dabei überprüfen Sie eingeschliffene Ge-
wohnheiten auf ihren Sinn und erweitern Ihr
Ausdrucksspektrum. Dadurch gewinnen Sie
auch Sicherheit im Umgang mit unerwarte-
ten oder schwierigen Gesprächssituationen.
Hierbei sind kleine Schritte große Erfolge!
Die Wiederholung und das Erleben des Er-
worbenen in unterschiedlichen Situationen
sorgen dafür, dass die Skills selbstverständ-
lich abgerufen werden können. Daher
macht es Sinn, mehrere Seminare in Ab-
ständen zu besuchen, um weitere rhetori-
sche Kompetenzen zu vertiefen.
Im ersten Teil des Grundlagenseminars
widmen wir uns somit einer ökonomischen
Sprechatmung, die Voraussetzung für einen
guten Informationsfluss und eine varian-
tenreiche Stimmmodulation ist. Gekonnte
Pausensetzungen und Betonungen stärken
weiter Ihren Ausdruck. Mit bewusster Ges-
tik, Mimik und Haltung vertiefen Sie die
rhetorische Botschaft, lösen Antipathien
auf, gewinnen an Glaubwürdigkeit und Prä-
senz im Unterrichtsalltag. Rhetorische Ar-
gumentationstechniken ergänzen im zwei-
ten Teil des Grundlagenseminars Ihre
sprachlichen Kompetenzen, damit Sie auf
Störungen im Unterrichtsalltag oder in Dis-
kussionsrunden passend intervenieren kön-
nen.
Wenn die Aufmerksamkeit in der Klasse – nun ja – zu wünschen
übrig lässt, dann könnte das auch am vielleicht nicht ganz so ausgepräg-
ten rhetorischen Talent der Lehrkraft liegen. Dem lässt sich mit entspre-
chenden Seminaren abhelfen.
DIE AUTORIN
Karin Punitzer ist erfolgreiche Sprech-
und Kommunikationstrainerin, Sprecherin
und Schauspielerin. Sie ist Lehrbeauftrag-
te an der internationalen Filmschule FAS
Cologne und Mitglied im dvct – deut-
schen verband für coaching & training
e.v.
Weitere Angebote sind für das
kommende Schuljahr in Planung.
Foto: biker3/Fotolia
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CHULE & POLITIK
Wende in der Inklusionsdebatte
Vom 20. bis 24. Februar findet in Hannover die didacta 2018
statt. Ein Schwerpunkt auf der Bildungsmesse ist das The-
ma ‘Inklusion’. Über negative und positive Entwicklungen
ein Interview mit dem Bildungsexperten Michael Felten.
Z
Z
u schnell, zu radikal, zu ideologisch –
die Art, wie Inklusion an deutschen
Schulen umgesetzt wird, gefährdet das
Wohl vieler Kinder. Dieser Meinung ist Gym-
nasiallehrer und Autor Michael Felten. Im In-
terview plädiert er für eine ehrlichere Debatte.
Herr Felten, was läuft falsch bei
der Umsetzung der Inklusion?
MICHAEL FELTEN:
MICHAEL FELTEN: Das Ganze geht aus
von der UN-Behindertenrechtskonvention, die
dafür plädiert, allen Kindern das Recht auf
Bildung im allgemeinen Schulsystem zu ge-
währleisten. In Deutschland ist von Teilen des
pädagogischen Diskurses daraus gemacht
worden: Alle Kinder mit Beeinträchtigungen
haben in Zukunft das Recht, an jeder Schul-
form unterrichtet zu werden. Was letztlich,
wenn man es praktisch betrachtet, entweder
eine extrem teure Lösung bedeuten würde
oder massive Beeinträchtigungen des Ler-
nens für alle Beteiligten. Die UNO hatte aber
primär diejenigen Länder im Auge, in denen
Kinder mit Behinderung bislang vom öffentli-
chen Schulsystem ausgeschlossen sind. Was
die UNO überhaupt nicht wollte, war, unser
hochentwickeltes Förderschulsystem einzu-
stampfen und dafür zu sorgen, dass sich in
Deutschland eine Einheitsschule entwickelt.
Wir haben es bei dieser überhasteten und
schlecht ausgestatteten Inklusion mit einer
Logik des Misslingens zu tun. Man findet ei-
nen schönen Begriff, ‘Gemeinsames Lernen’,
um das Empfinden von Unterschieden zu re-
duzieren. Tatsächlich wird dieses dadurch
aber verstärkt.
Welche Rolle sollen Förderschulen
künftig spielen?
FELTEN:
FELTEN: Unsere Förderschulen, in denen
die Lehrer kleine Gruppen betreuen und die
Kinder über längere Zeit kennen, haben bis-
her sehr gute Arbeit geleistet. Das ist durch
die Inklusionseuphorie der letzten Jahre arg
in den Hintergrund getreten. Die Förderschu-
le sollte auf jeden Fall erhalten bleiben, weil
sie den Kindern mit besonderen Entwick-
lungsstörungen – entweder in bestimmten
Phasen ihrer Schullaufbahn oder in manchen
Fällen auch während der ganzen Zeit – die
besseren Förderbedingungen bietet. Die
Übergänge zwischen Förderschulen und Re-
gelschulen müssten aber flexibler sein. Wir
müssen dual-inklusiv denken. Diesen Begriff
hat Otto Speck, emeritierter Sonderpädago-
ge der LMU München, geprägt. Es geht da-
rum, für jedes einzelne Kind festzustellen,
wo es optimal aufgehoben ist. Das ist für die
meisten Kinder die Regelschule. Und für
manche Kinder ist es eben, phasenweise
oder auch für die ganze Schulzeit, die Förder-
schule mit ihrer hochspezifischen Expertise.
Wie könnte gemeinsames Lernen an
Regelschulen aussehen?
FELTEN:
FELTEN: Man muss es einfach wörtlich neh-
men: Wo findet denn tatsächlich Gemeinsam-
ZUR PERSON
Michael Felten hat 35 Jahre lang an einem
Kölner Gymnasium Mathematik und Kunst
unterrichtet und lehrt an der Pädagogi-
schen Hochschule Heidelberg. 2017 veröf-
fentlichte er das Buch ‘Die Inklusionsfalle –
Wie eine gut gemeinte Idee unser Bildungs-
system ruiniert’ (Gütersloher Verlagshaus).
Foto: Marcus/Fotolia
Wende in der Inklusionsdebatte? 2
017 scheint etwas mehr
Behutsamkeit, Sorgfalt und Aufmerksamkeit in den Diskurs eingekehrt zu sein.
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SCHULE & POLITIK
k
eit statt? Zwei, drei Förderkinder in einer Re-
gelklasse, die erleben doch ganz oft: »Ich bin
ganz anders als die anderen!« In Bayern und
Baden-Württemberg gibt es so genannte
Partner- oder Außenklassen. Das sind Förder-
klassen in einem Schulverband, also etwa ei-
ner Real- oder Hauptschule, die eine Regel-
klasse als Partnerklasse haben. Sie feiern
nicht nur Feste miteinander, sondern haben
zum Beispiel auch gemeinsamen Sportunter-
richt. Sinnvoll scheint mir auch, Schwerpunkt-
schulen zu bilden, so wie es in Nordrhein-
Westfalen jetzt angestrebt wird. Das sind Re-
gelschulen, die personell und sächlich so gut
ausgestattet sind, dass man Kindern mit ver-
schiedenen Förderbedarfen wirklich gerecht
werden kann. Dort würden dann mehrere
Sonderpädagogen arbeiten, die alle sonder-
pädagogischen Fachrichtungen abdecken.
In Nordrhein-Westfalen will die neue
Landesregierung einen Gang zurück-
schalten und hat zum Beispiel die
Schließung von Förderschulen vorerst
gestoppt. Auch in Niedersachsen und
anderen Bundesländern fordern El-
tern und Politiker, die Entwicklung zu
verlangsamen. Sehen Sie einen bun-
desweiten Trend?
FELTEN:
FELTEN: Ich glaube, das Jahr 2017 hat so et-
was wie eine Wende in der Inklusionsdebatte
gebracht. Es ist deutlich geworden – sei es
durch Studien und andere Veröffentlichungen,
sei es durch die Debatten im Vorfeld der Land-
tagswahlen – dass es mit Wohlfühlfloskeln bei
diesem heiklen Thema nicht getan ist. In der
überregionalen Presse wurde kritischer als zu-
vor über die Inklusionspraxis berichtet, und in
der Fachpresse kommen verstärkt Experten zu
Wort, die davor warnen, übereilt, ohne ausrei-
chende Ressourcen und ohne gesicherte Stan-
dards vorzugehen. Ich glaube, dass jetzt eine
Phase begonnen hat, in der man etwas behut-
samer an diese Frage herangeht.
DAS THEMA ‘INKLUSION’ AUF DER DIDACTA 2018
Forum Bildung (Halle 12, Stand C45)
Mittwoch, 21. Februar 2018 | von 12:15 Uhr bis 13:15 Uhr
Wieviel schlechte Politik verträgt die Inklusion?
Inklusive Schule auf dem Weg zu echter Teilhabe
Prof. Dr. phil. Bernd Ahrbeck,
I
nternational Psychoanalytic University Berlin
Franz-Josef Meyer,
Landesvorsitzender des VBE Niedersachsen
Doris Schröder-Köpf,
Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe
des Landes Niedersachsen
Veranstalter: Verband Bildungsmedien e.V.
w
ww.didacta-hannover.de/veranstaltung/wieviel-schlechte-politik-vertraegt-
die-inklusion-inklusive-schule-auf-dem-weg-zu-echter-teilhabe/PAN/81634
Forum Unterrichtspraxis (Halle 12, Stand D46)
Freitag, 23. Februar 2018 | von 15:00 Uhr bis 16:00 Uhr
Gute Lehrer-Schüler-Beziehung, der Geheimcode
für Unterrichtserfolg – wie geht das eigentlich?
Michael Felten,
Lehrer und Publizist, freier Schulentwicklungsberater, Köln
Veranstalter: Verband Bildungsmedien e.V.
www.didacta-hannover.de/veranstaltung/gute-lehrer-schueler-beziehung-der-
geheimcode-fuer-unterrichtserfolg-wie-geht-das-eigentlich/VOR/81679
Forum Unterrichtspraxis (Halle 12, Stand D46)
Samstag, 24. Februar 2018 | von 12:00 Uhr bis 13:00 Uhr
Inklusion am Gymnasium –
eine besondere Herausforderung?
Jürgen Bock,
Koordinator für Inklusion, Otto-Hahn-Gymnasium Springe
Dr. Kerstin Prietzel,
Schulleiterin, Otto-Hahn-Gymnasium Springe
Veranstalter: Verband Bildungsmedien e.V.
www.didacta-hannover.de/veranstaltung/inklusion-am-gymnasium-
eine-besondere-herausforderung/VOR/81681
Forum Bildung (Halle 12, Stand C45)
Samstag, 24. Februar 2018 | von 12:15 Uhr bis 13:15 Uhr
Inklusion: Was läuft falsch?
Michael Felten,
Gymnasiallehrer für Mathematik und Kunst in Köln,
Lehrbeauftragter in der Lehrerausbildung an der PH Heidelberg,
Autor (zuletzt 2017: Die Inklusionsfalle)
Veranstalter: Verband Bildungsmedien e.V.
www.didacta-hannover.de/veranstaltung/inklusion-was-laeuft-falsch/VOR/81642
lehrer nrw ·
1/2018
28
FORTBILDUNGEN
Gedächtnistraining
und Gehirnaktivierung
Nach der großen Resonanz auf den Workshop der Gedächtnis-
trainerin Heike Loosen beim Mülheimer Kongress im November
hat
lehrer nrw
auf vielfachen Wunsch eine zusätzliche Fortbil-
dung ins Programm genommen. Es geht um hirngerechtes
Lehren und Lernen.
»Lernen ist nur dann trocken, lang-
weilig, frustrierend oder schwierig,
wenn die Arbeitsweise des Gehirns
nicht berücksichtigt wird.«
Vera F. Birkenbihl
L
L
ernen ist ein natürlicher Vorgang, den
alle Kinder von klein auf intuitiv be-
herrschen. Mit angeborener Neugier
erforscht das Kleinkind seine Welt. Es lernt
sitzen, krabbeln, laufen, sprechen, ohne da-
rin explizit unterwiesen zu werden oder sich
nach dem dritten Hinfallen entmutigen zu
lassen und zu denken, dass es zu dumm
zum Laufen wäre.
In dieser Fortbildung erfahren Sie, wie
Sie diese Lernfreude und Leichtigkeit bei
Ihren Schülern wieder hervorrufen und
wach halten können. Bestücken Sie Ihren
persönlichen Werkzeugkoffer mit Tools zu
den Themen:
Gedächtnistraining
Gehirnaktivierung
Gehirn in Bewegung
Aufmerksamkeit statt Konzentration
gehirngerechte Lerntechniken abseits
vom klassischen Pauken
Heike Loosen ist seit zwanzig Jahren Ex-
pertin für gehirngerechtes Lernen und Ar-
KURZINFO
‘Gedächtnistraining und Gehirn-
aktivierung für hirngerechtes
Lehren und Lernen’
Referentin:
Heike Loosen
(zertifizierte Gedächtnistrainerin)
Seminar-Nr.: 2018-0314
Ort: Intercity Hotel Düsseldorf
Graf-Adolf-Straße 81-87
40210 Düsseldorf
Termin: Mittwoch, 14. März 2018
Beginn: 9:00 Uhr, Ende: 16:00 Uhr
Kosten: 130 Euro für
lehrer nrw
-Mitglieder,
180 Euro für sonstige Teilnehmer
Anmeldung: bis 12. Februar 2018 unter
www.lehrernrw.de/fortbildungen
Für die Bewirtung mit Speisen und Geträn-
ken sorgt
lehrer nrw
. Die Übernahme von
Fortbildungskosten können die Teilnehmer
an ihren Schulen beantragen. Reisekosten
können Sie auf dem Dienstweg bei ihrer Be-
zirksregierung beantragen.
Gehirnaktivierung
Referentin Heike Loosen zeigt,
wie hirngerechtes Lehren und
Lernen funktioniert.
Foto: sdecoret/Fotolia
beiten. Die Diplom-Kauffrau ist zertifi-
zierte Gedächtnistrainerin und Mitglied
im Bundesverband Gedächtnistraining
e.V.
29
1/2018 ·
lehrer nrw
FORTBILDUNGEN
Seminar-
Nr.
Titel Thema
Wann Uhrzeit
Wo Referenten Kurzinhalt
Gebühr
Mitglied
Gebühr
Nicht-
mitglied
Anmelde-
schluss
2018-0314 Gedächtnistraining
und Gehirnaktivierung
für hirngerechtes
Lehren und Lernen
Arbeits-
organisation
und -techniken
Mittwoch
14.03.2018
9:00 bis
16:00 Uhr
Intercity Hotel
Düsseldorf
Graf-Adolf-Straße 81-87
40210 Düsseldorf
Heike
Loosen
In dieser Fortbildung erfahren Sie, wie Sie die
Lernfreude und Leichtigkeit bei Ihren Schülern
wieder hervorrufen und wachhalten können.
130
180
12.02.2018
2018-0321
Privat- und Ersatz-
schulen – Rechtliche
Besonderheiten
Rechtliche
Grundlagen
Mittwoch
21.03.2018
10:00 bis
16:00 Uhr
Ringhotel Drees
Hohe Straße 107
44139 Dortmund
Rolf Fischer
Sigrid
Austermann
Rechtsfragen und Besonderheiten rund
um den Dienst an Privat- und Ersatzschulen
100 150 14.02.2018
2018-0413 Recht im Schulalltag –
Speziell für Berufs-
anfängerinnen und
-anfänger
Fortbildungen
für
junge Lehrer
Freitag
13.04.2018
15:00 bis
18:00 Uhr
GDL Sitzungsraum
1. OG
Graf-Adolf-Straße 84
40210 Düsseldorf
Sven
Christoffer
Junge Kolleginnen und Kollegen sind mit Rechts-
fragen oft überfordert. Die Fortbildung beantwortet
die wichtigsten Fragen aus dem Schulalltag.
25
50
19.03.2018
2018-0419
Wege in den
Ruhestand
Rechtliche
Grundlagen
Donnerstag
19.04.2018
15:00 bis
18:00 Uhr
GDL Sitzungsraum
1. OG
Graf-Adolf-Straße 84
40210 Düsseldorf
Horst
Joosten,
Marianne
Herrmann
Beamtenversorgung und Altersteilzeit.
50
80
22.03.2018
2018-0423
Binnen-
differenzierung
Arbeits-
organisation
und -techniken
Montag
23.04.2018
9:00 bis
16:00 Uhr
Ringhotel Drees
Hohe Straße 107
44139 Dortmund
Dorthe
Leschnikowski-
Bordan
Professioneller Umgang mit den Herausforderungen
heterogener Klassen. Praktische Methoden bieten
die Möglichkeit, den eigenen Unterricht phasenweise
differenziert zu gestalten.
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180
19.03.2018
2018-0503
E-Mail für dich! –
Umgang mit der
Informationsflut
Arbeits-
organisation
und -techniken
Do. bis Fr.
03.05. bis
04.05.2018
14:00 bis
13:00 Uhr
dbb akademie
An der Herrenwiese 14
53639 Königswinter
N.N.
Die Flut von E-Mails in den Griff bekommen und
Aufgaben- und Terminplanung mit Outlook über-
sichtlich, nachvollziehbar und effizient gestalten.
90 140
23.03.2018
2018-0621
Rhetorik Aufbaukurs Arbeits-
organisation
und -techniken
Do. bis Fr.
21.06. bis
22.06.2018
14:00 bis
13:00 Uhr
dbb akademie
An der Herrenwiese 14
53639 Königswinter
Anette
Rüth
In diesem Seminar werden dialogische Gesprächssi-
tuationen des Schulalltags verstärkt in den Blick ge-
nommen. Neben rhetorischem Geschick wird auch ein
gutes Sensorium für Beziehungsgestaltung entwickelt.
100
150
17.05.2018
2018-0626
Lösungsorientierte
Beratung und
Gesprächsführung
Arbeits-
organisation
und -techniken
Di. bis Mi.
26.06. bis
27.06.2018
14:00 bis
13:00 Uhr
dbb akademie
An der Herrenwiese 14
53639 Königswinter
Ingvelde
Scholz
Was können Lehrkräfte und Beratungslehrer zu einem
guten Gespräch beitragen, und wie können sie Eltern
und Schüler bei anstehenden Frage- und Problem-
stellungen lösungsorientiert beraten.
90
140
18.05.2018
lehrer nrw ·
1/2018
30
SENIOREN
Führung durch den Chemiepark Marl
A
A
m 15. März 2018 besuchen die
lehrer
nrw
-Senioren den Chemiepark Marl.
Der Chemiepark Marl (ehemals Chemische
Werke Hüls AG) ist einer der größten Indus-
trieparks in Deutschland. Das Areal erstreckt
sich über eine Fläche von mehr als sechs
Quadratkilometer und bietet rund 10.000
Arbeitsplätze. Auf dem Gelände befinden
sich rund neunhundert Gebäude, etwa ein-
hundert Produktionsanlagen und drei Kraft-
werke.
Der Chemiepark Marl wird von Evonik be-
trieben und ist gleichzeitig der größte Pro-
duktionsstandort dieses weltweit führenden
Unternehmens der Spezialchemie. Neben
Evonik, ihren Tochtergesellschaften und Be-
teiligungen, sind zwölf weitere Unterneh-
men angesiedelt.
Die rund einhundert Produktionsanlagen
stehen in einem engen stofflichen und ener-
getischen Verbund und werden zum größten
Teil rund um die Uhr betrieben. Mehr als
vier Millionen Tonnen Produkte jährlich star-
ten von hier aus ihren Weg in die ganze
Welt.
Der Energiebedarf des Chemieparks Marl
wird durch die Erzeugung von Strom und
Dampf in Kraft-Wärme-Kopplung in zwei ei-
genen Gas- und einem Kohlekraftwerk ge-
deckt.
Insofern wartet auf die
lehrer nrw
-Senio-
ren eine spannende Führung. Die Teilnehmer
treffen sich um 10:30 Uhr am Informati-
onszentrum, Lipper Weg 235, 45772 Marl.
Dort erhalten sie zunächst Informationen
über die Entwicklung des Chemieparks von
den früher weltbekannten Chemischen
Werken Hüls bis heute. Anschließend geht
es per Bus auf eine Tour durch das Gelände
(Dauer rund eineinhalb Stunden). Danach
gibt es bei einem guten Mittagessen in ei-
nem netten Lokal Gelegenheit zum Aus-
tausch.
ANMELDUNG
Konrad Dahlmann, Tel.: 02534/3 47 oder
E-Mail: dahlmann@lehrernrw.de
Den eigenen PC ‘aufräumen’
Foto: Chemiepark Marl
In eigener Sache
W
W
ir bitten alle Kolleginnen und Kollegen,
die zum 1. Februar 2018 in Rente gehen
oder pensioniert werden, sich schnellstens zu
melden. So können Sie sicherstellen, dass so-
fort vom nächsten Quartal an der geringere
Mitgliedsbeitrag eingezogen wird und dass Sie
über Ihre E-Mail-Adresse künftig die Senioren-
Infobriefe und weitere Hinweise für Pensionäre
erhalten.
Senden Sie bitte ihre Mail-Adresse an die
Geschäftsstelle
(info@lehrernrw.de) und an
den Leiter des Referats Senioren
(dahlmann@lehrernrw.de).
W
W
ie man den eigenen PC auf-
räumt, sichert und beschleu-
nigt, erfahren Interessierte bei der IT-
Schulung für Senioren vom 28. Febru-
ar bis 2. März im Maritim Hotel Kö-
nigswinter. Die Teilnehmer können ei-
gene Laptops oder Computer
mitbringen (externe Festplatte zur
Datensicherung und einen USB-Stick
nicht vergessen). Sie lernen unter An-
leitung der Referentin Pia di Lauro,
wie man mit kostenloser Software
Fehler und überflüssige Dateien be-
seitigen und so den Rechner merkbar
beschleunigen kann. Auch zum The-
ma Datensicherung gibt es wertvolle
Tipps. In einem weiteren Teil werden
die Anwendungsmöglichkeiten des
Fotobearbeitungsprogramms ‘Gimp’
erarbeitet.
INFO & ANMELDUNG
www.lehrernrw.de/
fortbildungen/
fortbildungsuebersicht.html
D
er Chemiepark Marl
aus der Vogelperspektive.
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38
Lösungswort: Das sollte Kernfach an allen Schulen sein!
Waagerecht
1. Italienischer Fluss
6
. Possessivpronomen
8. Meeresfrucht
1
0. Artikel (frz.)
11. Philosoph
1
3. Strahlung
1
6. Gesangsgruppe
17. Dort
1
8. Faultier
19. Dattel (engl.)
2
0. Staat in Südamerika
21. Heiter
23. Fragewort
2
4. Angriffslustig
25. So! Ebenso! (lat.)
2
7. Ja (span.)
28. Volkstanz
3
1. Personalpronomen
32. Personalpronomen
33. Geliebte des Zeus
3
4. Reifen
36. Fluss
3
7. Frucht
39. Europäer
40. Schicksalsgöttinnen,
Töchter des Zeus
42. Unbestimmter Artikel
43. Mole
44. Vogelprodukt
45. Griechischer Buchstabe
46. Zehn (engl.)
47. Gebäck
Senkrecht
2. Musikstück
3
. Ausschank
4. Opfertisch
5
. Ab und ...
6. Auflösung, Zersetzung
7
. Schwung
9
. Sehenswürdigkeit in Stuttgart
12. Dreimännerherrschaft
1
3. Büromöbelstück
14. Frauenname
1
5. Zuckerveredelungsanlage
18. Flächenmaß
19. Heilverfahren d.
H
ochfrequenzströme
22. Abweichler
2
3 Himmelsrichtung
26. Personalpronomen
2
9. Spielkarte
30. Anerkennung
35. Lied
3
8. Brühe
41. Riss (engl.)
Das Lösungswort
des Kreuzwort-
rätsels in
lehrer nrw
7/2017,
Seite 31 lautet:
HETERO-
GENITÄT
Der nebenstehen-
den Grafik können
Sie die komplette
Auflösung des
Rätsels entneh-
men.
RÄTSELAUFLÖSUNGEN
Lösung in einem Quadrat: Das darf es an Schulen nicht geben!
L D T A S H
I T B
H I D E
L B
H
S D
A I E
E A I
I L B H A
D A
H
B L
S E
SUDOKU
HIRNJOGGING
31
1/2018 ·
lehrer nrw
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Informationen gibt es über die
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-Geschäftsstelle,
0211 /164 0971 info@lehrernrw.de
Die Mitglieder-
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2018 bis zum
15. Februar
2019.
Hinweis: Alle Fotos haben nur Symbolcharakter. Die Abbildungen sind nicht identisch mit den Artikeln,
die
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im Rahmen der Mitglieder-Werbeaktion als Gewinn auslobt.
* nur Vollzahler, keine Lehramtsanwärter oder Pensionäre
Fotos: PIXELIO/MEV/Fotolia