3Unter der Lupe
Ungeeigneter
Eignungstest?
15 Dossier
Schluss mit der
Bildungs-Deform
28 Recht§ausleger
Vom Geisterjahr-
gang und Schwer-
punktschulen
6Im Brennpunkt
Verhandlungssache
Übergang Schule – Beruf
Vielfältige
Möglichkeiten
Pädagogik & Hochschul Verlag . Graf-Adolf-Straße 84 . 40210 Düsseldorf · Foto: AdobeStock
1781 | Ausgabe 1/2022 | FEBRUAR | 66. Jahrgang
INHALT
lehrer nrw ·
1/2022
2
UNTER DER LUPE
Sven Christoffer:
Ungeeigneter Eignungstest? 3
MAGAZIN
Es hakt bei der ökonomischen Bildung 5
BRENNPUNKT
Sarah Wanders:
Verhandlungssache 6
JUNGE LEHRER NRW
Marcel Werner: Ohne Eltern
geht es nicht – zum zweiten 8
SERIE HAUPTSCHULEN
Hauptschule Kamen:
Hauptschule mit Anziehungskraft 10
TITEL
Inge Michels: Traumberufe
brauchen einen Realitäts-Check 12
DOSSIER
Schluss mit der Bildungs-Deform 15
BATTEL HILFT
Fallvignette 19
SCHULE & POLITIK
Christina Zschieschang: #Mach doch –
am Sozialen Tag 2022 20
dbb-Jahrestagung: ‘Einfach machen’ 22
FORTBILDUNGEN
Herr Rossi sucht das Glück 24
KOLUMNE
Neues Jahr, altes Pech? 26
SENIOREN
Die Schönheiten Ostfrieslands
IT-Schulung für Seniorinnen und Senioren
Besuch in Bielefeld
Exkursion zum Gasometer ausgebucht 27
RECHT§AUSLEGER
Sebastian Potschka: Vom Geister-
jahrgang und Schwerpunktschulen 28
ANGESPITZT
Jochen Smets: Kiffen gegen Corona 30
HIRNJOGGING
Aufgabe 1: Falsche Teekesselchen
Aufgabe 2: Hier ist Kreativität gefragt 31
IMPRESSUM
lehrer nrw
– G 1781 –
erscheint sieben Mal jährlich
als Zeitschrift des
‘lehrer nrw’
ISSN 2568-7751
Der Bezugspreis ist für
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‘lehrer nrw’
im Mitgliedsbeitrag enthal-
ten. Preis für Nichtmitglieder
im Jahresabonnement:
35,– inklusive Porto
Herausgeber und
Geschäftsstelle
lehrer nrw e.V.
Nordrhein-Westfalen,
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Redaktion
Sven Christoffer,
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Sarah Wanders,
Marcel Werner
Düsseldorf
Verlag und
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PÄDAGOGIK &
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vom 1. Oktober 2021
Zuschriften und
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Für unverlangt eingesandte
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währ übernommen werden.
Namentlich gekennzeichnete
Beiträge geben die Meinung
ihrer Verfasser wieder.
Ungeeigneter
Eignungstest?
Ist das Eignungsfeststellungsverfahren noch zeitgemäß?
Diese Frage stellt sich zwangsläufig, wenn in Zeiten drama-
tischen Schulleitermangels Kandidaten für Schulleitungsposten
in einem wenig realitätsnahen Testverfahren als ungeeignet ein-
gestuft werden, obwohl sie in der täglichen Praxis schon jahrelang
ihre Leitungskompetenz nachgewiesen haben.
A
Anfang Dezember hatten von den 4845 öf-
fentlichen Schulen in Nordrhein-Westfa-
len landesweit nur 90 Prozent eine Schul-
leitung. Schulministerin Yvonne Gebauer verwies
darauf, dass die Landesregierung größte Anstren-
gungen unternehme, um offene Stellen schnellst-
möglich zu besetzen. So hätten 2021 rund 500
Nachwuchskräfte an Verfahren zur Eignungsfest-
stellung teilgenommen. Dass ein nicht geringer
Teil dieser Nachwuchskräfte an der Hürde EFV
(Eignungsfeststellungsverfahren) scheitert, blieb
dabei unerwähnt.
Glänzend in der Praxis,
ungeeignet in der Simulation
Aufmerksam auf das EFV wurde ich durch zwei
Gespräche im Herbst 2020. Zunächst beklagte
sich ein Aufsichtsbeamter der Bezirksregierung
Düsseldorf bei mir darüber, dass das pandemiebe-
dingte Umstellen auf eintägige anstatt zweitägige
Prüfungsverfahren zu einer extremen Verdichtung
geführt habe, da zwar der
Prüfungszeitraum, nicht
jedoch die Inhalte gekürzt
worden seien. Einige Wo-
chen später erhielt ich einen
Anruf eines frustrierten Ver-
bandsmitgliedes, das an ei-
nem dieser eintägigen Prü-
fungsverfahren teilgenom-
men und nicht bestanden hatte. Er hatte zu die-
sem Zeitpunkt als Konrektor seine Schule schon
weit mehr als ein Jahr kommissarisch geleitet und
genoss aufgrund zahlreicher positiver Rückmel-
dungen großen Rückhalt sowohl im Kollegium als
auch in der Elternschaft. Aus seiner Sicht (die ich
sehr gut nachvollziehen konnte) war es wider-
sprüchlich und auch ein Stück weit demütigend,
dass man in der Praxis über einen langen Zeit-
raum bewiesen habe, dass man es könne, sich
3
1/2022 ·
lehrer nrw
UNTER DER LUPE
von SVEN CHRISTOFFER
Durchgefallen:
Das Eignungsfest-
stellungsverfahren
scheint auch vor
dem Hintergrund
des Schulleiterman-
gels nicht mehr
zeitgemäß.
Foto: AdobeStock/Erwin Wodicka
lehrer nrw ·
1/2022
4
nun aber bei der Simulation berufsrelevanter
Arbeitssituationen bescheinigen lassen müsse,
dass man ungeeignet sei, weil man beispielsweise
in der schriftlichen Übung ’Postkorb’ eine Reihe
von Mitteilungen und einen Terminkalender nicht
in der erwünschten Art und Weise bearbeitet ha-
be.
Schlechtere Ergebnisse
im Eintagesverfahren
Diese Gespräche haben mich dazu veranlasst, das
Ministerium darum zu bitten zu überprüfen, ob
die Umstellung auf Eintagesverfahren im Zeit-
raum Juni bis August 2020 zu signifikant schlech-
teren Ergebnissen geführt hätte. Im Dezember
2020 erhielt ich die Antwort, man habe stichpro-
benartig geprüft, es gäbe tatsächlich Abweichun-
gen von der Norm, diese seien jedoch marginal.
Exakt ein Jahr später bin ich dann in den Parla-
mentspapieren des Landtags auf die Antworten
der Landesregierung zu zwei Kleinen Anfragen
der Fraktion der SPD gestoßen, die die Auswirkun-
gen der pandemiebedingten Prüfungsbedingun-
gen auf die Ergebnisse des EFV im Jahr 2020 zum
Thema hatten. Die Landesregierung verwies er-
neut darauf, dass sich in den insgesamt zehn ein-
tägigen Verfahren bei der Durchfallquote keine
merklichen Veränderungen zeigen würden, muss-
te jedoch gleichzeitig einräumen, dass die ande-
ren Ergebniskategorien ’deutlichere Unterschiede
aufweisen’.
Ist das EFV tatsächlich
das Maß aller Dinge?
Unabhängig davon hat mich der Blick auf die
Zahlen für die Schuljahre 2016/2017 bis
2021/2022 erschrocken. Denn Voraussetzung für
die Bewerbung als Schulleiterin oder Schulleiter
ist die erfolgreiche Teilnahme am EFV. Als erfolg-
reich gilt die Teilnahme faktisch dann, wenn das
Ergebnis ’die Leistungen übertreffen die Anforde-
rungen’ oder ’die Leistungen übertreffen die An-
forderungen in besonderem Maße’ lautet. Durchs
Raster fallen also regelmäßig nicht nur diejeni-
gen, die nicht bestehen, sondern auch diejenigen,
die ’nur’ mit ’die Leistungen entsprechen die An-
forderungen’ abschließen. Das sind in den Schul-
jahren 2016/2017 bis 2021/2022 durchschnittlich
30,65 Prozent aller Teilnehmenden gewesen!
Sven Christoffer ist Vorsitzender des
lehrer nrw
sowie Vorsitzender des HPR Realschulen
E-Mail: christoffer@lehrernrw.de
Eintages-
verfahren
Nicht be-
standen
Die Leis-
tungen
entspre-
chen den
Anforde-
rungen
Die Leis-
tungen
übertref-
fen die
Anforde-
rungen
Die Leis-
tungen
übertref-
fen die
Anforde-
rungen in
besonde-
rem Maße
10 22,81 %
17,54 % 43,86 %
15,79 %
Ergebnisse der zehn eintägigen Eignungsfeststellungsverfahren im
Zeitraum 4. Juni 2020 bis 28. August 2020
Schuljahr
Nicht be-
standen
Die Leis-
tungen
entspre-
chen
den An-
forde-
rungen
Die Leis-
tungen
über-
treffen
die An-
forde-
rungen
Die Leis-
tungen
übertref-
fen die
Anforde-
rungen in
beson-
derem
Maße
2016/2017
17,03 %
14,24 % 40,87 %
27,86 %
2017/2018
21,20 %
11,33 % 40,72 %
26,75 %
2018/2019
15,74 %
11,38 % 45,76 %
27,12 %
2019/2020
20,00 %
15,29 % 41,18 %
23,53 %
2020/2021
20,70 %
11,68 % 42,42 %
25,20 %
2021/2022
15,43 %
9,88 % 41,98 %
32,72 %
Ergebnisse der Eignungsfeststellungsverfahren in den Schuljahren
2016/2017 bis 2021/2022
Die Zahlen hätten auch keine andere Interpretati-
on zugelassen. Für die betroffenen Kolleginnen
und Kollegen ist das eine mittelprächtige Kata-
strophe und die Aussicht, die Prüfung nach einem
Jahr wiederholen zu können, sicherlich nur ein
schwacher Trost.
Können wir uns solche Zahlen angesichts des
oben beschriebenen Schulleitungsmangels leis-
ten? Ich meine nein. Und ist es vorstellbar, dass
Menschen in einer künstlichen Laborsituation ver-
sagen und dennoch in der schulischen Praxis Lei-
tungskompetenz Tag für Tag unter Beweis stellen?
Ich meine ja. Deshalb habe ich mittlerweile auch
so meine Zweifel, ob das Eignungsfeststellungs-
verfahren das geeignete Instrument ist, um Eig-
nung zweifelsfrei festzustellen.
UNTER DER LUPE
MAGAZIN
5
1/2022 ·
lehrer nrw
Es hakt bei der
ökonomischen Bildung
D
Das Bündnis Ökonomische Bil-
dung Deutschland (BÖB) und
die Aktionsgemeinschaft Soziale
Marktwirtschaft (ASM) fordern
eine bessere Verankerung wirt-
schaftlicher Inhalte in den weiter-
führenden Schulen. Nach Auffas-
sung der beiden Organisationen
gefährden die bestehenden Defi-
zite in der Vermittlung ökonomi-
scher Zusammenhänge das Ver-
ständnis der Sozialen Marktwirt-
schaft – und damit der wirt-
schaftlichen und gesellschaftli-
chen Ordnung Deutschlands.
Die derzeitigen Defizite der öko-
nomischen Bildung in Deutsch-
land sind nach Einschätzung des
BÖB und der ASM vielfältig:
Jugendliche und Eltern in
Deutschland bestätigen in
Umfragen immer wieder,
dass Wirtschaft und Finan-
zen im Schulunterricht aus
ihrer Sicht zu wenig Raum
einnehmen.
Schulbuch-Analysen, unter
anderem vom Institut der
Deutschen Wirtschaft, sind
zu dem Ergebnis gekom-
men, dass ökonomische
Inhalte zwar in den Lehr-
plänen zu finden sind, da-
rüber aber kaum Grundkennt-
nisse vermittelt werden, die
zu einem ausgewogenen
Verständnis ökonomischer
Zusammenhänge führen.
Elf von sechzehn Bundes-
ländern erfüllen laut OeBiX-
Studie des Instituts für Öko-
nomische Bildung Olden-
burg im Auftrag der Floss-
bach von Storch Stiftung
nicht einmal fünfzig Pro-
zent der Anforderungen, die
man an ein Nebenfach stel-
len würde, das über drei
Schuljahre hinweg mit zwei
Wochenstunden unterrich-
tet wird.
Auch in der Lehrkräftebil-
dung bestehen sowohl hin-
sichtlich wirtschaftlicher
Anteile im Studium als auch
bei der Ausstattung mit
fachdidaktischen Professu-
ren große Defizite.
Das Bündnis Ökonomische Bil-
dung Deutschland und die Akti-
onsgemeinschaft Soziale Markt-
wirtschaft fordern im Einzelnen:
1. Ökonomische Bildung muss
für alle Schülerinnen und
Schüler in Deutschland in hin-
reichendem Umfang und ver-
pflichtend im Schulunterricht
verankert werden.
2. Wirtschaftslehrkräfte müssen
fachwissenschaftlich und
wirtschaftsdidaktisch qualifi-
ziert sein.
3. Schülerinnen und Schüler
sollen Bezüge zur Arbeitswelt
erleben können.
4. Deutschland braucht eine
nationale Strategie für
ökonomische Bildung.
Bei der ökono-
mischen Bildung
bestehen in Deutschland
gravierende Defizite,
mahnen BÖB
und ASM.
Foto: AdobeStock/VectorMine
lehrer nrw ·
1/2022
6
BRENNPUNKT
Der Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) sieht eine Reihe von finanziellen
Instrumenten zur Personalgewinnung und -bindung vor. Die Hauptpersonalräte haben hier
deutliche Verbesserungen für die Beschäftigten erreicht.
I
In der Vergangenheit erreichten den
Hauptpersonalrat Realschulen wie auch
den Geschäftsführenden Vorstand von
lehrer nrw
vermehrt Anfragen bezüglich der
Berücksichtigung sogenannter ‘förderlicher
Zeiten’ bei der Stufenzuordnung (§ 16 Abs.
2 S. 4 TV-L) bzw. der Gewährung von Zula-
gen (§ 16 Abs. 5 TV-L). Diese Vielzahl von
Anfragen und Beschwerden nahm unter
anderem der HPR Realschulen zum Anlass,
diese Problematik mit Vertreterinnen des
Schulministeriums (MSB) zu erörtern und
deutliche Verbesserungen für die Beschäf-
tigten zu erreichen.
Mehr Spielräume
bei der Einstufung
Der Arbeitgeber kann als freiwillige Leis-
tung ‘förderliche Zeiten’ für die Einstufung
anerkennen. Seit 2008 wurde dies im Lehr-
kräftebereich großzügig gehandhabt. Mit
Erlass vom 28. März 2014 wurde die Be-
rücksichtigung ‘förderlicher Zeiten’ auf we-
nige Beschäftigtengruppen beschränkt.
Bei befristet Beschäftigten und für das
sonstige (sozial)pädagogische Personal
58 SchulG) sah der Erlass die Möglichkeit
zur Anerkennung förderlicher Zeiten nicht
vor. Dieser Erlass ist mit Ablauf des 31. De-
zember 2019 wegen Zeitablaufs außer
Kraft getreten. Angesichts der mehr als kri-
tischen Personalsituation an Schulen stand
jedoch außer Frage, dass eine weitere An-
wendung der Regelungen dieses Erlasses
nicht sinnvoll und zielführend ist. Aus die-
sem Grund gelangte auch das NRW-Schul-
ministerium zur Erkenntnis, »künftig auf er-
messensleitende (und damit die Möglich-
keiten des TV L teilweise einschränkende)
Regelungen zu den Personalgewinnungs-
und -bindungsinstrumenten des § 16 Abs. 2
Satz 4 (förderliche Zeiten) und § 16 Abs. 5
TV-L (Zulagen) zu verzichten« (Erlass vom
3. November 2021). Somit können die per-
sonalverwaltenden Stellen die tarifvertragli-
chen Möglichkeiten ohne Einschränkung be-
züglich der Beschäftigtengruppen – immer
einzelfallbezogen – prüfen und die im TV-L
vorgesehenen Instrumente nutzen. Unab-
hängig davon ist nach wie vor der ’Zu-
schlagserlass’ für schwer zu versorgende
Schulen vom 11. Dezember 2019 gültig.
Flexibel auf die
Personallage reagieren
»Das bedeutet, dass die Anerkennung för-
derlicher beruflicher Vorerfahrungen und
damit die höhere Stufenzuordnung oder die
Zahlung einer Zulage bei jeder Neueinstel-
lung in ein befristetes oder unbefristetes
Tarifbeschäftigungsverhältnis möglich ist,
wenn die tarifvertraglichen Voraussetzun-
gen vorliegen. Diese Vorgehensweise stellt
von SARAH WANDERS
Verhandlungs-
sache
Ein neuer Erlass ermöglicht im
Einzelfall die Anwendung von
Personalbindungs- und Perso-
nalgewinnungsinstrumenten.
BRENNPUNKT
7
1/2022 ·
lehrer nrw
sicher, dass die personalverwaltenden Stel-
len im Rahmen der Rechtsanwendung flexi-
bel auf quantitative und auch qualitative
örtliche, schulform- oder fächerbezogene
Personalmangelsituationen oder auf Verän-
derungen des Arbeitsmarktes bzw. der Be-
werberlage reagieren können« (Erlass vom
3. November 2021).
Mit dieser Regelung erhofft sich das
MSB, dass die in vielen Fällen als ungerecht
empfundene Stufenfestsetzung, die auch
durch fehlende Anrechnungsmöglichkeiten
zu den oben genannten Beschwerden bei
den Personalräten geführt hat, in Zukunft
vermieden oder zumindest verbessert wer-
den kann.
Personalgewinnungs-
instrumente
Zulagen mit dem Zweck der Personalge-
winnung können bereits im Ausschrei-
bungstext zu einer Stelle avisiert werden.
Hierzu trifft die Schulleitung im Vorhinein
eine entsprechende Vereinbarung mit der
zuständigen Bezirksregierung. Auch nach
erfolgter Auswahl vor Vertragsunterzeich-
nung kann dieses Instrument noch ange-
wandt werden. In diesem Fall muss die
Schulleitung dies bei der Bezirksregierung
beantragen bzw. die Möglichkeiten prüfen
lassen.
Personalbindungs-
instrumente
Personalgewinnungsinstrumente können
auf ’Altfälle’, also Kolleginnen und Kolle-
gen, die sich bereits im Dienst befinden,
nicht angewandt werden, da diese Perso-
nengruppe ja bereits gewonnen wurde. In
diesen Fällen gibt es in ’besonders gelager-
ten Einzelfällen’ die Möglichkeit, eine Zula-
ge zur Personalbindung zu erhalten, immer
unter der Voraussetzung, dass die Tatbe-
standsvoraussetzungen der TV-L berück-
sichtigt werden. »Eine Zulagengewährung
zum Ausgleich einer empfundenen ’Unbil-
ligkeit’ der korrekten Stufenzuordnung wä-
re eine rechts- und zweckwidrige Anwen-
dung der Norm und kommt daher nicht in
Betracht (vgl. Kommentar Breier/Dassau
Rdn. 95.10)« (Erlass vom 3. November
2021). Das bedeutet laut Aussagen aus
dem MSB konkret: Das subjektive Empfin-
den, dass die Stufenzuordnung nicht richtig
sei, reicht nicht aus. Der feste Wille, eine an-
dere Stelle anzunehmen – sei es bei demsel-
ben Arbeitgeber oder einem anderen –,
muss klar erkennbar sein, zum Beispiel
durch eine Bewerbung. Inwieweit ein sol-
cher Vorstoß im Einzelfall von Erfolg gekrönt
sein wird, kann dennoch nicht mit Sicherheit
vorausgesagt werden.
Sie sehen: auch die Anerkennung förderli-
cher Zeiten sowie die Gewährung von Zula-
gen ist in einigen Fällen Verhandlungssache
– natürlich immer nur in dem Rahmen, der
vom TV-L gesetzt wird. Sollten Sie zu den
Personen gehören, die entweder von Perso-
nalgewinnungs- oder -bindungsinstrumen-
ten profitieren könnten, sprechen Sie bitte
rechtzeitig mit der Schulleitung, da diese
dann Gespräche mit den zuständigen Be-
zirksregierungen führen kann.
lehrer nrw
Mitglieder können natürlich auch im Vorfeld
immer unsere Rechtsabteilung kontaktieren
und sich beraten lassen.
Sarah Wanders ist stellv. Vorsitzende
des
lehrer nrw
E-Mail: wanders@lehrernrw.de
Foto: AdobeStock
lehrer nrw ·
1/2022
8
JUNGE LEHRER NRW
von MARCEL WERNER
Ohne Eltern geht es
nicht – zum zweiten.
In der letzten Ausgabe ging es an dieser Stelle um die Frage, wie mit klaren Regeln und
konsequenter Umsetzung ein funktionierender Schulbetrieb erreicht werden kann. Nach-
dem mich viele zustimmende, aber auch einige kritische Stimmen zu diesem Artikel er-
reicht haben, bin ich zu dem Entschluss gekommen, das Thema noch einmal aufzugreifen.
Z
Zunächst einmal vielen Dank für die
vielen Rückmeldungen, insbesondere
die kritischen. Hier fehlte es den
Kritikern in dem Artikel an einer Kultur des
Lobes, Anerkennung, gewaltfreier Kommu-
nikation oder Liebe. Mit einigen konnte ich
sogar ein persönliches Gespräch führen,
und ich denke, dass wir gar nicht so weit
auseinander sind. Dazu möchte ich Ihnen
kurz in Erinnerung rufen, wie unsere Ge-
wissensbildung funktioniert: In jungen Jah-
ren lernen Kinder spielerisch und durch die
Emotionen ihrer Eltern, was richtig und
falsch ist. Zum Beispiel bemalt das Kind
mit einem Stift die Wand, die Eltern reagie-
ren nicht erfreut darauf, und das Kind lernt
daraus: »Mit einem Stift die Wand bema-
len, nicht gut.« Ein anderes Beispiel: Das
Kind geht das erste Mal aufs Töpfchen, die
Folge sind glückliche Eltern, und das Kind
schließt daraus: »Pippi ins Töpfchen, gut.«
Keine Lust? Bei Schülern, die etwas
spezielle Vorstellungen der Unterrichtsge-
staltung haben, braucht es klare Regeln,
die allerdings auch konsequent umge-
setzt werden müssen.
Foto: AdobeStock/Antonioguillem
JUNGE LEHRER NRW
9
1/2022 ·
lehrer nrw
Marcel Werner ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft
junge
lehrer nrw
E-Mail: werner@lehrernrw.de
Lob und Tadel als
direkte Resonanz
Nun sind in unseren Haupt-, Real- und Ge-
samtschulen aber keine Kleinkinder in den
Klassen, sondern pubertierende Jugendli-
che. Diese müssten normalerweise Regeln
des sozialen Verhaltens nicht nur befolgen
können, sondern auch einsehen und beja-
hen können. Vor allem sollten sie die Fol-
gen des eigenen Verhaltens vorwegneh-
men können. Unsere Schülerinnen und
Schüler sollten aus eigenem Antrieb erken-
nen können, was Hilfsbereitschaft und Ge-
rechtigkeit bedeutet. Ich könnte Ihnen auf
Anhieb einige Schülerinnen und Schüler
auf meiner Schule benennen, deren selbst-
bestimmtes Verhalten noch nicht ausge-
reift ist. Der Schulleiter Michael Rudolph,
auf dessen Arbeit an einer Berliner Brenn-
punktschule ich mich in dem vorigen Arti-
kel beziehe, bietet hier einen Weg des di-
rekten und konsequenten Handelns, in
dem auch eine Kultur des Lobes ihren Platz
findet. Ähnlich wie bei dem Beispiel des
Kleinkindes, müssen unsere SchülerInnen
Lob und Tadel direkt erfahren, nur so kön-
nen sie kognitiv und emotional verstehen,
welche Folgen ihr Handeln hat.
Die Eltern ins Boot holen
In diesem Aspekt der Erziehung haben oft-
mals die Elternhäuser unserer Schützlinge
versagt, auch dies möchte ich Ihnen an
einer von vielen Beobachtungen erläutern:
Egal wie oft das Kind keine Hausaufgaben
hat, zu spät im Unterricht ist oder sich
schlichtweg einfach nicht an Regeln hal-
ten kann, eines haben diese Kinder alle
gemeinsam: Markenkleidung, Air Pods und
ein aktuelles Handymodell. Gleichwohl es
zu trivial ist, unser Erziehungsproblem ein-
zig und allein an den Eltern und an die-
sem Beispiel festzumachen, kann ich mich
noch sehr gut an meine Kindheit erinnern:
Durch anhaltendes Fehlverhalten wurde
meine technische Ausstattung definitiv
nicht besser. Ohne Eltern geht es nicht,
soll es aber auch nicht gehen. Die Schule
muss sie mit ins Boot holen, ihnen aber
auch aufzeigen, wo ihre Verantwortung
und besonders ihre Verpflichtung liegt.
Denn letztlich funktioniert es nur gemein-
sam, und in der Schule muss sich dringend
etwas ändern.
Lehrer müssen richtiges
Verhalten vorleben
Eine Schule ohne ein erziehungstechni-
sches Problem gibt es nicht. Ein solches
zu leugnen oder ständig über die Situati-
on zu nörgeln, macht es bloß bequem
und schafft die Flucht aus der Verantwor-
tung, welche wir als Pädagogen nun ein-
mal haben. Für eine Verbesserung muss
die einzelne Lehrperson aber auch bereit
sein, ihre persönliche pädagogische Ar-
beit zu reflektieren. Denn wir Lehrerinnen
und Lehrer können nur das von unseren
Schülern erwarten, was wir selbst vorle-
ben können. Ist das aber immer der Fall?
Auch hier ein persönliches Beispiel: Meine
Klasse, deren Eltern und ich einigten uns
darauf, dass zukünftig Schülerinnen und
Schüler, die verspätet im Unterricht er-
scheinen, am Folgetag eine Stunde früher
in die Schule kommen müssen. Dazu
musste ich allerdings erst einmal selbst
einsehen, dass ich auch nicht immer
pünktlich im Unterricht erschienen bin.
Was ich Ihnen damit sagen möchte, ist,
dass wir Lehrkräfte bereit sein müssen,
uns selbst kritisch zu reflektieren und mit
diesen Erkenntnissen gemeinsame Kon-
zepte entwickeln, die nicht in einer
Schublade verschwinden.
Wie Schule
gelingen kann
Abschließend lässt sich festhalten, dass
Schule nur gelingen kann, wenn die Schul-
gemeinschaft zusammenarbeitet und da-
raus ein auf die Gemeinschaft abgestimm-
tes gelebtes Konzept entsteht. Ich persön-
lich bevorzuge hierbei den direkten und
konsequenten Ansatz, sowohl im Lob als
auch im Tadel.
lehrer nrw ·
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10
Hauptschule
mit Anziehungskraft
Mit einem gelebten Leitbild, einer intensiven individuellen Förderung und einem preis-
gekrönten Berufsorientierungskonzept überzeugt die Hauptschule Kamen Eltern und Schüler.
Der Erfolg zeigt sich nicht nur in einer sehr guten Ausbildungsvermittlungsquote.
D
Dass die Hauptschule eine totgesagte
Schulform sein soll, kann Beatrix
Günnewig nicht bestätigen. Die Lei-
terin der Städtischen Hauptschule Kamen
stellt in den letzten Jahren vermehrt fest,
dass Eltern ihre Kinder bewusst dort anmel-
den. Es gibt gute Gründe für den Erfolg.
Über allem steht ein klares Leitbild, das
ebenso klar mit Leben gefüllt wird. Es lau-
tet: »Für das Leben stärken. Fachliche und
soziale Kompetenz vermitteln. Persönlichkeit
entwickeln. Verantwortung geben. Zur Be-
rufsfähigkeit führen.«
Praktikumsklasse ebnet
Wege in den Beruf
Gerade die Berufsorientierung ist eine be-
sondere Stärke der Hauptschule Kamen. Seit
fünf Jahren gibt es eine sogenannte Prakti-
kumsklasse in der zehnten Jahrgangsstufe.
Im zehnten Schuljahr öffnen sich damit zwei
Wege: Die Schülerinnen und Schüler können
entscheiden, ob sie den ’klassischen’ Weg
gehen und in der 10A, wie üblich, zwei vier-
zehntägige Praktika absolvieren oder ob sie
in die Praktikumsklasse 10P wechseln und
zusätzlich zu den beiden Blockpraktika ein-
mal wöchentlich in ihren Praktikumsbetrieb
gehen. Wer in die Praktikumsklasse möchte,
muss sich dafür mit einem Motivations-
schreiben bewerben, erklärt Beatrix Günne-
wig: »Eine Chance ist das vor allem für die
Schülerinnen und Schüler, die nicht die bes-
ten Schulnoten haben, als Flüchtlingskinder
zu uns gekommen sind oder sonderpädago-
gischen Unterstützungsbedarf haben. Sie
alle können ihrem zukünftigen Arbeitgeber
direkt beweisen, welches Potenzial in ihnen
steckt.« Nicht von ungefähr wurde diese Ini-
tiative 2018 mit dem Inklusionspreis des
Landes Nordrhein-Westfalen gewürdigt. Der
Erfolg zeigt sich aber nicht nur an dieser be-
merkenswerten Auszeichnung: Etwa sechzig
Prozent der Schülerinnen und Schüler haben
am Ende ihrer Hauptschulzeit einen Ausbil-
dungsvertrag in der Tasche, darunter viele,
die mit schlechter Prognose ihre Haupt-
schullaufbahn angetreten haben. Im schul-
eigenen Berufswahlorientierungsbüro (BOB)
bieten die Berufseinstiegsberater/innen Kim
Schlünder und Elke Geißler Unterstützung,
Rat und Hilfe rund um Praktika und Berufs-
wahl.
Schülerfirma
produziert Seife
In Zeiten des Fachkräftemangels ist dieses
Konzept auch für die Wirtschaft in und um
Kamen hochinteressant. Dementsprechend
pflegt die Hauptschule viele Kontakte und
Kooperationen zu Betrieben in der Region.
Das soziale Miteinander ist an der
Hauptschule Kamen sehr ausgeprägt. Dazu
tragen auch viele außerunterrichtliche Aktivitäten
bei, zum Beispiel Teambuilding-Seminare.
SERIE HAUPTSCHULEN
11
1/2022 ·
lehrer nrw
INFO
In Nordrhein-Westfalen gibt es (immer
noch) 175 Hauptschulen, rund 6300
Hauptschul-Lehrkräfte und über
52000 Hauptschüler. Und doch be-
wegt sich die Hauptschule in der öf-
fentlichen Wahrnehmung und beim
Image unter dem Radar. Aber gerade
in Zeiten, da Schlagworte wie Fach-
kräftemangel, individuelle Förderung
oder Integration die (schul-)politische
Diskussion prägen, kann die Haupt-
schule ihre Stärken ausspielen. Höchs-
te Zeit also, die vermeintlich vergesse-
ne Schulform wieder stärker ins öffent-
liche Bewusstsein zu rücken.
lehrer
nrw
tut dies mit einer Serie, in der wir
in loser Folge Hauptschulen vorstellen,
die mit innovativen Konzepten und gu-
ter Arbeit erfolgreich sind.
Fotos: Hauptschule Kamen
»Die Hauptschule ist ein kleines, familiäres
System, in dem Schüler nicht in der Masse
untergehen.« Beatrix Günnewig, Schulleiterin
Einblicke ins Berufsleben gibt es
nicht nur in Praktika, sondern auch in zwei
Schülerfirmen. In einer davon produzieren, ver-
markten und vertreiben die Schülerinnen und
Schüler eine Flüssigseife.
Einen Einstieg in das Thema Berufsorientie-
rung ermöglichen auch zwei Schülerfirmen.
Eine managt den Schulkiosk vollkommen
selbstständig – vom Ein- und Verkauf über
die Personalbesetzung bis zur allgemeinen
Organisation. Die zweite Schülerfirma pro-
duziert und vermarktet ein Kosmetikprodukt
– eine Flüssigseife, genauer gesagt. Mög-
lich macht das eine langjährige Zusammen-
arbeit mit der La mer Cosmetics AG aus
Cuxhaven mit Unterstützung der Kommen-
de-Stiftung beneVolens (Dortmund). La mer
liefert die Bestandteile des Produkts, die
Schülerfirma produziert daraus die Seife
und kümmert sich auch um Marketing,
Werbung und Verkauf. »So lernen die Schü-
lerinnen und Schüler Wirtschaftsabläufe
kennen und stärken nebenbei Eigenstän-
digkeit und Selbstbewusstsein«, sagt
Beatrix Günnewig. Nebenbei bemerkt:
Die Industrie- und Handelskammer Dort-
mund vergab dafür 2017 den ersten Preis
in der Sparte Wirtschaftswissenschaft.
»Wir wollen keine
strafende Schule sein«
Auch nicht ganz unwichtig für den Erfolg
der Hauptschule Kamen: »Wir sind eine
freundliche Schule«, unterstreicht Beatrix
Günnewig. Psychische und physische Ge-
walt werden nicht toleriert. Es gibt einen
klaren und von Schülern mitentwickelten
Konsequenzen-Katalog, »aber wir wollen
keine strafende Schule sein«, so die Schul-
leiterin. Wer sich zum Beispiel prügelt,
wird nach Hause geschickt. Einen Tag spä-
ter wird das Ganze im Gespräch mit den
Beteiligten und der Schulsozialarbeiterin
aufgearbeitet. Das funktioniert. Gewalt ist
an der Hauptschule Kamen kaum ein The-
ma.
310 Kinder besuchen aktuell die Haupt-
schule Kamen, 45 davon haben sonderpä-
dagogischen Förderbedarf. Dank eines
höchst engagierten 37-köpfigen Kollegi-
ums und der guten Ausstattung in puncto
Schulsozialarbeit und multiprofessionellen
Teams kann die Hauptschule eine intensive
individuelle Förderung sicherstellen. Krea-
tivtage, künstlerische, sportliche und diver-
se außerunterrichtliche Aktivitäten sorgen
darüber hinaus für ein ausgeprägtes Ge-
meinschaftsgefühl.
Kleines, familiäres System
Auch deshalb ist die Hauptschule als
Schulform unverzichtbar, betont Beatrix
Günnewig. »Die Hauptschule ist ein kleines,
familiäres System, in dem Schüler nicht in
der Masse untergehen. Wenn es um indivi-
duelle Förderung geht, hat die Hauptschule
mehr Expertise als alle anderen Schulfor-
men. Darum brauchen wir die Hauptschu-
le Jochen Smets
Kinder für das Leben stärken:
Das ist Motto und Motivation
der Hauptschule Kamen.
lehrer nrw ·
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12
TITEL
Traumberufe brauchen
einen Realitäts-Check
Wenn Praktika reihenweise ausfallen und Schnuppertage abgesagt werden, fällt es Jugendlichen
besonders schwer, sich für einen Ausbildungsberuf zu entscheiden. Die Schulschließungen haben
bei vielen dazu geführt, dass das Gefühl für Struktur und Lernrhythmus verloren gegangen ist.
Das erschwert den Übergang in Ausbildung und Beruf zusätzlich.
M
Max aus der Nähe von Aachen ver-
ließ nach der zehnten Klasse die
Gesamtschule mit großer Vorfreu-
de, nachdem er in einem Wildpark die Chan-
ce auf einen Ausbildungsplatz als Tierpfleger
in Aussicht gestellt bekommen hatte. Sein
absoluter Traumberuf! Vorher waren zwei
Praktika – eines im Rahmen der üblichen
Schulpraktika und ein freiwilliges in den Fe-
rien – aufgrund der Corona-Pandemie kurz-
fristig abgesagt worden. Ein Teufelskreis für
Max, denn sein Lieblingsausbildungsort, ein
großer städtischer Zoo, nimmt nur Auszubil-
dende auf, die zuvor ein mindestens dreiwö-
chiges Praktikum absolviert haben.
Foto: AdobeStock/Max Tactic
TITEL
13
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lehrer nrw
Frust statt Freude
Für seine Ausbildung im Wildpark musste
Max von Zuhause ausziehen und in einem
Landkreis knapp einhundert Kilometer ent-
fernt wohnen. Ein halbes Jahr später zog
der Sechzehnjährige wieder bei Eltern und
Geschwistern ein – äußerst frustriert. Was
war passiert? Was Max durch seine Inter-
netrecherchen zwar ungefähr wusste, aber
vorher nicht erleben konnte: Der direkte
Kontakt zu Tieren fiel im Wildpark weitaus
geringer aus, als er angenommen hatte. Der
Jugendliche hatte vor allem die Sauberkeit
der Gehege und die Fütterungen sicherzu-
stellen. Das hatte auch sein Berufsberater
nicht richtig eingeschätzt. Hinzu kam, dass
der ländlich gelegene Wildpark nicht gut an
den Öffentlichen Nahverkehr angeschlossen
war und gerade am Ende des Arbeitstages
kein Bus fuhr, damit der Sechzehnjährige
Feierabend machen konnte. So verlängerte
sich der Arbeitstag von Max täglich um zwei
weitere Stunden. Das dem Jugendlichen we-
nig entgegenkommende Betriebsklima gab
Max dann den Rest.
Realitäts-Check Praktikum
ist wichtig
Es ist nicht selten, dass Jugendliche ihren
Traumberuf idealisieren. Der Realitäts-Check
im Praktikum hilft dann, sich selbst zu ver-
gewissern, ob die Routinen des Alltags und
die beruflichen Vorstellungen zueinander
finden. Die in der Pandemie zugenommene
Unsicherheit der Jugendlichen im Hinblick
auf ihre berufliche Orientierung ist an einer
aktuellen Studie abzulesen. In ’Jugend in
Zeiten von Corona. Ergebnisse der Jugend-
befragung in Rheinland-Pfalz 2021’ äußer-
ten mehr als die Hälfte der Schülerinnen
und Schüler (56,8 Prozent) Befürchtungen
hinsichtlich der eigenen Bildungs- und Be-
rufskarriere. Dies schlägt sich auch in bereits
sichtbar werdenden Auswirkungen von
Corona auf die schulische und berufliche
Zukunft nieder.
Am häufigsten wird davon berichtet, dass
ein geplantes Praktikum nicht angetreten
werden konnte (34,5 Prozent). Knapp jeder
zehnte gab an, einen Nebenjob verloren zu
haben, weitere 8,8 Pro-
zent hatten Schwierig-
keiten, eine geeignete
Arbeits-/Ausbildungs-
stelle zu finden. Jeweils
rund vier Prozent der
Schülerinnen und Schü-
ler konnten einen Schul-
abschluss nicht errei-
chen oder mussten ein
Schuljahr wiederholen.
Das wird in Nordrhein-
Westfalen nicht viel anders sein. Gerade
Praktika im gesundheitlichen Bereich sind
der Pandemie zum Opfer gefallen. Hand-
werksbetriebe wiederum, die in Zeiten des
Fachkräftemangels dringend auf Azubis an-
gewiesen sind, taten alles dafür, dass auch
Praktika unter Coronabedingungen möglich
gemacht wurden.
Gute Erfahrungen mit
Ausbildungsbotschaftern
Das beobachtete zum Beispiel die Berufs-
wahlkoordinatorin Elke Cornetz an der Real-
schule Patternhof in Eschweiler bei Aachen.
Die Lehrerin, die für das Kompetenzteam
Heinsberg moderiert und Lehrkräfte zu Ko-
ordinator:innen für Berufliche Orientierung
ausbildet, hat an ihrer Schule gute Erfahrun-
gen mit Ausbildungsbotschafterinnen und
Ausbildungsbotschaftern der Industrie- und
Handelskammer gemacht. Das sind Auszu-
bildende aus unterschiedlichen Berufen, die
Schülerinnen und Schülern Impulse für ihre
berufliche Orientierung geben. Sie erzählen
vor Schulklassen von ihren eigenen Ge-
Der vermeintliche Traum-
beruf kann am Praxis-
schock zerschellen. So er-
ging es Max, der Tierpfleger werden
wollte. Sein idealisiertes Bild von
dem Job stimmte allerdings nicht
mit der Realität überein – auch weil
geplante Praktika Pandemie-be-
dingt nicht stattfinden konnten.
lehrer nrw ·
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14
TITEL
Viele Praktika sind der Pandemie zum Opfer gefallen.
Im Handwerk, das in Zeiten des Fachkräftemangels händeringend Nachwuchskräfte sucht,
war und ist hingegen unter Coronabedingungen einiges möglich.
Foto: AdobeStock/Robert Kneschke
danken bei der Berufswahl und geben Ein-
blicke in ihren Arbeitsalltag, in die Inhalte
ihrer Ausbildung und informieren über Kar-
rierechancen. »Auf Augenhöhe, das kommt
gut an«, erläutert die Lehrerin und fügt
hinzu: »Nichts ersetzt den persönlichen
Kontakt und das Miterleben eines Arbeits-
tages vor Ort, aber die jungen Leute haben
während der Pandemie ihre Berufe per
Film vorgestellt. Das Video eines jungen
Mädchens, das sich zur Dachdeckerin aus-
bilden lässt, zeigte sie hoch oben auf dem
Dach eines Hauses bei der Einweisung
durch ihren Ausbilder. Das war schon ein
guter Film, der den Schülerinnen und Schü-
lern etwas gebracht hat«, berichtet Elke
Cornetz.
Die engagierte Lehrerin bringt aus ihrer
zehnjährigen Tätigkeit in der Industrie viel
Erfahrung und vor allem Kontakte zu Fir-
men mit. Vor der Pandemie organisierte sie
jedes Jahr eine schulinterne Berufsmesse
für ihre Schülerinnen und Schüler und er-
möglichte es – zusammen mit den Koope-
rationspartnern – dass sich 20 bis 25
Firmen und berufsbildende Schulen den
Eltern und Schülern präsentieren konnten.
Wichtige Kontakte konnten dort geknüpft
werden. Und jetzt? Welche andere Mög-
lichkeit der Orientierung gibt es in Zeiten
der Pandemie?
Nordrhein-Westfalen:
Ferienkurse und Online-
Tools zur Orientierung
Im Rahmen der Landesinitiative ’Kein Ab-
schluss ohne Anschluss (KAoA) – Über-
gang Schule/Beruf in NRW’ offeriert das
Land Nordrhein-Westfalen allen Schülerin-
nen und Schülern der neunten und zehn-
ten Klassen ein freiwilliges und kostenlo-
ses Angebot zur Beruflichen Orientierung
in Form eines Ferienkurses. Diese kommu-
nal organisierte Möglichkeit, Kurse zur
’Beruflichen Orientierung extra’ bei einem
Bildungsträger zu besuchen, bietet zum
Beispiel die Stadt Mönchengladbach. Dort
können Schülerinnen und Schüler prakti-
sche Erfahrungen in verschiedenen Berufs-
feldern sammeln. Angeboten werden unter
anderem Ferienkurse in Metall, Technik,
Garten- und Landschaftsbau oder Techni-
sches Produktdesign. Ansprechpartner für
diese und andere Projekte zum Übergang
Schule/Beruf sind die landesweiten Bil-
dungsbüros, die wiederum Teil der Regio-
nalen Bildungsnetzwerke sind.
Mit dem neu geschaffenen BO-Tool
NRW stellt das Schulministerium den Schu-
len darüber hinaus ein digitales Online-In-
strumentarium zur Beruflichen Orientie-
rung (BO) zur Verfügung, das Materialien,
Hilfen, Informationen und Angebote be-
reithält. Auch der Berufswahlpass steht on-
line bereit. Aber etwas anderes treibt Elke
Cornetz viel mehr um: »In den vielen Wo-
chen zuhause während der Lockdowns ha-
ben leider viel zu viele junge Menschen
Struktur, Disziplin und Respekt verloren.
Es ist schwer, sie wieder einzufangen und
sie an den Rhythmus der Schule und an
Hausaufgaben zu gewöhnen. Dadurch
wird die Eingliederung in einen Ausbil-
dungsbetrieb noch einmal besonders er-
schwert«, erkennt die erfahrene Berufs-
wahlkoordinatorin, die alle Schulabgänger
ihrer Schule ins Berufsleben begleitet.
Neue Perspektive für Max
Für Max gingen die Irrungen und Wirrun-
gen dank geduldiger Eltern und entgegen-
kommender Schulen vergleichsweise gut
aus. Eine Gesamtschule bot ihm angesichts
der guten Noten auf dem Abschlusszeug-
nis an, ohne eine Wiederholung des Schul-
jahres in die Oberstufe einsteigen zu kön-
nen. Doch nach vielen Gesprächen mit sei-
nen Eltern und gemeinsamen Beratungs-
gesprächen an verschiedenen Berufskol-
legs entschied er sich, das Fachabitur an
einem Berufskolleg mit dem Schwerpunkt
Agrarwirtschaft anzusteuern. Ob er danach
ein Studium an einer Fachhochschule an-
strebt oder noch einmal eine Ausbildung in
Erwägung zieht, weiß er zurzeit aber noch
nicht.
Inge Michels
für den Klett-Themendienst
Schluss mit der Bildungs-Deform
In ihrem Ende 2021 veröffentlichten ’Manifest für Bildung’ skizziert die Gesellschaft für Bildung
und Wissen Grundzüge einer Bildungsreform nach der Corona-Krise. lehrer nrw veröffentlicht
das Manifest in zwei Teilen in dieser und der nächsten Ausgabe. Lesen Sie im Folgenden Teil 1.
Im institutionalisierten Hamsterrad:
Viele Lehrkräfte erschöpfen sich im Zustand einer
Dauerreform, ohne darin einen für die Bildungsarbeit
bereichernden Sinn erkennen zu können.
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Die Corona-Pandemie zwang zu einer improvisier-
ten Krisenbewältigung, mit der der Unterricht un-
ter wechselnden Pandemie-Bedingungen immer
wieder neu organisiert werden musste, so dass grundsätz-
liche Fragen von Bildung und Bildungsreform in den Hin-
tergrund zu treten schienen.
Der Schein trügt jedoch, denn wie sich zeigte, gab die
Krise den ’Modernisierern Auftrieb, die schon lange die zu
geringe bzw. zu langsame Digitalisierung der deutschen
Schulen beklagten, und auch die Propagandisten der so-
genannten neuen Lernkultur konnten Morgenluft wittern,
mutierten die Lehrkräfte doch zwangsläufig zum Lern-
coach von Schülerinnen und Schülern, denen nichts ande-
res übrig blieb, als das zu tun, was die neue Lernkultur als
Königsweg empfiehlt, nämlich ihren Lernprozess im
Wesentlichen selbst zu steuern.
Was diese Aspekte betrifft, war die Krise weniger eine
Bremse, sondern eher ein Katalysator von Reformbestre-
bungen, die längst vor ihr begonnen hatten. Mit ihr wur-
den aber auch zugleich die Grenzen dieser hochfliegen-
den Phantasien deutlich. Dies gilt vor allem für die durch
keine technische Vermittlung zu ersetzende personale Be-
ziehung zwischen Lehrenden und Lernenden, vor allem
für schwächere Schülerinnen und Schüler ohne Unter-
Foto: AdobeStock/tiero
stützung im sozialen Umfeld. Es gilt aber auch für die Digitali-
sierung, deren Probleme in ihrer überhasteten Beschleunigung
umso deutlicher zutage traten.
Insofern gilt für uns: Nach der Krise ist vor der Krise, in die Bil-
dung gerät, wenn sie weiterhin ohne pädagogische Besinnung
lediglich nach den Kriterien der optimalen Steuer- und Mess-
barkeit und ökonomischen Brauchbarkeit für den ’Standort
Deutschland’ oder gemäß vermeintlicher ’Kinderfreundlichkeit’
reformiert wird. Angesichts dieser Fokussierung droht in Verges-
senheit zu geraten, was ’Bildung’ bedeutet und welche Ziele
damit verbunden waren und sind. Uns geht es darum, einen
pädagogisch gehaltvollen Begriff von Bildung gegen die seit
PISA auf Dauer gestellte Bildungs-Deform und die damit ausge-
löste ’Bildungspanik’ stark zu machen.
Das Manifest für Bildung will die Notwendigkeit wie auch
Möglichkeiten aufzeigen, dem künstlich erzeugten Dauerdruck
der Reform entgegenzuwirken, der Lehrerinnen und Lehrer un-
ter Stress setzt, nicht nur, weil die Produktion und Verwaltung
von Kennziffern einen erheblichen Teil ihrer Arbeitskraft absor-
biert, sondern vor allem, weil damit ihre durch Ausbildung und
zum Teil langjährige Unterrichtserfahrung erworbene Professio-
nalität entwertet wird. Die Folgen davon dürften in jedem Kolle-
gium zu spüren sein.
Das Manifest für Bildung bietet daher nicht nur einen kriti-
schen Blick auf die Reform, sondern auch Argumente, um der
durch fachliche Entmündigung und systematische Überlastung
erzeugten Resignation der Lehrkräfte entgegenzuwirken. Im
Endeffekt ist es deren Unterrichtsexpertise, mit der die Qualität
des Schulsystems steht oder fällt.
I. Bestandsaufnahme:
Die Bildungs-Deform als Dauerzustand
Seit dem Erscheinen der ersten PISA-Studie hat die bildungshis-
torisch lange Debatte um die institutionelle Struktur und curri-
culare Ausrichtung der Schule in mehrfacher Hinsicht eine völ-
lig neue und aus unserer Sicht problematische Entwicklung ge-
nommen.
1. Mit zuvor ungekannter Geschwindigkeit wurden für das Bil-
dungssystem einschneidende Reformen in verschiedenen
Bereichen durchgesetzt oder zumindest angestoßen (externe
Leistungsmessung, Outputorientierung, Inklusion, neue Lern-
kultur etc.).
2. Ebenso einmalig ist die dabei herrschende Konzeptlosigkeit,
wie die Einführung des G8 oder der Kompetenzorientierung
beispielhaft zeigen. Als Grund für die Notwendigkeit des G8
wurden das angeblich zu hohe Alter deutscher Absolventen
und damit vermeintlich verbundene Nachteile auf dem in-
ternationalen Arbeitsmarkt angegeben. Obwohl dies nicht
zu belegen war, wurde die Reform mit enormem administrati-
ven und finanziellen Aufwand durchgesetzt, inzwischen
aber wieder zurückgenommen. Die Kompetenzorientierung
wurde als Wunderdroge gegen das schlechte Abschneiden
Deutschlands bei der ersten PISA-Studie gepriesen und um-
gesetzt, obwohl das theoretische Konzept wie auch die da-
raus abgeleiteten Kompetenzmodelle unausgegoren waren.
Ebenso wenig wurde vorher diskutiert und geklärt, inwieweit
sich dies mit der bestehenden Logik des Unterrichts in Ein-
klang bringen ließ und ob die Erwartung einer verbesserten
Bildung berechtigt war. Viele Indizien und Argumente spre-
chen inzwischen dagegen, dennoch wird bis heute an der
Kompetenzorientierung festgehalten.
3. Hinter der konzeptionslosen Umsetzung lässt sich gleichwohl
eine einheitliche Logik entdecken, die mit den Stichworten
’Individualisierung’ und ’Selbstoptimierung’, ’marktförmige
Steuerung’ und ’funktionalisierte Bildung’ umrissen werden
kann.
4. Die Geschwindigkeit, gepaart mit Konzeptionslosigkeit, führt
zu dem absurden Zustand einer Dauerreform, die all jene
erschöpft, die primär für die Umsetzung der Reformen in den
Schulen verantwortlich sind, darin aber keinen die Bildungs-
arbeit bereichernden Sinn sehen können. Sie werden dann
durch Psychotechniken des ’Change-Managements’ auf Linie
gebracht oder gehalten. Mit dieser Strategie wird der Wandel
zum Wert an sich stilisiert.
5. Unter diesen Bedingungen hat sich auch das bildungspoliti-
sche Klima verändert. Die traditionellen Fronten und damit
die kontroverse Debatte über Ziele von Bildung und ihre Um-
setzung verschwimmen und sind einer merkwürdigen Einhel-
ligkeit zwischen Links und Rechts gewichen. Beide Lager ope-
rieren mit dem gleichen Reformvokabular und konzentrieren
sich auf die beiden Fragen, wie das deutsche Bildungssys-
tem optimal auf die Bedingungen des globalen Marktes
(Stichwort ’Sicherung des Bildungsstandorts’) eingestellt wer-
den und wie man dabei möglichst alle Schülerinnen und
Schüler ’mitnehmen’ kann.
6. An den Parolen und ihrer Umsetzung wird unbeirrt festgehal-
ten, obwohl die mit ihnen erzeugte Deformation des öffentli-
chen Bildungswesens zu inzwischen an vielen Stellen beleg-
ten, auch ökonomisch relevanten Defiziten bei den Schülerin-
nen und Schülern führt. Dazu trägt die Wissenschaft ihren Teil
bei: Sie produziert mit der dominanten Form empirischer Bil-
dungsforschung scheinbar objektive Wahrheiten, auf deren
Grundlage dann bildungspolitische Entscheidungen legiti-
miert werden, ohne dass man diese Art der ’Wahrheitspro-
duktion’ und die Gültigkeit ihrer Ergebnisse genauer über-
prüft hätte.
Diese einhellig vorangetriebene Dauerreform entsorgt still-
schweigend die Grundlagen und Ziele einer an Humanität,
Aufklärung, Mündigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung
orientierten Bildung. Die Leistungsfähigkeit staatlicher Bil-
dungsinstitutionen wird durch normative Anmaßungen inter-
nationaler Organisationen sowie mancher nationaler Stiftun-
gen und Verbände in Frage gestellt, die an einer pseudo-ökono-
mischen Steuerung und einer schleichenden Teil-Privatisierung
des Schulwesens interessiert sind und inzwischen weitgehend
bestimmen, was unter ’Bildung’ zu verstehen sei, nämlich ein
möglichst umfassend verwertbares ’Humankapital’. Kritische
Einwände gegen diese reduzierte Form von Bildung, die inzwi-
16 1/2022 · lehrer nrw
schen auch aus den Reihen des Mittelstandes und des
Handwerks zu hören sind, werden dabei ignoriert.
II. Gegen die Resignation
Die politische Einhelligkeit und das institutionalisierte
Hamsterrad der Dauerreform bringen es mit sich, dass die
gegenwärtige Reform als alternativlos propagiert werden
kann und auch so wahrgenommen wird, selbst von denje-
nigen, die ihre Folgen auszubaden haben. Es kann dann
ein Gefühl der Ohnmacht und Resignation entstehen,
dem man meint, nur noch durch ’Identifikation mit dem
Angreifer, also durch Mitmachen entkommen zu können.
Vor diesem Hintergrund verstehen wir dieses Manifest
für Bildung nicht nur als Kritik am Hamsterrad der Reform,
sondern auch als Plädoyer für eine Besinnung auf die
Kernaufgabe der Schule, nämlich allgemeine Bildung,
auch im Kontext der beruflichen Ausbildung. Dies bedeu-
tet, den nachfolgenden Generationen Kulturtechniken, er-
schließendes Weltwissen sowie Sinnorientierung und Wert-
maßstäbe zu vermitteln. Nur so werden sie fähig zu eige-
nen Urteilen im Kontext von Tradition und gestaltungsbe-
dürftiger Zukunft. Nur so bilden sie sich zum Menschen,
zum Subjekt, zur Person und zum Individuum im Horizont
von Mitmenschlichkeit und Gemeinschaft. Nur so können
sie schließlich als mündige Bürger Entscheidungen in ge-
sellschaftlicher Verantwortung fällen. Dies ist unerlässlich,
denn nicht nur die Demokratie lebt von der aktiven kriti-
schen Teilhabe ihrer Bürgerinnen und Bürger, auch das
kulturelle, soziale und wirtschaftliche Leben ist angewie-
sen auf Persönlichkeitsbildung, Wissen und Können aller
Menschen.
In diesem Sinne will das Manifest für Bildung konstrukti-
ve Hinweise zum Gegensteuern geben, ohne dabei in ein
unreflektiertes Lob der ’guten alten Zeit’ vor der Reform zu
verfallen. Professionellen Lehrkräften mögen diese Hinwei-
se zum Teil trivial erscheinen, weil sie dies schon immer
wussten und praktizierten. Doch genau darum geht es: die
Erinnerung daran, was pädagogisch begründete und
praktisch bewährte Bildungsarbeit bedeutet, die aber nur
dann verwirklicht werden kann, wenn die Beteiligten ein
klares Bild von der Problematik haben und sich gemein-
sam entschließen, dieser Art von Reform Einhalt zu gebie-
ten. Dazu bedarf es der
III. Kritik einer Reform, die Pädagogik
und Bildung verabschiedet
Die gegenwärtige Reform lässt Pädagogik als Grundlage
und Bildung als Ziel professionellen Lehrerhandelns ero-
dieren, was sich in folgenden Fehlentwicklungen manifes-
tiert:
1. Messwahn
Die PISA-Studie hat eine beispiellose Messmanie ausge-
löst, die mit der angemaßten Autorität empirischer Wissen-
schaft nicht nur an der Oberfläche für eine outputorien-
tierte Steuerung des Bildungswesens sorgt, sondern auch
indirekt die Normen dafür setzt, was als relevante schuli-
sche Bildung zu gelten hat: Nämlich das, was sich (ver-
meintlich) mit den Methoden der empirischen Wissen-
schaft messen lässt. Eine ihrer Idee nach ernst genomme-
ne Bildung lässt sich indes nicht messen, sehr wohl aber
auf der Basis fachlicher und pädagogischer Kompetenz
beurteilen.
2. Nutztier-Training
Mit der momentan grassierenden Form der Kompetenzori-
entierung wird schulische Bildung auf instrumentelle An-
wendung und Anpassungsbereitschaft verkürzt. Natürlich
ist Bildung ohne Kompetenzen nicht denkbar. Sie geht
aber nicht darin auf, denn Kompetenzen sind nur isolierte
Fähigkeiten, die erst dadurch sinnvoll werden, dass ein
Subjekt sie in seinen Bildungsprozess integriert. Hinter den
Begriffen ’Bildung’ und ’Kompetenz’ verbergen sich letzt-
lich entgegengesetzte Menschenbilder. Bildung steht als
Selbstzweck im Dienst der Persönlichkeitsentfaltung in de-
mokratischer Verantwortung; in der gegenwärtigen Form
der Kompetenzorientierung hingegen erscheint das Sub-
jekt als eine Art funktionales Aggregat, das aus unverbun-
denen, bei Bedarf austausch- oder ergänzbaren Fähig-
keitsmodulen besteht.
3. Powerpoint-Bling-Bling
Weil hartnäckig der Irrglaube verbreitet wird, man müsse
nichts mehr wissen, sondern nur noch wissen, wo etwas
stehe, hat sich bereits vor PISA die Tendenz breit gemacht,
die Erschließung von Sachverhalten hinter das Einüben
von Präsentations- und Inszenierungsmethoden zurücktre-
ten zu lassen. Dies wird als eine fortschrittliche Form von
Unterricht verkauft, da der angeblich autoritäre ’Frontal-
unterricht’ nun von der selbstständigen Informationssuche
der Schülerinnen und Schüler abgelöst werde und sie so
nebenbei auch noch den Umgang mit Medien lernten.
Mit dieser Idee geben jedoch die Lehrkräfte ihre pädago-
gische Verantwortung für Bildungsprozesse an die Schü-
lerschaft selbst ab. Das hat nichts mehr mit Mündigkeit zu
tun, vielmehr riskiert man geistige Verwahrlosung, wenn
man davon ausgeht, dass Google, YouTube & Co. das
Verständnis schon richten werden.
4. Downsizing
ist die Kehrseite des Powerpoint-Bling-Bling. Gemeint ist
das Zurückschrauben verbindlicher Ansprüche sowohl an
das Verstehen der Sache als auch an ein gesichertes Kön-
nen, was von beiden Seiten, Lernenden wie Lehrenden,
Anstrengung verlangt. Das Unterbieten dieses Anspruchs
mag im System Schule noch durch großzügige Notenge-
bung verdeckt werden, es rächt sich aber, sobald der
Nachwuchs die Schule verlässt. Das zeigt sich exempla-
risch an der wachsenden Notwendigkeit von Brücken-
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kursen an Universitäten und der fehlenden Ausbildungsreife
vieler Schulabsolventen.
Dies soll nicht als Klage über die Bildungsexpansion missver-
standen werden, die gegenüber dem vorangegangenen Privi-
legiensystem ohne Zweifel ein gesellschaftlicher Fortschritt ist.
Zum Problem wird sie erst, wenn ihr Erfolg primär an dem for-
malen Kriterium erhöhter Abschlussquoten gemessen wird.
Diese Art des Nachweises bildungspolitischer Anstrengungen
war auch bereits vor der Reform üblich, sie wird aber durch die
Plansoll-Ideologie der OECD verschärft, die seit langem auf-
grund der zweifelhaften Humankapitaltheorie die Erhöhung
akademischer Abschlüsse fordert.
5. Techno-Manie
Im Zusammenhang mit der Digitalisierung von Schulen ist häu-
fig von der zu überwindenden ’Kreidezeit’ die Rede. Wer diesen
propagandistischen Kalauer bemüht, zeigt sich in naiver Weise
fasziniert vom technischen Potenzial digital gestützten Lernens.
Es ist aber ein, durch die Corona-Krise bestätigter, Irrglaube, zu
meinen, dass einem zum Selbstzweck gewordenen Werkzeug
bereits bildende Kraft innewohne. Auch wenn der Einsatz digi-
taler Medien in vielen Unterrichtssituationen und Fächern ge-
winnbringend sein kann, so doch niemals ohne vorherige Refle-
xion darüber, was didaktisch und pädagogisch sinnvoll ist und
was nicht. Wie beim Powerpoint-Bling-Bling wird auch hier der
’Frontalunterricht’ zum Feindbild erklärt, gegen das die schier
grenzenlosen Möglichkeiten der Individualisierung von Lern-
prozessen am Rechner als leuchtende Alternative aufgebaut
werden. Dies ist jedoch nur eine andere Form autoritären Fron-
talunterrichts, in dem – zur Freude der Software-Anbieter – die
technische Kontrolle oft die pädagogische Beziehung zu den
Lernenden ersetzt.
6. Trojaner ‘Individualisierung’
Die Bildung des Individuums ist seit Humboldt ein pädagogi-
sches Gebot, welches die Schule in der Vergangenheit oft ge-
nug vernachlässigt hat, so dass die Reformer bei diesem The-
ma die Öffentlichkeit leicht für sich gewinnen können. ’Indivi-
duelle Bildungsstandards’ schütten jedoch in paradoxer Weise
das Kind mit dem Bade aus, denn die Schule hat eine verbind-
liche Enkulturationsaufgabe, die nicht ohne Weiteres mit Blick
auf individuelle Befindlichkeiten zur Disposition gestellt werden
kann. Skepsis ist dem Schlagwort gegenüber auch deswegen
geboten, weil es bei dieser Form von Individualisierung nicht
um die Entfaltung der Person geht. Das allenthalben propagier-
te ’selbstgesteuerte Lernen’ zielt auf einen Lerner, der möglichst
ohne pädagogischen Beistand in eigener Verantwortung ’Lern-
jobs’ abarbeitet. Mit anderen Worten: Es geht um die Erziehung
des flexiblen Arbeitnehmers von morgen, der sich jeder Situati-
on anpassen soll und gelernt hat, Erfolge wie Misserfolge allein
seiner eigenen Leistung zuzuschreiben.
Paradoxerweise wird das ’selbstgesteuerte Lernen’ vor allem
für jene Schulformen propagiert, deren Klientel nachweislich
davon überfordert ist und einer stärkeren Lenkung durch die
Lehrkraft bedarf. Individualisierung, auch dies hat die Corona-
Krise gezeigt, verstärkt damit die Selektivität der Schule und
verschiebt die Verantwortung für Misserfolge auf ohnehin
bereits benachteiligte Schülerinnen und Schüler, denen es so
erschwert wird, die Bildung zu erwerben, die sie für eine erfolg-
reiche Integration in die Gesellschaft brauchen.
7. Coaching
Nach den Vorstellungen der Reformer sollen Lehrkräfte künftig
als Coaches ihrer Schülerinnen und Schüler fungieren, also wie
ein Berater, den erwachsene Personen zur persönlichen oder
beruflichen Selbstoptimierung anheuern. Die Rolle des Lern-
coaches beschränkt sich darauf, möglichst individuell zuge-
schnittene Materialien zur Verfügung zu stellen, die in Lernjobs
selbstgesteuert erledigt werden sollen (s. III 5 und 6.), und an-
sonsten für Verfahrensgehorsam, regelmäßige Outputkontrolle
und neue Zielvereinbarungen zu sorgen, an die sich die beruf-
lich Beschäftigten der Zukunft früh genug gewöhnen sollen.
Dass die Vorstellung, eine einzelne Lehrkraft könne täglich
über hundert Schülerinnen und Schüler mehrere Jahre lang als
Coach (wenn man den Begriff ernst nimmt) begleiten, denkbar
realitätsfern ist, hat das Krisenmanagement während des letz-
ten Jahres all jenen, die es nicht ohnehin schon wussten, klar
vor Augen geführt. Das gravierendste Problem dieser Umwid-
mung des Berufsbildes vom Lehrer zum Coach ist, dass damit
das pädagogische Verantwortungsverhältnis zwischen Lehren-
den und Lernenden weitgehend aufgehoben wird. Dies aber ist
fatal, denn die Lehrkraft hat – ob sie das will, weiß oder nicht
– eine Bedeutung und Verantwortung für Schülerinnen und
Schüler auch als Person, an der sie sich orientieren und die ih-
nen gegenüber die zu vermittelnde Kultur repräsentiert. Um
dies einzusehen, bedarf es nicht der empirischen Befunde der
Hattie-Studie, die die Relevanz der Lehrkraft für den Lernerfolg
nachdrücklich bestätigt hat; es genügt ein Blick auf die päda-
gogische Tradition und die Alltagserfahrung, die zeigt, in wel-
chem Maße die Vorliebe für oder Abneigung gegen ein Fach
von dem persönlichen Verhältnis zur Lehrkraft beeinflusst wer-
den.
Was folgt aus diesen Überlegungen?
Was ist zu tun, und was sollte man lassen?
Antworten auf diese Fragen gibt es im zweiten Teil des
Manifests in der folgenden Ausgabe von ‘lehrer nrw’.
Das Manifest für Bildung kann bei
der Gesellschaft für Bildung und
Wissen in Papierform bestellt
(info@bildung-wissen.eu) oder unter
folgendem Link heruntergeladen
werden: https://bildung-wissen.eu/
wp-content/uploads/2021/10/
Flugschrift_0_digital.pdf
INFO
BATTEL HILFT
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lehrer nrw
Fallvignette
Der Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Stefan Battel gibt in seiner
Kolumne regelmäßig Antworten auf Fragen aus dem Lehrerall-
tag. Diesmal geht es um die Beobachtung, dass Corona-bedingtes
Distanzverhalten bei vielen Kindern schon internalisiert ist.
F
Folgende Situation ergab sich vor
wenigen Wochen in meinem Praxis-
zimmer. Im Rahmen einer diagnosti-
schen Einschätzung führte ich mit einem
siebenjährigen traumatisierten Mädchen
eine Familienbrettaufstellung durch. Das
Familienbrett dient neben einer systemi-
schen diagnostischen Einschätzung bezo-
gen auf die Familienstruktur auch als In-
terventionsangebot im weiteren Verlauf
einer Therapie.
Durch die betreuende Pädagogin, die
übrigens anwesend war, wusste ich im
Vorfeld der Familienbrettaufstellung
schon, dass die Siebenjährige trotz Fremd-
unterbringung eine gute Beziehung zu
ihrer Mutter und eine gute Beziehung zu
ihrer älteren Schwester hat. Der Vater hat-
te schon sehr lange keinen Kontakt mehr
zu seiner Tochter. So hatte ich die Voran-
nahme, dass das Mädchen ihre Kernfami-
lie so auf das Familienbrett stellt, dass ein
kurzer Abstand auf dem Familienbrett
zwischen ihrer Figur und den Figuren von
Mutter und Schwester bestehen würde,
was oftmals emotionale Nähe ausdrückt.
Nachdem das Mädchen die Figuren sorg-
fältig für ihre Familienmitglieder ausge-
sucht hatte, stellte sie diese auf das Brett
auf.
Es fiel auf, dass die Figuren rautenför-
mig aufgestellt wurden. Zu meinem Er-
staunen waren alle Familienmitglieder in
gleichen Abständen zu der Figur des klei-
nen Mädchens. Auf die Frage, ob die Ab-
stände so in Ordnung sind und auch die
Blickrichtung, meinte das Mädchen: »Ja,
so wäre es richtig. Wir haben ja Corona
und müssen Abstand halten.« Ich war zu-
nächst verdutzt und versuchte noch ein-
mal behutsam nachzufragen »Wie wären
denn die Abstände ohne Corona und Ab-
stand einhalten zu müssen?« Das Mäd-
chen zuckte mit den Schultern und beließ
die Figuren so auf dem Brett.
Da wurde mir schlagartig klar, inwie-
weit die gesellschaftlichen Maßnahmen
wie Abstand halten, Maske tragen etc.
scheinbar zumindest bei diesem einen
’Fall’ so internalisiert wurden, dass es ein
Bewusstsein ohne diese Maßnahmen bei
dem Mädchen fast nicht gab. Weiter wur-
de mir schlagartig klar, dass das Mädchen
diese Maßnahmen schon fast zwei Jahre
in der Betrachtung ihrer Umwelt als inter-
nalisierte Handlungsabläufe zeigt.
Unabhängig von diesem siebenjähri-
gen Mädchen mache ich zunehmend
auch die Beobachtung, dass gerade
Grundschulkinder nach meiner Einla-
dung, in meinem riesengroßen Zimmer
mit offenen Fenstern und mit Lüftungs-
maschine die Masken doch abnehmen
zu dürfen, diese einfach aufbehalten.
Das ist natürlich für den therapeuti-
schen/diagnostischen Prozess nicht ein-
fach, da die gesamte Mimik logischer-
weise zum Verständnis von emotionalen
Bedürfnissen enorm wichtig ist. Im An-
schluss habe ich mich gefragt, ob zu-
künftige testpsychologische Untersu-
chungen dahingehend geändert werden
müssten, dass Bildertafeln, die spielende
Kinder zeigen, diese mit Masken ausge-
stattet dargestellt werden und mit ent-
sprechendem Abstand.
Welche Auswirkungen haben die
seit zwei Jahren bestehenden Corona-
maßnahmen auf das innere Weltbild?
Ich werde weiterhin kritisch, zum Teil
auch zornig und verzweifelt – aber im-
mer voller Optimismus – auf die weitere
Entwicklung schauen und Sie informie-
ren.
ZUR PERSON
Dr. med. Stefan
Battel ist seit 2007
niedergelassener
Facharzt für Kinder-
und Jugendpsychia-
trie und -psychothe-
rapie mit eigener
Praxis in Hürth bei
Köln und seit 2012
systemischer Famili-
entherapeut (DGSF).
Im Rahmen des
lehrer nrw
-Fortbil-
dungsprogramms
greift er in einer Vor-
tragsreihe regelmä-
ßig verschiedene
Themen aus dem
Bereich der Jugend-
psychologie auf.
Foto: Andreas Endermann
Ausschließlich für Mitglieder von
lehrer nrw
bietet Dr. Stefan Battel
einmal pro Woche eine Telefonsprechstunde an. Lehrkräfte, die Infor-
mation, Rat und Hilfe im Umgang mit schwierigen Schülern oder Eltern
brauchen oder selbst in einer psychisch belastenden beruflichen Situa-
tion stecken, können dieses Angebot nutzen.
Die Hotline ist jeden Dienstag von 15 Uhr bis 16 Uhr freigeschaltet
und unter der Telefonnummer 0 22 33 / 961 01 20 erreichbar.
Der Soziale Tag bietet Schülerinnen und Schülern spannende Einblicke in die Arbeitswelt.
Fotos: Schüler Helfen Leben
lehrer nrw ·
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20
SCHULE & POLITIK
#Mach doch –
am Sozialen
Tag 2022
Am 23. Juni 2022 ist der Soziale
Tag. Schülerinnen und Schüler
ergreifen dann bundesweit Initia-
tive für Bildung und Solidarität.
Die Initiative ’Schüler Helfen Leben’
ruft interessierte Schulen zur
Teilnahme auf.
D
Deutschlandweit setzen einmal im
Jahr über 60000 Schülerinnen und
Schüler ein Zeichen für ein solida-
risches Miteinander: Für einen Tag tau-
schen sie die Schulbank gegen einen Ar-
beitsplatz und spenden ihren Lohn für
gleichaltrige Kinder und Jugendliche. Der
Aktionstag wird seit 1998 von Schüler
Helfen Leben durchgeführt, Deutschlands
größter jugendlich geführter Hilfsorgani-
sation. Schüler Helfen Leben setzt sich für
die Rechte und Mitbestimmung von Kin-
dern und Jugendlichen ein. Gefördert
werden Jugend- und Bildungsprojekte in
Südosteuropa, Jordanien und Deutschland
mit den Themenschwerpunkten Jugend-
engagement und -bildung, Demokratie-
förderung und europäische Verständi-
gung.
Selbstwirksamkeit und
gelebte Solidarität
Am Sozialen Tag engagieren sich Ju-
gendliche für Jugendliche, finden einen
einfachen Zugang zu gesellschaftlichem
Engagement und sehen, wie schon ein
kleiner Beitrag Gesellschaft gestalten
kann. Darüber hinaus erleben sie span-
nende erste Einblicke in die Arbeitswelt,
können ihren Lieblingsberuf erkunden
und trainieren ihre Selbstständigkeit und
soziale Kompetenzen. Durch den Sozia-
len Tag wird das soziale Bewusstsein der
Schülerinnen und Schüler gefördert, ein
niedrigschwelliger Zugang zu politischer
Bildung gegeben und Solidarität mit jun-
gen Menschen in schwierigeren Lebens-
situationen gelebt. Auch jüngere Schüle-
rinnen und Schüler können ganz einfach
und altersgerecht am Sozialen Tag teil-
nehmen. Gemeinsam können sie zum
Beispiel einen Kuchenbasar organisieren,
einen Spendenlauf veranstalten oder bei
Oma im Garten Rasen mähen. Teilneh-
mende Schulen werden von Schüler Hel-
fen Leben mit einer Urkunde ausgezeich-
net und können damit ihren Einsatz für
jugendliches Engagement sichtbar ma-
chen.
Projektförderung
von Jugendlichen
für Jugendliche
Schüler Helfen Leben unterstützt Projekte
für Kinder und Jugendliche und motiviert
Jugendliche in Nachkriegsgesellschaften
dazu, sich für Demokratie, Gleichberechti-
gung und Frieden einzusetzen. Derzeit
werden zwölf Partnerprojekte in den Län-
dern Albanien, Bosnien und Herzegowina,
Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien,
Serbien und, im Kontext des Syrien-Kon-
flikts, in Jordanien im Bereich Jugendparti-
zipation, Inklusion von gesellschaftlichen
Minderheiten und politische Bildung geför-
dert. Zudem bietet Schüler Helfen Leben
auch Jugend- und Bildungsangebote in
Deutschland an. So finden jedes Jahr span-
nende Seminare, Workshops und Sommer-
camps zu unterschiedlichen Themen statt.
Bildungsangebote rund
um den Sozialen Tag
»Wie kann ich mitmachen? Welche Projek-
te werden unterstützt? Mit welchen The-
men befassen sich die Projekte?« Diese
Fragen beantwortet das Team von Schüler
Helfen Leben, das mit dem Sozialer Tag-
Mobil durch ganz Deutschland fährt und
auch an Ihre Schule kommen kann! Sie in-
formieren mit einem umfassenden Akti-
INFO
Setzen Sie mit Ihrer Schule durch die
Teilnahme am Sozialen Tag ein Zeichen
für ein solidarisches Miteinander und
zeigen Sie, dass junge Menschen ge-
meinsam etwas Großes erreichen kön-
nen.
Weiterführende Informationen gibt
es auf der Website www.sozialer-
tag.de oder bei Svenja Russ von Schü-
ler Helfen Leben (Tel.: 04321 48906-11
oder E-Mail svenja.russ@schueler-
helfen-leben.de).
SCHULE & POLITIK
onsprogramm kostenlos über den Sozialen
Tag, die geförderten Projekte und bauen da-
bei interessante Workshops zu verschiede-
nen Themen ein, die im Kontext unserer Ar-
beit stehen. Die Workshops und interaktiven
Vorträge lassen sich dabei nahtlos in den
Unterricht integrieren und stehen auch als
digitales Angebot zur Verfügung.
Darüber hinaus lässt sich der Soziale Tag
auch als Aktionstag im Projekt ’Schule ohne
Rassismus – Schule mit Courage’ durchführen.
Prominente Fürsprecher
jungen Engagements
Jedes Jahr erklären sich viele Ministerpräsi-
dentinnen und -präsidenten bereit, die
Schirmherrschaft für den Aktionstag zu
übernehmen. Auf Bundesebene war Angela
Merkel als Bundeskanzlerin über viele Jahre
Schirmherrin und unterstützte die Schülerin-
nen und Schüler in ihrem Engagement:
»Schüler Helfen Leben zeigt, dass das Enga-
gement von Kindern und Jugendlichen viel
erreichen kann. Wenn viele Einzelne tatkräf-
tig anpacken, um einen Beitrag zur Hilfe zu
leisten, dann können sie auch etwas bewir-
ken. Und wenn sie erkennen, dass ihre Hilfe
bei Menschen ankommt, dann können sie
mit Recht stolz darauf sein.«
Christina Zschieschang
Willkommener Nebeneffekt: Mit ihrem Engagement stärken die jungen
Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Selbstständigkeit und ihre sozialen Kompetenzen.
Foto: AdobeStock/dubova
lehrer nrw ·
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SCHULE & POLITIK
’Einfach machen!’
Die dbb-Jahrestagung am 10. Januar lieferte wieder eine wichti-
ge Standortbestimmung des öffentlichen Dienstes. Auf der Red-
nerliste standen mit Nancy Faeser und Christian Lindner gleich
zwei Bundesminister.
Z
Zu Beginn eines neuen Jahres macht
der Deutsche Beamtenbund (dbb)
regelmäßig auf die Lage im öffentli-
chen Dienst aufmerksam. Das kommt
nicht von ungefähr, denn dieser bildet die
staatliche und organisatorische Grund-
lage unseres Gemeinwesens, somit der
Lebensentwürfe und Anliegen aller Bürge-
rinnen und Bürger unseres Landes. Gera-
de in Krisenzeiten wird wie unter einem
Brennglas deutlich, welches qualitative
Niveau der öffentliche Dienst zu leisten
imstande ist.
Wenig verwunderlich war in diesem Jahr,
dass die hochkarätig besetzte Rednerliste
mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser
und Bundesfinanzminister Christian Lindner
sowie weiteren Vertretern des Berliner Polit-
betriebs den Wert des öffentlichen Dienstes
über den grünen Klee lobten, gerade jetzt
auch in Zeiten der Pandemie. Gleichzeitig
waren sich alle einig, dass dieser einen er-
heblichen Modernisierungsschub benötige
und die Digitalisierung der Schlüssel für die-
se Erneuerung sei.
Warme Worte und
gedämpfte Erwartungen
Die politischen Vertreter waren sichtlich be-
müht, ihre Wertschätzung für den öffentlichen
Diskussionsrunde mit Bundesinnen-
ministerin Nancy Faeser, dbb-Chef Ulrich
Silberbach und Moderatorin Anke Plättner.
Fotos: Marco Urban
von ULRICH GRÄLER
Bundesfinanzminister Christian Lindner (l.) im
Austausch mit dem dbb-Vorsitzenden Ulrich Silberbach.
23
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lehrer nrw
SCHULE & POLITIK
KOMMENTAR
Digitalisierung
und Schule
Der Begriff der Digitalisierung wird in den
meisten öffentlichen Diskussionen viel zu
undifferenziert und rein plakativ verwen-
det, ohne dass die konkrete Anwendung
bzw. pädagogische Sinnhaftigkeit weiterge-
hend bedacht wird.
Die Digitalisierung in Schulen betrifft zum
einen vor allem die organisatorischen und
verwaltungstechnischen Abläufe der Institu-
tion. Zum anderen bezieht sie sich auf deren
Nutzung für den Unterricht. In Zukunft soll
allen Schülerinnen und Schülern eine digita-
le Grundbildung das informatorische Rüst-
zeug für ihre Schullaufbahn bieten. Dazu ge-
sellt sich dann noch die fachspezifische Nut-
zung digitaler Inhalte und Formate, je nach
Fach mehr oder weniger umfangreich, mehr
oder weniger didaktisch begründet.
Die pädagogische und didaktische Dis-
kussion digitaler Anteile im Unterricht war
auf der Ebene des dbb-Forums nicht zu er-
warten, ist aber eine unerlässliche, die vor
dem Einsatz umfangreich und hinreichend
tiefgründig zu führen wäre, und zwar auf
allen Ebenen mit allen Beteiligten des
Schullebens. Wer Verantwortung dafür
trägt, welche Bildung der nächsten Genera-
tion zugutekommen soll, muss diesen Fra-
gen vorab vertieft nachgehen.
Wer dann den bisweilen maßlosen Kon-
sum digitaler Medieninhalte beobachtet,
muss sich auch mit den Auswirkungen dieser
Verhaltensänderung der Kinder und Jugendli-
chen befassen. Und er muss sich darum küm-
mern, wie er künftig Persönlichkeitsbildung
mit dem Ziel der Autonomie des Menschen
sicherstellen will. Dadurch könnten für die
Institution Schule neben der sinnvollen Nut-
zung des Digitalen ganz andere pädagogi-
sche Inhalte zur Förderung der psycho-sozia-
len Entwicklung in den Vordergrund rücken,
die eine wesentliche Voraussetzung für den
Erhalt und die Stärkung des gesellschaftli-
chen Zusammenhalts bilden. Ulrich Gräler
Ulrich Gräler ist stellv. Vorsitzender des
lehrer nrw
E-Mail: graeler@lehrernrw.de
Dienst zum Ausdruck zu bringen, gleichzeitig
aber Hoffnungen auf materielle Verbesserun-
gen, die diese honorieren könnten, zu dämp-
fen. An nur sehr wenigen Stellen wurde er-
kennbar, wo sich die Bundesinnenministerin
vorstellen könnte, kleine Schritte substanziel-
ler Umsetzungen zu wagen, zum Beispiel bei
der Einführung/Entwicklung von Arbeitszeit-
modellen, beim Ausbau der Unterstützungs-
leistungen für die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf oder bei der Rückkehr zur Pensi-
onswirksamkeit von Zulagen.
Alles kleine Stellschrauben, die belegen,
wie in der Vergangenheit auch noch so klei-
ne Entgelt- bzw. Besoldungsbestandteile ge-
nutzt wurden, um beim öffentlichen Dienst
Geld einzusparen. Der Vorsitzende des dbb,
Ulrich Silberbach, wies zu Recht darauf hin,
dass die aktuell zutage tretenden Defizite
sich seit Jahren aufgebaut hätten, weil der
Staat notwendige Investitionen in diesem
Bereich vermieden habe. Staatliche Einspa-
rungen, die sich auch auf dessen Ansehen
als Arbeitgeber ausgewirkt haben und die
sich nun rächen.
Dass der öffentliche Dienst in diesen Kri-
senzeiten nicht zum besten aufgestellt war,
läge nicht an seinen Mitarbeitern, sondern
an der Politik, die ihn sächlich und personell
nicht ausreichend ausgestattet habe. Erst
seit wenigen Jahren wandele sich das
Image wieder, und jüngere Menschen inte-
ressierten sich vermehrt für eine Tätigkeit
im Staatsdienst.
Streitpunkt Bildungshoheit
Die Verwaltungsmodernisierung stand bei
dieser Tagung ganz überwiegend im Vorder-
grund, der Bildungsbereich blieb zumeist
hintenan, schließlich haben die Bundeslän-
der auf diesem Feld die Hoheit. Nur zu ger-
ne würde der Bund stärker in den Bildungs-
sektor hineinregieren, erst recht unter dem
Blickpunkt der Einführung der Digitalisie-
rung in den Schulen. Wer das Geld dazu
gibt, möchte auch über die Nutzung mitre-
den. Woher aber die pädagogische und di-
daktische Expertise auf Bundesebene dafür
kommen soll, blieben alle Redner zu diesem
Thema schuldig.
Auch wenn das Wort ’Digitalisierung’
eine hochinflationäre Verwendung in allen
Diskussionsrunden fand und der Zuhörer
es schon bald nicht mehr hören konnte, so
erfreulich war es, doch einmal zu erleben,
wie engagiert in manchen Kommunen der
Umsetzungsprozess im Detail hin zu einer
digital organisierten Verwaltung erarbeitet
und für den Bürger nutzbar gemacht wird.
Die Diskussionsrunde zu diesen Umset-
zungsvorhaben legte in ganz konkreten
Beispielen die Zielsetzungen, Möglichkei-
ten und Schwierigkeiten nachvollziehbar
offen.
Dabei wurde auch deutlich, dass der
verbesserte ’Bürgerservice’ nur einen klei-
nen Teil des notwendigen Digitalisierungs-
prozesses bildet, der weitaus größere be-
trifft Bereiche der öffentlichen Verwal-
tung, mit denen der Bürger nur sehr selten
in Berührung kommt, die aber ganz we-
sentlich zu den Grundlagen und zur Funk-
tionsfähigkeit unseres Gemeinwesens hin-
zugehören.
Gesprächsfäden
aufnehmen
und verknüpfen
Alles in allem hielt die dbb-Jahrestagung
das, was sie seit Jahren verspricht, nämlich
die Themen und Diskussionen anzustoßen,
die es politisch und gesellschaftlich aktuell
zu verfolgen gilt. Allen Vertretern der Poli-
tik war anzumerken, wie sie sich vorsichtig
herantastend an die Formulierung von Po-
sitionen und Haltungen wagten, um in den
vielfältig neuen politischen Konstellationen
Gesprächskontakte und -fäden konstruktiv
und vertrauensvoll aufzunehmen. Das Be-
wusstsein war allgegenwärtig, dass die
gesamtgesellschaftlichen Herausforderun-
gen der Zeit viel zu groß sind, als dass die-
se einen kleinlichen oder unnötigen politi-
schen Streit rechtfertigen könnten. Das
nennt man dann wohl auch einen ’Auftakt
nach Maß’.
Fehlt nur noch das Motto der Tagung:
’Einfach machen!’
lehrer nrw ·
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FORTBILDUNGEN
Herr Rossi sucht
das Glück
Wie Sie mit Aspekten der Glücksforschung Ihr Wohlbefinden
stärken, ist Thema eines Seminars, das
lehrer nrw
am 5. Mai in
Düsseldorf anbietet. Referentin Yvonne Michel hat zahlreiche
lebensnahe Übungen und viel Kurzweil im Gepäck.
A
Alle Menschen streben irgendwie nach
Glück. Doch im beruflichen und priva-
ten Alltag oder gerade in Zeiten der Corona-
pandemie ist es nicht immer ganz einfach,
Glücksgefühle zu spüren.
Zufriedener und glücklicher leben, die ei-
genen Stärken einsetzen, stressresistenter
werden … dafür bietet die Positive Psycho-
logie – auch Glücksforschung genannt –
hilfreiche und gut erforschte Ansätze. Die
Teilnehmenden lernen im Seminar praxisna-
he Übungen der Positiven Psychologie ken-
nen, die leicht für sich selbst und mit ande-
ren im Alltag integriert werden können.
Inhalte
Was ist Glück überhaupt?
Was macht uns Menschen glücklich?
Welche Eigenschaften und
Strukturen sind dazu nötig?
Welche positiven Auswirkungen
hat Glück?
Was können wir aktiv tun, um ein
höheres Wohlbefinden zu erlangen?
Wie können wir Schülerinnen und
Schüler beim Heranwachsen zu
glücklichen, gesunden Menschen
begleiten?
Das Seminar richtet sich an alle, die dem
Glück auf die Spur kommen und sowohl
ihr eigenes Wohlbefinden als auch das
ihrer Mitmenschen stärken möchten.
Referentin ist Yvonne Michel, Diplom-
Sozialpädagogin. In ihrer Funktion als
Fachkraft für Suchtprävention bei der
Suchthilfe Aachen beschäftigt sie sich
seit einigen Jahren mit den Themen
Glück, Zufriedenheit, Achtsamkeit und
Resilienz. Teilnehmer des Mülheimer
Kongresses im vergangenen November
haben Yvonne Michel bereits kennenge-
lernt. Mit ihrem interaktiven Vortrag
zum Thema ’Glück’ begeisterte sie dort
das Publikum.
SEMINAR-INFO
Titel: Herr Rossi sucht das Glück Wie Sie mit Aspekten der Glücksforschung das
Wohlbefinden stärken, Seminar-Nr.: 2022-0505, Referentin: Yvonne Michel (Diplom-
Sozialpädagogin), Ort: Leonardo Boutique Hotel, Oststraße 128, 40210 Düsseldorf
Termin: Donnerstag, 5. Mai 2022, Uhrzeit: 9:00 bis 16:30 Uhr, Kosten: 130 EUR für
lehrer nrw
-Mitglieder, 180 EUR für sonstige Teilnehmer, Anmeldung: bis 30. März 2022
online: https://lehrernrw.de/lehrernrw-de-fortbildungen/lehrernrw-de-fortbildungsuebersicht/
Für die Bewirtung mit Speisen und Getränken sorgt
lehrer nrw
. Die Übernahme von Fort-
bildungskosten können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an ihren Schulen beantragen.
Reisekosten können Sie auf dem Dienstweg bei Ihrer Bezirksregierung beantragen, um
die verauslagten Reisekosten aus einem gesonderten Budget erstattet zu bekommen.
Was Glück ist, kann
jeder nur für sich selbst
entdecken. Zur Frage, was
es braucht, um glücklich
zu sein, kann Referentin
Yvonne Michel im Seminar
den ein oder anderen An-
stoß geben.
Foto: AdobeStock/Song_about_summer
25
1/2022 ·
lehrer nrw
FORTBILDUNGEN
Seminar-
Nr. Titel
Kurzinhalt
Referenten Wo Wann Uhrzeit
Gebühr
lehrer nrw-
Mitglied
Gebühr
sonst.
Teilnehmer
Anmelde-
schluss
2022-0329 Elterngespräche konstruktiv
gestalten
Ziel der Veranstaltung ist es, auch schwierige Elterngespräche
souverän, zielorientiert und erfolgreich führen zu können. Dazu ist es
erforderlich, unterschiedliche ’Elterntypen’ und die damit verbundene
Motivation zu erkennen und eigene Kommunikationsstrategien zu
entwickeln.
Dorthe
Leschnikowski-
Bordan
Ringhotel Drees
Hohe Straße 107
44139 Dortmund
Dienstag
29.03.2022
09:00 bis
16:00 Uhr
130 EUR 180 EUR
23.02.2022
2022-0405
Präsenz in Konflikten Dieses Seminar wird Ihnen konstruktive Handlungsmöglichkeiten
aufzeigen, mit denen Sie durch konsequentes und gleichzeitig
wertschätzendes Verhalten Konflikte wirksam bewältigen und Regeln
leichter durchsetzen können.
Gabi
Schmidt
Intercity Hotel Düsseldorf
Graf-Adolf-Straße 81-87
40210 Düsseldorf
Dienstag
05.04.2022
09:00 bis
16:30 Uhr
130 EUR 180 EUR 01.03.2022
2022-0407
Wege in den Ruhestand Beamtenversorgung und Altersteilzeit
Horst
Joosten
GDL Sitzungsraum 1. OG
Graf-Adolf-Straße 84
40210 Düsseldorf
Donnerstag
07.04.2022
15:00 bis
18:00 Uhr
50 EUR 80 EUR ausge-
bucht/
Warteliste
möglich
2022-0420 ’Was gibt es noch alles in Office
2019?’ –IT-Schulung für Seniorin-
nen und Senioren
Word, Excel, Power Point und OneDrive (Vertiefung). Bildbearbeitung
mit Gimp und interessante Windows 10 Apps.
Pia
di Lauro
dbb akademie
An der Herrenwiese 14
53639 Königswinter
Mi. bis Fr.
20.04. bis
22.04.2022
14:00 bis
12:15 Uhr
160 EUR 210 EUR
09.03.2022
2022-0428 Recht im Schulalltag –
speziell für Berufsanfängerinnen
und -anfänger
Junge Kolleginnen und Kollegen sind mit Rechtsfragen oft überfordert.
Die Fortbildung beantwortet die wichtigsten Fragen aus dem Schul-
alltag.
Christopher
Lange
GDL Sitzungsraum 1. OG
Graf-Adolf-Straße 84
40210 Düsseldorf
Donnerstag
28.04.2022
14:00 bis
17:00 Uhr
25 EUR 50 EUR
07.04.2022
2022-0505 Herr Rossi sucht das Glück – wie
Sie mit Aspekten der Glücksfor-
schung das Wohlbefinden stärken
Zufriedener und glücklicher leben, die eigenen Stärken einsetzen,
stressresistenter werden … dafür bietet die Positive Psychologie –
auch Glücksforschung genannt – hilfreiche und gut erforschte Ansätze.
Yvonne
Michel
Leonardo Boutique Hotel
Oststraße 128
40210 Düsseldorf
Donnerstag
05.05.2022
09:00 bis
16:30 Uhr
130 EUR 180 EUR
30.03.2022
2022-0510 Rente: Wer? Wann? Wie(viel)?
Sie erhalten erste Informationen zur Rente für Angestellte und haben
die Möglichkeit, im Anschluss persönliche Beratungsgespräche mit der
Deutschen Rentenversicherung zu vereinbaren.
Ria
Weinbrenner
GDL Sitzungsraum 1. OG
Graf-Adolf-Straße 84
40210 Düsseldorf
Dienstag
10.05.2022
15:00 bis
17:00 Uhr
20 EUR 40 EUR
08.04.2022
2022-0511 Rechtssicher im Internet und auf
Kommunikations- und Lernplatt-
formen agieren
Das Seminar möchte Sie über Ihre Pflichten und die wichtigsten
Fallstricke informieren. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem
Datenschutzrecht.
Michael
Rohrlich
dbb akademie
An der Herrenwiese 14
53639 Königswinter
Mi. bis Do.
11.05. bis
12.05.2022
14:00 bis
12:15 Uhr
100 EUR 150 EUR
01.04.2022
2022-0517 Resilienz für Lehrerinnen
und Lehrer
Stärkung der inneren Widerstandskraft und Erhaltung der eigenen
Energie im Mikrokosmos Schule
Dorthe
Leschnikowski-
Bordan
Ringhotel Drees
Hohe Straße 107
44139 Dortmund
Dienstag
17.05.2022
09:00 bis
16:00 Uhr
130 EUR 180 EUR
05.04.2022
Neues Jahr,
altes Pech?
chon wieder ist ein Jahr zu Ende, ehe man es gedacht.
Mit was mag das neue Jahr verbunden sein? Entlas-
tung der Arbeit, A13 für alle, Entbürokratisierung der
Schulen, Ende der Pandemie … welche Ironie! Das sind
garantiert Themen, die uns nicht nur in 2022 begleiten werden,
sondern noch Jahre darüber hinaus.
Aber es gibt ja nun die vielen Förderangebote, um die Bil-
dungsrückstände auszugleichen. Extrazeit, Extrageld, Ankom-
men und Aufholen nach Corona, obwohl die Pandemie in vollem
Gange ist, wirken dabei schon fast sarkastisch. Und wenn man
sich nun die Frage stellt, wer die guten realitätsnahen Materia-
lien für das »Aufholen und Ankommen nach Corona« erstellt,
dann ist die Antwort auf diese Frage klar – der Schuppen der
Daseinsberechtigung: QUALiS. Man muss hier betonen, dass sie
dort wirklich immer sehr schüler- und realitätsnahe Materialien
erstellen, obwohl viele – den Materialien zufolge – eine Schule
von innen lange nicht mehr gesehen haben, denn dann wüsste
man, dass das gesammelter Mist ist.
Also wer holt in Wirklichkeit die Bildungsdefizite und die Defi-
zite der sozialen Kontakte auf? Klar, die Lehrerinnen und Lehrer.
Aber, Extrazeit zur Entspannung nach zwei (und offensichtlich
einem weiteren turbulenten Jahr), oder Extrageld für alle (ideal:
A13 für alle) wird es nicht geben. Danke für die Wertschätzung,
lieber Arbeitgeber!
Mein Vorschlag, um diesen Beruf noch unattraktiver zu ma-
chen: Eine Werbekampagne, die die wirkliche Realität zeigt.
Arbeiten bis zum Umfallen, viele zusätzliche Aufgaben erledigen,
die man nicht ’beigebracht’ bekommen hat, aber die Schelte ein-
stecken, wenn dabei etwas schiefläuft, wenig Anerkennung von
Arbeitgeberseite, deutliche juristische Grundbildung und noch
vieles mehr. Mit dem Bildungs- und Erziehungsziel von Kindern
und Jugendlichen hat das alles nur noch recht wenig zu tun.
Warum dreht man nicht so einen Werbespot? Klar, man muss
das tun, was man mit den Lehrerinnen und Lehrern seit Jahren
tut: So tun, als sei das alles selbstverständlich!
Wir sehen uns im Sanatorium …
Euer alter Kollege
Ferdinand Kümmertsich
Der Kollege Ferdinand Kümmertsich ist gestählt durch unzählige Schlachten
in Konferenzen, Bezirksregierungsbüros und Elternsprechtagen. Mit reichlich
Berufs- und Lebenserfahrung ausgestattet, blickt er mit einem Augenzwinkern
auf den ganz normalen Wahnsinn des Systems Schule.
Ferdinand Kümmertsich
lehrer nrw ·
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KOLUMNE
Neues Jahr,
altes Pech?
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lehrer nrw
SENIOREN
Die Schönheiten Ostfrieslands
B
Bisher sind nur wenige Anmeldungen erfolgt,
trotz grundsätzlichem Interesse an der Ost-
friesland-Fahrt vom 10. bis 14. Mai. Durch die
individuelle Anreise und das Fehlen eines Busses
vor Ort konnte die Reise zu einem akzeptablen
Preis angeboten werden, da in der Zwischenzeit
die Kosten für Busreisen stark gestiegen sind.
Eine Anfahrt mit dem Zug sollte je nach Aus-
gangsort möglich sein. Das Programm kann auch
noch angepasst werden, damit nicht so viele
selbstorganisierte Fahrten vor Ort erfolgen
müssen. Anmeldeschluss ist am 1. März 2022.
Information/Anmeldung:
Monika Holder | Telefon 02739 1899 oder
holder@lehrernrw.de
Besuch in
Bielefeld
Am 15. März besuchen
die lehrer nrw-Senioren
Bielefeld. Stationen sind
unter anderem das Fä-
chermuseum und die St.
Jodokuskirche. Für diese
Exkursion werden bis 28.
Februar noch Anmeldun-
gen entgegengenommen.
Anmeldung:
Monika Holder
Telefon 02739 1899 oder
holder@lehrernrw.de
Exkursion
zum Gasometer
ausgebucht
Für die Teilnahme an der
Führung im Gasometer
am 17. Februar ist die
Gruppengröße erreicht.
Auf dem Programm steht
die Besichtigung der Aus-
stellung ’Das zerbrechli-
che Paradies’. Alle Teil-
nehmer treffen sich bitte
auf dem Vorplatz am Ga-
someter um spätestens
10:45 Uhr, damit für die
dann anwesenden Perso-
nen die Tickets gelöst
werden können. Danach
kann die
lehrer nrw
-
Gruppe ohne Anstehen in
der Besucherschlange das
Gasometer betreten. Alle
Teilnehmer werden etwa
eine Woche vorher per E-
Mail noch einmal über
den neuesten Stand infor-
miert. Zurzeit gilt nach
wie vor die 2G-Regel und
die Ausweispflicht. Bitte
Personalausweis, Impfzer-
tifikat und FFP2-Maske
mitnehmen!
IT-Schulung für Seniorinnen und Senioren
A
Ab sofort sind die Anmeldungen zur IT-Schulung
für Seniorinnen und Senioren vom 20. bis 22.
April in der dbb-Akademie in Königswinter möglich.
Es stehen nur vierzehn Plätze zur Verfügung. Das
Programm ist sehr interessant und bietet unter ande-
rem Einblicke in die Bildbearbeitung mit der kosten-
losen Software GIMP 2.10. Darüberhinaus erfahren
die Teilnehmer bei der Schulung Neues in Word
2019, Excel 2019 und PowerPoint 2019. Die Schu-
lung wird voraussichtlich von der aus vielen früheren
IT-Schulungen bekannten Expertin Pia di Lauro
durchgeführt. Anmeldeschluss ist am 9. März 2022.
Online-Anmeldung:
https://lehrernrw. de/2022/01/14/it-schulung/
Foto: AdobeStock/Halfpoint
Jetzt
an-
melden!
Das hübsche Städtchen Emden
ist Ausgangspunkt der Ostfriesland-Tour
vom 10. bis 14. Mai.
Foto: AdobeStock/blende11.photo
Einblicke in die Bildbearbeitungssoftwa-
re GIMP und in Neuerungen bei Office-
Anwendungen gibt es bei der IT-Schu-
lung für Seniorinnen und Senioren.
lehrer nrw ·
1/2022
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Vom
Geisterjahrgang
und
Schwerpunktschulen
Als Meilenstein für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts
Deutschland wurde einst die Umstellung des gymnasialen Bil-
dungsgangs von neun auf acht Jahre gefeiert. Nun läuft die
Reform der Reform: Die Gymnasien kehren zu G9 zurück. Das
hat allerdings Auswirkungen auch auf alle anderen Schulformen.
S
Schon vor zwanzig Jahren begann
die Diskussion über die effizienteste
Länge des gymnasialen Bildungs-
ganges, an deren Ende die Allgemeine
Hochschulreife steht. Die damalige Schul-
ministerin Barbara Sommer (CDU) hatte
die in der Kultusministerkonferenz nahezu
flächendeckend beschlossene Umsetzung
von G8 2008 mit einer optimierten, inter-
nationalen Konkurrenzfähigkeit der Absol-
ventInnen und verschlankten Kernlehrplä-
nen gegen Bedenkenträger verteidigt.
Ihre Nachfolgerin Sylvia Löhrmann
(Bündnis 90/Grüne) argumentierte zu-
nächst pro G8, bot 2016 dann den Gymna-
sien an, sich frei zwischen beiden Struktu-
ren entscheiden zu können und räumte
letztlich ein, keine Verfechterin von G8
sein.
Erst am 6. März 2018 kam es dann mit
der Zustimmung zur 13. Schulrechtsände-
rung unter Schulministerin Yvonne Gebau-
er (FDP) zu einer nahezu flächendeckenden
Rückkehr zu G9 an den Gymnasien von
RECHT§AUSLEGER
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1/2022 ·
lehrer nrw
RECHT§AUSLEGER
INFO
Das NRW-Schulministerium hat online allgemeine Informationen sowie eine Liste mit
Antworten auf häufig gestellte Fragen im Zusammenhang mit der G8/G9-Problematik
zusammengestellt: www.schulministerium.nrw/schule-bildung/schulpolitik/
weiterentwicklung-des-gymnasiums-g8g9
Foto: AdobeStock/stockfoto
Nordrhein-Westfalen. Ein Jahr später stand
fest, dass sich nur zwei Bielefelder Schulen
und ein Hildener Gymnasium für den Ver-
bleib im achtjährigen Bildungsgang ent-
schieden hatten und alle anderen 621
Gymnasien zurück zum neunjährigen Weg
zum Abitur gehen würden.
Kein Anschluss für Haupt-
schüler und Realschüler?
Die erste neue Jahrgangsstufe 10 in der
Sekundarstufe I am Gymnasium wird am
7. August 2023 in das neue Schuljahr star-
ten und verursacht eine
Lücke in der Sekundar-
stufe II an ihren Schu-
len, in der dann parallel
keine Einführungsphase
den ersten Schultag ab-
solvieren wird. Für die
Schülerinnen und Schü-
ler aus Hauptschulen
und Realschulen, die
sich mit ihren Noten für
die Oberstufe qualifi-
ziert haben werden,
würde somit im Schul-
jahr 2023/2024 nur der Wechsel an die
Gesamtschulen oder die Wirtschaftsgym-
nasien der Berufsbildungszentren bleiben.
Das Ministerium für Schule und Bil-
dung hat diese besondere, einmalige
Einschränkung erkannt und pragmatische
Lösungsansätze projektiert: Einige Gym-
nasien in Nordrhein-Westfalen sollen zu
sogenannten Schwerpunktschulen er-
nannt und entsprechend ausgestattet
werden, sodass sie personell, räumlich
und fachlich in der Lage sein sollen, auch
im entscheidenden Schuljahr 2023/2024
eine Einführungsphase in die gymnasiale
Oberstufe anbieten zu können. Nach wel-
chen Kriterien die Schülerinnen und Schü-
ler dann ausgewählt werden und welche
Gymnasien als Schwerpunktschulen no-
miniert werden, steht noch nicht fest.
Letztere Entscheidung soll noch in diesem
Schuljahr fallen.
Schwerpunktschulen
als Auffangbecken
Aber nicht nur die aktuellen Neuntklässler
an den Hauptschulen und Realschulen
sind von dieser Entwicklung betroffen:
Weit weniger offensichtlich ist, dass auch
die aktuellen Abschlussjahrgänge an
Haupt- und Realschulen ganz besonders
intensiv hinsichtlich eines Wechsels ans
Gymnasium beraten werden müssen.
Schließlich, und das haben sie dann mit
allen ihren Mitschülerinnen und Mitschü-
lern unabhängig von der bis dahin be-
suchten Schulform gemeinsam, können sie
bis zur Abiturprüfung kein Schuljahr wie-
derholen, sondern müssen bei zu vielen
Defiziten das Gymnasium zwingend ver-
lassen. Unter ihnen fehlt schlicht ein gan-
zer Jahrgang. Als Notlösung sollen auch
hier die Schwerpunktschulen herhalten,
die alle Wiederholerinnen und Wiederho-
ler aus den umliegenden Städten und
Kreisen auffangen sollen.
Hoher Beratungsbedarf
Schon jetzt steht fest, dass die Besonder-
heit der beiden Abschlussjahrgänge für die
Kolleginnen und Kollegen an Realschulen
und Hauptschulen mit einem erhöhten Be-
ratungsbedarf auf Schülerseite einhergeht.
Es gilt nicht nur das eigene Kollegium zu
informieren, sondern Schülerinnen und
Schüler mit ihren Eltern zu beraten und
noch enger mit den lokalen Oberstufenko-
ordinationen zu kommunizieren, denn ein
niedrigeres Anmeldevolumen an den Gym-
nasien geht organisch mit einem höheren
Aufkommen an den Gesamtschulen und
Berufsbildungszentren einher. Und der
Fächer des individuellen Umgangs mit den
Gegebenheiten ist weit aufgespannt und
reicht von einem lokalen Numerus Clausus
bis hin zu einem aufwändigen, individuel-
len Beratungskonzept, das zwischen abge-
bender und aufnehmender Schule exakt
abgestimmt wurde.
Sebastian Potschka
ist Mitglied bei
lehrer nrw,
Lehrer für Deutsch,
Geschichte und Praktische Philosophie an der Diedrich-
Uhlhorn-Realschule sowie Berufswahlkoordinator
Hohe Hürde:
Für Hauptschüler
und Realschüler
der aktuellen Jahr-
gangsstufen neun
und zehn macht
G9 den Wechsel
aufs Gymnasium
selbst bei vorlie-
gender Qualifikati-
on mindestens
sehr schwierig.
lehrer nrw ·
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ANGESPITZT
N
Nach sechzehn Jahren unter Schullei-
terin Merkel hat sich so ein klitze-
kleiner Reformstau angesammelt.
Nichts Wildes. Nur so ein bisschen
Digitalisierungs-Schläfrigkeit, ein wenig
Klimaschutz-Trödelei, ein minimales
monetäres und ideelles Wertschät-
zungsdefizit gegenüber sozialen und
pädagogischen Berufen, ein Hauch von
Pandemie-Bummelei und das ein oder
andere außenpolitische Malheurchen.
Da ist es wirklich wohltuend, dass
man beim neuen Schulleiter Führung
bestellen kann – und auch bekommt!
Ja, mit Herrn Scholz, dem hanseatischen
Stoiker mit der Raute im Herzen, wird
mal ordentlich durchgelüftet. Die Bun-
destagsklasse ist kaum wiederzuerken-
nen. Das neue Schuljahr begann gleich
mit einer klaren Ansage: Wir kümmern
uns jetzt endlich um die wirklich wichti-
gen Sachen:
Um die Sitzordnung und um Canna-
bis!
Denn der smarte Christian wollte lie-
ber neben seinem hippen Buddy Robert
sitzen und nicht mehr neben den
Schmuddelkindern aus dem AfD-Block.
Die müffeln immer so. Da muss jetzt die
CDU hin. Wer die Wahl verliert, hat eben
nix mehr zu melden. Selber schuld! Das
gilt übrigens auch für Ex-Klassenspre-
cher Armin, der einmal zu viel gelacht
hat und deswegen weggemobbt wurde.
Nachdem das mit der Sitzordnung
geklärt war, wurde in rasendem Tempo
der nächste Meilenstein gesetzt: die
Cannabis-Freigabe. Bald soll es möglich
sein, in lizenzierten Geschäften Canna-
bis zu kaufen. Das können nur Spießer
und Ahnungslose bedenklich finden.
Denn wie wegweisend und visionär
dieser Vorschlag ist, zeigt eine neue
Studie aus den USA, über die mehrere
Medien berichteten. Demnach kann
Cannabis im Kampf gegen Corona hel-
fen. Forscher der Oregon State Universi-
ty und der Oregon Health & Science
University fanden nämlich heraus, dass
bestimmte Bestandteile der Cannabis-
pflanze (vulgo: Hanf) den Eintritt des
Coronavirus in die Zellen blockieren
und somit vor einer Ansteckung schüt-
zen könnten. Kiffen gegen Corona:
Das hat doch was.
Herr Lauterbach, übernehmen Sie!
Jochen Smets
Kiffen gegen Corona
Über Feedback zu meinen Gehirnjogging Übungen würde ich mehr sehr freuen: mail@heike-loosen.de Heike Loosen
Falsche Teekesselchen
Während echte Teekesselchen Begriffe mit unterschiedlicher Bedeutung sind,
die gleich geschrieben werden (die Leiter, der Leiter), klingen Homophone
gleich, werden aber unterschiedlich geschrieben (die Kuh, der Coup, das Q).
Suchen Sie möglichst viele Homophone und umschreiben Sie diese.
Zum Beispiel: Lernfach in der Schule/Vorleger
Schicken Sie mir doch Ihre Vorschläge per Mail an mail@heike-loosen.de
Hier ist Kreativität gefragt
Versuchen Sie aus jeder vorgegebenen Form möglichst unterschiedliche Bilder zu malen.
Das Beispielbild ist natürlich sehr einfach gehalten. Fügen Sie einen Schornstein, Rauch, Vorhänge hinzu.
Ihnen fallen bestimmt phantasievollere Kreationen ein, oder?
HIRNJOGGING
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1/2022 ·
lehrer nrw
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