3Unter der Lupe
MfG – Mit freundlichen
Grüßen
15Dossier
Was Schulleitungen
wünschen
28 Recht§ausleger
Fachkraft im
Multiprofessionellen
Team
6Im Brennpunkt
Teilzeit bei
Lehrkräften
Künstliche
Intelligenz
Chance
oder
Risiko?
Pädagogik & Hochschul Verlag . Graf-Adolf-Straße 84 . 40210 Düsseldorf · Foto: AdobeStock
1781 | Ausgabe 2/2023 | MÄRZ | 67. Jahrgang
INHALT
lehrer nrw ·
2/2023
2
UNTER DER LUPE
Sven Christoffer:
MfG – Mit freundlichen Grüßen 3
BRENNPUNKT
Sarah Wanders:
Teilzeit bei Lehrkräften 6
MAGAZIN
Partner des
lehrer nrw:
Swiss Life select 8
PERSONALRÄTE
Bezirkspersonalrat Köln für Realschulen:
Mitbestimmungsrechte durchsetzen 10
Bezirkspersonalrat Köln für Gesamt-
und Sekundarschulen: Arbeitsbelastung
für Lehrkräfte über dem Limit 11
TITEL
Gekommen, um zu bleiben 12
Handlungsleitfaden für Schulen 13
»ChatGPT kann zu mehr
Bildungsgerechtigkeit führen« 14
DOSSIER
Was Schulleitungen wünschen
Zusammenfassung zentraler Ergebnisse
der Cornelsen Schulleitungsstudie 2023 15
SCHULE & POLITIK
Reproduktionsfehler –
Ansichten über das Kindergroßziehen 19
Berufsbegleitende Supervision
Ein Königsweg zur Lehrergesundheit
und Burn-out Prophylaxe 20
Ulrich Gräler: Gutachten, gefälligst? 22
FORTBILDUNGEN
Recht im Schulalltag 24
BATTEL HILFT
Konflikte im Dialog entschärfen 26
SENIOREN
Dom und Domschatz in Essen 27
Kurz berichtet 27
RECHT§AUSLEGER
Christopher Lange: Fachkraft
im Multiprofessionellen Team 28
ANGESPITZT
Jochen Smets: Vorübergehend erleuchtet 30
HIRNJOGGING
Aufgabe 1: Maskenball in der Schule
Aufgabe 2: L und O 31
IMPRESSUM
lehrer nrw
– G 1781 –
erscheint sieben Mal jährlich
als Zeitschrift des
‘lehrer nrw’
ISSN 2568-7751
Der Bezugspreis ist für
Mitglieder des
‘lehrer nrw’
im Mitgliedsbeitrag enthal-
ten. Preis für Nichtmitglieder
im Jahresabonnement:
35,– inklusive Porto
Herausgeber und
Geschäftsstelle
lehrer nrw e.V.
Nordrhein-Westfalen,
Graf-Adolf-Straße 84,
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Redaktion
Sven Christoffer,
Ulrich Gräler,
Christopher Lange,
Jochen Smets,
Sarah Wanders,
Marcel Werner
Düsseldorf
Verlag und
Anzeigenverwaltung
PÄDAGOGIK &
HOCHSCHUL VERLAG
dphv-verlags-
gesellschaft mbH,
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Zur Zeit gültig:
Anzeigenpreisliste Nr. 22
vom 1. Oktober 2021
Zuschriften und
Manuskripte nur an
lehrer nrw
,
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Graf-Adolf-Straße 84,
40210 Düsseldorf
Für unverlangt eingesandte
Manuskripte kann keine Ge-
währ übernommen werden.
Namentlich gekennzeichnete
Beiträge geben die Meinung
ihrer Verfasser wieder.
MfG –
Mit freundlichen
Grüßen
Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultus-
ministerkonferenz hat Empfehlungen gegen den Lehrkräfte-
mangel vorgelegt. Es ist ein unausgegorenes Sammelsurium von
Einzelmaßnahmen, die schlichtweg kontraproduktiv sind. Die wissen-
schaftliche Elite aus sechzehn Professorinnen und Professoren hat das
Kunststück fertiggebracht, Vorschläge auszubrüten, die den Lehrerbe-
ruf noch unattraktiver machen und den Lehrermangel damit perspek-
tivisch verschärfen werden.
M
Mit Datum vom 27. Januar 2023 findet
sich auf der Homepage der Kultus-
ministerkonferenz folgende Schlag-
zeile: »Einsatz optimieren, Bedarf senken:
SWK empfiehlt zeitlich befristete Notmaßnah-
men zum Umgang mit dem akuten Lehrkräfte-
mangel«. Unweigerlich kam mir die Erinne-
rung an ein altes Lied der Fantastischen Vier,
in dem die Band sich über den deutschen
Abkürzungswahn auslässt. Nachdem ich die
Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftli-
chen Kommission (SWK) der Kultusminister-
konferenz (KMK) gelesen hatte, wurde mir
dann aber sehr schnell klar, dass das unser
kleinstes Problem ist.
Empfehlungen aus
dem Elfenbeinturm
In der Stellungnahme der SWK finden sich auf
insgesamt vierzig Seiten (davon allein neun
Seiten Literaturverzeichnis!) ‘Empfehlungen
zum Umgang mit dem akuten Lehrkräfteman-
gel’. Der Kommission gehören sechzehn Mit-
glieder an – allesamt Professorinnen und Pro-
fessoren. Mich würde an der Stelle durchaus
interessieren, wie viele dieser Bildungsforsche-
rinnen und -forscher über Praxiserfahrungen
als Lehrkraft verfügen. Aber wahrscheinlich
haben solche Überlegungen keinerlei Relevanz
bei der Zusammensetzung einer Wissenschaft-
lichen Kommission.
»Die Schule brennt«
»Die Schule brennt. Es ist nicht die Schuld der
Lehrer, dass sie zu wenige sind. Dennoch stellt
sich die Frage, ob sie jetzt mehr arbeiten müs-
sen«, so titelte ‘Die Zeit’ am 26. Januar. Und
der Spiegel fasste fünf Tage darauf die Emp-
fehlungen der SWK folgendermaßen zusam-
men: »Pläne gegen den Lehrermangel: Noch
mehr Arbeit für die, die noch stehen«. Das
trifft es so ziemlich. Der SWK ist nicht viel
mehr eingefallen als zu empfehlen, den Man-
gel durch Mehrarbeit des Bestandspersonals
aufzufangen. Was mich schlicht fassungslos
macht: Die Kommission scheint sich den In-
strumentenkoffer gegen Lehrkräftemangel
jedes einzelnen Bundeslandes angeschaut zu
haben, um daraus eine Art ‘worst of’ zu ma-
chen. Fast schon zynisch erscheint vor diesem
Hintergrund der Vorschlag der Professorinnen
und Professoren, Yoga für Lehrkräfte anzubie-
ten – als Ausgleich für die Mehrarbeit.
Eine Aneinanderreihung
von Grausamkeiten
Die Kommission lässt wirklich nichts aus, um
‘Beschäftigungsreserven zu erschließen’: den
Ruhestandseintritt anpassen, die Reduktion
der Unterrichtsverpflichtung aus Alters-
3
2/2023 ·
lehrer nrw
UNTER DER LUPE
von SVEN CHRISTOFFER
lehrer nrw ·
2/2023
4
UNTER DER LUPE
gründen abschmelzen, Teilzeitmöglichkeiten
beschneiden, Vorgriffsstunden, Abordnungen,
größere Klassen. Ich habe große Sorge, dass
die Umsetzung auch nur eines Teils dieser
Maßnahmen gegenteilige Effekte auslösen
würde: Langfristige Ausfälle wegen Überarbei-
tung, Burnout, Depressionen, Schulflucht. Aus
meiner Sicht sendet die Kommission das völlig
falsche Signal: Wie soll der Lehrkräfteberuf für
künftige Generationen attraktiver werden,
wenn man ihn in der Gegenwart noch unat-
traktiver macht?
Goethe war gut
Die Empfehlungen lassen mich fassungslos
zurück. Und an dieser Stelle schließt sich der
Kreis zu dem oben erwähnten Lied der
Hip-Hop-Gruppe Die Fantastischen Vier.
Nur meine gute Kinderstube verbietet es
mir, eine in dem Song verwendete despek-
tierliche Redewendung an dieser Stelle zu
artikulieren. Und das, obwohl ich als
Deutschlehrer ein Verehrer unseres Dichter-
fürsten Goethe bin, der dieselben Worte
seinem Protagonisten Götz von Berlichin-
gen in dem gleichnamigen Drama bereits
1773 in den Mund legte. Und schon Rudi
Carrell wusste: Goethe war gut! Die SWK
der KMK hingegen ist schlichtweg ungenü-
gend. MfG
Sven Christoffer ist Vorsitzender des
lehrer nrw
sowie Vorsitzender des HPR Realschulen
E-Mail: christoffer@lehrernrw.de
Ein Fall für den Schredder:
Die Empfehlungen der SWK gegen
den Lehrkräftemangel sind ein
‘worst of’ an Ideen, die den Lehrer-
beruf noch unattraktiver und die
Arbeitsbelastung für die Lehrkräfte
noch größer machen.
Foto: AdobeStock/abcmedia
lehrer nrw ·
2/2023
6
BRENNPUNKT
Teilzeit bei
Lehrkräften
Weg zur Work-Life-Balance oder
letzter Ausweg vor dem Burnout?
S
Spätestens seit dem Gutachten der
Ständigen Wissenschaftlichen Kom-
mission der Kultusministerkonferenz
ist das Thema Teilzeit bei Lehrkräften oder
vielmehr Beschneidung der Teilzeit zur Be-
kämpfung des Lehrkräftemangels in allen
Medien präsent, in Nordrhein-Westfalen
sogar schon seit der Veröffentlichung des
Handlungskonzeptes Unterrichtsversorgung
Mitte Dezember. Natürlich, durch diese
Maßnahme können zeitnah mehr Stunden
ins System gebracht werden – mehr Stun-
den von ausgebildeten Lehrkräften. Zeitnah
oder doch nur zeitweise?
Die Zahlen
Laut Statistischem Bundesamt waren im
Schuljahr 2020/2021 knapp 702.000 Lehre-
rinnen und Lehrer hauptberuflich an allge-
meinbildenden Schulen in Deutschland
tätig, davon etwa 279.000 in Teilzeit, was
einer Quote von rund 40 Prozent ent-
spricht. In Nordrhein-Westfalen liegt die
Quote derzeit bei 37,5 Prozent. Im Ver-
gleich hierzu lag in diesem Zeitraum die
Teilzeitquote bei abhängig Beschäftigten
über alle Wirtschaftsbereiche hinweg bei
30 Prozent. Diesen gravierenden Unter-
schied führt das Statistische Bundesamt
unter anderem auf den höheren Frauenan-
teil bei Lehrkräften zurück.
Voraussetzungslose Teilzeit
An dieser Stelle setzt das NRW-Schulminis-
terium mit seinem Handlungskonzept Un-
terrichtsversorgung an. In Zukunft sollen
Anträge auf Teilzeitbeschäftigung, die
nicht im Zusammenhang mit familiären
Gründen wie beispielsweise Kinderbetreu-
ung stehen, intensiv darauf geprüft wer-
den, ob nicht dienstliche Gründe entge-
genstehen. Natürlich ist die Unterrichtsver-
sorgung an einer Schule ein dienstlicher
Grund, sodass nahezu an allen Schulen der
Primarstufe und der Sekundarstufe I dienst-
liche Gründe gegen eine Teilzeitbeschäfti-
gung sprechen dürften.
Aber was bringt diese Maßnahme am
Ende des Tages wirklich? Nach den Rück-
meldungen, die unseren Verband immer
wieder erreichen, liegt der Hauptgrund für
die Beantragung voraussetzungsloser Teil-
zeitbeschäftigung in der Regel in der Über-
lastung der Kolleginnen und Kollegen. Die
Grenze des Leistbaren ist erreicht, und man
entscheidet sich lieber, auf Geld zu verzich-
ten, um seinen Beruf überhaupt weiterhin
ausüben zu können. Viele Kolleginnen und
Kollegen haben ihre Belastungsgrenzen
längst überschritten, was sich in langfristi-
gen Ausfällen an den Schulen wegen Über-
arbeitung, Burnout und psychischen Erkran-
kungen widerspiegelt.
von SARAH WANDERS
Ausgebrannt: Die nordrhein-
westfälische Landesregierung will die
Möglichkeiten zur voraussetzungslo-
sen Teilzeit bei Lehrkräften deutlich
einschränken. Das dürfte viele Kolle-
ginnen und Kollegen in den vorzeiti-
gen Ruhestand, in die innere Emigra-
tion oder in den Burnout treiben.
BRENNPUNKT
7
2/2023 ·
lehrer nrw
Theoretisch ist die Beschränkung der
voraussetzungslosen Teilzeit erstmal plau-
sibel. Aber leider auch nur theoretisch.
Nach unseren Informationen befinden sich
zurzeit 13.000 Lehrkräfte in einer solchen
Teilzeit. Im Vergleich zu den über 78.000
teilzeitbeschäftigten Lehrkräften in Nord-
rhein-Westfalen ein überschaubar großer
Anteil. Des Weiteren stellt sich die Frage
nach den Konsequenzen, wenn man Kolle-
ginnen und Kollegen am Limit zusätzlich
belastet. Die politisch zu verantwortende
Misere soll auf ihre Kosten behoben bzw.
gemindert werden. Es ist davon auszuge-
hen, dass einige, wenn nicht sogar viele
dieser Kolleginnen und Kollegen der Belas-
tung nicht standhalten werden. Langfristi-
ge Ausfälle bis hin zur Teildienstfähigkeit
oder dem vorzeitigen Ruhestand werden
die Folge sein. Zudem macht dies den Leh-
rerberuf kein bisschen attraktiver. Somit
würde unser Land leider am Ende des
Tages mehr verlieren als zuvor gewonnen
wurde.
Teilzeit aus
familiären Gründen
Zunächst war die Sorge in den Kollegien
groß, dass auch diese Form der Teilzeit ein-
geschränkt werden soll. Dies ist nicht der
Fall. Trotzdem ist der Anteil derer, die aus
familiären Gründen nicht in Vollzeit arbei-
ten können, groß. Die Bedingungen für
junge Eltern werden immer schwieriger.
Ein Teil des Maßnahmenpakets war näm-
lich die Erweiterung des Einsatzradius
nach der Rückkehr aus einer Beurlaubung
(zum Beispiel Elternzeit) auf 50 statt bisher
35 Kilometer (
lehrer nrw
1/2023). Zum an-
deren stellen fehlende verbindliche Rege-
lungen für den Einsatz von teilzeitbeschäf-
tigten Lehrkräften ein großes Problem dar
und werden von den Personalräten auf Be-
zirksebene sowie im NRW-Schulministeri-
um immer wieder gefordert. In der Regel
gibt es in den Bezirksregierungen lediglich
Empfehlungen für den Einsatz teilzeitbe-
schäftigter Lehrerinnen und Lehrer, und
auch die ADO stellt keine verbindliche Re-
gelung auf. So heißt es in § 17 (1): »Der Um-
fang der Dienstpflichten der teilzeitbeschäf-
tigten Lehrerinnen und Lehrer (Unterrichtsver-
pflichtung und außerunterrichtliche Aufgaben)
soll der reduzierten Pflichtstundenzahl ent-
sprechen.« ‘Soll’ heißt übrigens nicht ‘muss’.
Somit muss eine Lehrkraft, die noch Kinder zu
betreuen hat, den Teilzeitumfang so großzü-
gig wählen, dass die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf noch möglich ist.
Jede Lehrkraft weiß, dass selbst an einem
Tag, an dem man nur vier Stunden Unterricht
laut Plan hat, häufig noch Vertretungsstun-
den, Elterngespräche, Konferenzen usw. hin-
zukommen. Nachdem man dann erfolgreich
zuhause angekommen ist, steht neben der
Kinderbetreuung die Unterrichtsvor- und
Nachbereitung auf dem Plan. Der Lehrerbe-
ruf galt früher als besonders attraktiv bezo-
gen auf die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf. Heutzutage bietet die freie Wirtschaft
jungen Menschen teilweise wesentlich fle-
xiblere und bessere Möglichkeiten.
Schuss ins Knie
Und so möchte ich mit einem Zitat unseres
Vorsitzenden, Sven Christoffer, aus dem Köl-
ner Stadt-Anzeiger vom 16. Dezember 2022
schließen: »Man schießt sich selbst ins Knie,
wenn man einerseits den Lehrerberuf attrak-
tiver gestalten will und gleichzeitig Men-
schen abschreckt, für die etwa die Möglich-
keit zur Teilzeit ein Anreiz wäre,
diesen Beruf zu ergreifen.«
Sarah Wanders ist stellv. Vorsitzende
des
lehrer nrw
E-Mail: wanders@lehrernrw.de
Foto: AdobeStock/opticaltech
lehrer nrw ·
2/2023
8
MAGAZIN
Partner des
lehrer nrw:
Swiss Life Select
S
Swiss Life Select ist Teil von Swiss Life
Deutschland, einem marktführenden
Anbieter von Finanz- und Vorsorgelö-
sungen. Kernkompetenz von Swiss Life Se-
lect ist ein ganzheitlicher Beratungsansatz.
Um höchsten Ansprüchen der Mandanten
gerecht zu werden, lässt sich das Unterneh-
men regelmäßig von unabhängigen Institu-
ten testen und bewerten. In den Bereichen
Beratungs- und Betreuungsqualität sowie
Preis-Leistungs-Verhältnis ist der Beratungs-
ansatz bereits mehrfach ausgezeichnet wor-
den. Swiss Life Select ist deutschlandweit
mit mehr als dreihundert Finanzkanzleien
präsent. Hauptsitz des Unternehmens ist
Hannover.
Kooperation mit
lehrer nrw
und dem dbb vorsorgewerk
Seit September 2019 kooperiert Swiss Life
Select mit dem dbb vorsorgewerk. Im Rah-
men dieser Kooperation stellt Swiss Life
Select den Beschäftigten im öffentlichen
Dienst passende Vorsorgeprodukte sowie
viele Mitgliedsvorteile vor, die das dbb vor-
sorgewerk mit seinen Kooperationspartnern
vereinbart hat. Beamtinnen und Beamte so-
wie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
im öffentlichen Dienst, die Mitglied in einer
dbb Fachgewerkschaft sind oder werden,
profitieren bei Neuabschluss ganz beson-
Altersvorsorge, Familienabsicherung, aber
auch viele andere Finanz- und Vorsorgethe-
men gehören zum umfassenden Beratungs-
angebot von Swiss Life Select.
Foto: AdobeStock/Khongtham
Seit 2021 arbeitet
lehrer nrw
mit Swiss Life Select zusammen.
Das Unternehmen bietet eine umfassende Beratung zu Finanz-
und Vorsorgelösungen, speziell zugeschnitten auf die Leistungen
des dbb vorsorgewerks.
lehrer nrw
Mitglieder können von
attraktiven Angeboten und Konditionen profitieren.
Partner des
lehrer nrw:
Swiss Life Select
MAGAZIN
ders von der produktübergreifenden Bera-
tung und der Vielzahl von Tarifvergünsti-
gungen.
Seit 2021 nutzt auch der Verband
lehrer nrw
die Serviceleistung von Swiss
Life Select. Alle Rabatte und Vorteile, die
Verbandsmitgliedern zustehen, werden
den Mitgliedern von
lehrer nrw,
aber
auch an einer Mitgliedschaft Interessier-
ten von den speziell ausgebildeten Bera-
tern von Swiss Life Select vorgestellt und
erläutert. Dabei geht es nicht nur um die
Themen Altersvorsorge, Krankenversiche-
rung oder Absicherung der Arbeitskraft.
Auch im Bereich der Finanzierung oder
Kapitalanlage können Mitglieder von
lehrer nrw
oder Interessierte auf das
Know-how von Swiss Life Select zurück-
greifen.
Attraktive Angebote aus
verschiedenen Bereichen
Aber das ist noch nicht alles. Die Fachbe-
rater von Swiss Life Select stellen eben-
falls die Vorteile vor, die sich über die dbb
vorteilswelt, das dbb autoabo, die Ener-
gievergleichsplattform ‘Wechselpilot’ oder
der Online-Reiseagentur booking.com er-
geben. Somit kann sich für jeden einzel-
nen ein enormes Einsparpotenzial erge-
ben. Aufgrund der Struktur als Mehrfach-
agent können die Fachberater von Swiss
Life Select auch bereits bestehende Verträ-
ge von anderen Gesellschaften in die Be-
treuung übernehmen. Somit haben die
Mandanten von Swiss Life Select einen
Ansprechpartner für alles.
Persönliche Beratung in
Präsenz oder per Video
Im Zuge der Digitalisierung bietet Swiss
Life Select seine Beratungsleistung neben
dem klassischen persönlichen Gespräch
vor Ort auch als Videoberatung an.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
Unkompliziert und ortsunabhängig
Finanzen checken
Keine Installation einer zusätzlichen
Software oder App notwendig
Inhalte und Unterlagen auf dem
eigenen Bildschirm mitverfolgen
Bequemer Online-Abschluss per
E-Signatur
Persönlicher Berater, der auf
individuelle Bedürfnisse eingeht
Das Thema Ausbildung und Spezialisierung
spielt bei Swiss Life Select eine große Rol-
le. Für die Kooperation mit dem dbb vor-
sorgewerk haben wir speziell ausgebildete
Berater. Nur sie dürfen sich mit dem Titel
‘Vorsorgespezialist für das dbb vorsorge-
werk’ schmücken. Neben unseren Haupt-
ansprechpartnern in Nordrhein-Westfalen,
Torsten Kastrup und Stefan Kremerskothen
für die Regierungsbezirke Arnsberg, Düs-
seldorf und Münster, Stefan Schneider für
den Bereich Siegen-Wittgenstein / Olpe,
Alessandro Gangale für den Regierungsbe-
zirk Köln, Susanne Imort-Baumhöfer für
die Region Ostwestfalen-Lippe und Uwe
Stork für die Region Hochstift Paderborn,
stehen Ihnen neunzig weitere spezialisier-
te Kollegen an dreißig Standorten zur Ver-
fügung. Frank Stöcker
Swiss Life Select
10
PERSONALRÄTE
Bezirkspersonalrat Köln für Realschulen
Mitbestimmungsrechte
durchsetzen
I
Ich heiße Michael Freise und bin aktuell
Vorsitzender des Bezirkspersonalrats
Realschule in Köln, in dem
lehrer nrw
sechs Mitglieder stellt. Zum Team gehören
unter anderem Doreen Preiß als zweite
stellvertretende Vorsitzende und Tanja Hein-
richs, die in Personalunion Mitglied des Per-
sonalrats ist und als Schwerbehindertenver-
tretung wertvolle Arbeit leistet.
Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist die
Mitbestimmung bei der Einstellung, Verset-
zung und Kündigung von Beschäftigten an
den Realschulen im Regierungsbezirk. Hier-
bei haben wir ein Mitbestimmungsrecht
und können die Entscheidungen der Dienst-
stelle beeinflussen. Auch bei der Durchfüh-
rung von Personalgesprächen und der Ein-
führung neuer Arbeits- und Organisations-
formen sind wir beteiligt.
Wir setzen uns aktiv für die Rechte und
Interessen der Lehrerinnen und Lehrer, der
Schulleiterinnen und Schulleiter und der Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter an den Real-
schulen ein. Dazu gehört unter anderem die
Vertretung der Beschäftigten bei Konflikten
in der Schule, die Überwachung von Arbeits-
und Tarifverträgen, die Förderung von Weiter-
bildung und Fortbildung sowie die Mitge-
staltung von Arbeitsbedingungen.
Besonders wichtig ist un-
sere Arbeit in Zeiten von
Veränderungen und
Umstrukturierungen.
Wenn beispielsweise
eine Schule geschlossen wird, können wir
unsere Mitbestimmungsrechte nutzen, um
die Interessen der Beschäftigten zu vertre-
ten. Auch das Thema Gesundheit am Arbeits-
platz nimmt einen großen Raum bei der täg-
lichen Arbeit und in den Sitzungen
des Personalrats ein.
Dies ist den leider
deutlich gestiege-
nen Belastungen
der Lehrkräfte
bei ihrer täglichen Arbeit geschuldet. Aus die-
sem Grund sehen alle Personalräte die ge-
plante Reduzierung der Teilzeitmöglichkeiten
durch das ‘Handlungskonzept Unterrichtsver-
sorgung’ äußerst kritisch.
Ein besonderer Erfolg gelang dem Perso-
nalrat in diesem Jahr bei der Durchsetzung
des Beförderungsverfahrensanspruches für
die Beschäftigten. So war es seitens der Köl-
ner Bezirksregierung Praxis, der oder dem
Bestbewerteten bei einer Mehrfachbewer-
bung nur eine Stelle anzubieten. Wurde die-
se abgelehnt, fiel man auch aus allen ande-
ren Beförderungsverfahren heraus. Diese
Praxis konnten wir mit Hilfe des ebenfalls
lehrer nrw
geführten Hauptpersonalrates
beim Schulministerium (MSB) im Sinne der
Beschäftigten ändern.
Die guten Kontakte zum HPR sind auch
ein wesentliches Element der täglichen Ar-
beit des BPR. So können wir auf neue Geset-
ze, Erlasse und Verordnungen des MSB
schnell reagieren und werden umfassend in-
formiert. Wenn es auch nicht immer die ganz
großen Stellschrauben sind, so können wir
im BPR Köln doch durch das Drehen der klei-
neren Rädchen häufig etwas im Sinne der
Beschäftigten an den Realschulen erreichen.
Dies soll und wird auch so bleiben.
Bild: AdobeStock/SimpLine
Michael Freise
PERSONALRATSWAHLEN 2024
Im kommenden Jahr finden wieder die
Personalratswahlen statt. Zur Einstim-
mung auf diese wichtige Wahl berichtet
lehrer nrw
in dieser und den folgenden
Ausgaben in einer kleinen Serie über die
Arbeit der Personalräte auf Bezirks- und
Landesebene, in denen
lehrer nrw
ver-
treten ist. Den Auftakt machen die
beiden Spitzenkandidaten der Köl-
ner Bezirkspersonalräte für Re-
alschulen sowie für Gesamt-
und Sekundarschulen.
lehrer nrw ·
2/2023
PERSONALRÄTE
11
M
Mein Name ist Tom Schipper. Ich
bin 50 Jahre alt und bin nun
schon in meinem 24. Jahr als
verbeamteter Lehrer tätig. Mitglied bei
lehrer nrw
bin ich seit 2001; seit 2014
bin ich Vorsitzender des Kreisverbandes
Bonn (KV 53). Ebenfalls seit 2014 unter-
richte ich an der Gesamtschule Rhein-
bach, die ich als Gründungsmitglied mit
aufgebaut habe.
2016 wurde ich als Kandidat unseres
Verbandes erstmalig in den Personalrat
für Gesamt-, Sekundar- und PRIMUS-
Schulen bei der Bezirksregierung Köln
gewählt und bildete dort als einziger Ver-
treter von
lehrer nrw
quasi meine eigene
Fraktion. Deren Beschlüsse konnte ich so
ganz fix verabschieden! 2020 erfolgte
meine Wiederwahl, zu meiner Freude
kam noch ein Sitz für
lehrer nrw
hinzu,
denn mein Kollege Christoph Fahle ver-
stärkt nun die Präsenz unseres Verban-
des im Bezirkspersonalrat!
In meiner Arbeit als Personalratsmit-
glied erlebe ich immer wieder – und lei-
der immer mehr –, dass viele Schwierig-
keiten zwischen Lehrkräften untereinan-
der, aber auch mit der Schulleitung auf-
grund mangelnder oder missverständli-
cher Kommunikation entstehen. Hier
versuche ich realistisch, empathisch und
zielgerichtet zu beraten, um Konflikte zu
Bezirkspersonalrat Köln für Gesamt- und Sekundarschulen
Arbeitsbelastung für Lehrkräfte
über dem Limit
entschärfen. Meine Ausbildung als Bera-
tungslehrer kommt mir dabei sicher zu
Hilfe.
Leider stelle ich immer wieder fest,
welchen Arbeitsbelastungen die Kolle-
ginnen und Kollegen ausgesetzt sind.
Gerade in den letzten Jahren, mit dem
zunehmenden Mangel an Lehrerinnen
und Lehrern und den daraus folgend un-
besetzten Stellen, haben sich diese Be-
lastungen noch verschärft. Der Ton in
den Schulen ist rauer geworden. Der pä-
dagogische Umgang mit den gravieren-
den Folgen von Corona, Inklusion unter
zum Teil unsäglichen Bedingungen, Inte-
gration, zeitfressende Dokumentations-
wut aber auch wirklich jeder Kleinigkeit,
wenig Zeit für Absprachen im Team, dazu
Fragen zum sogenannten Sabbatjahr, Be-
gleitung bei BEM-Verfahren und nach-
vollziehbare Wünsche von Teil- und Voll-
zeitkräften an ihren Arbeitsplatz sind
Themen, bei denen ich gerne unterstüt-
zend, klärend und stärkend tätig bin, um
den Fokus wieder auf das zu richten, was
uns auszeichnet: Die Freude am Beruf
und an der Arbeit mit Kindern und Ju-
gendlichen!
2024 werde ich mich für den Kölner
Bezirkspersonalrat gerne erneut zur Wahl
stellen und bitte Sie um Ihre Stimme!
Tom Schipper
lehrer nrw ·
2/2023
lehrer nrw ·
2/2023
12
TITEL
Gekommen,
um zu bleiben
Für die einen ist es ein Heilsbringer, für die anderen schlicht Teufelszeug: ChatGPT
sorgt derzeit für mächtig Aufregung, vor allem in Schulen und Bildungsministe-
rien. Ist der Textroboter ‘nur’ eine Herausforderung oder eine Gefahr für
das System Schule?
C
ChatGPT, ein KI-Tool des US-
amerikanischen Unternehmens
OpenAI, kann mittels künstlicher
Intelligenz komplizierte Sachverhalte ein-
fach erklären oder Gedichte, Nachrichten-
meldungen oder kurze Aufsätze schreiben.
Der zugrunde liegende Wissens- und Infor-
mationspool ist unermesslich: ChatGPT
(‘Chatbot Generative Pre-trained Transfor-
mer’) kann auf Millionen von Texten aus
dem Internet, aus sozialen Medien, Online-
Foren, Zeitungsartikeln und Büchern zurück-
greifen. Man braucht nicht viel Phantasie
um sich auszumalen, dass viele Schülerin-
nen und Schüler ChatGPT gern als leicht zu
bedienende und obendrein kostenlose Haus-
aufgabenhilfe nutzen könnten.
Ist ChatGPT nun lediglich ein neues digi-
tales Tool unter vielen? Oder ist es eine Ge-
fahr für das System Schule? »Der Hype um
den Textroboter an Schulen und Unis wird
sich zwar auch wieder reduzieren, aber auf
Dauer werden solche KI-Tools in vielen Be-
reichen Einzug halten«, zitiert News4
teachers die Informatikerin Prof. Ute Schmid
von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.
Für die Bildungseinrichtungen gelte es, sich
darauf einzustellen. »ChatGPT ist gekom-
men, um zu bleiben«, so Schmid.
Das nordrhein-westfälische Schulministe-
rium sieht es ähnlich pragmatisch: Staatsse-
kretär Urban Mauer betonte in einer Schul-
Das nordrhein-westfälische Schulmi-
nisterium (MSB) stellt den Schulen
einen Handlungsleitfaden sowie weitere
Informations- und Vertiefungsmaterialien
zum Umgang mit textgenerierenden KI-
Anwendungen wie ChatGPT zur Verfü-
gung (KI = künstliche Intelligenz). Damit
erhalten Lehrkräfte, Schulleitungen, Se-
minarausbilderinnen und Seminarausbil-
der sowie Mitarbeiterinnen und Mitar-
beiter der Schulaufsicht eine zielgerichte-
te Orientierung mit rechtlichen und klä-
renden Hinweisen zu zentralen Fragen,
die für den schulischen Alltag relevant
sind.
»Mit unserem Handlungsleitfaden
geben wir den Schulen Sicherheit für den
schulischen Umgang mit KI-Anwendun-
gen. Ein generelles Verbot, KI-Anwen-
dungen zu nutzen, steht nicht zur Debat-
te. Wir müssen unsere Schülerinnen und
Schüler für die Zukunft fit machen«, er-
klärt Schulministerin Dorothee Feller.
Der Handlungsleitfaden macht klar,
dass textgenerierende KI-Anwendungen
Risiken bergen, aber auch Chancen bie-
ten: Ein lernförderlicher Einsatz von KI
kann beispielsweise dazu beitragen,
Sprach-, Schreib- und Beurteilungskom-
petenzen individuell zu fördern. So kann
der Chatbot vorhandene Texte strukturie-
ren, Formulierungs- ebenso wie Korrek-
turvorschläge anbieten und Schreibpro-
zesse durch direkte Rückmeldungen
steuern. Auf der anderen Seite können
mit KI erstellte Texte aber auch Falsch-
aussagen enthalten und in den Trainings-
daten angelegte Vorurteilsstrukturen
reproduzieren. Die Fähigkeit, Fake News
von Fakten auf der Grundlage eines eige-
nen gesicherten Wissens zu unterschei-
den und Textaussagen zu bewerten, wird
damit immer wichtiger werden. Der
Handlungsleitfaden gibt zudem Empfeh-
lungen, wie die Nutzung textgenerieren-
der KI angegeben werden soll. Darüber
hinaus finden sich Hinweise zur Kon-
struktion von Lern- und Leistungsaufga-
ben, die nicht allein von einer KI erledigt
werden können.
Zusätzlich zum Handlungsleitfaden hat
das Institut QUA-LiS NRW ein Vertie-
fungsangebot in Form eines Moodle-Kur-
ses erstellt. Dieser bietet die Möglichkeit,
sich intensiver mit textgenerierenden KI-
Anwendungen auseinanderzusetzen. Ne-
ben weiterführenden Informationen und
Verweisen – beispielsweise auf unter-
schiedliche KI-Anwendungen – beinhal-
tet der Kurs zudem Unterrichtsbeispiele,
die Lehrkräfte bei der Thematisierung
von KI-Anwendungen im Fachunterricht
unterstützen sollen.
Einen Link zum Moodle-Kurs, eine
Downloadmöglichkeit für den Hand-
lungsleitfaden sowie viele weitere
Informationen zu textgenerierenden
KI-Anwendungen finden sich unter
www.schulministerium.nrw/
textgenerierende-ki
TITEL
13
2/2023 ·
lehrer nrw
Foto: AdobeStock/denisismagilov
Handlungsleitfaden
für Schulen
Mit diesem Handlungsleitfaden unter-
stützt das NRW-Schulministerium Lehr-
kräfte und Schulleitungen im Umgang
mit Tools wie ChatGPT.
Ein Fingerzeig:
Künstliche Intelligenz hält Einzug
in den Schulalltag.
mail vom 23. Februar, dass »ein kompeten-
ter Umgang mit KI-Anwendungen für eine
erfolgreiche Bewältigung künftiger Anforde-
rungssituationen in Ausbildung, Studium,
Beruf und Alltagswelt unabdingbar ist und
sich Schule bereits aus diesem Grund nicht
gegen diese Entwicklung abriegeln kann
und darf
lehrer nrw ·
2/2023
14
TITEL
Prof. Dr. Enkelejda
Kasneci leitet den
2022 gegründeten
Lehrstuhl für Hu-
man-Centered Tech-
nologies for Lear-
ning an der TUM
School of Social
Sciences and Tech-
nology der Techni-
schen Universität
München, die die
Wechselwirkungen von Technik und Gesell-
schaft erforscht. Sie baut das neue TUM
Center for Educational Technologies auf, das
Lehr- und Lernmethoden mit neuen Techno-
logien entwickeln und erproben wird.
»ChatGPT kann zu mehr
Bildungsgerechtigkeit führen«
Mehr als zwanzig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
der Technischen Universität München (TUM) und der Ludwig-
Maximilians-Universität (LMU) aus Bildungs-, Sozial-, Compu-
ter- und Datenwissenschaften zeigen in einem Positionspapier,
dass die sogenannten Sprachmodelle auch viele Chancen für
die Bildung bieten. Die Koordinatorin Prof. Enkelejda Kasneci
erklärt im Interview, wie Lernende profitieren und Lehrkräfte
entlastet werden könnten.
?
Der Schulbezirk New York hat den
Einsatz von ChatGPT verboten. Ist
das der richtige Weg?
Wir halten das für den falschen und auch
einen zu bequemen Weg. Die Entwicklung
von Sprachmodellen wie ChatGPT ist ein
technologischer Meilenstein, ein Zurück wird
es nicht geben. Die Tools sind in der Welt,
sie werden besser werden und wir müssen
lernen, sie konstruktiv zu nutzen. Wir sind
überzeugt, dass sie sehr große Chancen für
ein Empowerment von Menschen bieten, die
bislang benachteiligt waren. ChatGPT und
ähnliche Programme können zu mehr Bil-
dungsgerechtigkeit führen.
?
Was heißt das für
den Schulalltag?
Hier sehen wir ein großes Potenzial, mit dem
personalisierten Einsatz solcher Tools die in-
dividuellen Schwächen jedes einzelnen Kin-
des zu entschärfen, die Stärken hervorzuhe-
ben und zu einem konstruktiven Lernerfolg
beizutragen. Wir reden ja über ein KI-basier-
tes Werkzeug, das unterschiedliche Formen
von Texten erkennen und schreiben kann.
Schülerinnen und Schüler könnten Vorschlä-
ge für sprachliche Verbesserungen und Alter-
nativen für verschiedene Textgestaltungen
gezeigt bekommen. Das kann ihnen helfen,
ihre Ausdrucksfähigkeit zu verbessern.
Mein Lehrstuhl-Team hat gerade ein Tool
entwickelt, das auf Basis von großen Sprach-
modellen einen Aufsatz analysieren und
Feedback geben kann, etwa »Es wäre besser,
eine einheitliche Zeitform zu verwenden«
oder »Du könntest noch mehr auf den Kon-
junktiv achten.« Diese Rückmeldungen kön-
nen an das Alter und das Kompetenzniveau
der einzelnen Kinder angepasst werden.
?
Es herrscht derzeit eher die Sorge,
das Lernen von Sprache könnte
verkümmern.
Das sehen wir anders. Im Gegenteil, solche
Anwendungen können das Sprachverständnis
fördern. Aber auch in anderen Fächern kön-
nen sie hilfreich sein. Sie können beispielswei-
se Fragen zu einem bestimmten Thema kreie-
ren. Jugendliche könnten sie also zu Hause
als Lernbuddy für eine Prüfung nutzen, der
auf diejenigen Punkte besonders eingeht,
die sie noch nicht so gut beherrschen. Diesen
Grad an Individualisierung können die Schu-
len im Alltag bislang kaum leisten.
?
Könnte die KI also auch eine
Entlastung für die Lehrerinnen
und Lehrer sein?
Davon gehen wir aus. Künstliche Intelligenz
könnte in Zukunft auch bei der Korrektur von
Schularbeiten unterstützen.
?
… die sich die Schülerinnen und
Schüler zuvor haben erstellen lassen,
um bessere Noten zu bekommen.
Natürlich kann niemand ausschließen, dass ei-
ne Text-Hausaufgabe nicht selbstständig ange-
fertigt wird. Aber die Diskussion erinnert mich
stark an die Debatten beim Start von Wikipe-
dia. Damals wurde auch befürchtet, dass ein
Großteil der Schularbeiten künftig aus dem In-
ternet kopiert wird. Damals wie heute müssen
wir von der Grundschule an die Bedeutung ver-
mitteln, sich nicht auf Angaben eines einzelnen
Portals zu verlassen, Informationen zu überprü-
fen und mit Quellen zu untermauern. Wenn ein
Textautomatisierungsprogramm die Prüfungs-
leistung übernehmen kann, sagt das auch eini-
ges über die Qualität der Prüfung aus. Da müs-
sen wir uns schon fragen, welche Lehrmetho-
den wir anwenden und inwiefern wir Kompe-
tenzen wie kritisches Denken und Problemlö-
sungskompetenz vermitteln.
?
Wer muss was machen, damit
ChatGPT und ähnliche Modelle
tatsächlich gewinnbringend im
Unterricht zum Einsatz kommen?
Die Forschung muss stabilere Erkenntnisse ge-
winnen, welche Effekte die Sprachmodelle beim
Lernen haben, wie sie in einem bestimmten
Lernkontext eingesetzt werden können und ab
wann sie einsatzbereit sind. Es sind zudem ganz-
heitliche Lehrkonzepte und Weiterbildungsmög-
lichkeiten für Lehrkräfte notwendig. Alle gemein-
sam müssen wir schnell reagieren. Und die An-
bieterinnen und Anbieter müssen Fragen rund
um Datenschutz, Sicherheit, Voreingenommen-
heit und Verzerrungen beim maschinellen Lernen,
Copyright und Transparenz sehr ernst nehmen.
?
Bis diese Ziele erreicht sind, wird
einige Zeit verstreichen. Wie können
Lehrkräfte in der Zwischenzeit mit
ChatGPT und Co. umgehen?
Wir raten allen Lehrkräften: Probieren Sie die
Tools aus! Entdecken Sie sie gemeinsam mit
den Schülerinnen und Schülern. Dabei sind der
Kreativität keine Grenzen gesetzt, wenn Sie
gleichzeitig einen kritischen Blick bewahren.
Foto: Astrid Eckert - TUM
Was Schulleitungen
wünschen
Zusammenfassung zentraler Ergebnisse der
Cornelsen Schulleitungsstudie 2023
15
2/2023 · lehrer nrw
Mehr Personal, mehr Digitalisierung, mehr indivi-
duelle Förderung, mehr multiprofessionelle
Teams, mehr Fort- und Weiterbildungen – das
sind einige der Themen, die Deutschlands Schulleitungen
beschäftigen. Dies zeigt die zweite Cornelsen Schullei-
tungsstudie, die das FiBS Forschungsinstitut für Bildungs-
und Sozialökonomie zusammen mit dem Bildungsforscher
Prof. Dr. Klaus Hurrelmann herausgegeben hat. Über 2.000
Schulleiterinnen und Schulleiter haben an der repräsenta-
tiven Befragung teilgenommen. Wir geben im Folgenden
weite Teile einer Kurzfassung der Studie wider, die die
wesentlichen Ergebnisse zusammenfasst.
Foto: AdobeStock/Oksana Klymenko
Schule muss und wird digitaler
werden. Dafür fordern die Schul-
leitungen nicht nur eine entspre-
chende Ausstattung, sondern
auch Konzepte und Fortbildungen.
Vorab: Das Wichtigste in Kürze
Personalgewinnung
Der Personalmangel stellt Schulen vor große Herausforderun-
gen – deshalb sehen Deutschlands Schulleiter:innen die Per-
sonalgewinnung sowohl aktuell als auch in den kommen-
den fünf Jahren auf Platz 1 der wichtigsten Baustellen, die
angegangen werden müssen.
Nicht nur bei der Unterrichtsversorgung, auch bei der Schul-
entwicklung macht sich der Personalmangel bemerkbar:
94 Prozent der Schulleitungen sagen, dass sie mehr Personal
bräuchten, um zentrale Themen der Schulentwicklung anzu-
gehen.
Bildung und Chancengleichheit
Bildungschancen anzugleichen, ist für Schulen in Deutsch-
land eine wachsende Herausforderung. Die sozio-ökonomi-
sche Situation der Eltern hat immer noch maßgeblichen Ein-
fluss auf den Bildungserfolg. Ein verschärfender Faktor für
Chancenungleichheit ist nach Meinung von 82 Prozent der
Mangel an individualisierten Fördermöglichkeiten.
Digitalisierter Unterricht kann aus Schulleitungssicht – einge-
bettet in Schulstrukturen, die auch das soziale Miteinander
stärken – den Zugang zu Lerninhalten erleichtern (87 Prozent)
und individuelles und selbstbestimmtes Lernen unterstützen
(95 Prozent).
Zudem soll Schule sich stärker auf die Förderung von Kompe-
tenzen konzentrieren, die Voraussetzung für die gesellschaftli-
che Teilhabe sind. 87 Prozent der Schulleitungen fordern,
dass Demokratie/civic education ein größeres Gewicht im
Unterricht bekommen soll. Für neun von zehn Schulleitungen
ist es wichtig, dass Schüler:innen an Entscheidungen zur
Schulgestaltung mitwirken und an schulischen Gremien teil-
haben. 93 Prozent wünschen sich mehr Unterrichtsinhalte zu
digitaler Bildung und Mündigkeit.
Digitalisierung
Wie bereits in der Vorjahresstudie gehört die Digitalisierung
des Unterrichts zu den aktuell und zukünftig wichtigsten
Themen.
Allgemein sind sich Schulleitungen einig, dass digitalisierter
Unterricht mit Lernzeiten in Präsenz verbunden werden sollte
(99 Prozent).
Einstimmigkeit besteht in der Notwendigkeit des fortwährend
medienkritischen Umgangs mit Inhalten im Zusammenhang
mit digitalisiertem Unterricht, und auch das Thema Cyber-
mobbing (98 Prozent) ist ein essenzieller Punkt.
Voraussetzung für guten digitalisierten Unterricht ist, dass
Lehrende entsprechend fort- und weitergebildet werden: 98
Prozent der Schulleitungen ist das bei der Digitalisierung ih-
rer Schule am wichtigsten. Für die Fortsetzung des Digital-
pakts bis 2030 wünschen sich folglich 71 Prozent Mittel für
entsprechende Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen.
Spannungsfeld: Schulverwaltung – Schulentwicklung
Die Tätigkeitsfelder von Schulleitungen sind sehr vielfältig –
angesichts dessen kommt die Schulentwicklung jedoch häu-
fig zu kurz. 60 Prozent der Schulleiter:innen verbringen mehr
als zehn Stunden in der Woche mit administrativen Tätigkei-
ten. 64 Prozent können aber nur drei Stunden pro Woche für
Konzeptarbeit aufbringen.
93 Prozent der Schulleitungen wünschen sich für die Schul-
entwicklung eine Aufgabenverteilung und Entlastung auf
der Leitungsebene.
Knapp acht von zehn Schulleitungen sind überzeugt, dass
Digitalisierung das Schulmanagement erleichtern könnte.
Digitalisierte Verwaltung (89 Prozent) wird als wichtiger As-
pekt im Digitalisierungsprozess von Schulen wahrgenommen.
Für die moderne Vision von Schule als interdisziplinäre,
demokratische Begegnungsstätte des Lernens werden multi-
professionelle Teams benötigt – etwa, um Lernschwierigkei-
ten von Schüler:innen zu begegnen. Dafür sehen 92 Prozent
der Schulen dringlichen Ausbaubedarf ihrer Teamstruktur.
Schulen brauchen…
… mehr Personal: für die Umsetzung zentraler Themen
ist das die wichtigste Forderung (94 Prozent).
… multiprofessionelle Teams: 94 Prozent der Schulleitungen
meinen, dass ihre Schule von mehr multiprofessioneller
Teamarbeit profitieren würde.
… Möglichkeiten zur gezielten Förderung, etwa mittels
computergestützter Diagnostik und Programme: 86 Prozent
halten sie für ein sinnvolles Mittel, um individualisiertes
Lernen zu unterstützen.
… mehr Eigenverantwortung bei Themen wie Personalhoheit
(die sich 86 Prozent für ihre Schulentwicklung wünschen),
Finanzhoheit (73 Prozent) oder konzeptionelle Entwicklung
(83 Prozent).
Was Schulleitungen am
meisten beschäftigt
Dass Personalmangel in Deutschlands Schulen eine große
Herausforderung ist, überrascht kaum: Einer Schätzung des
Deutschen Lehrerverbands zufolge fehlten zum Schuljahresbe-
ginn 2022/23 in Deutschland bis zu 40.000 Lehrkräfte. Da ver-
wundert es nicht, dass ‚Personalgewinnung‘ das Thema ist, das
Schulleitungen hierzulande am meisten beschäftigt (68 Pro-
zent). Auch mit Blick auf die Zukunft sieht knapp die Hälfte (46
Prozent) die Bewältigung des Personalmangels als wichtigste
Aufgabe.
Nachdem viele Schulen bereits Mittel aus dem ersten Digital-
pakt abgerufen und damit die technische Infrastruktur für die
Digitalisierung von Unterricht geschaffen haben, müssen im
nächsten Schritt die digital aufbereiteten Inhalte in das Lehren
und Lernen didaktisch integriert werden. Die Digitalisierung
des Unterrichts ist daher aus Sicht der Schulleitungen nicht nur
unmittelbar, sondern auch künftig die zweitwichtigste Baustelle
16 2/2023 · lehrer nrw
im schulischen Kontext. Unmittelbar hat das Thema im
Vergleich zum Vorjahr akut an Bedeutung gewonnen
(44 Prozent), für die kommenden fünf Jahre sieht es jeder
Dritte als wegweisende Herausforderung.
Während die ‚Digitale Ausstattung‘ in der Vorjahresstu-
die noch auf Platz 1 der aktuell wichtigsten Aufgaben
stand, belegt sie in diesem Jahr den dritten Platz (36 Pro-
zent). Die Aufarbeitung der Coronapandemie folgt mit
32 Prozent auf dem vierten Rang.
Digitalisierung und Chancengleichheit
Schule soll junge Menschen auf das Erwachsensein vorbe-
reiten – mit allem, was dazugehört. Sprachbarrieren, Fami-
lienstruktur, Wohl- und Bildungsstand der Eltern können
die Startvoraussetzungen für Schülerinnen und Schüler
maßgeblich beeinflussen. Durch die Coronapandemie
und fehlenden Präsenzunterricht
wurde der Einfluss dieser Faktoren
häufig noch verstärkt. Chancen-
gleichheit herzustellen, kann Schule
allein zwar nicht leisten, aber sie
kann helfen, benachteiligten Sc-
lerinnen und Schülern bessere Teil-
habe zu ermöglichen.
Das zentrale Stichwort: individua-
lisierte Förderung – auch durch Digi-
talisierung. In der Praxis findet der-
artige Förderung allerdings noch
nicht in ausreichendem Maße statt.
Ganze 82 Prozent der Schulleitun-
gen sind sich einig, dass Schülerin-
nen und Schüler, die besondere Un-
terstützung benötigen, diese aktuell
nicht bekommen. Dabei gibt es
Möglichkeiten der individuellen
Lernstandserhebung und Förderung, etwa mittels compu-
tergestützter Diagnostik und Programme: 86 Prozent halten
sie für ein sinnvolles Mittel, um individualisiertes Lernen
zu unterstützen. Und 95 Prozent finden, dass digitalisierter
Unterricht individualisiertes und selbstbestimmtes Lernen
unterstützen kann – auch, weil er den Zugang zu Lernin-
halten und -medien erleichtert (87 Prozent). Knapp die
Hälfte der Schulleitungen wünscht sich für die Fortsetzung
des Digitalpakts Mittel für die gezielte Unterstützung be-
nachteiligter Schülerinnen und Schüler.
Wenn Schülerinnen und Schüler in Zukunft verstärkt di-
gitalisierte Inhalte nutzen sollen, müssen sie den Umgang
mit digitalen Medien und deren potenzielle Fallstricke
kennen. Daher machen sich 93 Prozent der Schulleitungen
dafür stark, dass mehr Inhalte zur Förderung digitaler Bil-
dung und Mündigkeit im Unterricht thematisiert werden.
Diese Fähigkeiten sind nicht nur unmittelbar hilfreich, son-
dern im späteren Leben Voraussetzung für gesellschaftli-
che Teilhabe und kommen Schülerinnen und Schülern so-
mit gleich doppelt zugute. Weitere solcher Maßnahmen
sind zum Beispiel auch Lerninhalte zum Thema Demokra-
tie/civic education. Sie werden von 87 Prozent der Schullei-
tungen ausdrücklich befürwortet, ebenso wie die tatsäch-
lich gelebte Teilhabe von Schülerinnen und Schülern an
der demokratischen Gestaltung des schulischen Alltags,
etwa in schulischen Gremien. Neun von zehn Schulleitun-
gen sehen darin einen wichtigen Aspekt für die Demokra-
tiebildung an ihrer Schule.
Digitalisierung gestalten
Die Digitalisierung birgt für Schulen große Potenziale. Sie
kann administrative Prozesse und alltägliche Aufgaben
von Schulleitungen erleichtern und bei der individuellen
Förderung von Schülerinnen und Schülern helfen. Damit
die Digitalisierung ihrer Schule zur Erfolgsgeschichte wird,
möchten Schulleitungen den Prozess aktiv mitgestalten.
Mit 94 Prozent haben fast alle be-
fragten Schulleitungen Mittel aus
dem Digitalpakt abgerufen. Aller-
dings lag der Fokus vor allem da-
rauf, den Grundstein für digitale
Infrastruktur herzustellen. Für eine
mögliche Fortsetzung des Digital-
pakts bis 2030 wünschen sich knapp
sechs von zehn Schulleitungen auch
weiterhin Mittel für die digitale Infra-
struktur ihrer Schule. 62 Prozent der
Schulleitungen gehen noch einen
Schritt weiter: Würde der Digitalpakt
fortgesetzt bzw. neu aufgelegt,
möchten sie die Fördermittel dafür
nutzen, Lernsoftware anzuschaffen.
Allerdings reicht es nicht, wenn
technische Ausstattung nur vorhan-
den ist – sie soll auch genutzt und
didaktisch sinnvoll in den Unterricht eingebunden wer-
den. Nahezu alle Schulleitungen (98 Prozent) halten daher
Fort- und Weiterbildungen für die Umsetzung digitalisier-
ter Lernformate für wichtig. Und 71 Prozent wünschen sich
für eine Fortsetzung des Digitalpakts, dass er genau dafür
Mittel bereitstellt. Selbst junge Lehrkräfte seien hinsichtlich
Vermittlung und Aneignung einer digital kompetenten
Didaktik unzureichend ausgebildet.
Neben der technischen Kompetenz muss auch die Me-
dienkompetenz von Lehrkräften im Kontext von Digitalität
fortlaufend ausgebaut werden. Veränderte Kommunikati-
onsformen, -normen und -möglichkeiten im digitalen
Raum müssen aus Schulleitungssicht adäquat adressiert
werden, um mit Herausforderungen wie Cybermobbing,
Hate Speech oder Ghosting kompetent umgehen zu kön-
nen. So berichten 98 Prozent der Schulleitungen, dass das
Thema Cybermobbing bei der Digitalisierung des Unter-
richts unbedingt mitgedacht werden müsse. 84 Prozent
halten die Entwicklung von Unterrichtsinhalten über Digi-
talität, d.h. gesellschaftliche Praktiken, die sich aus
17
2/2023 · lehrer nrw
Die Cornelsen Schulleitungsstudie 2023
basiert auf einer bundesweiten, zweistu-
figen Umfrage, die durch das FiBS For-
schungsinstitut für Bildungs- und Sozial-
ökonomie im Auftrag des Cornelsen
Verlags durchgeführt wurde. 2.001
Schulleitungen aller allgemeinbilden-
den Schulformen haben im Erhebungs-
zeitraum von März bis Juli 2022 an der
repräsentativen Onlinestudie teilge-
nommen, 20 Schulleitungen an den
persönlichen Gesprächen.
Die Studie als Kurz- und Langfassung
zum Download:
www.cornelsen.de/schulleitungsstudie
DIE STUDIE
18 2/2023 · lehrer nrw
den analog-digital vernetzten Lebenswelten ergeben, für wich-
tig. Einen medienkritischen Umgang mit digitalisierten Unter-
richtsinhalten halten alle Schulleitungen (99 Prozent) für essen-
ziell.
Damit digitale Bildung gelingt, müssen digitale und analo-
ge Medien, individualisierte Förderung und soziale Interaktion
zusammen gedacht werden. Rund die Hälfte der Befragten
gibt an, dass der digitalisierte Unterricht die kognitive Aktivie-
rung der Schülerinnen und Schüler erleichtere. Ebenfalls die
Hälfte stimmt zu, dass digitaler Unterricht für Schülerschaft und
Lehrkräfte ermüdend sei. Wo macht Schule analog Sinn? Wo ist
das Digitale vorteilhaft? Die Erfahrungen zeigen, dass die Digi-
talisierung sehr zielgerichtet und bewusst gestaltet werden
muss.
Schule braucht multiprofessionelle Teams
Dass Schulleitungen tagtäglich damit beschäftigt sind, ver-
schiedenste Rollen in einer Person zu vereinen, ist kein Geheim-
nis. Und während sich Schulen immer mehr von einer reinen
Bildungsstätte zu einem Sozialraum entwickeln, in dem Schüle-
rinnen und Schüler und Lehrkräfte mehr Zeit miteinander ver-
bringen, wachsen auch die Anforderungen an Schulleitungen
fortlaufend mit. Tatsächlich nimmt bereits heute mehr als die
Hälfte der Schulleitungen (55 Prozent) externes Coaching in
Anspruch, um sich und ihre Schulen zu stärken.
Im Zusammenhang mit dem stetig wachsenden Anforde-
rungskatalog fällt häufig das Stichwort Multiprofessionalität.
Gemeint sind damit interdisziplinäre Teams von Spezialistin-
nen und Spezialisten aus verschiedenen Fachgebieten, die Leh-
rende, Lernende und Eltern begleiten. Zu solchen multiprofes-
sionellen Teams können beispielsweise Schulsozialarbeiter/in-
nen, Psychologinnen und Psychologen oder Sonderpädagogin-
nen bzw. -pädagogen gehören. 92 Prozent wünschen sich mehr
multiprofessionelle Teams für ihre Schulentwicklungsarbeit.
Und 94 Prozent der Schulleitungen meinen, dass ihre Schule von
mehr multiprofessioneller Teamarbeit profitieren würde. Auf die
Frage, warum sie an ihrer Schule einen Bedarf für multiprofes-
sionelle Unterstützung sehen, nennen 93 Prozent der Schullei-
tungen familiäre Herausforderungen wie Konflikte oder unzu-
reichende Unterstützung als wichtigsten Grund. Unmittelbar
darauf folgen Lernschwierigkeiten von Schülerinnen und Schü-
lern, denen 92 Prozent gern mit differenziert geschultem Perso-
nal begegnen würden. Es folgen Themen wie Depressionen
(77 Prozent) und Probleme mit Gewalt (75 Prozent). Herausforde-
rungen wie Schuldistanz bzw. Schulverweigerung, Leistungs-
druck und Mobbing haben jeweils Zustimmungswerte von
knapp über 70 Prozent.
Visionen für die Zukunft der Schulen
Konkrete Vorstellungen für die Zukunft
Schulleitungen wollen die Schule der Zukunft – genauer, die
Zukunft ihrer Schule – aktiv gestalten. Sie haben konkrete Vor-
stellungen davon, was Schulen dafür brauchen. Und Ideen,
wie ihre Visionen umzusetzen sind.
Lebenskompetenzen stärken, Demokratie fördern
Schule muss die Aneignung von Lebenskompetenzen stärker
fördern. Dem stimmen 97 Prozent der Schulleitungen zu. Dazu
gehören insbesondere Resilienz und Selbstwirksamkeit: nicht
nur für das Lernen, sondern auch das spätere Leben. Vor die-
sem Hintergrund wird Demokratie an zukunftsgewandten Schu-
len nicht nur gelehrt, sondern durch verschiedene Möglichkei-
ten der Teilhabe von Schülerinnen und Schülern im Schulalltag
gefördert – und gelebt.
Mehr Chancengleichheit statt Bildungsungleichheit
Schulen müssen den – häufig familiär bedingten – ungleichen
Startvoraussetzungen von Schülerinnen und Schülern begeg-
nen und gezielte Förderung betreiben. Und: Auch die Inklusion
will berücksichtigt werden. Bei der Angleichung von Bildungs-
chancen kann die Digitalisierung ein zentrales Hilfsmittel sein.
86 Prozent der Schulleitungen halten computergestützte Diag-
nostik und Programme für sinnvoll, um individualisiertes Ler-
nen zu unterstützen.
Digitalisierung bewusst gestalten
Digitalisierte Lernformate bieten großes Potenzial für die Siche-
rung des individuellen Lernerfolgs. Dafür müssen sie jedoch
didaktisch sinnvoll in den Unterricht eingebunden werden.
98 Prozent der Schulleitungen erachten deshalb Fort- und
Weiterbildungen für Lehrkräfte als sinnvoll. Und: Schulleitungen
sind sich sicher, dass digitale Bildung nur gelingt, wenn digita-
lisierter Unterricht durch regelmäßige Präsenzphasen und ana-
loges Miteinander ergänzt wird (99 Prozent).
Multiprofessionalität ausbauen
Schule entwickelt sich fortlaufend zu einem Sozialraum, in dem
Lernende und Lehrende mehr Zeit miteinander verbringen.
Das bedeutet auch, dass die Anforderungen daran, was Schule
ganzheitlich für Schüler:innen leisten sollte, weiter steigen. Aus
diesem Grund sehen knapp neun von zehn Schulleitungen an
zukunftszugewandten Schulen multiprofessionelle Teams an
der Seite von Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern.
Mehr Personal gewinnen
»Brauche mehr Personal« ist die Antwort mit den meisten Zustim-
mungen auf die Frage danach, was für die Umsetzung von zen-
tralen Schulentwicklungsthemen besonders wichtig ist: 94 Pro-
zent der Schulleitungen würden diese Forderung unterschreiben.
Entlastung und Eigenverantwortung auf Leitungsebene
Um die Zukunft ihrer Schule aktiv mitzugestalten, brauchen
Schulleitungen mehr Leitungszeit. Gerade mal zwölf Prozent
geben an, für die Umsetzung zentraler Schulleitungsthemen
ausreichend Zeit für Vorbereitung und Planung zu haben. Für
89 Prozent ist die digitalisierte Verwaltung ein wichtiges Anlie-
gen. Von ihr versprechen sie sich für die Zukunft Entlastung.
93 Prozent der Schulleitungen wünschen sich für ihre Schulent-
wicklungsprozesse zudem mehr Aufgabenverteilung auf der
Leitungsebene. Und sie hätten gern mehr Eigenverantwortung
mit Blick auf Personalhoheit (86 Prozent), Finanzhoheit (73 Pro-
zent) und die konzeptionelle Entwicklung (83 Prozent). Ganze
91 Prozent finden, dass die Befugnisse zur Ausgestaltung der
schulischen Bildung auf der Einzelschulebene liegen sollten.
SCHULE & POLITIK
19
2/2023 ·
lehrer nrw
Reproduktionsfehler –
Ansichten über das Kindergroßziehen
Der ehemalige Schulleiter CePe Wirth hat seine Erfahrungen aus
dem Schuldienst in einem Roman verarbeitet. Das Buch ist für
Mitglieder von
lehrer nrw
zum Vorzugspreis erhältlich.
das Buch zum Vorzugspreis beziehen
(siehe Infokasten).
Die Protagonistin des Romans,
Jennifer Hassel-Meyer, Mutter dreier
Kinder, bemüht sich redlich, ihre Kin-
der auf den richtigen Weg zu brin-
gen, stolpert aber im Zusammen-
spiel mit Kita, Schule, anderen El-
tern und auch ihrem Ehemann von
einem Erziehungsdesaster in das
nächste. Der Leser begleitet Jenni-
fer über ein Jahr hinweg bei
Sprechtagen, Pflegschaftssitzun-
gen oder Informationsabenden.
Am Ende lautet das Resümee,
dass nicht alle Erziehungsent-
scheidungen zum Gelingen
beigetragen haben.
»Der Soziologe versteht un-
ter Reproduktion, dass beste-
hende soziale und ökonomi-
sche Verhältnisse aufrecht er-
halten werden. Ob das durch
eine Generation, zu der Jennifers Kinder
zählen, gewährleistet wird, kann bezweifelt
werden. Man kann sich also mit Fug und
Recht fragen, ob hier Reproduktionsfehler
vorliegen«, sagt Wirth.
Rückmeldungen von Lehrkräften zeigen,
dass Wirth die Si-
tuation an unseren
Schulen anschau-
lich, kritisch und mit
einer Prise Humor
gewürzt beschreibt.
Weitere Informatio-
nen zum Buch so-
wie kritische Anmer-
kungen zur Schulpo-
litik finden Sie auf
der Website repro-
duktionsfehler.de.
E
Ende 2022 ist der Roman ‘Reproduktions-
fehler – Ansichten über das Kindergroß-
ziehen’ von CePe Wirth erschienen. Wirth
hatte zuletzt die Realschule im oberbergi-
schen Radevormwald geleitet, bevor diese
2021 aus politischem
Kalkül auslaufend
schließen musste. Er
hatte daraufhin den
Schuldienst gekün-
digt und seine Erleb-
nisse mit Schülern,
Eltern, Lehrern und
Behörden in seinem
Roman ‘Reprodukti-
onsfehler’ verarbei-
tet. Mitglieder von
lehrer nrw
können
INFO
Mitglieder von
leh-
rer nrw
können das
Buch Reprodukti-
onsfehler – Ansich-
ten über das Kinder-
großziehen zum Sonderpreis von 11,90
inkl. Versand (anstatt 13,99 ) über die
Website reproduktionsfehler.de/
lehrernrw.html bestellen. Oder
scannen Sie einfach den QR-Code.
lehrer nrw ·
2/2023
20
SCHULE & POLITIK
Berufsbegleitende
Supervision
Ein Königsweg zur Lehrergesundheit
und Burn-out Prophylaxe
D
Die Corona-Krise hat viele Lehrkräfte
an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit
gebracht. Neue digitale Herausforde-
rungen beim Home-Schooling mit anfäng-
lich unzureichenden Geräten, die Doppelbe-
lastung von Präsenz- und virtuellem Unter-
richt, tägliche Corona-Tests, Unterrichten-
Müssen mit Maske, fast wöchentlich immer
neue Verordnungen ‘von oben’ und vieles
mehr waren fundamentale Belastungen für
die Pädagoginnen und Pädagogen. Zwar
sehen Bildungspolitiker gerade in der Coro-
na-Pandemie nachträglich auch einen wich-
tigen positiven Nebeneffekt: einen großen
Schritt nach vorne in der digitalen Entwick-
lung des Schulsystems, die es ohne diese
Krise so schnell nicht gegeben hätte. Die fa-
talen Folgen bei den Lehrkräften sind jedoch
nicht mehr zu leugnen.
Burn-out von Lehrkräften –
nicht nur eine Folge
der Pandemie
Denn in der Pandemie schlitterten nicht we-
nige Lehrerinnen und Lehrer aufgrund oben
genannter Situationen in ein kräftiges Burn-
out, ältere Lehrkräfte versuchten, so bald als
möglich in den Vorruhestand zu gehen, und
junge potenzielle Pädagoginnen und Päda-
gogen fühlten sich durch die ganze Krise so
abgeschreckt, dass sie ein ursprünglich ge-
plantes Lehramtsstudium entweder gar
nicht begonnen oder ihre Berufsrichtung
gewechselt haben.
Dieser ‘Schul-Stress’ ist jedoch nicht vor-
bei, auch wenn momentan diese Doppelbe-
lastung von Präsenz-Unterricht und Home-
Schooling gebannt zu sein scheint. Die Fol-
ge: ein enormer Lehrermangel in allen Bun-
desländern und in den meisten Schularten,
sowie Zusatzbelastungen für die unterrich-
tenden Lehrkräfte. Diese Situation hat sich
2022 noch verschärft – durch die Flücht-
lingskinder aus der Ukraine, die in die Regel-
schulen drängen. Mir ist klar, dass hier für
Bildungspolitiker in unserem Land auch in
Zukunft eine permanente Mammutaufgabe
zu stemmen sein wird, um die Flüchtlingskri-
se aufzufangen und die (Rahmen)Bedingun-
gen für das Lehrpersonal wesentlich (!) zu
verbessern. Dies wird aber dauern…
Meine Aufgabe als pensionierter Gymnasi-
allehrer, ausgebildeter Supervisor und Autor
für (Lehrer)Gesundheit sehe ich hingegen in
einer anderen Fragestellung: Wie können die
Lehrkräfte in ihrer heutigen, herausfordern-
den Berufssituation möglichst schnell ge-
stärkt werden? Wo können Quellen sein,
um immer wieder rechtzeitig abschalten und
neue Kraft schöpfen zu können? Welche
Möglichkeiten gibt es, um in diesen schwie-
rigen Zeiten gesund und ‘psycho-fit’ zu blei-
Permanente Be- und Überlastung kann zu Er-
schöpfung und Burn-out führen. Hier kann ei-
ne berufsbegleitende Supervision Lehrkräften
helfen, ihre psychische Stabilität zu stärken.
Foto: AdobeStock/Elnur
SCHULE & POLITIK
21
2/2023 ·
lehrer nrw
ben, sowie einen passenden Ausgleich für
den anstrengenden Beruf zu finden? Was
können Lehrer tun, um trotz der ange-
spannten Schulsituation dennoch bereits
am nächsten Tag wieder gestärkt in den
Unterricht gehen zu können? Viele Fragen!
Supervision – Hilfe zur
Selbsthilfe in einem
offenen System
Neben den klassischen Möglichkeiten wie
Ausgleichssport oder Entspannung in der
Natur erkenne ich in einer berufsbegleiten-
den Supervision einen Königsweg, um ei-
nem Burnout und einer totalen Erschöp-
fung rechtzeitig entgegenzuwirken. In so-
zialen Berufen ist die Supervision seit lan-
gem selbstverständlich und anerkannt.
Gerade bei den ‘höheren’ Schularten wie
Realschule oder Gymnasium gibt es jedoch
bei vielen Lehrkräften selbst die weit ver-
breitete Meinung, dass es in ihrem Beruf in
erster Linie um Fachunterricht ginge und
daher so etwas wie Supervision nicht nötig
sei. Welch ein großer Irrtum! Denn unsere
Schülerinnen und Schüler sind menschliche
Wesen und keine Lernroboter, sie brauchen
die Beziehungsebene zu den Lehrkräften
wie eine emotionale Nahrung. Und diese
beziehungshafte Kommunikationsebene
kann leicht blockiert sein.
Auch die Schulbehörden haben noch im-
mer große Mühen, ihren Lehrkräften geeig-
nete Supervisions-Angebote zu machen.
Hier spart man an der falschen Stelle. An-
dererseits bestehen bei vielen Lehrkräften
Vorbehalte, dass es sich bei ‘von oben’ an-
gebotenen Supervisionen um eine Art von
Überwachung handeln könnte.
Das ist aber sicher nicht der Fall. Denn
‘Supervision’ (lat. supervisere) heißt schon
vom Begriff her nicht ‘überwachen’, son-
dern etwas ‘überschauen’ oder ‘überbli-
cken’. Das bedeutet, in einem entspannten
und geschützten Setting über den Teller-
rand seines eigenen pädagogischen Tuns
hinauszuschauen, um unter kompetenter
Anleitung ‘Hilfe zur Selbsthilfe’ zu bekom-
men. Denn genau das ist die Zielrichtung
einer guten und effektiven Supervision.
Man sollte sich immer wieder bewusst
machen, dass Schulen ein offenes System
sind, das für die einzelne Lehrkraft gar
nicht wirklich kontrollierbar ist. Lehrerinnen
und Lehrer haben es eben nicht nur mit
ihren Klassen, sondern auch mit den Eltern
ihrer Schülerschaft, mit der Schulleitung,
mit Kollegen und Fachvorsitzenden usw. zu
tun.
Supervision kann die
psychische Stabilität
stärken
Und hier kann es sehr leicht, manchmal
auch ganz unerwartet, zu heftigen, sehr
belastenden Konflikten kommen: mit ein-
zelnen gestörten Schülern, die den ganzen
Klassenunterricht aushebeln können; mit
renitenten Eltern, die sich gegen die Noten-
gebung wehren, weil sie ihre Kinder unge-
recht behandelt sehen oder weil die gege-
benen Noten ihrem Eltern-Ehrgeiz wider-
sprechen; mit zu ehrgeizigen oder übelwol-
lenden Kolleginnen und Kollegen oder Fach-
leitungen, mit einer (zu) autoritativen Schul-
leitung, die aufgrund eigener Karriere-
absichten meint, die ganze Schule neu er-
finden zu müssen und so das Unterrichten
unnötig erschwert; oder mit immer neuen,
manchmal sich widersprechenden kurzfristi-
gen Vorgaben der Schulbehörden, was zu ei-
ner zusätzlichen Belastung führt usw. In all
diesen Fällen kann die Supervision gegen-
steuern und die psychische Stabilität der
Lehrkräfte stärken.
Sicher ist dieses ‘Mittel’ nicht für jeden
oder für immer nötig. Gerade aber in Krisen-
situationen, die sich im Schulalltag immer
wieder sehr leicht ergeben können, kann ei-
ne Einzel-, Gruppen- oder Team-Supervision
viel Positives bewirken und Konfliktsituatio-
nen oftmals schnell entschärfen. Dadurch
kann bewirkt werden, dass sich ungelöste
Situationen und Emotionen erst gar nicht
festsetzen und dann psychisch toxisch wer-
den – belastend für das gesamte Wirken
einer Lehrkraft. In meiner Arbeit als Supervi-
sor konnte bisher jedes Mal eine Lösung er-
zielt werden, die die Situation der betroffe-
nen Lehrkräfte wesentlich verbessert und
entspannt hat.
DER AUTOR
Peter Maier ist
Gymnasiallehrer
a.D., Initiations-
Mentor und Au-
tor. Er unterrich-
tete seit 1981
an Gymnasien
in Bayern. Er ist Autor mehrerer Fach-
bücher zum Thema Pädagogik und
Lehrergesundheit.
LITERATUR ZUR…
… Pädagogik
Peter Maier:
‘Initiation –
Erwachsen-
werden in ei-
ner unreifen
Gesellschaft’
Band I: Über-
gangsrituale
ISBN 978-3-86991-404-6 · 18,99 ,
Epubli Berlin · eBook: ISBN: 978-3-
752956-93-1 (11,99 ) · Weitere Infos
und Buch-Bezug: www.initiation-
erwachsenwerden.de
Lehrergesundheit
Peter Maier:
‘Heilung – Plä-
doyer für eine
integrative
Medizin’ (Soft-
cover) · ISBN:
978-3-752953-
99-2 · Preis:
18,99 , Epubli Berlin, 1. Auflage 2022
· eBook: ISBN: 978-3-752952-75-9
Preis: 12,99 , Epubli Berlin, 2022
Nähere Infos und Buchbezug:
www.alternative-heilungswege.de
lehrer nrw ·
2/2023
22
SCHULE & POLITIK
Gutachten,
gefälligst?
Die ‘Empfehlungen’ der Ständigen Wissenschaftlichen
Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz sind in
Wahrheit Zumutungen. Die SWK macht sich zum Hand-
langer der Politik.
Härtetest: Die ‘Empfehlungen’
der SWK muten denen, die das
fragile System Schule in Zeiten
des Lehrermangels unter schwieri-
gen Bedingungen aufrecht erhal-
ten, noch mehr Belastungen zu.
Foto: AdobeStock/Sergey Nivens
von ULRICH GRÄLER
N
Nun ist er also da, der seit langem
prognostizierte Lehrermangel. Und
zwar so, dass er für alle unüberseh-
bar ist, weil er die Funktionsfähigkeit des
Systems Schule mehr oder minder be-
schränkt.
lehrer nrw
hatte seit langem da-
vor gewarnt, doch die Politik hat nicht rea-
giert. Insbesondere Nordrhein-Westfalen hat
sich in dieser Hinsicht seit Jahrzehnten ne-
gativ hervorgetan und den Arbeitsplatz
Schule vernachlässigt bzw. verschlimmbes-
sert. Insofern sind auch die jeweiligen Lan-
desregierungen dieser Jahrzehnte für diesen
‘Scherbenhaufen’ verantwortlich.
Der Schaden für das Image ist enorm,
so dass es nicht verwundert, dass es um die
Attraktivität des Arbeitsplatzes Schule hier-
zulande besonders schlecht bestellt ist. Ein
unwiderlegbarer Beleg dafür ist die Tatsa-
che, dass von den derzeit 12.000 offenen
Lehrerstellen allein 8.000 das Land Nord-
rhein-Westfalen überproportional betreffen.
Und dieses in Zukunft noch stärker betreffen
werden. Wie aber andere in ähnlicher bzw.
bedingt vergleichbarer Weise auch.
Offenbarungseid der Politik
Die Not ist also allgegenwärtig, so dass die
Länder die Kultusministerkonferenz auf den
Plan riefen, um gemeinsame Konzepte ge-
gen den Lehrermangel zu entwickeln. Dabei
konnte es sich ja nur um zweierlei Grund-
richtungen handeln: zum einen um mögli-
che Maßnahmen zur Attraktivitätssteige-
rung des Lehrerberufs, zum anderen um
Optionen, die Bestandslehrkräfte ‘effektiver’
einzusetzen. Bei ersterem ein mehr als
schwieriges Unterfangen, in Zeiten des
allgemeinen Fachkräftemangels und eines
Rufschadens für den Arbeitsplatz Schule
genügend Interessenten für diesen Beruf zu
gewinnen. Bei zweiterem aber vielfach eine
wahre Zumutung, tragen diese Beschäftig-
ten doch jetzt schon die Last des seit Jahren
23
2/2023 ·
lehrer nrw
SCHULE & POLITIK
anwachsenden Lehrkräftemangels vor
Ort.
Die KMK hatte zu diesem Zweck die Stän-
dige Wissenschaftliche Kommission der Kul-
tusministerkonferenz beauftragt, die arbeits-
marktpolitischen und -rechtlichen Möglich-
keiten zu eruieren und zu bewerten, um al-
len Landesregierungen das Feld der politi-
schen Handlungsoptionen aufzuzeigen.
Wenn man bei dem Ergebnis der Untersu-
chung in Rechnung stellt, dass die im Sys-
tem befindlichen Lehrkräfte den seit Jahren
sich verschärfenden Lehrermangel durch ei-
ne stetig gestiegene Arbeitsverdichtung auf-
gefangen haben, dann gleicht dieses Ergeb-
nis bei Lichte besehen einem Offenbarungs-
eid der Politik der letzten Jahrzehnte.
Auf dem Rücken
der Beschäftigten
Die Wissenschaftliche Kommission greift bei
ihren Empfehlungen nun massiv auf mögli-
che weitere Beanspruchungspotenziale der
Bestandslehrkräfte zurück, um bei ihnen
zusätzliche Unterrichtsdeputate zu generie-
ren. Die Vorschläge reichen unter anderem
von einer Verlängerung der Lebensarbeits-
zeit bis zur Pensionierung, über vorüberge-
hende Deputatserhöhungen (Vorgriffsstun-
den), bis hin zum Abbau von Altersermäßi-
gungsansprüchen. Bei der Gruppe der Teil-
zeitbeschäftigungen sehen die Empfehlun-
gen die Reduktion der Teilzeitarbeit allein
auf die Fälle vor, bei denen ein einklagbarer
rechtlicher Anspruch besteht.
Da gleichzeitig in dem Gutachten festge-
stellt wird, dass die Qualität des Unterrichts
vor allem von grundständig ausgebildetem
Personal erbracht wird, stehen vor allen an-
deren die Bestandslehrkräfte besonders im
Fokus der angedachten Maßnahmen. Diese
werden in dem Gutachten jedoch sprachlich
derart euphemistisch verkleidet, dass es
dem neutralen Leser, vor allem aber den be-
troffenen Lehrkräften fast die Sprache ver-
schlägt. Da ist die Rede von ‘Empfehlungen’
für die Arbeitgeber, die in Wahrheit ‘Zumu-
tungen’ für die Beschäftigten darstellen,
von »Beschäftigungsreserven, die kurzfris-
tig erschlossen werden können«, von einer
Prüfung der Arbeitszeitverordnungen oder
von einer Begrenzung der Möglichkeit zur
Teilzeitarbeit.
Zumutungen für die, die das
System am Laufen halten
Im Kern bedeuten diese Maßnahmen jedoch
höhere Arbeitsverpflichtungen, und zwar für
diejenigen, die schon jetzt das System im
Wesentlichen schultern. Die gleichzeitigen
Empfehlungen der Kommission zur Gesund-
heitserhaltung wirken da eher wie ein Fei-
genblatt, hinter dem die Länder sich als für-
sorglicher Arbeitgeber zu verstecken suchen.
Stattdessen kein Wort der Kommission, dass
mit diesen ‘Zumutungen’ die Belastungs-
grenzen überschritten werden könnten, die
psychischen und physischen Überforderun-
gen noch weiter um sich greifen werden.
Es ist wahrlich bedauerlich, dass die Wis-
senschaftliche Kommission einseitig die
Zielsetzungen der quantitativen Ausweitung
der Arbeitsleistung in den Blick nimmt, ohne
die Risiken für Leib und Seele der Lehrkräfte
zu bedenken. Man möchte meinen, dass die
Kommission als Rechtfertigungsinstanz für
die Länderregierungen/Arbeitgeber herhal-
ten soll, um deren voraussichtlich wenig
populäre Maßnahmen zur Steigerung der
Arbeitsleistung zu legitimieren.
Die Instrumentalisierung
der SWK
Die Arbeit der Wissenschaftlichen Kommissi-
on sollte aber nach allgemeinem Verständ-
nis der Objektivität und Neutralität ver-
pflichtet sein, und sich nicht für die Politik
bzw. politische Interessen instrumentalisie-
ren lassen. Und deshalb auch den Blick auf
das System als Ganzes richten, um die mög-
lichen Auswirkungen der von ihr erarbeite-
ten Empfehlungen umfassend zu bedenken
und zu erörtern. Diesem Anspruch der Wahr-
haftigkeit sollte eine wissenschaftliche Kom-
mission stets vollständig Genüge leisten,
will sie ihre Glaubwürdigkeit beim Bürger,
bei der Allgemeinheit und vor allem bei der
betroffenen Zielgruppe bewahren.
Ulrich Gräler ist stellv. Vorsitzender des
lehrer nrw
E-Mail: graeler@lehrernrw.de
KOMMENTAR
Und tschüss!
Schon sehr riskant, dass sich die
Wissenschaftliche Kommission
in den Dienst der Politik stellt. Der
oberflächliche Leser oder Zuhörer
von Nachrichten mag sich viel-
leicht auf deren Aussagen einlas-
sen, nicht jedoch diejenigen, die
von den beabsichtigten ‘Zwangs-
maßnahmen’ direkt betroffen sind
und sich die realen Folgen ausma-
len können.
Wer das System Schule ‘retten’
will, der muss mit offenen Karten
spielen und fair mit allen Beteilig-
ten umgehen. Man kann der Lan-
desregierung nur dringend emp-
fehlen, die Handlungsoptionen zur
Linderung des Lehrermangels ge-
nauestens und umfassend zu prü-
fen, ehe sie in die Schulwirklich-
keit getragen werden. Ansonsten
läuft sie Gefahr, dass die Maßnah-
men unter anderem auch zu so
genannten ‘Vorzieheffekten’ füh-
ren, die die Lage eher verschlim-
mern als verbessern. Wenn zum
Beispiel Lehrkräfte so früh als
möglich in die Pension oder Rente
gehen, um den Zumutungen, auch
für die eigene Gesundheit, aus
dem Weg zu gehen.
Dazu gehört dann auch eine
Kommunikation, die alle Beteilig-
ten, vor allem die Betroffenen,
in einen Prozess einbezieht, um
‘noch’ akzeptable Lösungen aus-
zuloten und im Einvernehmen
umzusetzen. Nur dann könnte es
gelingen, trotz der höchst ange-
spannten Lage Menschen zu ge-
winnen, dem System zu helfen.
Ansonsten werden sich viel-
leicht mehr Menschen aus dem
System verabschieden als eigent-
lich gehen wollten.
Ulrich Gräler
lehrer nrw ·
2/2023
24
FORTBILDUNGEN
Recht im Schulalltag
Der Fachunterricht steht an erster Stelle, ist aber nicht alles. Im Tätigkeitsfeld Schule können sich
vielfältige Herausforderungen auftun – positiver wie negativer Natur. Gerade in Konfliktsituationen
zum Beispiel mit Schülern und/oder Eltern ist das Wissen um Rechtssicherheit sehr wertvoll.
Hier setzen zwei Fortbildungen von
lehrer nrw
an. Referent ist Verbands-Justitiar Christopher Lange.
Recht im Schulalltag – speziell für
Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger
Zum Schulleben gehören neben dem Kerngeschäft des Unterrichtens unter
anderem Ausflüge, sportliche und kulturelle Aktivitäten oder der Einsatz
neuer Medien. Und nicht zuletzt spielen auch Themen wie Gewalt unter
Schülerinnen und Schülern sowie gegenüber Lehrkräften oder das Verhältnis
zu Eltern eine Rolle im beruflichen Alltag. Gerade junge Kolleginnen und
Kollegen sind mit dem rechtlichen Rahmen ihrer Tätigkeit in den diversen
Szenarien häufig überfordert. Unsere speziell auf die Bedürfnisse von Berufs-
anfängerinnen und -anfängern zugeschnittene Fortbildung beantwortet des-
halb kompetent die Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu ausge-
wählten Rechtsthemen aus dem Schulalltag.
Referent: Christopher Lange,
lehrer nrw
Justitiar
Seminar-Nr.: 2023-0427
Termin: Donnerstag, 27. April 2023
Uhrzeit: 14:00 bis 17:00 Uhr
Ort: GDL Sitzungsraum (1. OG), Graf-Adolf-Str. 84, 40210 Düsseldorf
Kosten: 25 EUR für
lehrer nrw
Mitglieder, 50 EUR für sonstige Teilnehmer
(inklusive Snacks und Getränken)
Online-Anmeldung unter: www.lehrernrw.de/lehrernrw-de-
fortbildungen/lehrernrw-de-fortbildungsuebersicht/
Anmeldeschluss: 27. März 2023
Zu den unerfreulicheren Seiten des Lehrerberufs gehören Auseinan-
dersetzungen mit konfliktfreudigen Eltern, die sich über eine ver-
meintlich ungerechte Benotung oder Behandlung ihres Sprösslings
beklagen. In solchen Situationen bedeutet ein rechtssicheres
zugleich ein souveränes Auftreten.
Foto: AdobeStock/be free
Recht im Schulalltag
Der Lehrerberuf bietet neben dem Fachunterricht noch
viele weitere interessante, aber auch herausfordernde
Aufgaben. Rechtssicherheit verleiht in diesem Kontext
Souveränität. Diese Fortbildung informiert über wichtige
rechtliche Grundlagen, die Lehrkräfte für ihren Berufsall-
tag benötigen und geht fachkundig auf die Fragen der
Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein. Diese Fortbildung
geht im Vergleich zum Angebot für Berufsanfängerinnen
und -anfänger am 27. April noch weiter in die Tiefe.
Referent: Christopher Lange,
lehrer nrw
Justitiar
Seminar-Nr.: 2023-0510
Termin: Mittwoch, 10. Mai 2023
Uhrzeit: 14:00 bis 17:00 Uhr
Ort: GDL Sitzungsraum (1. OG), Graf-Adolf-Str. 84,
40210 Düsseldorf
Kosten: 25 EUR für
lehrer nrw
Mitglieder, 50 EUR für
sonstige Teilnehmer (inklusive Snacks und Getränken)
Online-Anmeldung unter: www.lehrernrw.de/
lehrernrw-de-fortbildungen/lehrernrw-de-
fortbildungsuebersicht/
Anmeldeschluss: 19. April 2023
25
2/2023 ·
lehrer nrw
FORTBILDUNGEN
Seminar
Nr. Titel Kurzinhalt Referenten Wo Wann Uhrzeit
Gebühr
lehrer nrw-
Mitglied
Gebühr
sonst.
Teilnehmer
Anmelde-
schluss
2023-0320 Schulentwicklung ja – aber
mit den richtigen Akzenten!
Die Fortbildung inspiriert zu schulinterner Lehrerweiterbildung, die nicht
nur die Wirksamkeit von Unterricht steigert, sondern auch die Zufrieden-
heit seiner Akteure.
Michael Felten Azimut Hotel Cologne
Hansaring 97
50670 Köln
Montag
20.03.2023
9:00 bis
16:00 Uhr
130 EUR 180 EUR auf
Anfrage
2023-0321 Den Durchblick behalten
im App-Dschungel
In dieser Veranstaltung soll ein Überblick zu vorinstallierten und optiona-
len Apps insbesondere für das iPad gegeben werden. Die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer erfahren an konkreten Unterrichtsanlässen und Praxis-
beispielen den konkreten und zielgerichteten Einsatz der Apps im Schul-
unterricht. Dabei sollen Apps in den Bereichen Feedback geben, urteilen,
kollaboratives Lernen, Einstiegsimpulse und allgemeine Unterrichtsorga-
nisation vorgestellt und erprobt werden.
Moritz Becker
und
Piotr Wysluch
Realschule Kastanienallee
Raum 41
Kastanienallee 32
42549 Velbert
Dienstag
21.03.2023
14:00 bis
17:00 Uhr
20 EUR 35 EUR auf
Anfrage
2023-0322 Motivierende Gesprächs-
führung: Menschen helfen,
sich zu verändern
Das Seminar gibt einen Überblick über die Werkzeuge und die Grundhal-
tung in der motivierenden Gesprächsführung und lädt in abwechslungsrei-
chen Übungen zum Ausprobieren ein. Das hier erlernte Wissen ist nutzbar
in Gesprächen mit Schüler/innen, Eltern und Kolleg/innen und übertragbar
auf alle Gespräche, bei denen es um Veränderungen jeder Art geht.
Yvonne Michel Leonardo Boutique Hotel
Oststraße 128
40210 Düsseldorf
Mittwoch
22.03.2023
9:00 bis
16:30 Uhr
130 EUR 180 EUR auf
Anfrage
2023-0420 Effektive Klassenführung –
Maßnahmenkiste,
Zauberformel oder was?
Wie gut eine Lehrperson ihre Klasse im Griff hat, dafür gibt es zwar keine
direkten Rezepte. Die Forschung hat aber eine Handvoll non-reaktiver
Strategien des Unterrichtens ermittelt, mit denen man 'Störungen' nicht
hinterherläuft, sondern ihr Aufkommen vorbeugend verhindern bzw.
reduzieren kann.
Michael Felten Leonardo Hotel Köln
Waldecker Straße 11-15
51065 Köln
Donnerstag
20.04.2023
9:00 bis
16:00 Uhr
130 EUR 180 EUR auf
Anfrage
2023-0421 Wege in den Ruhestand Beamtenversorgung und Altersteilzeit Horst Joosten Stadthotel am Römerturm
St. Apern-Straße 32
50667 Köln
Freitag
21.04.2023
15:00 bis
18:00 Uhr
50 EUR 80 EUR 28.03.2023
2023-0427 Recht im Schulalltag –
speziell für Berufsanfänger-
innen und -anfänger
Junge Kolleginnen und Kollegen sind mit Rechtsfragen oft überfordert.
Die Fortbildung beantwortet die wichtigsten Fragen aus dem Schulalltag.
Christopher
Lange
GDL Sitzungsraum
1. OG
Graf-Adolf-Straße 84
40210 Düsseldorf
Donnerstag
27.04.2023
14:00 bis
17:00 Uhr
25 EUR 50 EUR 27.03.2023
2023-0502 Stress lass nach – bewusster
Leben mit Achtsamkeit
Uns geht häufig vieles im Kopf herum, wir machen uns Sorgen und tun
alles gleichzeitig. Doch wenn wir uns nicht auf das Hier und Jetzt einlas-
sen und konzentrieren können, dann geraten wir unter Druck. Im Work-
shop erfahren Sie einiges über die Hintergründe und Wirksamkeit des
Achtsamkeitstrainings und versuchen sich selbst in konkreten Übungen.
Yvonne Michel Leonardo Boutique Hotel
Oststraße 128
40210 Düsseldorf
Dienstag
02.05.2023
9:00 bis
16:30 Uhr
130 EUR 180 EUR 22.03.2023
2023-0510 Recht im Schulalltag Diese Fortbildung informiert über wichtige rechtliche Grundlagen,
die Lehrkräfte für ihren Berufsalltag benötigen.
Christopher
Lange
GDL Sitzungsraum
1. OG
Graf-Adolf-Straße 84
40210 Düsseldorf
Mittwoch
10.05.2023
14:00 bis
17:00 Uhr
25 EUR 50 EUR 19.04.2023
Konflikte im Dialog
entschärfen
Der Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Stefan Battel gibt in seiner Kolumne
regelmäßig Antworten auf Fragen aus dem Lehreralltag. Diesmal wird gezeigt,
wie ein ‘reflektierendes Team’ Konfliktsituationen lösen kann.
I
In den folgenden Kolumnen würde ich
Ihnen gerne Elemente aus der systemi-
schen Familientherapie darstellen, die
mitunter im schulischen Alltag ihren Platz
finden könnten. Beginnen möchte ich mit
dem Reflecting Team.
Dabei handelt es sich um eine von Tom
Anderson et al. (1990) entwickelte Inter-
ventionsarbeit, die darin besteht, dass ein
kleines Team von zwei bis vier Personen
den Beratungsprozess mitverfolgt und
nach Aufforderung durch den Berater oder
Coach ein Gespräch über das Wahrgenom-
mene, d.h. ein Gespräch über das Ge-
spräch, führt. Prinzipien dabei sind:
Positives Formulieren
(keine ‘negative’ Fokussierung).
Das Gespräch findet unter den Team-
mitgliedern statt und spricht den Bera-
tungsnehmenden nicht direkt, sondern
nur indirekt an (es wird über sie/ihn
und den Prozess gesprochen, nicht
direkt mit ihr/ihm).
Vermutetes wird im Konjunktiv
(Möglichkeitsform) ausgedrückt,
nicht als ‘Wahrheit’ oder ‘Absolutheit’.
Der Beratungsnehmer hat die Möglich-
keit, im Anschluss über das Gehörte
und die Wirkung auf ihn/sie zu reden.
Ein Beispiel für die Anwendung im schuli-
schen Kontext könnte sein, bei ‘verhal-
tensauffälligen’ Schülern folgendes Set-
ting zu wählen: der betroffene Kollege
oder die Kollegin gemeinsam mit einer/ei-
nem anderen Kollegin oder Kollegen, die
weniger betroffen sind von dem wahrge-
nommenen Fehlverhalten im Unterricht
durch den Schüler. Im Hintergrund sitzt
der betroffene Schüler als Zuschauer ge-
meinsam mit einer Vertrauensperson (dies
kann die Vertrauenslehrkraft sein oder ein
Mitschüler).
Die betroffene Kollegin bzw. der betrof-
fene Kollege schildert die Situation in Ich-
Botschaften, stellt aber auch eindeutig
Ressourcen des Schülers heraus und Wün-
sche für die weitere Lernkooperation. Der
Schüler hört sich die rund 15-minütigen
Ausführungen an und gibt seiner Vertrau-
ensperson eine Rückmeldung, was er ge-
hört habe. Im Anschluss daran vereinbart
man einen neuen Termin in etwa vier Wo-
chen, um eventuelle positive Änderungen
zu diskutieren. Wichtig ist, dass der Schüler
selbst bestimmen kann, ob er einen Kom-
mentar zu dem Gehörten abgeben möchte
oder nicht – also keine Frage durch die
Lehrkraft im Sinne von »und wird es jetzt
anders?«.
Viel Spaß beim Üben, Verfeinern und
Diskutieren!
ZUR PERSON
Dr. med. Stefan
Battel ist Facharzt
für Kinder- und Ju-
gendpsychiatrie
und -psychothera-
pie (tätig in einer
Praxis in Bonn) und
seit 2012 systemi-
scher Familienthe-
rapeut (DGSF). Im
Rahmen des
lehrer
nrw
-Fortbildungs-
programms greift
er in einer Vor-
tragsreihe regel-
mäßig verschiede-
ne Themen aus
dem Bereich der
Jugendpsychologie
auf.
Foto: Andreas Endermann
lehrer nrw ·
2/2023
26
BATTEL HILFT
27
2/2023 ·
lehrer nrw
SENIOREN
Dom und Domschatz
in Essen
Der Essener Dom mitsamt Domschatz
steht im Mittelpunkt der Exkursion
am 20. Juni.
Foto: AdobeStiock/Blickfang
Exkursion zur
Abtei Brauweiler
Am 21. März 2023 fand eine
Exkursion zur Abtei Brauweiler
statt. Die Anmeldezahlen hat-
ten unsere Erwartungen über-
troffen. Wir konnten jedoch al-
len Interessenten zusagen, da
eine zweite Führung am glei-
chen Tag möglich war. Nach
den Führungen stand ein ge-
meinsames Mittagessen auf
dem Programm. Ein ausführli-
cher Bericht erscheint im
nächsten Senioren-Infobrief so-
wie auf den Seniorenseiten un-
ter
lehrernrw.de,
und ein Kurz-
bericht folgt in der nächsten
Ausgabe dieser Zeitschrift.
IT-Fortbildung
Vom 3. bis 5. April 2023
lassen sich Seniorinnen
und Senioren am Compu-
ter weiterbilden. Die Fort-
bildung findet nicht mehr
wie gewohnt in Königs-
winter statt, sondern im
Hotel Collegium Leoni-
num in Bonn. Wir alle
sind gespannt auf die
neue Örtlichkeit und auf
das Angebot der Fortbil-
dung.
Einen ausführlichen
Bericht zur Veranstaltung
können Sie demnächst
ebenfalls im Senioren-In-
fobrief oder online lesen.
Frühjahresfahrt
nach
Kiel und Oslo
Vom 4. Mai bis zum 10.
Mai findet die Frühjahres-
fahrt der Senioren nach Kiel
statt. Einige Seniorinnen
und Senioren nutzen vier
bis fünf Tage in Kiel, und
ein Teil unternimmt danach
noch eine Minikreuzfahrt
nach Oslo. Allen Mitreisen-
den wünschen wir schöne,
sonnige und erlebnisreiche
Tage im Norden. Wir freuen
uns schon jetzt auf die ge-
meinsamen Tage, auf die
Bilder und den sicher inte-
ressanten Reisebericht.
Ausblick:
Das steht noch an
Nach der Sommerpause im Juli und Au-
gust gibt es weitere Angebote für die
lehrer nrw
-Seniorinnen und Senioren.
Folgende Veranstaltungen in der zweiten
Jahreshälfte sind aktuell in Planung.
Hier schon mal ein Ausblick:
September: Besichtigung einer
Zuckerrübenfabrik in Lage oder
Besuch bei dem Fenster- und Fassaden-
bauunternehmen Schüco in Bielefeld.
22. bis 25. Oktober: Herbstfahrt nach
Würzburg. Das genaue Programm ist
zurzeit in Bearbeitung.
22. bis 23. November:
Mülheimer Kongress
Dezember: Exkursion zum Kloster
Dahlheim (südlich von Paderborn)
KURZ BERICHTET
Achtung, Terminverschiebung: Am 20. Juni
(statt wie ursprünglich geplant am 6. Juni)
starten die
lehrer nrw
-Seniorinnen und Se-
nioren zu einer Exkursion nach Essen. Die
Tagestour beinhaltet ein gemeinsames
Mittagessen sowie eine Dom- und Dom-
schatzführung. Anschließend folgt eine
Beratung in der Verbraucherzentrale zum
Thema Versicherungen. Das Programm
in Kürze:
13.15 Uhr: Treffen im
Domschatzfoyer
13.30 Uhr bis 15.00 Uhr: Führung
durch den Dom und den Domschatz.
Nach der Führung besteht die Möglich-
keit zum Kaffeetrinken oder Bummel in
der Stadt
17.00 Uhr: Vortrag und Beratung in der
Verbraucherzentrale Essen zum Thema:
‘Versicherungen im Alter’ (Dauer rund
eine Stunde).
Die Verbraucherzentrale und der Dom be-
finden sich in unmittelbarer Nähe des
Hauptbahnhofs, so dass keine weiten Fuß-
wege anfallen und eine bequeme Anreise
mit dem Zug möglich ist.
Kosten: Eintritt vier Euro und für die Füh-
rung je nach Teilnehmerzahl zwischen fünf
und neun Euro
Anmeldung: Bis 31. Mai bei Monika
Holde. E-Mail: holder@lehrernrw.de
oder Tel. 02739 1899
lehrer nrw ·
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Fachkraft im
Multiprofessionellen Team
Worin grenzen sich die Aufgaben von Fachkräften in
Multiprofessionellen Teams von denen der Lehrkräfte
ab? Gibt es Unterschiede zwischen den Fachkräften?
Welche Arbeits- und Urlaubszeiten gelten für die
entsprechenden Fachkräfte? Wir geben Aufschluss.
D
Dem staatlichen Bildungs- und Erzie-
hungsauftrag nach Art. 6 Absatz 2
Grundgesetz, Artikel 7 Landesverfas-
sung NRW, §§ 1 und 2 Schulgesetz NRW
(SchulG) im System Schule umfassend nach-
zukommen, ist eine Mammutaufgabe. Mitt-
lerweile hat sich in Deutschland zumindest
weitgehend die Erkenntnis durchgesetzt,
dass diese Aufgabe schwerlich von den Leh-
rerinnen und Lehrern und ihren Schulleitun-
gen allein zu stemmen ist. Das liegt nicht
zuletzt daran, dass es um immer mehr geht
als die reine Erteilung von Unterricht und
um außerschulische Veranstaltungen. Gelin-
gen kann der Bildungs- und Erziehungsauf-
trag nur, wenn vor allem auch die individu-
elle Förderung und die soziale und kulturel-
le Integration aller Schülerinnen und Schüler
erfolgreich geleistet werden kann. Dabei
geht es um umfassende Bildung und Erzie-
hung, die sich am jeweiligen Bedarf der
Schulen, der Kinder und Jugendlichen sowie
der Eltern orientiert.
Wenn aber nicht die Lehrerinnen und Leh-
rer mit diesen vielfältigen Aufgaben alleine
gelassen werden sollen, wer unterstützt sie
dann? In Nordrhein-Westfalen werden seit
einigen Jahren an Schulen Multiprofessio-
nelle Teams eingerichtet, um zu einem um-
fassenden Bildungs- und Erziehungsangebot
beizutragen. Teil dieser Teams sind Expertin-
nen und Experten insbesondere aus sozial-
pädagogischen Berufen sowie Handwerks-
meisterinnen und Handwerksmeister.
Unklarheiten über die
Aufgabenverteilung
Was sich in der Theorie sinnvoll und über-
zeugend anhört, gestaltet sich in der Praxis
häufig nicht eindeutig. Sowohl Lehrerinnen
und Lehrer als auch die genannten anderen
Professionen fragen sich oftmals einerseits,
welche konkreten Aufgaben im schulischen
Alltag von den herkömmlichen Lehrkräften
nicht wahrgenommen werden sollen. Sie
fragen sich anderseits, welche Aufgaben
von den Fachkräften aus sozialpädagogi-
schen Berufen und Handwerksmeisterinnen
und -meistern (FMPT) wiederum nicht über-
nommen werden dürfen. Entsprechende Ein-
deutigkeit und Klarheit wird – nachvollzieh-
barerweise – auch von Interessentinnen und
Interessenten als Fachkraft in Multipro-
fessionalen Teams gesucht.
Unterschiede beste-
hen dabei zudem
zwischen Fachkräf-
ten, die nach der Er-
lasslage vom 5. Mai
2021 (Multiprofessio-
nelle Teams im Ge-
meinsamen Ler-
nen an
Grund-
schulen und weiterführenden Schulen) und
denen, die bereits zuvor nach der Erlasslage
vom 19. Juli 2018 (Multiprofessionelle
Teams im Gemeinsamen Lernen an Grund-
schulen und weiterführenden Schulen) ein-
gestellt wurden.
Schwerpunkt der Aufgaben der FMPT im
Gemeinsamen Lernen, die nach dem Erlass
vom 5. Mai 2021 eingestellt wurden, ist die
selbstständige und eigenverantwortliche
Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkei-
ten. Sie unterstützen den Unterricht und tra-
gen durch die Arbeit mit Schülergruppen
zur Sicherung des Unterrichtserfolges bei.
Darüber hinaus nehmen sie besondere Auf-
gaben der Unterstützung von Schülerinnen
und Schülern selbstständig und eigenver-
antwortlich wahr und wirken bei sonstigen
Schulveranstaltungen mit. Die übergreifen-
de Verantwortung einer Lehrkraft, die in der
Tätigkeit einer Lehrkraft mit Lehramtsstudi-
um (§ 57 SchulG) eingesetzt ist,
bleibt unberührt.
RECHT§AUSLEGER
von CHRISTOPHER LANGE
Foto: AdobeStock/VectorMine
Übergreifende
Verantwortung
bei der Lehrkraft
Dabei gilt, dass auch die sonderpädagogi-
sche Förderung im Gemeinsamen Lernen
durch Lehrkräfte verantwortet und durch
FMPT im Gemeinsamen Lernen unterstützt
wird. Daraus ergibt sich Folgendes1: Nur
dann, wenn eine Unterrichtsstunde durch
die Lehrkraft nach § 57 SchulG geplant und
vorbereitet wurde, können FMPT »selbst-
ständig und eigenständig Kenntnisse und
Fertigkeiten im Rahmen des Schulbetriebs
vermitteln«. FMPT können somit ad hoc ei-
ne Vertretungsstunde übernehmen. Zur al-
leinigen Abdeckung der Stundentafel wer-
den sie aber nicht eingesetzt. Die übergrei-
fende Verantwortung für den Unterricht
trägt stets die Lehrkraft nach § 57 SchulG.
Bei Einstellungen nach dem Erlass vom
19. Juli 2018 gilt, dass auch Fachkräfte aus
anderen pädagogischen Berufsgruppen vor-
wiegend unterrichtsnah und den Unterricht
unterstützend eingesetzt werden sollen. Die
Tätigkeiten von Handwerksmeisterinnen
und Handwerksmeistern fokussiert sich da-
bei vor allem auf solche aus dem Bereich
‘Übergang von Schule in den Beruf’. Eigen-
verantwortlicher Unterricht ist aber aus-
drücklich nicht zulässig.
Unterschiede bei Arbeits-
und Urlaubszeiten
Offenkundig stehen Fachkräfte, die nach
dem Erlass vom 5. Mai 2021 eingestellt
wurden, den Lehrkräften nach § 57 SchulG
vom Aufgabenportfolio her ein wenig näher
als die, die nach dem Erlass vom 19. Juli
2018 eingestellt wurden. So auch bei Ar-
beits- und Urlaubszeiten: Für Fachkräfte,
die nach dem Erlass vom 5. Mai 2021 einge-
stellt wurden, gilt: Die regelmäßige wö-
chentliche Arbeitszeit ist im Arbeitsvertrag
zu regeln. Sie beträgt für Vollzeitbeschäftig-
te im Jahresdurchschnitt 41 Stunden in der
Woche. Von der regelmäßigen wöchentli-
chen Arbeitszeit entfallen 28 Unterrichts-
stunden auf die Vermittlung von Kenntnis-
sen und Fertigkeiten im Unterricht. Der über
die wöchentlichen Unterrichtsstunden hi-
nausgehende Arbeitszeitanteil steht für Vor-
und Nachbereitung des Unterrichts sowie
andere Aufgaben im Rahmen ihres Aufga-
benportfolios zur Verfügung.
Fachkräfte, die nach dem Erlass vom
19. Juli 2018 eingestellt wurden, müssen in
Vollzeit 39 Stunden und fünfzig Minuten
wöchentlich arbeiten2. Hier umfasst die ge-
samte regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit
alle Aufgaben, die nach dem Erlass
vom 19. Juli 2018 zu erledi-
gen sind. Dies ist bei
der individuellen
Einsatzplanung
zu berück-
sichtigen.
Unterschiede bestehen auch hinsichtlich
Urlaub und der möglichen Inanspruchnah-
me in den Schulferien. Für Fachkräfte, die
nach dem Erlass vom 5. Mai 2021 an
Grund-, Haupt-, Realschulen und Gymna-
sien eingestellt wurden, gilt die Regelung,
die das Ministerium mit den entsprechen-
den Hauptpersonalräten getroffen hat: Feri-
enzeiten, die über den Urlaubsanspruch hi-
nausgehen, dienen der Fort- und Weiterbil-
dung, der Vor- und Nachbereitung des Auf-
gabenbereichs sowie der Wahrnehmung
anderer dienstlicher Verpflichtungen, zum
Beispiel der organisatorischen Vorbereitung
des neuen Schuljahres. In der letzten Wo-
che vor Unterrichtsbeginn des neuen Schul-
jahres müssen sich die Beschäftigten zur
Dienstleistung für schulische Aufgaben be-
reithalten, soweit dies für die organisatori-
sche Vorbereitung des neuen Schuljahres
erforderlich ist und vorher angekündigt
wurde. Die Pflicht zur frühzeitigen Ankündi-
gung gilt auch für schulinterne Fortbildun-
gen.
Fachkräfte, die nach dem Erlass vom
19. Juli 2018 eingestellt wurden, haben
ebenfalls den ihnen zustehenden Urlaub in
den Ferien zu nehmen. Ferienzeiten, die
über den Urlaubsanspruch hinausgehen,
dienen hier der Arbeit mit Schülerinnen und
Schülern oder Schülergruppen im Rahmen
von freiwilligen Ferienangeboten, der Fort-
und Weiterbildung, der Vor- und Nachberei-
tung von Projekten im Rahmen des Unter-
richts oder der Öffnung von Schule sowie
der Wahrnehmung anderer dienstlicher Ver-
pflichtungen, beispielsweise Abstimmungs-
prozesse mit der örtlichen Jugendhilfe zur
Ausgestaltung der Schul- und Jugendsozial-
arbeit.
RECHT§AUSLEGER
Christopher Lange leitet die Rechtsabteilung
des
lehrer nrw
E-Mail: Rechtsabteilung@lehrernrw.de
1 Siehe dazu: Fragen und Antworten zum Erlass ‘Multipro-
fessionelle Teams im Gemeinsamen Lernen an Grund-
schulen und weiterführenden Schulen’ vom 5. Mai 2021
(Stand: 17. Mai 2022) | Bildungsportal NRW (schulminis-
terium nrw); abgerufen am 6. März 2023
2 Siehe dazu: Fragen und Antworten zum Erlass ‘Multipro-
fessionelle Teams im Gemeinsamen Lernen an weiterfüh-
renden Schulen’ vom 19. Juli 2018 | Bildungsportal NRW
(schulministerium.nrw); abgerufen am 6. März 2023
Multiprofessionelle Teams
bereichern das Schulleben.
Wichtig ist jedoch eine
klare Aufgabenteilung.
29
2/2023 · lehrer nrw
lehrer nrw ·
2/2023
30
ANGESPITZT
J
Justin schafft es im Regelfall spielend,
in einem Aufsatz-Absatz achtzehn
Rechtschreibfehler unterzubringen und
das Ganze noch mit sehr frei interpre-
tierten Interpunktionsregeln zu ver-
edeln. Diese äußerst kreative Handha-
bung der deutschen Sprache hat durch-
aus etwas Unterhaltsames. Doch damit
ist es leider vorbei. Seit kurzem produ-
ziert Justin lauter pulitzerpreisverdächti-
ge Elaborate.
Der Weg zur Französischen Revoluti-
on und der Aufstieg Napoleons? Eine
Interpretation des ‘Erlkönigs’ unter be-
sonderer Berücksichtigung lyrischer, epi-
scher und dramatischer Elemente? Eine
Erörterung der geopolitischen Risiken
infolge des fortschreitenden Klimawan-
dels? Für Justin ist das neuerdings kein
Problem. Seine Texte sind auffallend
fehlerarm, um nicht zu sagen: klinisch
sauber. Geradezu langweilig.
Nun könnte man als wohlmeinender,
an das Gute im Menschen glaubender
Zeitgenosse glauben, dass die Erleuch-
tung über den notorisch versetzungsge-
fährdeten Justin gekommen sei. Im wirk-
lichen Leben stellt sich die Ursache der
wundersamen Leistungsexplosion indes
weitaus profaner dar. Nicht himmlische
Mächte waren im Spiel, sondern schnö-
de künstliche Intelligenz. ChatGPT hat
mal eben was ausgespuckt. Das ist sehr
praktisch für Justin, weil so mehr Zeit
für Zocken und TikTok übrig bleibt.
Eigentlich ist das ja eine feine Sache:
Man kann sich den wesentlichen – oder
zumindest den angenehmen – Dingen
des Lebens widmen und ein paar Algo-
rithmen in einem kleinen Chatbot erle-
digen die Arbeit. E-Mails, Gedichte, Lie-
besbriefe, Aufsätze, Witze, Limericks
die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Je
nach Sichtweise kann man das für ei-
nen Meilenstein der IT-Technologie oder
den Untergang des Abendlandes halten.
Für Justin hatte die Geschichte dann
aber doch kein Happy End: Eine Sechs
gab’s trotzdem: Denn ChatGPT hatte
Napoleon Bonaparte mit Napoleon III.
verwechselt. Das allein wäre womöglich
nicht ganz so tragisch gewesen. Aller-
dings fand sich der gleiche Fauxpas
auch in den ansonsten nahezu wortglei-
chen Aufsätzen von Kevin und Emily.
Wissenslücke und Plagiat – das war ein
Malheurchen zuviel.
Einen Lerneffekt hatte das unrühmli-
che Kapitel für das Trio dann doch: Lehr-
kräfte sind nicht blöd! Jochen Smets
Vorübergehend erleuchtet
Über Feedback zu meinen Gehirnjogging Übungen
würde ich mehr sehr freuen: mail@heike-loosen.de Heike Loosen
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2/2023 · lehrer nrw
AUFGABE 1:
AUFGABE 2:
HIRNJOGGING
Maskenball in der Schule
L und O
Mit Koordinationsaufgaben werden gezielt
neue Verbindungen zwischen den beiden Hirn-
hälften angelegt. Die Infrastruktur des Gehirns
wird dadurch ausgebaut, und das Gehirn wird
leistungsfähiger und ausfallsicherer.
Bilden Sie mit den Fingern der einen Hand
ein L (Mittel-, Ring- und kleiner Finger einge-
klappt) und mit der anderen Hand ein O
(Mittel-, Ring- und kleiner Finger ausge-
streckt). Nun wechseln Sie die Hände ab.
In der Tünnes-und-Schäl-Schule gibt es gegen Schuljahresende einen
Maskenball und Kinder sowie Lehrpersonen kommen kostümiert in den
Unterricht.
Prägen Sie sich die folgenden Namen, Fächer, Kostüme und
Unterrichtsinhalte ein, und decken Sie die Liste danach ab.
Der Geschichtslehrer Klaus Brenner erläutert, als Spiderman verkleidet,
die Lebensdaten von Karl dem Großen
Der Musiklehrer Bernd Rütter erscheint als Clown
und benennt die Instrumente eines Sinfonieorchesters.
Mathematiklehrerin Hannah Schürmann nimmt als Astronautin
verkleidet den Satz des Pythagoras durch.
Ernst Wüstefeld kommt als Robin Hood und erarbeitet
im Deutschunterricht Goethes Faust.
Chemielehrerin Daria Riedel erklärt als Pilotin verkleidet
den Aufbau des Periodensystems.
Zählen Sie nun von sechzig in Dreierschritten
rückwärts, und beantworten Sie danach
folgende Fragen:
1. Wie heißt die Lehrperson, die den Satz des
Pythagoras unterrichtet und in welchem
Kostüm erscheint sie?
2. Welches Fach unterrichtet Daria Riedel
und als was ist sie verkleidet?
3. In welchem Kostüm erscheint der
Musiklehrer und was ist das Thema
der heutigen Stunde?
4. Was ist der heutige Unterrichtsgegenstand
von Ernst Wüstefeld und welches Kostüm
hat er gewählt?
5. Worüber spricht ‘Spiderman’ heute
im Unterricht und wie heißt er richtig?