3Unter der Lupe
Bildung im Bundes-
tagswahlkampf
13 Dossier
Starkes Angebot
28 Recht§ausleger
Gewichtige
Entscheidung
6Im Brennpunkt
Die Zukunft
des Lehrberufs
Bildung im
Bundestagswahlkampf
Pädagogik & Hochschul Verlag . Graf-Adolf-Straße 84 . 40210 Düsseldorf · Foto: AdobeStock/Andreas Prott
1781 | Ausgabe 1/2025 | FEBRUAR | 69. Jahrgang
INHALT
lehrer nrw ·
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UNTER DER LUPE
Sven Christoffer:
Bildung im Bundestagswahlkampf 3
BRENNPUNKT
Sarah Wanders:
Die Zukunft des Lehrberufs 6
JUNGE LEHRER NRW
Tobias Braune:
Effizienz im Lehrerzimmer 8
TITEL
»Asking the pope for help« 10
Handlungsleitlinien zur
Bekämpfung von Antisemitismus 11
»Ein Licht in schwerer Zeit« 12
DOSSIER
Starkes Angebot 13
Unterrichten mit 50+ 16
Lehrerräteschulungen 17
SCHULE & POLITIK
Null Toleranz bei Gewalt 18
‘MindOut’: Mit mentaler
Stärke durchs Leben gehen 19
Schulen beim Kampf
gegen Extremismus stärken 19
»Eine reine Tablet-Klasse
bietet keinen Mehrwert« 20
Den integrierten Schulformen
eine Stimme geben 23
Unterrichtsausfall: Fünf Prozent 24
Kommentar: Ein zweischneidiges Schwert 25
SENIOREN
Herbstfahrt nach Potsdam:
Auf den Spuren von Kaisern und Königen 26
Musik, Kultur und ein Kölner Urgestein 27
Besuch des Landtags in Düsseldorf 27
RECHT§AUSLEGER
Christopher Lange:
Gewichtige Entscheidung 28
ANGESPITZT
Jochen Smets: Wissenseruption in der 7b 30
HIRNJOGGING
Aufgabe 1: Visuelle Konzentration
Aufgabe 2: Rätselhaftes – Was bin ich? 31
IMPRESSUM
lehrer nrw
– G 1781 –
erscheint sechs Mal jährlich
als Zeitschrift des
‘lehrer nrw’
ISSN 2568-7751
Der Bezugspreis ist für
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‘lehrer nrw’
im Mitgliedsbeitrag enthal-
ten. Preis für Nichtmitglieder
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Redaktion
Sven Christoffer,
Christopher Lange,
Katrin Saniter-Hann,
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Tobias Braune
Düsseldorf
Verlag und
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PÄDAGOGIK &
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Anzeigenpreisliste Nr. 24
vom 1. Oktober 2023
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Für unverlangt eingesandte
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Namentlich gekennzeichnete
Beiträge geben die Meinung
ihrer Verfasser wieder.
Bildung im
Bundestags-
wahlkampf
Am 23. Februar finden die Bundestagswahlen statt.
Auch wenn die Migrationsdebatte andere Politikfelder
im Wahlkampf vielfach überlagerte, blicken alle Akteure in
der Schullandschaft mit großer Spannung auf das, was vom
Bund in Sachen Bildung künftig zu erwarten ist. Ein Blick auf die
bildungspolitischen Positionen der im Bundestag vertretenen Parteien.
»
»B
Bildung ist Ländersache.« – Diese Aussage ist
mindestens so alt wie die Bundesrepublik
Deutschland selbst. Gerade die jüngste Vergangen-
heit hat aber gezeigt, dass der Bund auch in der Bil-
dungspolitik munter mitmischt. Mit dem Digitalpakt
und dem Startchancen-Programm seien nur zwei
markante Beispiele genannt. Deshalb lohnt es sich
aus meiner Sicht auch, die Wahlprogramme aller im
Bundestag vertretenen Parteien im Hinblick auf ihre
bildungspolitischen Aussagen unter die Lupe zu neh-
men.
CDU/CSU: Ja zu Aufstieg
durch Bildung
Das Thema Aufstieg durch Bildung’ findet sich
gleich in mehreren Wahlprogrammen. Am prominen-
testen haben es CDU und CSU platziert, indem sie
ihre Ausführungen zur Bildungspolitik mit genau
dieser Überschrift einleiten. Ihr Ziel: »Kinder bekom-
men unabhängig von Herkunft und Geldbeutel die
Chance, das Beste aus sich herauszuholen.« Eine
ähnliche Formulierung findet sich aber auch im
Wahlprogramm der SPD, und für die FDP muss Bil-
dung wieder »der Schlüssel für den persönlichen
Aufstieg und ein selbstbestimmtes Leben sein«.
CDU und CSU sind hingegen die einzigen Partei-
en, die deutlich aussprechen, am bestehenden Bund-
Länder-Verhältnis in der Bildung festhalten zu wol-
len: »Die Zusammenarbeit zwischen Bund und Län-
dern wollen wir in Form und Inhalt deutlich verbes-
sern, ohne die klar geregelten Zuständigkeiten infra-
ge zu stellen.«
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal von CDU/CSU
ist der kritische Blick auf die Social-Media-Nutzung
von Kindern und Jugendlichen: »Die frühe Nutzung
von Social Media hat Auswirkungen auf die Gesund-
heit sowie die Lern- und Leistungsfähigkeit von Kin-
dern und Jugendlichen, auch in der Schule. Diese
werden wir schnellstmöglich wissenschaftlich ba-
siert bewerten und ein Maßnahmenpaket zur Stär-
kung von Gesundheits- und Jugendmedienschutz
vorlegen.« Bei diesem wichtigen Thema hätte ich
mir auch von den anderen Parteien eine Positionie-
rung gewünscht.
SPD: Wir kämpfen dafür,
dass gute Bildung für
alle zuverlässig gelingt
Die SPD ist die einzige Partei, die für Investitionen in
Bildung einen konkreten Finanzierungsvorschlag
macht: »Wir wollen die Erbschafts- und Schenkungs-
steuer reformieren, um gezielt in bessere Bildung für
alle Kinder und Jugendlichen investieren zu können.
Wie schon beim Startchancenprogramm wollen wir
unsere Mittel gezielt dort einsetzen, wo vorgefunde-
ne Nachteile bei den Bildungshintergründen von El-
ternhaus oder Nachbarschaft zu Nachteilen für die
Bildungschancen von Kindern werden.«
Darüber hinaus wirbt die SPD (ebenso wie die
FDP) für ein Startchancen-Programm für Kitas: »Für
eine gezielte Förderung von Kitas in benachteiligten
Lagen wollen wir auch mit Bundesmitteln ein Start-
chancenprogramm schaffen und das Startchancen-
programm an Schulen sukzessive ausbauen.
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UNTER DER LUPE
von SVEN CHRISTOFFER
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UNTER DER LUPE
Auch der Digitalpakt Schule muss fortgesetzt und in-
haltlich weiterentwickelt werden.«
FDP: Weltbeste Bildung
für selbstbewusste Bürger
Anders als die CDU strebt die FDP eine grundlegen-
de Reform des Bildungsföderalismus an, »die ein-
heitliche Standards und eine stärkere Rolle des Bun-
des in der Bildung möglich macht und in deren Rah-
men die Finanzverteilung zwischen Bund und Län-
dern so geändert wird, dass der Bund die nötigen
Finanzierungsverpflichtungen übernehmen kann«.
Zudem setzt die FDP sich für ein ‘Deutschland-
Abitur’ (= bundesweit einheitliche Abschlussprüfun-
gen) ein und spricht sich für eine Notenpflicht spä-
testens ab der dritten Klasse aus. Die Kultusminister-
konferenz (KMK) soll abgeschafft und durch einen
Bundesbildungsrat aus Wissenschaftlern, Praktikern,
Eltern- und Wirtschaftsvertretern ersetzt werden.
Zum Thema Lehrpläne heißt es: »Wir Freie Demokra-
ten fordern mehr Raum für wirtschaftliche und fi-
nanzielle Bildung, MINT-Themen, Demokratie und
Politik sowie Medienkompetenz. Wir setzen uns
insbesondere für die bundesweite Einführung der
Schulfächer Wirtschaft und Informatik ein.« Aus
meiner Sicht spricht die FDP hier wichtige Themen
und Fächer an, unbeantwortet bleibt allerdings die
Frage, was im Gegenzug gekürzt werden soll.
Bündnis 90/Die Grünen: Eine gute
Bildung für gute Chancen
Ähnlich wie die FDP streben auch die Grünen eine ver-
änderte Kooperation zwischen Bund und Ländern in
der Bildungspolitik an: »Wo verfassungsrechtliche
Beschränkungen zuverlässige und notwendige
Investitionen in Bildung aktu-
ell verhindern, werden wir mit den Ländern gemeinsa-
me Ziele und tragfähige Lösungen vereinbaren, um die
großen Herausforderungen im Bildungssystem erfolg-
reich gemeinsam zu bewältigen und auch über neue
Gemeinschaftsaufgaben im Grundgesetz sprechen.«
Mit einem ‘Zukunftsinvestitionsprogramm Bildung’
wollen die Grünen gemeinsam mit Ländern und
Kommunen bundesweit für mehr Chancen- und
Generationengerechtigkeit sorgen.
Im Unterricht soll ein Schwerpunkt auf dem Er-
werb von Basiskompetenzen sowie auf dem Sprach-
erwerb liegen. Dazu soll die Sprachförderung schon
in der Kita beginnen und als durchgängiger Prozess
angelegt werden. Zusätzlich sollen in der Schule digi-
tale Fähigkeiten, Medienkompetenz, Bildung für
nachhaltige Entwicklung und politische Bildung im
Fokus stehen.
Die Linke: Gute Bildung
Die Linke setzt sich in ihrem Wahlprogramm dafür
ein, das Kooperationsverbot zwischen Bund und
Ländern in der Bildung aufzuheben und stattdessen
eine umfassende Gemeinschaftsaufgabe Bildung im
Grundgesetz zu verankern.
Lernen soll zudem in der Schule stattfinden. Begrün-
dung: Ȇber Hausaufgaben wird soziale Ungleichheit in
ungleichen Schulerfolg übersetzt, deshalb wollen wir
sie abschaffen.« Als einzige Partei fordert die Linke in
ihrem Wahlprogramm vehement die ‘Eine Schule für
alle’: »Das gegliederte Schulsystem bleibt ein Brandbe-
schleuniger für soziale Ungleichheit. Wir setzen dage-
gen auf eine Schule für alle. Sie ist ganztägig organisiert
und bietet alle Schulabschlüsse an. Unser Ziel: Eine in-
klusive Schule, in der alle Kinder unabhängig von Her-
kunft, Förderbedarf oder sozialen Umständen gemein-
sam lernen und wachsen können.«
In dieser einen Schule für alle soll ein
‘Zwei-Lehrer*innen-System’ zur Anwen-
dung kommen, denn »zwei Lehrkräf-
Foto: AdobeStock/Andreas Prott
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lehrer nrw
te pro Klasse schaffen mehr individuelle Förderung«.
So richtig der letzte Satz ist, so voraussehbar ist auch,
dass diese Forderung (leider) nicht umsetzbar ist.
Nicht allein die Finanzen stehen dagegen, sondern vor
allem der eklatante Fachkräftemangel, der sich weder
kurz- noch mittelfristig beheben lassen wird.
AfD: Bildung, Wissenschaft
und Technologieoffenheit
Die AfD spricht sich – im Gegensatz zu den Linken –
für den Erhalt des mehrgliedrigen Schulsystems aus,
will Vorschulklassen wiedereinführen und die Schul-
pflicht zur Bildungspflicht umwandeln: »Kinder ha-
ben ein Recht auf Bildung und der Staat ist ver-
pflichtet dies sicherzustellen. Er kommt dieser Ver-
pflichtung aber nur noch unzureichend nach. Des-
halb wollen wir die im internationalen Vergleich
sehr strenge deutsche Schulpflicht lockern und zu
einer Bildungspflicht umwandeln.«
Unter der Überschrift ‘Mut zur Leistung’ heißt es:
»Während seit Jahrzehnten die Zahl der Abiturien-
ten immer weiter steigt und die Noten auf dem Pa-
pier immer besser werden, fehlen den Auszubilden-
den und Studienanfängern jedoch mittlerweile
grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten. Statt ei-
ner Senkung der Leistungsanforderungen müssen
die Bildungsstandards aller Schulformen und Bil-
dungseinrichtungen wieder auf das Niveau einer
führenden innovativen Wissenschafts- und Industrie-
nation angehoben werden. (…) Das Abitur muss
wieder zum Ausweis der Studierfähigkeit werden;
der Haupt- oder Realschulabschluss zur Berufsaus-
bildung befähigen.«
Im Abschnitt ‘Meinungsfreiheit statt einseitiger
Ideologie’ weist die AfD darauf hin, dass Schule kein
Ort für politische Propaganda sei: »Die Lehrer selbst
sind unbedingt zur Neutralität verpflichtet. Weder
dürfen Sie zur Wahl bestimmter Parteien noch zur
Teilnahme an Demonstrationen aufrufen.«
Sie haben die Wahl!
Auch ich möchte Sie nicht zur Wahl einer bestimmten
Partei aufrufen. Ich schätze mich aber glücklich, in ei-
nem Land zu leben, in dem ich frei wählen und an
Demonstrationen teilnehmen darf. Deshalb werde ich
am 23. Februar natürlich auch von meinem Wahl-
recht Gebrauch machen und hoffe, Sie tun es mir
gleich.
Sven Christoffer ist Vorsitzender des
lehrer nrw
sowie stellv. Vorsitzender des HPR Realschulen
E-Mail: christoffer@lehrernrw.de
UNTER DER LUPE
INFO
Bildungspolitische Forderungen
des VDR zur Bundestagswahl
Der VDR Bund – Dachverband des
lehrer nrw
hat anlässlich der Bundestagswahl in einem
Positionspapier bildungspolitische Forderungen
aufgestellt, um die Bildungspolitik aktiv mitzu-
gestalten und sicherzustellen, dass die Interes-
sen der Schülerinnen und Schüler sowie der
Lehrkräfte im Fokus zukünftiger Regierungsar-
beit stehen. Sie finden das Positionspapier mit
allen Forderungen auf der
VDR-Homepage:
www.vdr-bund.de/
presse.aspx?id=237
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BRENNPUNKT
Die Zukunft
des Lehrberufs
Herausforderungen und Chancen
in Zeiten des Wandels
I
In den letzten Jahren hat sich die Bil-
dungslandschaft in Deutschland erheb-
lich verändert. Digitale Transformation,
gesellschaftliche Umbrüche und eine zuneh-
mende Diversität in den Klassenzimmern
stellen Lehrerinnen und Lehrer vor neue He-
rausforderungen. Lehrkräfte müssen diese
Herausforderungen mit allen zusätzlichen
Belastungen, die damit einhergehen, stem-
men und zugleich die Chancen, die sich da-
raus ergeben, nutzen. Die Frage, wie der
Lehrberuf in Zukunft gestaltet werden kann,
ist daher dringlicher denn je.
Die Digitalisierung
des Unterrichts
Die Corona-Pandemie hat einen enormen
Digitalisierungsschub in die Schulen ge-
bracht. Was in vielen
Schulen anfangs als
Notlösung begann, wur-
de vielerorts zu einem
festen Bestandteil des Un-
terrichts. Digitale Endgerä-
te, Lernplattformen und in-
teraktive Tools haben das Lehren und Ler-
nen verändert. Doch trotz der unbestreitba-
ren Fortschritte gibt es noch immer große
Unterschiede zwischen den einzelnen Schu-
len. Während in einigen Städten Schulen mit
hochmodernen Geräten und schneller Inter-
netanbindung ausgestattet sind, sehen sich
andere mit unzureichender Infrastruktur
konfrontiert. Darüber hinaus müssen Lehre-
rinnen und Lehrer sich kontinuierlich fort-
und weiterbilden, um den Umgang mit digi-
talen Medien in ihren Unterricht zu integrie-
ren. Gleichzeitig stellt sich aber immer wie-
der die Frage, wie eine Balance zwischen
analogen und digitalen Lernmethoden ge-
funden werden kann. Ein rein digitalisierter
Unterricht birgt die Gefahr, dass wichtige
soziale und kommunikative Kompetenzen,
die im klassischen Unterricht entwickelt
werden, zu kurz kommen. Insofern muss der
Lehrberuf auch weiterhin gewährleisten,
dass die digitale Transformation den Lern-
prozess ergänzt und nicht ersetzt.
Inklusion und Diversität:
Eine große Herausforderung
Ein weiteres Thema, das unsere Schulen
stark prägt, ist die zunehmende Diversität in
von SARAH WANDERS
Foto: AdobeStock/alphaspirit
Beruf mit Zukunft:
Wer sich entscheidet, Lehrerin
oder Lehrer zu werden, wählt
einen Beruf, der mit großen He-
rausforderungen, aber auch mit
großen Chancen verbunden ist.
BRENNPUNKT
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lehrer nrw
den Klassen-
zimmern.
Schülerinnen
und Schüler
kommen aus un-
terschiedlichen
kulturellen, sozia-
len und sprachli-
chen Kontexten. Ins-
besondere das Ge-
meinsame Lernen stellt
die Lehrkräfte vor eine beson-
dere Herausforderung. Oft fehlen Res-
sourcen, sowohl in Form von zusätzlichem
Personal als auch in Bezug auf spezielle
Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer.
Hier muss dringend nachgesteuert werden.
Inklusion ohne die nötigen Ressourcen ist
und bleibt Exklusion!
Arbeitsbedingungen: Stress,
Arbeitszeit und Anerkennung
Die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte sind
in den letzten Jahren immer wieder Gegen-
stand öffentlicher Diskussionen. Es gibt
nach wie vor eine immens hohe Arbeitsbe-
lastung, die sowohl durch ein hohes Pflicht-
stundendeputat als auch durch die immer
komplexeren Anforderungen an die Lehre-
rinnen und Lehrer entsteht. Die kontinuierli-
che Fortbildung, die Erstellung von Unter-
richtsmaterialien, die individuelle Betreuung
von Schülerinnen und Schülern, die Teilnah-
me an Besprechungen und die Elternarbeit
sind nur einige der Aufgaben, die Lehrkräfte
zusätzlich zum Unterricht täglich leisten
müssen.
Hinzu kommen die zunehmend schwieri-
geren sozialen und psychischen Belastun-
gen. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler,
die mit diesen Herausforderungen zu kämp-
fen haben, nimmt zu, und Lehrerinnen und
Lehrer sind oft diejenigen, die als erste mit
Problemen konfrontiert werden. Dies führt
zu einer enormen Verantwortung und einer
hohen Belastung. Viele Kolleginnen und Kol-
legen berichten von permanentem Stress,
Überstunden und einem Mangel an Aner-
kennung.
lehrer nrw
fordert deshalb nicht
nur eine Verbesserung der Arbeitsbedingun-
gen (Reduktion des Pflichtstundendeputats,
mehr Funktionsstellen an kleinen Systemen
für besondere Aufgaben, Schulverwaltungs-
assistenzen ohne Anrechnung auf Lehrer-
stellen, …), sondern auch eine Anerkennung
der vielen zusätzlichen Aufgaben, die über
die eigentliche Unterrichtstätigkeit hinaus-
gehen. Nur so kann der Lehrberuf langfristig
attraktiv bleiben und die Motivation der
Lehrkräfte aufrechterhalten werden.
Fortbildung und
Professionalisierung
Angesichts der vielen Veränderungen in der
Bildungspolitik, der Digitalisierung und der
Vielfalt der Schülerinnen und Schüler ist es
von zentraler Bedeutung, dass Lehrkräfte
kontinuierlich fortgebildet werden. Hierbei
spielen nicht nur Fachthemen, sondern auch
soziale Kompetenzen eine wichtige Rolle, wie
auch Schulministerin Dorothee Feller nicht
müde wird zu betonen. Der Umgang mit
Schülerinnen und Schülern aus unterschiedli-
chen kulturellen Kontexten oder mit beson-
deren Bedürfnissen erfordert ein hohes Maß
an Empathie und Professionalität.
lehrer nrw
setzt sich dafür ein, dass Fortbildungen vor
allem praxisnah und auf die individuellen
Bedürfnisse der Lehrerinnen und Lehrer zu-
geschnitten sind und nicht als weitere Belas-
tung ohne Mehrwert empfunden werden.
Eine Zukunft mit Perspektive
Der Lehrberuf steht vor großen Herausforde-
rungen, aber auch vor erheblichen Chancen.
Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten
für das Lehren und Lernen, aber auch Risi-
ken. Die zunehmende Diversität erfordert zu-
sätzliche multiprofessionelle Unterstützung
in unseren Schulen und die Belastungen der
Lehrkräfte müssen ernst genommen werden,
um langfristig eine gute Bildung zu gewähr-
leisten. Wir als Verband haben die wichtige
Aufgabe, diese Themen in den politischen
Diskurs einzubringen und für die Bedürfnisse
der Lehrkräfte einzutreten.
Wir bleiben weiter dran und kämpfen für Sie!
Sarah Wanders ist stellv. Vorsitzende des
lehrer nrw
sowie Vorsitzende des HPR Realschulen
E-Mail: wanders@lehrernrw.de
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JUNGE LEHRER NRW
Effizienz
im
Lehrerzimmer
Stellt euch einen Schulalltag vor, in dem ein großer Teil
der administrativen Aufgaben so reibungslos und effizient
abläuft, dass mehr Zeit für das bleibt, was wirklich zählt …
Auch wenn das eine Wunschvorstellung sein mag: Digitale
Klassenbücher bieten viele Vorteile, die helfen können,
diesem Ideal etwas näher zu kommen.
N
Natürlich ist ein digitales Klassen-
buch kein Allheilmittel für alle He-
rausforderungen, mit denen wir
täglich konfrontiert sind. Doch es bietet ei-
ne wertvolle Unterstützung, um zumindest
einen Teil der Last von unseren Schultern
zu nehmen. Digitale Klassenbücher können
nicht nur eine drastische Vereinfachung
täglicher Routineaufgaben ermöglichen,
sondern auch neue Möglichkeiten für
Kommunikation und pädagogische Strate-
gien eröffnen.
Weniger Aufwand,
mehr Zeit
Die Vorteile eines digitalen Klassenbuchs
sind daher besonders für uns Lehrerinnen
und Lehrer zahlreich. Sie reduzieren den ad-
ministrativen Aufwand und erleichtern die
täglichen Routineaufgaben erheblich. Durch
die Automatisierung von Prozessen wie zum
Beispiel der Anwesenheitserfassung, Eintra-
gung von Störungen oder der Notenvergabe
wird viel Zeit gespart, die wir sonst mit ma-
nuellen Eintragungen und Überprüfungen
verbringen würden. Diese Zeitersparnis ist
ein zentraler Vorteil, der uns ermöglicht, uns
intensiver mit der pädagogischen Planung
für unsere Schülerinnen und Schüler zu be-
schäftigen.
Die Nutzung eines digitalen Klassenbuchs
erlaubt einen ständigen Zugriff auf aktuelle
und relevante Schülerdaten. Diese können
es uns ermöglichen, Lernfortschritte und
Schwierigkeiten schneller zu erkennen und
von TOBIAS BRAUNE
Die Digitalisierung macht auch vor dem guten alten Klassenbuch nicht halt.
Digitale Klassenbücher können den administrativen Aufwand deutlich verringern und Lehrkräften mehr Zeit für ihr Kerngeschäft verschaffen.
Foto: AdobeStock/Dot. Studio
JUNGE LEHRER NRW
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lehrer nrw
zeitnah gezielte Unterstützung zu leisten,
um den Lernerfolg optimal zu fördern.
Mehr Transparenz,
weniger Missverständnisse
Ein weiterer Vorteil digitaler Klassenbücher
ist die verbesserte Kommunikation zwischen
allen Beteiligten des Bildungsprozesses. So
können wichtige Informationen zu Hausauf-
gaben, Terminen, schulischen Veranstaltun-
gen usw. strukturiert bereitgestellt werden,
was die Transparenz erhöht und Missver-
ständnisse reduziert. Dieser unmittelbare In-
formationsfluss kann dazu beitragen, geziel-
ter bei schulischen Aufgaben und Vorberei-
tungen zu unterstützen, und fördert ein ge-
genseitiges Verständnis und Vertrauen, wel-
ches die Grundlage für eine erfolgreiche
Zusammenarbeit und eine positive Lernat-
mosphäre bildet.
Auch die Möglichkeit, jederzeit und orts-
unabhängig auf das digitale Klassenbuch
zuzugreifen, bietet nicht nur für uns Lehre-
rinnen und Lehrer Vorteile, sondern auch für
Eltern. Eltern sind nicht mehr darauf ange-
wiesen, ausschließlich über klassische Wege
wie Elternsprechtage, E-Mails oder Telefona-
te Informationen über das Verhalten ihrer
Kinder (zum Beispiel Störungen im Unter-
richt oder Verspätungen) sowie deren schu-
lische Entwicklung oder ganz allgemeine
Themen zu erhalten.
Stattdessen haben sie jederzeit Zugriff
auf relevante Informationen, ohne dafür
direkt mit den Lehrerinnen und Lehrern in
Kontakt treten zu müssen. Uns bleibt da-
durch mehr Zeit für unsere eigentliche pä-
dagogische Arbeit, da wiederkehrende
Nachfragen zu Anwesenheiten, Hausaufga-
ben, Fehlverhalten, schulischen Terminen
usw. reduziert werden. Auch tragen sie dazu
bei, Mehrfacheintragungen auf ein Mini-
mum zu reduzieren. Gleichzeitig behalten
die Eltern den Überblick und können früh-
zeitig reagieren, um ihre Kinder gezielt zu
unterstützen. Diese Informationsweitergabe
kommt somit allen Beteiligten zugute – uns
Lehrerinnen und Lehrern, den Eltern und
nicht zuletzt den Schülerinnen und Schülern
selbst.
Selbstverständlich ist es wichtig zu beto-
nen, dass das digitale Klassenbuch nicht als
direkte Kommunikationsplattform gedacht
ist, über die Lehrerinnen und Lehrer und El-
tern jederzeit in einen Dialog treten. Viel-
mehr dient es der strukturierten Bereitstel-
lung relevanter Informationen, während per-
sönliche Gespräche – etwa Elternsprechtage
oder gezielt vereinbarte Termine – weiterhin
eine zentrale Rolle in der schulischen Zu-
sammenarbeit spielen.
Mehr als nur ein Werkzeug
zur Verwaltung von
Schülerdaten
Abschließend ermöglicht die Integration di-
gitaler Klassenbücher mit anderen Bildungs-
technologien eine nahtlose und umfassen-
de Nutzung verschiedener pädagogischer
Tools. Diese Vernetzung kann eine Lernum-
gebung schaffen, die uns Lehrerinnen und
Lehrern dabei hilft, Unterrichtsmethoden zu
diversifizieren und zu verbessern. Digitale
Klassenbücher sind somit weit mehr als nur
ein Werkzeug zur Verwaltung von Schüler-
daten; sie sind ein integraler Bestandteil ei-
ner modernen, effizienten und engagierten
Bildungsumgebung, die sowohl uns Lehre-
rinnen und Lehrern als auch Schülerinnen
und Schülern und Eltern zugutekommt.
Während die pädagogischen und organi-
satorischen Vorteile digitaler Klassenbücher
im Vordergrund stehen, dürfen wir aber
auch die ökologischen Aspekte nicht über-
sehen. Die Umweltfreundlichkeit digitaler
Klassenbücher ist ebenfalls nicht zu unter-
schätzen. Indem sie den Papierverbrauch
verringern, tragen sie zur Nachhaltigkeit bei
und unterstützen uns dabei, unsere ökologi-
schen Fußabdrücke zu minimieren. Zusätz-
lich gewährleisten die integrierten Sicher-
heitsfunktionen moderner digitaler Klassen-
bücher, dass sensible Informationen ge-
schützt sind, was in unserer zunehmend di-
gitalisierten Welt von größter Wichtigkeit
ist.
Mutiger Schritt nach vorn
Fazit: Digitale Klassenbücher bringen eine
Fülle von Vorteilen, die weit über die reine
Verwaltung hinausgehen. Sie sind ein
Schlüsselwerkzeug, das uns hilft, den admi-
nistrativen Aufwand zu reduzieren und
mehr Zeit für das zu haben, was wirklich
zählt. Mit digitalen Klassenbüchern wird
der Zugang zu Informationen erleichtert,
die Kommunikation zwischen allen Beteilig-
ten des Bildungsprozesses verbessert und
die Einbeziehung der Eltern in die schuli-
sche Entwicklung ihrer Kinder verstärkt.
Die Einführung digitaler Klassenbücher ist
daher ein mutiger Schritt nach vorne für
jede Schule, die sich auf den modernen Bil-
dungsweg macht und sich für die Zukunft
rüstet.
Tobias Braune ist Vorsitzender der
Arbeitsgemeinschaft
junge
lehrer nrw
E-Mail: braune@lehrernrw.de
Ungefähr so könnte ein digi-
tales Klassenbuch aussehen.
Die Auswahl ist groß. Es gibt viele
Anbieter mit guten Lösungen.
Foto: Dall-E
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TITEL
A
Auf Grundlage von rund 10 000 Bitt-
schreiben, die jüdische Verfolgte
während des Holocausts durch die
Nationalsozialisten an den damaligen Papst
Pius XII. und den Vatikan richteten, hat zum
Beispiel das Forschungsteam des Projekts
»Asking the Pope for Help« von der Univer-
sität Münster Unterrichtsmaterial für Schü-
lerinnen und Schüler ab der Jahrgangsstufe
9 entwickelt. Es steht ab sofort allen Inte-
ressierten und Lehrkräften unter folgender
Adresse zur freien Verfügung:
https://uni.ms/6fv9k
Fast 10 000 Bittschreiben
von jüdischen Verfolgten
Mit den Unterrichtssequenzen können die
Schüler mittels forschenden und biografi-
schen Lernens erstmals die verschiedenen
Biografien der Bittsteller in Zeiten von Tota-
litarismus, Weltkrieg und Shoah verfolgen,
erarbeiten und miteinander vergleichen. Die
Schicksale, die im Zentrum des Materials
stehen, stammen aus den vatikanischen
Archiven. Ein Team um den Kirchenhistoriker
Prof. Dr. Hubert Wolf arbeitet die bislang
entdeckten 9424 Bittschreiben, die dazuge-
hörige Korrespondenz und die Biografien
der jüdischen Menschen auf und macht sie
in einer digitalen Edition der Öffentlichkeit
zugänglich.
Die Quellensammlung bietet eine neue
und in dieser Anlage einzigartige didaktische
Perspektive. Das Schulmaterial schlägt eine
Brücke, indem es die Briefe der Verfolgten in
ihren historischen Kontext setzt und mit Er-
kenntnissen der Kirchengeschichte verknüpft.
»Durch die kritisch aufbereiteten Quellen aus
der Perspektive der Verfolgten schließen wir
eine wichtige Lücke in der Überlieferung und
geben den zu Opfern gemachten Menschen
mittels ihrer eigenen Geschichte ihren Status
als handelnde Akteure zurück«, erläutert Pro-
jektleiter Hubert Wolf.
»Asking the
pope for help«
Nicht erst seit dem Überfall der Hamas auf Israel am
7. Oktober 2023 nimmt Antisemitismus – nicht nur in Deutsch-
land – wieder zu. Auch in den Schulen gewinnt das Thema
an Dringlichkeit. Schulen und Lehrkräfte können bei der An-
tisemitismus-Prävention und -Bekämpfung auf vielfältige
Materialien und unterstützende Angebote zurückgreifen.
Foto: SMNKG
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TITEL
Handlungsleitlinien
zur Bekämpfung von
Antisemitismus
Antisemitismus hat viele Formen, darunter offene
Äußerungen oder weniger klar erkennbare Ausprä-
gungen. »Der Antisemitismus in unserer Gesellschaft
und damit auch in unseren Schulen bereitet mir Sorge,
und ich empfinde es als unerträglich, dass Jüdinnen und
Juden in unserer Gesellschaft wieder Angst haben. Da-
gegen müssen wir alles tun, was möglich ist«, betont
NRW-Schulministerin Dorothee Feller. Nun werden die
Unterstützungsangebote ausgebaut: Das Schulministe-
rium hat auf seiner Website umfassende Informationen
unter dem Titel ‘Handlungsleitlinien für Schulen zur
Stärkung jüdischen Lebens und zur Bekämpfung von
Antisemitismus’ veröffentlicht.
Die Leitlinien enthalten unter anderem vertiefende
Informationen zu präventiven Ansätzen zur Bekämp-
fung von Antisemitismus, Anleitungen für den Schutz
von Betroffenen und konkrete Tipps, wie Schulen ein
multiprofessionelles Beratungs- und Unterstützungs-
netzwerk und eine antisemitismuskritische Schulkultur
etablieren können. Um Schulen und Lehrkräfte noch
mehr zu unterstützen und Antisemitismus, Rassismus,
Hass und Ausgrenzung mit allen Mitteln entgegentre-
ten zu können, »bietet unser Handlungsleitfaden pass-
genaue Lösungen für verschiedene Situationen. Wir
wollen damit unseren Lehrkräften auch in schwierigen
Lagen den Rücken stärken«, erläutert Ministerin Feller.
Prävention spielt dabei eine sehr wichtige Rolle. In
diesem Zusammenhang sollte auch die Normalität des
jüdischen Lebens in Deutschland herausgestellt werden.
Zum Beispiel können Lehrerinnen und Lehrer Aspekte
wie koscheres Essen oder jüdische Musik zu Themen im
Unterricht oder von Projekttagen machen. »Eine umfas-
sende Sicht auf jüdisches Leben kann ein wichtiger
Schlüssel zu mehr Akzeptanz sein«, sagt die Ministerin.
Fehlt diese Akzeptanz allerdings, müssen Lehrkräfte in
Momenten, in denen sich Antisemitismus offenbart, un-
mittelbar einschreiten und klar zum Ausdruck bringen,
dass solch ein Verhalten nicht geduldet wird. Liegt gar
der Anfangsverdacht einer Straftat vor, muss die Polizei
einbezogen werden. Auch für all diese Fälle beinhaltet
der Handlungsleitfaden umfangreiche Hilfestellungen
mit vielen Links zu Institutionen und Organisationen,
die vertiefende Unterstützungsange-
bote bereithalten.
Hier geht es zum Handlungsleitfaden:
www.schulministerium.nrw/
handlungsleitlinien-antisemitismus
Schulmaterial auf Basis
jüdischer Lebensgeschichten
während der Shoah
Entwickelt wurden die Unterrichtssequenzen in
Zusammenarbeit mit einem Team um Dr. Clauß
Peter Sajak, Professor für Religionspädagogik
und Didaktik des Religionsunterrichts an der
Universität Münster. In einem mehrstufigen
Prozess wurde das Lernangebot bereits an
Gymnasien und Realschulen erprobt und wei-
terentwickelt. »Abseits einer abstrakten Dar-
stellung der Themen um die Geschichte des
Nationalsozialismus oder einer Fokussierung
auf einzelne populäre Biografien ermöglicht
das Unterrichtsmaterial, die vielfältigen
Lebenswege und Schicksale von
Jüdinnen und Juden in den Zei-
ten der Verfolgung sicht- und
greifbar zu machen«, betont
Clauß Peter Sajak. Auch vor dem
Hintergrund, dass Gespräche mit
Zeitzeugen in Schulen aufgrund
ihres Alters bald der Vergangen-
heit angehören, sind die Briefe
der Verfolgten von großer Bedeu-
tung. Neben Tagebuchaufzeich-
nungen bieten sie die einzige Möglichkeit, un-
mittelbare Einblicke in persönliche Erfahrungen
vor und während der Verfolgung zu gewinnen.
Modular aufgebaute
Unterrichtssequenzen
Die Unterrichtssequenzen sind modular aufge-
baut, sodass die Lehrkräfte den Umfang und
die Ausrichtung der Einheiten im Hinblick auf
die Lerngruppe und den Zeitplan variieren kön-
nen. Obligatorische Module, die die Erarbeitung
des jeweiligen Bittschreibens in den Fokus stel-
len, werden durch flexibel einsetzbare Module
unterschiedlicher Schwerpunkte ergänzt. Sie
beziehen sich beispielsweise auf die histori-
schen Hintergründe und den Umgang mit Erin-
nerung, aber auch darauf, wie der Vatikan mit
den Schreiben umging und welche Handlungs-
spielräume die Verfolgten hatten.
INFO
Das Unterrichtsmaterial auf den
Seiten des Projekts »Asking the
Pope for Help« findet sich hier:
www.uni-muenster.de/
FB2/aph/teilprojekte/
Unterrichts-
materialien/
index.html
Kritisch aufgearbeitete Quellen aus der Perspektive der Verfolg-
ten bieten einen authentischen Zugang zu den Schicksalen der Menschen.
lehrer nrw ·
1/2025
12
TITEL
Z
Zum Fachtag ‘Antisemitismuskritische
Bildungsarbeit für Schulen’ hatte der
Pädagogische Ausschuss des Deut-
schen Koordinierungsrats (DKR), Dachver-
band der bundesweit über achtzig Gesell-
schaften für Christlich-Jüdische Zusam-
menarbeit, für den 12. Dezember 2024 ein-
geladen. Vertreterinnen und Vertreter von
etwa fünfzig Organisationen, die in der an-
tisemitismuskritischen Arbeit in Nordrhein-
Westfalen aktiv sind, folgten der Einladung
nach Düsseldorf, so auch
lehrer nrw
.
Drei Kurzvorträge beschrieben die aktu-
elle Situation in Schule und Gesellschaft:
Jörg Rensmann von RIAS NRW, der offiziel-
len Meldestelle für antisemitische Vorfälle,
zeigte die deutliche Zunahme vor allem
von israelbezogenem Antisemitismus seit
dem 7. Oktober 2023, dem Terrorangriff
der Hamas auf Israel. Die Sicht der Betrof-
fenen führte Katja Kuklinski von SABRA
(Servicestelle für Antidiskriminierungsar-
beit, Beratung bei Rassismus und Antise-
mitismus) den Anwesenden mit eindrückli-
chen und berührenden Beispielen aus ihrer
Beratungstätigkeit vor Augen. Vom Minis-
terium für Schule und Bildung stellte John
Patric Kessel die jüngste Veröffentlichung
für Schulen vor: eine Handreichung, die
– digital abrufbar – weiter ergänzt und
aktualisiert werden soll.
Im weiteren Verlauf stellten sich die ver-
tretenen Organisationen mit ihren Angebo-
ten zu antisemitismuskritischer Bildungsar-
beit im Rahmen von Schule vor. Begrüßt
wurde der Vorschlag Gerda E.H. Kochs, Lei-
terin des Pädagogischen Ausschusses, sol-
che Fachtage auf regionaler Ebene fortzu-
setzen. Bei der Verabschiedung betonte der
Kantor der Jüdischen Gemeinde, Aaron Ma-
linsky, dass in diesen schweren Zeiten für
die Jüdischen Gemeinden, die in kaum vor-
stellbarer Weise von Antisemitismus betrof-
fen sind, Veranstaltungen wie diese wie ein
»Licht in dieser schweren Zeit« wirken.
Der Pädagogische Ausschuss des Deut-
schen Koordinierungsrates der Gesellschaf-
ten für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
(DKR) wurde 2020 vor allem aus Anlass der
Zunahme von Antisemitismus wieder ge-
gründet. Es geht ihm um eine wirksame und
nachhaltige Bildung gegen Antisemitismus
in allen pädagogischen Kontexten. Der Aus-
schuss legt den Schwerpunkt seiner Arbeit
zunächst auf NRW mit dem Fokus auf
antisemitismuskritische Arbeit im Kon-
text Schule.
»Ein Licht in
schwerer Zeit«
Foto: Zeev Reichard
In einem bewegenden Vortrag
stellte Katja Kuklinski die Bera-
tungstätigkeit von SABRA vor
und schilderte die dramatischen
Auswirkungen des gestiegenen
Antisemitismus aus Sicht
der Betroffenen.
Starkes Angebot
Mit einem hochwertigen und inhaltlich sehr breit gefächerten Fortbildungsangebot
geht lehrer nrw ins Kalenderjahr 2025. Allein bis Mitte Mai stehen zwanzig Semina-
re auf dem Programm. Eine Übersicht finden Sie auf der folgenden Doppelseite.
13
1/2025 · lehrer nrw
as inhaltliche Spektrum der Fortbildungen
reicht von Themen wie Lehrergesundheit
(Stressbewältigung, Resilienz, Umgang mit be-
lastenden Situationen) über schulpraktischen Nutz-
wert (Deeskalationsstrategien, Umgang mit ‘schwie-
rigen Eltern und Schülern, Präsenz und Autorität der
Lehrkraft) bis hin zu rechtlichen Aspekten (Recht im
Schulalltag). Neu im Programm ist zum Beispiel ei-
ne Fortbildungsreihe speziell für Lehrerinnen und
Lehrer ‘50plus’. In drei Modulen gibt es darin Infor-
mationen und Tipps, um auch im fortgeschrittenen
Lehreralter Freude, Energie und Zuversicht zu be-
wahren bzw. wiederzufinden (siehe Seite 16).
Auf vielfachen Wunsch bietet lehrer nrw auch in
diesem Jahr eine zweitägige Fortbildung mit der
ausgebildeten Lehrerin, Schauspielerin, Theater-
dagogin und Autorin Gabi Schmidt an: »Die Präsenz
einer Lehrkraft persönlicher Erfolgsfaktor für ge-
lungenen Unterricht«. Sie wird den Teilnehmenden
nicht nur in der Theorie, sondern auch in vielen
praktischen Übungen nahebringen, dass die Prä-
senz einer Lehrkraft das Tor zur Aufmerksamkeit der
Schülerinnen und Schüler sowie Grundlage für eine
effektive und klare Unterrichtsführung ist. Ebenso
wird gezeigt, wie die individuelle Ausstrahlung und
Gegenwärtigkeit eines Pädagogen als zentrale Fak-
toren für ein Vertrauensverhältnis zu Schülerinnen
und Schülern und eine offene Lernatmosphäre ge-
stärkt werden können.
Einige Fortbildungen werden auch
online als Webinare angeboten. An-
sonsten sind alle Präsenz-Veranstal-
tungsorte – Düsseldorf, Köln, Mülheim
/ Ruhr und Dortmund – sehr gut er-
reichbar, sowohl per Pkw als auch per
Bahn. In den Seminargebühren ist die
Verpflegung (Getränke und, je nach Veranstal-
tungsdauer, Snacks bzw. Mittag-/Abendessen)
inklusive.
Spezielle Fortbildungen, zum einen für junge
Lehrkräfte und zum anderen für Seniorinnen und
Senioren, runden das Programm ab. Hinzu kom-
men die stets gut frequentierten Lehrerräteschulun-
gen (siehe Seite 17). Neben den hohen Buchungs-
zahlen zeigen viele zufriedene Rückmeldungen
von Seminarteilnehmenden, dass das ambitionier-
te Fortbildungsprogramm von lehrer nrw sehr gut
ankommt. Beispielhaft hier einige Stimmen: »Es war
eine sehr aufschlussreiche Fortbildung voller klei-
ner und großer Einsichten. Toll auch der Tagungs-
ort und besonders die sagenhafte Verpflegung.
Für mich als Nie-Hotel-Urlauber wie ein
unerwarteter all inclusive Kurzurlaub.«
– »Unheimlich starke Präsenz der Semi-
narleitung; positive inspirierende und
unterstützende Art; gute angst- und
schamfreie Atmosphäre.« – »Schön,
dass es auch voller Humor war!«
Foto: AdobeStock/Robert Kneschke
INFO
Das gesamte Fortbil-
dungsprogramm mit
Anmeldemöglichkeit,
Kosten und Teilnahme-
bedingungen finden
Interessenten unter
www.lehrernrw.de/
lehrernrw-de-fortbildungen/
14 1/2025 · lehrer nrw
Seminar
Nr. Titel Kurzinhalt Referenten Wo Wann Uhrzeit
Gebühr
lehrer nrw-
Mitglied
Gebühr
sonst.
Teilnehmer
Anmelde-
schluss
2025-
0219
»Aufgeben?!
Für mich keine Option!« –
Unterrichten mit 50+
Modul 1 – Mein Growth
Mindset
Inhalt:
Wie entwickle ich einen gesunden Umgang mit der Digitalisierung –
im Schulalltag und nach der Schule? | Strategien, um Überlastung
zu vermeiden | Konferenz-Yoga | Meditation und Achtsamkeit im
Alltag | Bewussterer Umgang mit den eigenen Glaubenssätzen –
was will ich ändern? | Übungen aus dem Bereich des Business-Yoga
Claudia
Schäfer
und
Ulrike
Fischer
Die Wolfsburg
Falkenweg 6
45478 Mülheim/Ruhr
Mittwoch
19.02.2025
13:00 bis
17:00 Uhr
100 150 auf
Anfrage
2025-
0220
Generation Z: Schülerinnen
und Schüler ohne Zuversicht
und Anstregungsbereitschaft?
Kleine Nudging-Ideen
Im Seminar betrachten wir kurz die aktuelle Studienlage, um ‘diese
Generation’ besser verstehen zu können. Wir erkennen ihre Beson-
derheit und schauen in die lösungsorientierte Beratung, die hier
Ideen anbietet, mit kleinen Kniffen die Zuversicht und Anstren-
gungsbereitschaft ein wenig anzustupsen (nudging).
Tanja
Schmitz-
Remberg
Leonardo Düsseldorf
City Center
Ludwig-Erhard-Allee 3
40227 Düsseldorf
Donnerstag
20.02.2025
09:30 bis
16:00 Uhr
160 210 auf
Anfrage
2025-
0224
»Stress lass nach!« –
Einfache und effektive
Selbstregulierung mit
EFT-Tapping
Stressige Phasen und belastende Gefühle sind im aufreibenden
Schulgeschehen mitunter nicht zu vermeiden. In dieser Fortbildung
lernen die Teilnehmenden die wissenschaftlich fundierte EFT-Klopf-
technik kennen, mit der sie ihr Nervensystem und Gehirn beruhi-
gen, herausfordernde Gefühle regulieren können und dadurch Ent-
lastung und Erleichterung erfahren.
Gabi
Schmidt
Leonardo Düsseldorf
City Center
Ludwig-Erhard-Allee 3
40227 Düsseldorf
Montag
24.02.2025
09:00 bis
16:30 Uhr
160 210 auf
Anfrage
2025-
0310
Schule ist Haltung:
Gewaltfrei kommunizieren
und Eskalation vorbeugen
In diesem Seminar werden theoretische Hintergründe zu Eskalati-
onsprozessen erklärt und Sie erhalten praktische und praxisorien-
tierte Tipps, wie diese unterbrochen und anhand von Deeskalations-
strategien und der gewaltfreien Kommunikation im Vorfeld vermie-
den werden können.
Lea
Lindemann
Clayton Hotel Düsseldorf
Immermannstraße 41
40210 Düsseldorf
Montag
10.03.2025
09:00 bis
16.30 Uhr
160 210 auf
Anfrage
2025-
0317
Elterngespräche
konstruktiv gestalten
Ziel der Veranstaltung ist es, auch schwierige Elterngespräche sou-
verän, zielorientiert und erfolgreich führen zu können. Dazu ist es
erforderlich, unterschiedliche ‘Elterntypen’ und die damit verbunde-
ne Motivation zu erkennen und eigene Kommunikationsstrategien
zu entwickeln.
Dorthe
Leschnikowski-
Bordan
Ringhotel Drees
Hohe Straße 107
44139 Dortmund
Montag
17.03.2025
09:00 bis
16:00 Uhr
160 210 auf
Anfrage
2025-
0318
Ersatzschulen
(staatlich anerkannt) –
Rechtliche Besonderheiten
Rechtliche Besonderheiten des Dienstes an Ersatzschulen Rolf
Fischer
Ringhotel Drees
Hohe Straße 107
44139 Dortmund
Dienstag
18.03.2025
09:30 bis
16:00 Uhr
130 180 auf
Anfrage
2025-
0320
»Herr Rossi sucht das Glück«
– wie Sie mit Aspekten der
Glücksforschung das Wohl-
befinden stärken
Zufriedener und glücklicher leben, die eigenen Stärken einsetzen,
stressresistenter werden. Dafür bietet die Positive Psychologie –
auch Glücksforschung genannt – hilfreiche und gut erforschte An-
sätze.
Yvonne
Michel
Leonardo Düsseldorf
City Center
Ludwig-Erhard-Allee 3
40227 Düsseldorf
Donnerstag
20.03.2025
09:30 bis
17:00 Uhr
160 210 auf
Anfrage
2025-
0324
Resilienz Was die einzelnen Resilienzaspekte für Menschen bedeuten, die un-
terrichten, erziehen und begleiten, wird mit Hilfe des Dynamischen
Resilienzkonzeptes nach Gruhl/ Körbächer in diesem Seminar nä-
hergebracht. Des Weiteren wird seine Wirkung in individuellen All-
tags- und Schulsituationen erörtert.
Dorthe
Leschnikowski-
Bordan
Ringhotel Drees
Hohe Straße 107
44139 Dortmund
Mo. bis Di.
24.03. bis
25.03.2025
10:00 bis
16:30 Uhr
340 390 auf
Anfrage
2025-
0403
»Gefühle im Griff?« –
Emotionsregulierung als
Superkraft für Lehrkräfte
In diesem Seminar werden die Zusammenhänge zwischen Gehirn,
Körper, Stress, Belastung und Emotionsregulierung betrachtet. Sie
lernen ein Modell der gesunden Regulation kennen und erproben
praxisnah Tools, die hilfreich für die eigene Resilienzförderung sein
können.
Tanja
Schmitz-
Remberg
Leonardo Düsseldorf
City Center
Ludwig-Erhard-Allee 3
40227 Düsseldorf
Donnerstag
03.04.2025
09:30 bis
16:00 Uhr
160 210 20.02.2025
2025-
0407
Die Präsenz einer Lehrkraft –
persönlicher Erfolgsfaktor für
gelungenen Unterricht
Die Präsenz einer Lehrkraft ist das Tor zur Aufmerksamkeit der
Schülerinnen und Schüler. Die Stärkung des Persönlichkeitsfaktors
‘Präsenz’ ist also eine lohnenswerte Investition, die Ihre Wirksam-
keit als Lehrkraft deutlich erhöhen kann.
Gabi
Schmidt
Ringhotel Drees
Hohe Straße 107
44139 Dortmund
Mo. bis Di.
07.04. bis
08.04.2025
10:00 bis
16:30 Uhr
340 390 24.02.2025
15
1/2025 · lehrer nrw
2025-
0409
»Aufgeben?!
Für mich keine Option!« –
Unterrichten mit 50+
Modul 2 – Lifehacks für
Lehrerinnen und Lehrer
Inhalt:
Ergonomie im Unterricht | Wie man körperliche Belastungen im
Unterricht minimiert | Schokoriegel und Co? Wie man durch gute
Ernährung die eigene Energie behält | Schlafhygiene als Schlüssel
zur Krafterhaltung | Psychische Resilienz und Übungen aus dem
Mentaltraining | Entwickeln eines konkreten eigenen Selbstfürsor-
ge- und Achtsamkeitsplans
Claudia
Schäfer
und
Ulrike
Fischer
Die Wolfsburg
Falkenweg 6
45478 Mülheim/Ruhr
Mittwoch
09.04.2025
13:00 bis
17:00 Uhr
100 150 26.02.0225
2025-
0429
Online-Seminar:
Keine Angst
vor Eltern! Wie Lehrkräfte zu
gelingenden Gesprächen mit
Eltern beitragen können
In diesem Seminar lernen Sie, wie Sie Elterngepräche einerseits
gelingender und andererseits ein klein wenig gelassener gestalten
können.
Tanja
Schmitz-
Remberg
Zoom-Webinar Dienstag
29.04.2025
09:00 bis
13:00 Uhr
60 110 07.04.2025
2025-
0505
Chaos im Klassenzimmer:
Herausforderndes Verhalten
von Schülerinnen und
Schülern entschärfen
Lernen Sie Erscheinungsformen von und vor allem Ursachen für
auffällige Verhaltensweisen kennen. Erarbeiten Sie praxisorientierte
Strategien und alltagstaugliche Entscheidungsmöglichkeiten, um
zukünftig diesen Kindern ganz anders, gestärkt, ruhig und beharr-
lich entgegen treten zu können.
Lea
Lindemann
Ringhotel Drees
Hohe Straße 107
44139 Dortmund
Montag
05.05.2025
09:00 bis
16:30 Uhr
160 210 24.03.2025
2025-
0506
Online-Seminar:
Raus aus der
emotionalen Teilzeitfalle!
Follow up online am
19.05.25 von 11 bis 13 Uhr
Rahmenbedingungen zur Teilzeit sind durch gesetzliche Vorgaben
gut gelöst, doch dies bedeutet nicht immer, dass die Balance zwi-
schen Familie und Schule gelingt. Erwartungen an die eigene
Elternrolle und der eigene professionelle Anspruch kollidieren
gelegentlich und führen möglicherweise zu Belastung, Stress und
Anspannung. In diesem Seminar lernen Sie erste Schritte zu entwi-
ckeln, mit Ihrer Entscheidung für Familie UND Lehrerberuf ein
zufriedenes Leben zu führen. Im Follow up findet ein Austausch
mit der Referentin statt, in dem die Nachhaltigkeit des Erlernten
im Alltag überpruft werden kann.
Tanja
Schmitz-
Remberg
Zoom-Webinar Dienstag
06.05.2025
09:00 bis
14:00 Uhr
90 140 14.04.2025
2025-
0512
Elternabend mal anders!
Ideen und Methoden für
aktive Elternabende und
schulinterne Arbeitsgruppen
Sie lernen Formate aus Moderation, Facilitation und Groupwork
kennen, um mehr Beteiligung und konstruktive Beiträge zu erzielen
und auch zurückhaltende Eltern zu integrieren. Lehrkräfte mit Füh-
rungsaufgaben, die Arbeitsgruppen, Gremien und Teilkonferenzen
leiten, können ebenfalls viele praxisnahe Anregungen erhalten.
Tanja
Schmitz-
Remberg
Leonardo Düsseldorf
City Center
Ludwig-Erhard-Allee 3
40227 Düsseldorf
Montag
12.05.2025
09:30 bis
16:00 Uhr
160 210 31.03.2025
2025-
0513
Recht im Schulalltag Diese Fortbildung informiert über wichtige rechtliche Grundlagen,
die Lehrkräfte für ihren Berufsalltag benötigen.
Christopher
Lange
GDL Sitzungsraum1. OG
Graf-Adolf-Straße 84
40210 Düsseldorf
Montag
12.05.2025
14:00 bis
17:00 Uhr
40 70 28.04.2025
2025-
0522
Lehrkräfte am Limit –
kreative Stressbewältigung
in schwierigen Zeiten
Lehrkräftemangel, hohe Krankenstände, wachsende Zusatz- und
Integrationsaufgaben – Lehrende sind im Schulalltag oft bis an die
Grenzen der Belastbarkeit gefordert. In dieser Fortbildung lernen
Sie nicht nur, wie Sie psychische Entlastung sowie körperliche und
geistige Entspannung, sondern auch mehr Freude, Verbundenheit
und Sinnhaftigkeit erfahren können.
Gabi
Schmidt
Premier Inn Köln City
Mediapark
Hansaring 97
50670 Köln
Donnerstag
22.05.2025
09:00 bis
16:30 Uhr
160 210 04.04.2025
2025-
0604
»Aufgeben?!
Für mich keine Option!« –
Unterrichten mit 50+
Modul 3 – Longevity und die
Bedeutung von Grenzen im
Lehrerleben
Inhalt:
Strategien zur wirksamen Arbeitserleichterung | Bedeutung von
Auszeiten zur wirkungsvollen Regeneration | Abgrenzung von Beruf
und Privatleben | Professionelle Distanz im Lehrerzimmer | Eigene
Grenzen wahren ohne Schuldgefühle
Claudia
Schäfer
und
Ulrike
Fischer
Die Wolfsburg
Falkenweg 6
45478 Mülheim/Ruhr
Mittwoch
04.06.2025
13:00 bis
17:00 Uhr
100 150 28.04.2025
2025-
0626
Wohlwollende Autorität
die überzeugende
Kernkompetenz einer
Lehrkraft
Gerade die Mischung aus freundlicher Zugewandtheit einerseits
und entschlossener Führungsstärke andererseits fällt vielen Lehr-
kräften besonders schwer. In dieser Fortbildung werden die Teilneh-
menden in einer Mischung aus Theorie und praktischen Übungen
gezielt in ihrem Auftreten, ihrer inneren Haltung, ihrer Eigenregula-
tionsfähigkeit und in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt.
Gabi
Schmidt
Premier Inn Köln City
Mediapark
Hansaring 97
50670 Köln
Donnerstag
26.06.2025
09:00 bis
16:30 Uhr
160 210 15.05.2025
In jedem einzelnen Modul geht es darum, dass sich im fort-
schreitenden Alter immer häufiger das Bedürfnis nach ei-
nem anderen Tempo und anderen Prioritäten im Schulall-
tag zeigt und es gesundheitsförderlicher ist, diesen Impulsen
nachzugehen. Eine besondere Herausforderung stellt dabei
zusätzlich noch das Tempo der Digitalisierung und die an-
scheinend notwendige ständige Erreichbarkeit dar, da diese
es häufig nicht mehr zulässt, ausreichend Abstand zur Schule
zu gewinnen. Doch wie erhält man im Wirbel der Verände-
rung Freude und Energie? Die Referentinnen Claudia Schäfer
und Ulrike Fischer zeigen in den einzelnen Modulen kurzweili-
ge Strategien, um die Ausdauer zu erhalten und das eigene
Wohlbefinden zu priorisieren. Es sind wertschätzende und stär-
kende Impulse für den Berufsalltag, die sofort umsetzbar sind.
16 1/2025 · lehrer nrw
Unterrichten mit 50+
Wie erhalte ich mir meine Freude, Energie und Zuversicht mit fort-
schreitender Lehrer-Karriere? Um diese Frage dreht sich eine Intensiv-
Modulreihe für Kolleginnen und Kollegen ab 50 und für alle, die sich
angesprochen fühlen. Wichtig: Die drei Module in dieser von lehrer nrw
angebotenen Fortbildungsreihe sind unabhängig voneinander buch-
bar und bauen nicht aufeinander auf.
Foto: AdobeStock/Ermolaev Alexandr
INFO
Referentinnen: Claudia Schäfer, Lehrerin (30 Jahre Berufserfahrung), Ressourcentrainerin, Stress- und Mentalcoach und
Ulrike Fischer, Klassenlehrerin (30 Jahre Berufserfahrung), Yogatherapeutin, YoBeKA - Trainerin
(Bewegungsprogramm für Schulklassen, beinhaltet Yoga, Bewegung, Entspannung, Konzentration und Achtsamkeit)
Teilnahmegebühr: je Modul 100 EUR für Mitglieder von lehrer nrw und für sonstige Teilnehmer 150 EUR,
inklusive Kaffee- und Kuchenpause.
Online-Anmeldung: www.lehrernrw.de/lehrernrw-de-fortbildungen/lehrernrw-de-fortbildungsuebersicht/
Modul 1
Mein Growth Mindset
Wie entwickle ich einen gesunden
Umgang mit der Digitalisierung –
im Schulalltag und nach der
Schule?
Strategien, um Überlastung
zu vermeiden
Konferenz-Yoga
Meditation und Achtsamkeit
im Alltag
Bewussterer Umgang mit den
eigenen Glaubenssätzen –
was will ich ändern?
Übungen aus dem Bereich
des Business-Yoga
Mittwoch, 19. Februar 2025 von 13 bis 17 Uhr
in der Akademie Die Wolfsburg, Falkenweg 6,
45478 Mülheim/Ruhr
lehrer nrw Seminar-Nr.: 2025-0219
Anmeldeschluss: bereits erfolgt
Nachmeldungen sind möglich!
Modul 2:
Lifehacks für
Lehrerinnen
und Lehrer
Ergonomie im Unterricht -
Wie man körperliche Belastungen
im Unterricht minimiert
Schokoriegel und Co? Wie man
durch gute Ernährung die eigene
Energie behält (Meal Prep etc.)
Schlafhygiene als Schlüssel
zur Krafterhaltung
Psychische Resilienz und Übungen
aus dem Mentaltraining
Entwickeln eines konkreten eigenen
Selbstfürsorge- und Achtsamkeits-
plans (Tages- und Wochenplan)
Mittwoch, 9. April 2025 von 13 bis 17 Uhr
in der Akademie Die Wolfsburg, Falkenweg 6,
45478 Mülheim/Ruhr
lehrer nrw Seminar-Nr.: 2025-0409
Anmeldeschluss: 26. Februar 2025
Modul 3
Longevity und
die Bedeutung
von Grenzen im
Lehrerleben
Strategien zur wirksamen
Arbeitserleichterung
Bedeutung von Auszeiten
zur wirkungsvollen
Regeneration
Abgrenzung von Beruf
und Privatleben
Professionelle Distanz im
Lehrerzimmer
Eigene Grenzen wahren
ohne Schuldgefühle
Mittwoch, 4. Juni 2025 von 13 bis 17
Uhr in der Akademie Die Wolfsburg,
Falkenweg 6, 45478 Mülheim/Ruhr
lehrer nrw Seminar-Nr.: 2025-0604
Anmeldeschluss: 28. April 2025
17
1/2025 · lehrer nrw
Lehrer-
räteschulungen
Lehrerräte haben als Beratungs- und Vermittlungs-
instanz zwischen Schulleitung und Kollegium eine
sehr bedeutsame Aufgabe im Schulbetrieb. Umso
wichtiger ist, es dass die Mitglieder dieses Gremi-
ums ihre Rechte und Pflichten gut kennen. Darum
bietet lehrer nrw aktiven oder angehenden Lehrer-
räten mit Basis- und Aufbauschulungen eine fun-
dierte Grundlage für ihre Aufgabe.
Lehrerräteschulungen 2025 im Regierungsbezirk Köln*
Veranstaltung Datum Adresse
Lehrerräteschulung
Aufbauseminar II
Dienstag, 18. Februar 2025
9:00 bis 16:00 Uhr
Albert-Schweitzer-Realschule Köln,
Hardtgenbuscher Kirchweg 100, 51107 Köln
Lehrerräteschulung
Aufbauseminar III
Donnerstag, 3. April 2025
9:00 bis 16:00 Uhr
Albert-Schweitzer-Realschule Köln,
Hardtgenbuscher Kirchweg 100, 51107 Köln
Lehrerräteschulung
Basisseminar/Grundschulung
Dienstag, 17. Juni 2025
9:00 bis 16:00 Uhr
Albert-Schweitzer-Realschule Köln,
Hardtgenbuscher Kirchweg 100, 51107 Köln
Lehrerräteschulung
Basisseminar/Grundschulung
Dienstag, 23. September 2025
9:00 bis 16:00 Uhr
Albert-Schweitzer-Realschule Köln,
Hardtgenbuscher Kirchweg 100, 51107 Köln
Lehrerräteschulung
Aufbauseminar I
Donnerstag, 20. November 2025
9:00 bis 16:00 Uhr
Albert-Schweitzer-Realschule Köln,
Hardtgenbuscher Kirchweg 100, 51107 Köln
Lehrerräteschulung
Aufbauseminar II
Dienstag, 9. Dezember 2025
9:00 bis 16:00 Uhr
Albert-Schweitzer-Realschule Köln,
Hardtgenbuscher Kirchweg 100, 51107 Köln
* Im Laufe des Jahres kommen auch Angebote der anderen Bezirksregierungen hinzu.
Schulungsinhalte
In der Basisschulung erhalten neu gewählte und auch
bereits im Amt befindliche Lehrerratsmitglieder Infor-
mationen über die rechtlichen Grundlagen ihrer Ar-
beit. Neben den Rechtsvorgaben und dem Wahlver-
fahren werden die laut LPVG (Landespersonalvertre-
tungsgesetz) vorgesehenen personalvertretungsrechtli-
chen Beteiligungstatbestände – insbesondere die
Mitbestimmung – sowie die dafür notwendigen Bedin-
gungen und das durchzuführende Verfahren anhand
von Fallbeispielen erläutert und vermittelt.
Die Aufbauschulungen werden als Fortsetzung der
Basisschulung angeboten und beinhalten eine Festi-
gung sowie Erweiterung der bisher vermittelten Kennt-
nisse. In diesem Zusammenhang zielt die schwer-
punktmäßige Erläuterung schulspezifischer Rechtsvor-
gaben verstärkt auf eine Ausweitung der Beratungs-
kompetenz. Gleichzeitig werden auf der Grundlage
praktischer Beispiele und anhand bereits vorhandener
Erfahrung Kommunikations- und Konfliktlösungsstrate-
gien erarbeitet, die sowohl den sachgerechten Um-
gang mit den Kolleginnen und Kollegen wie auch die
konstruktive Zusammenarbeit der verschiedenen schu-
lischen Gremien erleichtern und sicherstellen sollen.
INFO
Referenten: Michael Freise, Mitglied im Bezirks-
personalrat Köln und Thorsten Schmalt
Teilnahmegebühren werden nicht erhoben. Für
die Bewirtung mit Speisen und Getränken sorgt
lehrer nrw. Die Reisekosten beantragen die Teil-
nehmerinnen und Teilnehmer bei ihrer Bezirksre-
gierung.
Online-Anmeldung: www.lehrernrw.de/lehrernrw-de-
fortbildungen/lehrernrw-de-fortbildungsuebersicht/
lehrer nrw ·
1/2025
18
SCHULE & POLITIK
B
Bei
lehrer nrw
gehen in beängstigen-
der und zunehmender Regelmäßig-
keit Meldungen von Lehrkräften ein,
die Opfer von psychischer oder physischer
Gewalt im Dienst geworden sind. »Wir ste-
hen für eine Null-Toleranz-Politik. Ein Angriff
auf Einzelne muss immer auch als Angriff
auf die gesamte Schulgemeinde begriffen
und sanktioniert werden«, forderte der Lan-
desvorsitzende Sven Christoffer. »Eine sol-
che Haltung braucht aber eine konsequente
Rückendeckung durch den Dienstherrn –
und sowohl juristische als auch psychologi-
sche Begleitung im Fall der Fälle. Die Reali-
tät sieht jedoch vielfach anders aus: Lehr-
kräfte in Nordrhein-Westfalen werden nicht
selten gleich zweifach traumatisiert: Das
erste Mal, wenn ihnen Gewalt widerfährt,
und das zweite Mal, wenn sie erleben müs-
sen, dass sie mit dieser Gewalterfahrung
allein gelassen werden. Das ist beschä-
mend und nicht hinnehmbar
Es reicht noch nicht
Nicht zuletzt auf Druck und Initiative von
lehrer nrw
gibt es inzwischen erste positive
Entwicklungen. Beispielsweise wurden für
einige Schulformen und in einigen Bezirks-
regierungen konkrete Ansprechpersonen be-
nannt, an die sich Lehrkräfte und pädagogi-
sches Personal bei Gewalterfahrungen
wenden können. Doch das reicht nicht:
Betroffene brauchen konkrete Ansprechper-
sonen mit juristischer Kompetenz sowie
Soziale Ansprechpartner (SAPs) mit seel-
sorgerischer Expertise für alle Schulformen
in allen Bezirksregierungen.
NRW-Schulministerin Dorothee Feller
verwies auf verschiedene Maßnahmen
und Unterstützungsangebote der Landes-
regierung zur Gewaltprävention an Schulen.
Dazu gehöre beispielsweise der Notfallord-
ner ‘Hinsehen und Handeln’ inklusive des
Handbuches zur Krisenprävention. Lehrkräf-
ten stehe zudem mit der ‘Sprech:ZEIT 24/7’
rund um die Uhr ein telefonisches psycho-
soziales Angebot zur Verfügung. »Es muss
klar sein: Gewalt hat keinen Platz an unse-
ren Schulen. Jeder, der am Schulleben betei-
ligt ist, muss sich sicher fühlen. Respekt,
Wertschätzung und die Bereitschaft, Kon-
flikte friedlich auszutragen, müssen elemen-
tare Werte auf dem Schulhof und in den
Klassenräumen sein. Beim Umgang mit
dem Thema Gewalt unterstützen wir unsere
Schulen bestmöglich. Es ist jedoch ebenso
klar, dass es eine gesamtgesellschaftliche
Aufgabe ist, ein friedliches soziales Klima zu
schaffen und Gewalt zu verhindern«, unter-
strich die Ministerin.
Landesweit einheitliches
Gesamtkonzept gefordert
Rednerinnen und Redner der Opposition kri-
tisierten, dass die Maßnahmen der Landes-
regierung zu kleinteilig und nicht ausrei-
chend seien.
lehrer nrw
fordert ein landes-
weit einheitliches Gesamtkonzept zum
Umgang mit erfahrener Gewalt, das Schul-
leitungen und Lehrkräften Handlungssicher-
heit gibt und ihnen umfassende Unterstüt-
zung durch die Bezirksregierungen garan-
tiert.
»Unsere Lehrkräfte haben einen sicheren
Arbeitsplatz verdient! Es darf nicht sein,
dass die Rückendeckung und Unterstüt-
zung nach erfahrener Gewalt im Dienst
davon abhängt, in welchem Bezirk und an
welcher Schulform man arbeitet«, betont
Christoffer. Jochen Smets
Gewalt gegen Lehrkräfte nimmt in bedrückendem Ausmaß zu. Es wird höchste Zeit
für ein landesweit einheitliches Gesamtkonzept, das Lehrkräften bei erfahrener Gewalt um-
fassende Unterstützung bietet und zugleich präventive Angebote bereithält.
Foto: AdobeStock/motortion
Null
Toleranz
bei
Gewalt!
In einer Aktuellen Stunde hat sich der nordrhein-westfälische
Landtag am 30. Januar mit dem Thema ‘Gewalt gegen Lehrkräf-
te’ befasst.
lehrer nrw
hat sich dazu in einer Pressemitteilung
geäußert und ein landesweit einheitliches Gesamtkonzept sowie
konsequente Rückendeckung durch den Dienstherrn gefordert.
19
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lehrer nrw
SCHULE & POLITIK
Foto: AdobeStock/Siphosethu Fanti/peopleimages.com
‘MindOut’:
Mit mentaler Stärke
durchs Leben gehen
M
MindOut’ ist ein neues Schulpro-
gramm zur Stärkung der sozialen
und emotionalen Kompetenzen von Jugend-
lichen und jungen Erwachsenen. Schulminis-
terin Dorothee Feller stellte das Programm
am 20. Dezember 2024 gemeinsam mit
Westlotto-Geschäftsführer Andreas Kötter
und Ricarda Steinmayr, Professorin für Päda-
gogische und Differentielle Psychologie an
der Technischen Universität (TU) Dortmund,
vor. ‘MindOut’ soll in den kommenden Jah-
ren in möglichst vielen nordrhein-westfäli-
schen Schulen durchgeführt werden.
Das Projekt wird wissenschaftlich beglei-
tet und implementiert von der TU Dort-
mund. »MindOut kann dabei helfen, die
Problembewältigung bei jungen Menschen
in der Schule und im Alltagsleben zu verbes-
sern, Stress und negative Emotionen wie
Ängstlichkeit zu senken und das subjektive
Wohlbefinden nachhaltig zu verbessern«,
betonte Professorin Steinmayr. Das Landes-
unternehmen Westlotto fördert die Ein-
führung mit 250 000 Euro.
MindOut basiert auf der För-
derung von fünf Schlüsselkompetenzen des
sozialen und emotionalen Lernens: Selbst-
bewusstsein, Selbstorganisation, soziales
Bewusstsein, Beziehungspflege und verant-
wortliches Entscheidungsverhalten. Diese
werden in insgesamt 13 Sitzungen vermit-
telt. Regelmäßig wird dabei ein Kernthema
mit zahlreichen Übungen und kurzweiligem
Multimedia-Einsatz behandelt – zum Ein-
satz kommen etwa Videos und Audiofiles.
Ein Team der TU Dortmund mit Expertise in
pädagogischen und psychologischen Frage-
stellungen unter Leitung von Professorin
Steinmayr schult die beteiligten Lehrkräfte
und weist diese dann mit einem MindOut-
Zertifikat als qualifizierte Trainerinnen und
Trainer aus.
Die Einführungsphase von MindOut hat
mit einem Einladungsschreiben von Ministe-
rin Feller an rund 600 Schulen im Ruhrge-
biet und in den Regionen Köln und Düssel-
dorf begonnen. Im Frühjahr 2025 können
zunächst bis zu achtzig Schulen qualifiziert
werden, um mit dem Programm zu starten.
Begonnen wird in den Klassen 9 bis 11.
Im weiteren Verlauf sollen weitere nordrhein-
westfälische Schulen eingeladen werden,
die am Startchancen-Programm teil-
nehmen und somit als Schulen in
herausfordernden Lagen gezielt
unterstützt werden.
Schulen beim
Kampf gegen
Extremismus
stärken
Die Landesregierung will die
Schulen in Nordrhein-Westfa-
len bei der Prävention von Extre-
mismus weiter stärken. Wie Schul-
ministerin Dorothee Feller mitteil-
te, sollen 54 weitere Stellen für
Fachkräfte für Systemische Extre-
mismusprävention (SystEx) zum
kommenden Schuljahr bereitge-
stellt werden. Damit werden die
bisherigen 54 SystEx-Stellen ver-
doppelt.
Die Maßnahme ist Teil des Maß-
nahmenpakets im Bereich Sicher-
heit, Migration und Prävention
der Landesregierung nach dem
Terrorakt von Solingen am 23. Au-
gust 2024. »Wir müssen alle noch
mehr tun, um unsere Gesellschaft
vor Extremisten zu schützen – und
dazu gehört auch, dass wir in den
Schulen zusätzliche Initiativen zur
Prävention starten«, so Feller. Be-
reits 2019 wurden bei den Schul-
psychologischen Beratungsstellen
in den Schulamtsbezirken insge-
samt 54 Planstellen eingerichtet.
Die Fachkräfte für Systemische
Extremismusprävention haben die
Aufgabe, die Arbeit der Schulpsy-
chologischen Beratungsstellen bei
Fragen zur Prävention von Radika-
lisierung, Extremismus und Ge-
walt zu unterstützen. Dabei arbei-
ten sie eng mit den Schulen zu-
sammen und beraten zum Beispiel
bei Vorfällen mit extremistischem
Hintergrund in den Klassen, bieten
Onlinefortbildungen an und unter-
stützen Lehrkräfte und weiteres
schulisches Personal, damit sie mit
herausfordernden Situationen
handlungssicher umgehen kön-
nen.
Leistungsdruck
und vielfältige Krisen
setzen Schülerinnen und
Schüler unter Stress. Das neue
Programm ‘MindOut’ soll
Abhilfe schaffen.
lehrer nrw ·
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SCHULE & POLITIK
»Eine reine Tablet-Klasse
bietet keinen Mehrwert«
Medienbildung im Deutschunterricht: Zeile für Zeile lesen oder doch lieber scrollen? Der
Lehrer und Schulbuchautor Tommy Greim zeigt im Interview einen Mittelweg auf: Sowohl
Basiskompetenzen mit Hilfe von gedruckten Materialien erwerben als auch Medienkom-
petenzen für digitale Anwendungen trainieren. Aber bitte eins nach dem anderen.
Der Medienkonsum bei Kindern und
Jugendlichen wird in der gesellschaft-
lichen Debatte oft kritisiert. Wie wirkt
sich denn der intensive Gebrauch von
digitalen Medien auf den Sprachge-
brauch aus?
Das ist vielschichtig. Wir können beispiels-
weise beobachten, dass der Wortschatz
der Kinder und Jugendlichen schrumpft.
Viele Wörter sind ihnen heute nicht mehr
so geläufig. Zum Beispiel tauchte bei einer
Kafka-Lektüre im Deutschunterricht das
Wort ‘Egge’ auf. Das Wort kannten sie
nicht. Dafür benutzen sie Wörter aus dem
Medienbereich und Anglizismen, das ist
gut. Aber sie lesen insgesamt weniger, und
das ist problematisch für den Wortschatz.
Kindern und Jugendlichen fällt es schwer,
beim Schreiben abwechslungsreich zu
sein. Das zeigt sich im Satzbau ihrer Texte.
Die Schülerinnen und Schüler bilden oft
einfache Sätze. Insgesamt ist die sprachli-
che Ausdrucksweise eher einfach. Es fehlt
eine flexible Sprachwahl.
Jugendliche sind laut der JIM-Studie
2023 durchschnittlich 224 Minuten täg-
lich online, ein Großteil entfällt dabei
auf Messenger-Dienste. Das bedeutet,
sie verbringen viel Zeit mit dem Lesen
und Schreiben. Ist das nicht positiv?
Die Schülerinnen und Schüler schreiben zu
Hause anders als in der Schule. Wenn sie
online lesen, nehmen sie keine langen Texte
mehr auf. Bilder und Videos konkurrieren
mit dem Text. Und natürlich schreiben sie
auch keine langen Texte über WhatsApp.
Hier muss die Schule in Zukunft noch stärker
ansetzen.
Bedeutet das, man muss mit Kindern
und Jugendlichen verstärkt das Lesen
und Schreiben üben?
Unaufhaltsam? Tablets haben mancherorts das Schul-
buch aus dem Klassenraum verdrängt. Doch Technik um der
Technik willen führt nicht zwingend zum (Lern)Erfolg.
Foto: AdobeStock/insta_photos
»Die Schülerinnen und Schüler schreiben zu
Hause anders als in der Schule. Wenn sie online
lesen, nehmen sie keine langen Texte mehr auf.
Bilder und Videos konkurrieren mit dem Text.«
ZUR PERSON
Tommy Greim, 36 Jahre, ist stellver-
tretender Schulleiter des Lessing-Gym-
nasiums in Döbeln (Sachsen) und Au-
tor beim Klett-Verlag. Er ist bekannt
für seine praxisnahen Unterrichtsma-
terialien, die oft innovative Ansätze
wie den Einsatz von Computerspielen
im Deutschunterricht beinhalten.
SCHULE & POLITIK
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1/2025 ·
lehrer nrw
Wir müssen den Jugendlichen zeigen, dass
Schreiben situativ ist, dass es also in Ord-
nung ist, auch mal eine WhatsApp-Nach-
richt nur in Kleinbuchstaben zu schreiben.
Alles andere wäre realitätsfremd. Sie müs-
sen aber unterscheiden lernen, wann sie in
welcher Situation wem schreiben. Wenn
man das den Schülern nicht beibringt, ver-
festigt sich die flüchtige Groß- und Klein-
schreibung, weil die Jugendlichen in ihrer
Freizeit nicht auf die Rechtschreibung ach-
ten.
Seit Ende 2023 mehren sich Nachrich-
ten, wonach skandinavische Länder wie
Schweden und Dänemark bei der Digi-
talisierung von Schulen zurückrudern.
Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus
für Ihre Unterrichtsentwicklung?
Manchmal habe ich den Eindruck, dass es in
den deutschen Schulen nur noch um Digita-
lisierung geht. Digitalisierung ist ein Bau-
stein, der in den Deutschunterricht gehört.
Der Digitalpakt ist wichtig, aber es braucht
auch gute didaktische Konzepte. In den
skandinavischen Ländern wird stärker da-
rauf geachtet, wie digitale Medien das Ler-
nen unterstützen können und nicht nur
Spielerei sind. Deshalb gehen wir an unserer
Schule einen Mittelweg, wir setzen digitale
Medien ein, aber sinnvoll.
Was zeichnet Ihren Mittelweg aus?
Welche Anforderungen stellen Sie an
digitale Medienkonzepte im Deutsch-
unterricht?
Wir haben Profilunterricht, in dem es um
Medienerziehung geht. In diesem Zusam-
menhang wird viel mit Texten gearbeitet.
Hierbei lernt man etwa zu unterscheiden, ob
ein Artikel informiert, argumentiert oder ma-
nipuliert, ob er objektiv oder subjektiv ist.
Die Schülerinnen und Schüler sollen sich in
der Vielfalt der Möglichkeiten zurechtfinden.
Das Schwierigste für sie ist es, aus der Fülle
der Informationen die richtigen herauszufil-
tern.
Theoretisch sollte man in der Lage sein,
herauszufinden, was für einen nützlich ist.
Deshalb trainiere ich mit den Schülern Such-
strategien, mit deren Hilfe sie relevante In-
halte finden können. Das Impressum zu fin-
den, ist in der achten Klasse manchmal eine
Herausforderung.
Ich sage den Schülerinnen und Schülern
immer: Ihr habt es heute eigentlich schwe-
rer als ich. Wenn ich mir früher für ein Refe-
ratsthema ein Buch ausgeliehen habe, dann
war die Wahrscheinlichkeit groß, dass da
auch relevante Inhalte drin waren. Ihr habt
es scheinbar leichter, ihr müsst nicht in die
Bibliothek gehen und benutzt eine Suchma-
schine. Aber die findet fünf Millionen Ergeb-
nisse zu eurem Thema.
Wie kann man digitale Medien
in den Deutschunterricht sinnvoll
integrieren?
Die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen
ist digital, sie werden in eine Arbeitswelt ein-
treten, in der sie digital lernen müssen. Die
Kernkompetenz des Deutschunterrichts
»Die Lebenswelt der
Kinder und Jugend-
lichen ist digital,
sie werden in eine
Arbeitswelt eintreten,
in der sie digital
lernen müssen.
Die Kernkompetenz
des Deutschunter-
richts bleibt aber
das Lesen und
Schreiben lernen.«
lehrer nrw ·
1/2025
22
SCHULE & POLITIK
bleibt aber das Lesen und Schreiben lernen.
Wir vermitteln, wie sie mit gedruckten
Texten arbeiten, gleichzeitig aber auch, wie
sie mit digitalen Medien umgehen können.
Dafür verwenden wir zum Beispiel die
Fünf-Schritt-Lesemethode, die fast jeder
Schüler bei uns lernt. Diese Lesestrategie
hilft dabei, Inhalte von Texten besser zu er-
fassen, das lässt sich auch auf das digitale
Lesen übertragen. Mädchen und Jungen
neigen dazu, Texte im Internet zu überflie-
gen. Durch das Scrollen liest man automa-
tisch schneller, ist sich dessen aber nicht
bewusst. Wir trainieren mit ihnen dieses
bewusste, langsame Lesen bis zum Ende.
Wenn nötig, kopiere ich den Text und ar-
beite damit weiter. Die Kompetenzen, die
die Schülerinnen und Schüler traditionell
im Deutschunterricht erwerben, werden
durch das Lesen und Schreiben mit digita-
len Endgeräten ergänzt.
Kernkompetenzen, die für Erwachsene im
Umgang mit gedruckten Texten selbstver-
ständlich sind, sind für Kinder und Jugend-
liche im Umgang mit digitalen Medien
aber nicht selbstverständlich. Sie denken,
sie können das gut, aber das täuscht. Klar,
Apps und ihre Funktionen durchschauen
sie ziemlich schnell. Aber wirklich sinnvoll
damit zu arbeiten, das fällt ihnen oft
schwer. Deshalb haben wir festgelegt, dass
die Schülerinnen und Schüler frühestens
ab der zehnten Klasse komplett mit Tablets
arbeiten dürfen. Eine reine Tablet-Klasse
haben wir nicht, weil wir darin keinen
Mehrwert sehen. Wir wollen eine Mi-
schung.
Wo stößt der Deutschunterricht
mit Tablets an seine Grenzen?
Wenn es nur ums Lesen geht, sind die Ge-
räte überflüssig. Solange die Schülerinnen
und Schüler noch nicht richtig digital lesen
können, bevorzuge ich gedruckte Texte.
Hier können sie in Ruhe lesen, Textstellen
unterstreichen und sich Notizen machen.
Die Verständnisleistung beim Lesen ge-
druckter Medien ist um mehr als dreißig
Prozent höher als bei digitalen Medien.
Tablet oder Buch?
Beides, sagt Lehrer und
Autor Tommy Greim. Aber
alles zu seiner Zeit.
Foto: AdobeStock/Prostock-studio
Ich bin ein Freund der Handschrift. Hand-
schrift ist Gehirnschrift. Wenn Schülerinnen
und Schüler Unterrichtsinhalte mit der Hand
aufschreiben, verarbeiten sie diese intensi-
ver und nachhaltiger. Das ist wissenschaft-
lich belegt. Auf dem Tablet zu tippen, geht
zwar schneller, aber beim Handschreiben
hat das Gehirn mehr Zeit, den Text zu verar-
beiten.
Wie sind Sie zum Schwerpunkt
Medienbildung in Deutsch gekommen?
Während meines Studiums, meiner Magis-
terarbeit und später als Lehrer habe ich zu-
sammen mit einer Kommilitonin auspro-
biert, wie man Deutschunterricht mit Com-
puterspielen verbinden kann. Ich habe ver-
schiedene Klassen unterrichtet, eine mit und
eine ohne Computerspiele. Ich habe den
Lerneffekt untersucht und herausgefunden,
dass es gut funktioniert, wenn man ein nar-
ratives Computerspiel einsetzt, in dem eine
Geschichte erzählt wird, die zum Lernen und
vor allem zum Lesen anregt. Es hat sich ge-
zeigt, dass vor allem Jungen, die sonst eher
still sind, verstärkt am Deutschunterricht
teilgenommen haben. Computerspiele sind
vor allem ein Jungenphänomen. Daraufhin
habe ich mit einer Kommilitonin Arbeitsma-
terialien entwickelt, zum Beispiel zur In-
haltswiedergabe, zur Charakterisierung von
Figuren, zur Inhaltsangabe von Geschichten.
Wir haben festgestellt, dass es neben dem
klassischen Literaturunterricht, Grammatik
und Rechtschreibung, auch andere Wege
gibt, Jugendliche für das Schreiben und Le-
sen zu begeistern. So hat alles angefangen.
Interview: Arndt Zickgraf für den Klett-Themendienst
»Die Verständnisleistung beim Lesen
gedruckter Medien ist um mehr als
30 Prozent höher als bei digitalen Medien.«
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lehrer nrw
SCHULE & POLITIK
Den integrierten Schulformen
eine Stimme geben
Katrin Saniter-Hann ist auf der Delegiertenversammlung am 5. November zur neuen
stellvertretenden Vorsitzenden von
lehrer nrw
gewählt worden. Sie möchte sich besonders
für die Kolleginnen und Kollegen an den integrierten Schulformen einsetzen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
es ist mir eine Ehre, mich als neue stellvertretende Vorsitzende
von
lehrer nrw
vorstellen zu dürfen. Mein Name ist Katrin Saniter-
Hann. Ich unterrichte die Fächer Deutsch, Geschichte und Prakti-
sche Philosophie an der Gesamtschule Aldenhoven-Linnich, einer
Schule mit zwei Standorten im Kreis Düren.
Nachdem ich meinen Vorbereitungsdienst an einer Gesamtschule
im Münsterland absolviert habe, war ich zunächst an einer Real-
schule im Kreis Aachen tätig. Während dieser Zeit bin ich in unseren
Verband eingetreten, in dem ich mich sofort gut aufgehoben fühlte
und die kompetente Beratung und tatkräftige Unterstützung bei
den verschiedensten Fragen und Problemen sehr zu schätzen wuss-
te. Dadurch und indem ich als Teil des Lehrerrats die Erfahrung
machte, Schule aktiv mitgestalten und manche Missstände zum
Vorteil der Kolleginnen und Kollegen abmildern zu können, wuchs
in mir der Wunsch, mich auch aktiv für
lehrer nrw
einzusetzen.
Engagiert in der Personalratsarbeit
Seit einigen Jahren engagiere ich mich als Ersatzmitglied im Be-
zirkspersonalrat (BPR) Köln und seit Sommer 2024 auch im Haupt-
personalrat (HPR) für Gesamt-, Sekundar- und PRIMUS-Schulen,
wodurch ich aus verschiedenen Perspektiven mitbekomme, wel-
chen Herausforderungen sich Lehrerinnen und Lehrer gerade an
diesen Schulformen stellen müssen: Zum einen die zunehmenden
Belastungen im Schulalltag, zum Beispiel die Integration zugewan-
derter Kinder und Jugendlicher oder die zieldifferente Inklusion,
das alles bei Klassenstärken von oft über dreißig Schülerinnen und
Schülern. Zum anderen die Zwänge zur Anpassung an immer neue
strukturelle Veränderungen unter den Vorgaben der Schulpolitik
und deren praktische Umsetzung, ein aktuelles Beispiel wären die
geplante Einführung eines fünften Abiturfachs und neuer Prüfungs-
formate ab dem Schuljahr 2029.
Als Lehrerin an einer Gesamtschule erlebe ich vieles davon täg-
lich selbst mit und habe zudem aus nunmehr bald 25-jähriger Un-
terrichtspraxis einen kritischen Blick dafür entwickelt, was in Schu-
le machbar ist und was nicht. Diese Erfahrungen möchte ich in
meine neue Rolle als stellvertretende Vorsitzende von
lehrer nrw
einbringen.
‘Masterplan integrierte Schulformen’
In dieser Funktion ist es mir ein besonderes Anliegen, mich für die
Kolleginnen und Kollegen an den Gesamt-, Sekundar- und PRIMUS-
Schulen einzusetzen. Sie sollen innerhalb von
lehrer nrw
eine star-
ke Stimme erhalten und ihre Belange sollen verstärkt in den Fokus
gerückt werden, denn in Zukunft werden unsere integrierten Schul-
formen immer bedeutsamer werden und die Herausforderungen für
unsere Kolleginnen und Kollegen dort stetig wachsen. Wir brau-
chen einen ‘Masterplan integrierte Schulformen’!
Daran lasst uns gemeinsam arbeiten und Lösungen finden, die
es uns ermöglichen, unseren Beruf langfristig gesund, mit Zufrie-
denheit und bestmöglichem Einsatz für unsere Schülerinnen und
Schüler auszuüben und dafür bessere Rahmenbedingungen zu
schaffen. Ich bin sicher, in einer starken Gemeinschaft können wir
das Schritt für Schritt erreichen.
Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit und auf Eure Ideen
und Anregungen für die Gestaltung der Zukunft unserer integrier-
ten Schulformen.
Herzliche Grüße
Katrin Saniter-Hann
Stellvertretende Vorsitzende
lehrer nrw
Katrin Saniter-Hann
ist neue stellvertre-
tende Vorsitzende
von
lehrer nrw
.
lehrer nrw ·
1/2025
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SCHULE & POLITIK
Unterrichtsausfall:
Fünf Prozent
Das NRW-Schulministerium hat im Dezember 2024 einen Ge-
samtbericht über das Unterrichtsgeschehen an den Schulen
in Nordrhein-Westfalen vorgelegt. Nach der flächendecken-
den Unterrichtsstatistik wurden im Schuljahr 2023/2024 ins-
gesamt 93,8 Prozent der vorgesehenen Unterrichtsstunden
erteilt. 4,8 Prozent des Unterrichts sind ersatzlos ausgefallen.
M
Mit der flächendeckenden Erhebung
wird die Unterrichtserteilung im
Verlauf eines Schuljahres systema-
tisch und schulbezogen erfasst. Die Detailer-
hebung liefert darüber hinaus konkrete
Gründe für Unterrichtsausfall und Vertre-
tungsmaßnahmen. Alle rund 4400 öffentli-
chen Schulen der Schulformen Grundschule,
Hauptschule, Realschule, Gesamtschule,
Gymnasium, Sekundarschule, PRIMUS-Schu-
le und Förderschule im Bereich der Lern-
und Entwicklungsstörungen nehmen daran
teil. Die Ergebnisse der Unterrichtsstatistik
beruhen auf einer Rückmeldequote der
Schulen von annähernd 100 Prozent.
Auf der Grundlage der flächendeckenden
Erhebung ergeben sich für das Schuljahr
2023/2024 folgende Ergebnisse:
Unterricht planmäßig oder in
besonderer Form erteilt 83,7 %
Unterricht gemäß
Stundenplan 77,5 %
Unterricht in
besonderer Form 6,2 %
Vertretungsunterricht bei
unveränderter Lerngruppe 8,1 %
Vertretungsunterricht bei
veränderter Lerngruppe 1,6 %
Distanzunterricht 0,4 %
Eigenverantwortliches
Arbeiten (EVA) 1,4 %
Ersatzloser Unterrichtsausfall 4,8 %
Foto: AdobeStock/Stefan Merkle
Stühle oben, Klasse leer:
Die Stunde fällt aus, hieß es bei knapp
fünf Prozent aller geplanten Unter-
richtsstunden im Schuljahr 2023/2024
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1/2025 ·
lehrer nrw
SCHULE & POLITIK
Planmäßig erteilter
Unterricht
Die Erhebung zeigt, dass 83,7 Prozent des
Unterrichts so wie von den Schulen beab-
sichtigt erteilt werden – das sind fünf von
sechs Unterrichtsstunden. Davon werden
77,5 Prozent gemäß Stundenplan erteilt.
6,2 Prozent finden als Unterricht in beson-
derer Form statt, der verpflichtender Be-
standteil des schulischen Bildungs- und
Erziehungsauftrags ist. Hierbei handelt es
sich zum Beispiel um Schulfahrten, Exkur-
sionen, Projekttage, Praktika, Wettbewerbe,
Schul- oder Sportfeste. Dies alles sei ein
wichtiger Bestandteil des Schullebens und
dem planmäßigen Unterricht im Klassen-
raum qualitativ gleichzusetzen, heißt es
aus dem Schulministerium.
Vertretungsunterricht
und Eigenverantwortliches
Arbeiten
Insgesamt wurden inklusive Distanzunter-
richt 10,1 Prozent des Unterrichts vertreten.
Um Unterrichtsausfall zu vermeiden, wird in
der Primarstufe und der Sekundarstufe I
häufig Vertretungsunterricht angesetzt.
Dabei nahm die Vertretung im vorgesehe-
nen Fach in allen Schulformen den höchsten
Wert an (landesweit 5,1 Prozent). Ersatzun-
terricht in einem anderen Fach fand erheb-
lich seltener statt (1,6 Prozent). Die Auflö-
sung von Doppelbesetzungen spielt system-
bedingt zum Beispiel in der Förderschule
(5,6 Prozent) sowie in der Grundschule
(3,9 Prozent) eine größere Rolle.
Gründe für
Unterrichtsausfall
Eine genauere Analyse der Unterrichtsstatis-
tik auf Grundlage der Detailerhebung zeigt,
dass ein Teil des ersatzlosen Unterrichtsaus-
falls und des Eigenverantwortlichen Arbei-
tens auf systembedingte Gründe zurückzu-
führen ist. Diese ergeben sich unmittelbar
aus dem Schulalltag und betreffen den ge-
samten Schulbetrieb. Je nach Berücksichti-
gung sind das etwa zwischen 2,5 und 3,0
Prozent des gesamten Unterrichtsvolumens.
Dazu zählen zum Beispiel der Schuljahresbe-
ginn, die Zeugnisausgabe, regionale
Brauchtumstage, Eltern- sowie Schüler-
sprechtage oder auch schulinterne Fortbil-
dungen und pädagogische Tage. In etwas
mehr als der Hälfte aller Fälle lagen unge-
plante Abweichungen vom Stundenplan in
der Erkrankung der Lehrkraft begründet.
In drei von vier Unterrichtsstunden fand im
Fall von Erkrankungen Vertretungsunterricht
statt. Rund ein Viertel führte zu Unterrichts-
ausfall oder EVA.
Die Detailerhebung lässt auch Aussagen
zu Fächergruppen zu. Insgesamt zeigt sich,
dass der ersatzlose Unterrichtsausfall in den
Kernfächern Mathematik und Deutsch sowie
den Fremdsprachen und Naturwissenschaf-
ten unterproportional zum stundenplanmä-
ßigen Angebot war.
Kritik von der Opposition
Während Schulministerin Dorothee Feller und
auch die Regierungsfraktionen CDU und Grü-
ne hervorhoben, dass Nordrhein-Westfalen
beim Abbau des Unterrichtsausfalls auf ei-
nem guten Weg sei, gab es auf Seiten der
Opposition Kritik. »Schwarz-Grün bekommt
den Unterrichtsausfall nicht in den Griff«,
meinte Dilek Engin, schulpolitische Spreche-
rin der SPD-Fraktion, und forderte »ein
grundsätzliches Umdenken im System Schu-
le. Dazu gehören: kurzfristig eine Entschla-
ckung der Lehrpläne, mittelfristig eine umfas-
sende Lehrplanreform, moderne Prüfungsfor-
mate und Unterrichtsformen sowie mehr
Freiräume und Verantwortung für die Lehr-
kräfte. Das würde auch zu einer deutlichen
Attraktivierung des Lehrerberufs beitragen.«
INFO
Der Gesamtbericht über das Unterrichtsgeschehen an den Schulen
in Nordrhein-Westfalen im Schuljahr 2023/2024 findet sich unter
www.schulministerium.nrw/unterrichtsstatistik
Kommentar:
Ein zweischnei-
diges Schwert
Die Veröffentlichung der Unterrichtsausfallsta-
tistik in Nordrhein-Westfalen hat durchaus
ihre Berechtigung, da sie Transparenz über die
tatsächliche Situation an den Schulen schafft.
Doch gerade für die betroffenen Schulen und de-
ren Lehrkräfte kann diese Statistik auch negative
Konsequenzen nach sich ziehen, die in der öf-
fentlichen Diskussion nicht immer ausreichend
berücksichtigt werden.
Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen,
dass der Unterrichtsausfall nicht nur durch eine
unzureichende Anzahl von Lehrkräften verur-
sacht wird, sondern auch durch eine Vielzahl von
äußeren Faktoren wie Krankheit, Fortbildungen
oder unvorhersehbare Ereignisse. Der Druck, der
durch die Veröffentlichung solcher Daten ent-
steht, kann in Schulen jedoch zu einer zusätzli-
chen Belastung führen, da nun ein Fokus auf die
Abweichungen vom ‘idealen’ Lehrbetrieb gelegt
wird. Dies könnte ein ‘Schuldgefühl’ bei Schullei-
tungen und Lehrkräften erzeugen, die sich ohne-
hin oft mit begrenzten Ressourcen und steigen-
den Anforderungen konfrontiert sehen.
Eine direkte Folge der Veröffentlichung könnte
die Stigmatisierung von Schulen sein, die in der
Statistik besonders schlecht abschneiden. Hier
besteht die Gefahr, dass Eltern und die Öffent-
lichkeit die Schulen in einem schlechteren Licht
sehen und dabei übersehen, dass viele Schulen
mit besonderen Herausforderungen kämpfen, die
nicht in den Zahlen der Statistik erfasst werden.
Schulen in sozial benachteiligten Gebieten oder
in Regionen mit besonders hohem Lehrermangel
könnten dann als ‘Problemfälle’ wahrgenommen
werden, ohne dass die wahren Ursachen hinter
dem Ausfall von Unterricht ergründet werden.
Es ist daher wichtig, dass bei der Veröffentli-
chung solcher Statistiken stets die kontextuellen
Faktoren beachtet werden. Anstatt Schulen für
den Unterrichtsausfall zu kritisieren, sollte die
Gesellschaft hinter den Bildungseinrichtungen
stehen und sich auf die Ursachenforschung kon-
zentrieren, um langfristig tragfähige Lösungen zu
finden. Nur so kann der Unterrichtsausfall nach-
haltig verringert und die Qualität des Bildungs-
angebots in Nordrhein-Westfalen gesichert wer-
den. Sarah Wanders
lehrer nrw ·
1/2025
26
SENIOREN
Herbstfahrt nach Potsdam:
Auf den Spuren von
Kaisern und Königen
N
Nach der Frühjahrsreise auf die sonnige
Mittelmeerinsel Rhodos vom 15. bis
zum 22. Juni wartet nur wenige Mo-
nate später schon ein weiteres Reise-High-
light auf die Seniorinnen und Senioren des
lehrer nrw
. Die große Herbstfahrt führt vom
27. bis 31. Oktober 2025 nach Potsdam, der
einstigen Residenz der preußischen Kurfürs-
ten, Könige und Kaiser. Potsdam ist UNESCO-
Welterbe-Stadt, die Stadt der Schlösser und
Gärten an den idyllischen Havelseen, eine
vielseitige Kulturstadt, UNESCO-Kreativstadt
des Films, ein Zentrum der Bildung und Wis-
senschaft, geprägt von mehr als 1000 Jahren
Geschichte und Landeshauptstadt Branden-
burgs. Zahlreiche Denkmäler und spannende
Zeugnisse moderner Architektur laden ein,
entdeckt zu werden.
Internationale Einflüsse aus Frankreich,
der Schweiz, Holland, Russland und vielen
anderen Teilen der Welt verliehen der Stadt
immer wieder wertvolle Entwicklungsimpul-
se, hinterließen Spuren in Architektur, Hand-
werk und Lebensweise, bis heute besonders
gut sichtbar im Holländischen Viertel, auf
dem Weberplatz in Babelsberg oder in der
Russischen Kolonie Alexandrowka und vor
allem in den Schlössern und Gärten.
Schon Friedrich der Große sagte: »Pots-
dam brauchen wir, um glücklich zu sein.«
Dementsprechend wird die
lehrer nrw
Grup-
pe (in der auch Partnerinnen, Partner oder
Freunde/Freundinnen willkommen sind) das
Schloss Sanssouci und seinen Schlosspark
besuchen, die Kolonie Alexandrowka erkun-
den, dabei ein Privathaus besichtigen, eine
Tour mit dem ‘Alten Fritz’ unternehmen, eine
Schlösserrundfahrt mit der weißen Flotte
genießen und einen Tag in Berlin verbrin-
gen. Wohnen wird die Reisegruppe im Hotel
‘Dorint Sanssouci’.
Weitere Details und die Anmeldeformulare
folgen demnächst auf den Senioren-Seiten
der
lehrer nrw
-Website www.lehrernrw.de
sowie im nächsten Senioren-Infobrief und in
der nächsten Ausgabe dieser Zeitschrift.
Foto: AdobeStock/Mistervlad
Blick auf den Landtag und die
Nikolaikirche im Herzen Potsdams.
Foto: AdobeStock/spuno
Schloss Sanssouci: Selbstverständlich Pflicht im Reise-
programm der
lehrer nrw
Senioren auf ihrer Potsdam-Tour.
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lehrer nrw
SENIOREN
Besuch des Landtags in Düsseldorf
Für den Besuch des Landtags in Düsseldorf
am 19. März 2025 sind noch einige wenige
Plätze frei. An diesem Tag bekommen wir einen
Einblick in den Landtag mit seinen Aufgaben
und Abläufen. Für eine einstündige Diskussi-
onsrunde steht uns die FDP-Landtagsabgeord-
nete Angela Freimuth (FDP) zur Verfügung. Sie
ist Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion für
Wissenschaft und für Digitalisierung, Bauen
und Wohnen. Sie vertritt die Wahlkreise Enne-
pe-Ruhr-Kreis, Hagen, Märkischer Kreis sowie
Siegen-Wittgenstein und ist seit 2022 stellver-
tretende Vorsitzende der FDP-Fraktion und seit
Juni 2000 Abgeordnete des Landtags NRW.
Musik, Kultur und ein Kölner Urgestein
A
Am Donnerstag, 10. April, besichtigen
die
lehrer nrw
Seniorinnen und Senio-
ren die Kölner Philharmonie und haben da-
bei die Möglichkeit, eine kostenlose öffent-
liche Probe des WDR-Sinfonieorchesters zu
erleben. Außerdem gibt es eine Stadtfüh-
rung mit einem Kölner Urgestein.
Das Programm:
10:30 Uhr: Treffen an der Kreuzblume
am Hauptportal des Kölner Doms mit
unserem Stadtführer, der uns den Tag
über begleiten wird. Vor der Probe:
Besuch des Doms und des Heinzel-
männchen Brunnens
12:00 Uhr: Öffentliche kostenlose
Probe des WDR-Sinfonieorchesters
in der Philharmonie
anschließend Mittagessen um
13:00 Uhr in Peters Brauhaus
14:30 Uhr: Besuch der zweitgrößten
Kirche in Köln mit einigen Überra-
schungen, Rückweg entlang des
Rheins zur Domplatte (Rückkehr
etwa 16:00/16:30 Uhr).
Danach kann jeder den weiteren Verlauf
des Tages selbst bestimmen: Wer möchte,
verabschiedet sich dort von der Gruppe
oder genießt den Blick über die Stadt vom
Triangel Tower in Köln Deutz oder den
Ausblick auf einer Fahrt mit der Seilbahn
über den Rhein (hierzu ist ein Ticket erfor-
derlich). Alternativ kann auch das Wall-
raffmuseum oder das MAKK besucht wer-
den.
Anmeldung: bis 15. März 2025 bei
Monika Holder, Tel. 02739/1899 oder
per Mail unter holder@lehrernrw.de
Im April steht ein Besuch der Philharmonie im Schatten des Kölner Doms
auf dem Programm der
lehrer nrw
Senioren.
Foto: AdobeStock/creative studio
Das Programm:
Treffen um 11:00 Uhr zu einem Imbiss (2. Frühstück) in der Nähe des Landtags
12:30 Uhr Einlass und Sicherheitskontrolle, anschließend Diskussion
mit der Landtagsabgeordneten Angela Freimuth (FDP-Fraktion)
Anschließend Führung durch den Landtag.
Zum Abschluss des Besuchs gibt es Kaffee und Kuchen
Ende: gegen 15:30 Uhr
Kosten: Mittagsimbiss
Anmeldung: bis 1. März bei Monika Holder Tel. 02739/1899 oder holder@lehrernrw.de
Hinweis: Bei der Anmeldung bitte Personalien für den Sicherheitscheck angeben:
Vorname, Nachname, Wohnort mit PLZ (vor dem Besuch ist eine Gästeliste an den
Besucherdienst zu senden). Alle angemeldeten Personen erhalten vor der Exkursion
noch genaue Informationen zum Tagesablauf und zur Anfahrt.
700 Gramm zu viel
Konkret verhält es sich so beispielsweise bei
einer kürzlich ergangenen Entscheidung des
Verwaltungsgerichts Potsdam, das letztlich
einer Lehrerin zum Erfolg verholfen hat, die
sich gegen die Verweigerung ihrer Verbeam-
tung durch die zuständige Schulbehörde des
Landes allein aufgrund ihres Körpergewichts
gewehrt hatte. 700 Gramm habe sie zu viel
gewogen, ihr Body-Mass-Index (BMI) sei zu
hoch1, so die Behörde. Diese hatte sich auf
das Gutachten eines eingeschalteten Amts-
arztes gestützt. Verwunderlich ist das Ganze
deshalb, weil das Bundesverwaltungsgericht
bereits 2013 entschieden hatte, dass für die
Frage der gesundheitlichen Eignung im Kon-
text der Verbeamtung nicht ausschließlich
ein erhöhter BMI ausschlaggebend sein
könne.
Gut, mag man an dieser Stelle denken,
Brandenburg ist weit – was kümmert‘s
mich? Dabei bliebe
Kaffee’ einsortieren möchte. Die einen je-
doch aufmerken lassen und unter Umstän-
den sogar verunsichern, gerade weil man
sie für längst geklärt und damit an sich
nicht für berichtenswert hält. So kann es
auch sein, wenn es um juristische Entschei-
dungen und Themen mit rechtlichem Hinter-
grund geht.
M
Manchmal sind es ja nicht die spek-
takulären Themen mit großem
Neuigkeitsfaktor, an denen man
hängenbleibt, wenn man Nachrichten sieht,
liest oder hört. Manchmal sind es eben The-
men, die man zunächst eigentlich in die Ka-
tegorie ‘kalter
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Gewichtige
Entscheidung
Das Verwaltungsgericht Potsdam hat kürzlich noch einmal klar-
gestellt, dass die gesundheitliche Eignung für eine Verbeam-
tung nicht allein von einem erhöhten Body-Mass-Index abhän-
gen darf. Geklagt hatte eine Lehrerin, der die Schulbehörde die
Verbeamtung verweigerte, weil sie 700 Gramm zu viel wog.
RECHT§AUSLEGER
von CHRISTOPHER LANGE
Zu viel auf der Waage? Das mag für die betreffende Person unerfreulich
und womöglich ungesund sein – aber es stellt nicht per se einen Hinderungs-
grund für die Übernahme in ein Beamtenverhältnis dar.
jedoch außer Acht, dass – wie erwähnt – ei-
ne bundesverwaltungsgerichtliche Recht-
sprechung dazu existiert, das heißt über
Brandenburg hinausgehende Relevanz be-
stehen kann. Außerdem wird das Thema
Adipositas und Verbeamtung auch an unse-
ren Verband immer wieder herangetragen.
Das zeigt, dass bei diesem Thema nach wie
vor Verunsicherungspotenzial besteht.
Wenn die gesundheitliche
Eignung fehlt
Daher zur Klarstellung: Eine Verbeamtung
ist zwar bekanntermaßen auch eine Frage
der gesundheitlichen Eignung. Deswegen
darf ein Amtsarzt bei einer betreffenden Per-
son vorab aber nur nach Anhaltspunkten
schauen, die die Annahme rechtfertigen,
dass die gesundheitliche Eignung ganz indi-
viduell fehlt. Dazu das Bundesverwaltungs-
gericht: Einer Person fehlt die gesundheitli-
che Eignung für die Berufung in das Beam-
tenverhältnis auf Lebenszeit, wenn tatsäch-
liche Anhaltspunkte die Annahme rechtferti-
gen, sie werde mit überwiegender Wahr-
scheinlichkeit vor
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lehrer nrw
Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze we-
gen dauernder Dienstunfähigkeit vorzeitig
in den Ruhestand versetzt. Die gesundheitli-
che Eignung fehlt auch, wenn sie mit über-
wiegender Wahrscheinlichkeit bis zum Errei-
chen der gesetzlichen Altersgrenze über
Jahre hinweg regelmäßig krankheitsbedingt
ausfallen und deshalb eine erheblich gerin-
gere Lebensdienstzeit aufweisen wird. Da-
bei ist maßgeblicher Zeitpunkt für die Beur-
teilung der gesundheitlichen Eignung der
Person der Ablauf der Probezeit2.
Ein erhöhter BMI ist kein
Damokles-Schwert
Für eine dementsprechende Annahme reicht
als alleiniges Merkmal ein bestimmtes Ge-
wicht und eine damit einhergehende Erhö-
hung des BMI aber nicht aus. Denn die
simple Ermittelbarkeit des BMI nur mithilfe
von Körpergewicht und Größe einer Person
verleitet dazu, schnell Hinweise auf deren
Adiposität, das heißt krankhafte Fettleibig-
keit anzunehmen. Dennoch kann eine Per-
son mit erhöhtem BMI kerngesund sein. Für
das Vorliegen gesundheitlicher Risiken auf-
grund des Gewichtes wie insbesondere
Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen
müssen bei der Person konkrete weitere An-
haltspunkte gegeben sein. Genau an dieser
Stelle ist die über die Verbeamtung ent-
scheidende Behörde beziehungsweise der
eingeschaltete Amtsarzt zu deren Ermittlung
gefragt. Eine etwaige Verunsicherung bei
Kandidaten, die sich um die Verbeamtungs-
aussichten sorgen, weil allein ein erhöhter
BMI wie das berühmte Damokles-Schwert
über der Verbeamtung zu hängen scheint,
ist daher überflüssig.
Auch wenn die rechtlichen Voraussetzun-
gen als das einzig Maßgebliche für die Beur-
teilung des Zusammenhangs von Gewicht
und Chancen zur Verbeamtung von Lehre-
rinnen und Lehrern klar gezogen sind, sei an
dieser Stelle erlaubt, ins Blaue zu denken:
Was wären die Konsequenzen, wenn man
den gesundheitlichen Aspekt bei einer Ver-
beamtung tatsächlich ausschließlich an ei-
nen erhöhten BMI knüpfen würde? Hier von
gesellschaftspolitischen und arbeitspoliti-
schen Dimensionen zu sprechen, wäre nicht
übertrieben.
Vorschub für falsche
Schönheits- und
Körperideale
Damit würde letztlich für verbeamtete Lehr-
kräfte ein gewisses Schönheits- und Körper-
ideal selbst geschaffen, gegen dessen Be-
deutung für Schülerinnen und Schüler sich
Pädagoginnen und Pädagogen in Schulen
oftmals gerade selbst einsetzen. Die Lehre-
rin, die im genannten Fall aus Brandenburg
für ihre Verbeamtung kämpfte, leitete ironi-
scherweise an ihrer Schule ein Projekt zur
‘Gesunden Schule’. In diesem versuchte sie
Schülerinnen und Schülern zu vermitteln,
dass sie sein könnten, wie sie seien, und es
nicht darauf ankomme, wie sie aussähen3.
Ganz zu schweigen von den Auswirkun-
gen für den Arbeitsmarkt – Lehrkräfte wer-
den landauf, landab händeringend gesucht.
Die Aussichten auf eine Verbeamtung stei-
gern die Attraktivität, sich als vollwertig
ausgebildete Lehrerin oder Lehrer verwirkli-
chen zu wollen, im Zweifel wohl eher. Nach
einem Vergleich der Vor- und Nachteile des
Beamtenstatus mag man zwar zu unter-
schiedlichen Einschätzungen kommen, je
nach persönlicher Gewichtung der Aspekte.
Aber man kommt an bestimmten Punkten
nicht vorbei. So sind zum Beispiel Netto-Ein-
stiegsgehälter (genauer gesagt ‘Besoldun-
gen’ bei Beamten) im Vergleich zu denen
von Angestellten deutlich höher, da Beam-
tinnen und Beamte nichts an die Renten-
und Arbeitslosenversicherung abführen
müssen und im Ergebnis weniger für die
Krankenversicherung aufbringen müssen.
Zum Glück hat der BMI allein dabei nichts
zu sagen…
1 Zum Ganzen: Potsdam: Lehrerin angeblich 700 Gramm
zu schwer, um verbeamtet zu werden –
DER SPIEGEL, abgerufen am 25. Januar 2025
2 BVerwG 2 B 37.13, Beschluss vom 13. Dezember 2013
3 Potsdam: Lehrerin angeblich 700 Gramm zu schwer,
um verbeamtet zu werden – DER SPIEGEL,
abgerufen am 25. Januar 2025
RECHT§AUSLEGER
Christopher Lange leitet die Rechtsabteilung
des
lehrer nrw
E-Mail: Rechtsabteilung@lehrernrw.de
Foto: AdobeStock/euthymia
lehrer nrw ·
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ANGESPITZT
D
Die Karl-Valentin-Schule (Name geän-
dert) hat einen prächtig florierenden
Kiosk. Das XXL-Snack-Angebot geht be-
sonders gut. Eine Portion Popcorn im
familienfreundlichen 5-Liter-Eimer und
dazu ein Liter Cola für schlanke neun
Euro. Bestens ausgestattet nehmen die
Eltern des bislang unerkannt hochbegab-
ten Dustin (Name auch geändert) ihre
Plätze zur heutigen Vorstellung ein: Erd-
kunde in der 7b. Ja, die Karl-Valentin-
Schule geht mit der Zeit. Hier wird Trans-
parenz gelebt. Eltern dürfen nahezu je-
derzeit den Unterricht besuchen. Das
wirkt sich ausgesprochen positiv auf das
Binnenklima der Klasse aus. Während die
Lehrerin Frau F. mit den Kindern die Fol-
gen des Klimawandels erörtert, fühlt sich
der stets agile Dustin durch die Anwe-
senheit seiner Eltern inspiriert und geht
tollkühn über Tische und Bänke. Papa
und Mama sind entzückt, wie der
Sprössling seinen Emotionen kraftvoll
Ausdruck verleiht. Weniger entzückt ist
Frau F., die Dustins Elan unter Androhung
einer Extra-Hausaufgabe einzubremsen
versucht. Die Lehrerin wird noch am glei-
chen Tag auf Social Media lesen, dass sie
jegliches Feingefühl im Umgang mit ih-
ren Schützlingen vermissen lasse, dass
sie nicht willens oder in der Lage sei, die
subversive Kreativität im Vortrag des jun-
gen D. zu würdigen, dass sie als Pädago-
gin krass versagt und obendrein ihren
Beruf verfehlt habe. Der arme Dustin sei
schwer traumatisiert, schreiben die El-
tern und drohen rechtliche Schritte an.
Sie ahnen es vielleicht: Die Vorgänge
in der fiktiven Karl-Valentin-Schule sind
hier aus dramaturgischen Gründen et-
was zugespitzt dargestellt worden. Was
aber nicht heißt, dass das Thema Trans-
parenz und Elternbeteiligung nicht
durchaus virulent wäre in Nordrhein-
Westfalen. So war Schulministerin Doro-
thee Feller neulich zu Gast bei einem El-
ternabend in einer gar nicht fiktiven,
sondern sehr realen Schule in Ostwest-
falen. Dort sah sie sich mit einem Eltern-
wunsch konfrontiert. Eine Mutter wollte
gerne wissen, ob Eltern künftig im Un-
terricht hospitieren dürften, um einen
Einblick zu bekommen und – so wörtlich
– »als Bindeglied agieren zu können«.
Das wäre natürlich für die Lehrkräfte ei-
ne enorme Unterstützung, wenn Eltern
quasi als ehrenamtliche Schulsozialar-
beiter in Echtzeit die wahre Aussage
hinter den ungezügelten Wissenserup-
tionen ihres Sprösslings herausarbeiten
könnten.
Nun ja, Ministerin Feller räumte das
Thema an jenem Abend mehr oder weni-
ger elegant ab. Aber was nicht ist, kann
ja noch werden…
Schließen wir mit einem Zitat des ech-
ten Karl Valentin: »Hoffentlich wird’s
nicht so schlimm, wie’s schon ist.«
Jochen Smets
Wissens-
eruptionen
in der 7b
Über Feedback zu meinen Gehirnjogging Übungen würde ich mehr sehr freuen: mail@heike-loosen.de Heike Loosen
HIRNJOGGING
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lehrer nrw
AUFGABE 1
A
1. Mein Erfinder kam aus England.
2. Meine erste Version war
schwarz und zeigte eine Königin.
3. Anfangs schickte man mich
in einer Kutsche auf Reisen.
Ich wurde erfunden, um
den Postversand zu erleichtern.
4. Sammler schätzen mich
in seltenen Varianten.
5. Ich trage oft das Gesicht
berühmter Persönlichkeiten.
6. Ich zeige meine Zähne,
bin aber nicht bissig
B
1. Ich befinde mich ständig über Deinem
Kopf, aber Du siehst mich nicht immer.
2. Mein Bau begann im 20. Jahrhundert,
aber ich werde immer weiter ausgebaut.
3. Ich bin ein Zuhause für Menschen –
aber nur für eine begrenzte Zeit.
4. Ohne mich hätten Wissenschaftler weniger
Möglichkeiten, bestimmte Experimente
durchzuführen.
5. Ich bin schneller als eine Gewehrkugel,
aber Du hörst mich nicht.
6. Ohne internationale Zusammenarbeit
hätte ich niemals abheben können.
C
1. Mein Name erinnert an eine Blume,
doch mit ihr habe ich nichts zu tun.
2. Im Mittelalter war ich so wertvoll,
dass man mich mit Gold aufwog.
3. Seit Jahrhunderten nutzten mich Menschen als
Heilmittel, besonders gegen Zahnschmerzen.
4. Mein würziger, intensiver Duft macht mich
begehrt in der Parfümherstellung,
bei Räucherzeremonien und Ritualen.
5. In Deiner Küche bin ich sicher zu finden –
vor allem in der Weihnachtsbäckerei.
6. Meine Form ist unverwechselbar – klein,
länglich und mit einem rundlichen Kopf.
Lösung: BriefmarkeLösung: ISS – Internationale Raumstation
Lösung: Gewürznelke
Rätselhaftes – Was bin ich?
AUFGABE 2
Visuelle
Konzen-
tration
Verbessern Sie Ihre Konzentrati-
ons- und Reaktionsfähigkeit:
Suchen Sie mit den Augen
die Zahlen von 1 – 25.
Verwenden Sie dabei
keine Konzentrationshilfen,
wie Finger etc.
Zusatzaufgabe:
Zählen Sie nebenbei ebenfalls
die kleinen Logos.
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