3Unter der Lupe
Sommerlöcher
Politiker-Ideen für
die Mottenkiste
13Dossier
KI beim Lernen –
Fluch oder Segen?
28 Recht§ausleger
Religion
und Schule
6Im Brennpunkt
Schulkompass 2030 –
Unterrichten ist mehr als
Steuerung und Regulierung
Schulkompass 2030
Falsche Richtung?
Pädagogik & Hochschul Verlag . Graf-Adolf-Straße 84 . 40210 Düsseldorf · Fotos (2x): AdobeStock
1781 | Ausgabe 4/2025 | OKTOBER | 69. Jahrgang
INHALT
lehrer nrw ·
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UNTER DER LUPE
Sven Christoffer: Sommerlöcher
Politiker-Ideen für die Mottenkiste 3
BRENNPUNKT
Sarah Wanders: Schulkompass 2030 –
Unterrichten ist mehr als
Steuerung und Regulierung 6
JUNGE LEHRER NRW
Tobias Braune: So ist der Stand
bei LOGINEO NRW 8
TITEL
Antisemitismus konsequent
entgegentreten – auch an Schulen 10
DOSSIER
Dr. Stefan Schrumpf:
KI beim Lernen – Fluch oder Segen? 13
SCHULE & POLITIK
Tom Schipper einstimmig gewählt 17
Schulstart mit Fragezeichen 18
Jochen Smets: Kleine Anfrage,
große Wirkung 20
»Was ZOLL das?« 22
FORTBILDUNGEN
Von Mobbingprävention
bis Resilienzförderung 24
SENIOREN
Die faszinierende Welt der Glasmalerei 26
Kurz berichtet 27
Herbstfahrt nach Potsdam 27
RECHT§AUSLEGER
Christopher Lange: Religion und Schule 28
ANGESPITZT
Jochen Smets: »Mach ihn fertig!« 30
HIRNJOGGING
Aufgabe 1: Zahlenkombination
Aufgabe 2: Logik – Stundenplan
Aufgabe 3: Denk-Flip –
Wörterketten bilden 31
IMPRESSUM
lehrer nrw
– G 1781 –
erscheint sechs Mal jährlich
als Zeitschrift des
‘lehrer nrw’
ISSN 2568-7751
Der Bezugspreis ist für
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‘lehrer nrw’
im Mitgliedsbeitrag enthal-
ten. Preis für Nichtmitglieder
im Jahresabonnement:
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lehrer nrw e.V.
Nordrhein-Westfalen,
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Redaktion
Sven Christoffer,
Christopher Lange,
Katrin Saniter-Hann,
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Sarah Wanders,
Tobias Braune
Düsseldorf
Verlag und
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PÄDAGOGIK &
HOCHSCHUL VERLAG
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Zur Zeit gültig:
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vom 1. Oktober 2023
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Namentlich gekennzeichnete
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ihrer Verfasser wieder.
Sommerlöcher
Politiker-Ideen für die Mottenkiste
I
Ich hoffe, Sie hatten einen entspannten Sommer
und sind mit einer guten Portion frischer Energie
ins neue Schuljahr gestartet. Ich für meinen Teil
habe die Erholung gesucht und gefunden, auch
wenn mich die Medienberichterstattung zu ver-
meintlich hochwichtigen bildungspolitischen
Themen das ein oder andere Mal am Urlaubsort
eingeholt hat.
Wer den Begriff ‘Sommerloch’ googelt, trifft unter
anderem auf folgende Begriffserklärung: »Das Som-
merloch bezeichnet eine ereignisarme Zeit, die vor
allem während der Sommermonate in der Medien-
berichterstattung auftritt. In dieser Phase sind die
Nachrichtenlage und die Aktivitäten in der Politik, im
Sport, in der Kultur und in der Gesellschaft oft ver-
halten, da viele Institutionen und Akteure in die
Sommerpause gehen. Dies führt dazu, dass die
Tagespresse und Nachrichtenagenturen weniger
Neuigkeiten liefern, was wiederum das Interesse der
Massenmedien an weniger bedeutenden Themen
verstärkt. Der Duden definiert das Sommerloch als
eine Zeit, in der bedeutende Ereignisse rar sind
und die Berichterstattung sich oft auf triviale oder
nebensächliche Inhalte konzentriert.«
In diesem Sommer hatte ich den Eindruck, dass
gerade im Bildungsbereich die ‘Sommerloch-The-
men’ geradezu inflationär aufploppten. Hier eine
subjektive Auswahl:
Der Zank um die Sommerferien
Die Sommerferien in Bayern und Baden-Württem-
berg starten immer als Letztes, während die anderen
Bundesländer sich im Hinblick auf die Terminvergabe
abwechseln. NRW-Schulministerin Dorothee Feller
forderte daher eine »gerechte Lösung, die ohne
Sonderrechte für die südlichen Bundesländer aus-
kommt«. Man hätte auch gerne einmal einen späte-
ren Ferienstart in NRW. Diesem Vorstoß erteilte der
bayrische Ministerpräsident Markus Söder in seiner
unvergleichlichen Art eine klare Absage: »Wir haben
unseren Ferienrhythmus, der ist sozusagen fest in
der DNA der Bayern drin«, sagte der CSU-Chef.
Wenn
Baden-
Württemberg,
das einzige andere
Bundesland, welches
von dem Rotieren der Som-
merferien ausgenommen ist, seine Fe-
rien gern mit Nordrhein-Westfalen tauschen
wolle, sei ihm das völlig egal, sagte er. Bayern werde
das aber nicht tun.
Was mich an diesem Streit beunruhigt: Die große
Koalition hat nach den Bundestagswahlen vollmun-
dig angekündigt, mehr Verantwortung für die Bil-
dungspolitik zu übernehmen. Wenn es aber nicht
einmal gelingt, bei so trivialen Themen wie einer
gerechten Sommerferienregelung zu einer länder-
übergreifenden Lösung zu kommen, schwant mir
Böses, wenn künftig die wirklich großen Themen
angepackt werden.
Lehrkräfte nicht
mehr verbeamten?
Ebenfalls für Furore sorgte im Sommer CDU-Gene-
ralsekretär Carsten Linnemann, der am Beamtensta-
tus von Lehrkräften rüttelte. In einem Interview mit
den Zeitungen der Funke-Mediengruppe hob er
hervor, dass er das Beamtentum künftig auf wenige
Bereiche mit »echten hoheitlichen Aufgaben« be-
schränken wolle. »Wir sollten nur noch dort verbe-
amten, wo es ein besonderes Treueverhältnis zum
Staat gibt, zum Beispiel bei der Polizei, der Feuer-
wehr oder in anderen Sicherheitsbereichen, bei Fi-
nanzbeamten oder beim Zoll«, erklärte Linnemann.
So ließe sich der Beamtenapparat deutlich verklei-
nern.
Ich kann der Argumentation von Carsten Linne-
mann nicht folgen, denn Verbeamtung bedeutet
eben auch besondere Verfassungstreue. In Zeiten
extremistischer Bedrohung ist sie von unschätzba-
rem Wert für unseren freiheitlichen Rechtsstaat. Und
wenn etwas eine hoheitliche Aufgabe ist, dann die
Demokratie- und Wertebildung unserer Kinder und
Jugendlichen. Gegenwind kam auch aus den eige-
nen Reihen. So stellte der NRW-Finanzminister
Dr. Marcus Optendrenk – ebenfalls CDU – dan-
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lehrer nrw
UNTER DER LUPE
von SVEN CHRISTOFFER
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UNTER DER LUPE
kenswerterweise klar: »Nordrhein-Westfalen steht
fest zum Berufsbeamtentum. Unsere Beamtinnen
und Beamten sind das Rückgrat eines handlungsfä-
higen Staates und verdienen unsere volle Unterstüt-
zung – gerade in Zeiten multipler Krisen. Gemein-
sam arbeiten wir daran, den öffentlichen Dienst für
die Herausforderungen der Zukunft zu stärken und
für junge Talente noch attraktiver zu machen.« Gut
so!
Migrationsquote an Schulen?
Und dann war da noch Bundesbildungsministerin
Karin Prien, die sich in einem (Sommer-)Interview
offen dafür zeigte, an Schulen Obergrenzen für
Schüler mit Migrationshintergrund einzuführen.
Auf welcher rechtlichen Grundlage sie Kindern mit
Migrationshintergrund, die oftmals deutsche Staats-
bürger sind, die Schulwahl einschränken will, erklärte
sie dabei nicht. Zahlreiche Bildungsexpertinnen und -
experten verwiesen zudem darauf, dass der Vor-
schlag in der Praxis nicht umsetzbar sei. So erklärte
Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverban-
des: »Eine Obergrenze für Kinder mit Migrationsbio-
grafie in Schulklassen erscheint zwar auf den ersten
Blick als möglicher Lösungsansatz für Bildungspro-
bleme – praktisch ist sie jedoch kaum umsetzbar.« In
Ballungsräumen wie Berlin oder München liege der
Sven Christoffer ist Vorsitzender des
lehrer nrw
sowie stellv. Vorsitzender des HPR Realschulen
E-Mail: christoffer@lehrernrw.de
Foto: AdobeStock/nadiia
Ein großes Nichts:
Sommerlöcher in der Medien-
landschaft kommen alle Jahre wieder –
bevorzugt in Ferienzeiten –
zum Vorschein.
Anteil der Bevölkerung mit Migrationsbiografie bei
rund fünfzig Prozent, in manchen Grundschulen so-
gar bei achtzig oder neunzig Prozent. »Eine künstli-
che Begrenzung würde bedeuten, dass Kinder zu ih-
ren Schulen weite Strecken zurücklegen müssten –
entgegen dem Prinzip wohnortnaher Beschulung.«
Mich irritiert auch, dass die Bundesbildungsminis-
terin Prien mit einem solchen Vorschlag um die Ecke
kommt, obwohl der Bund keine einheitlichen Regeln
zum weiteren Vorgehen vorschreiben kann. Schließ-
lich ist Bildung Ländersache. Als Bildungsministerin
des Landes Schleswig-Holstein hätte sie hingegen
seinerzeit für ihr Bundesland tätig werden können –
ist sie aber nicht.
Recht hat Karin Prien aber, wenn sie deutlich
macht, dass es aus ihrer Sicht entscheidend sei, dass
Kinder, wenn sie in die Schule kämen, Deutsch spre-
chen könnten: »Wir wissen heute aus der Wissen-
schaft klar, dass ohne gute Deutschkenntnisse zu
Anfang der Schullaufbahn die Bildungschancen
deutlich schlechter sind. Deshalb müssen wir dafür
Sorge tragen, dass Kinder, die in Deutschland auf-
wachsen, mit der Einschulung auch Deutsch kön-
nen.« Das würde natürlich die Arbeit in den Schulen
enorm erleichtern. Statt fixer Quoten muss der Fokus
deshalb auf frühzeitiger und gezielter Sprachförde-
rung liegen. Kinder, die bereits im Vorschulalter
Sprachdefizite zeigen, müssen möglichst früh durch
verbindliche Tests identifiziert und gefördert
werden.
Und ein Thema
zum Vergessen…
Platzgründe ersparen es mir,
den Vorschlag des Pestel-
Instituts ausführlich zu
kommentieren, nach
dem Beamte künftig
fünfeinhalb Jahre
länger arbeiten sollen
als Arbeiter, weil sie
im Schnitt so viel län-
ger leben. Schade, dass
der Sommer vorbei ist,
aber gut, dass die ‘Som-
merloch-Themen’ damit
auch der Vergangenheit ange-
hören.
lehrer nrw ·
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BRENNPUNKT
Schul-
kompass
2030
Unterricht ist mehr
als Steuerung
und Regulierung
A
Am Ende des vergangenen Schuljah-
res stellte Schulministerin Dorothee
Feller den Schulkompass 2030 vor.
In diesem Kompass wurden vier Ziele for-
muliert:
1. Wir verringern die Zahl der Schülerinnen
und Schüler, die die Mindeststandards
verfehlen.
2. Wir steigern die Zahl der Schülerinnen
und Schüler, die die Optimalstandards
erreichen.
3. Wir stärken die Schülerinnen und Schüler
in ihrer sozial-emotionalen Entwicklung.
4. Wir führen mehr Schülerinnen und Schü-
ler am Berufskolleg zu einem Abschluss
mit konkreter Anschlussperspektive.
Darüber hinaus stellte Feller Maßnahmen
vor, mit denen das Ministerium für Schule
und Bildung des Landes Nordrhein-Westfa-
len diese Ziele erreichen will. Nach meiner
Einschätzung gibt es sicherlich keinen Päda-
gogen, der diese Ziele nicht ohnehin schon
in seiner täglichen Arbeit verfolgt. Kritisch
zu sehen sind jedoch einige Maßnahmen,
die das Ministerium ergreift, im Glauben,
dass diese zu einem schnelleren und besse-
ren Erreichen dieser Ziele führen.
Maßnahmenpaket bringt
erheblichen Mehraufwand
Um perspektivisch bessere Ergebnisse bei
den nationalen und internationalen Bil-
dungsstudien zu erreichen, will die NRW-
Landesregierung die Lernstandserhebungen
massiv ausweiten. Es soll zusätzlich zu den
bestehenden VERA-Tests in den Klassen 3
und 8 weitere Lernstandserhebungen in den
Klassen 2, 5 und 7 geben. Darüber hinaus
ist die flächendeckende Einführung von Ziel-
vereinbarungen zwischen Schulaufsicht und
den Schulleitungen aller Schulen geplant.
Die Umsetzung soll sukzessive erfolgen und
bis zum Jahr 2030 abgeschlossen sein.
»Auch wenn bei den zusätzlichen Lern-
standerhebungen digitale Prüfungsformate
und Auswertungstools angestrebt werden,
bedeutet das einen erheblichen Mehrauf-
wand für die Lehrkräfte, zumal diese aus
den Ergebnissen ja dann auch Maßnahmen
für ihren Unterricht entwickeln sollen. Und
das Ganze in Zeiten extremen Lehrkräfte-
mangels – das passt einfach nicht zusam-
men«, kritisierte der Vorsitzende von
lehrer
nrw
, Sven Christoffer. Denn notwendige
Voraussetzung für mehr Bildungsqualität
sind kleinere Klassen, weniger Unterrichts-
ausfall, mehr Zeit für individuelle Förderung
sowie mehr Fachpersonal. Nun sollen Ziel-
vereinbarungen zwischen Schulaufsicht und
Schulleitungen geschlossen werden, um
bestimmte Ziele zu erreichen. Wenn diese
verfehlt werden, muss also nachgesteuert
werden. Wie soll das funktionieren ohne zu-
sätzliche Ressourcen? Es ist zu befürchten,
dass das geplante Maßnahmenpaket den
von SARAH WANDERS
Weist der Schulkompass 2030
in die falsche Richtung?
BRENNPUNKT
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lehrer nrw
Druck im System Schule erheblich erhöhen
wird, und zwar für Lehrkräfte sowie Schüle-
rinnen und Schüler gleichermaßen.
‘Prophetischer’ Leitantrag
Als ob der Geschäftsführende Vorstand un-
seres Verbands diese Entwicklung hätte
kommen sehen, brachte er im November
2024 folgenden Leitantrag in die Delegier-
tenversammlung von
lehrer nrw
ein, der
von den Delegierten einstimmig angenom-
men wurde:
Pädagogische Freiheit statt
Steuerung und Regulierung
Antragstext:
lehrer nrw möge sich dafür einsetzen,
dass Lehrkräfte frei bleiben in ihrer Un-
terrichtsgestaltung, der Wahl ihrer Unter-
richtsmethoden und Unterrichtsmedien.
Die pädagogische Freiheit darf nicht
durch zunehmende Steuerung und Regu-
lierung beschnitten werden.
Begründung:
Sowohl die Landes- als auch die Bun-
desregierung setzen aktuell verstärkt
darauf, durch mehr Steuerung und
Regulierung mehr Unterrichtsqualität
zu generieren. Beispiele:
1) Das Chancenbudget »für bedarfsge-
rechte Lösungen in der Schul- und
Unterrichtsentwicklung« im Start-
chancenprogramm soll für eine syste-
mische Beratung zur Verbesserung
des Unterrichts und der Schulent-
wicklung verwendet werden.
2) Vor wenigen Monaten hat Schulmi-
nisterin Feller ihren Sechs-Punkte-Plan
zur Reform der Lehrkräftefortbildung
vorgestellt. Unter Punkt vier ‘Etablie-
rung verbesserter Steuerungs- und
effizienterer Umsetzungsstrukturen’
heißt es: »Zukünftig sollen die Bedar-
fe und die Themen sowie Prioritäten
und Umfänge des Fortbildungsange-
bots deutlicher landesweit definiert,
priorisiert und gesteuert werden.
Konkret werden wir eine verbindliche
landesweite Steuerung des Fortbil-
dungssystems einleiten.«
3) Die Fortbildungsmaßnahme ‘Qua-
Math’ zielt darauf ab, evidenzba-
sierte Erkenntnisse der Mathematik-
Didaktik über in Schulnetzwerken
organisierte Schulteams flächende-
ckend in den Mathematikunterricht
zu tragen und die konkrete Ausge-
staltung des Mathematikunterrichts
vor Ort viel stärker als bisher zu
steuern.
4) Das Ministerium für Schule und Bil-
dung hat im vergangenen Jahr einen
Prozess begonnen, die Rolle der
Schulleitungen angesichts veränder-
ter Rahmenbedingungen und Heraus-
forderungen zu überprüfen. Schon
jetzt zeichnet sich ab, dass Schullei-
tungen künftig mehr Gewicht und
Verantwortung bei der Steuerung von
Unterrichts- und Schulentwicklungs-
prozessen erhalten sollen.
An diese Steuerung knüpft der Schulkom-
pass mit den zusätzlichen Lernstandserhe-
bungen und den dann zu treffenden Zielver-
einbarungen nahtlos an und offenbart ein
technisch-administratives Bildungsverständ-
nis. Unterricht ist mehr!
Misstrauen gegenüber
Lehrkräften
Eine weitere im Schulkompass 2030 vorge-
stellte Maßnahme ist das Schülerfeedback.
Grundsätzlich kann eine stärkere Partizipati-
on der Schülerinnen und Schüler nicht kri-
tisch gesehen werden. Schließlich wollen
wir unsere Kinder und Jugendlichen zu
mündigen Bürgern erziehen, was am Ende
unsere Demokratie stärkt. Bei dem Schüler-
feedback gehe es nicht um Rückmeldungen
zu einzelnen Lehrkräften, unterstrich Schul-
ministerin Feller. »Abfragen, die sich auf ein-
zelne Lehrkräfte beziehen, unter dem Stich-
wort ‘Spickmich’, wird es in Nordrhein-
Westfalen nicht geben.« Schüler hätten
andere Möglichkeiten, zu äußern, ob eine
Lehrkraft für sie angenehm sei oder nicht –
etwa über ihre Vertrauens- und Klassenleh-
rer oder die Schulleitung. Es soll jedoch zum
Beispiel auch eine Frage zum pünktlichen
Unterrichtsbeginn geben. Dies zeugt natür-
lich von einem Misstrauen gegenüber den
Lehrkräften und ist nach Auffassung von
lehrer nrw
kritisch zu sehen.
Pädagogische Freiheit
in Gefahr
Unser Verband setzt sich seit vielen Jahren
für den Erhalt der Pädagogischen Freiheit
ein. Unterricht ist mehr als die reine Vermitt-
lung von Inhalten nach vorgegebenen Stan-
dards. Eine Lehrkraft, die für ihr Fach brennt
und diese Begeisterung an die Schülerinnen
und Schüler durch individuelle und kreative
Lerninhalte und -methoden weitergibt, wird
sicherlich immer mehr erreichen. Deshalb
wird sich
lehrer nrw
auch weiterhin dafür
einsetzen, dass die pädagogische Freiheit
nicht durch zunehmende Steuerung und
Regulierung beschnitten wird.
Sarah Wanders ist stellv. Vorsitzende des
lehrer nrw
sowie Vorsitzende des HPR Realschulen
E-Mail: wanders@lehrernrw.de
Foto: AdobeStock/Coloures-Pic
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JUNGE LEHRER NRW
So ist der Stand bei LOGINEO
Entwicklung, aktuelle Lage und Perspektiven
L
LOGINEO NRW wurde 2019 als lan-
desweite digitale Plattform für Schu-
len in Nordrhein-Westfalen einge-
führt. Ziel war es, eine zentrale, daten-
schutzgerechte Arbeitsumgebung bereitzu-
stellen, die Kommunikation, Dateiablage,
Kalender und weitere Funktionen beinhal-
tet. Spätestens mit Beginn der Corona-
Pandemie 2020 wurde LOGINEO an vielen
Schulen zum Herzstück der digitalen Un-
terrichtsorganisation. Der Einsatz der Platt-
form wurde in kürzester Zeit deutlich aus-
geweitet und es kamen das Lernmanage-
mentsystem (LOGINEO NRW LMS) auf
Basis von Moodle sowie ein Messenger
mit Videokonferenzoptionen dazu.
LOGINEO war von Beginn an ein ambitio-
niertes Vorhaben, das unterschiedliche Bedar-
fe von Grundschulen, weiterführenden Schu-
len und Berufskollegs abdecken sollte. Im
Unterschied zu anderen Plattformen wird
LOGINEO in Rechenzentren innerhalb der EU
betrieben und erfüllt klare Datenschutzvorga-
ben. Alle öffentlichen Schulen können die
Plattform ohne zusätzliche Kosten nutzen,
und eine Dienstvereinbarung stellt sicher, dass
Administratoren keinen Zugriff auf personen-
bezogene oder pädagogische Daten zu Leis-
tungs- oder Verhaltenskontrollen haben.
Trotz dieser positiven Eigenschaften von
LOGINEO gab es aber auch immer wieder
Kritik (der Vollständigkeit halber sei dies er-
wähnt): Lehrerinnen und Lehrer empfinden
die Oberfläche zum Beispiel wenig intuitiv,
und um alle Systeme zu nutzen, sind mehre-
re Logins nötig. Kommerzielle Angebote wir-
ken in dieser Hinsicht oft benutzerfreundli-
cher und stärker integriert. Zudem ist kolla-
boratives Arbeiten bislang nur eingschränkt
möglich, und die Barrierefreiheit ist noch
nicht in allen Bereichen vollständig umge-
setzt.
Ergebnisse des
Zukunfts-Checks
Um die Kritik aufzunehmen und eine Basis
für die Weiterentwicklung zu schaffen, be-
auftragte das Ministerium 2022 das Fraun-
hofer-Institut FOKUS mit einem sogenann-
ten »Zukunfts-Check«. Die im Frühjahr 2023
veröffentlichten Ergebnisse bescheinigen
LOGINEO stabile Basisfunktionen, aber auch
Modernisierungsbedarfe, welche sich auf
folgende fünf Handlungsbereiche beziehen:
von TOBIAS BRAUNE
Die Chance zur richtigen
Weichenstellung nutzen:
Wenn das gelingt, kann LOGINEO NRW
einen signifikanten Beitrag zur
schulischen Digitalisierung leisten.
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lehrer nrw
NRW
1. Die Angebote LOGINEO NRW, LOGINEO
NRW LMS und der Messenger sollten in
einer Anwendung zusammengeführt und
ihre Benutzerfreundlichkeit optimiert wer-
den.
2. Den Nutzerinnen und Nutzern müsse
eine Office-Anwendung zur Verfügung
gestellt werden.
3. Es sollten deutlich mehr Schnittstellen
entwickelt werden, um beispielsweise
Lern-Apps anbinden zu können.
4. Bereitstellung einer eigenen Webseite
mit Hilfs- und Unterstützungsangeboten.
5. zusätzliche Investitionen.
Kooperation mit T-Systems
und ihr abruptes Ende
Mit den Vorgaben des Fraunhofer-Instituts
und dem Ziel, LOGINEO zu stabilisieren und
gleichzeitig zu modernisieren, schloss das
Ministerium Ende 2023 einen umfangrei-
chen Vertrag mit T-Systems. Der IT-Dienst-
leister sollte den technischen Betrieb aller
Komponenten übernehmen, die Plattform
auf eine moderne Infrastruktur übertragen
und bestehende Altlasten bereinigen.
Doch nur anderthalb Jahre später folgte
die Überraschung: Am 25. April 2025 er-
klärte T-Systems die außerordentliche
Kündigung des Vertrages. Das Ministerium
widersprach öffentlich dem Vorwurf, das
Land habe notwendige Voraussetzungen
nicht geschaffen, und kündigte eine juristi-
sche Prüfung an.
Über die genauen Hintergründe schwei-
gen beide Seiten. Medien berichten von
hartnäckigen technischen Problemen und
einer unvollständigen Dokumentation älte-
rer Programmteile, die die geplante Über-
gabe erschwert haben sollen. Auch die
Komplexität der Gesamtarchitektur und
die klare Ergebnisverantwortung im Ver-
trag gelten als mögliche Gründe.
Wie geht es weiter?
Für uns Lehrerinnen und Lehrer bleibt
LOGINEO weiterhin uneingeschränkt nutz-
bar, während parallel über Anpassungen
und Modernisierung beraten werden muss.
Die nächsten Monate dürften entschei-
dend sein. Sollte die Kündigung von T-Sys-
tems Bestand haben, muss das Ministeri-
um überlegen, ob ein neuer Dienstleister
gesucht, die Arbeit auf mehrere Dienstleis-
ter verteilt oder mehr Eigenbetrieb aufge-
baut werden soll.
Die aktuelle Kündigung durch T-Systems
wirft natürlich viele Fragen auf, bietet
aber auch die Chance, die Weichen neu zu
stellen. LOGINEO ist weder ein gescheiter-
tes Projekt noch die perfekte Lösung. Das
Land muss den Mut zu einer klaren Mo-
dernisierungsstrategie finden und die
Empfehlungen des Zukunftschecks
schnellstmöglich umsetzen, um die
Chancen der Digitalisierung in der
Schule wirklich zu nutzen.
Tobias Braune ist Vorsitzender der
Arbeitsgemeinschaft
junge
lehrer nrw
E-Mail: braune@lehrernrw.de
Foto: AdobeStock/Antje Lindert-Rottke
lehrer nrw ·
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TITEL
Antisemitismus konsequent
entgegentreten – auch an Schulen
Der NRW-Landtag hat in seiner Sitzung am 10. Juli einen frakti-
onsübergreifenden Antrag zur Bekämpfung von Antisemitismus
an nordrhein-westfälischen Schulen und zur bestmöglichen
Unterstützung der Lehrkräfte bei dieser Aufgabe beschlossen.
»Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel
am 7. Oktober 2023 verzeichnen Schulen ei-
nen deutlichen Anstieg an antisemitischen
Äußerungen und Konflikten im Unterricht.
Antisemitische Äußerungen dürfen weder
ignoriert, noch relativiert werden. Schule ist
nicht neutral, wenn es um Menschenrechte
geht. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe,
Antisemitismus zu erkennen und ihm aktiv
entgegenzutreten – im Unterricht, auf dem
Schulhof und im Lehrerzimmer. Dazu gehört
auch, klar zu widersprechen, wenn das Exis-
tenzrecht Israels infrage gestellt oder jüdi-
sche Mitmenschen pauschal verurteilt wer-
den«, erklären die schulpolitischen Spreche-
rinnen der Landtagsfraktionen, Claudia
Schlottmann (CDU), Dilek Engin (SPD), Lena
Zingsheim-Zobel (Grüne) und Franziska
Müller-Rech (FDP). Sie fordern: »Schulen
müssen sichere Orte sein – für alle Kinder,
Jugendlichen und Beschäftigten, unabhän-
gig von Religion, Herkunft oder politischer
Einstellung.«
Fortbildungseinrichtung
für Lehrkräfte geplant
Antisemitismus sei jedoch ein reales Pro-
blem, auch an Schulen. Das Land NRW un-
terstützt Schulen bereits mit konkreten
Maßnahmen: neuen Unterrichtsmaterialien,
Webinaren für Lehrkräfte und Handlungs-
empfehlungen. Auch zivilgesellschaftliche
Initiativen bieten Begleitung, Fortbildung
und Beratung an – und der Bedarf ist hoch.
Mit dem Antrag wollen die demokratischen
Viele Jüdinnen und Juden werden in ih-
rem Lebensumfeld – auf der Straße, in
der Schule oder im Internet – angegrif-
fen, bedroht und ausgegrenzt. Darum
ist der Kampf gegen Antisemitismus
eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Foto: AdobeStock/Yehuda
TITEL
Fraktionen eine ganze Reihe von weiteren
Maßnahmen auf den Weg bringen, unter
anderem die Einrichtung einer institutionel-
len Fortbildungseinrichtung für Lehrkräfte
zum Thema Antisemitismus. Darüber hinaus
sollen Gedenkstättenfahrten als festes Ele-
ment im Unterricht verankert und der Wett-
bewerb ‘Shalom – jüdisches Leben heute!’
der Bezirksregierung Münster auf das ge-
samte Land ausgeweitet werden. Maßnah-
men, Materialien und Angebote sollen zen-
tral zusammengefasst und niederschwellig
für Lehrkräfte, Eltern sowie Schülerinnen
und Schüler zugänglich gemacht werden.
Höchststände bei anti-
semitischen Straftaten
Im Jahr 2023 wurde in Nordrhein-Westfalen
ein Höchststand von 547 antisemitischen
Straftaten gemeldet. Dies geht aus dem Jah-
resbericht 2023 der damaligen Antisemitis-
musbeauftragten des Landes NRW, Sabine
Leutheusser-Schnarrenberger, hervor. 2024
folgte eine erneute massive Steigerung auf
695 Straftaten mit antisemitischem Hinter-
grund. Im vergangenen Jahr wurde im Auf-
trag der Antisemitismusbeauftragten und
des NRW-Innenministeriums eine Studie
durch die Heinrich-Heine-Universität Düssel-
dorf und die Universität Passau durchge-
führt, um die Verbreitung antisemitischer
Einstellungen in der Bevölkerung Nordrhein-
Westfalens zu untersuchen. Die Studie ist
die erste große Umfrage zu antisemitischen
Vorurteilen in Nordrhein-Westfalen seit dem
Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Ok-
tober 2023 und den Auswirkungen auf das
Leben der Jüdinnen und Juden in Nordrhein-
Westfalen. Die Ergebnisse belegen,
IM WORTLAUT
Die Beschlüsse des Landtags
(in Auszügen)
Der Landtag beauftragt die Landesregierung, im Rahmen vorhandener Mittel,
die Einrichtung einer institutionellen Fortbildungseinrichtung für Lehrkräfte zum
Thema Antisemitismus zu prüfen. Diese soll an einer in Nordrhein-Westfalen etab-
lierten Gedenkstätte angesiedelt werden und das in Kooperation mit der Interna-
tionalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem bereits bestehende Lehrkräftefortbil-
dungskonzept ‘Erziehung nach Auschwitz’ ausbauen und verstärken.
in der verpflichtenden theoretischen wie praktischen Ausbildung von Lehrkräften
im Umgang mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wie Antisemitismus ins-
besondere auf fachdidaktische Seminare zu Extremismus, Propaganda und Fake
News zu achten. Es ist zu prüfen, inwieweit der Beschluss der Kultusministerkonfe-
renz vom 7. Oktober 2022 in landesrechtliche Vorschriften zur Lehrkräfteausbil-
dung verankert werden sollte.
Gedenkstättenfahrten als festes Element im Unterricht zu verankern, damit sich
jede Schülerin und jeder Schüler intensiv und erfahrbar mit den Folgen des Anti-
semitismus und der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus auseinandersetzt.
Alle Schülerinnen und Schüler sollen möglichst bis zur 10. Klasse einmal christliche
Kirchen, Moscheen und Synagogen besucht haben.
den Wettbewerb ‘Shalom – jüdisches Leben heute!’ der Bezirksregierung Münster
auf das gesamte Land auszuweiten.
Rechtsextremismus- oder Islamismus-Aussteigerprogramme in die schulische
Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit zu integrieren.
Schulleitungen und Schulaufsicht über Umfang, Reichweite und Anwendbarkeit
erzieherischer Einwirkungen, Ordnungsmaßnahmen und Kriseninterventionshilfen
im schulischen Bereich noch einmal gesondert zu informieren, um ein möglichst
einheitliches und rechtssicheres Vorgehen zu gewährleisten.
Foto: AdobeStock/Henk Vrieselaar
Krematoriumsöfen im
Konzentrationslager
Buchenwald:
Gedenkstättenfahrten sollen künf-
tig als festes Element im Unter-
richt verankert werden, so der Auf-
trag an die NRW-Landesregierung.
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TITEL
MÜLHEIMER KONGRESS
Antisemitismus, Rassismus und
Diskriminierung in der Schule begegnen’
Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung sind nicht
nur Teil der gesellschaftlichen Realität, sondern auch der
schulischen. Darum greift der 56. Mülheimer Kongress, den
leh-
rer nrw
am 26. und 27. November ausrichtet, dieses hoch aktu-
elle und äußerst sensible Thema auf. Hochkarätige Expertinnen
und Experten werden dabei am 26. und 27. November wertvol-
le Impulse geben:
Jörg Rensmann von RIAS NRW, der offiziellen Meldestelle
für antisemitische Vorfälle, wird in seinem Vortrag ‘Das La-
gebild Antisemitismus in NRW – Einstellungen, Ausdrucks-
formen, Herausforderungen’ die deutliche Zunahme vor al-
lem von israelbezogenem Antisemitismus seit dem 7. Okto-
ber 2023 (dem Terrorangriff der Hamas auf Israel) aufzei-
gen.
Katja Kuklinski, Mitarbeiterin bei der Servicestelle für An-
tidiskriminierungsarbeit/Beratung bei Rassismus und Anti-
semitismus (SABRA), wird die Sicht der Betroffenen mit ein-
drücklichen Beispielen aus ihrer Beratungstätigkeit deutlich
machen.
Dr. Rüdiger Fleiter, Historiker und Redakteur beim Ernst
Klett Verlag, nimmt die ‘Darstellung jüdischen Lebens im
Schulbuch’ in den Blick. Der Präsident des Zentralrats der
Juden, Josef Schuster, hatte ebendiese Darstellung vor eini-
gen Jahren scharf kritisiert. Daraufhin beauftragte das Mi-
nisterium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-
Westfalen das Georg-Eckert-Institut für internationale
Schulbuchforschung, die Darstellung von Jüdinnen und Ju-
den, jüdischer Geschichte, Kultur und Religion in Lernmit-
teln zu untersuchen. 2024 folgte schließlich eine gemeinsa-
me Erklärung und gemeinsame Empfehlungen des Zentral-
rats der Juden in Deutschland, des Verbandes Bildungsme-
dien und der Kultusministerkonferenz unter der Überschrift
‘Darstellung des Judentums in Bildungsmedien’.
Florian Beer (SABRA) und Dr. Marc Grimm von der Bergi-
schen Universität Wuppertal haben in ihrem Buch ‘Eine si-
chere Schule für Jüdinnen und Juden’ einen Leitfaden für
die antisemitismuskritische Schulentwicklung in 35 Fragen
und Antworten entwickelt. Sie werden aus diesem praxisori-
entierten Leitfaden vortragen, der konkrete Handlungsemp-
fehlungen bietet, um Schulen zu Orten der Sicherheit und
Wertschätzung für Jüdinnen und Juden zu machen.
Andrea Stern (Regionalkoordinatorin Mülheim an der
Ruhr) und Christian Hüttemeister (Landeskoordinator für
den Regierungsbezirk Düsseldorf) werden das Netzwerk
‘Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage’ vorstellen
und gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern sowie Lehr-
kräften der Mülheimer Willy-Brandt-Schule Best-Practice-
Beispiele geben.
Ina Holev, Medienkulturwissenschaftlerin, referiert zum
Themenfeld ‘Diskriminierung und Intersektionalität’. Inter-
sektionale Diskriminierung liegt vor, wenn eine Person oder
Personengruppe aufgrund mehrerer Merkmale diskriminiert
wird und diese derart ineinandergreifen, dass sie eine eige-
ne, neue Form von Diskriminierung ergeben.
Information/Anmeldung:
www.lehrernrw.de/muelheimer-kongress-2025/
dass weiterhin deutlicher Handlungsbedarf
besteht. 24 Prozent der Befragten zeigten in
unterschiedlicher Form antisemitische Ein-
stellungen.
»Wer für Menschenwürde
eintritt, braucht Rückhalt«
»Wenn Konflikte durch Judenhass in der
Gesellschaft zunehmen, hat dies stets auch
Auswirkungen auf das Schulleben. Es ist
daher wichtig, auch weiterhin in Schulen
auf ein respektvolles Miteinander zu achten,
antisemitischen Aussagen deutlich zu wider-
sprechen und durch gezielt präventive Ar-
beit entgegenzuwirken. Alle am Schulleben
Beteiligten haben die Aufgabe wirksam und
gemeinsam gegen Ausgrenzung, Hass und
Gewalt sowie alle Erscheinungsformen des
Antisemitismus zu arbeiten«, formulieren
CDU, SPD, Grüne und FDP in ihrem gemein-
samen Antrag. Dabei sollen die Schülerin-
nen und Schüler lernen, Falsch- und Desin-
formationen zu entlarven. Diese Phänomene
nähmen in sozialen Medien zu. Gleichzeitig
seien deren Plattformen oft die zentrale In-
formationsquelle von Schülerinnen und
Schülern. In der schulischen Bildungsarbeit
komme Lehrkräften in der Bekämpfung von
Antisemitismus eine besondere Schlüssel-
funktion zu. Entsprechende Aus- und Fortbil-
dungsinhalte seien daher notwendig, damit
Lehrkräfte nicht nur souverän intervenieren,
sondern ebenso angstfrei präventive Aufklä-
rungsarbeit leisten können, heißt es im An-
trag. »Wer für Menschenwürde eintritt,
braucht Rückhalt. Schulen müssen diesen
Rückhalt bieten – für jüdische Schülerinnen
und Schüler ebenso wie für alle, die Gesicht
zeigen.«
KI beim Lernen
Fluch oder Segen?
Chancen und Risiken bei der Arbeit mit Chat GPT und Co.
KI ist ein Helfer, kein Ersatz-Hirn.
Wer das beherzigt, wird in der Künstlichen Intelligenz
mehr Chancen als Risiken finden.
13
4/2025 · lehrer nrw
Vor gar nicht allzu langer Zeit war ‘Künstliche In-
telligenz’ etwas aus dem Bereich Science Ficti-
on. So wenn Roboter die Weltherrschaft über-
nehmen und Terminatoren in die Vergangenheit schi-
cken. Und jetzt ist sie Realität, wird sich nicht zuletzt
massiv auf den Alltag des Lernens auswirken. Wie und
auf welche Weise, das kann niemand mit Gewissheit
prognostizieren. Entscheidend ist, dass KI für das Ler-
nen in etwa das sein kann, was die Entdeckung der
Kernspaltung für die Menschheit bedeutete: Es werden
ungeheure Kräfte freigesetzt – richtig benutzt, stehen
riesige Mengen an Energie zur Verfügung. Geht etwas
schief, haben wir den Super-GAU, der gewaltige Zerstö-
rung bewirkt und alles im Umfeld auf lange Zeit un-
brauchbar macht.
Wie lassen sich die Chancen nutzen und die Risiken
vermeiden? Und wie schaffe ich es, Schülern genau
das zu ermöglichen?
Zu diesem Zweck habe ich im Folgenden Maximen
zusammengefasst, die ungeachtet des Entwicklungs-
standes der KI wichtig bleiben werden. Ich konzentrie-
re mich dabei auf die Nutzung von Open AI ChatGPT
in der kostenlosen Version, weil es die gebräuchlichste
frei zugängliche ist. Ich habe bewusst darauf verzich-
tet, KI-basierte Lern-Apps vorzustellen. Der Markt wird
bereits davon geflutet, es kommen quasi stündlich
Foto: AdobeStock/Vadym
:
neue hinzu. Chancen und Risiken sind aber im Prinzip die
gleichen, außerdem wäre Vieles in dem Moment, wo ich es
tippe, bereits wieder veraltet.
Recherche auf der Rasierklinge
Der Kern nicht nur jedes wissenschaftlichen Arbeitens, son-
dern jeder Form von Fortschritt überhaupt, ist das Misstrau-
en. Wo blinder Glaube herrscht, ist Misstrauen ganz beson-
ders notwendig, und wer solchen einfordert, hat in der Re-
gel keine schlüssigen Argumente. Deshalb ist es so immens
wichtig, Input aus unterschiedlichen Richtungen wahrzu-
nehmen, Urteile und Aussagen nicht einfach nur zu über-
nehmen, sondern auch herauszufinden, wie kommt dieses
Urteil zustande und wie wird es begründet?
Chat-GPT suggeriert, dass es genauso vorgeht. Man be-
kommt wohlklingende Erklärungen, mit Belegen und Ver-
weisen auf Webseiten, Literatur, Produkte, je nachdem, was
gesucht wurde. Aber wie so oft im Leben kann der Anschein
täuschen. So revolutionär das Potenzial ist, es handelt sich
um eine sehr junge Technologie, die noch überaus fehleran-
fällig ist. Meine stichprobenartigen Überprüfungen bei Er-
klärungs- oder Recherchefragen über KI sind sicherlich
nicht empirisch belastbar, aber wenn 10 bis 50 Prozent der
als Beleg genannten Links tot, immer wieder Erklärungen
schlicht falsch sind (zum Beispiel Verwechslung von Quel-
lentexten und Autoren) und dieselbe Frage an verschiede-
nen Tagen sehr unterschiedlich beantwortet wird, ist was
faul im Staate Chat GPT.
Zudem ist es reichlich naiv anzunehmen, dass es irgend-
eine frei zugängliche Technologie gäbe, die Beeinflussun-
gen gegenüber resistent ist, allen voran politisch-ideologi-
schen und ökonomischen. Und anders als bei herkömmli-
chen Informationsquellen fehlen uns aufgrund der vorge-
gebenen Gleichförmigkeit der Ergebnisse externe Bewer-
tungskriterien wie Sprachstil, Druckbild, Querverlinkungen,
Vita und Reputation des Autors oder des Verlags, Qualität
der Homepage etc.
Schüler tendieren ganz besonders dazu, sich vorschnell
mit den ersten angebotenen Lösungen zufrieden zu geben.
Nicht nur, dass ‘Internet’ oft als ausreichende Quellenanga-
be angesehen wird, häufig erfolgt die Auswahl der verwen-
deten Informationsquelle (Singular!) anhand der Treffer-Rei-
henfolge bei Google. Die Nutzung von KI bei Recherche und
Problemlösung kann dies forcieren, weil Antworten nicht
nur noch schneller gegeben werden, sondern bereits ausfor-
muliert sind, also im Zweifelsfall nicht einmal mehr gelesen,
sondern nur übertragen werden müssen.
Deshalb ist es wichtig, die oben genannte Problematik
mit Schülern ausdrücklich zu thematisieren. Mittels geziel-
ter Recherche- und Überprüfungsaufgaben über Chat
GPT mit Dokumentation des Vorgehens kann ich sie sensi-
bilisieren und die KI-Nutzung gezielt in den Unterricht ein-
binden.
KI als Helfer, nicht Ersatz-Hirn
Es ist schon verführerisch. Ich muss einen Text durcharbei-
ten. Da habe ich keine Lust zu. Und dann gibt es da eine
Maschine, der kann ich diesen Text geben, und dann
spuckt sie mir in wenigen Sekunden eine Zusammenfas-
sung aus. Arbeit erledigt! Cool, was? Da sind wir genau
beim größten Problem der Arbeit mit KI. Sie kann uns eine
Vielzahl von Arbeiten abnehmen, die wir als lästig empfin-
den. Warum soll ich mir den Tag versauen, wenn ich die In-
halte so präsentiert bekomme und ohne mich angestrengt
zu haben, im Unterricht mit famoser Textkenntnis glänzen
kann, die ich gar nicht habe?
Aber das ist ja nicht der Punkt. Die Erarbeitung des In-
halts von Texten, Statistiken oder Schaubildern ist im Rah-
men jeder Ausbildung ein Mittel zum Zweck. Es gilt Fach-
wissen UND Methodenkompetenz zu erwerben. Und vor al-
lem Letzteres geht völlig verloren, wenn die KI nicht als Hel-
fer, sondern als Ersatz-Hirn verwendet wird.
Warum müht sich der Sportler damit ab, schwere Gewich-
te zu stemmen, wenn es doch Flaschenzüge und Gabelstap-
ler gibt? Warum joggst Du kilometerlang, wenn Du dieselbe
Strecke mit dem Bus fahren kannst? Natürlich ist es anstren-
gender, den eigenen Körper zu nutzen, aber genau das ist
es schließlich, was Muskelzellen und Kondition aufbaut!
Das gleiche gilt für die Fähigkeit des Gehirns, neuronale
Verknüpfungen herzustellen, das Verstehen, Strukturieren
und Abspeichern von Wissen, kurz, die intellektuelle Leis-
tungsfähigkeit zu trainieren.
Schüler haben diese Weitsicht normalerweise nicht, und
je nach Altersstufe können sie diese auch gar nicht haben.
Um so wichtiger ist es, ein Problembewusstsein zu schaffen –
nicht mit erhobenem Zeigefinger, als vielmehr auf die Vor-
teile deutend, die ich mir langfristig verschaffe, wenn ich
das Gehirn trainiere.
Der Midas-Effekt: Aufs Detail kommt es an
Wie war das noch mit König Midas? Er hatte dem Gott Dio-
nysos geholfen, welcher ihm daraufhin zusagte, einen
Wunsch zu erfüllen. Midas wünschte sich, dass alles, was er
anfasse, zu Gold werden würde. Die erste Freude währte nur
kurz: Nachdem er sich von seinem unermesslichen Reich-
tum berauscht zum Essen begeben hatte, stellte er fest, dass
sich auch alle Speisen und Getränke in Gold verwandelten,
folglich ungenießbar wurden. Er wäre elend verhungert
und verdurstet, hätte Dionysos – eine absolute Seltenheit für
griechische Götter – nicht Erbarmen gehabt und ihm ge-
zeigt, wie er sich von dem Segen, der sich als Fluch ent-
puppte, befreien konnte.
Die Schuldfrage ist schnell geklärt: Der Gott kann nichts
dafür. Dionysos hat exakt das gemacht, was sich Midas ge-
wünscht hatte. Ein »Ich meinte das aber anders« nützt nichts,
wenn das nicht auch klar und unmissverständlich geäußert
wird.
14 4/2025 · lehrer nrw
So arbeitet auch die KI. Man gibt ihr Arbeitsaufträge,
sogenannte Prompts, und sie führt diese aus. Exakt wie
man sie geschrieben hat. Drücke ich mich mehrdeutig
oder missverständlich aus, werde ich nicht die Antwort
bekommen, die ich brauche. Das ist im besten Fall läs-
tig, weil ich nachjustieren muss. Im schlechtesten Fall
kommen die Fehler, zum Beispiel eine unzutreffende in-
haltliche Schwerpunktsetzung, irreführende Querver-
weise oder falsche Verknüpfungen, gar nicht ans Ta-
geslicht, und in der Prüfung oder bei Rückgabe der
schriftlichen Arbeit kommt das böse Erwachen.
Oft braucht es mehrere Versuche und zunehmende
Präzisierungen, um ein Ergebnis zu erhalten, das dem
entspricht, was ich auch erzielen wollte. Aber das lässt
sich üben, sofern Schülern klar ist, dass das erstbeste Er-
gebnis in aller Regel nicht das beste ist (s.o.) und dass
ich zunächst einmal ganz genau klären muss, was ich
eigentlich suche, was ich brauche, wo ich hinwill.
Und hier kann sich ein spannender Synergieeffekt er-
geben. Exaktes, unmissverständliches, grammatika-
lisch wie syntaktisch präzises Formulieren ist eine Kom-
petenz, die zweifelsohne rückläufig ist und in allen
schriftlichen Fächern erhebliche negative Konsequen-
zen hat. Präzisiere ich Prompts, trainiere ich diese Kom-
petenz und habe einen unmittelbaren Nutzen: Je sorg-
fältiger formuliert, desto besser das Ergebnis. Die Ver-
mutung liegt nahe, dass sich dies auch positiv auf die
allgemeine Textkompetenz auswirkt.
KI als Lernturbo
Analog zu allem, was die intellektuellen Fertigkeiten
trainiert und bei dem die KI-Nutzung gefahrvoll bezie-
hungsweise langfristig sogar kontraproduktiv ist, gibt
es viele Aspekte des Lernens, wo wir Zeit, Kraft und Mo-
tivation sparen können, indem wir sie delegieren.
Auch Dr. Frankenstein hatte seinen Igor, Dracula sei-
nen Renfield. Aber wie oben thematisiert: Helfer brau-
chen klare Befehle und ich muss wissen, wo ich sie ge-
winnbringend einsetze. Was passiert, wenn man den
treuen, aber mitunter geistlosen Unterstützern zu viel
Verantwortung gibt, lässt sich am Beispiel der Minions
erkennen, die ein fürchterliches Chaos anrichten, so-
bald ihnen niemand Anweisungen gibt.
Der effiziente Einsatz von Ressourcen wie Zeit oder in-
tellektueller Kraft ist auch etwas, was die meisten Sc-
ler erst lernen müssen, manchmal sehr leidvoll. Das
muss nicht sein! KI kann helfen, Schüler selbstständiger
zu machen, ohne Risiko. Deshalb zum Abschluss einige
zentrale Aspekte, wo der virtuelle Helfer ausgespro-
chen nützlich ist. Ich eröffne als Lehrkraft meinen Sc-
lern gewaltige Möglichkeiten, indem ich ihnen ver-
deutliche, was sie alles selbst mit technischer Unterstüt-
zung hinbekommen können:
Einblick gewinnen und gezielt recherchieren
Schick Deinen KI-Minion los, wenn Du auf ein The-
ma gestoßen bist, von dem Du noch gar nicht weißt,
ob es für Dich überhaupt wichtig ist. Lass Dich beim
Eingrenzen und Spezifizieren unterstützen! Er besorgt
Dir grundlegende Kenntnisse (mit gebotener Vor-
sicht, s.o.), Du kannst gezielte Nachfragen stellen und
dann entscheiden, ob es sich für Dich lohnt, mehr
Mühe hineinzustecken.
Aufgrund der Möglichkeit, Nachfragen zu stellen
und Deine Recherche systematisch zu verfeinern, ist
die Vorgehensweise auf jeden Fall sinnvoller, als die
Schlagwortsuche über Meta-Suchmaschinen wie
Google, was immer ein wenig Glücksspiel ist: Die
Reihenfolge der Treffer basiert nicht allein darauf,
wie zutreffend die Seite für Deine Suchanfrage ist,
sondern hängt an vielen anderen Kriterien, unter
anderem auch, wieviel Geld der Seitenbetreiber an
Google oder SEO-Experten zahlt.
Übungsaufgaben und -material erstellen
In der unmittelbaren Prüfungsvorbereitung ent-
scheidet nicht, was Du in den Kopf reingesteckt hast,
sondern was Du im Ernstfall rausholen kannst. Auf
die Abrufbarkeit des Wissens kommt es an. Und das
lässt sich ganz individuell und zielgenau trainieren!
Füttere den virtuellen Gesprächspartner mit den
entsprechenden Informationen über Dich, worüber
Du geprüft wirst und welches Material Du benötigst
(s.u.). Im Zweifelsfall gibst Du ihm die Ausgangstexte
als Materialgrundlage. Und dann lässt Du Dir Prü-
fungsfragen, Klausuren, Lückentexte, Single Choi-
ce/Multiple Choice Tests erstellen, was und wie viel
das Herz begehrt.
15
4/2025 · lehrer nrw
DER AUTOR
Dr. Stefan Schrumpf, promovierter His-
toriker, ehemaliger Universitätsdozent
und Gymnasiallehrer, ist heute ein er-
folgreicher Lerncoach. Seine Trai-
ningsmethoden helfen nicht nur
Schülerinnen und Schülern sowie Stu-
dierenden, sondern auch Lehrkräften,
die er dabei unterstützt, ihre pädagogische Arbeit
wirksamer zu gestalten und Lernprozesse noch effizien-
ter zu begleiten. Neben seiner Coaching-Tätigkeit ist
Dr. Schrumpf auch publizistisch aktiv. Er veröffentlicht
regelmäßig Beiträge zu den Themen Lernen, Motivati-
on und Didaktik. Darüber hinaus hält er Workshops
und Vorträge an Schulen, für Verbände sowie für öf-
fentliche Verwaltungseinrichtungen.
www.lerndoktor.de
16 4/2025 · lehrer nrw
Aber: Nicht das gesunde Misstrauen vergessen – zu-
mindest bei anspruchsvollen Übungen mit dem eigenen
Material gegenchecken!
Antworten überprüfen lassen und Feedback geben
Natürlich ist es sinnvoll, zu jeder erstellten Aufgabe eine
Lösung einzufordern. Bei simplen Ja/Nein, falsch/richtig
Antworten ist die Korrektur einfach. Komplexe Arbeitsauf-
träge, vor allem wenn es um Interpretationen, Zusam-
menfassungen, Bewertungen oder Beurteilungen geht,
sind da schwieriger. Hier gibt es – abgesehen von gro-
ben inhaltlichen Schnitzern – keine klaren Antworten
falsch oder richtig, sondern die Qualität der Argumenta-
tion, die innere Logik entscheidet. Im Erwartungshorizont
zu Interpretationsaufgaben steht einleitend gerne der
schöne Satz: »Mögliche Argumentationen können sein...«
Mit anderen Worten, der Prüfling konnte auch etwas
gänzlich anderes schreiben und die volle Punktzahl er-
halten.
Hier heißt ‘anders’ nicht automatisch ‘falsch’! Und die
Stichhaltigkeit der eigenen Interpretation zu überprüfen
ist sehr problematisch. Was ich ‘meine’, muss nicht
zwangsläufig das sein, was ein neutraler Leser auch he-
rausliest. Deshalb ist externes Feedback so wichtig in die-
sem Segment. Aber nicht immer ist ein kompetenter
Feedback-Geber greifbar.
Und das kann die KI: Gib ihr Deine Lösung und beauf-
trage sie, ein Feedback zu geben, es mit einer Musterlö-
sung zu vergleichen oder eine Bewertung vorzunehmen
(dafür musst Du aber vorher entsprechende Kriterien fest-
legen). Auch hier sind Nachfragen und Vorschläge zur
Optimierung möglich (zum Beispiel: »Wie kann ich mein
Werturteil klarer formulieren?«; »Wie baue ich meine Inter-
pretation verständlich auf?«; »Wie vermeide ich missver-
ständliche Formulierungen?«
Strukturen entwickeln und hinterfragen
Die Stärke eines Systems, welches letztlich im Kern auf ma-
thematischen Formeln beruht, ist natürlich das Berechnen.
Füttere den Bot mit den Rahmenbedingungen Deines Ler-
nens, Deines Lebens, Termine, Daten, Deadlines usw. und
er wird Dir Grundzüge einer Lernstruktur errechnen. Das ist
noch lange keine Lernplanung, erst recht keine individuel-
le. Aber auf dieser Basis und mit dieser Hilfe kannst Du Dir
viel organisatorische Arbeit abnehmen lassen.
Oder aber Du lässt Deine eigene Lernstruktur vom gro-
ßen virtuellen Bruder durchchecken, kritische Fragen stel-
len, ein zusätzliches Feedback einholen. Der beste Test ist
und bleibt der eigene Versuch, aber wenn Du Dir selbst
nicht so ganz über den Weg traust, kann eine externe Per-
spektive nützlich sein – aber nur dann, wenn Du Dir klar
machst, dass es tatsächlich nur eine andere Perspektive
ist! Weder muss es falsch sein, wenn Du anderer Meinung
bist, noch heißt es, dass Du eigene Entscheidungen ge-
horsam über Bord wirfst, wenn der PC das empfiehlt. Hin-
terfragen? Immer! Kritiklos übernehmen? Niemals. Aber
das gilt grundsätzlich immer, in allen Lebenslagen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Wieso es langfristig kontraproduktiv ist, sich intellektuelle
Arbeiten von der KI abnehmen zu lassen, darüber hatte
ich mich zu Beginn ausgelassen. Das gilt insbesondere für
das Zusammenfassen, Komprimieren oder Verdichten von
Texten, Diagrammen, Folien und was es noch an Lernma-
terial gibt. Die Kompetenz, das Wesentliche zu erkennen,
Zusammenhänge zu sehen und logische Verknüpfungen
herzustellen, das ist die Basis für jeden Wissenszuwachs.
Das ist es, was unbedingt trainiert werden muss.
Aber wer Stabhochsprung lernen will, fängt auch nicht
mit sechs Metern an. Es braucht viel Arbeit, um über-
haupt mal mit so einem Stab auf eine Matte zu springen,
egal wie hoch die Messlatte liegt. Es spricht also nichts
dagegen, sich von der Technik Hilfe zu holen – so lange
es Hilfe zur Selbsthilfe ist! Deshalb: Mach so viel wie mög-
lich selbst. Wähle Deinen Schwierigkeitsgrad:
Level 1 (easy): Schwer verständliche Texte kannst Du
Dir von Chat GPT vereinfachen lassen. Dann weißt Du in
etwa, worum es geht. Dann aber nimm Dir den Aus-
gangstext noch einmal vor und gehe Deinen Verständ-
nisproblemen auf den Grund. Nur so verbesserst Du Dein
eigenes Textverständnis.
Level 2 (hardcore): Du erstellst Deine Zusammenfas-
sungen komplett eigenständig, lädst Ausgangsmaterial
und Deine Lösung hoch und lässt das vergleichen. Frage
auch nach Möglichkeiten der Optimierung.
Dieses Prinzip ist natürlich übertragbar auf viele Lernmate-
rialien, ich denke da vor allem an Karteikarten, Lernzettel,
(legale) Spickzettel, wie auch visualisierte Darstellungen
(Mindmaps, Flowcharts, Diagramme), die von Chat GPT
selbst nicht erstellt, aber überprüft werden können.
Fluch oder Segen?
Wir haben es selbst in der Hand
Wie eingangs beschrieben, die KI-Katze ist aus dem Sack
und wird nicht wieder einzufangen sein. Egal, wie ich per-
sönlich dazu stehe, ich muss mich damit auseinanderset-
zen, wenn ich meine Aufgabe ernst nehme, Schüler auf das
reale Leben vorzubereiten.
Die virtuelle Welt ist mittlerweile untrennbar mit der rea-
len verknüpft. Die sinnvolle Nutzung künstlicher Intelligenz
wird aller Voraussicht nach eine Kernkompetenz künftiger
Generationen sein. Je früher junge Menschen ein Bewusst-
sein für Chancen und Risiken dieser Technik entwickeln,
desto besser. Die Entdeckung des Feuers ging sicherlich
auch mit ein paar verbrannten Urmenschen-Fingern einher.
Das wird sich nicht ändern. Aber wir können verhindern,
dass die ganze Höhle abbrennt. Das lohnt sich!
17
4/2025 ·
lehrer nrw
SCHULE & POLITIK
Tom Schipper
einstimmig gewählt
Eine wichtige personelle Weichenstellung und aktuelle
Schulpolitik standen im Mittelpunkt der Sitzung des Haupt-
ausschusses von
lehrer nrw
am 19. September in Dortmund.
T
Tom Schipper ist neuer stellvertretender
Vorsitzender im Vorstand von
lehrer
nrw
. Der 52-Jährige wurde im Haupt-
ausschuss einstimmig gewählt. Er tritt die
Nachfolge von Katrin Saniter-Hann an, die
ihr Vorstandsmandat aus familiären Grün-
den niederlegen musste. Tom Schipper ist
Lehrer für Deutsch, Geschichte und Evange-
lische Religion sowie außerdem Beratungs-
lehrer an der Gesamtschule Rheinbach, die
er seit der Gründung 2014 mit aufgebaut
hat. Auch in der Verbands- und Personalrats-
arbeit ist er ein Aktivposten: Er ist Kreisver-
bandsvorsitzender von
lehrer nrw
für Bonn
und den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis
sowie seit 2016 Mitglied des Personalrats
Gesamt- und Sekundarschule im Regie-
rungsbezirk Köln.
Breites Themenspektrum
Über die schulpolitischen Entwicklungen der
letzten Monate und die Aktivitäten auf Vor-
stands- und Personalratsebene berichteten
Verbandsvorsitzender Sven Christoffer und
Sarah Wanders als Vorsitzende des Haupt-
personalrats Realschule. Das Spektrum
reichte von der Diskussion um Arbeitszeit-
modelle über die bevorstehenden Tarifver-
handlungen bis hin zum 17. Schulrechtsän-
derungsgesetz (17. SchRÄG) sowie zum
Schulkompass 2030.
Vor allem zu den letzten beiden Punkten
hat
lehrer nrw
eine dezidiert kritische Hal-
tung eingenommen (siehe auch die Berichte
auf den Seiten 6 und 18). So sind im Schul-
kompass 2030 unter anderem eine massive
Ausweitung der Lernstandserhebungen und
die flächendeckende Einführung von Zielver-
einbarungen zwischen Schulaufsicht und
den Schulleitungen aller Schulen geplant.
Das trägt erheblichen Druck in die Schulen
und bedeutet einen enormen Mehraufwand
für die Lehrkräfte, denn zusätzliche Ressour-
cen soll es für diese Aufgaben nicht geben,
kritisierte Christoffer.
Erfolgreiche
Pressekampagne
Hoch problematisch sieht
lehrer nrw
zudem
das 17. Schulrechtsänderungsgesetz, das es
Schulträgern ermöglicht, an Realschulen
dauerhaft einen Hauptschul-Bildungsgang
ab Klasse 7 einzurichten. Die Schülerinnen und
Schüler im Hauptschul- und im Realschul-Bil-
dungsgang werden gemeinsam im Klassen-
verband unterrichtet, und zwar parallel nach
zwei völlig unterschiedlichen Lehrplänen.
lehrer nrw
hat deshalb eine Pressekampa-
gne gestartet, die ein enormes mediales
Echo ausgelöst hat.
lehrer nrw
habe zwar
den politischen Kampf gegen das zwischen-
zeitlich im Landtag beschlossene Gesetz
verloren, dafür aber die Presseberichterstat-
tung weitgehend dominiert, so dass die
Öffentlichkeit deutlich sensibilisiert ist,
resümierte Sven Christoffer. Jochen Smets
Klares Votum: Der
Hauptausschuss bei der
Nachwahl zum Vorstand.
Einstimmig gewählt:
Tom Schipper ist neuer stellvertretender
Vorsitzender von
lehrer nrw.
Foto: Smets
lehrer nrw ·
4/2025
18
SCHULE & POLITIK
Schulstart
mit Fragezeichen
Auf der traditionellen Pressekonferenz zum Schuljahresauf-
takt hat Schulministerin Dorothee Feller den Schulkompass
2030 erneut als zentrales Instrument zur Verbesserung der
Bildungsqualität hervorgehoben. Weitere Themen und Ziele
waren unter anderem eine Stärkung der Basiskompetenzen,
Verbesserungen bei der Integration und eine Modernisie-
rung der Lehrerausbildung.
»
»W
Wir haben unseren Schulkompass
auf klare Ziele ausgerichtet: Wir
wollen mehr Schülerinnen und Schüler
auf ein Leistungsniveau bringen, das ih-
nen beste Zukunftschancen eröffnet. Zu-
gleich wollen wir erreichen, dass weniger
Schülerinnen und Schüler an den grundle-
genden Anforderungen scheitern. Und wir
werden die sozial-emotionalen Kompe-
tenzen stärken, damit sich Schülerinnen
und Schüler in der Schule wohlfühlen und
gut lernen können«, erklärte die Ministe-
rin.
Lehrkräftemangel –
ein neues Loch in
der Personaldecke
Diese Ziele teilt auch
lehrer nrw
. Bedenken
bestehen allerdings hinsichtlich des Instru-
mentariums. Geplant sind unter anderem
zusätzliche Lernstandserhebungen und
Zielvereinbarungen zwischen Schulleitun-
gen und Schulaufsicht. Dies bedeutet für
die ohnehin wegen massivem Personal-
mangels chronisch überlasteten Schulen
und Lehrkräfte einen erheblichen Mehrauf-
wand (lesen Sie hierzu auch den ‘Brenn-
punkt’ auf Seite 6).Und das Problem wird
sich noch erheblich verschärfen: Denn im
Sommer 2026 werden über 2500 Lehrkräf-
te von Grundschulen und weiterführenden
Schulen abgezogen. Sie werden wegen der
Umstellung auf das G9-Abitur an den
Gymnasien benötigt. Sie waren vom Land
über Vorgriffsstellen an anderen Schulfor-
men eingesetzt worden. »Damit fallen an
den Schulen der Sekundarstufe I auf einen
Schlag rund 1500 Lehrerinnen und Lehrer
weg. Wir erwarten, dass die Landesregie-
rung die einjährige Vorlaufzeit bis zum
Schuljahresbeginn 2026/ 2027 nutzt und
rechtzeitig Konzepte vorlegt, wie diese
Lücke adäquat geschlossen werden kann«,
forderte der
lehrer nrw
-Vorsitzende Sven
Christoffer in einer Pressemitteilung. Vor
dem Hintergrund dieses neuerlichen Lochs
in der Personaldecke scheint es aus Sicht
von
lehrer nrw
umso dringlicher, den von
Schulministerin Dorothee Feller erst kürz-
lich vorgestellten ‘Schulkompass NRW
2030’ noch einmal auf den Prüfstand zu
stellen.
Basiskompetenzen fördern
‘Richtig gut schreiben’
Feller betonte, dass die Landesregierung
seit Amtsantritt ihren Fokus klar auf die
Basiskompetenzen gerichtet habe. Dabei
stand zunächst vor allem das Lesen im
Mittelpunkt. In den kommenden Schuljah-
Foto: AdobeStock/killykoon
Noch mehr Druck: In Zeiten sich verschärfenden Personalmangels
bedeutet das mit dem Schulkompass 2030 einhergehende Maßnahmen-
paket einen enormen Mehraufwand für Schulen und Lehrkräfte.
SCHULE & POLITIK
ren will das Schulministerium nun seine
Unterstützung für das Schreibenlernen
ausweiten. Unter der Überschrift ‘Richtig
gut schreiben’ wird es schon im Primarbe-
reich zum einen um Handschrift und richti-
ge Rechtschreibung von Anfang an gehen,
zum anderen um das kreative Schreiben
von Texten.
Integration stärken –
Mein Anfang auf Deutsch
Für neu zugewanderte Schülerinnen und
Schüler in der Erstförderung bringt das
Land ein neues digitales Angebot zur Al-
phabetisierung heraus: Mein Anfang auf
Deutsch. Das Tool verbindet Alphabetisie-
rung und Spracherwerb und funktioniert
auch in Gruppen ohne gemeinsame Spra-
che. Animierte Dialoge, Arbeitsmaterialien
und eine digitale Lauttabelle führen in das
lateinische Alphabet ein. Die Schülerinnen
und Schüler verbinden schrittweise das
Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben. Da-
rüber hinaus werden zahlreiche Materia-
lien und Konzepte aus dem BISS-Netzwerk
für die Sprachbildung im neuen digitalen
Wissensportal ‘digiWi’ kostenlos zur Verfü-
gung gestellt.
Lehrkräfteausbildung
modernisieren – Praxis-
nähe und Qualität stärken
Als zentrale Aufgabe für das kommende
Schuljahr benannte die Ministerin die Mo-
dernisierung der Lehrkräfteausbildung.
Nach einem umfassenden Dialogprozess
mit Hochschulen, Bezirksregierungen, Kir-
chen und Lehrerverbänden hat das Schul-
ministerium dem Landtag einen Bericht zur
Lehrkräfteausbildung vorgelegt und paral-
lel die Anhörung der Verbände zu einem
entsprechenden Gesetzentwurf gestartet.
»Wir wollen die Lehrkräfteausbildung mo-
dernisieren, praxisnäher gestalten und die
Qualität weiter steigern. Unser Ziel haben
wir klar formuliert: mehr junge Menschen
für den Lehrerberuf gewinnen und sie opti-
mal auf die Arbeit mit unseren Kindern
vorbereiten«, so Feller. Darum soll das Stu-
dium praxisnäher gestaltet und künftig
noch stärker mit der schulischen Praxis
verzahnt werden. Das Eignungs- und Ori-
entierungspraktikum zu Beginn des Bache-
lorstudiums soll von 25 auf 30 Tage verlän-
gert werden, damit angehende Lehrkräfte
früher intensive Einblicke in den Schulall-
tag erhalten. Ebenso soll das Berufsfeld-
praktikum am Ende des Bachelors neu
ausgerichtet werden: Künftig soll es grund-
sätzlich in Schulen stattfinden. Auch der
Vorbereitungsdienst – die Brücke zwischen
Studium und Schulalltag – werde moderni-
siert. »Im Vorbereitungsdienst gilt künftig:
mehr Training, weniger Kontrolle – echte
Lerngelegenheiten statt Showstunden«,
kündigte Feller an.
lehrer nrw ·
4/2025
20
SCHULE & POLITIK
Kleine Anfrage,
große Wirkung
Das umstrittene 17. Schulrechtsänderungsgesetz (17. SchRÄG)
sorgt weiter für Gesprächsstoff. Eine Kleine Anfrage der FDP
an die Landesregierung förderte kurz vor den Sommerferien
eine brisante Information zutage.
meindebund Nordrhein-Westfalen ver-
weist in seiner Stellungnahme zum Ge-
setzentwurf darauf, dass unter den Schü-
lerinnen und Schülern im Hauptschulbil-
dungsgang eine hohe Anzahl ohne Ab-
schluss die Schule verlässt. Dies lässt
sich nun auch mit aktuellen Zahlen bele-
gen.
»Wie groß ist der Anteil der Schülerin-
nen und Schüler im Hauptschulbildungs-
gang an Realschulen, die diesen erfolg-
reich abschließen bzw. derer, die keinen
ersten Schulabschluss erwerben?« Dies
wollte die bildungspolitische Sprecherin
der FDP-Landtagsfraktion, Franziska Mül-
ler-Rech, wissen und richtete deshalb eine
Kleine Anfrage an die Landesregierung.
Deren Antwort lautet so: »An den Real-
schulen mit Hauptschulbildungsgang ha-
ben im Jahr 2024 landesweit 53 von 285
bzw. 18,6 Prozent der Schülerinnen und
Schüler die Schule ohne einen Schulab-
schluss verlassen.« 18,6 Prozent – diese
Zahl klingt nicht nur sehr hoch, sie ist es
Individuelle Förderung ist gera-
de bei schwächeren Schülern
das A und O. Das können Realschulen
mit Hauptschulbildungsgang unter den jetzi-
gen Rahmenbedingungen kaum leisten.
Foto: AdobeStock/contrastwerkstatt
D
Das Kernproblem am Schulgesetz ist
der Paragraf 15. Er ermöglicht es
Schulträgern, an Realschulen künf-
tig dauerhaft einen Hauptschulzweig einzu-
richten, und zwar »insbesondere, wenn ei-
ne öffentliche Hauptschule in der Gemein-
de oder im Gebiet des Schulträgers (…)
nicht vorhanden ist«, wie es im Gesetzes-
text heißt. Dabei werden Realschülerinnen
und -schüler ab Klasse 7 im Klassenver-
band mit Hauptschülerinnen und -schülern
unterrichtet, und zwar parallel nach zwei
völlig unterschiedlichen Lehrplänen.
Strukturelle Überforderung
Dies hat
lehrer nrw
von Anfang an scharf
kritisiert. »Leidtragende dieser pädagogi-
schen Verirrung sind die Lehrkräfte, die
parallel unterschiedliche Unterrichtsgegen-
stände behandeln und Lerninhalte vermit-
teln müssen. Diese in den Strukturen ange-
legte Überforderung verhindert Unterrichts-
qualität«, erklärte der
lehrer nrw
-Vorsitzende
Sven Christoffer in einer Pressemitteilung.
Leidtragende sind aber auch die Schüle-
rinnen und Schüler: Der Städte- und Ge-
SCHULE & POLITIK
21
4/2025 ·
lehrer nrw
auch. Die Brisanz dieser Information liegt
im Vergleich: Denn an originären Haupt-
schulen in Nordrhein-Westfalen ist die
Abbrecherquote deutlich geringer.
Originäre Hauptschulen
können mehr
Das zeigt zweierlei. Erstens: Längeres ge-
meinsames Lernen zu Realschulkonditio-
nen kann nicht funktionieren. Die Institu-
tionalisierung der Realschulen mit Haupt-
schulbildungsgang ist in der jetzigen Form
vor allem ein Sparmodell zulasten der
Lehrkräfte und – insbesondere der schwä-
cheren – Schülerinnen und Schüler. »Wer
trotzdem einen solchen Ansatz verfolgt,
muss diesen Realschulen dann aber zumin-
dest die weitaus günstigeren Rahmenbe-
dingungen der integrierten Schulformen
zur Verfügung stellen. Das umfasst ein ge-
ringeres Pflichtstundendeputat der Lehr-
kräfte, eine günstigere Lehrer-Schüler-Rela-
tion und mehr Funktionsstellen«, fordert
Christoffer.
Und zweitens: Originäre Hauptschulen
sind aufgrund ihres stark auf individuelle
Förderung ausgerichteten Konzepts offen-
sichtlich weitaus besser in der Lage, ihre
Schülerklientel zu erfolgreichen Abschlüs-
sen zu führen. Was Realschulen mit
Hauptschulzweig betrifft, kann die Konse-
quenz aus Sicht von
lehrer nrw
nur lauten:
Es ist zwingend erforderlich, dass die Lan-
desregierung diesen Schulen die Bildung
eigener Hauptschulklassen ermöglicht und
dafür entsprechende Ressourcen bereit-
stellt.
Steigender Bedarf
an Hauptschulplätzen
Die Landesregierung bekennt sich in ihrer
Antwort auf die Kleine Anfrage zur Schul-
form Hauptschule. Diese bilde »weiterhin
einen wichtigen Baustein im nordrhein-
westfälischen Schulsystem«. Das Schulmi-
nisterium geht davon aus, dass der Bedarf
an Hauptschulplätzen in NRW zunimmt –
laut einer aktuellen Vorausberechnung
von aktuell 48485 auf voraussichtlich
53 160 bis zum Jahr 2032. Vor diesem
Hintergrund hält die Landesregierung
es nach wie vor für eine gute Idee, den
Realschulen die Möglichkeit einzuräu-
men, einen Hauptschulbildungsgang
einzurichten.
Die FDP-Schulexpertin Franziska Müller-
Rech als Initiatorin der Anfrage kommen-
tierte das Ergebnis im Gespräch mit der
WAZ so: »Diese Zahlen werfen grundle-
gende Fragen auf – zur Qualität des Ange-
bots, zur Vorbereitung auf den Abschluss
und zur Verantwortung der Schulpolitik.«
Jochen Smets
lehrer nrw ·
4/2025
22
SCHULE & POLITIK
»Was
Mit dem neuen Schuljahr 2025/2026 startet der bundesweite Wettbewerb econo=me – Wirtschaft
und Finanzen in eine neue Runde. Das Thema lautet: »Was ZOLL das? Wir und der Welthandel«.
S
Seit der erneuten Amtsübernahme von
Präsident Donald Trump im Januar
2025 verfolgt die US-Regierung eine
deutlich protektionistischere Handelspolitik.
Importzölle werden gezielt als außenpoliti-
sches Instrument genutzt – mit spürbaren
Folgen für die internationale Wirtschaft.
Zeit also, den globalen Handel
kritisch zu beleuchten:
Warum treiben Unternehmen
internationalen Handel?
Welche Rolle spielen dabei Zölle
und Handelsbeschränkungen?
Welche Auswirkungen hat das
auf unseren Alltag, auf Preise,
Arbeitsplätze und Unternehmen?
Was heißt das für unsere wirtschaftliche
Zukunft – als Verbraucher und Verbrau-
cherinnen, Erwerbstätige sowie Unter-
nehmerinnen und Unternehmer? Und
wie können wir darauf reagieren?
Der econo=me-Wettbewerb 2025/2026 lädt
Schülerinnen und Schüler der Sekundarstu-
fen I und II ein, sich mit diesem hochaktuel-
len Thema auseinanderzusetzen, das in er-
heblichem Maße ihre eigene Zukunft be-
trifft. Das Bundesministerium der
Finanzen sowie die Deutsche Bundesbank
übernehmen die Schirmherrschaft.
Zehn Jahre econo=me
Wettbewerb
Der econo=me Wettbewerb wurde 2015 von
der Flossbach von Storch Stiftung initiiert, um
das Wirtschafts- und Finanzwissen von Schü-
lerinnen und Schülern zu fördern. Damals wie
heute treibt die Organisatoren eine zentrale
Überzeugung an: Ökonomische Bildung ist
kein Randthema. Sie ist Teil der Allgemeinbil-
dung – und damit auch eine Grundvorausset-
zung für Selbstbestimmung, gesellschaftliche
Teilhabe und eine lebendige Demokratie.
In Gesprächen, Workshops und Wettbe-
werbsbeiträgen zeigt sich immer wieder:
Foto: AdobeStock/sornram
Handelskonflikt: Unter Präsident Donald Trump setzt die US-Regierung Importzölle gezielt ein, um außenpolitische
Interessen durchzusetzen und die eigene Wirtschaft zu stärken. Um damit verbundene Folgen, Herausforderungen und
Perspektiven für den Welthandel, aber auch für unseren Alltag, dreht sich der econo=me-Wettbewerb 2025/2026.
ZOLL
das?«
SCHULE & POLITIK
Junge Menschen wollen verstehen, wie un-
sere Welt funktioniert – auch in wirtschaftli-
cher Hinsicht. Der Wettbewerb schafft Raum
dafür. Schülerinnen und Schüler erwerben
Fachwissen, hinterfragen kritisch und entwi-
ckeln eigene Perspektiven – mit Neugier,
Kreativität und Teamgeist.
Seit 2015 haben unzählige Teams aus
ganz Deutschland ihre Sicht auf wirtschaftli-
che Zusammenhänge geteilt: mit Videos,
Podcasts, Plakaten, Blogs, Songs, Theaterstü-
cken, Spielen und Websites. Die Themen wa-
ren vielfältig: Inflation, Kryptowährungen,
Arbeit der Zukunft, Wirtschaftsordnungen,
Schulden u.v.m. Dahinter stehen Lehrerin-
nen und Lehrer, die den Wettbewerb mit
großem Engagement in ihre Schulen brin-
gen.
Jubiläumsjahr und Ausblick
Zehn Jahre econo=me bedeuten zehn Jahre
gelebte Bildungspraxis. Die Erfahrungen zei-
gen: Ökonomische Bildung gehört mitten ins
Klassenzimmer. Nicht als Expertendisziplin,
sondern als Einladung für alle zum Denken,
Hinterfragen und Verstehen. Die Vision ist
klar: eine Gesellschaft, in der wirtschaftli-
ches Wissen keine elitäre Ressource ist, son-
dern ein demokratisches Gut. Eine Gesell-
schaft, in der Bildung nicht nur Fachwissen,
sondern auch Werte, Haltung und Selbstver-
trauen vermittelt.
»econo=me zeigt, wie das gelingen kann,
wenn wir jungen Menschen etwas zutrauen
und sie selbst zu Wort kommen lassen«,
sagt Nicolas Meier von der Flossbach von
Storch Stiftung. »Machen Sie mit Ihrer Klas-
INFO
Teilnahmebedingungen 2025/2026
Teilnahme in Gruppen von drei bis zehn Schülerinnen und Schülern ab Klasse 7.
Beiträge aus Sekundarstufe I und II werden separat bewertet.
Die Beiträge können im Fachunterricht Wirtschaft, Wirtschaft-Politik oder Erdkunde,
in Projektwochen oder auch außerschulisch erstellt werden.
In einigen Bundesländern kann die Teilnahme
eine Kurs- oder Klassenarbeit ersetzen.
Einsendeschluss ist der 27. Februar 2026. Auf die Gewinnerinnen und Gewinner
warten Sachpreise, Ausflüge, Erlebnisgutscheine, Überraschungsgeschenke
sowie Teilnahmeurkunden.
Unterstützung für Lehrkräfte
Bei der Anmeldung erhalten Lehrkräfte ein umfangreiches Materialpaket:
‘DIE ZEIT’ und/oder das ‘Handelsblatt’ digital kostenfrei, Zugänge zum
wigy-Onlinepool, Teach Economy sowie ‘ZEIT für die Schule’ für Materialien,
Arbeitsblätter, Erklärvideos u.v.m., die Zeitschrift ‘Wirtschaftspolitik im Kontext
globaler Märkte’ (lpb Ausgabe 89-2025) und eine Ausgabe der Zeitschrift ‘Position’.
‘4teachers’-Online-Seminar: Fachinformationen
und Impulse zur Unterrichtseinbindung.
‘4students’-Online-Sprechstunden: Tipps und Q&A zur Beitragserstellung,
offen für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte.
Informationen zum Ablauf des Wettbewerbs,
den Teilnahmebedingungen und die Möglichkeit
zur Anmeldung gibt es unter https://econo-me.de/
se im Schuljahr 2025/2026 mit. Bringen Sie
das Thema Welthandel in den Unterricht
und geben Sie Ihren Schülerinnen und Schü-
lern die Chance, Wirtschaft aktiv zu begrei-
fen.«
lehrer nrw ·
4/2025
24
FORTBILDUNGEN
Von Mobbingprävention
bis Resilienzförderung
Aus dem breit gefächerten Fortbildungsangebot von
lehrer nrw
im zweiten Schulhalbjahr stellen
wir hier einige Seminar-Highlights in Kurzform vor. Anmeldungen sind online möglich.
‘Kinder und Jugendliche stark machen’
Prävention von Mobbing in der Klasse
Herausfordernde Mobbingsituationen, ständige Störungen des Unterrichts oder die leise Erkenntnis, dass einzelne Kinder ganz deutlich im
Schulalltag unter dem Radar mitlaufen – all das ist eine große Belastung sowohl für die Lehrkraft als auch für die Mehrheit der Kinder in der
Klasse. In dieser praxisorientierten Modulreihe geht es darum, Wege und Methoden kennenzulernen, die den Kindern helfen, auf der Grundlage
gegenseitiger Wertschätzung zu ihrer mentalen Stärke zu finden. Bei jedem Modul wird es genug Zeit für einen persönlichen Austausch der Teil-
nehmenden geben. Referentin ist Claudia Schäfer (Lehrerin mit dreißig Jahren Berufserfahrung, Ressourcentrainerin, Stress- und Mentalcoach).
Modul 1
Aufbau mentaler Stärke bei Kindern
Konkrete Praxisideen zur täglichen Umsetzung im Schulalltag
Wie bekomme ich Ruhe und Frieden in meine Klasse?
Entspannungstechniken für meine Klasse und mich
Jeder kann etwas anderes gut! –
Kennenlernen der eigenen Schwächen und Stärken
Seminar-Nr.: 2025-1112
Ort: Sure Hotel | Schwanenstraße 27 | 40721 Hilden
Termin: Dienstag, 11. November 2025
von 13:30 Uhr bis 17:00 Uhr
Kosten (inklusive Tagesverpflegung):
90 Euro für
lehrer nrw
Mitglieder,
140 Euro für sonstige Teilnehmer
Anmeldeschluss: 2. Oktober 2025
Modul 2
Weiterführende Trainingsansätze zum Aufbau
mentaler Stärke bei Kindern
Unsichere Kinder im Schulalltag – wie gehen sie nicht unter?
Mobbing in meiner Klasse – und jetzt?
Achtsamkeit und Wertschätzung –
wie baue ich das im oft hektischen Schulalltag ein?
Der Atem als Kraftspender für Kinder und Lehrkräfte
Seminar-Nr.: 2026-0210
Ort: Sure Hotel | Schwanenstraße 27 | 40721 Hilden
Termin: Dienstag, 10. Februar 2026 von 13:30 Uhr bis 17:00 Uhr
Kosten (inklusive Tagesverpflegung):
90 Euro für
lehrer nrw
Mitglieder,
140 Euro für sonstige Teilnehmer
Anmeldeschluss: 9. Januar 2026
Foto: AdobeStock/mariesacha
Mobbing ist eine enorme
Belastung für das Opfer. Wie es
gelingen kann, ein gutes Klassenklima herzu-
stellen und wie Lehrkräfte dabei alle Kinder
‘mitnehmen’ können, ist Thema der Modulrei-
he ‘Kinder und Jugendliche stark machen’.
25
4/2025 ·
lehrer nrw
FORTBILDUNGEN
‘Recht im Schulalltag’
In diesem Seminar, das mit gleichem Inhalt an zwei Termi-
nen angeboten wird, beantwortet Horst Joosten, Referats-
leiter und Experte für Besoldung und Versorgung bei
lehrer nrw
, alle Fragen rund um
Regelaltersgrenze
Antragsruhestand ab dem 63. Lebensjahr
und Versorgungsabschlag
Vorzeitige Pensionierung bei Dienstunfähigkeit
und wegen Schwerbehinderung
Teildienstfähigkeit
Jahresfreistellung im Blockmodell und Altersteilzeit
Der Fachunterricht steht an erster Stelle, ist aber
nicht alles. Der Lehrberuf bietet darüber hinaus
noch viele weitere interessante aber auch heraus-
fordernde Aufgaben. Rechtssicherheit verleiht in
diesem Kontext Souveränität. Christopher Lange
(Justitiar,
lehrer nrw
) informiert in dieser Fortbil-
dung über wichtige rechtliche Grundlagen, die
Lehrkräfte für ihren Berufsalltag benötigen und
beantwortet kompetent die Fragen der Teilneh-
menden.
Wege in den Ruhestand –
Beamtenversorgung und Altersteilzeit
Empfundene Belastungen im Lehrberuf korrespondieren unter ande-
rem mit einem förderlichen und zieldienlichen Umgang mit den eige-
nen Gefühlen und Emotionen. In diesem zweitägigen Seminar unter
Leitung von Tanja Schmitz-Remberg werden die Zusammenhänge
zwischen Gehirn, Körper, Stress, Belastung und Emotionsregulierung
betrachtet. Sie lernen ein Modell der gesunden Regulation kennen.
Im zweiten Teil des Seminars erproben Sie praxisnah Tools, die hilf-
reich für die eigene Resilienzförderung sein können. Lebensnahe
Medientipps runden den Tag ab.
Referentin: Tanja Schmitz-Remberg (Coach, Moderatorin)
Seminar-Nr.: 2025-1208 (B242 EK)
Ort: Ringhotel Drees | Hohe Straße 107 | 44139 Dortmund
Termin: Montag, 8. Dezember, 10:00 Uhr bis Dienstag,
9. Dezember 2025, 16:30 Uhr
Kosten (inklusive Tagesverpflegung und Übernachtung):
340 Euro für
lehrer nrw
Mitglieder,
390 Euro für sonstige Teilnehmer
Anmeldeschluss: 27. Oktober 2025
‘Gefühle im Griff?’
Emotionsregulierung als Superkraft für Lehrkräfte
Referent: Christopher Lange (Justitiar,
lehrer nrw
)
Seminar-Nr.: 2025-1109
Ort: GDL Sitzungsraum | 1. OG |
Graf-Adolf-Straße 84 | 40210 Düsseldorf
Termin: Montag, 10. November 2025
von 14:00 bis 17:00 Uhr
Kosten (inklusive Snacks und Getränken):
40 Euro für
lehrer nrw
Mitglieder, 70 Euro für sonstige Teilnehmer
Anmeldeschluss: 27. Oktober 2025
Termin 1: Dienstag, 11. November 2025 von 15:00 bis 18:00 Uhr
Ort: Ringhotel Drees | Hohe Straße 107 | 44139 Dortmund
Seminar-Nr.: 2025-1111
und
Termin 2: Dienstag, 2. Dezember 2025
von 15:00 bis 18:00 Uhr
Ort: GDL Sitzungsraum | 1. OG
Graf-Adolf-Straße 84 | 40210 Düsseldorf
Seminar-Nr.: 2025-1202
Die Teilnahmegebühr für
lehrer nrw
Mitglieder beträgt jeweils 60 Euro und
für sonstige Teilnehmende 90 Euro, inklusive Snacks und Getränken.
ANMELDUNG
www.lehrernrw.de/lehrernrw-de-fortbildungen/lehrernrw-de-fortbildungsuebersicht/
SENIOREN
Die
lehrer nrw
-Gruppe
vor dem Rathaus in Paderborn.
lehrer nrw ·
4/2025
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Die faszinierende Welt
der Glasmalerei
Nach der Sommerpause startete am 1. September eine
Exkursion zur Glasmalerei Peters nach Paderborn. Christine
Arnsfeld hatte die Planung und Organisation übernommen
und ein interessantes Tagesprogramm zusammengestellt.
T
Trotz des Regens hatten fünfzehn Teil-
nehmerinnen und Teilnehmer die Fahrt
nach Paderborn nicht gescheut, um die
Glasmalerei Peters zu besuchen. Unseren
Rundgang begannen wir im Atelier für Ent-
würfe, wo wir auch Informationen zur Fir-
ma erhielten. Das Unternehmen wurde
1912 von Otto Peters gegründet und wird
heute von der dritten und vierten Genera-
tion mit einer Belegschaft von siebzig Per-
sonen geführt. Während die ersten zwei
Generationen ihre Arbeiten noch selbst
entworfen haben, entsteht heute das
Kunstwerk in Zusammenarbeit zwischen
dem entwerfenden Künstler und dem aus-
führenden Fachpersonal, das die nötige
Kompetenz für die Arbeit mit Glas besitzt.
Früher betrafen die Aufträge vor allem sa-
krale Bauten, heute dagegen werden im-
mer mehr profane Bauten mit Glasmalerei
verschönert wie zum Beispiel U-Bahnhöfe,
Feuerwachen, Flughafengebäude, Kitas,
Museen usw. Im Atelier für die farbliche
Gestaltung des Glases erfuhren wir von
der vielfältigen Technik der Färbung: von
der antiken Technik des Durchfärbens und
der Handbemalung über Airbrush und Digi-
taldruck bis zur Sandstrahlung und Fusing
sowie der Herstellung von Flachglas. Je
nach Zweck kann das verzierte Glas zu
Verbundsicherheitsglas oder sogar zu
‘Hurricane Proof Glass’ weiterverarbeitet
werden.
In der Zuschneiderei bestaunten wir
sehr ungewöhnliche Werkzeuge und er-
kannten, wie stark man sich konzentrieren
muss, um nicht zu viel Glasbruch zu erzeu-
gen. Weiter sahen wir einen ‘kleinen’
Brennofen. Der größere und technisch
weiterentwickelte, in dem Glasscheiben
von 6 x 4,20 Meter (!) gebrannt werden
können, führte dazu, dass in Neuenbeken
eine Dependance mit größeren Werkstät-
ten eingerichtet werden musste. Schließ-
lich durften wir einer Restauratorin alter
Fenster (»Bitte fassen Sie nichts an, es
könnte alt sein«) über die Schulter schau-
en und erfuhren Möglichkeiten, alte Fens-
ter zu schützen.
Nach einem stärkenden Mittagessen
brachte uns ein Stadtführer Paderborn
»auf die leichte Art« mit Humor nahe. Es
war ein interessanter und eindrucksvoller
Tag. Christine Arnsfeld
Im Atelier der Firma Peters
gab es einige faszinierende Beispiele für
die hohe Kunst der Glasmalerei.
27
SENIOREN
27
4/2025 ·
lehrer nrw
Chat GPT & Co.
Am 25. und 26. September 2025 fand in
Köln das IT-Seminar für die
lehrer nrw
-
Seniorinnen und Senioren statt. Pro-
grammpunkte waren unter anderem
KI-Anwendungen und der Umgang mit
ChatGPT. Ein Nachbericht folgt in der
nächsten Ausgabe dieser Zeitschrift bzw.
demnächst im Senioren-Infobrief.
Herbstfahrt nach Potsdam
D
Die Herbstfahrt führt uns vom 27. bis 31. Oktober nach Potsdam.
23 Seniorinnen und Senioren haben sich für die Fahrt angemel-
det und freuen sich schon auf die gemeinsamen Tage.
Das Programm ist vielseitig und wird uns interessante Einblicke
geben. Vom Hotel Dorint Sanssouci, Jägerallee 20, 14469 Potsdam
– maximal zehn Gehminuten vom Schloss Sanssouci entfernt – er-
kunden wir die wunderschön wieder aufgebaute Residenzstadt
Potsdam mit deutscher und internationaler Geschichte. Geplant
sind Ziele wie die Besichtigung eines Privathauses oder des Muse-
ums in der Kolonie Alexandrowka, eine Bustour Alter Fritz’ mit Aus-
stiegszielen, eine Schlösserrundfahrt auf Tiefer See und Jungfernsee,
Berlin mit einer Hop-on-Hop-off-Tour, die auch individuell genutzt
werden kann. Für eigene Unternehmungen ist ebenfalls Zeit vor-
handen.
Die Programmpunkte können noch aktualisiert und angepasst
werden, bedingt durch Änderungen bei den Führungen und Fahr-
plänen. Alle Teilnehmenden werden aber rechtzeitig vor Beginn der
Reise einen genauen Ablaufplan erhalten.
Mülheimer Kongress
Nicht vergessen und noch schnell anmelden:
Am 26. und 27. November findet der Mülheimer
Kongress statt. Das Thema der Traditionsveranstal-
tung von
lehrer nrw
in der Akademie ‘Die Wolfs-
burg’ ist hochaktuell: Antisemitismus, Rassismus
und Diskriminierung in der Schule begegnen’.
Information / Anmeldung:
www.lehrernrw.de/2025/07/10/muelheimer-kongress-2025/
Marionetten-
theater in Düsseldorf
Voraussichtlich am 4. Dezember ist
eine Exkursion nach Düsseldorf zum
Marionettentheater in der Planung.
Der genaue Termin und das Programm
werden noch mitgeteilt, sobald die
Zusagen und Rückmeldungen erfolgt
sind.
Foto: AdobeStock/Mistervlad
KURZ
KURZ
BERICHTET
BERICHTET
Schloss Sanssouci darf selbstverständlich im Besichtigungsprogramm der Potsdam-Tour nicht fehlen.
lehrer nrw ·
4/2025
28
Religion
und
Schule
In Nordrhein-Westfalen bietet das Schulwesen immer wieder
Anlass zu Diskussionen, angefangen von Fragen des schulischen
Alltags bis hin zur großen Schulpolitik für das Land. Hohes Konflikt-
potenzial birgt zum Beispiel das Thema Religion und Schule.
I
In Nordrhein-Westfalen wird häufig über
die Rolle von Religion im Alltag öffentli-
cher Schulen diskutiert. Aktuelle Anlässe
bieten zum Beispiel Gerichtsurteile, politi-
sche Entscheidungen, die etwa durch Recht-
setzungsverfahren verwirklicht werden, oder
Initiativen anderer am Schulwesen Beteilig-
ter. Diese lösen auch deshalb Aufmerksam-
keit aus, weil sie immer wieder Grundsatz-
fragen im Spannungsfeld staatlicher Neutra-
lität, religiöser Freiheit und gesellschaftli-
cher Integration betreffen.
Gebetsräume an Schulen
Dazu zählt unter anderem die aktuell aus
dem nordrhein-westfälischen Landtag stam-
mende Frage, inwieweit an Schulen Gebets-
räume insbesondere für betende Schülerin-
nen und Schüler eingerichtet werden dür-
fen. Nach Angaben des Ministeriums für
Schule und Bildung (MSB) auf Nachfrage
aus dem Landtag NRW existieren zur Zeit
an mindestens 176 Schulen im Land Gebets-
räume1. Vorgaben zur Nutzung oder Einrich-
tung von Gebetsräumen an Schulen gibt es
in Nordrhein-Westfalen aber nicht. Die Lan-
desregierung plane zum jetzigen Zeitpunkt
dahingehend auch keine Regelungen, so das
MSB. Die Einrichtung und Nutzung von Ge-
betsräumen hänge von der Zusammenset-
zung und den Bedarfen der Schülerschaft
sowie den räumlichen Gegebenheiten der
Schulen ab. Darüber berate und entscheide
die Schulleitung vor Ort. Das MSB begrün-
det seine Haltung im Einzelnen folgender-
maßen: Die Schule sei ein Raum religiöser
wie weltanschaulicher Freiheit. Nach § 2 des
Schulgesetzes NRW (SchulG) zum Bildungs-
und Erziehungsauftrag der Schule ermögli-
che und respektiere die Schule im Rahmen
der freiheitlichen demokratischen Grundord-
nung unterschiedliche Auffassungen. Arti-
kel 4 Absatz 1 und 2 des Grundgesetzes
(GG) garantierten die Glaubens- und Gewis-
sensfreiheit sowie die ungestörte Religions-
ausübung und berechtigten Schülerinnen
und Schüler grundsätzlich, während des Be-
suchs der Schule außerhalb der Unterrichts-
zeit ein (rituelles) Gebet zu verrichten. Diese
Berechtigung finde allerdings ihre Begren-
zung in der Wahrung des Schulfriedens und
im schulischen Miteinander. Im Rahmen ih-
rer tatsächlichen Möglichkeiten vor Ort kön-
ne die Schule einen geeigneten Raum zum
Beten bereitstellen.
Kopftuch für Lehrerinnen
Beachtung und Fragen auch in Nordrhein-
Westfalen hat ebenfalls die kürzliche Ver-
ständigung der schwarz-roten Regierungs-
koalition in Berlin auf eine Reform des Berli-
ner Neutralitätsgesetzes nach sich gezogen.
Dieses soll künftig Lehrerinnen erlauben, in
der Schule ein Kopftuch zu tragen. Damit
wird ein Unterschied zur bisherigen Sach-
und Rechtslage hergestellt, die bis dato
auch über die Berliner Landesgrenzen hi-
naus besteht.
RECHT§AUSLEGER
von CHRISTOPHER LANGE
Foto: AdobeStock/Syahrul
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4/2025 ·
lehrer nrw
Es stellt sich die Frage, wie die nord-
rhein-westfälische Landesregierung zu
dieser Entwicklung steht und welche
rechtlichen wie praktischen Regelungen
sie im Schulkontext verfolgt. Derzeit gel-
ten nach den Ausführungen des MSB auf
Nachfrage aus dem Landtag folgende
konkreten Regelungen in Nordrhein-West-
falen für das Tragen religiöser Symbole
durch Lehrerinnen und Lehrer an öffentli-
chen Schulen2:
Nach § 34 Absatz 2 Beamtenstatusge-
setz haben Beamtinnen und Beamte bei
der Ausübung des Dienstes oder bei einer
Tätigkeit mit unmittelbarem Dienstbezug
auch hinsichtlich ihres Erscheinungsbilds
Rücksicht auf das ihrem Amt entgegenge-
brachte Vertrauen zu nehmen. Insbesonde-
re das Tragen von bestimmten Kleidungs-
stücken, Schmuck, Symbolen und Tätowie-
rungen im sichtbaren Bereich sowie die Art
der Haar- und Barttracht können einge-
schränkt oder untersagt werden, soweit die
Funktionsfähigkeit der Verwaltung oder die
Pflicht zum achtungs- und vertrauenswür-
digen Verhalten dies erfordert. Dies gilt für
religiös oder weltanschaulich konnotierte
Merkmale des Erscheinungsbilds nur dann,
wenn sie objektiv geeignet sind, das Ver-
trauen in die neutrale Amtsführung der Be-
amtin oder des Beamten zu beeinträchti-
gen. Schulleiterinnen und Schulleitern, Leh-
rerinnen und Lehrern sowie Mitarbeiterin-
nen und Mitarbeitern gemäß § 58 SchulG
steht es grundsätzlich frei, sich in Aus-
übung ihrer Religionsfreiheit aus Artikel 4
GG gemäß ihren religiösen Vorgaben zu
kleiden. Diese Grundrechtsausübung wird
jedoch durch § 2 Absatz 8 SchulG begrenzt.
Hiernach dürfen Schulleiterinnen und
Schulleiter, Lehrerinnen und Lehrer sowie
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemäß
§ 58 SchulG in der Schule keine politischen,
religiösen, weltanschaulichen oder ähnli-
chen Bekundungen abgeben, die die Neu-
tralität des Landes gegenüber Schülerinnen
und Schülern sowie Eltern oder den politi-
schen, religiösen oder weltanschaulichen
Schulfrieden gefährden oder stören. Die Be-
sonderheiten des Religionsunterrichts und
der Bekenntnis- und Weltanschauungsschu-
len bleiben dabei unberührt. Ob durch Ver-
haltensweisen oder Kleidungsstücke wie
auch ein Kopftuch eine konkrete Störung
oder Gefahrenlage für den ordnungsgemä-
ßen Schulbetrieb begründet wird, kann stets
nur im Einzelfall beurteilt werden.
Nordrhein-Westfalen
bleibt bei bestehenden
Regelungen
Das bedeutet, dass in Nordrhein-Westfalen
anders als in der Berliner Zukunft das Tra-
gen von Kopftüchern Lehrerinnen weiterhin
nicht generell erlaubt ist. Aber was so ist,
muss nicht so bleiben? Doch, denn Ände-
rungen der bestehenden Regelungen zum
Umgang mit religiösen Symbolen im öffent-
lichen Schuldienst in Nordrhein-Westfalen
seien nicht in Planung, so das MSB.
1 Zum Ganzen siehe die Antwort der Landesregierung auf
die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dilek Engin und
Kirsten Stich, SPD, Drucksache 18/14970, Landtag NRW:
Aktuelle Dokumente
2 Zum Ganzen siehe die Antwort der Landesregierung auf
die Kleine Anfrage der Abgeordneten Franziska Müller-
Rech, FDP, Drucksache 18/14993, Landtag NRW: Aktuelle
Dokumente
RECHT§AUSLEGER
Christopher Lange leitet die Rechtsabteilung
des
lehrer nrw
E-Mail: Rechtsabteilung@lehrernrw.de
In Berlin wird es Lehrerinnen künf-
tig erlaubt sein, in der Schule Kopf-
tuch zu tragen. In Nordrhein-West-
falen ist hingegen keine Änderung
der bisherigen Regelungen geplant.
lehrer nrw ·
4/2025
30
ANGESPITZT
E
Es ist ein ungleiches Duell. In der
roten Ecke: Markus Söder, der
bajuwarische Bulldozer – satte
zwei Zentner auf knapp zwei Meter. In
der blauen Ecke: Dorothee Feller, eher in
der Federgewichtsklasse zuhause und
seit kurzem Speerspitze einer stetig an
Zulauf gewinnenden Bewegung für mehr
Feriengerechtigkeit.
Diese Dorothee Feller wird langsam
lästig. Das mag sich Söder gedacht ha-
ben, als die nordrhein-westfälische Bil-
dungsministerin sich neulich schon wie-
der erdreistete, das bayerische Ferienpri-
vileg in Frage zu stellen. Denn im Frei-
staat des barocken Ministerpräsidenten
gilt ungefähr seit dem Urknall der gottge-
gebene Grundsatz: In Bayern sind die
Sommerferien immer am letztmöglichen
Termin, der sich in der Regel über den ge-
samten August erstreckt. Das ergibt Sinn,
denn dann ist das Wetter am schönsten.
Nun möchten aber auch ein paar andere
Bundesländer mal bei schönem Wetter
Sommerferien haben. Darum hatte Feller
bereits 2024 eine Neuordnung der über-
kommenen Sommerferien-Regelung ge-
fordert. Die besagt, dass sich vierzehn
Bundesländer brav mit den Ferientermi-
nen abwechseln, während die Bayern
(und die Baden-Württemberger) sich ent-
spannt mit einem Limoncello Spritz zu-
rücklehnen und die Augustsonne genie-
ßen.
Runde Eins des Ferien-Duells ging im
vergangenen Jahr noch relativ glatt an
Söder, der den ersten Fellerschen Vorstoß
in Basta-Manier abbügelte. Doch Feller
beweist Steher-Qualitäten. Vor ein paar
Wochen hat sie einen neuen Vorstoß für
eine gerechte Ferienlösung ohne Sonder-
rechte für die südlichen Bundesländer ge-
wagt. Auch den hat Söder abgewehrt.
Diesmal mit Verweis auf naturwissen-
schaftliche Gesetzmäßigkeiten: »Wir ha-
ben unseren Ferienrhythmus, der ist sozu-
sagen fest in der DNA der Bayern drin.«
Die Ministerin lässt sich davon indes
nicht beirren und setzt offenbar auf eine
Zermürbungs-Strategie: den Kontrahen-
ten reizen, in Bewegung bleiben, immer
wieder kleine Nadelstiche setzen. Ein
schneller K.O.-Sieg für Söder scheint je-
denfalls nicht in Sicht. Und unabhängige
Beobachter am Ring wollen schon Anzei-
chen einer leichten Konditionsschwäche
beim Favoriten beobachtet haben. Das
kann nicht verwundern, hatte doch der
berühmte Ferndiagnostiker Dr. Habeck
dem bayerischen Schwergewicht erst
kürzlich ein »fetischhaftes Wurstgefres-
se« attestiert.
Wir jedenfalls sind gespannt auf die
nächste Runde und rufen der furchtlosen
Kämpferin aus NRW zu: »Mach ihn fer-
tig!« Jochen Smets
»Mach
ihn fertig!«
Zahlenkonzentration
Zum Schulstart braucht nicht nur der Körper, sondern auch
der Kopf ein Warm-up. Diese Übung bringt Ihre Konzentrati-
on in Schwung und schärft Ihre Fähigkeit, mehrere Informa-
tionen gleichzeitig im Blick zu behalten.
Sie sehen dreißig durchnummerierte Kreise –
jeder enthält einen Buchstaben.
Aufgabe:
1. Verfolgen Sie mit den Augen die Zahlen in der richtigen
Reihenfolge von 1 bis 30.
2. Merken Sie sich dabei die Buchstaben der farbigen Kreise.
Und setzen Sie diese im Kopf in aufsteigender Zahlenrei-
henfolge zu einem Lösungswort zusammen.
Logik – Stundenplan
Die Stundenplanerstellung am Anfang des Schuljahres ist immer eine Herausforderung. Heute haben wir folgende Vorgaben:
Die Fächer: Mathe, Deutsch, Sport, Kunst, Musik sollen so auf die Wochentage:
Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag verteilt werden, dass jedes Fach genau einmal vorkommt.
Über Feedback zu meinen Gehirnjogging Übungen würde ich mehr sehr freuen: mail@heike-loosen.de Heike Loosen
Denk-Flip –
Wörterketten
bilden
In dieser Übung trainieren Sie Ihre Denkflexibilität. Sie starten mit einem Wort und
sollen Schritt für Schritt ein neues Zielwort erreichen. Dabei gilt eine einfache, aber
herausfordernde Regel: In jedem Schritt darf genau ein Buchstabe verändert werden.
Wie schnell schaffen Sie den Weg vom Start- zum Zielwort?
Beispiel: WARM WURM TURM
Aufgaben:
1. MAUS KAUF
2. HUND KIND
3. LOCH BUCH
4. MUND HUND
5. ROST LUST
HIRNJOGGING
31
4/2025 ·
lehrer nrw
LÖSUNGEN:
Aufgabe 1
Lösung: BLEISTIFT |
Aufgabe
2
Lösung: Montag: Sport | Dienstag: Kunst | Mitt-
woch: Deutsch | Donnerstag: Musik | Freitag:
Mathe |
Aufgabe 3
1. MAUS HAUS RAUS
LAUS LAUF KAUF | 2. HUND FUND
BUND BAND SAND SIND KIND
3. LOCH DOCH DACH BACH BUCH
4. MUND BUND BAND HAND HUND
5. ROST RAST LAST LIST LUST
Lassen Sie sich nicht von den Buchstaben in den grauen Kreisen irritieren – sie dienen lediglich der Ablenkung.
Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag
AUFGABE 2
AUFGABE 3
AUFGABE 1
Mathe liegt nicht am Montag.
Sport ist direkt vor Kunst
(aufeinanderfolgende Tage).
Deutsch ist mittwochs.
Kunst liegt nicht am Donnerstag oder Freitag.
Musik ist früher in der Woche als Mathe.
Tragen Sie die Fächer passend in den
Wochenplan ein.
Hinweise