3Unter der Lupe
Schulsozialarbeit?
Ja, aber…
15 Dossier
Kriege, Leistungs-
druck und Klimakrise
28 Recht§ausleger
Und jährlich
grüßt das
Murmeltier
6Im Brennpunkt
Widerspruch oder
sinnvolle Ergänzung?
KI und
Basiskompetenzen
Passt das
zusammen?
Pädagogik & Hochschul Verlag . Graf-Adolf-Straße 84 . 40210 Düsseldorf · Foto: AdobeStock
1781 | Ausgabe 7/2024 | DEZEMBER | 68. Jahrgang
INHALT
lehrer nrw
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7/2024
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UNTER DER LUPE
Sven Christoffer:
Schulsozialarbeit? Ja, aber… 3
BRENNPUNKT
Sarah Wanders:
Widerspruch oder sinnvolle Ergänzung? 6
JUNGE LEHRER NRW
Tobias Braune: Gemeinsam
an Lösungen arbeiten 8
MAGAZIN
Leserbrief: Feuriges Plädoyer 9
Entlastung vom Geld einsammeln 9
Wieder ein enttäuschendes Ergebnis 10
TITEL
Jochen Smets: Demokratiebildung –
wichtiger denn je 12
Delegiertenversammlung:
Überragende Wahlergebnisse 14
DOSSIER
Kriege, Leistungsdruck und Klimakrise 15
SCHULE & POLITIK
Demokratie braucht Nachwuchs 19
Das Grundgesetz sind wir alle 20
Ulrich Gräler: KI, die schöne neue Welt? 22
FORTBILDUNG
Starke Stimme und Wege
in den Ruhestand 24
SENIOREN
Auf dem Kölner Krippenweg 26
Rückblick 2024 Ausblick 2025 27
RECHT§AUSLEGER
Christopher Lange: Und jährlich
grüßt das Murmeltier 28
ANGESPITZT
Jochen Smets: Von Schweinen
und Schülern 30
HIRNJOGGING
Aufgabe 1: Logikrätsel
Aufgabe 2: Rätselhafte Aufforderungen
Aufgabe 3: Themenwort 31
IMPRESSUM
lehrer nrw
– G 1781 –
erscheint sieben Mal jährlich
als Zeitschrift des
‘lehrer nrw’
ISSN 2568-7751
Der Bezugspreis ist für
Mitglieder des
lehrer nrw
im Mitgliedsbeitrag enthal-
ten. Preis für Nichtmitglieder
im Jahresabonnement:
35,– inklusive Porto
Herausgeber und
Geschäftsstelle
lehrer nrw
e.V.
Nordrhein-Westfalen,
Graf-Adolf-Straße 84,
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Redaktion
Sven Christoffer,
Ulrich Gräler,
Christopher Lange,
Jochen Smets,
Sarah Wanders,
Tobias Braune
Düsseldorf
Verlag und
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PÄDAGOGIK &
HOCHSCHUL VERLAG
dphv-verlags-
gesellschaft mbH,
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Zur Zeit gültig:
Anzeigenpreisliste Nr. 24
vom 1. Oktober 2023
Zuschriften und
Manuskripte nur an
lehrer nrw
,
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Für unverlangt eingesandte
Manuskripte kann keine Ge-
währ übernommen werden.
Namentlich gekennzeichnete
Beiträge geben die Meinung
ihrer Verfasser wieder.
Für das NRW-Schulministerium ist die
Schulsozialarbeit ein ‘fester Bestand-
teil’ der Schullandschaft. Nur leider
nicht überall. Das muss sich ändern.
Schulsozialarbeit muss zum Standard
an allen Schulen werden.
E
Einem afrikanischen Sprichwort zufolge braucht
es ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.
Deshalb ist es auch eine gute Entwicklung,
dass der Bildungs- und Erziehungsauftrag an nord-
rhein-westfälischen Schulen mittlerweile nicht mehr
nur durch eine Profession – die klassische Lehrkraft
– wahrgenommen wird. Allerdings verfügt noch
längst nicht jede Schule über eine Sozialpädagogin,
einen Sozialpädagogen oder über pädagogische
Fachkräfte anderer Disziplinen.
Das Handlungsfeld der Schulsozialarbeit ist viel-
fältig und umfasst beispielsweise die Unterstützung
der persönlichen und sozialen Entwicklung von Kin-
dern und Jugendlichen, die Beratung und Begleitung
von Kindern und Jugendlichen im Lebensraum Schu-
le, die Beratung und Begleitung von Schulleitungen
sowie Lehrkräf-
ten an den Schu-
len, die Mitwirkung
und Beratung bei schuli-
schen, beruflichen und weite-
ren biographischen Übergängen
sowie bei persönlichen Bedarfslagen
und nicht zuletzt die Mitarbeit im schulischen
Team für Beratung, Gewaltprävention und Krisen-
intervention.
Fester Bestandteil an
(einem Teil der) Schulen
Folgerichtig feiert das Schulministerium die Schul-
sozialarbeit im Bildungsportal als »festen Bestand-
teil an Schulen im Land« (leider jedoch nicht an je-
der, Anmerkung des Autors): »Die allgemeine Wert-
schätzung gegenüber der Schulsozialarbeit ist in
den letzten Jahren deutlich gestiegen. Bei einer sich
verändernden Schülerschaft mit erhöhten psychoso-
zialen Belastungen und damit verbundenen Bedürf-
nissen ist Schulsozialarbeit als eigenes Handlungs-
feld im System Schule kaum mehr wegzudenken.
Sie wird mittlerweile als ein Qualitätsmerkmal von
Schulkultur und ganzheitlicher Bildung wahrgenom-
men.«
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7/2024 ·
lehrer nrw
von SVEN CHRISTOFFER
Schulsozialarbeit?
Ja, aber…
Schulsozialarbeit trägt
an Schulen, die darauf zurück-
greifen können, enorm zu ei-
nem positiven Schulklima bei.
Darum sollte sie zum Stan-
dard an allen Schulen werden.
Foto: AdobeStock/Valerii Honcharuk
UNTER DER LUPE
lehrer nrw
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4
UNTER DER LUPE
Schulsozialarbeit im
Startchancen-Programm
Auch Bund und Länder haben die Bedeutung der
Schulsozialarbeit erkannt. Das Startchancen-Pro-
gramm umfasst neben einem Investitionsbudget
und einem Chancenbudget auch ein zusätzliches
Personalbudget. Mit diesen finanziellen Ressourcen
können Fachkräfte unterschiedlicher Professionen
eingestellt werden, die das Lehren und Lernen unter-
stützen – insbesondere Schulsozialarbeiterinnen und
-arbeiter sowie multiprofessionelle Teams. Dahinter
steckt laut Schulministerium das Ziel, »die individu-
elle Beratung und Unterstützung der Lernenden zu
fördern (auch zur Beruflichen Orientierung), eine
lernförderliche Elternarbeit zu unterstützen sowie
die Entwicklung einer positiven, diversitäts- und un-
gleichheitssensiblen Schulkultur zu begleiten.«
Im Startchancen-Programm treffen zwei glückliche
Umstände aufeinander: Schulsozialarbeit wird als
wichtig erachtet UND es stehen ausreichend finanziel-
le Mittel zur Verfügung, um sie an allen 920 nord-
rhein-westfälischen Startchancen-Schulen zu etablie-
ren. Abseits des Startchancen-Programms sieht es in
Nordrhein-Westfalen anders aus: Schulsozialarbeit
wird (siehe Zitat aus dem Bildungsportal oben) als
wichtig erachtet, ABER es stehen offenbar nicht aus-
reichend finanzielle Mittel zur Verfügung, um sie an al-
len nordrhein-westfälischen Schulen zu etablieren. Für
mich stellt sich die Frage: Können wir es uns eigentlich
leisten, uns die Schulsozialarbeit nicht flächendeckend
zu leisten? Ich zitiere John F. Kennedy: »Es gibt nur
eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bil-
dung.« Und laut NRW-Schulministerium ist die Schul-
sozialarbeit ja ein Qualitätsmerkmal ganzheitlicher
Bildung. Dem kann ich mich nur anschließen.
Erlasslage kollidiert
mit der Wirklichkeit
Eine wichtige Grundlage für die Schulsozialarbeit in
unserem Land ist der Erlass zur ‘Beschäftigung von
Fachkräften für Schulsozialarbeit in Nordrhein-West-
falen’ aus dem Jahr 2008. Er eröffnet den Schulen
die Möglichkeit, bei der Bezirksregierung einen An-
trag auf Öffnung einer Lehrerstelle für die Beschäfti-
gung einer Fachkraft für Schulsozialarbeit zu stellen.
Die Schule tauscht also quasi eine Lehrerstelle ge-
gen eine Stelle für Schulsozialarbeit ein. Schulen mit
einer Stellenzahl von bis zu einhundert Stellen kön-
nen auf diese Weise bis zu eine Lehrerstelle und
Schulen mit einer Stellenzahl von mehr als einhun-
dert Stellen bis zu zwei Lehrerstellen mit Fachkräften
für Schulsozialarbeit besetzen. Es gibt aber eine
conditio sine qua non: »Die Erteilung des vorgesehe-
nen Unterrichts gemäß Stundentafel, von Vertre-
tungsunterricht und die Erfüllung weiterer Aufga-
ben, für die die Schule zweckgebundene Stellenzu-
weisungen erhält, muss gewährleistet bleiben.« Ge-
rade im Sekundarbereich I sind aber viele Schulen
unterbesetzt, so dass die im Erlass angelegte Mög-
lichkeit nicht in die Praxis umgesetzt werden kann.
Um Abhilfe zu schaffen, muss aus Sicht von
lehrer
nrw
die Einstellung von Schulsozialarbeiterinnen
und Schulsozialarbeitern deshalb auf eigenen Plan-
stellen ohne Anrechnung auf Lehrerstellen erfolgen.
Zudem muss jeder einzelnen Schule mindestens eine
Stelle für Schulsozialarbeit zur Verfügung stehen.
Einwände, dass das nicht finanzierbar sei, würde ich
mit Verweis auf das Zitat von John F. Kennedy nicht
gelten lassen.
Sven Christoffer ist Vorsitzender des
lehrer nrw
sowie stellv. Vorsitzender des HPR Realschulen
E-Mail: christoffer@lehrernrw.de
INFO
Anpassung der Mitgliedsbeiträge
Aufgrund gestiegener Personal- und Sachkosten ist es erstmals seit 2017 notwendig, unsere Mitglieds-
beiträge moderat zu erhöhen. Entsprechend der linearen Entgeltanpassung für Tarifbeschäftigte und der
Besoldungsanpassung für Beamte zum 1. Februar 2025 werden die monatlichen Mitgliedsbeiträge zum
Jahresbeginn angepasst. Der genaue Mitgliedsbeitrag ab dem 1. Januar 2025 ist der Beitragstabelle auf
der
lehrer nrw
-Homepage zu entnehmen.
Hinweis: Beiträge zu Berufsverbänden können steuerlich geltend
gemacht werden. Als Nachweis genügt ein entsprechender Kontoauszug.
Zur Beitragstabelle:
www.lehrernrw.de/service/lehrernrw-de-mitgliedsbeitrag/
lehrer nrw
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7/2024
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BRENNPUNKT
Widerspruch
oder sinnvolle
Ergänzung?
Einerseits sollen die Basiskompetenzen
gestärkt werden, andererseits rückt der
Einsatz von Künstlicher Intelligenz im
Unterricht immer mehr in den Fokus.
Wie passt das zusammen?
D
Die Diskussion über die Förderung von
Basiskompetenzen im Bildungswe-
sen ist so alt wie das Bildungssystem
selbst. Gleichzeitig nimmt die Rolle der digi-
talen Technologien, insbesondere der Künst-
lichen Intelligenz (KI), in Schulen immer
mehr Raum ein. Die Frage, die sich dabei zu-
nehmend stellt, ist, ob der Einsatz von KI im
Unterricht im Widerspruch zu der Notwen-
digkeit steht, grundlegende Fertigkeiten und
Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler
zu stärken – oder ob KI eine sinnvolle Er-
gänzung sein kann, die den Unterricht un-
terstützt und den Kompetenzerwerb sogar
fördert.
Basiskompetenzen:
Das Fundament für
lebenslanges Lernen
Basiskompetenzen sind die grundlegenden
Fähigkeiten, die Schülerinnen und Schüler
benötigen, um in der modernen Welt hand-
lungsfähig zu sein. Diese umfassen sowohl
kognitive als auch soziale Fähigkeiten, wie
Schulministerin Dorothee Feller jüngst bei
ihrem Grußwort auf dem 55. Mülheimer
Kongress von
lehrer nrw
betonte. Diese
Kompetenzen sind für eine aktive Teilnahme
an der Gesellschaft unerlässlich. Zu den Ba-
siskompetenzen gehören vor allem:
Lesen und Schreiben: Die Fähigkeit, Tex-
te zu verstehen, Informationen zu filtern
und eigene Gedanken klar zu formulieren.
von SARAH WANDERS
Foto: AdobeStock/btiger
Künstliche Intelligenz kann ein wertvolles Werkzeug im Unterricht sein
wenn Lehrkräfte sie als unterstützendes Werkzeug nutzen und sich nicht von der Technologie überwältigen lassen.
BRENNPUNKT
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7/2024 ·
lehrer nrw
Zuhören: Aktiv zuhören können,
das Gehörte verstehen, einordnen
und bewerten können.
Rechnen und Problemlösen: Grundle-
gende mathematische Fähigkeiten, die
für den Alltag und das Berufsleben erfor-
derlich sind.
Medienkompetenz: Die Fähigkeit, digi-
tale Medien zu nutzen und kritisch zu
hinterfragen, um selbstbestimmt in einer
zunehmend digitalisierten Welt zu agie-
ren, gerade auch vor dem Hintergrund
von Fake News und massiver Beeinflus-
sung zum Beispiel durch TikTok.
Sozial-emotionale Kompetenz: Uner-
lässlich für ein gutes Miteinander und
eine aktive Teilnahme am gesellschaftli-
chen Leben.
Die Sicherstellung der Basiskompetenzen ist
von zentraler Bedeutung, da sie den Grund-
stein für alle weiteren Lernprozesse legt.
Nur wer diese grundlegenden Fähigkeiten
beherrscht, kann in komplexeren Bereichen
wie Wissenschaft, Technik oder Kunst erfolg-
reich sein.
Künstliche Intelligenz im
Unterricht: Chancen und
Herausforderungen
Die Einführung von Künstlicher Intelligenz
im Bildungswesen hat in den letzten Jahren
rasant zugenommen. KI-Technologien bie-
ten vielfältige Einsatzmöglichkeiten, die das
Lehren und Lernen verändern könnten. Sie
reichen von personalisierten Lernangeboten
bis hin zur Automatisierung administrativer
Aufgaben.
Personalisierung des Lernens
Eine der größten Chancen, die KI im Unter-
richt bietet, ist die Möglichkeit der persona-
lisierten Lernunterstützung. KI-Systeme kön-
nen den Lernfortschritt von Schülerinnen
und Schülern analysieren und individuelle
Lernpläne erstellen, die auf die jeweiligen
Bedürfnisse und Stärken zugeschnitten sind.
Dies kann insbesondere in heterogenen
Klassen von Vorteil sein, in denen Schülerin-
nen und Schüler auf unterschiedlichen Ni-
veaus starten. Hierbei ersetzt die KI nicht
die Lehrkraft. Durch die Nutzung der KI zum
Beispiel zur Erstellung von Lernmaterialien
auf unterschiedlichen Niveaus bleibt der
Lehrkraft mehr Zeit für die individuelle För-
derung und Unterstützung einzelner Schüle-
rinnen und Schüler. Des Weiteren kann die
KI Lehrkräfte bei der Übersetzung von Ar-
beitsmaterialien und Aufträgen unterstüt-
zen. In der heutigen Zeit kein unwesentli-
cher Vorteil – für Lehrkräfte und Schüler.
Förderung von Medienkompetenz
Die Integration von KI in den Unterricht
kann auch einen direkten Beitrag zur Förde-
rung der Medienkompetenz der Schülerin-
nen und Schüler leisten. Indem sie lernen,
mit KI-gestützten Tools umzugehen, erwer-
ben sie nicht nur technologische Kenntnisse,
sondern auch ein besseres Verständnis für
die Funktionsweisen und die ethischen Fra-
gestellungen, die mit Künstlicher Intelligenz
verbunden sind. Die Antworten der KI auf
Schülerfragen und -aufträge sind immer nur
so gut wie die Fragestellung. Hier lernen
Schülerinnen und Schüler, ihr Anliegen prä-
zise zu formulieren. Dennoch ist es unerläss-
lich, dass die Schülerinnen und Schüler bei
der kritischen Reflexion der Antworten einer
KI von den Lehrkräften zunächst eng unter-
stützt und auch in den weiteren Jahren be-
gleitet werden.
Ein Widerspruch oder
eine sinnvolle Ergänzung?
Auf den ersten Blick mag es widersprüchlich
erscheinen, die Stärkung der Basiskompe-
tenzen und den Einsatz von Künstlicher In-
telligenz im Unterricht miteinander zu ver-
einbaren. Denn Künstliche Intelligenz ist
eine hochkomplexe Technologie, die – so
könnte man meinen – vor allem im Bereich
der Fachkompetenzen und des Technologie-
verständnisses von Bedeutung ist. Die Frage
ist jedoch, inwieweit KI die Förderung von
Basiskompetenzen unterstützen kann. Tat-
sächlich gibt es Möglichkeiten, wie KI den
Erwerb von Basiskompetenzen begünstigen
kann. So gibt es etwa Lern-Apps, die speziell
auf die Verbesserung von Lese- und Schreib-
fähigkeiten ausgerichtet sind. KI-Algorith-
men können dabei nicht nur Fehler erken-
nen, sondern auch gezielt Übungen empfeh-
len, die dem individuellen Lernstand ent-
sprechen. Dasselbe gilt für Mathematik:
KI-gestützte Lernplattformen können Schü-
lerinnen und Schüler mit gezielten Übungen
unterstützen, die ihrem jeweiligen Wissens-
stand und ihren Lernbedürfnissen entspre-
chen.
Diese Anpassungsfähigkeit von KI-ge-
stützten Inhalten schafft somit mehr Frei-
räume für Lehrkräfte, sich auf die individuel-
le Förderung der Schülerinnen und Schüler
zu konzentrieren und diese gezielt zu unter-
stützen. Das ist gerade in dem Alter der
Schülerinnen und Schüler, in dem Basiskom-
petenzen erworben werden, von zentraler
Bedeutung. Wir alle wissen nur allzu gut,
wie wichtig die Schüler-Lehrer-Beziehung
für das Gelingen von Unterricht und das
Erreichen von Lernerfolgen ist. Dazu fehlt
nämlich leider im ‘normalen’ Unterrichtsall-
tag häufig die Zeit. Kein Wunder bei häufig
dreißig Schülerinnen und Schülern oder
mehr in einer Lerngruppe, Inklusion und In-
tegration. Auch mit Blick auf die sozial-emo-
tionale Kompetenz von Kindern und Jugend-
lichen sind und bleiben Lehrerinnen und
Lehrer unersetzbar.
Fazit: Keine Entweder-
oder-Lösung
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im
Unterricht ist keineswegs ein Widerspruch
zur Stärkung der Basiskompetenzen, son-
dern kann eine wertvolle Ergänzung sein.
Wenn Lehrkräfte in der Lage sind, KI als
unterstützendes Werkzeug zu nutzen, statt
sich von der Technologie überwältigen und
zum Lernbegleiter degradieren zu lassen,
kann sie zur Verbesserung der Unterrichts-
qualität und zur Stärkung der Basiskompe-
tenzen beitragen. Wichtig ist jedoch, dass
der Einsatz von KI nicht auf Kosten der pä-
dagogischen Prinzipien und der sozialen In-
teraktion im Unterricht geht. KI sollte die
Lehrkräfte nicht ersetzen, sondern sie unter-
stützen.
Sarah Wanders ist stellv. Vorsitzende des
lehrer nrw
sowie Vorsitzende des HPR Realschulen
E-Mail: wanders@lehrernrw.de
lehrer nrw
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JUNGE LEHRER NRW
Tobias Braune ist Vorsitzender der
Arbeitsgemeinschaft
junge
lehrer nrw
E-Mail: braune@lehrernrw.de
von TOBIAS BRAUNE
Gemeinsam an
Lösungen arbeiten
Tobias Braune ist auf der Delegiertenversammlung des
lehrer
nrw
am 5. November zum neuen Vorsitzenden der Arbeits-
gemeinschaft
junge lehrer nrw
gewählt worden. Er lädt
die jungen Kolleginnen und Kollegen zum Dialog ein.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich freue mich sehr darüber, mich als neuer
Vorsitzender von
junge lehrer nrw
vorstel-
len zu dürfen. Mein Name ist Tobias Brau-
ne. Ich unterrichte die Fächer Biologie und
Technik an einer Realschule in Lünen.
Es ist mir eine große Ehre und Freude, in
den kommenden Jahren die Interessen un-
serer engagierten jungen Kolleginnen und
Kollegen vertreten zu dürfen und unserer
gemeinsamen Stimme noch mehr Gewicht
zu verleihen.
Beharrlichkeit und
konstruktiver Austausch
In meiner Funktion als Mitglied im Haupt-
personalrat (HPR) Realschule setze ich
mich bereits intensiv für die Belange der
Beschäftigten unseres Bundeslandes ein.
Die Arbeit im HPR zeigt mir jeden Tag aufs
Neue, wie vielschichtig die Herausforde-
rungen in unserem Beruf sind. Angefangen
bei der Arbeitsbelastung über die berufli-
chen Perspektiven bis hin zu strukturellen
Fragen, die die Zukunft des Lehrberufs ins-
gesamt betreffen. Doch auch wenn es
nicht immer einfache oder schnelle Lösun-
gen gibt, weiß ich, wie wichtig Beharrlich-
keit und ein konstruktiver Austausch sind.
Diese wertvollen Erfahrungen möchte ich
in meine neue Rolle als Vorsitzender von
junge lehrer nrw
einbringen.
Mit 41 Jahren stehe ich genau an der
Schwelle zwischen den jungen und den
etablierten Kolleginnen und Kollegen. Und
gerade das empfinde ich als Stärke und
großen Vorteil. Ich habe die Herausforde-
rungen des Berufseinstiegs und der Lehr-
amtsausbildung noch genau vor Augen,
kann aber auch auf wertvolle Erfahrungen
aus der Berufspraxis und meiner Arbeit im
HPR zurückgreifen. Ich sehe es als große
Chance, um die Bedürfnisse beider Seiten
noch besser zusammenzubringen und Lö-
sungen vorzuschlagen, welche die Anlie-
gen der jüngeren als auch der erfahrene-
ren Kolleginnen und Kollegen berücksichti-
gen.
Berufsalltag erleichtern,
Rahmenbedingungen
verbessern
In meiner Funktion als Vorsitzender von
junge lehrer nrw
möchte ich dazu beitra-
gen, dass die Anliegen junger Beschäftig-
ter nicht nur gehört, sondern auch aktiv
umgesetzt werden. Gerade die ersten Jah-
re können oft herausfordernd und kräfte-
zehrend sein. Umso wichtiger ist es, einen
positiven Start zu erleben. Wir müssen uns
gegenseitig stärken, uns vernetzen und ge-
meinsam an Lösungen arbeiten, die den
Berufsalltag erleichtern und die Rahmen-
bedingungen nachhaltig verbessern. Denn
nur wenn wir uns gegenseitig unterstüt-
zen, können wir die Herausforderungen
unseres Berufs meistern und langfristig mit
Freude unterrichten.
Ich lade euch herzlich ein, Teil dieses
Dialogs zu werden. Eure Ideen, eure
Perspektiven und eure Anliegen sind der
Schlüssel für unseren gemeinsamen Erfolg.
Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass
die Stimme der jungen Lehrerinnen und
Lehrer noch lauter und deutlicher gehört
wird. Ich freue mich darauf, mit euch zu-
sammenzuarbeiten und bin zuversichtlich,
dass wir gemeinsam viel bewegen können.
Lasst uns diesen Weg mutig, entschlos-
sen und für eine starke Gemeinschaft
gehen.
Mit herzlichen Grüßen
Tobias Braune
Vorsitzender
junge
lehrer nrw
Tobias Braune ist der neue
Vorsitzende der Arbeits-
gemeinschaft
junge lehrer nrw
.
MAGAZIN
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7/2024 ·
lehrer nrw
Entlastung vom
Geld einsammeln
In Rheinland-Pfalz soll das leidige Einsam-
meln von Eintrittsgeldern oder Fahrtkosten
in der Schule ein Ende haben. Wie das
Online-Bildungsmagazin News4Teachers
berichtet, stellt das Land seinen Schulen
nun eine webbasierte Software mit dem Na-
men ‘Klassengeld’ kostenlos zur Verfügung.
Mit der Software könne das Sammeln von
Geld für Eintritte, Kopien oder die neue Lek-
türe im Deutschunterricht angelegt, über-
sichtlich aufbereitet und dann nachverfolgt
werden, erklärte die rheinland-pfälzische
Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) laut
News4Teachers. Lehrkräfte könnten mit der
Software auf ‘Knopfdruck’ Anschreiben mit
allen Informationen zu der geplanten
Sammlung erstellen. Das aufwändige Ein-
sammeln von Bargeld gehöre damit der Ver-
gangenheit an, heißt es in dem N4T-Bericht.
Eltern könnten über offene Beträge infor-
miert werden und behielten damit stets den
Überblick über Geldflüsse. Das Programm
sei transparent, einfach und sicher. Für das
Projekt investiere das Land Rheinland-Pfalz
rund 1,3 Millionen Euro.
»Wir haben die Initiative aus Rheinland-
Pfalz mit großem Interesse zur Kenntnis ge-
nommen«, sagt der
lehrer nrw
Vorsitzende
Sven Christoffer. »Unsere Landesregierung
sollte prüfen, ob eine solche Lösung auch
in Nordrhein-Westfalen umsetzbar ist. Das
wäre ein kleiner, aber sehr sinnvoller Schritt
zum Bürokratieabbau an Schulen.«
Leserbrief
Feuriges Plädoyer
Zum Beitrag ‘Sprich mit mir und lies mir
vor’ von Prof. Dr. Ralf Lankau in der letz-
ten Ausgabe unserer Verbandszeitschrift
(Nr. 6/24, Seite 15 bis 18) erreichte die Re-
daktion der folgende Leserbrief:
I
Ich möchte Ralf Lankaus feurigem Plä-
doyer fürs Lesen und wider den Digitali-
sierungswahn ausdrücklich zustimmen!
Zum einen hat uns Maryanne Wolf schon
vor Jahren in ihrem fulminanten Buch
‘Reader, Come Home’
darauf hin-
gewiesen,
dass wir dies-
seits und jen-
seits des Atlan-
tiks eine Bevöl-
kerung heranzie-
hen, die zu einem
Großteil als funk-
tionale Analphabe-
ten zu bezeichnen
ist, und dass eine
gehörige Mitschuld
daran die digitalen
Medien tragen, die
den Leseschaltkreisen
unseres Gehirns alles
andere als zuträglich sind und die die dra-
matische Dopamin-Sucht vieler Jugendli-
cher nur verstärken.
Zum anderen wird gerade eine ganze
Generation Lehrer verheizt durch den Digi-
talisierungswahn. Da, wo Digitalisierung
Lehrern Arbeit abnehmen und Prozesse
vereinfachen würde (digitales Klassen-
buch, Notenverwaltung usw.), arbeiten
Schulen vielfach noch wie vor hundert
Jahren. Da, wo Digitalisierung hingegen
Mehrarbeit bedeutet, trägt man sie auf
den gebeugten Lehrerrücken aus – als ob
die Herausforderungen von Ganztag, In-
klusion und Superdiversität der Schüler
nicht bereits jetzt über ihre Kräfte gingen.
Entgegen den Allgemeinen Dienstordnun-
gen der Länder für Lehrer, behaupten
Schulträger und Kommunen vielerorts,
dass die Klassenlehrer, die nie hatten In-
formatiker werden wollen, für den ‘First-
Level-Support’ von bis zu dreißig iPads
verantwortlich seien – statt nicht-pädago-
gisches Personal in die Schulen zu entsen-
den, die den Schulen das Administrieren
der Endgeräte abnehmen.
Kein Schultag vergeht
mehr, an dem nicht ir-
gendein Schüler sein
Passwort verbummelt,
sein Display zerstört
oder sein iPad zu Hau-
se vergessen oder
nicht aufgeladen hät-
te. Unterrichten wird
auf diese Weise zur
Nebensache, die ef-
fektive Lernzeit wei-
ter dramatisch redu-
ziert.
Kurzum: Es steht
wirklich zu hoffen,
dass sich wie in
Schweden auch in Deutschland bald Ver-
nunft einstellt, was die milliardenschwere
Überflutung der Schulen mit digitalen
Endgeräten betrifft, oder der ideologiege-
triebenen Politik – wie in anderen Politik-
feldern auch – schlichtweg das Geld aus-
geht. Das Gebot der Stunde ist nicht, Lap-
top- oder iPad-Klassen zu bilden und den
Teufel mit dem Beelzebub austreiben zu
wollen, sondern Buchklassen zu bilden
und: lesen, lesen, lesen! Vielleicht lassen
sich auf diese Weise noch einige der zu-
ständigen Synapsen retten, bevor sie irre-
versibel zerstört sind, und gleichzeitig
Lehrer vor dem sicheren Digitalisierungs-
burnout bewahren.
Marcel Haldenwang
Foto: AdobeStock/Photobeps
Dank einer neuen Software-Lösung
können sich Lehrkräfte in Rheinland-
Pfalz das aufwändige Einsammeln von
Bargeld sparen.
lehrer nrw
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MAGAZIN
Wieder ein
enttäuschendes Ergebnis
Die aktualisierte OeBiX-Studie wirft einen aktualisierten und vertieften Blick auf die
Ökonomische Bildung in Deutschland. Leider sind die Ergebnisse nicht sehr ermutigend.
D
Das Institut für Ökonomische Bildung
(IÖB) an der Carl von Ossietzky
Universität Oldenburg hat in Ko-
operation mit der Flossbach von Storch
Stiftung die OeBiX-Studie aktualisiert und
vertieft. Der Index ‘Ökonomische Bildung
in Deutschland’ (OeBiX) ermittelt, wie gut
die strukturellen Bedingungen für die Ver-
mittlung ökonomischer Inhalte in den Bun-
desländern sind. Der OeBiX bewertet, wie
weit die Anforderungen erfüllt sind, um
die Ökonomische Bildung als vollwertiges
Nebenfach an Schulen zu etablieren und die
zukünftigen Lehrkräfte entsprechend auszu-
bilden.
Damit junge Menschen sinnvolle Konsum- und kluge
Lebensentscheidungen treffen können, brauchen sie
eine fundierte ökonomische Bildung.
Foto: AdobeStock/angiolina
MAGAZIN
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7/2024 ·
lehrer nrw
OeBiX-Gesamtindex und -Teilindizes im Vergleich zum Bundesdurchschnitt
Stand: 31. Mai 2024; Quelle: OeBiX-Studie ‘Zur Ökonomischen Bildung in Deutschland (Index)’, Hg. Flossbach von Storch Stiftung, wissenschaftliche Realisation: IOB Oldenburg
Grafik: Flossbach von Storch Stiftung
Auf dem Weg zu einem vollwertigen Nebenfach Wirtschaft ist Nordrhein-Westfalen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt schon ein Stück
voraus. Aber es bleibt noch eine lange Strecke zu gehen.
Die bittere Realität:
Kein Bundesland erfüllt
die Anforderungen
Trotz der vergleichsweisen niedrigen Mess-
latte für ein vollwertiges Nebenfach (sechs
Kontingentsstunden in der Sekundarstufe I)
hat bislang kein Bundesland die Ökonomi-
sche Bildung in diesem Maße umgesetzt.
Einige Bundesländer kommen in den nicht-
gymnasialen Schulformen bereits näher an
das Ziel heran, doch die gymnasialen
Schulformen bleiben weit zurück.
NRW: Verbesserungen,
aber noch viel zu tun
In der aktuellen OeBiX-Studie hat Nord-
rhein-Westfalen einen Schritt nach vorn
gemacht und belegt nun hinter Nieder-
sachsen, Bayern und Baden-Württemberg
mit 53,13 Prozent Platz vier im Vergleich
der Bundesländer. Das Bundesland Nord-
rhein-Westfalen liegt damit mehr als sie-
ben Prozentpunkte über dem Bundes-
durchschnitt. Positiv fällt auf, dass die Öko-
nomische Bildung in den Haupt- und Real-
schulen gut verankert ist. Hier gibt es ein
eigenständiges Fach Wirtschaft. In den
übrigen allgemeinbildenden Schulformen
wird das Fach Wirtschaft-Politik unterrich-
tet, das zur Hälfte aus ökonomischen In-
halten besteht.
Trotz dieser Fortschritte gibt es auch in
Nordrhein-Westfalen noch erhebliche
Schwächen, vor allem in der Lehrkräfteaus-
bildung. Zwar schneidet das Bundesland in
der Kategorie ‘Studiengänge Gymnasium’
mit 36,08 Prozent über dem Durchschnitt
ab, bei der Ausbildung von Lehrkräften für
nicht-gymnasiale Schulformen bleibt Nord-
rhein-Westfalen jedoch mit 37,45 Prozent
deutlich hinter dem Bundesdurchschnitt von
47,29 Prozent zurück. Hier gibt es noch eini-
ges an Verbesserungspotenzial.
Potenziale für Verbesserun-
gen – auch an den Schulen
In der Sekundarstufe I ist die Ökonomische
Bildung in Nordrhein-Westfalen relativ gut
in den nicht-gymnasialen Schulformen ver-
ankert, doch auch hier sind die Stundenkon-
tingente nicht ausreichend, um von einem
regulären Nebenfach zu sprechen. Am Gym-
nasium werden im Pflichtbereich der Sekun-
darstufe I nur 4,32 Kontingentstunden für
Ökonomische Bildung angeboten, was be-
züglich des Maßstabs und im Vergleich zu
anderen Bundesländern gering ist. In den
nicht-gymnasialen Schulformen liegen die
Stundenkontingente zwischen 4,5 und 5
Stunden, was immerhin besser ist, aber
auch hier noch keine vollständige Integrati-
on des Fachs als Nebenfach bedeutet.
Fazit: Ein langer Weg bis zur
vollständigen Integration
Die OeBiX-Studie macht einmal mehr deut-
lich, dass die Ökonomische Bildung in
Deutschland und Nordrhein-Westfalen noch
lange nicht das Niveau erreicht hat, das für
eine vollständige und nachhaltige Veranke-
rung als Nebenfach notwendig wäre. Zwar
gibt es positive Entwicklungen, vor allem in
den Haupt- und Realschulen, aber auch in
Nordrhein-Westfalen klafft noch eine große
Lücke zwischen der aktuellen Praxis und den
Anforderungen an ein vollwertiges Neben-
fach.
Die Studie zeigt klar auf, dass es noch vie-
le Hürden zu überwinden gibt – sowohl in
der schulischen Praxis als auch in der Ausbil-
dung der Lehrkräfte. Wenn die Ökonomische
Bildung in Deutschland endlich den Status
eines regulären Nebenfachs erreichen soll,
müssen sowohl die Stundenkontingente als
auch die Lehrkräftebildung weiter verbessert
werden. Die Politik ist gefordert, die notwen-
digen Maßnahmen zu ergreifen, um diesen
wichtigen Bereich der Bildung nachhaltig zu
stärken. Denn nur mit einer fundierten Öko-
nomischen Bildung können wir unsere Schü-
lerinnen und Schüler chancengerecht auf die
Herausforderungen der Zukunft vorbereiten.
Julia Hehl
Referentin bei der Flossbach von Storch Stiftung
lehrer nrw
·
7/2024
12
TITEL
Demokratiebildung –
wichtiger
denn je
Ein brandaktuelles Thema, spannende Vorträge und ein mitreißendes
Finale: Der Mülheimer Kongress am 6. November hatte den rund
einhundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern wieder einiges zu bieten.
T
Timing und Thema waren geradezu
erschreckend aktuell. Am Tag, als ein
notorischer Demagoge, Lügner und
Faktenverdreher zum Präsidenten des
mächtigsten Landes der Welt gewählt
wurde, lud
lehrer nrw
zum 55. Mülheimer
Kongress. Das Leitthema lautete: Demo-
kratiebildung in der Schule. Um die Wich-
tigkeit des Themas zu erkennen, braucht
es allerdings nicht den Blick über den gro-
ßen Teich, wie der aktuelle Erfolg rechts-
und linkspopulistischer Parteien gerade
bei jungen Menschen in Deutschland
zeigt. Demokratiebildung müsse Schüle-
rinnen und Schüler befähigen und moti-
vieren, kritisch zu hinterfragen, sich ge-
sellschaftlich und politisch einzubringen
sowie Verantwortung zu übernehmen,
betonte der VDR-Bundesvorsitzende Ralf
Neugschwender in einem Grußwort. Wie
das gelingen kann und was dafür nötig
ist, verdeutlichten zwei Experten für De-
mokratiepädagogik und Politische Bildung
den rund einhundert Kongressteilnehmen-
den.
Rund 100 Teilnehmerinnen
und Teilnehmer sowie zahlrei-
che Ehrengäste erlebten beim
55. Mülheimer Kongress ein
spannendes Programm.
Die Big Band der Erich-Klausener-Realschule riss das Publikum mit tollem Sound von den Sitzen.
Alle Foto: Smets
TITEL
13
7/2024 ·
lehrer nrw
INFO
Der nächste Mülheimer Kongress findet
– dann turnusgemäß wieder zweitägig –
am 26. und 27. November 2025 in der
Akademie ‘Die Wolfsburg’ in Mülheim
an der Ruhr statt.
Zu wenig Mittel für
die Demokratiebildung
Zunächst sprach Dr. Wolfgang Beutel (Insti-
tut für Didaktik der Demokratie, Leibniz-
Universität Han-
nover) über De-
mokratiebildung
und Demokratie-
pädagogik und beleuchtete die damit ver-
bundenen Querschnittsaufgaben, Grundla-
gen und fachlichen Herausforderungen für
die Schulen. Beutel kritisierte, dass es zwar
aus der Politik viele Lippenbekenntnisse,
aber viel zu wenig finanzielle und perso-
nelle Mittel für Demokratiebildung in der
Schule gebe. Außerdem sei noch nicht klar,
was Demokratiebildung eigentlich ist und
was sie leisten soll, so der Wissenschaftler.
Es gebe noch kein ausgearbeitetes Kon-
zept und zu wenig Forschung in diesem
Bereich. Schulen, die Demokratiebildung
vorantreiben möchten, empfahl Beutel,
den Schülerinnen und Schülern in be-
stimmten Bereichen mehr Autonomie zu
ermöglichen, um zum Beispiel das schuli-
sche Umfeld und das schulische Miteinan-
der zu verbessern. Denn Schule sei das Le-
bens- und Entwicklungsmilieu, in dem jun-
ge Menschen ihre individuelle, moralische
und politische Sozialisation erleben. Die
dort gemachten Erfahrungen tragen maß-
geblich zur politischen Identität bei, unter-
strich Beutel. Daher müsse eine pädago-
gisch-demokrati-
sche Kultur in den
Schulen stetig ge-
pflegt und weiter-
entwickelt werden, zum Beispiel durch
unterschiedliche Projekte, Themen oder
Lernsettings.
Argumentieren und
Debattieren als Event
Nach Beutels wissenschaftlich-theoretisch
basiertem Einstieg rückte Prof. Dr. Monika
Waldis, (Leiterin des Zentrums Politische
Bildung und Geschichtsdidaktik, Pädagogi-
sche Hochschule der FH Nordwestschweiz)
die schulpraktischen Aspekte in den Fokus.
Wie durch Debattieren im Unterricht politi-
sches Argumentieren und Urteilen geför-
dert werden kann, war Thema ihres Vor-
trags. Sie stellte verschiedene Debatten-
Settings vor. Planspiele, Parlaments-Simu-
lationen oder Schüler-Debatten mit wech-
selnden thematischen Schwerpunkten und
Rollenverteilungen seien wirksame Instru-
mente für die demokratische und politi-
sche Bildung. Wichtig sei es, Argumentie-
ren und Debattieren zu etwas Besonde-
rem, zu einem Event zu machen, betonte
Waldis: »Eine Debatte ist kein Klassenzim-
mergespräch: Sie sollte einen eigenen Rah-
men haben.« Die Bildungsforscherin stellte
ein Setting für eine Fishbowl-Debatte vor,
in der die Schülerinnen und Schüler ver-
schiedene Rollen einnehmen. In sechs
Schritten wird dann das Thema behandelt:
In Einstiegs-Statements wird das der De-
batte zu Grunde liegende ‘Problem’ erör-
tert. Dem folgt eine Debatte im Plenum
und ein erster Austausch in Kleingruppen.
Es schließt sich
eine neuerliche
Plenumsdebatte
– diesmal mit Ent-
scheidungsfindung – und ein zweiter
Kleingruppen-Austausch an. Der letzte
Punkt in diesem Setting ist dann die
Kompromissfindung und -formulierung.
Musikalischer
Schluss- und Höhepunkt
Nicht minder anregend, wenn auch auf an-
dere Weise, war der letzte Programmpunkt
des von Thorsten Schmalt ebenso souverän
wie unterhaltsam moderierten Kongresses:
Der traditionelle – und immer wieder aufs
Neue begeisternde – Auftritt der Big Band
der Erich-Klausener-Realschule Herten.
Auch diesmal rissen die Schülerinnen und
Schüler mit kraftvollem Sound und tollen
Arrangements – mit Titeln von Lady Gaga
über Camila Cabello bis hin zu Queen –
das Publikum von den Sitzen.
Jochen Smets
VDR-Bundesvorsitzender Ralf
Neugschwender: Mehr Demo-
kratiebildung in der Schule.
Dr. Wolfgang Beutel: Schüle-
rinnen und Schülern mehr
Autonomie ermöglichen.
Prof. Dr. Monika Waldis:
Argumentieren und Debattie-
ren zu einem Event machen.
lehrer nrw
·
7/2024
14
TITEL
Delegiertenversammlung
Überragende
Wahlergebnisse
M
Mit viel Rückenwind geht der frisch
gewählte Vorstand von
lehrer nrw
in die nun begonnene vierjährige
Amtszeit. Die 82 Delegierten des Verbandes
gaben dem Vorstandsteam um den Vorsit-
zenden Sven Christoffer einen überwälti-
genden Vertrauensbeweis mit auf den Weg.
Christoffer selbst, aber auch die ebenfalls
wiedergewählten Sarah Wanders (stellver-
tretende Vorsitzende), Ingo Lürbke (Schatz-
meister) und Jochen Smets (Schriftleiter)
wurden bei der Delegiertenversammlung
am 5. November in Mülheim jeweils ohne
eine einzige Gegenstimme im Amt
bestätigt. Auch zwei neue Vorstandsmitglie-
der – Katrin Saniter-Hann (stellvertretende
Vorsitzende) und Tobias Braune (Vorsitzen-
der
junge lehrer nrw
) – erzielten starke Er-
gebnisse. Katrin Saniter-Hann ist Lehrerin
an der Gesamtschule Aldenhoven-Linnich.
Sie löst Ulrich Gräler ab, der nach sechzehn
Jahren im Vorstand von
lehrer nrw
nicht
mehr antrat. Tobias Braune (Realschule Lü-
nen-Brambauer) ist Nachfolger von Marcel
Werner, der ein Schulleitungsamt anstrebt.
Ministerin sammelt
Pluspunkte
Zuvor hatte Schulministerin Dorothee Feller
in einem Grußwort über aktuelle Themen
und Herausforderungen in der Schulpolitik
gesprochen. Sie verteidigte die Maßnahmen
des auch von
lehrer nrw
zum Teil scharf kri-
tisierten Handlungskonzepts Unterrichtsver-
sorgung. Auch die Lehrerwerbekampagne
laufe erfolgreich. Zwar sei der Lehrermangel
noch lange nicht behoben, aber die aktuelle
Landesregierung habe immerhin rund 7000
zusätzliche Kräfte ins System Schule ge-
bracht. Mit Blick auf die Lehrkräfteausbil-
dung stellte Feller unter dem Applaus des
Publikums unmissverständlich klar, dass mit
ihr eine weitere Verkürzung des 18-monati-
gen Vorbereitungsdienstes nicht zu machen
sei. Die Ministerin stand den Delegierten im
Anschluss noch länger für Rückfragen zur
Verfügung und sammelte mit klaren Aussa-
gen und dem Verzicht auf vage Verspre-
chungen einige Pluspunkte.
Highlights der
Verbandsarbeit
Im Vorlauf der anschließenden Wahlen
hatte Sven Christoffer die Vorstands-
arbeit der zurückliegenden vier Jahre
Revue passieren lassen und einige
Highlights herausgehoben. So habe
lehrer nrw
mit seiner Kampagne
A13/E13 für alle!’ herausragenden
Anteil an der von der Landesregierung
beschlossenen Besoldungserhöhung
gehabt. Auch habe kein anderer Ver-
band das Thema ‘Gewalt gegen Be-
schäftigte an Schulen’ so konsequent
und glaubwürdig in die (Schul)Öffent-
lichkeit getragen. Ein großer Erfolg sei auch
die Personalratswahl 2024 gewesen, bei der
es gelungen sei, die gute Position von
lehrer
nrw
in den Personalräten im Sekundarstufe I
Bereich zu behaupten und teils sogar auszu-
bauen. Und schließlich habe man den zwi-
schenzeitlichen Abwärtstrend bei den Mit-
gliederzahlen nicht nur stoppen, sondern
umkehren können.
Herzliche Verabschiedung
Gräler und Werner wurden von den Dele-
gierten sehr herzlich verabschiedet. Chri-
stoffer würdigte die Leistungen und das
Engagement der beiden scheidenden Vor-
standsmitglieder. Ulrich Gräler sei mit seiner
herausragenden Expertise in tarifrechtlichen
Fragen nicht nur im Zuge der regelmäßigen
Tarifrunden und Tarifauseinandersetzungen
eine echte Säule der Verbandsarbeit gewe-
sen. Marcel Werner bilde als Mitorganisator
der didacta-Auftritte von
lehrer nrw
gemein-
sam mit Thorsten Schmalt ein kongeniales
Gespann. Sowohl Gräler als auch Werner
bleiben dem Verband glücklicherweise auch
in Zukunft unterstützend verbunden.
Jochen Smets
Der neue Vorstand von
lehrer nrw
(v.l.): Jochen Smets
(Schriftleiter), Katrin Saniter-Hann (stellvertretende
Vorsitzende), Ingo Lürbke (Schatzmeister), Sven Chri-
stoffer (1. Vorsitzender), Tobias Braune (Vorsitzender
junge lehrer nrw
), Sarah Wanders (stellvertretende
Vorsitzende)
Verbandsvorsitzender Sven Christoffer blickte auf
die Arbeit und die Erfolge des
lehrer nrw
-Vorstands
in den letzten vier Jahren zurück.
Schulministerin Dorothee Feller sprach ein
Grußwort und stand anschließend für Fra-
gen zur Verfügung.
Alle Foto: Smets
Kriege, Leistungsdruck
und Klimakrise
Das am 20. November veröffentlichte Deutsche Schulbarometer spiegelt
aktuelle Sorgen von Schülerinnen und Schülern. Die repräsentative Studie
der Robert Bosch Stiftung bringt teilweise alarmierende Ergebnisse.
Unter Druck
Viele Schülerinnen und Schüler
sehen sich hohen Anforderun-
gen und teils existenziellen
Ängsten ausgesetzt.
15
7/2024 · lehrer nrw
Die Kriege in der Welt, der Leistungsdruck in der
Schule, die globale Klimakrise und die Ängste vor
der eigenen Zukunft machen Schülerinnen und
Schülern in Deutschland aktuell oft Sorgen. Das geht aus
dem Deutschen Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung
hervor. Laut der repräsentativen Studie, die in Kooperation
mit der Universität Leipzig entstand, bewertet mehr als
ein Viertel der befragten Kinder und Jugendlichen
(27 Prozent) die eigene Lebensqualität als niedrig. Ein
Fünftel beschreibt sich selbst als psychisch belastet
(21 Prozent). Ebenso viele klagen über ein geringes
schulisches Wohlbefinden (20 Prozent).
»Es muss uns alarmieren, wenn ein Viertel der Schülerin-
nen und Schüler die Schule als druckvoll erlebt, die eigene
Lebensqualität niedrig bewertet und angibt, unterschiedli-
chen existenziellen Ängsten ausgesetzt zu sein«, sagt
Foto: AdobeStock/stockmotion
Dr. Dagmar Wolf, Leiterin des Bereichs Bildung der Robert Bosch
Stiftung. Die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen habe
sich zwar seit der Corona-Pandemie kontinuierlich verbessert,
liege aber immer noch deutlich unter dem präpandemischen
Niveau. »Die meisten Kinder und Jugendlichen verbringen täg-
lich acht Stunden in der Schule. Das ist vergleichbar mit dem Ar-
beitsplatz von Erwachsenen, dessen Bedeutung für die Gesund-
heit regelmäßig untersucht wird. Für die Situation der jungen
Menschen in unserer Gesellschaft klafft hier allerdings eine gro-
ße Forschungslücke, die wir unbedingt schließen müssen.«
Für die aktuelle Ausgabe des Schulbarometers wurden erst-
mals Schülerinnen und Schüler sowie ihre Eltern befragt. Ein
Schwerpunkt der Studie: der Zusammenhang zwischen Unter-
richt und psychischer Gesundheit. Zentral für das schulische
Wohlbefinden, so die Ergebnisse des Schulbarometers, sind die
konstruktive Unterstützung durch die Lehrkräfte und eine gute
Klassenführung.
Zentrale Ergebnisse auf einen Blick
1. Psychische Auffälligkeiten — Ein Fünftel der Schülerinnen
und Schüler beschreibt sich als psychisch belastet
Insgesamt beschreiben sich zwölf Prozent der Kinder und Ju-
gendlichen selbst als psychisch auffällig, während weitere neun
Prozent im Grenzbereich zu psychischen Auffälligkeiten liegen.
Somit gibt es bei etwa jedem fünften jungen Menschen (21 Pro-
zent) im Alter von 8 bis 17 Jahren Hinweise auf psychische Auffäl-
ligkeiten. Während sich keine Unterschiede nach Alter, Ge-
schlecht oder Schulform zeigen, weisen Schülerinnen und Sc-
ler mit sonderpädagogischem Förderbedarf überdurchschnitt-
lich oft psychische Auffälligkeiten auf (28 Prozent). Auch Kinder
und Jugendliche, deren Elternteil angegeben hat, dass sie sich
(sehr) oft finanzielle Sorgen machen, erreichen überdurchschnitt-
lich oft Werte, die als psychisch auffällig (18 Prozent) gelten oder
im Grenzbereich (15 Prozent) liegen. Psychische Auffälligkeiten
von Kindern und Jugendlichen bleiben damit auf stabilem, ho-
hem Niveau und haben weiterhin noch nicht das präpandemi-
sche Niveau (vor Corona laut COPSY-Studie: 17,6 Prozent) erreicht.
2. Einschätzung Lebensqualität — Ein Viertel der Schülerinnen
und Schüler gibt geringe Lebensqualität an
Zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler (66 Prozent) bewerten
ihre Lebensqualität als mittel, weitere sechs Prozent als hoch.
Doch über ein Viertel der Kinder und Jugendlichen (27 Prozent)
empfinden ihre Lebensqualität als gering. Im Vergleich zu den
sehr hohen Werten während der Pandemie (COPSY-Studie 2020:
48 Prozent geringe Lebensqualität) hat sich die Lebensqualität
zwar kontinuierlich verbessert, erreicht aber weiterhin nicht das
präpandemische Niveau (vor Corona laut COPSY-Studie: 15 Pro-
zent geringe Lebensqualität) und kann daher als stagnierend
bezeichnet werden (COPSY-Studie 2022: 27 Prozent geringe Le-
bensqualität). Eine geringe Lebensqualität wird überdurchschnitt-
lich oft von Kindern und Jugendlichen aus Familien mit niedri-
gem Einkommen (37 Prozent) und Schülerinnen und Schülern mit
sonderpädagogischem Förderbedarf (45 Prozent) angegeben.
3. Aktuelle Sorgen und Belastungen — Ein Fünftel
der Schülerinnen und Schüler sorgt sich oft um
die eigene Zukunft
39 Prozent der Kinder und Jugendlichen geben an, dass sie
sich in letzter Zeit (sehr) oft Sorgen darüber machen, dass es
Kriege auf der Welt gibt. Weiterhin belastet Schülerinnen und
Schüler (sehr) oft (26 Prozent) beziehungsweise manchmal
(33 Prozent), dass sie in der Schule keine guten Leistungen er-
bringen. Klima- und Umweltkrise machen einem Viertel der Kin-
der und Jugendlichen (25 Prozent) (sehr) oft Sorgen, etwa genau-
so viele (20 Prozent) sorgen sich in der letzten Zeit (sehr) oft um
ihre Zukunft. 14 Prozent der Kinder und Jugendlichen machen
sich (sehr) oft darüber Sorgen, dass Menschen aus anderen Län-
dern in Deutschland wegen ihrer Herkunft und/oder ihrer Haut-
farbe ungerecht behandelt werden. Finanzielle Sorgen der Fa-
milie belasten durchschnittlich etwa jeden zehnten jungen Men-
schen (sehr) oft (11 Prozent) oder manchmal (21 Prozent). Als wei-
tere Belastung geben die 8- bis 17-Jährigen Einsamkeit an: Fast
jede:r Zehnte fühlt sich (sehr) oft (9 Prozent) und gut jede:r Fünfte
manchmal (21 Prozent) einsam und fürchtet, niemanden zu ha-
ben, mit dem er oder sie sprechen oder Zeit verbringen kann.
4. Schulisches Wohlbefinden — Ein Fünftel der Schülerinnen
und Schüler hat ein geringes schulisches Wohlbefinden
20 Prozent der Schülerinnen und Schüler geben ein geringes
schulisches Wohlbefinden, weitere 71 Prozent ein mittleres und
nur 8 Prozent ein hohes schulisches Wohlbefinden an. Insbeson-
dere Mädchen sowie Jugendliche im Alter von 16 bis 17 Jahren
weisen ein geringeres schulisches Wohlbefinden auf. Hervorzu-
heben sind zudem Kinder und Jugendliche aus Familien mit
niedrigem Einkommen, die überdurchschnittlich oft ein gerin-
geres schulisches Wohlbefinden angeben (30 Prozent). Auch
spielt die psychische Gesundheit eine große Rolle: Mit 58 Pro-
zent gibt mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen mit
psychischen Auffälligkeiten ein geringes schulisches Wohlbe-
finden an. Im Gegensatz dazu haben nur 14 Prozent der psy-
chisch unauffälligen Kinder und Jugendlichen ein geringes
schulisches Wohlbefinden.
5. Bewertung der Schule — Gute Beziehungen zu
Mitschülerinnen und Mitschülern sowie Lehrkräften
sind am wichtigsten
Danach gefragt, was den Schülerinnen und Schülern an ihrer
Schule besonders gut gefällt, nennen sie vor allem soziale Bezie-
hungen. An erster Stelle wird das Treffen von Freunden und Mit-
schülern (25 Prozent) und darauffolgend die Beziehung zu den
Lehrkräften und deren Umgang mit den Schülerinnen und Sc-
ler (17 Prozent) erwähnt. An dritter Stelle geben 13 Prozent an,
dass ihnen an der Schule besonders die Pausen und das Spie-
len gefallen. Jede:r zehnte Befragte zählt Arbeitsgemeinschaften
(AGs) und besondere Angebote und Aktivitäten innerhalb der
16 7/2024 · lehrer nrw
Schule (10 Prozent) auf. Umgekehrt gefragt, was ihnen an
ihrer Schule nicht gefällt, nennen die Schülerinnen und
Schüler am häufigsten ihre Lehrkräfte (17 Prozent), dicht
gefolgt von einem problematischen Umgang mit den
Mitschülerinnen und Mitschülern (13 Prozent).
6. Bewertung der Unterrichtsqualität — Individuelles
und konstruktives Feedback notwendig
Die Ergebnisse des Schulbarometers zeigen, dass das schuli-
sche Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler am
stärksten von der konstruktiven Unterstützung durch die
Lehrkräfte abhängt. Schülerinnen und Schüler, die sich
durch ihre Lehrkräfte emotional und kognitiv unterstützt
und in ihrem Lernprozess begleitet fühlen, weisen insge-
samt ein höheres schulisches Wohlbefinden auf. Die Schüle-
rinnen und Schüler zeigen hier einen dringenden Hand-
lungsbedarf hinsichtlich der Klassenführung und Unter-
richtsqualität auf. Die große Mehrheit (83 Prozent) berichtet
von häufigen Unterrichtsstörungen, und 41 Prozent der Sc-
lerinnen und Schüler sagen, dass keine oder nur wenige ih-
rer Lehrkräfte genau nachfragen, was man bereits verstan-
den hat und was noch nicht. Mangelndes individuelles
und ermutigendes Feedback vermisst über ein Drittel der
Schülerinnen und Schüler: So melden aus Sicht der befrag-
ten Kinder und Jugendlichen keine oder wenige Lehrkräfte
ihnen zurück, was sie schon können und was sie noch ler-
nen müssen (37 Prozent). Über ein Viertel der 8- bis 17-Jähri-
gen (28 Prozent) kritisiert, dass keine oder wenige Lehrkräfte
ihnen sagen, wie sie es besser machen können, wenn sie
einen Fehler gemacht haben und dass keine oder wenige
Lehrkräfte ihnen bei schwierigen Aufgaben Mut zuspre-
chen (37 Prozent). Allerdings sagen auch drei Viertel der
Schülerinnen und Schüler (75 Prozent), dass die meisten
beziehungsweise alle Lehrkräfte freundlich zu ihnen sind
und dass sich die Mitschüler gegenseitig helfen (71 Prozent).
7. Klassenleitungsstunde — Ein Drittel der
Schülerinnen und Schüler hat selten die Möglichkeit,
Probleme anzusprechen
Regelmäßige Klassenleitungsstunden bieten den Schüle-
rinnen und Schülern einen festen Rahmen, in dem sie
schulbezogene Probleme besprechen und soziale Unter-
stützung durch Mitschülerinnen und Mitschüler und die
Klassenlehrkraft erhalten. Die Ergebnisse zeigen, dass das
schulische Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen
mit dieser Gesprächsmöglichkeit zusammenhängt. Je-
doch gibt über ein Drittel der Schülerinnen und Schüler
an, nie (14 Prozent) oder seltener als einmal im Monat
(21 Prozent) eine Stunde zu haben, um über Probleme und
andere Klassenthemen zu sprechen. Diese niedrigschwelli-
ge Möglichkeit des Austauschs zwischen Klasse und Klas-
senlehrkraft beziehungsweise zwischen den Schülerinnen
und Schülern nimmt mit steigendem Alter der Schülerin-
nen und Schüler ab. So gibt die Hälfte der 16- bis 17-Jähri-
gen (51 Prozent) an, nie oder seltener als einmal im Monat
eine Stunde zu haben, um Probleme oder andere Themati-
ken im Klassenverbund zu besprechen.
8. Unterrichtsausfall — Ein Fünftel der
Schülerinnen und Schüler beklagt drei bis
vier Stunden Unterrichtsausfall pro Woche
Fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen (42 Prozent)
gibt an, dass an ihrer Schule pro Woche ein bis zwei Stun-
den Unterricht ausfällt. Jede:r Fünfte (22 Prozent) beklagt
durchschnittlich drei bis vier Stunden Unterrichtsausfall
pro Woche. Genauso viele sagen aber auch, dass an ihrer
Schule gar kein Unterricht ausfällt (23 Prozent) – insbeson-
dere in Bayern scheint weniger Unterricht auszufallen
(kein Unterrichtsausfall: 34 Prozent).
9. Hilfesuchverhalten — Wenig Wissen
um schulische Hilfsangebote
Etwa ein Viertel der befragten Erziehungsberechtigten
(24 Prozent) glaubt, dass ihr Kind in den letzten zwölf Mo-
naten aufgrund von psychischen Problemen Hilfe benö-
tigt hat oder hätte. Jedoch haben 28 Prozent der Eltern, die
einen Bedarf gesehen haben, keine Hilfe inner- oder au-
ßerhalb der Schule für ihr Kind gesucht. Wenn jedoch Hilfe
innerhalb der Schule gesucht wird, dann wenden sich die
Eltern am häufigsten direkt an die Klassenlehrkraft (70 Pro-
zent), an die Schulsozialarbeit (39 Prozent) und an Schul-
psychologinnen und Schulpsychologen (31 Prozent). Ein
Viertel der hilfesuchenden Eltern (23 Prozent) hat jedoch
keine Hilfe innerhalb der Schule erhalten. Zudem zeigen
die Ergebnisse, dass bis zu einem Drittel der Erziehungsbe-
rechtigten kein Wissen um schulische Hilfsangebote hat.
10. Einstellungen, Barrieren und Wissen zu psychischer
Gesundheit und Hilfsangeboten — Niedrigschwellige
Informationen und stigmasensibles Gesprächsklima
notwendig
Die meisten Kinder und Jugendlichen ab 11 Jahren
(70 Prozent) geben an (eher) zu wissen, wo sie bei emotio-
nalen Problemen an ihrer Schule Hilfe bekommen. Mehr
als ein Viertel (27 Prozent) – unter den Schülerinnen und
Schülern mit psychischen Auffälligkeiten sogar fast die
Hälfte (45 Prozent) zweifelt jedoch (eher) daran, dass je-
mand an der Schule ihnen helfen könne. Ungefähr jede:r
zehnte Befragte (11 Prozent) berichtet, bereits (eher)
schlechte Erfahrungen mit dem Besprechen solcher Pro-
bleme gemacht zu haben. Scham und Angst vor Stigmati-
sierung erweisen sich als potenzielle Barrieren der Inan-
spruchnahme von Hilfe: Mehr als einem Drittel (36 Prozent)
der befragten Kinder und Jugendlichen wäre es (eher) un-
angenehm, über emotionale Probleme zu sprechen. Bei
Kindern und Jugendlichen, die psychische Auffälligkeiten
zeigen, sind es fast zwei Drittel (61 Prozent).
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7/2024 · lehrer nrw
18 7/2024 · lehrer nrw
Handlungsempfehlungen
der Studien-Autoren
1. Schulisches Wohlbefinden steigern:
Konstruktives Feedback im Unterricht implementieren
Ein hohes schulisches Wohlbefinden kann als Voraussetzung
und Ergebnis von Lernprozessen angesehen werden. Deutlich
wird auch der Zusammenhang zwischen dem schulischen
Wohlbefinden und der Einschätzung der Unterrichtsqualität.
Ein vielversprechender Hebel ist demzufolge die Verbesserung
der Unterrichtsqualität. Insbesondere eine konstruktive Unter-
stützung des Lernprozesses durch Lehrkräfte ist von großer Be-
deutung. Kinder und Jugendliche müssen während des Lern-
prozesses emotional und kognitiv unterstützt werden.
Dafür brauchen Schülerinnen und Schüler kontinuierliche
und regelmäßige Rückmeldungen, aus denen sich, wenn
notwendig, Ausgangspunkte für individuelle Förderkonzepte
ergeben. Lehrkräfte sollten ihre Schülerinnen und Schüler dabei
unterstützen, ein ‘growth mindset’ auszubilden und ihnen Mut
zusprechen, dass sie auch schwierige Aufgaben und Herausfor-
derungen bewältigen können.
2. Schule im Sozialraum denken: Versorgungsstrukturen
inner- und außerhalb der Schule ausbauen
Jede Schule wird mit unterschiedlichen Herausforderungen kon-
frontiert und kann auf unterschiedliche Ressourcen zurückgrei-
fen. Schulen müssen daher in ihrem jeweiligen Sozialraum be-
trachtet werden, um schulscharfe Strategien für eine adäquate
gesundheitliche Versorgungsstruktur zu entwickeln. Die Ergebnis-
se machen deutlich, dass bei ungefähr einem Drittel der Schüle-
rinnen, Schüler und Eltern ein Informationsdefizit zu innerschuli-
schen Hilfsangeboten besteht. Es ist daher wichtig, regelmäßig
in den Schulen aktiv auf Hilfsangebote aufmerksam zu machen.
Insbesondere für diese Kinder und Jugendlichen, deren Eltern sie
nicht unterstützen (können), ist es wichtig, dass Lehrkräfte über
psychische Gesundheitskompetenz (‘Mental Health Literacy’) ver-
fügen und ihre Kenntnisse über mentale Gesundheit kontinuier-
lich erweitern. So können Verhaltensänderungen und -auffällig-
keiten bei Schülerinnen und Schülern frühzeitig erkannt und den
betroffenen Kindern und Eltern der Zugang zu inner- und außer-
schulischen Hilfsangeboten erleichtert werden. Schließlich sind
Klassenlehrkräfte häufig die ersten Kontaktpersonen, an die sich
hilfesuchende Eltern wenden. Dafür brauchen Lehrkräfte, neben
Fortbildungen zum Umgang mit psychosozial belasteten Schüle-
rinnen und Schülern, auch Angebote zur Förderung und Auf-
rechterhaltung von psychischer Gesundheit. Diese Aufgabe kann
nur gelingen, wenn in Schulen eine multiprofessionelle Zusam-
menarbeit etabliert, gestärkt beziehungsweise ausgebaut wird.
3. Positives Klassenklima aufbauen:
Beziehungsqualität und Gesprächsklima stärken
Ein weiterer Hebel für schulisches Wohlbefinden und gelin-
gende Lernprozesse ist ein positives Klassenklima. Danach ge-
fragt, was den Kindern und Jugendlichen an ihrer Schule be-
sonders gefällt bzw. nicht gefällt, nennen diese an erster Stelle
Aspekte der sozialen Eingebundenheit. Lernen findet in sozia-
len Interaktionen statt. Deshalb ist es fatal, wenn in Zeiten des
Lehrkräftemangels und Unterrichtsausfalls primär Klassenlei-
tungsstunden gestrichen werden. Regelmäßige Klassenlei-
tungsstunden bieten den Schülerinnen und Schülern einen
festen Rahmen, in dem sie schulbezogene Probleme bespre-
chen und miteinander lösen können sowie soziale Unterstüt-
zung erhalten. Auch für Lehrkräfte ist diese regelmäßige Ge-
sprächsrunde wichtig, um einen Einblick in die aktuellen so-
zialen Interaktionen und Herausforderungen zu gewinnen
und für die Belastungen der Schülerinnen und Schüler sensi-
bilisiert zu werden. Regelmäßige Klassenleitungsstunden kön-
nen einen entscheidenden Beitrag zu einem offenen Ge-
sprächsklima und schließlich auch zu einem positiven Klas-
senklima leisten. Nicht zuletzt stärkt eine gute Beziehung zwi-
schen Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften auch das
beiderseitige Wohlbefinden.
Über das Deutsche
Schulbarometer
Mit dem Deutschen
Schulbarometer lässt
die Robert Bosch
Stiftung seit 2019
regelmäßig repräsen-
tative Befragungen
zur aktuellen Situati-
on der Schulen in
Deutschland durch-
führen. Seit 2024 wer-
den neben den Lehr-
kräften auch Schüle-
rinnen und Schüler
befragt.
Beide Erhebungen werden jährlich mit denselben Be-
fragten durchgeführt. Für die erste Ausgabe des ‘Deut-
schen Schulbarometers Schüler:innen’ wurden zwischen
26. April und 20. Mai 2024 insgesamt 1530 Kinder und Ju-
gendliche im Alter von 8 bis 17 Jahren sowie jeweils ein
Elternteil vom Meinungsforschungsinstitut forsa befragt.
Die Studie wurde in Kooperation mit der Universität Leip-
zig und in enger Zusammenarbeit mit einem interdiszi-
plinären Forschungsteam konzipiert.
Weitere Informationen und Download der kompletten
Studie: www.schulbarometer.de
INFO
19
7/2024 ·
lehrer nrw
SCHULE & POLITIK
Demokratie braucht Nachwuchs
Die NRW-Landesregierung will Schulen dabei unterstützen, ein demokratisches Schulleben zu ge-
stalten. Darum fiel beim 6. Demokratietag NRW der Startschuss für das neue Online-Portal ‘Demo-
kratie in Schule NRW’ und einen neuen Kooperationsvertrag für die Kinderrechteschulen NRW.
»
»D
Dein Einsatz zählt« – unter diesem
Motto hat die Qualitäts- und Unter-
stützungsagentur – Landesinstitut für Schu-
le (QUA-LiS NRW) auf dem 6. Demokratie-
tag aktuelle Erkenntnisse und Initiativen
rund um die Themen demokratische Schul-
entwicklung und Partizipation im Schulleben
vorgestellt. Der Demokratietag bot zudem
den Rahmen für zwei besondere Anlässe:
Schulministerin Dorothee Feller unterzeich-
nete gemeinsam mit UNICEF und QUA-LiS
einen Kooperationsvertrag für das Pro-
gramm Kinderrechteschulen in Nordrhein-
Westfalen. Gleichzeitig ist am 22. November
das neue Demokratieportal ‘Demokratie in
Schule NRW’ gestartet. Es soll für Schulen
eine zentrale digitale Anlaufstelle werden,
um sich über Demokratiebildung zu infor-
mieren.
Kinderrechteschulen
Das Landesprogramm Kinderrechteschulen,
getragen von UNICEF, Schulministerium und
QUA-LiS, hat das Ziel, bereits in der Grund-
schule demokratische Beteiligungsprozesse
fest in der Schule zu verankern, beispiels-
weise über Schülerparlamente und Klassen-
räte. Gleichzeitig werden die Kinder und Ju-
gendlichen angeregt, sich mit ihren Rechten
zu beschäftigen und ihre Interessen einzu-
bringen. Auf dem Weg bis zu ihrem offiziel-
len UNICEF-Siegel ‘Kinderrechteschule –
Wir leben Kinderrechte’ werden die Schulen
von ausgebildeten Trainerinnen und Trainern
begleitet und per E-Learning in Themen wie
Beteiligung, Vielfalt, Gewaltprävention und
Mentale Gesundheit geschult.
Der neue Kooperationsvertrag mit
UNICEF ermöglicht vierzig Grundschulen in
Nordrhein-Westfalen, zu UNICEF Kinder-
rechteschulen zu werden. Aktuell gibt es in
Nordrhein-Westfalen neun UNICEF Kinder-
rechteschulen. Schulen, die im kommenden
Schuljahr in das Programm einsteigen
möchten, können ab sofort unter
www.unicef.de/informieren/einsatz-
fuer-kinderrechte/kinderrechteschulen
ihr Interesse bekunden.
Demokratieportal
Das neue Online-Portal ‘Demokratie in Schu-
le’ unter www.qua-lis.nrw.de/schule-und-
demokratie soll Lehrkräfte und pädagogi-
sche Fachkräfte dabei unterstützen, die De-
mokratiebildung in Unterricht und Schulleben
zu stärken. Das Portal umfasst zwei Bereiche.
Der Bereich historisch-politische Bildung
enthält didaktisches Unterstützungsmateri-
al, um Schülerinnen und Schülern die ge-
schichtlichen und politischen Grundlagen
der Demokratie zeitgemäß und altersge-
recht zu vermitteln. Ziel ist dabei unter an-
derem die Förderung eines reflektierten Ge-
schichtsbewusstseins der Schülerinnen und
Schüler als Grundlage ihrer Demokratiekom-
petenz.
Der Bereich Demokratiebildung unter-
stützt die Schulen mit Hinweisen und pra-
xisorientierten Beispielen, um demokrati-
sche Prozesse und Beteiligung in Schule zu
fördern. Dabei soll die gesamte Schulge-
meinde aktiv in die Gestaltung eines demo-
kratischen Schulklimas eingebunden wer-
den. Zudem enthält das Portal einen Über-
blick über verschiedene Programme und
Angebote von außerschulischen Partnern,
um Schulen zur Teilnahme zu ermuntern,
beispielsweise der Wettbewerb ‘Demokra-
tisch handeln’ oder ‘Jugend debattiert’.
Das Portal wird inhaltlich fortlaufend
weiterentwickelt und aktualisiert.
Foto: AdobeStock/Fokussiert
Von der Demokratie zur Autokratie ist
es manchmal nicht weit. Darum will das Land NRW die
Demokratiebildung an Schulen weiter unterstützen.
lehrer nrw ·
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SCHULE & POLITIK
Das Grundgesetz
sind wir alle
10drei heißt ein gemeinnütziger Verein, der das Grundgesetz
durch innovative Formate an Schulen in ganz Deutschland bringt.
Schülerinnen und Schüler lernen in Workshops die Wertaussagen
unserer Grundrechte kennen. Wie die innovative demokratische
Grundwertebildung funktioniert, erklärt Programmleiterin Lina
Kathe in einem Gastbeitrag.
»
»M
Man sollte seine Mitmenschen so
behandeln, wie man selber be-
handelt werden möchte« – so klingt es,
wenn Schülerinnen und Schüler (nachfol-
gend: SuS) sich den Inhalt und die Bedeu-
tung unserer Grundrechte für ihre Lebens-
welt selbst erarbeiten und in ihren Worten
formulieren – herzlich willkommen im Wir-
kungsbereich des gemeinnützigen Vereins
10drei!
Wer wir sind und
was wir machen
Wir sind 10drei e.V. und entwickeln innova-
tive Bildungsformate zur demokratischen
Grundwertebildung für Jugendliche, welche
Lehrkräfte bundesweit ab der sechsten
Klasse, schulform- und fächerübergreifend
in ihren eigenen Unterricht und Schulalltag
integrieren können. Die Angebote sind für
Lehrkräfte kostenfrei.
In den interaktiv-kreativen Workshops
werden die SuS darin angeleitet, den Inhalt
ausgewählter Grundrechte für ihre eigene
Lebenswelt erlebbar zu machen. Durch die
Nutzung von Ansätzen aus der Innovations-
methode Design Thinking und der Fokussie-
rung auf erfahrungsbasiertes Lernen entste-
hen Workshop-Formate, die nicht nur Zu-
kunftskompetenzen fördern, sondern auch
Spaß machen: Kreativität, Diversität und To-
leranz stehen im Vordergrund und es gibt
kein Richtig oder Falsch, um nur zwei Eigen-
schaften zu nennen.
Seit unserer Gründung im Jahr 2018 ha-
ben wir mit unseren Workshop-Formaten
bislang über 1300 SuS erreicht. Für unsere
Arbeit wurden wir unter anderem mit dem
‘Hidden Movers Award’ ausgezeichnet und
gehören zu den ‘startsocial’ Bundespreisträ-
gern unter Schirmherrschaft von Bundes-
kanzler Olaf Scholz.
Warum uns als Verein
demokratische Grundwerte-
bildung am Herzen liegt
Das am 23. Mai 1949 in Bonn beschlossene
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutsch-
land bildet das Fundament unserer freiheit-
lich demokratischen Grundordnung. Mit
Blick auf das gesellschaftliche Miteinander
sind vor allem die in den Artikeln 1-19
(sowie 20a) beschriebenen Grundrechte mit
ihrer Betonung von Menschenwürde, Frei-
heitsrechten sowie der Definition klarer
Schutzbereiche bedeutend.
Auch wenn wir, ausgehend von dieser
verfassungsrechtlichen Basis, theoretisch
und formal über sehr gute Voraussetzungen
für ein solidarisches Zusammenleben verfü-
gen, scheinen die im Grundgesetz enthalte-
Praxisnah und zielgruppengerecht bringen die Workshops
von 10drei Schülerinnen und Schülern das Grundgesetz nahe.
Fotos: 10drei e.V.
renz unterstreicht in ihrer Stellungnahme den
demokratischen Bildungsauftrag von Schule
und hebt diesen als Querschnittsaufgabe her-
vor. Demokratiebildung dürfe sich nicht nur
auf den Fachunterricht wie beispielsweise
Politik beschränken, sondern sei als fächer-
übergreifende Aufgabe zu verstehen: »Im
Unterricht aller Fächer werden immer wieder
Themen virulent, die relevant sind für die
Entwicklung demokratischer Kompetenzen,
Einstellungen und Verhaltensbereitschaften.«
(SWK, 2024, Demokratiebildung als Auftrag
der Schule, S. 21)
Neue GrundgeSÄTZE
Eine positive Unruhe, über gesellschaftliches
Zusammenleben ins Gespräch zu kommen,
nehmen auch wir in Gesprächen mit Lehr-
kräften und SuS wahr. Mit unseren Work-
shop-Formaten geben wir Lehrkräften Res-
sourcen und innovative Ansätze an die
Hand, um dieser Aufgabe von Schule flexibel
im Schulalltag gerecht werden zu können.
Ein Beispiel hierfür ist unser Format Grund-
geSÄTZE: In einem neunzigminütigen Work-
shop werden die SuS mit kreativ-innovati-
ven Methoden darin angeleitet, den Inhalt
ausgewählter Grundrechte für ihre eigene
Lebenswelt zu erarbeiten. Am Ende formulie-
ren sie das entsprechende Grundrecht in
ihrer eigenen Sprache – es entstehen viele
neue GrundgeSÄTZE
(www.grundgesaetze.de).
SCHULE & POLITIK
21
7/2024 ·
lehrer nrw
nen Werte nicht immer handlungsleitende
Grundlage des alltäglichen Miteinanders zu
sein.
Um ebendieser Aufgabe nachzukommen,
braucht es neben Institutionen, Einklagbar-
keit von Rechten sowie theoretischem Wis-
sen weitere Bausteine. Dazu gehören vor
allem mündige Bürgerinnen und Bürger, die
genau diese Rechte kennen und daraus im
Dialog Werte ableiten, welche als Kompass
für unser freiheitlich demokratisches Zusam-
menleben dienen. Gerade mit Blick auf das
gesellschaftliche Klima in Deutschland und
Europa erscheint dieser Baustein aktuell
vielleicht wichtiger denn je.
An dieser Stelle setzt 10drei e.V. an: Unse-
re Vision ist eine Gesellschaft, in der die im
Grundgesetz enthaltenen Werte, wie Würde
und Gleichheit, Grundlage der alltäglichen
Entscheidungsfindung sind. Durch unsere
Workshop-Angebote gestalten wir gemein-
sam mit Lehrkräften und SuS eine Zukunft,
deren Fundament eine stabile Demokratie
mit mündigen Bürgerinnen und Bürgern ist.
Warum Schule der zentrale
Ort für Wertebildung ist
Vor allem Schulen fällt eine zentrale Rolle in
der Etablierung einer auf den Grundrechten
basierenden Werteordnung zu. Im Beschluss
der Kultusministerkonferenz zur Stärkung
der Demokratiepädagogik heißt es: »Ziel der
Schule ist es daher, das erforderliche Wissen
zu vermitteln, Werthaltungen und Teilhabe
zu fördern [...]. Die gelebte Demokratie muss
ein grundlegendes Qualitätsmerkmal unse-
rer Schulen sein.« (KMK, 2018, Demokratie
als Ziel, Gegenstand und Praxis historisch-
politischer Bildung und Erziehung in der
Schule, S.4). Auch die Ständige Wissenschaft-
liche Kommission der Kultusministerkonfe-
JETZT MITMACHEN
Egal ob 15-Minuten-Einheiten im Regelunterricht, Unterrichtseinhei-
ten für Doppel- sowie Ausfallstunden oder Formate für Projektwo-
chen – auf unserer Homepage (www.10drei.org) finden sich diverse
Formate für den Unterricht. Damit Lehrkräfte die Formate eigenständig um-
setzen können, bieten wir dazu regelmäßig passende einstündige Online-Qualifizie-
rungen an. Im Anschluss erhalten Lehrkräfte alle Materialien zur Umsetzung. Wir freu-
en uns darauf, wirkungsvolle Grundwertebildung in noch mehr Schulen zu verankern!
Weitere Informationen zu unseren Angeboten und Qualifizierungen sowie mediale
Einblicke in unsere Arbeit gibt es hier:
Kontakt für Rückfragen:
Lina Kathe
lina@10drei.org
0155 61057730
lehrer nrw
·
7/2024
22
SCHULE & POLITIK
KI,
die schöne
neue Welt?
Foto: AdobeStock/Tomass
Chance oder Risiko? Künstliche Intelligenz kann dem
Lernen neue Möglichkeiten des Erkenntnisgewinns eröffnen,
birgt aber auch die Gefahr manipulativer Einflüsse.
D
Die Künstliche Intelligenz (KI) ist in
aller Munde. Doch aufhorchen ließ
in den letzten Wochen die Botschaft
des Erfinders der KI, Geoffrey Hinton, der
selbst vor ihr warnte. Weil sie auch eine
sich verselbstständigende Fähigkeit mit-
bringt. Und damit unbeherrschbar würde,
d.h. »außer Kontrolle geraten könne«.
Epochaler Fortschritt
Damit muss auch dem Letzten klar werden,
dass es bei der KI um einen epochemachen-
den technologischen Fortschritt geht. Der in
weiten Teilen zum Wohle der Menschheit
eingesetzt wird, zum Beispiel in der For-
schung, in der Medizin, in der industriellen
Produktion, im Umweltschutz, im Wissens-
transfer etc., der aber auch im umgekehrten
Fall zum Missbrauch einlädt, wenn Men-
schen sie zum Schaden anderer nutzen
(wollen).
Weil die KI vor manipulativem Gebrauch
kaum geschützt werden kann, müssen wir
damit leben, dass jeder Einzelne im besten
Fall sich wappnen muss, die reale Wirklich-
keit von der künstlichen zu unterscheiden.
Und im Bereich text- bzw. bildbasierter In-
formationen wahre Inhalte von falschen zu
trennen weiß.
Datenflut durch KI
Bei der zu erwartenden und sich ins Uner-
messliche ausweitenden Menge an ‘Infor-
mationen’ ist dies jedoch ein Ding der Un-
möglichkeit. Selbst Kontrollmechanismen
werden im notwendigen Umfang nicht in
der Lage sein, diese Aufgabe auch nur hin-
reichend zu gewährleisten.
Insofern steht zu befürchten, dass wir alle
uns gleichzeitig sowohl in der realen Wirk-
lichkeit als auch in mehreren medialen Pa-
rallelwelten mit deutlich größerem Einfluss
auf unser Bewusstsein bewegen werden.
Diesem Einfluss zu begegnen kann nur ge-
lingen, wer seinen Blick auf die reale Wirk-
lichkeit weitgehend erhält.
KI auf dem Prüfstand
Dass der Umgang mit der KI in allen Ein-
satzbereichen vorab zu untersuchen sei, ist
derzeit gängige Praxis. Ein Indiz dafür, dass
von ULRICH GRÄLER
KI,
die schöne
neue Welt?
Wie Künstliche Intelligenz unsere
Bildungswelt verändert. Und worauf
wir unbedingt achtgeben sollten!
23
7/2024 ·
lehrer nrw
SCHULE & POLITIK
Ulrich Gräler ist Vorsitzender des Personalrats Realschule
im Regierungsbezirk Arnsberg
E-Mail: graeler@lehrernrw.de
KOMMENTAR
Mon Dieu!
Eine Nachricht, bei der man hellhörig werden muss! Erst recht,
wenn schon einer der Urheber des Technologiefortschritts als
Bedenkenträger auftritt.
Als größte Gefahr sieht KI-Erfinder Geoffrey Hinton, dass die
KI sich verselbstständigen könne, d.h. als eigenmächtiger Akteur
auftritt. Bislang tritt die KI für uns Normalnutzer zum Beispiel bei
der Hilfestellung des Erstellens von Texten, Beantworten von Fra-
gestellungen/Problemen, beim autonomen Fahren mit Autos, etc.
auf.
Jede Spitzentechnologie hat ihre Vorteile, doch stets auch ihre
Kehrseite, so dass diese zum Beispiel gesteuert, täuschend oder
sogar unheilvoll in militärischen Auseinandersetzungen genutzt
werden kann bzw. schon genutzt wird.
In der Schule wirkt sich KI, je nach Einsatz bzw. Nutzung, auf
die Bildung des Einzelnen aus. Aus dem Grund ist eine nachhalti-
ge didaktische Analyse des Einsatzes der KI im Unterricht uner-
lässlich. Sie sollte umfassend jeder gedankenlosen Verwendung
der KI vorausgehen.
Als förderliches Mittel für Lernprozesse sicherlich sinnvoll,
auch als individuelles Werkzeug für selbstgesteuertes Lernen,
nicht aber als Ersatz für vermeintliche Erkenntnisgewinne. Ein
Rückschritt autonomer Urteilsfähigkeit wäre in diesen Zeiten
des Verlustes an Wahrhaftigkeit fatal. Und eine Gefahr für unsere
Demokratie.
Dafür sind die Gefahren einer medialen Übermacht manipula-
tiver Informationen in gleichzeitig mehreren Parallelwelten zu
groß und auch schon zu verbreitet. Daher sollten in Schulen, ne-
ben der Nutzung von KI, massive Bemühungen in den Ausbau
der Fähigkeit des Decodierens von Texten (und Bildern) gefördert
werden, vom sinnentnehmenden Lesen bis hin zur Textanalyse
und -interpretation. Ein Bereich, der entgegen der Notwendigkeit
stetig mehr vernachlässigt wird!
Denn ohne Urteilsfähigkeit hieße es dann nur noch:
»Liebe gute alte Wirklichkeit, … adieu!«
Ulrich Gräler
allen die möglichen Gefahren bewusst sind.
So hat auch die Kultusministerkonferenz
Handlungsempfehlungen verabschiedet, wie
mit dem neuen Instrument in Schulen umzu-
gehen sei.
Die Universitäten, aber auch schon einige
Schulen machen sich auf den Weg, die Mög-
lichkeiten des Einsatzes von KI in ihren Ein-
richtungen zu prüfen. Dabei geht es in der
Regel zumeist um den Nutzen für Studenten
und Schüler, aber auch manches Mal um die
Gefahren, die damit verbunden sind, zum
Beispiel auch für die Erstellung von Leis-
tungsnachweisen.
Die Universität Siegen befindet sich der-
zeit im Pilotprozess, um den Einsatz von KI
im Mathematikunterricht zu untersuchen.
Die Universität Bielefeld hat in diesem Jahr
ihren Tag der Lehre ebenfalls der KI gewid-
met, und zwar unter den Gesichtspunkten
ihrer Erprobung in Forschung und Lehre.
KI in der Schule
Auf das Niveau von Schulen bezogen, ist
der Einsatz der KI zumeist damit verbunden,
dass Schüler den Erwerb von Erkenntnis
mehr oder weniger an die Technologie dele-
gieren können und sich selbst dieses Ergeb-
nis dann schlichtweg nur noch aneignen
(müssten).
In der didaktischen Analyse des Einsatzes
von KI für die Schulen wird vielfach darauf
verwiesen, dass Schüler diese dafür einset-
zen können, um notwendige oder schwieri-
ge Schritte im Lernprozess zu bewältigen,
die dann weitere damit verbundene Lernzu-
wächse ermöglichen.
Auf der positiven Seite stehen immer
wieder der Zugriff auf umfangreichere und
komplexere Datenbestände und deren Nut-
zen für konkrete, frei formulierte Fragen
bzw. Problemstellungen. Eine Fähigkeit, die
die Ebene des Lexikonwissens auf die Ebene
neuer, eigenständig generierbarer ‘Erkennt-
nis’ hebt.
KI = »Kann ich?«
Die Kehrseite im schulischen Kontext
besteht jedoch in der Gefahr des weiteren
Verlustes persönlicher Autonomie. Und zwar
deshalb, weil KI-gestützte Ergebnisse, die
im Vergleich zum eigenen Urteilsvermögen
einen scheinbar höheren Glaubwürdigkeits-
status mit sich bringen, dazu führen, dass
Menschen geneigt sind, diese nicht weiter
hinterfragt zu übernehmen. Ein Prozess, der
bei der Wirkmächtigkeit des Einflusses zu
Fehleinschätzungen und Selbstüberschät-
zung beiträgt.
Erst recht bei weiter sinkendem Bil-
dungsniveau läuft man Gefahr, dass dieser
Prozess immer weiter zugunsten der KI mit
entsprechendem, auch von Neurologen
befürchtetem Realitätsverlust verläuft. Und
wenn man dann noch zur Kenntnis nimmt,
dass bei Schülern auch das Leseverständnis
zurückgeht, dann kann das unweigerlich
dazu führen, dass sie ihre eigenen KI-gene-
rierten Texte nicht mehr vollständig verste-
hen, oder noch schlimmer, diese falsch ver-
stehen und dadurch zu entsprechenden
Haltungen bzw. gar Handlungen kommen
(können).
lehrer nrw ·
7/2024
24
FORTBILDUNGEN
Starke Stimme und Wege in den Ruhestand
Um den ‘Erfolgsfaktor Stimme’ sowie um Beamtenversorgung und Altersteilzeit
geht es in zwei Seminaren, die
lehrer nrw
anbietet.
Weitere Fortbildungs-Highlights finden Sie in der Tabelle rechts. Anmeldungen sind online möglich.
Foto: AdobeStock/olly
Wege in den Ruhestand –
Beamtenversorgung und Altersteilzeit
D
Der
lehrer nrw
Experte Horst Joosten gibt Lehrkräften, die vor
dem Ruhestand stehen, oder sich mit dem Thema Altersteil-
zeit beschäftigen, Antworten auf die wichtigsten diesbezüglichen
Fragen. Das Seminar wird zu zwei unterschiedlichen Terminen
und an zwei Orten angeboten. Themen sind unter anderem:
Regelaltersgrenze
Antragsruhestand ab dem 63. Lebensjahr
und Versorgungsabschlag
Vorzeitige Pensionierung bei Dienstunfähigkeit
und wegen Schwerbehinderung
Teildienstfähigkeit
Jahresfreistellung im Blockmodell und Altersteilzeit
»Unsere Stimme – unterschätzter Erfolgsfaktor im Unterricht«
»Alle mal herhören, bitte!« – Wir alle kennen das: Wir wollen eine wichtige Ansage machen
oder etwas Neues erklären und die Klasse hört nicht zu. Oder nur teilweise. Manche schal-
ten womöglich schnell wieder ab. Das ist nicht nur anstrengend, sondern auch ärgerlich,
denn das Ringen um die Aufmerksamkeit der Lernenden kostet jede Menge Zeit und Ener-
gie, die uns dann an anderer Stelle fehlt.
Dabei ist den wenigsten Lehrkräften bewusst, welch entscheidende Rolle ihre Stimme in
der Ansprache der Klasse spielt. Monotone, dünne, kicksige oder gepresste Stimmen können
uns ungewollt langweilig, unsicher oder sogar unsympathisch erscheinen lassen. Sprechen
wir hingegen bewusst resonanzvoll, lebendig und mit wenig Druck, wird dadurch unser ge-
samtes Auftreten souveräner, interessanter und durchsetzungsstärker.
In diesem Seminar bekommen Sie einige Impulse dazu
wie die Stimme funktioniert,
wie Sie klangvoll sprechen und Lautstärke ohne Druck erzeugen können,
wie Sie Ihre Stimme geschickt einsetzen,
um je nach Unterrichtssituationen eine bestimmte Wirkung zu erzielen,
wie Sie Ihre Stimme pflegen und schonen.
Titel: ‘Unsere Stimme –
unterschätzter Erfolgsfaktor
im Unterricht’
Referentin: Gabi Schmidt,
www.happy-teachers.de, Autorin
von ‘Präsenz & Stimme. Für mehr
innere Stärke und Freude
im Lehrberuf’
Seminar-Nr.: 2025-0120
Termin: Montag, 20. Januar 2025,
9:00 bis 16:30 Uhr
Ort: Hotel Leonardo Düsseldorf City
Center, Ludwig-Erhard-Allee 3,
40227 Düsseldorf
Kosten: 160 Euro für
lehrer nrw
-
Mitglieder, 210 Euro für sonstige
Teilnehmer (inkl. Tagesverpflegung)
Anmeldeschluss: auf Anfrage
ANMELDUNG
www.lehrernrw.de/lehrernrw-de-fortbildungen/lehrernrw-de-fortbildungsuebersicht/
Titel: Wege in den Ruhestand –
Beamtenversorgung und Altersteilzeit
Referent: Horst Joosten
Termin: Donnerstag, 27. März 2025 von 15 bis 18 Uhr
Ort: GDL Sitzungsraum, 1. OG, Graf-Adolf-Straße 84, 40210 Düsseldorf,
Seminar-Nr.: 2025-0327
Anmeldeschluss: 6. März 2025
ODER
Termin: Dienstag, 1. April 2025 von 15 bis 18 Uhr
Ort: Stadthotel am Römerturm, St. Apern-Straße 32, 50667 Köln
Seminar-Nr.. 2025-0401
Anmeldeschluss: 25. Februar 2025
Kosten: 60 Euro für
lehrer nrw
-Mitglieder, 90 Euro
für sonstige Teilnehmer
(inklusive Snacks und Getränke)
Wer mit sicherer, kraftvoller
Stimme spricht, tritt automatisch
souveräner und durchsetzungs-
stärker auf. Dann klappt es
auch ohne fiktives
Megafon.
25
7/2024 ·
lehrer nrw
FORTBILDUNGEN
Seminar
Nr. Titel Kurzinhalt Referenten Wo Wann Uhrzeit
Gebühr
lehrer nrw-
Mitglied
Gebühr
sonst.
Teilnehmer
Anmelde-
schluss
2025-0120
»Alle mal herhören, bitte!« –
Die Stimme als unterschätzter
Erfolgsfaktor im Unterricht
In diesem Seminar geht es darum, wie Sie Ihre Stimme und Ihre Sprache
in unterschiedlichen Unterrichtssituationen variabel und zielführend
verwenden können. Darüber hinaus werden Tipps für einen schonenden
Umgang mit der Stimme gegeben.
Gabi
Schmidt
Leonardo Düsseldorf
City Center
Ludwig-Erhard-Allee 3
40227 Düsseldorf
Montag
20.01.2025
09:00 bis
16:30 Uhr
160 210 auf
Anfrage
2025-0212
Motivierende Gesprächs-
führung: Menschen helfen, sich
zu verändern (Aufbauseminar)
Im Aufbauseminar werden die Grundlagen aus dem Basisseminar wieder-
holt und darauf aufbauend weitere Gesprächshaltungen und -techniken
aus dem motivational interviewing (MI) nach Miller & Rollnick theore-
tisch vorgestellt und in Übungen ausprobiert. Auch eigene Beispiele aus
Gesprächen mit Schüler/innen, Eltern oder Kolleg/innen können einge-
bracht werden, um das Thema ‘Förderung von Veränderungsbereitschaft’
im Sinne der motivierenden Gesprächsführung zu intensivieren.
Yvonne
Michel
Leonardo Düsseldorf
City Center
Ludwig-Erhard-Allee 3
40227 Düsseldorf
Mittwoch
12.02.2025
09:30 bis
17:00 Uhr
160 210 10.01.25
2025-0217
Umgang mit schwierigem
Schülerverhalten
Souverän mit auffälligem Schülerverhalten umgehen. Im Mittelpunkt
stehen Strategien, wie man sich als Lehrkraft sowohl in akuten als auch
in ‘langfristigen’ Situationen souverän verhalten kann.
Dorthe
Leschnikowski-
Bordan
Ringhotel Drees
Hohe Straße 107
44139 Dortmund
Montag
17.02.2025
09:00 bis
16:00 Uhr
160 210 13.01.25
2025-0220
Generation Z: Schülerinnen und
Schüler ohne Zuversicht und
Anstregungsbereitschaft?
Kleine Nudging-Ideen
Im Seminar betrachten wir kurz die aktuelle Studienlage, um ‘diese
Generation’ besser verstehen zu können. Wir erkennen ihre Besonderheit
und schauen in die lösungsorientierte Beratung, die hier Ideen anbietet,
mit kleinen Kniffen die Zuversicht und Anstrengungsbereitschaft ein
wenig anzustupsen (nudging).
Tanja
Schmitz-
Remberg
Leonardo Düsseldorf
City Center
Ludwig-Erhard-Allee 3
40227 Düsseldorf
Donnerstag
20.02.2025
9:30 bis
16:00 Uhr
160 210 16.01.25
2025-0224 »Stress lass nach!« –
Einfache und effektive
Selbstregulierung mit
EFT-Tapping
Stressige Phasen und belastende Gefühle sind im aufreibenden Schul-
geschehen mitunter nicht zu vermeiden. In dieser Fortbildung lernen die
Teilnehmenden die wissenschaftlich fundierte EFT-Klopftechnik kennen,
mit der sie ihr Nervensystem und Gehirn beruhigen, herausfordernde
Gefühle regulieren können und dadurch Entlastung und Erleichterung
erfahren.
Gabi
Schmidt
Leonardo Düsseldorf
City Center
Ludwig-Erhard-Allee 3
40227 Düsseldorf
Montag
24.02.2025
9:00 bis
16:30 Uhr
160 210 20.01.25
2025-0317
Elterngespräche
konstruktiv gestalten
Ziel der Veranstaltung ist es, auch schwierige Elterngespräche souverän,
zielorientiert und erfolgreich führen zu können. Dazu ist es erforderlich,
unterschiedliche ‘Elterntypen’ und die damit verbundene Motivation zu
erkennen und eigene Kommunikationsstrategien zu entwickeln.
Dorthe
Leschnikowski-
Bordan
Ringhotel Drees
Hohe Straße 107
44139 Dortmund
Montag
17.03.2025
09:00 bis
16:00 Uhr
160 210 27.01.25
2025-0320 »Herr Rossi sucht das Glück« –
wie Sie mit Aspekten der
Glücksforschung das Wohl-
befinden stärken
Zufriedener und glücklicher leben, die eigenen Stärken einsetzen, stress-
resistenter werden. Dafür bietet die Positive Psychologie – auch Glücks-
forschung genannt – hilfreiche und gut erforschte Ansätze.
Yvonne
Michel
Leonardo Düsseldorf
City Center
Ludwig-Erhard-Allee 3
40227 Düsseldorf
Donnerstag
20.03.2025
09:30 bis
17:00 Uhr
160 210 06.02.25
2025-0324 Resilienz Was die einzelnen Resilienzaspekte für Menschen bedeuten, die
unterrichten, erziehen und begleiten, wird mit Hilfe des Dynamischen
Resilienzkonzeptes nach Gruhl/ Körbächer in diesem Seminar näher-
gebracht. Des Weiteren wird seine Wirkung in individuellen Alltags- und
Schulsituationen erörtert.
Dorthe
Leschnikowski-
Bordan
Ringhotel Drees
Hohe Straße 107
44139 Dortmund
Mo. bis Di.
24.03. bis
25.03.2025
10:00 bis
16:30 Uhr
340 390 10.02.25
lehrer nrw
· 7/2024
26
SENIOREN
Auf dem Kölner Krippenweg
A
Am 3. Dezember erkundeten die Se-
niorinnen und Senioren des
lehrer
nrw
den Kölner Krippenweg. Die
ebenso interessante wie unterhaltsame Füh-
rung begann im Hauptbahnhof bei der Frie-
denskrippe. Diese Krippe zeigt Motive zwi-
schen den Jahren 1938 bis 1946. Die Gebäu-
de sind gemäß der Zerstörungen im Zweiten
Weltkrieg, vorwiegend durch Brandbomben,
ziemlich realistisch dargestellt. Genau so
realistisch zeigen die Figuren die damalige
Not. Zu sehen sind Kinder beim Einsammeln
von Ziegelsteinen und Kohlestücken, die von
Waggons angeblich heruntergefallen waren.
Aber es zeigt sich in den Darstellungen eben
auch der Kölsche Überlebenswille, mit einem
Weihnachtsmarkt oder einem Versuch zur
Wiederbelebung des Karnevals – trotz Kälte,
Hunger und Wohnungsnot. Es lohnt sich,
längere Zeit diese Friedenskrippe von allen
Seiten zu betrachten.
Die weiteren Krippen befinden sich in
Schaufenstern, im Inneren von Kirchen oder
öffentlich zugängigen Orten, wie bei der
Bahnhofsmission. Die Krippen stellen auch
Szenen aus dem normalen Leben dar und
beinhalten Figuren, die zu der Umgebung
gehören, so wie Tünnes und Schäl in einer
Kölner Krippe. Beeindruckend ist die Vielfalt
der Krippen hinsichtlich des Materials, sorg-
fältiger Gestaltung, Größe, Wandelbarkeit
und der beabsichtigen Botschaft an den
Betrachter. Einige Krippen ändern sich ge-
mäß der Weihnachtsgeschichte von der Ver-
kündung, der Herbergssuche und der Geburt
Jesu. Die Szenen werden bis zum Erschei-
nungsfest angepasst. Eine solche Krippe
steht auch im Kölner Dom. Wir bekamen
viele Informationen über die Herkunft, die
Beschaffenheit und die Botschaft, die in den
einzelnen Krippen dargestellt wird. Diese
Krippen sind so ganz anders als die sehr
bekannten ‘alpenländischen Krippen’ mit
Stall und geschnitzten Holzfiguren.
Wir danken Caroline Maria Weber vom
Verein Krippenfreund Region Köln e.V. für
die sachkundige Führung mit den vielen
Hinweisen auf die Bedeutung der Figuren
und die Zusammenstellung der Krippen, von
denen jede eine Botschaft in sich trägt.
Beim gemeinsamen Mittagessen im Brau-
haus Gaffel am Dom haben wir unsere Ein-
drücke ausgetauscht und die gemeinsame
Einstimmung auf Weihnachten wirken las-
sen.
Allen Seniorinnen und Senioren wünsche
ich eine besinnliche Weihnachtszeit, frohe
Weihnachtsfeiertage in Gesundheit, ob im
Kreise der Familie oder unter Freunden. Für
das neue Jahr wünsche ich allen viel Ge-
sundheit und dass unsere geplanten und ge-
wünschten Aktivitäten im neuen Jahr mög-
lich werden. Monika Holder
Krippenlandschaft in Trümmern: Die Friedenskrippe im Kölner Hauptbahnhof
versetzt ihre Betrachter in die Kriegs- und unmittelbare Nachkriegszeit zurück.
Mit viel Liebe und Lokalkolorit
gestaltet: Auch eine typisch Kölsche
Krippe war auf dem Krippenweg zu sehen.
Die
lehrer nrw
Gruppe vor einer Reihe von ‘Kofferkrippen’
27
7/2024 ·
lehrer nrw
SENIOREN
Rückblick 2024 –
Ausblick 2025
V
Viele Aktivitäten wurden auch die-
ses Jahr für die Seniorinnen und
Senioren angeboten und auch
zahlreich angenommen. Die Städtereise
nach Mülheim an der Ruhr überraschte so
manchen Teilnehmer im Hinblick auf die
vielen Sehenswürdigkeiten und die grünen
Oasen in und um Mülheim. Auch die Flug-
reise nach Mallorca, bei wunderbarem
Wetter, bot uns einen herrlichen ‘Sommer-
Nachschlag’ und lud nicht nur zu den Se-
henswürdigkeiten der Mittelmeerinsel ein,
sondern auch zum Baden im noch ange-
nehm warmen, türkisfarbenen Meer.
Die Exkursionen zum Sprinterwerk in
Düsseldorf im März, die Besichtigung der
Firma Goldbeck in Bielefeld mit Stadtrund-
gang in Gütersloh im Juni, der Besuch des
Forschungszentrums Jülich im August
und der Besuch des Krippenwegs in
Köln gaben uns viele interes-
sante Eindrücke und Er-
fahrungen.
Im April erfuhren die Seniorinnen und
Senioren des
lehrer nrw
bei einem zweitä-
gigen dbb-Seminar, wie sich Fitness und
Gesundheit im Alter erhalten und verbes-
sern lassen.
Für 2025 können wir uns ebenfalls
schon auf viele Highlights freuen. Zusam-
men mit den Seniorenvertretungen der
Bezirke wurde das Programm für das kom-
mende Jahr geplant. Einige Veranstaltun-
gen konnten schon fest terminiert werden,
bei anderen fehlt uns noch eine
definitive Termin-
zusage.
Fest geplant und bereits angeboten wer-
den eine Flugreise nach Rhodos im Juni
2025 und ein Besuch des Landtags am
19. März 2025 (von 12:30 bis 15:30 Uhr).
Die Landtagsabgeordnete Angela Freimuth
(FDP) hat sich bereit erklärt, für uns zu ei-
ner einstündigen Diskussionsrunde zur Ver-
fügung zu stehen. Am 10. April 2025 wol-
len wir an einer kostenlosen Probe in der
Philharmonie in Köln teilnehmen. Für
den Jahresabschluss ist ein Besuch des
Marionettentheaters in Düsseldorf für
den 4. Dezember 2025 terminiert.
Weitere Informationen zu Terminen und
Veranstaltungen der
lehrer nrw
-Seniorin-
nen und -Senioren gibt es stets aktuell auf
den Senioren-Seiten unserer
lehrer nrw
-
Homepage, in der Verbandszeitschrift und
in unseren Senioren-Infobriefen.
Monika Holder
Foto: AdobeStock/ecstk22
Die Sonneninsel Rhodos,
hier die berühmte Akropolis von Lindos,
ist Ziel einer Flugreise im Juni 2025.
lehrer nrw ·
7/2024
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Und jährlich grüßt
das Murmeltier…
RECHT§AUSLEGER
Foto: AdobeStock/Daniel
Beamtinnen und Beamte
sowie Versorgungsemp-
fängerinnen und -emp-
fänger sollten noch in
diesem Kalenderjahr
ihren Anspruch auf
amtsangemessene
Alimentation gel-
tend machen.
leh-
rer nrw
stellt auf
seiner Website
einen Muster-
antrag
bereit.
Alle Jahre wieder
– grüßt das Murmeltier
mit einer kleinen Termin-
erinnerung. Damit auch
keiner den Antrag auf
amtsangemessene
Alimentation vergisst.
29
7/2024 ·
lehrer nrw
H
H
and aufs Herz – es gibt so manchen
Zeitvertreib, auf den man eigentlich
verzichten könnte, mit dem man
sich aber dennoch Jahr für Jahr und stets
im Spätherbst beschäftigt. Dazu können
auch finanzielle Angelegenheiten gehören.
Das mag beispielsweise die Prüfung eines
lohnenswerten Wechsels der Kfz-Versiche-
rung, die Anfertigung einer verspäteten
Steuererklärung (für die, die gerne spät
dran sind) oder gar die erste Re-
cherche für passende und
günstige Weih-
nachtsgeschenke
(für die, die ger-
ne früh dran
sind) sein.r
Beamtinnen und
Beamte sowie
für Versorgungs-
empfängerinnen
und -empfänger in
Nordrhein-Westfalen
gehört dazu jedenfalls re-
gelmäßig auch die Prüfung der
Frage und die Sicherstellung, ob
sie auch im aktuellen Kalenderjahr
amtsangemessen alimentiert worden
sind. So sollte es auch in diesem Jahr sein.
Fiktives Partnereinkommen
Zum Hintergrund: Der Besoldungsgesetz-
geber in Nordrhein-Westfalen hat im Lauf
des Jahres 2024 mit zwei Gesetzen die
Ergebnisse der Einkommensrunde für den
TV-L, den Tarifvertrag der Länder, auf die
Beamtinnen und Beamten sowie Versor-
gungsempfängerinnen und -empfänger
übertragen
*
. Damit der Gesetzgeber ein
stellen. Dies gilt sowohl für die Beamtin-
nen und Beamten als auch für die
Versorgungsempfängerinnen und
-empfänger.
Wichtig: Ansprüche noch
in diesem Jahr geltend
machen
Ein besonderer Hinweis ist allerdings zur
Geltendmachung der Ansprüche geboten:
Der Gesetzgeber hat auch in seinem aktu-
ellen Anpassungsgesetz das besondere
Geltendmachungserfordernis betont und
klargestellt, dass die Geltendmachung
jährlich für das jeweilige Haushaltsjahr zu
erfolgen habe. Der DBB NRW weist daher
ausdrücklich darauf hin, dass dieser Antrag
und Widerspruch aus Sicherheitsgründen
dazu noch in diesem Kalenderjahr der
beim jeweiligen Dienstherrn zuständigen
Stelle zugehen muss.
Für das Jahr 2024 ist es dem DBB NRW
im Rahmen der Besoldungsgespräche mit
der Landesregierung sogar gelungen, zu
vereinbaren, dass über die Widersprüche
für das Jahr 2024 bis zu einer endgültigen
Klärung der Rechtmäßigkeit der Besol-
dungsneuerungen nicht nur nicht entschie-
den wird, sondern dass sie ruhend gestellt
und Musterverfahren ermöglicht werden
sollen.
RECHT§AUSLEGER
von CHRISTOPHER LANGE
Christopher Lange leitet die Rechtsabteilung
des
lehrer nrw
E-Mail: Rechtsabteilung@lehrernrw.de
INFO
Information und
Musterantrag
Für die Geltendmachung der Ansprü-
che auf amtsangemessene Alimentati-
on kann der vom DBB
NRW entworfene Mus-
terantrag und -wider-
spruch verwendet wer-
den. Dieser findet sich auf der
lehrer
nrw
-Website unter der Online-Adresse
www.lehrer nrw.de/2024/11/19/
amtsangemessene-alimentation-
2024/ oder über den QR-Code
* Gesetz über die Gewährung von Sonderzahlungen zur
Abmilderung der gestiegenen Verbraucherpreise in den
Jahren 2023 und 2024 für das Land Nordrhein-Westfa-
len sowie zur Änderung des Landesministergesetzes
und Gesetz zur Anpassung der Dienst- und Versorgungs-
bezüge in den Jahren 2024 und 2025 sowie zur Ände-
rung weiterer dienstrechtlicher Vorschriften im Land
Nordrhein-Westfalen
Gesetz vorlegen kann, dass den vom Bun-
desverfassungsgericht vorgegebenen Kri-
terien an eine verfassungsgemäße amtsan-
gemessene Alimentation und Versorgung
genügt, muss er aber verschiedene Krite-
rien, insbesondere das Abstandsgebot zum
Grundsicherungsbedarf, wahren. Zur Be-
messung des Abstandsgebots der Besol-
dung zum Grundsicherungsniveau wird
nunmehr bei der Bemessung der Nettoali-
mentation der Beamtinnen und Beamten
fiktiv ein Partnereinkommen des etwaigen
Ehe- oder Lebenspartners in Höhe der
Geringfügigkeitsgrenze angenommen,
also ungeprüft hinzugerechnet.
‘Modernisierung des
Familienbilds’?
Der Deutsche Beamtenbund NRW (DBB
NRW), unser Dachverband, begrüßt grund-
sätzlich die Umsetzung des Tarifergebnis-
ses eins zu eins auf den Beamten- und
Versorgungsbereich, übt aber auch Kritik:
Anders als von der Landesregierung und
den regierungstragenden Fraktionen dar-
gestellt, handele es sich bei dieser Verän-
derung der Besoldungsstruktur nicht um
eine ‘Modernisierung des Familienbilds’,
sondern nur um ein Werkzeug, die Alimen-
tation als verfassungsgemäß darstellen zu
können. Der DBB NRW sieht zudem deutli-
che verfassungsrechtliche Unsicherheiten;
man müsse weiterhin davon ausgehen,
dass die Alimentation und Versorgung
nicht verfassungsgemäß sein könnten.
Der DBB NRW lässt die Verfassungsmäßig-
keit deswegen auch gutachterlich prüfen.
Durch das aktuelle Anpassungsgesetz
erfolge auch schon wieder eine Neustruk-
turierung im Vergleich zu den Besoldungs-
anpassungsmaßnahmen der jüngst ver-
gangenen Jahre, so der DBB NRW. Es kön-
ne weiterhin nicht ausgeschlossen werden,
dass nachträglich Anpassungen der Besol-
dung auch für das Jahr 2024 notwendig
werden. Deshalb ist es nach Auffassung
des DBB NRW auch geboten, den Kollegin-
nen und Kollegen zur Sicherung möglicher
Ansprüche für das Jahr 2024 erneut Mus-
teranträge/-widersprüche zur Verfügung zu
lehrer nrw
·
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ANGESPITZT
D
Das bisschen Bildung macht sich
von allein, dachte sich der Bun-
deskanzler a.A. (auf Abruf) und
hatte eine prima Idee. Da ihm die FDP-
Minister abhanden gekommen waren,
lud Olaf Scholz seine verbliebenen
Getreuen zu einer spontanen Runde
Flaschendrehen ein. In der Verlosung
waren das Finanzministerium, das Jus-
tizministerium und das Bildungsministe-
rium. Und so kam es, dass das Bildungs-
ressort an Cem Özdemir fiel. Der Land-
wirtschaftsminister ist jetzt nebenberuf-
lich auch noch Bildungsminister.
Das ergibt Sinn. Denn der doppelte
Özdemir ist jetzt gleichermaßen für art-
gerechte Viehhaltung wie für artgerech-
te Kinderhaltung zuständig. Und da gibt
es durchaus Anknüpfungspunkte. Fan-
gen wir mal mit den Schweinen an:
Einem 50 bis 110 Kilo schweren Mast-
schwein müssen laut Gesetzgeber min-
destens 0,75 Quadratmeter Stallfläche
zur privaten Nutzung zur Verfügung ste-
hen. Dem Mastschwein aus ökologi-
scher Haltung stehen nicht weniger als
1,3 Quadratmeter und zusätzlich ein
Quadratmeter Auslauf im Freien zu.
Demgegenüber ist die Gesetzeslage
zur artgerechten Unterbringung von
Schülerinnen und Schülern erstaunlich
unkonkret. Verbindliche Kennzahlen zum
Platzbedarf von Schulkindern sind in
den landesspezifischen Schulgesetzen,
Schulbauverordnungen und -richtlinien
kaum zu finden, beklagt zum Beispiel
die Unfallkasse NRW sehr zu Recht. Des-
halb gibt es lediglich planerische Richt-
werte. Die sehen bei konventioneller
Schüleraufzucht eine Fläche von zwei
Quadratmeter pro Kind vor. Zu biologi-
scher Schülerhaltung – und die sollte ja
wohl der Anspruch eines grünen Bil-
dungsministers sein – gibt es überhaupt
keine Vorgaben. Wie viel Platz braucht
ein biodynamisch aufwachsendes Schul-
kind in seinem natürlichen Habitat Klas-
senraum? Wie viel Auslauf im Freien?
Auch über Liegemöglichkeiten am Ar-
beitsplatz wäre nachzudenken. Über
obligatorische Lademöglichkeiten für
Smartphones sowieso.
Es besteht also erheblicher Regulie-
rungsbedarf. Wir fordern mindestens
einen Ministerialerlass, wenn nicht gar
eine Gesetzesvorlage noch vor der
avisierten Neuwahl. Da muss Doppel-
Minister Özdemir unbedingt ran.
Darauf einen Doppelten! Wohlsein!
Jochen Smets
Von Schweinen und Schülern
Themenwort
Mit den Buchstaben eines Wortes sollen thematisch passende
Begriffe gefunden werden.
Beispiel: ‘Rose’
Riechen
Omas Duft
Strauß
Essenz
Finden Sie
Wörter, die
thematisch zum
Begriff ‘Pausenhof’
passen!
P
A
U
S
E
N
H
O
F
Logikrätsel
Es war Prüfungszeit in
der Schule ‘Kunterbunt’.
Leider sind einige Prü-
fungsergebnisse verlo-
ren gegangen. Der
Schulleiterin stehen nur
folgende Hinweise zur
Verfügung. Können Sie
den Kindern ihre Fä-
cher, Noten und Lehr-
kräfte zuordnen?
Gegebene Informationen
Es gibt fünf Kinder: Frida,
Lena, Tim, Mia und Jonas.
Die Fächer sind: Mathe, Deutsch,
Biologie, Geschichte und Englisch.
Folgende Noten wurden vergeben:
sehr gut, gut, befriedigend,
ausreichend, mangelhaft.
Die Lehrkräfte sind: Frau Müller,
Herr Schmidt, Frau Becker, Herr
Wagner und Frau Lehmann.
Hinweise
1. Das Kind mit der Note ‘befriedigend’
hatte eine Arbeit in Englisch geschrieben.
2. Mia hatte Bio bei Frau Müller.
3. Herr Schmidt unterrichtete einen Jungen in Geschichte.
4. Frau Becker vergab die Note ‘ausreichend’ oder ‘mangelhaft’.
5. Ein Mädchen hatte Englisch bei Frau Lehmann. Lena war es nicht.
6. Herr Wagner hat einem Jungen in Mathe die Note ‘gut’ vergeben.
7. In Deutsch wurde ein ‘ausreichend’ vergeben.
8. Jonas hatte kein Mathe.
9. Frau Müller vergab keine Note schlechter als ‘befriedigend’.
Lösung:
Mia 1 Bio Frau Müller
Tim 2 Mathe Herr Wagner
Frida 3 Englisch Frau Lehmann
Lena 4 Deutsch Frau Becker
Jonas 5 Geschichte Herr Schmidt
Rätselhafte Aufforderungen
Im Folgenden werden Begriffe umschrieben, die zu raten sind. Finden Sie dafür jeweils andere Wörter und setzen Sie das Verb in die Befehlsform.
Beispiel: Ein Einkaufsbehälter soll schwatzen. Anderes Wort für Einkaufsbehälter: Tasche Anderes Wort für schwatzen: plaudern. Lösung: Plaudertasche
Über Feedback zu meinen Gehirnjogging Übungen würde ich mehr sehr freuen: mail@heike-loosen.de Heike Loosen
HIRNJOGGING
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lehrer nrw
Lösung:
1. Weinflasche
2. Stehplatz
3. Laufbahn
4. Schlagzeug
5. Rufname
6. Schwimmring
7. Bindegewebe
8. Springbrunnen
9. Reiseführer
10. Lachsack
AUFGABE 1
AUFGABE 2
AUFGABE 3
1. Ein Glasgefäß soll Tränen vergießen.
2. Ein freies Gelände soll aufrecht verharren.
3. Eine Rennstrecke soll sich schnell
mit den Füßen vorwärtsbewegen.
4. Eine Sammlung von Dingen soll einen Hieb austeilen.
5. Eine Bezeichnung, die zur Identifikation dient,
soll laut auf sich aufmerksam machen.
6. Ein kreisförmiges Objekt soll sich durch
Bewegung im Wasser fortbewegen.
7. Ein Geflecht aus sich kreuzenden Fäden
soll etwas durch Schnüre fixieren.
8. Eine Wasserquelle soll eine energetische
Bewegung nach oben machen.
9. Eine Person, die den Weg zeigt oder
leitet soll eine längere Strecke zurücklegen.
10. Ein unförmiger Behälter soll sich freuen.