3
Unter der Lupe
Aus Tradition
innovativ
15
Dossier
Ist Freiheit mehr wert
als Gesundheit und
Rechtsstaatlichkeit?
28
Recht§ausleger
Die Umsetzung
der Maskenpflicht
im Schulalltag
6
Im Brennpunkt
Aufsicht beim
Distanzunterricht =
Mehrarbeit zum Nulltarif
Schulen vor dem
Corona-Winter
Pädagogik & Hochschul Verlag
.
Graf-Adolf-Straße 84
.
40210 Düsseldorf · Fotos (2x): AdobeStock · Montage: Dömges
1781 | Ausgabe 7/2020 | DEZEMBER | 64. Jahrgang
Schulen vor dem
Corona-Winter
IMPRESSUM
lehrer nrw
– G 1781 –
erscheint sieben Mal jährlich
als Zeitschrift des
‘lehrer nrw’
ISSN 2568-7751
Der Bezugspreis ist für
Mitglieder des
‘lehrer nrw’
im Mitgliedsbeitrag enthal-
ten. Preis für Nichtmitglieder
im Jahresabonnement:
35,– inklusive Porto
Herausgeber und
Geschäftsstelle
lehrer nrw
Nordrhein-Westfalen,
Graf-Adolf-Straße 84,
40210 Düsseldorf,
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Fax: 0211/1640972,
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Redaktion
Brigitte Balbach,
Sven Christoffer,
Ulrich Gräler,
Christopher Lange,
Jochen Smets,
Sarah Wanders,
Marcel Werner
Düsseldorf
Verlag und
Anzeigenverwaltung
PÄDAGOGIK &
HOCHSCHUL VERLAG
dphv-verlags-
gesellschaft mbH,
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Anzeigenpreisliste Nr. 19
vom 1. Oktober 2018
Zuschriften und
Manuskripte nur an
lehrer nrw
,
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40210 Düsseldorf
Für unverlangt eingesandte
Manuskripte kann keine Ge-
währ übernommen werden.
Namentlich gekennzeichnete
Beiträge geben die Meinung
ihrer Verfasser wieder.
INHALT
lehrer nrw ·
7/2020
2
UNTER DER LUPE
Sven Christoffer:
Aus Tradition innovativ
3
BRENNPUNKT
Sarah Wanders: Aufsicht beim
Distanzunterricht =
Mehrarbeit zum Nulltarif
6
JUNGE LEHRER NRW
Marcel Werner: Ein starker
Verband ist wichtiger denn je
8
MAGAZIN
Schulleitungen verhängen
keine Quarantänemaßnahmen
9
Europäisches Online-Schulquizduell
9
TITEL
Jochen Smets: Schulen vor
dem Corona-Winter
10
»Das Lernen wird lebendiger«
13
DOSSIER
Anton Huber: Ist Freiheit mehr wert
als Gesundheit und Rechtsstaatlichkeit?
Die COVID-19-Pandemie legt erhebliche
Defizite bei der Werte-Erziehung offen
15
BATTEL HILFT
Neulich im Behandlungszimmer 19
SCHULE & POLITIK
Jochen Smets: Sven Christoffer
folgt auf Brigitte Balbach
20
Leitantrag: Primat der Pädagogik
21
Minister-Doppel zur Verabschiedung
22
Junge Filme gegen Rassismus
23
fair@school: Schulen
gegen Diskriminierung
23
Ulrich Gräler: Gut gedacht ist
noch längst nicht gut gemacht!
24
KOLUMNE
Ferdinand Kümmertsich:
Frau Gebauer, Hilfe!
26
SENIOREN
Von der Adria zur Ostseeküste 27
RECHT
§
AUSLEGER
Christopher Lange: Die Umsetzung
der Maskenpflicht im Schulalltag
28
ANGESPITZT
Jochen Smets: Wünsch Dir
was mit Anton und Armin
30
HIRNJOGGING
Aufgabe 1: Buchstabensalat
Aufgabe 2: Codeknacker
Aufgabe 3: Koordination mit Ball
31
Aus Tradition
innovativ
Neuer Vorsitzender, tradierte Werte, klare Ziele
G
G
estatten Sie mir, liebe Leserinnen und Leser, ein
paar Worte vorweg in eigener Sache. Am 24. No-
vember wurde ich zum Vorsitzenden unseres
Verbandes
lehrer nrw
gewählt. Ich freue mich auf diese
Aufgabe, gehe sie aber auch mit einer Portion Demut
an. Denn die Fußstapfen, in die ich trete, sind sehr groß.
Meine Vorgängerin Brigitte Balbach hat nicht nur in un-
serem Verband, sondern auch in der Bildungslandschaft
in Nordrhein-Westfalen Spuren hinterlassen. Als leiden-
schaftliche Streiterin für Bildungsqualität hat sie politi-
sche Freunde wie Gegner gleichermaßen beeindruckt.
Im Hauptpersonalrat Realschulen lebte sie mir stets eine
absolute Rollenklarheit vor. »Wir stehen unverbrüchlich
an der Seite der Beschäftigten und sind ausschließlich
hier, um gegenüber dem Haus deren Interessen best-
möglich zu vertreten!« So lautete ihr Credo. Ich durfte
an einigen Sternstunden teilhaben, in denen sie die
Dienststelle an die Wand geredet und den Schreibtisch-
tätern die Welt außerhalb der Völklinger Straße 49 er-
klärt hat.
Klare Kante zeigen
Als Vorsitzender des Hauptpersonalrats durfte ich schon
2018 Brigitte Balbachs Nachfolge antreten – und nun
also auch im Verband.
lehrer nrw
hat ein klares, unver-
wechselbares Profil, das ich weiter schärfen möchte. Da-
bei gilt es, gegenüber der Politik klare Kante zu zeigen,
aber auch, alte und neue Mitglieder mit einem umfas-
senden Serviceangebot zu überzeugen. Um konkur-
renzfähig zu bleiben, müssen wir Interes-
senvertretung und Dienstleister in
einem für unsere Lehrkräfte
sein. Und um einzigartig
zu bleiben, müssen wir
das, was unseren Verband im-
mer schon ausgemacht hat, bewahren.
Dazu zählen neben unseren christlichen Werten und
der Liebe zum Kind ein klares Bekenntnis zur Leistung
und zur Lehrerpersönlichkeit als Ausgangs- und End-
punkt aller Lehr- und Lernprozesse.
Wer als Verband in einer Bildungslandschaft bestehen
will, die sich in einem rasanten Tempo wandelt, der darf
sich aber nicht nur auf seinen Traditionen ausruhen,
sondern muss selbst innovativ sein. Wir müssen Antwor-
ten geben und Positionen besetzen, zum Beispiel im
Hinblick auf die Frage, inwiefern wir es zulassen wollen,
dass die Digitalisierung künftig Lehr- und Lernprozesse
steuert – und eben nicht mehr die Lehrkraft. Um hier
mit einer Stimme zu sprechen, ist es unerlässlich, dass
wir jede Stimme unserer Mitglieder kennen. Der Schlüs-
sel dazu sind Vernetzung und Kommunikation. Hier gilt
es in einen engeren Austausch zu treten und Struk-
3
7/2020 ·
lehrer nrw
UNTER DER LUPE
von SVEN CHRISTOFFER
Stabübergabe: Sven Christoffer
hat den Vorsitz von
lehrer nrw
von
Brigitte Balbach übernommen.
Foto: AdobeStock/Robert Kneschke
lehrer nrw ·
7/2020
4
UNTER DER LUPE
turen zu schaffen, die das ermöglichen – auf allen Ebe-
nen. Meiner Überzeugung nach werden wir nur dann er-
folgreich sein, wenn Arbeit und Verantwortung nicht auf
wenigen, sondern auf vielen Schultern ruhen. Denn nur
dort, wo viele mittun und einbezogen werden, ist auch
die Identifikation mit der gemeinsamen Sache gegeben.
Herausfordernde
Zukunftsaufgaben
An Zukunftsaufgaben mangelt es wahrlich nicht. Im
Zentrum unseres Personalratswahlkampfes stand die
enorme Arbeitsbelastung unserer Lehrkräfte, die sich
auf die Formel bringen lässt »Zu viele Pflichtstunden,
zu große Klassen, zu wenig Personal, zu wenig System-
zeit«. Konträr zur Belastung steht die Bezahlung. Wäh-
rend unsere Kolleginnen und Kollegen an den Real- und
Hauptschulen mehr Pflichtstunden ableisten müssen, er-
halten sie trotz gleicher Qualifikation und gleicher Aus-
bildung weniger Geld als die Gymnasiallehrkräfte. Die
Angleichung der Besoldung ist deshalb eine Gerechtig-
keitsfrage und längst überfällig.
Dies gilt in gleicher Weise für unsere Fachleiterinnen
und Fachleiter im Sekundarstufe I-Bereich. Sie haben
dieselbe Qualifikation und erledigen dieselbe Arbeit wie
ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem Sekundarstu-
fe II-Bereich, werden aber deutlich schlechter bezahlt.
Konsequenz daraus ist, dass eklatanter Fachleitungs-
mangel für die Sekundarstufe I herrscht.
Und dass unsere Schulleitungen für alles, aber auch
wirklich alles zuständig sind und verantwortlich ge-
macht werden, ohne von den Aufsichtsbehörden ausrei-
chend unterstützt und entlastet zu werden, zeigt die
Coronapandemie gerade jetzt überdeutlich.
Seiteneinsteiger und multi-
professionelle Teams unterstützen
Lehrkräfte, Schulleitungen, Fachleitungen werden von
uns seit Jahrzehnten vertreten. Wir werden uns in Zu-
kunft aber auch intensiv um weitere Personengruppen
kümmern müssen, die verstärkt in unsere Schulen strö-
men. Dazu zählen die Seiteneinsteiger sowie die multi-
professionellen Teams. Durch den eklatanten Lehrkräfte-
mangel sind wir zurzeit auf den Seiteneinstieg angewie-
sen. Das Ministerium tut aber bis heute viel zu wenig
dafür, diese Menschen nachzuqualifizieren. Im Hinblick
auf die multiprofessionellen Teams stehen wir vor einem
Paradoxon der besonderen Art: Die Kolleginnen und Kol-
legen werden gerade wegen ihrer Berufserfahrung an
unseren Schulen eingestellt, aufgrund tariflicher Vorga-
ben kann ihnen diese Berufserfahrung aber angeblich
nicht auf die Stufenzuordnung angerechnet werden, da
nur Vortätigkeiten im selben Beruf anrechnungsfähig
seien und dieser ja nun mal ganz neu sei – ein Unding!
Landesregierung muss
endlich liefern!
Besonders frustrierend ist für unseren Verband, dass die
Landesregierung trotz anderslautender Wahlverspre-
chen und eindeutiger Aussagen im Koalitionsvertrag im
Hinblick auf die Schulformen, die wir maßgeblich ver-
treten, nicht geliefert hat. Anders verhält es sich bei den
Grundschulen, die mittlerweile ihren ’Masterplan
Grundschule’ haben. Anders verhält es sich bei den
Berufskollegs, die mittlerweile ihre ’Agenda zur Stär-
kung der Beruflichen Bildung’ haben. Anders verhält es
sich bei den Gymnasien, die mittlerweile ihr G9 und ih-
re Vorgriffsstellen haben. Wie aber sieht es mit der Stär-
kung der Haupt- und Realschulen, der Gesamt- und
Sekundarschulen aus? Ich möchte daran erinnern, dass
es genau diese Schulformen waren, die in der jüngsten
Vergangenheit die Herkulesaufgaben Inklusion und In-
tegration maßgeblich geschultert haben – und nicht
etwa die Berufskollegs und die Gymnasien! Ich möchte
auch daran erinnern, dass die rot-grüne Vorgänger-
Regierung vor allem über ihre verfehlte Schulpolitik
gestolpert ist.
Das Mantra vom
Präsenzunterricht
Das Thema ’Schule in Pandemiezeiten’ beherrscht der-
zeit alle schulpolitischen Diskussionen. Den Bildungs-
auftrag vor Ort zu erfüllen und gleichzeitig den Gesund-
heitsschutz aller daran Beteiligten zu wahren, erscheint
mir immer mehr die Quadratur des Kreises zu sein. Die
von der Landesregierung mantraartig wiederholte For-
mel, den Präsenzunterricht so lange als möglich auf-
recht erhalten zu wollen, ist angesichts einer steigen-
den Zahl von Corona-Fällen und Quarantäne-Anord-
nungen bei Lehrkräften und Schülern nicht ausreichend.
Schulen sind heute immer weniger sichere Orte. Des-
halb darf es keine Denkverbote mehr geben. Wir brau-
chen dringend passgenaue, auf den jeweiligen Stand-
ort, die Region und die Schulform zugeschnittene Lö-
sungen. Dabei muss den Schulen auch ein Spielraum
gegeben werden, der ihre individuelle Situation, die
räumlichen Gegebenheiten sowie die Personaldecke
berücksichtigt – denn die Experten sitzen vor Ort und
nicht in den Ministerien!
Sven Christoffer ist Vorsitzender des
lehrer nrw
sowie Vorsitzender des HPR Realschulen
E-Mail: christoffer@lehrernrw.de
lehrer nrw ·
7/2020
6
BRENNPUNKT
Aufsicht beim Distanzunterricht =
Mehrarbeit zum Nulltarif
Lehrkräfte geben unter schwierigsten Bedingungen alles, um
den von der Landesregierung geforderten Präsenzbetrieb in den
Schulen aufrecht zu erhalten. Daher ist es ein Schlag ins Gesicht,
dass das Schulministerium sich weigert, die Aufsicht beim
Distanzunterricht grundsätzlich als Mehrarbeit anzuerkennen.
A
A
m 20. Oktober 2020 veröffentlichte
das Ministerium für Schule und Bil-
dung (MSB) den lang ersehnten Be-
gleiterlass zum Distanzunterricht. Lang er-
sehnt deshalb, da nach beharrlichem Nach-
fragen und Insistieren des HPR Realschulen
nun endlich klargestellt wurde, dass der
Grundsatz der Gleichwertigkeit der Unter-
richtsverpflichtung im Präsenz- und Distanz-
unterricht für die Zeit des pandemiebedingt
eingeschränkten Schulbetriebs auch für das
Schuljahr 2019/2020 galt. Hierzu hatte der
HPR Realschulen bereits in einem HPR-Info
im Mai 2020 die Kolleginnen und Kollegen
informiert. Dieses HPR-Info schlug hohe Wel-
len und führte zu zahlreichen Nachfragen
von Beschäftigten – nicht nur von Realschu-
len, stellten sich doch die Bezirksregierun-
gen auf den Standpunkt, dass ein HPR-Info
für sie nicht bindend sei und es vom MSB
hierzu keine Aussage gebe.
Eigenwillige
Informationspolitik
Wichtig war diese Klarstellung, da viele
Lehrkräfte in der Zeit vor den Sommerferien
sowohl ihre Klassen und Kurse im Distanz-
unterricht betreut hatten und zusätzlich im
Präsenzunterricht eingesetzt wurden. Erst
nach der Klarstellung durch das MSB in die-
sem Begleiterlass konnten die Kolleginnen
und Kollegen diese zusätzlich geleisteten
Stunden auch als Mehrarbeit geltend ma-
chen. Eigentlich war den Hauptpersonalrä-
ten zugesichert worden, dass sie diesen
Begleiterlass vorab zur Kenntnis bekommen.
Eigentlich! Wie so oft erfuhren die Hauptper-
sonalräte erst von dem Erlass, als dieser be-
reits veröffentlicht war. Wäre es nur um die
oben erwähnte Klarstellung gegangen, die
im Sinne der Hauptpersonalräte endlich ver-
öffentlicht wurde, wäre dies auch kein Pro-
blem gewesen.
Passus mit Sprengkraft
Leider enthielt der Begleiterlass einen
weiteren Passus, der zu großem
Unmut bei Personalräten
und Beschäftigten führte.
So heißt es in Punkt 10:
»Die Aufsicht
beim Distanz-
unterricht
stellt regel-
mäßig kei-
nen Vertre-
tungsunterricht
dar, sondern gehört
zu den weiteren Auf-
gaben der Lehrkräfte
nach § 10 der Allgemei-
nen Dienstordnung. Die
Aufsicht kann daher im Re-
gelfall nicht auf das Unter-
richtsdeputat angerechnet
oder hierfür Mehrarbeit ange-
ordnet oder genehmigt werden.
Wenn der Einsatz einer Lehrkraft
zur Unterstützung des Distanzunter-
richts in Präsenz zeitlich und didak-
tisch-pädagogisch im Einzelfall einem
Vertretungsunterricht gleichkommt,
von SARAH WANDERS
Schlag ins Gesicht:
Dass Aufsichten bei Distanz-
unterricht nicht als Mehrar-
beit gewertet werden, sorgt
für heftigen Unmut in den
Kollegien.
kann mit besonderer Begründung von
diesem Grundsatz abgewichen werden.
Die Entscheidung trifft die Schulleitung
einzelfallbezogen mit Blick auf die be-
sonderen Umstände vor Ort.«
Ärger ist programmiert
Dieser Punkt ist für mich ein Schlag ins Ge-
sicht für all die Kolleginnen und Kollegen, die
in der Pandemiezeit täglich ihr Bestes geben,
um den Präsenzbetrieb irgendwie am
Laufen zu halten. Natürlich ge-
hört das Führen von Auf-
sichten zu unseren
Aufgaben. Unver-
BRENNPUNKT
7
ständlich ist jedoch, dass die Aufsicht in Prü-
fungen – auch vertretungsweise – Unterricht
darstellt, dass die Aufsicht in der Mittagspau-
se hälftig und die Aufsicht beim Distanzunter-
richt nun gar nicht angerechnet wird. Außer-
dem halte ich es für nahezu ausgeschlossen,
dass eine Lehrkraft bei der Aufsicht im Dis-
tanzunterricht nicht regelmäßig die Schülerin-
nen und Schüler unterstützt, gerade wenn
man die Klassenstufen 5 bis 10 betrachtet.
Soll nun jede Lehrkraft nach dieser Aufsicht
zur Schulleitung gehen und darlegen, in wie
vielen Situationen während der Stunde sie di-
daktisch-pädagogisch tätig geworden ist?
Mal wieder bleibt vieles an
den Schulleitungen hän-
Sarah Wanders ist stellv. Vorsitzende
des
lehrer nrw
E-Mail: wanders@lehrernrw.de
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neu gefasst wird. Hinsichtlich Punkt 10 hat
die Dienststelle allerdings bereits signalisiert,
dass sie an ihrer Auffassung festhält, es han-
dele sich grundsätzlich nicht um Vertretungs-
unterricht. Jedoch sollen die Fallkonstellatio-
nen präzisiert werden, unter denen eine pä-
dagogische Aufsicht abrechenbar ist.
Wo bleibt die
Wertschätzung?
In Zeiten, in denen immer mehr Kolleginnen
und Kollegen infiziert sind oder sich in Qua-
rantäne befinden, wird die Arbeit auf immer
weniger Schultern verteilt. Trotzdem geben
die Lehrkräfte alles, um den von der Landes-
regierung geforderten Präsenzbetrieb für al-
le Schülerinnen und Schüler irgendwie auf-
recht zu erhalten. Bedarf es dann wirklich ei-
ner solchen Regelung durch das MSB oder
sollte man nicht lieber den Kolleginnen und
Kollegen die Wertschätzung für ihre Arbeit
entgegenbringen, die sie verdienen?
gen – müssen diese doch jetzt entscheiden, in
welchen Fällen es sich um Vertretungsunter-
richt und in welchen Fällen es sich um Auf-
sicht gehandelt hat. Führt dies nicht zu gro-
ßem Unfrieden an Schulen? Einige Schullei-
tungen werden großzügig zugunsten der Kol-
leginnen und Kollegen entscheiden, da sie die
enorme Belastung ihres Kollegiums sehen.
Andere machen sich eventuell Sorgen, dass
ihre Entscheidungen zu Problemen mit der
Schulaufsicht führen könnten. Wo bleibt hier
die Gleichbehandlung?
Ministerium
bleibt uneinsichtig
In einer Telefonkonferenz mit den zuständi-
gen Vertretern des MSB haben die sieben
Vorsitzenden der Hauptpersonalräte sowie
die Hauptvertrauenspersonen unisono
dieses Problem vorgetragen.
Ergebnis des Gespräches
war, dass der Erlass
lehrer nrw ·
7/2020
8
JUNGE LEHRER NRW
Ein starker
Verband ist
wichtiger
denn je
Marcel Werner ist der neue Vorsitzende der Arbeits-
gemeinschaft
junge lehrer nrw
. Der 32-Jährige wurde
bei der Delegiertenversammlung am 24. November
mit großer Mehrheit zum Nachfolger von Sarah Wan-
ders gewählt. Hier stellt er sich und seine Ziele vor.
M
M
ein Name ist Marcel Werner, ich
bin 32 Jahre alt, verheiratet und
wohne in Grafschaft-Leimers-
dorf (Rheinland-Pfalz). Ich habe an der
Universität Koblenz-Landau, Campus Ko-
blenz, mein Lehramtsstudium für die Fä-
cher katholische Theologie und Wirtschaft
& Arbeit, Ernährungs- und Verbraucherbil-
dung abgeschlossen. Das Referendariat
habe ich anschließend an der Realschule
plus in Sinzig absolviert. Weil die rhein-
land-pfälzische Landesregierung keine
Planstellen für junge Lehrerinnen und
Lehrer angeboten hat, bin ich nach mei-
nem Referendariat nach Nordrhein-West-
falen gewechselt.
Dort habe ich eine Planstelle an der
Gottfried-Kinkel-Realschule in Erftstadt er-
halten. Hier unterrichte ich heute die Fä-
cher katholische Religion, Sozialwissen-
schaften und Politik. Neben meiner Tätig-
keit als Lehrer habe ich einen Lehrauftrag
an der Universität Koblenz für ein Master-
Modul im Fachbereich Ernährungs- und
Verbraucherbildung. Darüber hinaus bin
ich ehrenamtlich in der Kommunalpolitik
aktiv und sitze für die CDU im Kreistag des
Kreises Ahrweiler sowie im Gemeinderat
der Grafschaft.
Misswirtschaft in
der Bildungspolitik
Die Notwendigkeit einer starken Interes-
senvertretung habe ich bereits während
meines Referendariats erkannt, hier hatte
der rheinland-pfälzische Verband Reale Bil-
dung (VRB) stets ein offenes Ohr für uns
Referendare und hat einige nützliche Se-
minare angeboten. Gerade in der jetzigen
Situation zeigt sich sehr deutlich, wie
wichtig ein einflussreicher Verband für un-
seren Berufsstand ist. Wir Lehrkräfte versu-
chen aktuell, die Vorgaben der Landesre-
gierung, wie zum Beispiel den Präsenzun-
terricht, umzusetzen und jonglieren zwi-
schen Personalmangel, Datenschutz, Digi-
talisierung und der Gefährdung der
eigenen Gesundheit. Die jahrelange Miss-
wirtschaft in der Bildungspolitik kommt
nun unübersehbar zum Vorschein und
stellt die aktuelle Landesregierung sowie
uns Lehrerinnen und Lehrer vor nahezu un-
lösbare Aufgaben. Dabei ist Bildung unser
höchstes Gut.
Junge Lehrerinnen und
Lehrer für die Verbands-
arbeit begeistern
Eines meiner Ziele als Vorsitzender von
junge lehrer nrw
ist es, das Image des
Berufsstandes durch einen Online-Auftritt
in den sozialen Medien zu verbessern.
Des Weiteren möchte ich gerne eine stär-
kere Präsenz unseres Verbandes an den
Universitäten erreichen, da hier bereits
der erste Baustein für eine gute Verbands-
arbeit gelegt wird. Leider sehen viele jun-
ge Lehrerinnen und Lehrer die Arbeit der
Personalräte als Selbstverständlichkeit.
Obwohl wir Lehrkräfte doch täglich unse-
re SchülerInnen zu politisch mündigen
Bürgern erziehen, war die Wahlbeteili-
gung der letzten Personalratswahl doch
ernüchternd gering. Deshalb ist mein
oberstes Ziel, junge Lehrerinnen und Leh-
rer für die Verbandsarbeit zu begeistern.
Ich freue mich auf die kommenden Jahre
und auf interessante Gespräche.
Marcel Werner
Marcel Werner:
»Mein oberstes Ziel
ist es, junge Lehrerinnen
und Lehrer für die
Verbandsarbeit zu
begeistern.«
MAGAZIN
9
7/2020 ·
lehrer nrw
Schulleitungen verhängen keine
Quarantänemaßnahmen
I
I
n den letzten Wochen haben Gesundheits-
ämter in mehreren Kommunen offenbar
versucht, die Entscheidung über Quarantä-
nemaßnahmen auf Schulleitungen abzuwäl-
zen. Dieser Praxis hat das nordrhein-westfä-
lische Gesundheitsministerium nach ent-
sprechenden Hinweisen nun einen Riegel
vorgeschoben. In einem Erlass vom
27. November stellt Staatssekretär Ed-
mund Heller klar, dass Quarantänemaß-
nahmen ausschließlich von den örtlichen
Behörden und keinesfalls von Schulleitun-
gen zu treffen sind.
Wörtlich heißt es in dem Erlass: »Solche
Entscheidungen zu Quarantänemaßnah-
men und auch weitergehenden Maßnah-
men zum Infektionsschutz in Schulen und
Kindertageseinrichtungen müssen von den
zuständigen Stellen (Ordnungsbehörden
und untere Gesundheitsbehörden) getrof-
fen werden. Eine Übertragung dieser Ent-
scheidungen auf die Leitungen von Schu-
len und Kindertageseinrichtungen ist nicht
möglich.«
Häusliche Quarantäne
ist für die Betroffenen eine
große Belastung. Die Entschei-
dung über solch weitreichende
Maßnahmen dürfen nicht
Schulleitungen aufgebürdet
werden.
Foto: AdobeStock/shintartanya
Europäisches Online-Schulquizduell
D
D
er Verein ’Bürger Europas’ lädt Schulen
aus Nordrhein- Westfalen zur Teilnah-
me an einem besonderen Europaprojekt ein.
Mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes
hat der Verein in den vergangenen Wochen
die Europa-Jugendhomepage
www.euro-
pean-online-learning.de
entwickelt, die
gerade für Schulen attraktive Angebote in
schwierigen Corona-Zeiten bietet.
Im Mittelpunkt der neuen Homepage
steht das Europa-Online-Schulquizduell
’that’s eUrope’. Ab sofort können Schulklas-
sen und Leistungskurse täglich ihr Europa-
wissen im direkten Duell mit anderen Schul-
klassen aus ganz Deutschland oder auch
Europas online messen. Das Schulquizduell
wurde am 2. November 2020 erfolgreich ge-
startet.
Die wichtigsten Informationen rund um
das Schulquizduell:
Dauer 45 Minuten – geeignet ab Klassen-
stufe 10 aufwärts – Sprache Deutsch
informative und spannende Wissensver-
mittlung rund um Europa und die EU
technische Voraussetzungen sind Internet,
PC, Lautsprecher und Beamer
sehr gut geeignet für Politikunterricht,
Projekttage oder gemeinsame Aktionen
mit Partnerschulen
Lehrkräfte können Termine unter
www.european-online-learning.de
selbstständig buchen; Quizduelle bilden
sich über den Online-Buchungskalender
Ende Dezember 2020 werden aus allen
Siegerklassen Gewinner gelost und Sach-
preise vergeben.
lehrer nrw ·
7/2020
10
TITEL
Parallel zu den Corona-Infektionszahlen sind in den letzten Wochen Sorge, Unsicherheit
und Unzufriedenheit an den Schulen in Nordrhein-Westfalen gewachsen. Aus den Kollegien
kommen Kritik an starren Regelungen und mangelnder Flexibilität, aber auch positive Bei-
spiele für kreative Lösungen im Umgang mit der Krise.
E
E
nde November konnte an vier von fünf
Schulen in Nordrhein-Westfalen regulä-
rer Präsenzunterricht stattfinden. Exakt
waren es 3692 Schulen oder 81,3 Prozent, wie
das Schulministerium auf Anfrage der Deut-
schen Presse-Agentur mitteilte. Am 4. Novem-
ber waren es noch 87,5 Prozent. Wegen Coro-
na komplett geschlossen waren demnach
13 Schulen. 64 000 Schülerinnen und Schüler
waren in Quarantäne – umgekehrt konnten
95,9 Prozent der Schüler am Präsenzunterricht
teilnehmen. Bei den Lehrkräften befanden sich
(Stand Mitte November) rund 4700 in Quaran-
täne, bei 695 bestätigten Fällen.
Soweit die nackten Zahlen. Deren Inter-
pretation fällt sehr unterschiedlich aus.
Schulministerin Yvonne Gebauer sieht sich
in ihrer Einschätzung bestätigt, dass Schu-
len keine Corona-Hotspots sind und hält an
der Aufrechterhaltung des Präsenzunter-
richts fest. Das Vorziehen der Weihnachtsfe-
rien um zwei Tage soll – so das Kalkül der
Landesregierung – das Infektionsrisiko an
den Weihnachtstagen senken.
Angst vor Ansteckung
Derweil wachsen an den Schulen in Nord-
rhein-Westfalen Sorge, Unsicherheit und Un-
zufriedenheit. »Viele Kolleginnen und Kolle-
gen haben Angst davor, sich in der Schule
anzustecken«, berichtet ein Lehrer an einer
Realschule im Ruhrgebiet. Problematisch
seien zum einen die viel zu vollen Klassen,
zum anderen die Lüftungssituation. Fenster
könnten zum Teil nicht vollständig geöffnet
werden, und eine Querlüftung sei nicht
möglich.
Die Disziplin, die ein Großteil der Schüle-
rinnen und Schüler beim Tragen der Alltags-
masken an den Tag legt, wird von vielen
Lehrkräften gelobt. Kritisch sei hingegen das
Gedrängel an den Schultüren, auf den Gän-
gen und vor den Klassenräumen bei Unter-
richtsbeginn. Mindestabstände könnten in
dieser Situation kaum noch eingehalten
werden, sagt eine Gesamtschullehrerin aus
Ostwestfalen. Aufgrund räumlicher Engpäs-
se im vollen Präsenzbetrieb könnten die vor
Foto: AdobeStock/Bihlmayer Fotografie
TITEL
11
7/2020 ·
lehrer nrw
den Ferien gültigen Hygienestandards nicht
mehr eingehalten werden, denn das Hände-
waschen vor dem Unterricht und eine Desin-
fizierung der Tische nach jeder Doppelstun-
de seien zeitlich gar nicht möglich. »Im
Kampf gegen die schädlichen Aerosole
nimmt das Lüften einen großen Stellenwert
an unserer Schule ein. Im Gegensatz zu an-
deren Schulen lassen sich bei uns alle Fens-
ter weit öffnen, was die meisten Kollegen
aus Angst vor einer Infektion auch gerne
nutzen«, berichtet die Kollegin. »So stehen
oder sitzen wir also mit Jacke, Mütze, Schal,
Wolldecke und kalten Füßen im Unterricht
und nehmen eine herkömmliche Erkältung
in Kauf. Hauptsache, der Schulbetrieb läuft
weiter…«
Schulen werden
ausgebremst
Nicht nur in Solingen, wo ein stadtweit ge-
plantes Wechselmodell aus Präsenz- und
Distanzunterricht am Veto des Schulministe-
riums gescheitert ist, haben viele Schulen
kreative Ideen, um Bildung auch unter einer
sich zuspitzenden Corona-Lage zu ermögli-
chen. Die Gesamtschule Rheinbach zum
Beispiel hat ein Konzept zum Distanzlernen
erarbeitet und auf der Schul-Homepage ver-
öffentlicht:
http://www.ge-rheinbach.de/
wp-content/uploads/2020/10/Konzept-
Distanzlernen-nach-SK-30.09.2020-
Homepage.pdf
. Es beinhaltet drei Szena-
rien (Schüler*innen/Klassen in Quarantäne,
rollierendes System, vollständige Schul-
schließung), erklärt Lehrer Tom Schipper.
Das Konzept wurde von der Schulkonferenz
abgesegnet und mit den Schülerinnen und
Schülern besprochen.
»Es gibt mitdenkende Systeme, die zum
Beispiel rollierende Pläne mit kleineren
Lerngruppen ermöglichen könnten. Es gibt
viele Kolleginnen und Kollegen, die über
vielerlei Kanäle versuchen, den Kontakt zu
ihren Lerngruppen und Klassen möglichst
optimal zu gestalten. Es gibt neue Wege
und Möglichkeiten. Leider wird dies oft
ausgebremst«, bedauert ein Lehrer einer
Realschule im Großraum Köln.
Quarantäne-Lotterie
Kritik üben viele Lehrkräfte an den unkla-
ren Rahmenbedingungen. Einige Gesund-
heitsämter handhaben Quarantänemaß-
nahmen sehr streng, andere eher lax. Eine
Lehrerin einer Gesamtschule im Rheinland
beklagt, dass das örtliche Gesundheitsamt
bei bestätigten Covid-19-Infektionen un-
ter Schülern oder Lehrkräften kaum weiter
reichende Quarantänemaßnahmen ver-
hängt. Da ja gelüftet werde und alle Betei-
ligten Masken trügen, seien die übrigen
Schüler der Klasse oder die Kolleginnen
und Kollegen im Lehrerzimmer nach Auf-
fassung der Behörde pauschal nur Kon-
taktpersonen zweiten Grades. »Da-
Die Temperaturen gehen runter,
die Infektionszahlen rauf:
Den Schulen in Nordrhein-Westfalen
könnte ein harter Winter drohen.
lehrer nrw ·
7/2020
12
TITEL
Foto: AdobeStock/as-artmedia
Viele Schulen haben bereits Konzepte entwickelt, falls lokale
oder regionale Schulschließungen erforderlich sein sollten. Dazu gehören auch
Wechselmodelle aus Präsenz- und Distanzunterricht.
DER STANDPUNKT VON
LEHRER NRW
»Die von der Landesregie-
rung mantraartig wieder-
holte Formel, den Präsenz-
unterricht so lange wie
möglich aufrecht erhalten
zu wollen, ist angesichts ei-
ner steigenden Zahl von
Corona-Fällen und Quaran-
täne-Anordnungen bei
Lehrkräften und Schülern
nicht ausreichend«, sagt
der
lehrer nrw
-Vorsitzende
Sven Christoffer. Starre Re-
gelungen, die landesein-
heitlich und über alle Schul-
formen hinweg gültig sein
sollen, können in der jetzi-
gen Situation nicht mehr
funktionieren.
Dringend nötig sind pass-
genaue, auf den jeweiligen
Standort, die Region und
die einzelne Schule zuge-
schnittene Lösungen. Dabei
muss den Schulen auch ein
Spielraum gegeben werden,
der ihre individuelle Situati-
on, die räumlichen Gege-
benheiten, die technischen
Möglichkeiten, die Infekti-
onslage vor Ort und die Per-
sonaldecke berücksichtigt.
Viele Schulen haben bereits
eigene Konzepte erarbeitet.
Ansätze wie ein gestaffelter
Schulbeginn, ein Wechsel
von Präsenz- und Distanz-
unterricht oder rollierende
Modelle mit kleineren Lern-
gruppen sind hier zum Bei-
spiel denkbar. »Die Landes-
regierung muss den Schu-
len und den Kommunen ein
Rahmenkonzept an die
Hand geben, innerhalb des-
sen sie sich rechtssicher be-
wegen können. Denn die
Experten sitzen vor Ort und
nicht im Ministerium. Wich-
tig wäre zudem eine punkt-
genaue Teststrategie, die
ein präzises Bild des Infekti-
onsgeschehens vor Ort lie-
fert und dazu beitragen
kann, Quarantänezeiten
deutlich zu verkürzen«, so
Christoffer.
durch fühlt man sich schnell hilflos«, so die
Lehrerin.
Dort, wo Schüler in Quarantäne müssen,
versuchen die Schulen, den Kontakt aufrecht
zu erhalten. »Die Kommunikation und das
Nacharbeiten für bis zu zweiwöchige Fehl-
zeiten klappen gut«, resümiert eine Lehrerin
aus dem Münsterland, es gebe allerdings
leider auch Ausnahmen: »Ein Schüler befin-
det sich wegen einer infizierten Angehöri-
gen in Langzeit-Quarantäne – da klappt es
mit den Aufgaben und dem Arbeiten gar
nicht gut, obwohl wir jede Woche etwas
schicken und auch Aufgaben wieder einfor-
dern. Aber ich habe das Gefühl, dass uns
dieser Schüler durch die Lappen geht. Bei
29 weiteren Schülerinnen und Schülern
kann ich mich zeitlich aber nicht um jeden
Einzelfall kümmern. Das ist schade! Aber ich
fühle mich nicht in der Lage, daran etwas zu
ändern.«
Aus dem ersten Lockdown im Frühjahr
2020 habe man einiges gelernt, sagt die
Lehrerin. Ihr selbst falle der Unterricht von
Angesicht zu Angesicht wesentlich leichter
– und den Schülern ebenso. Es fehlte vor al-
lem der strukturierte Tagesablauf des Prä-
senzunterrichts. Manche Schülerinnen und
Schüler hätten bei Videochats um 11:00 Uhr
wir ja im Präsenzunterricht einen Wochen-
plan ausgeben und besprechen können, so
dass die Schüler eigenverantwortlich zuhau-
se lernen müssen. Wir geben den Input in
Präsenz und besprechen in Präsenz, das fän-
de ich gut«, betont die Kollegin.
Flexibilität ist gefragt
Was ist zu tun? Viele Schulen bereiten sich
im Hintergrund auf eventuelle lokale oder
weitflächigere Schulschließungen vor, wie
zahlreiche Rückmeldungen an
lehrer nrw
zeigen. Viele bauen eine Infrastruktur auf,
um Kinder im Fall der Fälle auch zuhause ef-
fektiv zu unterrichten. Lernplattformen wie
Logineo oder Padlet, Videoplattformen wie
Jitsimeet oder Zoom oder Teams oder ande-
re werden eingeübt. Auch Modelle für Zwei-
schichtsysteme oder Hybrid-Unterricht als
Kombination aus Präsenz- und Distanzler-
nen liegen in der Schublade. Beatrix Meus-
kens und Rüdiger Germer vom
lehrer nrw -
Kreisverband Niederrhein bringen es auf
den Punkt: »Es ist deutlich mehr Flexibilität
gefragt! Die Lehrer und Schulleitungen sind
mit ihren Planungen weiter als viele vermu-
ten. Man muss sie nur lassen!«
Jochen Smets
verschlafen vor der Kamera gesessen. Das
habe den Kindern gar nicht gutgetan und
müsse bei eventuellen neuerlichen Schul-
schließungen oder Lockdown-Maßnahmen
verändert werden. »Sollten wir geteilte
Klassen haben, um die Anzahl der Schüler
zu reduzieren, wäre das kein Problem, da
TITEL
13
7/2020 ·
lehrer nrw
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lehrer nrw:
Wie unterscheidet sich
eigentlich ein eBook von einem
Schulbuch als Printprodukt? Was ist
ähnlich, wo liegen die Unterschiede?
Ciprina: Bis vor kurzem war ein eBook
häufig einfach nur die digitale Version des
Printprodukts. Da gab es kaum Unterschie-
de, außer natürlich in der Haptik und dass
sie weniger wiegen als ein herkömmliches
Schulbuch. Inzwischen leisten eBooks viel
mehr. Die Schülerinnen und Schüler kön-
nen Notizen oder Markierungen einfügen
und Zusatzfunktionen nutzen. Um ein Bei-
spiel zu nennen: Der Platz im Schulbuch ist
begrenzt. Wer mehr zu einem bestimmten
Thema erfahren möchte, erhält über Lehr-
werkcodes Zugang zu weiteren Materia-
lien auf der Verlagswebsite.
?
?
eBooks sind also sehr flexibel ein-
setzbar. Was können sie noch?
Ciprina: Den größten Nutzen sehe ich in
den diversen Zusatzmodulen. Das Lernen
wird abwechslungsreicher und dadurch le-
bendiger. Die Schülerinnen und Schüler
können sich passend zum Lernstoff ein in-
teraktives Experiment ansehen oder das
Tafelbild meines Unterrichts abfotografie-
ren und bearbeiten. Normalerweise geht ja
viel Unterrichtszeit dafür drauf, ein Tafel-
bild oder einen Versuchsaufbau abzu-
schreiben bzw. abzumalen.
?
?
eBooks machen den Unterricht
demnach nicht nur flexibler, son-
dern auch schneller. Profitieren davon
alle Schülerinnen und Schüler?
Ciprina: Ja, denn ich kann als Lehrer in
Kombination mit dem digitalen Unter-
richtsassistenten steuern, welche Aufgabe
oder welche Übung für einen Schüler rele-
vant ist, was er überspringen oder auch
vertiefen kann. Der Einsatz von eBooks
macht überhaupt nur dann Sinn, wenn ich
auch mit einem digitalen Unterrichtsassis-
tenten arbeite. Darin enthalten sind das
Schülerbuch, der Lehrerband sowie weitere
Materialien und Arbeitsblätter, die auf die
digitalen Schulbuchseiten abgestimmt
sind. Ich würde sagen, durch den digitalen
Unterricht können wir Lehrkräfte individu-
eller auf das Lerntempo der Schülerinnen
und Schüler eingehen. Und auch die Kinder
selbst können ihr Lerntempo besser be-
stimmen.
?
?
Diese schöne neue Unterrichtswelt
braucht die passende digitale Aus-
stattung. Wie haben Sie diese Heraus-
forderung an Ihrer Schule gelöst?
Ciprina: Da kam uns Corona zu Hilfe. Das
muss man ganz klar so feststellen. Da-
durch stieg die Aufgeschlossenheit sowohl
bei den Kolleginnen und Kollegen als auch
bei den Eltern. Konkret heißt das: Inzwi-
schen arbeitet jeder meiner 49 Kolleginnen
und Kollegen mit einem iPad, und in einem
Pilotprojekt nehmen zurzeit zwei siebte
Klassen an dem Projekt iPad-Klasse zum
tabletgestützten Unterricht teil. Ich beob-
achte dabei, dass die Kinder ganz unbefan-
gen und mit viel Spaß zugange sind. Ein
Schüler hat zum Beispiel beim Ausprobieren
einfach mal eine Seite im digitalen Buch
durchgestrichen. Macht ja nichts. Kann man
rückgängig machen. Geplant ist, dass alle
Klassen der Jahrgangsstufe 7 iPad-Klassen
werden. Das ist bereits von der Schulkonfe-
renz abgesegnet. Wir haben die Eltern, die
zum vergangenen Schuljahr ihre Kinder bei
uns angemeldet haben, bei den Aufnah-
»Das Lernen
wird lebendiger«
Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung des Unterrichts einen enormen Schwung
versetzt. Dazu gehört auch der Einsatz von eBooks. Der Autor und Konrektor der Realschu-
le am Hemberg in Iserlohn, Jochen Ciprina, unterrichtet Physik und Chemie und spricht
über die Vorteile des digitalen Lernens.
ZUR PERSON
Jochen Ciprina ist Lehrer für Physik und
Chemie an der Realschule am Hemberg
in Iserlohn und schreibt als Autor unter
anderem über digitale Grundbildung.
Foto: privat
lehrer nrw ·
7/2020
14
TITEL
megesprächen informiert, und sie haben
zugestimmt. Was noch wichtig ist, wenn
Sie nach Technik fragen: Wir haben jetzt im
ganzen Gebäude WLAN.
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Warum konzentrieren Sie sich auf
die Klassen 7?
Ciprina: Unsere iPads werden durch die
Eltern finanziert. Wenn wir in der Klasse 5
beginnen würden, müssten die Schülerin-
nen und Schüler die iPads über mindestens
sechs Schuljahre verwenden. Ob die Gerä-
te technisch so lange durchhalten, ist frag-
lich. Für die Eltern hätte dies dann erneute
Anschaffungskosten zur Folge. Da wir in
der Klasse 7 beginnen, können wir davon
ausgehen, dass das iPad vier Jahre bis zum
Ende der Schulzeit an der Realschule ge-
nutzt werden kann.
?
?
Eine Frage zur Digitalisierung in
den Elternhäusern: Während des
Lockdowns hatte sich gezeigt, dass
viele Familien für einen Online- oder
auch Hybrid-Unterricht nicht gut genug
ausgestattet waren. Passt das auch zu
Ihrer Beobachtung?
Ciprina: Allerdings. Eltern und Kinder ha-
ben Smartphones – und das war es dann
auch schon. PCs und Drucker fehlen in vie-
len Familien. Was mich aber noch mehr ge-
wundert hat: E-Mails gelten bei den Kin-
dern als absolutes ’Oldschool’-Medium zur
Kommunikation. Inzwischen hat bei uns je-
de Schülerin und jeder Schüler eine eigene
Schulmail und auch alle Eltern.
?
?
Zurück zu dem Einsatz von eBooks
im Unterricht. Haben Sie noch Wün-
sche an die Hersteller?
Ciprina: Ja, es wäre zum Beispiel gut,
wenn die Nutzung der eBooks für zwei Jah-
re statt nur für ein Jahr möglich wäre. Wir
arbeiten an unserer Schule in Doppeljahr-
gängen und müssen nach jedem Jahr neu
bestellen. Außerdem sind manche Lizenzen
daran gebunden, das Printprodukt eben-
falls zu kaufen. Das finde ich nicht so gut.
?
?
Was meinen Sie: Wie sieht der Un-
terricht der Zukunft aus?
Ciprina: Ich denke, die Zukunft liegt ein-
deutig im digitalen Lernen. Ich habe zum
Beispiel bei einer Englisch-Kollegin gese-
hen, wie die Schülerinnen mit Hilfe der
Green Screen-Technik – dafür braucht man
ein grünes Tuch – ihre englischen Dialoge
vor dem Piccadilly-Circus in London spra-
chen. So kann man authentische Sprachan-
lässe generieren, ohne dorthin reisen zu
müssen. Eine super Sache! Andere Kollegen
experimentieren mit Stop-Motion-Filmen,
dafür gibt es inzwischen eigene Apps. Die
Möglichkeiten sind einfach enorm!
Das Gespräch führte Inge Michels
Dieses Interview ist im Klett-Themendienst,
Ausgabe 11/2020, erschienen
Foto: Ernst Klett Verlag
Lernen mit eBooks: Interaktive Experimente
sorgen für ein nachhaltiges Lernerlebnis.
Die Demos gegen die Corona-Schutzmaßnahmen
offenbaren nicht nur ein bedenkliches Realitätsverständnis,
sondern auch ein in Schieflage geratenes Wertegerüst.
15
7/2020 · lehrer nrw
D
D
er Alltag ist zurück an unseren Schulen –
bundesweit, mit oder ohne Maskenpflicht
im Unterricht. Das neue Schuljahr hat be-
gonnen, wie das alte zu Ende ging: Eltern, Schüler,
Schulleitungen und Lehrkräfte sehen gespannt auf
neue Vorgaben (Gesetze, Rechtsverordnungen, Ge-
bote und Verbote), welche einzuhalten sind, um an-
gesichts der steigenden Infektionszahlen landauf,
landab einen geregelten Schulbetrieb mit Präsenz-
unterricht für alle zu gewährleisten. Alles mit dem
Ziel, die Gesundheit von uns allen zu erhalten.
Was läuft schief?
Deutschland hat bisher die COVID-19-Pandemie re-
lativ gut bewältigt. Das liegt zum einen am besten
Gesundheitssystem weltweit. Das liegt aber auch
an einer äußerst effektiven öffentlichen Verwaltung
und daran, dass anfangs soziale Regeln (Normen)
in den Lockdown-Monaten konsequent eingehalten
wurden. Für wenige Monate! Sehr bald fühlten sich
Corona-Leugner berufen, zu einer Gegenbewegung
aufzurufen. Proteste wurden lauter und gesellschaft-
liche Gruppen – organisierte oder private – lehnen
mittlerweile unverhohlen – auch unter Gewaltan-
wendung – festgelegte soziale Normen ab. Sie leis-
ten ’Widerstand’, ein Modewort, welches im Nach-
kriegsdeutschland zu einem politischen Ideal hoch-
stilisiert wurde. Über dieses Verhalten von so ge-
nannten ’Querdenkern’ ist aus dem Ausland, dessen
Bevölkerung sehr viel längere und sehr viel här-
Foto: AdobeStock/jaz
:
Ist Freiheit mehr wert als
Gesundheit und Rechtsstaatlichkeit?
Die COVID-19-Pandemie legt erhebliche Defizite bei der Werte-Erziehung offen.
tere Maßnahmen der Massenquarantäne zu ertragen
hatte, nur Kopfschütteln zu vernehmen. Ist das Einhalten
von Normen in der so genannten ’modernen’ freiheitlich-
demokratisch verfassten Gesellschaft Deutschlands »kei-
nen Pfifferling mehr wert«? Hat der Widerstand gegen
staatliche Vorgaben einen Eigen’wert’? Und Wird der
Wert ’Gesundheit’ – das höchste menschliche Gut – dem
Freiheitsgedanken, dem Megatrend der Individualisie-
rung, getragen von einer großen Portion Egoismus, unter-
geordnet? Also: »Was läuft schief in der Werte-Erziehung
– im Entwickeln demokratischer Verhaltensweisen in der
Schule und in den Familien – in unserer Gesellschaft all-
gemein?«
Tiefe gesellschaftliche Spaltung
Wenn sich in diesen Tagen eine große Unzufriedenheit
bei Teilen der Bevölkerung in Corona-Demonstrationen
zeigt, gleichzeitig Schutzmaßnahmen und Regeln in der
Corona-Krise negiert werden, Ordnungsorgane und Poli-
tiker beschimpft und bedroht werden, weil sie das Ein-
halten von Regeln fordern, dann stellt sich für Pädago-
gen die Frage, wie es um die Werteerziehung und um
das Demokratieverständnis in unserem Land bestellt ist.
In der bundesdeutschen Gesellschaft zeigt sich gerade
in der COVID-19-Pandemie eine tiefe gesellschaftliche
Spaltung.
Dabei geben sich Eltern, Erzieher und Pädagogen
viel Mühe, Kindern und Jugendlichen ’Grundwerte’
unserer demokratisch verfassten Gesellschaft zu ver-
mitteln. Allerdings werden Mitmenschen, die auf das
Einhalten von Normen zur Wertesicherung Wert legen,
zunehmend häufiger in die konservative Ecke ge-
drängt.
Werte sind nicht angeboren, sondern müssen über Er-
ziehung und Bildung erworben werden. Dazu bedarf
es auch besonders geeigneter Vorbilder. Aber auch
diesbezüglich hat man – neben dem Hochstilisieren
des Widerstandsdenkens – in den zurückliegenden Jah-
ren ganze Arbeit geleistet. Täglich werden neu demo-
kratiefeindliche Vorbilder aufgebaut: Menschen, die ge-
gen die Normen bewusst verstoßen, werden als Helden
gefeiert, werden uns beschönigend als ’Aktivisten’ prä-
sentiert. Gleichzeitig hat man die Autorität der Men-
schen, die für das Einhalten von Werten, für soziale Ord-
nung in unserem Gemeinwesen stehen (zum Beispiel
Hilfsorganisationen, Polizei, Verwaltung, Erzieher, Lehr-
kräfte) systematisch untergraben. Beispiel: Am 15. Juni
fordert eine Journalistin in einer taz-Kolumne, Polizeibe-
schäftigte auf die ’Mülldeponie’ zu geben, wo sie sich
»unter ihresgleichen … selber am wohlsten fühlen.« Zu-
recht ist diese ’Satire’ als Zeichen eines massiven Werte-
verfalls in unserer Gesellschaft angeprangert worden.
Andere aber rechtfertigen derartige Entgleisung mit
Presse- und Meinungsfreiheit. Die Gratwanderung zwi-
schen den Werten Freiheit und Verantwortung gelingt
immer seltener. Bedenklicher noch: Das Grundprinzip
von Mehrheitsentscheidungen und die Rechtsstaatlich-
keit geraten zusehends ins Hintertreffen. Normen und
Gesetze, mühsam in demokratischen Prozessen festge-
legt, werden von Minderheiten in Frage gestellt, viel-
fach negiert. Gleichzeitig wird das Denken und Han-
deln von Minderheiten als ’normal’ (Norm) postuliert.
Hierbei hatten und haben nicht nur moderne Medien
einen großen Einfluss. Immer deutlicher wird eine große
Kluft zwischen dem vermeintlichen Recht auf Wider-
stand und dem demokratischen Grundverständnis für
Mehrheitsentscheidungen.
Werte – Erziehungsziele heute
Fragt man die Bevölkerung, welche Werte ihr als Erzie-
hungsziele wichtig sind, fehlen grundlegende Werte ei-
ner demokratischen Gesellschaft wie Freiheit, Gerechtig-
keit oder Gleichheit, und die aufgezeigte Altersdifferen-
zierung lässt einen schwindenden Werte- und damit Er-
ziehungskonsens erkennen.
Hinzu kommen Einflüsse der Pluralisierung von so-
zialen Milieus und Lebensstilen. Besonders in der Um-
setzung oben genannter Werte in der Gesellschaft, al-
so beim Festlegen und der Einhaltung von Normen
bzw. Gesetzen werden stark divergierende Vorstellun-
gen deutlich. Hierbei zeigt sich im Besonderen eine
deutliche Diskrepanz zwischen Wunschvorstellungen
(Wert) und Umsetzung (konsequentes Handeln mit Nor-
men), welches für das Erreichen der Werte unabding-
bar ist.
Gerade die Diskussionen in von der Corona-Pande-
mie verunsicherten westlichen Gesellschaften legen
– beispielsweise bei den Corona-Demonstrationen –
einen latenten Wertekonflikt, aber besonders das Ab-
lehnen von Normen offen. Vielen Bürgern gelingt es im-
mer weniger, Werte wie Freiheit und Gesundheit, Ver-
trauen, Loyalität, Ehrlichkeit, Sicherheit und Toleranz
oder Glaubwürdigkeit, Neutralität und Weitsicht in ein
persönliches und soziales Gleichgewicht zu bringen
und die gesetzten Normen zu akzeptieren, ohne die
Werte nicht zu erlangen sind. Hinzu kommen Radikalis-
mus, Antisemitismus und Verschwörungstheorien. Die
Wertegemeinschaft in Deutschland zeigt sich in der
realen Umsetzung der Werte mittlerweile extrem hetero-
gen: Gelingt es noch, bestimmte Wertvorstellungen
(moralisch oder ethisch als gut befundene Wesens-
merkmale von Personen) als allgemein erstrebenswerte
16
7/2020 · lehrer nrw
zu erkennen, zeigt sich in ihrer Umsetzung ein
deutlicher Zwiespalt, als wären Werte ohne Nor-
men möglich.
Ein Blick zurück
Der wissenschaftliche Diskurs über Werte reicht
Jahrtausende zurück. Man weiß von griechischen
Wurzeln des europäischen Wertekanons. Philo-
sophie und Soziologie entfernten sich bereits im
17. Jahrhundert von der bis dahin geltenden Vorstel-
lung einer gottgewollten und praktisch unveränder-
lichen Werteordnung. Mit dem Aufstieg des Bürger-
tums gewannen vorwiegend materielle Werte die
Vorherrschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg festigte
sich die bürgerliche Kultur wieder. Die 1950er und
1960er Jahre waren in der westlichen Welt durch ei-
nen beispiellosen Wohlstandszuwachs (’Wirtschafts-
wunder’), durch Bildungsexpansion, durch eine Ver-
kürzung der Arbeitszeit und Ausweitung der Frei-
zeit, durch eine hohe soziale Sicherheit und eine
großzügige Liberalisierung, durch Pluralisierung
und Individualisierung geprägt. Allmählich ent-
stand in der westlichen Welt eine Protestbewegung,
welche sich von den primär materiellen Werten ab-
wandte. Der amerikanische Politikwissenschaftler
R. Inglehart sprach in den 1970er Jahren davon,
dass ein emanzipativer ’Postmaterialismus’ den
noch vorherrschenden konservativen ’Materialis-
mus’ ablösen sollte/werde. Forthin zeigte sich, dass
materielle Werte – weil im Überfluss gegeben – an
Bedeutung verloren, postmaterielle Werte gewan-
nen.
Werte sind ohne Normen unerreichbar –
Normen ohne Werte sind abzulehnen!
Erwachsene wie Kinder und Jugendliche erleben,
dass Werte und Normen eine unverzichtbare
Grundlage ihres Zusammenlebens und der gesell-
schaftlichen Ordnung sind. Heranwachsenden fällt
es noch schwer, zwischen Werten und Normen zu
unterscheiden. Beide haben für den Menschen
Orientierungscharakter, leiten sein Denken, Fühlen
und Handeln. Kinder und Jugendliche bauen
durch Bildung und Erziehung in Elternhaus, Schule
und Gesellschaft ein Wertesystem auf, an dem sie
sich orientieren können. Sie testen bei jeder Gele-
genheit die ihnen gebotenen Grenzen aus und er-
fahren (idealerweise) Konsequenzen, wenn sie ge-
gen Normen verstoßen.
Ganz offensichtlich gelingt es den Sozialisati-
onsinstanzen nicht im nötigen Maße, diese Schlüs-
selkompetenz ausreichend zu entwickeln bzw. in
der Persönlichkeitsbildung so intensiv zu veran-
kern, dass sie auch später Grundlage demokrati-
schen Handelns ist. Spätestens mit der Pubertät
setzt das Hinterfragen ein, weniger der Werte,
vielmehr der Normen. Mit dem Verlassen der So-
zialisationsinstanz Schule sollte ’Mündigkeit’ ge-
geben sein: Bürger übernehmen nicht nur für sich
selbst Verantwortung, sondern auch für ihren
Staat und ihre Gesellschaft, leben selbstbestimmt
und eigenverantwortlich und besitzen Urteilsfä-
higkeit. Die Leitidee der Mündigkeit (mündige
Bürger) ist nicht nur in der politischen Bildung
selbst heftig umstritten – sie ist ganz offensichtlich
ein Mythos – auch das legt die Pandemie unver-
blümt offen.
Grenzen der Freiheit
In der aktuellen Krisensituation der COVID-19-Pan-
demie zeigen sich die gesellschaftlichen Dissonan-
zen zwischen den gemeinsam getragenen Leitvor-
stellungen (Werten) und den für die Umsetzung er-
forderlichen Regelungen (Normen) wie in einem
Brennglas. ’Freiheit’ gilt als eine zentrale Leitvorstel-
lung für unsere Demokratie. Die Freiheit des Einzel-
nen hat jedoch dort ihre Grenzen, wo das Recht
des/der anderen beginnt. Seit Jahrtausenden for-
muliert man den ethischen Grundgedanken der
’Goldenen Regel’, etwa mit: »Was du nicht willst,
dass man dir tu’, das füg auch keinem andern zu.«
Dieser Grundgedanke findet sich in allen Gesell-
schaften und Religionen. In der freiheitlichen Demo-
kratie gibt sie dem Einzelnen wie auch der staatli-
chen Gemeinschaft vielfältige Möglichkeit, die Ge-
staltung des privaten wie des öffentlichen Lebens
selbst in die Hand zu nehmen. Jedoch ist die Frei-
heit untrennbar verbunden mit der Kategorie Ver-
antwortung. Die Teilnahme an einer Corona-De-
monstration, bei der Tausende, sich auf Freiheit be-
rufende Bürger ohne Mund-Nase-Schutz bei
17
7/2020 · lehrer nrw
DER AUTOR
Anton Huber ist stellvertretender
Bundes-Vorsitzender des Verban-
des Deutscher Realschullehrer
sowie Ehrenvorsitzender des
Bayerischen Realschullehrerver-
bandes. Als Realschullehrer und
langjähriger Schulleiter war er
bis 2016 im Schuldienst tätig.
18
7/2020 · lehrer nrw
Nichteinhaltung des Abstandsgebotes die Gesundheit
von Mitmenschen gefährden und ggf. dazu beitragen,
dass die Kosten im Gesundheitswesen weiter explodie-
ren, ist grundsätzlich abzulehnen. Diese Demonstranten
handeln verantwortungslos, verstoßen bewusst gegen
Normen und offenbaren deutliche Defizite in ihrer Werte-
erziehung. Sie stellen ihre Freiheit – gesetzte Normen
missachtend – über den Wert der Gesundheit von Mit-
menschen. Das kann, ja muss in einer funktionierenden
Demokratie zu der Entscheidung führen, Normen konse-
quent durchzusetzen, ggf. Freiheitsrechte punktuell ein-
zuschränken, weil das Gut (der Wert) Gesundheit höher
wiegt.
Wenn Werten die demokratische
Legitimation fehlt
Unsere freiheitliche, demokratisch verfasste Gesellschaft
befindet sich in einem ständigen Abwägungsprozess
mit dem Ziel, Normen festzulegen, die Werte wie Freiheit
und Gesundheit gleichermaßen schützen, ihr Erreichen
ermöglichen. Das ist mühsam, und das ist immer
schwieriger zu vermitteln. Unsere Gesellschaft wird je-
doch daran scheitern, wenn wir uns über die ’Beset-
zung’ der Stufen zum Reichstagsgebäude – so verwerf-
lich diese Bilder sind – mehr echauffieren als darüber,
dass beinahe täglich Tausende in Berlin ohne das Ein-
halten von Normen den Wert der Gesundheit von Mit-
menschen aufs Spiel setzen. Bisher erkannten wir nur
punktuell rechtsfreie Räume (’No-go-Area’), diese zeigen
sich vermehrt auf öffentlichen (Schau-)Plätzen. Trotz ge-
genteiliger Berichterstattung ist eben es nicht so, wie
uns viele immer wieder einreden wollen, dass der Staat
Normen setzt, die nicht mit Werten hinterlegt sind. Dies
wäre in der Tat abzulehnen, und genau für diesen Fall
ist das Recht auf Widerstand geschaffen. Aber nur für
diesen einen Fall! Leider wird dieses Recht seit vielen
Jahren missbraucht, weil sich Minderheiten eigene Wer-
te zurechtlegen, wofür jedoch in der Regel die demokra-
tische Legitimation fehlt.
Fazit
Siebzig Jahre nach Gründung der Bundesrepublik
Deutschland, nach siebzig Jahren gelebter Demokra-
tie auf der Basis der Werte des Grundgesetzes und
nach dreißig Jahren Wiedervereinigung stellen wir
fest, dass wir im Jahr 2020 deutlicher erkennbar als in
den Jahrzehnten zuvor ein überaus angespanntes Ver-
hältnis zu Normen und zu staatlichen Autoritäten ha-
ben. Gerade in der COVID-19-Pandemie zeigt sich eine
durch und durch verkrampfte Haltung zu Normen und
zu staatlichen Einrichtungen, die sich um ihre Einhal-
tung sorgen, damit Werte erreicht werden können. Der
deutschen Gesellschaft ist es wohl aufgrund der Nega-
tiverfahrungen der nationalsozialistischen Gewaltherr-
schaft (noch) nicht gelungen, eine vernünftige Balan-
ce zu finden zwischen dem Staat, der keineswegs ob-
rigkeitsstaatlich handelt, sondern für das Festlegen
und Einhalten sozialer Normen sorgt, und einem Staat,
dessen Existenz sich einzig durch das Ziel rechtfertigt,
seinen Bürgerinnen und Bürgern ein Leben in Freiheit,
Sicherheit und Selbstentfaltung zu garantieren.
Deutschland befindet sich im Zwiespalt: Einerseits auf
Theodor Adornos ’kategorischen Imperativ’ zu achten
(Denken und Handeln so einzurichten, dass Auschwitz
sich nicht wiederhole), verbunden mit dem Recht auf
Widerspruch und Widerstand. Andererseits im Rah-
men der Persönlichkeitsbildung eine Haltung zu för-
dern, die zu »einem tiefen Bewusstsein darüber führt,
dass ohne gemeinsam getragene Grundwerte (Frei-
heit, Friede, Gerechtigkeit, Gleichheit, Solidarität, Ge-
sundheit, …) die demokratisch verfasste Gesellschaft
nicht vorstellbar ist und dass dazu eine Normenreflexi-
on unverzichtbar ist, in jedem Fall aber auch die Ak-
zeptanz von Normen.« »Denn Werte konkretisieren sich
im Zusammenleben der Menschen in Normen, also in
Verhaltensanweisungen (Gebote/Verbote) für die Mit-
glieder einer Gruppe.«
Hinweis: Dies ist die gekürzte Fassung eines Beitrags,
der als Erstveröffentlichung in »Bildung real«, der Zeitschrift
des Verbandes Deutscher Realschullehrer (VDR) erschienen ist.
INFO
Die Kultusministerkonferenz schreibt zur Demokratie-
Erziehung: »Kinder und Jugendliche brauchen ein
Wertesystem, in dem sie sich orientieren können.
Schule ist dafür verantwortlich, ihnen eines zu ver-
mitteln, das den freiheitlichen und demokratischen
Grund- und Menschenrechten entspricht.« Weiter
heißt es: »Der freiheitliche demokratische Staat lebt
von Voraussetzungen, die er als Staat allein nicht
garantieren kann. Er ist darauf angewiesen, dass
Bürgerinnen und Bürger aus eigener Überzeugung
freiwillig im Sinne der Demokratie handeln. Histo-
risch-politische Urteilsfähigkeit und demokratische
Haltungen und Handlungsfähigkeit als Schlüssel-
kompetenzen müssen entwickelt und eingeübt wer-
den.
https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_
beschluesse/2009/2009_03_06-Staerkung _Demokratieerziehung.pdf
BATTEL HILFT
19
7/2020 ·
lehrer nrw
ZUR PERSON
Dr. med. Stefan
Battel
ist seit 2007
niedergelassener
Facharzt für Kinder-
und Jugendpsychia-
trie und -psychothe-
rapie mit eigener
Praxis in Hürth bei
Köln und seit 2012
systemischer Famili-
entherapeut (DGSF).
Im Rahmen des
lehrer nrw
-Fortbil-
dungsprogramms
greift er in einer Vor-
tragsreihe regelmä-
ßig verschiedene
Themen aus dem
Bereich der Jugend-
psychologie auf.
Foto: Andreas Endermann
Neulich im
Behandlungszimmer
Der Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Stefan Battel gibt in
seiner Kolumne regelmäßig Antworten auf Fragen aus dem
Lehreralltag. Diesmal geht es um die Frage, welche Folgen
die Corona-Pandemie für die Entwicklung von Kindern hat.
Z
Z
ur Erstvorstellung kam eine Mutter
mit ihrem fünfjährigen Sohn, dessen
Vorbefunde schon verrieten, dass eine
Entwicklungsverzögerung vorlag. Nun wa-
ren wir im Behandlungsraum zu dritt, die
Mutter in 3,50 Meter Entfernung, und der
Junge lief plötzlich eifrig und mit rotziger
Nase (was in dieser Jahreszeit üblich ist) mit
seinem Bilderbuch zu mir, legte es mir auf
den Schoß und wollte voller Stolz ein Feuer-
wehrauto zeigen. Eine Situation also, die
mir seit mehr als zwanzig Jahren Berufsaus-
übung nicht unbekannt ist.
Kurz bevor mir der Junge das Bilderbuch
auf den Schoß legen wollte, voller Vorfreude
mit den Armen wedelnd, rief die Mutter ihm
zu: »Bitte nicht zu nah an Doktor Battel, du
musst Abstand halten.« Dies klang über-
haupt nicht vorwurfsvoll oder panisch, son-
dern in meiner Wahrnehmung eher fast
schon verzweifelt und traurig. Wer weiß,
wie oft sie ihrem Sohn dies schon zurufen
musste.
Und der Junge? Er wirkte plötzlich ver-
stört und blickte mit seinen großen Augen
abwechselnd in mein Gesicht und das Ge-
sicht der Mutter. Mir schien, als befinde er
sich in einem großen Loyalitätskonflikt. Die
Situation wirkte für Sekunden künstlich
und angespannt. Ich zwinkerte ihm zu, und
er trottete enttäuscht zu seiner Mutter zu-
rück. Was für einen Lerneffekt könnte dies
für ihn haben? Könnten vielleicht mittel-
bis langfristig daraus Gefühle entstehen
wie: Menschen gegenüber muss man vor-
sichtig sein; es könnte etwas passieren;
kann ich meinem Gegenüber vertrauen;
muss ich meine Impulse vorher gut sortie-
ren und regulieren, um auf andere Men-
schen zuzugehen? All das sind Dinge, die
in den nächsten Monaten und Jahren si-
cherlich vermehrt psychotherapeutisch
thematisch erfasst werden. Die Spontani-
tät der Kinder (und Erwachsenen) wird in
einem nicht unerheblichen Maße einge-
schränkt. Vor allem Kinder werden verun-
sichert. Der Junge wollte mit mir in Bezie-
hung treten und aktivierte seine Bin-
dungssysteme. Für ein paar solcher Situa-
tionen im Monat: geschenkt! Aber was
hier seit mehr als acht Monaten passiert
und langsam in einen Dauerzustand über-
zugehen scheint, ist für die weitere seeli-
sche Entwicklung von Kindern und Jugend-
lichen ängstigend. Hier werden zwischen-
menschliche feinste Bindungsqualitäten auf
Mikroebene beeinträchtigt, und nicht nur in
der Wahrnehmung der Kinder.
Zusätzlich fällt dann noch die psycho-
motorische Gruppe für den Jungen aus
meinem Beispiel aus, ein Hilfeplange-
spräch beim Jugendamt ist nur online und
sehr begrenzt möglich, die sonst üblichen
Gespräche mit den Erzieherinnen bei einer
gemütlichen Tasse Kaffee finden, wenn
überhaupt, nur in aller Kürze außerhalb
des Kindergartens am Gartenzaun statt.
Das heißt: All das, was für einen guten
Austausch und Beziehungsaufbau nötig
ist, leidet zurzeit massiv. Dies wird für uns
alle nicht ohne Folgen bleiben!
lehrer nrw ·
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20
SCHULE & POLITIK
Sven Christoffer folgt
auf Brigitte Balbach
lehrer nrw
hat einen neuen
Vorstand. Bei einer Delegier-
tenversammlung am 24. No-
vember in Witten wurde
Sven Christoffer zum neuen
Vorsitzenden und Nachfolger
von Brigitte Balbach ge-
wählt. Als Ehrengäste zeig-
ten gleich zwei amtierende
Landesminister ihre Wert-
schätzung für den Verband.
Der neue Vorsitzende
Sven Christoffer
umriss
in einer engagierten Rede die
Aufgaben und Ziele von
lehrer
nrw
in den kommenden Jahren.
SCHULE & POLITIK
Leitantrag:
Primat der
Pädagogik
D
ie Delegiertenversammlung in Witten befasste
sich mit zahlreichen Anträgen, die die Leitlini-
en der Verbandspolitik in den nächsten Jahren be-
stimmen werden. Schwerpunkte sind unter ande-
rem eine gerechte Besoldung (A13 für alle grund-
ständig ausgebildeten Lehrkräfte), bessere Arbeits-
bedingungen, mehr Unterstützung zum Beispiel
durch multiprofessionelle Teams und Verwaltungs-
assistenten, mehr Tempo bei der Digitalisierung
(und in Verbindung damit hochwertige Fortbil-
dungsangebote) sowie Verbesserungen beim Ge-
sundheitsschutz.
Der einstimmig verabschiedete Leitantrag be-
fasst sich mit der Zukunft von Schule und Bildung
nach der Corona-Krise. Hier der Wortlaut:
»Die Schule nach Corona wird eine andere sein
als vor Corona. Das Thema Digitalisierung wird ei-
nen breiteren Raum einnehmen. Das birgt Chancen
und Risiken, mit denen alle am Schulleben Beteilig-
ten verantwortungsvoll umgehen müssen. Klar
muss sein: Pädagogik darf nicht hinter Technik zu-
rücktreten. Digitale Medien sind kein Selbstzweck,
sondern eines von vielen methodisch-didaktischen
Mitteln zur Unterrichtsgestaltung. ’Analoge’ Fertig-
keiten wie Handschrift, Ordnung, Sauberkeit verlie-
ren im Digitalisierungs-Zeitalter nicht an Bedeu-
tung.
Entscheidend für den Bildungserfolg ist und
bleibt die Lehrerpersönlichkeit. Denn Bildung ist
mehr als das Beherrschen von Technik. Der Bil-
dungsbegriff, wie wir ihn verstehen, umfasst die
Bildung des Wissens, die Bildung der Persönlich-
keit, die Bildung eines Wertekompasses. All dies
setzt eine intakte und intensive Beziehung zwi-
schen Lehrkraft und Schüler voraus. Die Entwick-
lung der emotionalen und sozialen Kompetenz ist
nach wie vor eine Kernaufgabe der Pädagogik. Die
Beziehung zum Menschen ist wichtiger als die Be-
ziehung zur Technik. Vor diesem Hintergrund dür-
fen Lehrkräfte nicht zu Lernbegleitern oder Daten-
managern degradiert werden.
lehrer nrw
möge
sich deshalb dafür einsetzen, dass die pädagogi-
sche Freiheit Grundlage des Lehrerberufs bleibt
und auch in der Schule der Zukunft der Primat der
Pädagogik gilt.«
Der neue geschäftsführende
Vorstand von
lehrer nrw
(v.l.): Ulrich Grä-
ler (stellvertretender Vorsitzender), Ingo Lürbke
(Schatzmeister), Marcel Werner (Vorsitzender
junge
lehrer nrw
), Sarah Wanders (stellvertretende Vorsit-
zende), Sven Christoffer (Vorsitzender),
Jochen Smets (Schriftleiter).
INFO
Der neue Vorstand von
lehrer nrw
Vorsitzender: Sven Christoffer
Stellvertretende Vorsitzende:
Sarah Wanders, Ulrich Gräler
Schriftleiter: Jochen Smets
Schatzmeister: Ingo Lürbke
Vorsitzender
junge lehrer nrw
:
Marcel Werner
weiteres ’Urgestein’ von
lehrer nrw
aus der
aktiven Vorstandsarbeit zurück. Brambach
war von 1991 bis 2008 Verbandsvorsitzender
und seither als Schatzmeister weiterhin im
Vorstand tätig. Beide haben den Verband
über Jahrzehnte geprägt und als gewichtige
Stimme in der nordrhein-westfälischen Bil-
dungslandschaft etabliert, wie auch Schulmi-
nisterin Yvonne Gebauer und Innenminister
Herbert Reul als Gastredner hervorhoben.
Sven Christoffer, ausgebildeter Deutsch-
und Geschichtslehrer sowie Schulbuchautor,
ist durch seine bisherige Vorstandstätigkeit
und durch seine langjährige Erfahrung in der
Personalratsarbeit bestens in den Schulen
und der Schulpolitik Nordrhein-Westfalens
vernetzt. Von 2004 bis 2016 war er Mitglied
des Bezirkspersonalrats für Realschulen im
Regierungsbezirk Düsseldorf, davon die letz-
ten vier Jahre als Vorsitzender. 2018 über-
nahm er den Vorsitz des Hauptpersonalrats
für Realschulen beim NRW-Schulministeri-
um. Nach den für
lehrer nrw
erfolgreichen
Personalratswahlen 2020 wurde er erst im
Oktober für weitere vier Jahre in diesem Amt
bestätigt.
»
lehrer nrw
wird weiterhin ein engagierter
Fürsprecher für die Lehrkräfte im Sekundar-
bereich I sein und ein konstruktiv-kritischer,
wenn nötig unbequemer Gesprächspartner
für die Politik«, kündigt Christoffer an.
lehrer
nrw
müsse und werde Antworten auf die
drängenden Herausforderungen und unge-
lösten Probleme im NRW-Schulsystem geben
– von Digitalisierung über Inklusion, Arbeits-
überlastung der Lehrkräfte und der Besol-
dungsfrage bis hin zur aktuellen Pandemie-
Situation, um nur einige Beispiele zu nennen.
Mit Blick auf die derzeitige Corona-Lage
betonte Christoffer, dass »die mantraartig
wiederholte Formel, den Präsenzunterricht
so lange als möglich aufrecht erhalten zu
wollen«, angesichts einer steigenden Zahl
von Corona-Fällen und Quarantäne-Anord-
nungen bei Lehrkräften und Schülern nicht
ausreichend sei. Nötig seien flexible, passge-
naue, auf den jeweiligen Standort, die Regi-
on und die Schulform zugeschnittene Lösun-
gen (lesen Sie hierzu auch ’Unter der Lupe’
auf Seite 3 bis 4).
Jochen Smets
G
G
enerationswechsel bei
lehrer nrw
:
Sven Christoffer ist neuer Vorsitzen-
der. Der 49-Jährige wurde von den
etwa 60 Delegierten des Verbandes mit rund
90 Prozent der Stimmen gewählt. Christoffer
ist Nachfolger von Brigitte Balbach, die den
Verband in den letzten zwölf Jahren erfolg-
reich geführt hatte. Den durch Christoffers
Aufrücken frei gewordenen Stellvertreterpos-
ten übernimmt nach dem Votum der Dele-
gierten Sarah Wanders (39). Neben Brigitte
Balbach zieht sich mit Ulrich Brambach ein
21
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lehrer nrw
Minister-Doppel zur Verabschiedung
W
W
enn gleich zwei Landesminister zur
Delegiertenversammlung von
lehrer
nrw
kommen, dann muss das einen beson-
deren Grund haben. Und den gab es in der
Tat: Mit Brigitte Balbach und Ulrich Bram-
bach ziehen sich zwei prägende Köpfe aus
der aktiven Vorstandsarbeit zurück. Beide
haben nicht nur den Verband, sondern auch
die Bildungslandschaft in Nordrhein-Westfa-
len in den letzten Jahrzehnten maßgeblich
geprägt und beeinflusst.
Beide vereinen allein fast dreißig Jahre als
Vorsitzende auf sich. Ulrich Brambach führte
den Verband von 1991 bis 2008, Brigitte Bal-
bach als seine Nachfolgerin war in den letz-
ten zwölf Jahren Vorsitzende. »Eine Ära geht
zu Ende«, so formulierte es Innenminister
Herbert Reul treffend. Eigentlich, so Reul, ha-
be ja ein Innenminister auf einer Tagung ei-
nes Lehrerverbandes nichts zu suchen. »Aber
es ist mir ein persönliches Anliegen, heute
hier zu sein«, so der CDU-Politiker.
Reul war vor seiner politischen Karriere
selbst Lehrer und auch lange Zeit schulpoliti-
scher Sprecher der CDU-Landtagsfraktion.
Aus dieser Zeit resultiert eine große gegen-
seitige Wertschätzung. Brigitte Balbach sei
immer »eine geschätzte Gesprächspartnerin
und eine gefürchtete Verhandlungspartne-
rin« gewesen, so Reul, der es plakativ auf
den Punkt brachte: »Hart, aber herzlich.«
In seiner Festrede zog der Minister Paralle-
len zwischen seinem früheren Arbeitsfeld Bil-
dung und seinem heutigen Kerngebiet inne-
re Sicherheit: In beiden Fällen sei Freiheit ein
großer Wert. Und Freiheit brauche Bildung –
zum Beispiel, um Fakten von Fake News un-
terscheiden zu können. Auf sein pädagogi-
sches Rüstzeug, das Reul aus seinem frühe-
ren Beruf mitbringt, kann er übrigens heute
noch zurückgreifen, wie er bekundete: »Leh-
rer zu sein, hilft mir, Minister zu sein.«
Auch Schulministerin Yvonne Gebauer
dankte Balbach und Brambach persönlich.
lehrer nrw
habe die Bildungslandschaft be-
reichert und sei »ein geschätzter Ratgeber
und Partner«. Die Ministerin würdigte die
scheidende Vorsitzende Brigitte Balbach als
große Kämpferin für Bildungsqualität:
»Ideologische Ansätze waren Dir immer ein
Gräuel.« Gebauer dankte Balbach für »ehr-
liche Verbundenheit und Freundschaft«.
Balbach und Brambach verabschiedeten
sich auf ihre Art: nicht mit großen Reden,
sondern mit einem launigen Interview, in
dem sie mit einem Augenzwinkern High-
lights aus über vier Jahrzehnten Verbandsar-
beit Revue passieren ließen. Balbach gab
den Delegierten zum Abschluss ein Gedicht
ihres Lieblings-Lyrikers Rainer Maria Rilke
mit auf den Weg:
Herbsttag
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr gro.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Frchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei sdlichere Tage,
drnge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Se in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Bltter treiben.
Gleich zwei Minister gaben sich zur Verabschiedung von Ulrich Brambach und Brigitte Balbach die Ehre:
Schulministerin Yvonne Gebauer (l.) und Innenminister Herbert Reul (r.) dankten beiden für jahrzehntelange Verlässlichkeit und Standhaftigkeit.
»Lehrer zu sein, hilft mir,
Minister zu sein«
, sagte Innen-
minister Herbert Reul in Anspielung
auf seinen früheren Beruf.
Schulministerin Yvonne Gebauer
würdigte die scheidende
lehrer nrw
-
Vorsitzende Brigitte Balbach als geschätzte
Ratgeberin und Gesprächspartnerin.
lehrer nrw ·
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SCHULE & POLITIK
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lehrer nrw
JJuunnggee FFiillmmee ggeeggeenn RRaassssiissmmuuss
D
D
er Deutsche Jugendfilmpreis lädt
junge Filmemacherinnen und Filme-
macher zum Mitmachen ein und
rückt das Thema ’Rassismus’ in den Fokus.
Zu gewinnen gibt es Preise im Gesamtwert
von 12000 Euro – und die Teilnahme an
einem großen Filmfestival.
Der Wettbewerb ist offen für alle The-
men und Umsetzungsformen, setzt mit
wechselnden Jahresthemen aber auch
inhaltliche Akzente. Unter dem Motto
’Schwarz, Weiß, Bunt’ ruft er in seiner ak-
tuellen Ausschreibung zu Einreichungen
auf, die sich kritisch mit Ausgrenzung, Be-
nachteiligung und Diskriminierung befas-
sen und den Stolz auf die eigene Identität
feiern. »Angesichts der aufgeheizten De-
batten um diese Themen, wollen wir gera-
de jungen Menschen einen Raum anbie-
ten, um sich filmisch mit diesen wichtigen
Themen auseinanderzusetzen«, erklärt
Thomas Hartmann, zuständiger Projektlei-
ter beim Deutschen Kinder- und Jugend-
filmzentrum.
Seit über dreißig Jahren motiviert der
Deutsche Jugendfilmpreis junge Menschen
dazu, ihre eigenen Sichtweisen filmisch
umzusetzen. Teilnehmen können Kinder,
Jugendliche und junge Erwachsene bis
25 Jahre. Zu gewinnen gibt es Geldpreise
im Gesamtwert von 12000 Euro. Darüber
hinaus werden die besten Filme des Wett-
bewerbs im Sommer 2021 beim ’Bundes.
Festival. Film.’ in Wuppertal präsentiert.
Einsendeschluss ist der 15. Januar 2021.
fair@school: Schulen gegen Diskriminierung
D
er Wettbewerb fair@school geht in die fünfte Runde: Bis zum
15. März 2021 suchen die Antidiskriminierungsstelle des Bun-
des und der Cornelsen Verlag vorbildhafte Projekte und Initiativen
an Schulen, die sich gegen Diskriminierung und für Chancengerech-
tigkeit einsetzen. Gerne werden diesmal auch Einsendungen zu Ini-
tiativen angenommen, die sich während der Corona-Zeit in beson-
derer Weise für Vielfalt und Respekt engagiert haben.
Gesucht werden Projekte allgemein- und berufsbildender Schu-
len. Dabei ist der Rahmen flexibel: Es kann um ein Unterrichtspro-
jekt oder eine Projektwoche gehen, eine Arbeitsgemeinschaft, Un-
terrichtsmaterialien oder auch die Etablierung von Antidiskrimi-
nierungs-Maßnahmen an der Schule. Zentral ist, dass der Beitrag
die Unterrichts- und Lernkultur der beteiligten Kinder und Jugend-
lichen verändert – und das Projekt auf Nachhaltigkeit angelegt
und auf andere Lerngruppen übertragbar ist.
Drei herausragende Projekte werden im Sommer 2021 in Berlin
ausgezeichnet. Als Gewinne winken Geldpreise in Höhe von insge-
samt 6000 Euro. Einsendeschluss ist der 15. März 2021.
INFO
www.deutscher-jugendfilmpreis.de
INFO
www.fair-at-school.de
Unter dem Motto ’Schwarz, Weiß, Bunt’
würdigt der Deutsche Jugendfilmpreis Filmprojekte, die
sich kritisch mit Ausgrenzung, Benachteiligung und Dis-
kriminierung auseinandersetzen.
SCHULE & POLITIK
lehrer nrw ·
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SCHULE & POLITIK
Multiprofessionelle Teams (MPT) sollen die Arbeit der Schulen
in Nordrhein-Westfalen sozialpädagogisch unterstützen. Doch
leider erweisen sich die Vorgaben für die Eingruppierung und
Einstufung der MPT-Kräfte als unzureichend. Hier muss drin-
gend nachgebessert werden.
D
D
ie Idee war gut und längst überfällig,
schließlich hatten die Schulen schon
seit Jahren mit zunehmenden päda-
gogischen und sozialen Herausforderungen
zu kämpfen, die ihren eigentlichen Kernauf-
trag erheblich beeinträchtigten. Zusätzliches
(sozial-)pädagogisches Personal sollte das
System Schule und die Lehrkräfte darin un-
terstützen, diese neu hinzu gekommenen
Aufgaben verschiedenster Art aufzufangen
bzw. abzufedern.
Dieses Ansinnen, das auch vom Verband
lehrer nrw
nachdrücklich eingefordert wurde,
fand bei den meisten politischen Akteuren
große Zustimmung, so dass die Umsetzung
und Integration in den Schulbetrieb nicht
lange auf sich warten ließ. Doch kaum je-
mand hatte sich weitergehende Gedanken
darüber gemacht, wie die materielle Ausge-
staltung der Stellen aussehen sollte. Alle Ver-
antwortlichen vertrauten darauf, dass die
Anwendung des gängigen Tarifrechts die
Grundlage für die jeweilige Einstellung mit
entsprechendem Entgelt bilden sollte.
Motivation weicht
Enttäuschung
Das Interesse für diese Stellen gab es trotz-
dem, zunächst vorsichtig abwartend, dann
aber auch immer stärker. Mit zunehmender
Dauer jedoch wichen bei den neu eingestell-
ten Bewerbern Interesse und Motivation an
der Tätigkeit der Enttäuschung und dem Un-
mut darüber, dass die Vorstellungen von der
auszuübenden Aufgabe zwischen der Schullei-
tung und der MPT-Kraft inhaltlich zuweilen
stark divergierten, aber auch darüber, dass die
materiellen Bedingungen von dem Entgelt der
vorherigen Stelle erheblich abwichen.
Das Tarifrecht hat leider auch an so man-
chen Stellen seine Tücken. Es war wohl ein
Versäumnis des NRW-Schulministeriums, sich
keine Gedanken darüber gemacht zu haben,
wie sich ein Stellenwechsel für den ins Auge
gefassten Bewerberkreis auswirken würde.
Nicht wenige haben im Vertrauen darauf,
dass sich ihre materiellen Bedingungen nicht
ändern würden, einen Vertrag mit dem Land
Nordrhein-Westfalen geschlossen ohne zu
ahnen, dass es bei dem zukünftigen Entgelt
zu einer Verschlechterung kommen könnte.
von ULRICH GRÄLER
Gut gedacht
ist noch
längst nicht
gut gemacht!
Gleiche Arbeit, weniger Geld: Für einige sozialpädagogische Fachkräfte hat
der Wechsel in die Schulsozialarbeit finanzielle Verschlechterungen mit sich gebracht.
Foto: AdobeStock/jeremias münch
SCHULE & POLITIK
Ulrich Gräler ist stellv. Vorsitzender des lehrer nrw
E-Mail: Ugraeler@t-online.de
gisch aufgebaut und für alle Seiten nachvoll-
ziehbar geworden ist. Nun gilt es, auch für
den Bereich des pädagogischen Zusatzper-
sonals eine derartige Eingruppierungsord-
nung mit klaren Kriterien zu erstellen. Diese
Vorgaben können auch allein für das Land
Nordrhein-Westfalen per Erlass geregelt
werden, damit über alle Bezirksregierungen
hinweg ein vergleichbarer Maßstab für Qua-
lifikations- und Anerkennungstatbestände im
Hinblick auf eine Gleichbehandlung der
MPT-Kräfte geschaffen wird, auch sogar
über verschiedene Berufsfelder innerhalb des
öffentlichen Dienstes des Landes hinweg.
Das Land Nordrhein-Westfalen sollte auf-
grund der stetig zunehmenden Aufgabenfül-
le, die auf das System Schule zugekommen
ist, im Bereich des zusatzpädagogischen
Personals zu angemessenen Lösungen kom-
men, die alle Beteiligten auch zu dem
Schluss kommen lassen: Gut gemacht!
Diese Ver-
schlechterungen
resultierten zum Teil
aus dem Umstand, dass
die neuen MPT-Kräfte einen
Arbeitgeberwechsel vornahmen,
zum anderen daraus, dass ihre bisheri-
ge berufliche Vorerfahrung nicht anerkannt
wurde. Beides hätte bei der Einrichtung die-
ser neuen Stellen besser in den Blick ge-
nommen werden können und müssen.
Vorherige Berufserfahrung
muss anerkannt werden!
Es liegt in der Natur der Sache, dass MPT-
Kräfte aus den unterschiedlichsten Berufsfel-
dern Eingang in den Schulbetrieb finden
(sollten). Wenn nun auch gesellschaftlich
allgemein anerkannt wird, dass zahlreiche
soziale Nöte/Probleme das System Schule
erheblich mit belasten, MPT-Kräfte aber gera-
de diese Aufgaben übernehmen sollen, dann
dürfte es ihnen doch nicht zum Nachteil ge-
reichen, dass ihnen ihre vorherige Berufser-
fahrung, die sie nicht in einer Schule erwor-
ben haben, bei den Erfahrungsstufen versagt
wird. Es dürfte auch nicht zum Nachteil ge-
reichen, dass die Zielgruppe, mit der sie zuvor
gearbeitet haben, keine Schüler waren.
Das Tarifrecht bietet hierzu die Möglich-
keit, die Vorerfahrung auch materiell in
Form der Erfahrungsstufen anzuerkennen.
Ein Verweis des Landes darauf, dass diese
Fragen allein in Tarifverhandlungen geklärt
werden, ist nicht schlüssig. Schließlich hält
das Tarifrecht zahlreiche Optionen bereit,
ein höheres Maß an Anerkennung zu ge-
währen. Ein Tarifvertrag legt lediglich die
Mindestbedingungen fest!
Eingruppierungsordnung
kann Abhilfe schaffen
Auch für die Lehrkräfte hat es mehrere An-
läufe gebraucht, um gemeinsam mit den
Verbänden eine Lehrer-Entgeltordnung
(L-EGO) zu vereinbaren, die in sich sachlo-
enn es wirklich jemanden gibt, der den Lehrerberuf
mit Füßen getreten hat, dann war das erstmals der
damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder. Seit seiner
Äußerung, dass Lehrer faul seien, scheint das nicht nur
in den Köpfen der Bürger verankert zu sein, sondern wohl auch in
den Köpfen der Herrschaften im Ministerium und den Bezirksre-
gierungen. Anscheinend gibt man alles weiter nach unten.
»Ach, Frau Engelbert-Schuster, Ihre Klasse muss in Quarantäne
geschickt werden. Das Gesundheitsamt schafft es nicht, alle zu
informieren. Nachdem Sie alle Aufgaben für den Distanzunter-
richt vorbereitet haben und die drei Vertretungsstunden abge-
leistet haben, bleibt Ihnen doch sicher Zeit, bevor Sie ihrem
Regelunterricht nachkommen, ihre ganze Klasse anzurufen und
über die Quarantäne zu informieren. Gesprächsnotizen nicht
vergessen!«, mahnt Herr Schulleiter Dr. Korrektus, während er
den Gang runterschleicht.
»Margret, deine Aufsicht!«, erinnert sie die Konrektorin Frau
Lieblich. Wenn man jetzt das Gesicht der Kollegin fotografieren
würde, sähe das Konterfei eines versoffenen Junkies deutlich
besser aus. Ich erkannte meine engagierte Kollegin nicht mehr
wieder. Den Tränen der Überforderung nahe, richtete sich ihr
Blick auf das weit überfüllte Schwarze Brett: Ausgedruckte
E-Mails und Schutzverordnungen, soweit das Auge reicht. Als ob
der Staatssekretär Richter und der Dezernent Herr Bürokratius
keine anderen Brieffreundschaften pflegen könnten. »Ferdinand,
wenn ich mir das anschaue, und den letzten Satz des Staatsse-
kretärs lese, der sich für unser Engagement bedankt, würde ich
mich eher über eine frühere Pensionierung freuen«, seufzte mei-
ne Kollegin.
Liebe Kolleginnen und Kollegen der Bezirksregierungen, mal
ganz ehrlich: Es reicht! Der ausgesprochene Dank wird zu einem
Witz, wenn man sieht, was Lehrerinnen und Lehrer leisten, und
was sie zusätzlich noch alles leisten sollen. Es wäre gut, wenn
bei der Verordnung des Lüftens vielleicht auch einmal eine Ver-
ordnung des wieder Aufatmens der Lehrkräfte erlassen werden
könnte.
Ich sage es nicht gerne, aber: Frau Gebauer, HILFE! Stoppen
Sie diesen Überlastungswahnsinn! Und zwar so schnell wie
möglich!
Ihr ergebener Kollege
Ferdinand Kümmertsich
Frau Gebauer,
HILFE!
Der Kollege Ferdinand Kümmertsich ist gestählt durch unzählige Schlachten in
Konferenzen, Bezirksregierungsbüros und Elternsprechtagen. Mit reichlich
Berufs- und Lebenserfahrung ausgestattet, blickt er mit einem Augenzwinkern
auf den ganz normalen Wahnsinn des Systems Schule.
Ferdinand Kümmertsich
lehrer nrw ·
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KOLUMNE
Frau Gebauer,
HILFE!
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lehrer nrw
SENIOREN
Von der Adria zur Ostseeküste
Da Corona-bedingt nach wie vor alle ge-
planten Senioren-Veranstaltungen ausfallen
müssen, möchten wir Ihnen diesmal einige
Reise-Impressionen von
lehrer nrw
-Senioren
näherbringen. Wir möchten mit diesen Kurz-
berichten gerade in der jetzigen Zeit nie-
manden zum Reisen animieren. Aber viel-
leicht können wir damit schöne Erinnerun-
gen an eigene Reisen oder Fernweh für
künftige Fahrten wecken.
Grandioses
Naturschauspiel:
Wasserfall in der Eistobel-
Schlucht im Allgäu.
Kurztrip nach
Bella Italia
V
V
on der Kanzlerin als risikoarmes Reise-
ziel empfohlen, entschieden wir uns An-
fang Oktober für den Kurztrip nach Lido di
Jesolo sowie Abano Terme mit Besichtigun-
gen von Venedig und Padua. Am ’Landzun-
gen-Ende’ an der Lagune schaut man auf ei-
nige der mehr als 100 zu Venedig gehören-
den Inseln, der auf Millionen von Holzpfäh-
len errichteten UNESCO-Weltkulturerbe-
Stadt. Corona und das leider nicht so
vorteilhafte Wetter hatten das bekannte
Hauptzentrum leergefegt; die Gondeln düm-
pelten vor sich hin, die Markusplatz-Café-
Musiker spielten vor sehr abgezähltem Pu-
blikum, dafür kassierten die Ober stolze
Summen für das Servierte. Das nächste Ziel
war Abano Terme in den Euganeischen Hü-
geln, seit über 1000 Jahren berühmt wegen
des 87 Grad heißen Thermalwassers und
dem Fango. Das nahe Padua, einst berühm-
tes Handelszentrum und eine der ältesten
Städte Italiens, bietet eine Vielzahl an Se-
henswertem: die Universität von 1222, an
der Galileo Galilei lehrte, den drittgrößten
Innenstadtplatz Europas, die St.-Justina-Ba-
silika mit dem Lukas-Grab und dem Hochal-
tar von Veronese, den ältesten botanischen
Universitätsgarten von 1545, die gewaltige
St.-Antonius-Basilika mit dem Grabmal des
Heiligen sowie mit Werken von Donatello,
den Rats- und Gerichtssaal von 1218, die
astronomische Uhr von 1437 und vieles
mehr.
Beate Klüber-Figge
Allgäu und Ostsee
Aufgrund glücklicher Umstände waren in
diesem Jahr trotz Corona zwei Kurzurlaube
möglich. Der erste führte an die Ostseeküste
Mecklenburg-Vorpommerns, nach Nienha-
gen bei Rostock. Von unserer Ferienwoh-
nung aus erkundeten wir mit dem Fahrrad
die schöne Küstenregion. Auf dem Ausflugs-
programm standen Städte wie Warnemün-
de, Rostock, Bad Doberan, Heiligendamm
und Kühlungsborn.
Der zweite Kurzurlaub fand genau in ent-
gegengesetzte Richtung statt: ins Allgäu na-
he Isny. Von unserer Ferienwohnung aus
hatten wir einen herrlichen Blick auf die
Kette der Westalpen. Ausflüge nach Lindau
am Bodensee und ein Stadtrundgang
durch das beschauliche Isny standen eben-
so auf unserem Programm wie Wanderun-
gen durch das riesengroße Hochmoor
(Ried) bei Bad Wurzach, eine Wanderung
durch den malerischen Eistobel bei Grü-
nenbach – einem, wie es heißt, der
schönsten Geotope Bayerns – und die
Erkundung des Höhenrückens um den
Hündlekopf bei Oberstaufen.
Manfred Berretz
Venedig im Corona-
Herbst 2020:
So leer ist
der Markusplatz in Venedig
normalerweise nie.
lehrer nrw ·
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Die Umsetzung der Maskenpflicht
im Schulalltag
Das wohl sichtbarste Symbol, wie weit die Corona-Pandemie
in unseren Alltag eingedrungen ist, ist die Maske. Die Mund-
Nasen-Bedeckung ist allüberall im öffentlichen Bereich zu
sehen – auch und besonders in den Schulen. Gleichwohl gibt
es immer noch viele Fragen zur Maskenpflicht.
D
D
as Schulleben in Nordrhein-Westfa-
len ist ohne Zweifel einer der Teilbe-
reiche unserer Gesellschaft, die im
Zuge der COVID-19-Pandemie am meisten
auf den Kopf gestellt werden. Die wohl
sichtbarste und präsenteste Veränderung
stellen die Mund-Nase-Bedeckungen (MNB)
auf den Gesichtern der Schülerinnen und
Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und anderer
an Schulen Tätigen dar, in die man aller-
orten blickt.
Die aktuelle Lage
Für über 2,4 Millionen Schülerinnen und
Schüler gilt in Nordrhein-Westfalen im schuli-
schen Bereich die Pflicht, eine Mund-Nase-
Bedeckung – gemeinhin einfach »Mask
genannt – zu tragen. Das bedeutet konkret
für alle Schülerinnen und Schüler eine Trage-
pflicht auf dem Schulgelände, in den Schulge-
bäuden, während der Unterrichtszeit und am
Sitzplatz. Lediglich für Schülerinnen und
Schüler der Primarstufe gilt eine Ausnahme,
solange sie sich im Klassenverband und Un-
terrichtsraum befinden. Lehrkräfte müssen
dagegen keine MNB tragen – aber nur, solan-
ge sie anderen Personen gegenüber den Min-
destabstand von 1,5 Meter einhalten. Soweit
die Ausgangslage, gültig bis zum 22. Dezem-
ber diesen Jahres, zunächst zumindest. Versu-
che von »höherer Seite«, noch strengere Re-
gelungen zur Geltung zu bringen, wurden
abgeschmettert; Bundeskanzlerin Angela
Merkel konnte sich jedenfalls Mitte Novem-
ber gegenüber Nordrhein-Westfalen und an-
deren Bundesländern nicht damit durchset-
zen, eine Maskenpflicht für Schülerinnen und
Schüler aller Jahrgänge einzuführen.
Heißt das nun, dass man in Nordrhein-
Westfalen mit der Maskenpflicht in der gül-
RECHT
§
AUSLEGER
von CHRISTOPHER LANGE
Foto: AdobeStock/Halfpoint
29
7/2020 ·
lehrer nrw
tigen Form seinen Frieden geschlossen hat
beziehungsweise alle Konsequenzen für
den Schulalltag geklärt sind? Mitnichten!
Die Praxis zeigt, dass der Maskenpflicht
nach wie vor grundsätzliche Bedenken ent-
gegengebracht werden. Und selbst, wo
dies nicht der Fall ist, bestehen dennoch
Fragen für den konkreten Alltag, die Ent-
scheidungen von Lehrkräften oder Schul-
leitungen erfordern können. Wechselnde
und mangelhafte Informationslagen verur-
sachen Unsicherheiten beim Thema Mas-
kenpflicht.
Kreativität bei der
Maskengestaltung nicht
immer zielführend
Herausfordernd kann mitunter bereits sein,
einzelnen Schülerinnen und Schülern die
Bedeutung von § 3 Absatz 1 Corona-
schutzverordnung NRW erklären zu müs-
sen: Nicht jeder lässig in Gesichtsnähe ge-
hängte Fetzen Stoff, nicht jeder originelle
Zuschnitt aus Insektenschutzstoff erfüllt
die Anforderungen an eine textile Mund-
Nase-Bedeckung, das heißt an eine All-
tagsmaske, einen Schal, ein Tuch oder eine
gleich wirksame Abdeckung von Mund
und Nase aus anderen Stoffen (insbeson-
dere OP-Maske), die Mund und Nase voll-
ständig und gleichzeitig bedeckt und an
den Rändern möglichst eng anliegt.
Von der Tragepflicht kann die Schullei-
tung generell aus medizinischen Gründen
befreien. Lehrkräfte sollten wissen, dass
sie auch selbst aus pädagogischen Grün-
den für einen gewissen Zeitraum des Un-
terrichts bei Einhaltung der 1,5 Meter-Ab-
standsregel befreien können.
Eine Befreiung aus medizinischen Grün-
den kann sinnvoll sein, wenn eine Person
zum Beispiel eingeschränkte Lungenfunk-
tionen hat und insbesondere bei körperli-
cher Anstrengung gefährdet ist. Auch psy-
chische Erkrankungen, die über allgemeine
Beeinträchtigungen hinausgehen, können
hier grundsätzlich eine Rolle spielen. Wer
sich aus medizinischen Gründen befreien
lassen will, sollte die Erkrankung entspre-
chend belegen. Die Atteste zweier Schüler
aus Bocholt hatten dazu nicht ausgereicht.
Während ein Attest lediglich beinhaltete,
dass der Schüler aus gesundheitlichen
Gründen von der Maskenpflicht zu befrei-
en sei, enthielt das andere zumindest die
Angabe, dass das Tragen der Maske die
Konzentration im Unterricht negativ beein-
flussen würde. Beide Atteste erfüllten je-
doch nicht die Mindestanforderungen und
durften von der Schulleitung zurückgewie-
sen werden, wie das Oberverwaltungsge-
richt NRW kürzlich bestätigte (Beschluss
vom 24. September 2020, Az.13 B
1368/20).
Gesichtsvisiere
reichen nicht
Wer darüber nachdenkt, einfach ein soge-
nanntes Face Shield, das heißt ein Visier,
das in der Regel aus Plexiglas besteht, zu
tragen, hat das Thema grundsätzlich nicht
umschifft: Visiere stellen an sich keine vali-
de Alternative für eine Mund-Nase-Bede-
ckung dar – Schülerinnen und Schüler dür-
fen daher nicht mit einem entsprechenden
Visier in die Schule kommen. Denn das be-
schriebene, für die vor allem drittschützen-
de Wirkung ausschlaggebende enge Anlie-
gen der Bedeckung ist bei Face Shields
nicht hinreichend gegeben. Diese fangen
nach Studien ausschließlich die direkt auf
die Scheibe auftreffenden Tröpfchen auf.
Nur bei Personen, bei denen das dauerhaf-
te Tragen einer MNB die Gefahr einer ge-
sundheitlichen Beeinträchtigung mit sich
bringt, kommt das Tragen eines Visiers in
Betracht.
Was tun gegen
Maskenmuffel?
Und was ist zu tun, wenn eine Schülerin
oder ein Schüler sich schlicht weigert, eine
Maske zu tragen? »Kein Problem, Aus-
schluss vom Unterricht ist das Mittel der
Wahl«, wird hier einer der naheliegends-
ten Gedanken sein. Hierbei darf jedoch
kein Schnellschuss passieren. Ein vorüber-
gehender oder gar dauerhafter Ausschluss
einer Schülerin oder eines Schülers nach
§ 54 Absatz 3 SchulG kommt ohne eine
stichhaltige Geltendmachung einer von
der konkreten Person ausgehenden Ge-
sundheitsgefahr nicht in Betracht. Ebenso
kann ein Ausschluss nur dann im Wege ei-
ner Ordnungsmaßnahme nach § 53 Absatz
3 Nummer 3 SchulG angeordnet werden,
wenn er für einen konkreten Zeitraum gilt
und hinreichend begründet wird. Zum Un-
terrichtsausschluss musste das Verwal-
tungsgericht Düsseldorf bereits entschei-
den (Az. 18 L 1608/ 20).
Die beschriebenen Grundsätze im Um-
gang mit den Masken werden sich voraus-
sichtlich für alle Beteiligten im Schulalltag
einschleifen. Zu hoffen ist aber dennoch,
dass sich das Thema durch Bewältigung
der Pandemie baldmöglichst erledigt hat.
RECHT
§
AUSLEGER
Christopher Lange leitet die Rechtsabteilung
des
lehrer nrw
E-Mail: Rechtsabteilung@lehrernrw.de
Die Maske ist im Unterricht an
den weiterführenden Schulen in
Nordrhein-Westfalen zu einem all-
täglichen Accessoire geworden.
lehrer nrw ·
7/2020
30
ANGESPITZT
D
D
er elfjährige Anton aus Mülheim
ist ein pfiffiges Kerlchen. Der
Schüler hatte da mal ‘ne Idee, die er
keinem geringeren als Ministerpräsi-
dent Armin Laschet Anfang November
in einer Call-In-Sendung bei WDR 2
unterbreitete. Man könne doch die
Weihnachtsferien zwei Tage früher
beginnen lassen. Das sei dann eine
Art freiwilliger Quarantäne, mit der
man beruhigter Weihnachten feiern
könnte.
Die Idee von Anton fand Armin ganz
prima. Und so durfte Schulministerin
Yvonne Gebauer Christkind spielen
und Anton sowie seinen 2 499 999 Mit-
schülern die frohe Botschaft verkün-
den: Die Ferien starten nicht am 23.,
sondern am 21. Dezember. Der letzte
Schultag ist der 18. Dezember.
Halleluja, preiset den Herrn Minister-
präsidenten!
Da sieht man mal wieder, was Kinder
für eine Macht haben. Da überbieten
sich Eltern- und Lehrerverbände, Oppo-
sitionspolitiker, Mediziner, Bildungsfor-
scher und Social-Media-Eiferer in Forde-
rungen und Vorschlägen, wie man das
Abendland im Allgemeinen und die
Schulen im Besonderen vor der Corona-
Pandemie retten kann. An der Landesre-
gierung perlt das alles ab wie an einer
Teflonpfanne. Wir machen Präsenzun-
terricht, und damit basta. So lautet das
Credo des schwarz-gelben Corona-Ora-
toriums.
Bei so viel Hartleibigkeit hilft nur ein
treuherziger Augenaufschlag aus einem
niedlichen Kindergesicht – und schon
schmelzen hartgesottene Berufs-Starr-
köpfe dahin. Wir hätten da noch ein
paar andere Aufträge für den pfiffigen
Anton. Er könnte den Querdenkern er-
klären, dass Masken mehr helfen als
Aluhüte. Oder Jogi Löw, dass man auch
mal loslassen muss. Oder dem Finanz-
minister, dass da noch so’n lästiges
Wahlversprechen in Sachen Lehrerbe-
soldung offen ist. Oder dem Staatsse-
kretär, dass Lehrer Menschen sind und
keine Maschinen.
Jochen Smets
Wünsch Dir was mit Anton und Armin
Buchstabensalat
Streichen Sie in diesem Quadrat möglichst schnell
alle Buchstaben von A-Z EINMAL durch.
Bilden Sie dann aus den Buchstaben, die übrig
geblieben sind, möglichst viele Wörter.
Finden Sie das eine Wort, das alle Buchstaben enthält.
31
R P S J M E W
L A F D
W E Q I V H O
H A N D
Y L G K B W X
I R U B
A S C S Z N T
Codeknacker
In diesem Text wurden Buchstaben durch Silben aus-
getauscht. Können Sie den Text verstehen?
N = NEN
H = HAHA
R = ROR
T = TUT
S = SIS
F = FUF
LEHAHAROREROR NENRORW ISISTUT EINEN
SISEHAHAROR INENFUFORORMATUTIVESIS
MAGAZINEN MITUT EINENEROR AUFUFLAGE
VONEN EINENUNENDZWANENZIGTUTAUSISENEND
EXEMPLARORENEN.
Koordination
mit Ball
Werfen Sie mit der rechten Hand einen kleinen Ball senkrecht nach oben
und fangen ihn wieder auf. Versuchen Sie, sowohl die Höhe als auch die
Geschwindigkeit des Wurfs konstant zu halten. Mit der linken Hand klopfen
Sie gleichzeitig abwechselnd auf den linken und rechten Oberschenkel.
Variante: Probieren Sie verschiedene Klatschrhythmen aus. Zum Beispiel
zweimal links, einmal rechts. Nach drei Würfen die Hände wechseln oder
die Füße hinzunehmen.
7/2020 · lehrer nrw
Über Feedback zu meinen Gehirnjogging Übungen
würde ich mehr sehr freuen: mail@heike-loosen.de
Heike Loosen
AUFGABE 2:
AUFGABE 1:
AUFGABE 3:
HIRNJOGGING
LÖSUNG AUFGABE 1: WILDWASSERBAHN · LÖSUNG AUFGABE 2: LEHRER NRW IST EIN SEHR INFORMATIVES MAGAZIN MIT EINER AUFLAGE VON EINUNDZWANZIGTAUSEND EXEMPLAREN.