SCHULE & POLITIK
Leitantrag:
Primat der
Pädagogik
D
ie Delegiertenversammlung in Witten befasste
sich mit zahlreichen Anträgen, die die Leitlini-
en der Verbandspolitik in den nächsten Jahren be-
stimmen werden. Schwerpunkte sind unter ande-
rem eine gerechte Besoldung (A13 für alle grund-
ständig ausgebildeten Lehrkräfte), bessere Arbeits-
bedingungen, mehr Unterstützung zum Beispiel
durch multiprofessionelle Teams und Verwaltungs-
assistenten, mehr Tempo bei der Digitalisierung
(und in Verbindung damit hochwertige Fortbil-
dungsangebote) sowie Verbesserungen beim Ge-
sundheitsschutz.
Der einstimmig verabschiedete Leitantrag be-
fasst sich mit der Zukunft von Schule und Bildung
nach der Corona-Krise. Hier der Wortlaut:
»Die Schule nach Corona wird eine andere sein
als vor Corona. Das Thema Digitalisierung wird ei-
nen breiteren Raum einnehmen. Das birgt Chancen
und Risiken, mit denen alle am Schulleben Beteilig-
ten verantwortungsvoll umgehen müssen. Klar
muss sein: Pädagogik darf nicht hinter Technik zu-
rücktreten. Digitale Medien sind kein Selbstzweck,
sondern eines von vielen methodisch-didaktischen
Mitteln zur Unterrichtsgestaltung. ’Analoge’ Fertig-
keiten wie Handschrift, Ordnung, Sauberkeit verlie-
ren im Digitalisierungs-Zeitalter nicht an Bedeu-
tung.
Entscheidend für den Bildungserfolg ist und
bleibt die Lehrerpersönlichkeit. Denn Bildung ist
mehr als das Beherrschen von Technik. Der Bil-
dungsbegriff, wie wir ihn verstehen, umfasst die
Bildung des Wissens, die Bildung der Persönlich-
keit, die Bildung eines Wertekompasses. All dies
setzt eine intakte und intensive Beziehung zwi-
schen Lehrkraft und Schüler voraus. Die Entwick-
lung der emotionalen und sozialen Kompetenz ist
nach wie vor eine Kernaufgabe der Pädagogik. Die
Beziehung zum Menschen ist wichtiger als die Be-
ziehung zur Technik. Vor diesem Hintergrund dür-
fen Lehrkräfte nicht zu Lernbegleitern oder Daten-
managern degradiert werden.
lehrer nrw
möge
sich deshalb dafür einsetzen, dass die pädagogi-
sche Freiheit Grundlage des Lehrerberufs bleibt
und auch in der Schule der Zukunft der Primat der
Pädagogik gilt.«
Der neue geschäftsführende
Vorstand von
lehrer nrw
(v.l.): Ulrich Grä-
ler (stellvertretender Vorsitzender), Ingo Lürbke
(Schatzmeister), Marcel Werner (Vorsitzender
junge
lehrer nrw
), Sarah Wanders (stellvertretende Vorsit-
zende), Sven Christoffer (Vorsitzender),
Jochen Smets (Schriftleiter).
INFO
Der neue Vorstand von
lehrer nrw
•
• Vorsitzender: Sven Christoffer
•
• Stellvertretende Vorsitzende:
Sarah Wanders, Ulrich Gräler
•
• Schriftleiter: Jochen Smets
•
• Schatzmeister: Ingo Lürbke
•
• Vorsitzender
junge lehrer nrw
:
Marcel Werner
weiteres ’Urgestein’ von
lehrer nrw
aus der
aktiven Vorstandsarbeit zurück. Brambach
war von 1991 bis 2008 Verbandsvorsitzender
und seither als Schatzmeister weiterhin im
Vorstand tätig. Beide haben den Verband
über Jahrzehnte geprägt und als gewichtige
Stimme in der nordrhein-westfälischen Bil-
dungslandschaft etabliert, wie auch Schulmi-
nisterin Yvonne Gebauer und Innenminister
Herbert Reul als Gastredner hervorhoben.
Sven Christoffer, ausgebildeter Deutsch-
und Geschichtslehrer sowie Schulbuchautor,
ist durch seine bisherige Vorstandstätigkeit
und durch seine langjährige Erfahrung in der
Personalratsarbeit bestens in den Schulen
und der Schulpolitik Nordrhein-Westfalens
vernetzt. Von 2004 bis 2016 war er Mitglied
des Bezirkspersonalrats für Realschulen im
Regierungsbezirk Düsseldorf, davon die letz-
ten vier Jahre als Vorsitzender. 2018 über-
nahm er den Vorsitz des Hauptpersonalrats
für Realschulen beim NRW-Schulministeri-
um. Nach den für
lehrer nrw
erfolgreichen
Personalratswahlen 2020 wurde er erst im
Oktober für weitere vier Jahre in diesem Amt
bestätigt.
»
lehrer nrw
wird weiterhin ein engagierter
Fürsprecher für die Lehrkräfte im Sekundar-
bereich I sein und ein konstruktiv-kritischer,
wenn nötig unbequemer Gesprächspartner
für die Politik«, kündigt Christoffer an.
lehrer
nrw
müsse und werde Antworten auf die
drängenden Herausforderungen und unge-
lösten Probleme im NRW-Schulsystem geben
– von Digitalisierung über Inklusion, Arbeits-
überlastung der Lehrkräfte und der Besol-
dungsfrage bis hin zur aktuellen Pandemie-
Situation, um nur einige Beispiele zu nennen.
Mit Blick auf die derzeitige Corona-Lage
betonte Christoffer, dass »die mantraartig
wiederholte Formel, den Präsenzunterricht
so lange als möglich aufrecht erhalten zu
wollen«, angesichts einer steigenden Zahl
von Corona-Fällen und Quarantäne-Anord-
nungen bei Lehrkräften und Schülern nicht
ausreichend sei. Nötig seien flexible, passge-
naue, auf den jeweiligen Standort, die Regi-
on und die Schulform zugeschnittene Lösun-
gen (lesen Sie hierzu auch ’Unter der Lupe’
auf Seite 3 bis 4).
Jochen Smets
G
G
enerationswechsel bei
lehrer nrw
:
Sven Christoffer ist neuer Vorsitzen-
der. Der 49-Jährige wurde von den
etwa 60 Delegierten des Verbandes mit rund
90 Prozent der Stimmen gewählt. Christoffer
ist Nachfolger von Brigitte Balbach, die den
Verband in den letzten zwölf Jahren erfolg-
reich geführt hatte. Den durch Christoffers
Aufrücken frei gewordenen Stellvertreterpos-
ten übernimmt nach dem Votum der Dele-
gierten Sarah Wanders (39). Neben Brigitte
Balbach zieht sich mit Ulrich Brambach ein
21
7/2020 ·
lehrer nrw