3
Unter der Lupe
Wenn Schüler auf
die Straße gehen
15
Dossier
Im Hamsterrad: Schule
zwischen Überlastung
und Anpassungsdruck
28
Recht§ausleger
Meine Schüler sind auf (Klima-)
Demo – Respekt! Aber wie ist
das rein rechtlich zu sehen?
6
Im Brennpunkt
Endlich mehr Stellen
für §132c-Schulen
Fachleiter:
Alleingelassen
Pädagogik & Hochschul Verlag
.
Graf-Adolf-Straße 84
.
40210 Düsseldorf · Foto: AdobeStock/nito
1
781 | Ausgabe 2/2019 | MÄRZ | 63. Jahrgang
IMPRESSUM
l
ehrer nrw
G 1781 –
erscheint sieben Mal jährlich
a
ls Zeitschrift des
lehrer nrw’
ISSN 2568-7751
Der Bezugspreis ist für
Mitglieder des
‘lehrer nrw’
im Mitgliedsbeitrag enthal-
ten. Preis für Nichtmitglieder
im Jahresabonnement:
35,– inklusive Porto
Herausgeber und
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lehrer nrw
Nordrhein-Westfalen,
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Redaktion
Brigitte Balbach,
Sven Christoffer,
Frank Görgens, Christopher
Lange, Jochen Smets,
Sarah Wanders, Düsseldorf
Verlag und
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PÄDAGOGIK &
HOCHSCHUL VERLAG –
dphv-verlags-
gesellschaft mbH,
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Anzeigenpreisliste Nr. 18
vom 1. Oktober 2017
Zuschriften und
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lehrer nrw
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40210 Düsseldorf
Für unverlangt eingesandte
Manuskripte kann keine Ge-
währ übernommen werden.
Namentlich gekennzeichnete
Beiträge geben die Meinung
ihrer Verfasser wieder.
INHALT
lehrer nrw ·
2/2019
2
UNTER DER LUPE
Brigitte Balbach:
W
enn Schüler auf die Straße gehen
3
MAGAZIN
Lehrerverband warnt vor dauerhafter
Umstellung auf Sommerzeit
4
(
Ein-)Blick in das Lernen von morgen
5
Gisela Bleikamp verabschiedet 5
BRENNPUNKT
Sven Christoffer: Endlich mehr
Stellen für §132c-Schulen
6
JUNGE LEHRER NRW
Sarah Wanders: Nichts wird so heiß
gegessen, wie es gekocht wird
Orientierungsrahmen zur Erstellung
eines pädagogischen Konzepts
für inklusiv arbeitende Schulen
8
FORUM
Jan Braun: Mehr Chancen
für äußere Differenzierung
10
TITEL
Der Unmut wächst 12
DOSSIER
Jochen Krautz: Im Hamsterrad
Schule zwischen Überlastung
und Anpassungsdruck
15
SCHULE & POLITIK
Schulversuch mit Signalwirkung 19
Jochen Smets: Ministerin besucht
lehrer nrw
auf der didacta 20
Ulrich Gräler: Aus 6 mach 8! 22
Dieter Peters: Das Fach Wirtschaft
kommt – aber langsam
24
SENIOREN
Der große Sohn Düsseldorfs
und ein Kleinod
25
IT-Seminar für Senioren verlegt 25
FORTBILDUNGEN
Schüler richtig beurteilen
Neue Formen der Leistungsbeurteilung
und individuellen Leistungsrückmeldung
26
RECHT
§
AUSLEGER
Christopher Lange: Meine Schüler sind
auf (Klima-) Demo – Respekt!
Aber wie ist das rein rechtlich zu sehen?
28
ANGESPITZT
Jochen Smets: Übers Wasser
gehen ist kein Qualitätsmerkmal
30
HIRNJOGGING
Aufgabe 1: Finden Sie die Gemeinsamkeit
Aufgabe 2: Konzentriertes
Rückwärtslesen
31
Wenn Schüler auf
die Straße gehen
Egal ob man die Freitags-Demonstrationen von
Schülern für den Klimaschutz gut oder schlecht findet:
Sie fordern uns auf eine positive Weise pädagogisch heraus.
I
I
m März 2019 findet im Düsseldorfer Landtag eine
Anhörung zu zwei entgegengesetzten Anträgen zur
Einführung des Faches Wirtschaft an den weiterfüh-
renden Schulen im Sekundarbereich I und II statt. Aller-
dings zielen die Anträge wie so oft nicht direkt aufs
Thema, sondern verschleiern dies, indem diesmal über
’Demokratie’ gestritten wird.
Die Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen
stellen den Antrag: »Mehr Demokratie wagen – Stärkung
der Demokratiekompetenz in der Schule als Garant für ei-
ne demokratische Gesellschaft«. Die Fraktionen der CDU
und der FDP halten den Entschließungsantrag »Politische
Bildung als Querschnittsaufgabe – Bewährtes erhalten
und Neues denken« dagegen. Für alle Leser, die mit den
Untiefen einer Landtagsdebatte besonders auch bei
Anhörungen nicht so vertraut sind, hier im Klartext: Die
Opposition will das Fach Wirtschaft nicht (das wollte sie
noch nie – deshalb hat sie es nach der Ära Rüttgers auch
wieder abgeschafft!). Die Regierungsparteien hingegen
halten am Erhalt des Ziels eines mündigen Bürgers auch
in wirtschaftlichen Angelegenheiten fest. Soweit – so gut!
Vielleicht schütteln Sie jetzt ungläubig den Kopf oder
lachen lauthals über diese Absurdität, das Eine gegen das
Andere ausspielen zu wollen: Wirtschaft gegen Demokra-
tie!
Schüler überholen Politiker
Aber, wie es so oft im Leben ist: Während noch in den
Parlamenten über das Erlernen von Demokratie gestritten
wird, werden die Landtagsabgeordneten in unserer aktu-
ellen Wirklichkeit von unseren Kindern freitags draußen
auf den Straßen mit deren demokratischem Handeln
überholt. Und Landtag, Ministerium und Schulen bemü-
hen sich seitdem, mit diesem ziemlich selbstsicheren
Phänomen vor Ort fertig zu werden.
Selbst der Landtag hat sich damit bereits in einer aktu-
ellen Stunde beschäftigt, die übrigens sehr interessant
und oft auch amüsant war. Es ist im-
mer wieder erstaunlich, auf welches sprachli-
che Niveau sich Landtagsabgeordnete in ihrer Argu-
mentationsnot begeben!
Während also dort wie in den Schulen des Landes von
Lehrern, Eltern und Schülern Umgangsarten mit diesem
freitäglichen Phänomen diskutiert, erprobt, verworfen
werden und sich die beteiligten Erwachsenen gegenseitig
zurechtweisen, üben sich unsere Kinder in Demokratie, je-
den Freitag neu. Einfach klasse, diese Situation! Was nun?
Selbst der Vorwurf an die Schüler, lediglich einem Mäd-
chen aus Schweden einfach zu folgen, führt keineswegs
zur Aufgabe des Schulstreiks, sondern im Gegenteil wach-
sen bei den Schülern offenbar Leidenschaft und Engage-
ment zeitgleich.
Engagement nicht abwürgen
Was machen wir Erwachsenen nun damit? Demokratische
Aktionsmöglichkeiten und Argumentationskreativität
scheinen diese Kinder ja durchaus bereits zu beherrschen!
Da muss ja wohl nicht mehr viel gelernt werden. Denn der
Puck auf diesem glatten Eis liegt gerade bei den Lehrkräf-
ten, Schulleitern, Bezirksregierungen und dem Schulminis-
terium! (Ich weiß nicht, warum mich das als Lehrerin ge-
rade so immens freut?!)
Was ist zu tun? Diese Leidenschaft, dieses Engagement
kann ja wohl nicht einfach ernsthaft abgewürgt werden,
wenn man im Landtag gleichzeitig Diskussionen zur Stär-
kung von Demokratie führt! Damit wäre nämlich eine
Bildungsinsolvenz offenbar geworden. Also – was jetzt?!
Schüler gehen auf die
Straße statt ins Internet
Schauen wir doch einmal genau hin! Was sehen wir:
Schüler, die in großer Zahl auf die Straße gehen, um für
ihre eigene und unser aller Zukunft einzutreten, um mehr
Bewusstsein in der Bevölkerung für ein lebenswertes Le-
ben und eine tatsächliche Zukunft zu schaffen. Als Päda-
gogin bin ich darüber sehr begeistert: Was kann uns Bes-
seres passieren, als dass unsere Kinder sich nicht im
3
2/2019 ·
lehrer nrw
UNTER DER LUPE
von BRIGITTE BALBACH
lehrer nrw ·
2/2019
4
UNTER DER LUPE
Brigitte Balbach
ist Vorsitzende des
lehrer nrw
E-Mail:
info@lehrernrw.de
Alltag, in Netzwerken, in Internetforen und auf Inter-
netplattformen verlieren oder sich gar mit Drogen,
Alkohol und anderen Ablenkungsmöglichkeiten voll-
dröhnen, um den Alltag mit seinen Schwierigkeiten
und Unwägbarkeiten und Zukunftsängsten zu ver-
gessen oder einfach auszuhalten. Das war bisher mit
B
lick auf die junge Generation meine große Sorge:
Wohin führen die angeblich »neuen digitalen Pfade«
bei den kommenden Generationen?
Die Kinder schaffen es, im Jetzt zu leben, in die
Zukunft zu schauen – und es erschreckt sie, was sie
sehen. Sie ersticken ihre Ängste nicht mit ’Dingen’,
die sie betäuben – sie stellen sich der Wirklichkeit,
die kommen kann – und sie werden aktiv, und sie
fordern uns Erwachsene damit heraus!
Wir sind pädagogisch gefordert
Und was tun wir? Wir ersticken dieses Ringen um
eine gute Zukunft im Keim, weil wir nicht sofort wis-
sen, wie wir damit umgehen sollen. Jede Lehrkraft,
jede Schule, alle Eltern sind jetzt pädagogisch gefor-
dert. Lassen Sie uns dieses leidenschaftliche politi-
sche Engagement ernst nehmen und wertschätzen!
Beenden wir nicht diese hoffnungsvollen Denkansät-
ze, sondern zeigen wir, wie diese engagierte Zielge-
richtetheit in gute und machbare Strukturen einflie-
ßen kann, ohne politische Leidenschaft zu unter-
drücken.
Nicht mehr und nicht weniger. Hören wir mehr zu,
statt Reglementierungen aufzulegen. Begegnen wir
dieser Leidenschaft mit Offenheit und Ernsthaftig-
keit, damit nichts davon für unser aller Zukunft verlo-
ren geht! Lehrer und Eltern haben die Aufgabe, den
Streikenden zu zeigen, wie es geht. Nehmen wir die
Schüler ernst und beginnen wir, ernsthaft zu diskutie-
ren und reale Handlungskonzepte zu entwickeln!
Pädagogen können das! Pädagogen können Politi-
ker dabei unterstützen! Denn wir Lehrer haben ge-
lernt, unsere Schüler ernst zu nehmen und sie mit
uns gemeinsam und auf Augenhöhe für eine bessere
Welt fit zu machen.
Um das klarzustellen: Wenn Schüler systemisch
und über Wochen die Schule boykottieren, muss das
Konsequenzen haben. Denn Bildung ist nicht minder
wichtig als Klimaschutz. Doch mit einer Portion Krea-
tivität und ein bisschen gutem Willen – auf beiden
Seiten – sollte es möglich sein, politisches Engage-
ment und Schule zusammenzubringen.
MAGAZIN
Lehrerverband warnt vor dauer-
hafter Umstellung auf Sommerzeit
Sommerzeit? Winterzeit?
In der Diskussion um eine
Abschaffung der Zeitumstel-
lung in Europa sieht der
Deutsche Lehrerver-
band eine dauer-
hafte Sommer-
zeit sehr
kritisch.
I
n der Diskussion um die Abschaf-
fung der Zeitumstellung auf Som-
mer- bzw. Winterzeit hat sich auch
der Deutsche Lehrerverband (DL) zu
Wort gemeldet. Vor dem Hinter-
grund der Abstimmung des Ver-
k
ehrsausschusses im EU-Parlament
am 4. März und der dort geforder-
ten Abschaffung der Zeitumstellung
ab 2021 hat DL-Präsident Heinz-Pe-
ter Meidinger die Bundesregierung
dringend dazu aufgefordert, eine
dauerhafte Umstellung auf Som-
merzeit in Deutschland zu verhin-
dern.
»Eine dauerhafte Umstellung auf
Sommerzeit hätte gravierende ne-
gative gesundheitliche Auswirkun-
gen insbesondere auf Kinder und
Jugendliche. Die Wahrscheinlichkeit
für Schlaf- und Lernprobleme, De-
pressionen und Diabetes wird nach-
weislich massiv erhöht. Gleichzeitig
würde eine solche Umstellung dazu
führen, dass über zehn Millionen
Schülerinnen und Schüler in
Deutschland zwei Monate länger
bei absoluter Dunkelheit ihren mor-
gendlichen Schulweg antreten
müssten, was nicht zuletzt auch die
Unfallhäufigkeit in die Höhe treiben
würde. Das wäre unverantwort-
lich!«, warnte Meidinger.
Er äußerte erneut sein Unver-
ständnis darüber, dass ausgerech-
net der deutsche Gesundheitsminis-
t
er sich für die dauerhafte Sommer-
zeit ausgesprochen habe, die im
Hinblick auf Sicherheit und Gesund-
heit von Jugendlichen so schädliche
Auswirkungen habe. Meidinger for-
derte die Politik auf, im Falle einer
dauerhaften Zeitumstellung unbe-
dingt auf die Winterzeit, also die
Normalzeit umzustellen. Zu der
demoskopisch eruierten leichten
Mehrheit in der Bevölkerung für
eine dauerhafte Sommerzeit merkte
der Verbandschef abschließend an:
»Ich glaube, dass da die positive
psychologische Besetzung des Be-
griffs Sommer eine nicht geringe
Rolle spielt, als könnte man sich
durch diese Umstellung einen im-
merwährenden Sommer sichern.
Wenn man die Deutschen fragen
würde: ‘Wollt Ihr künftig ein halbes
Jahr eine Stunde eher zur Arbeit ge-
hen?‘, sähe das Ergebnis mit Sicher-
heit anders aus
Foto: Jan Engel/AdobeStock
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2/2019 ·
lehrer nrw
(Ein-)Blick in das
Lernen von morgen
L
L
aptops und Tablets für Schüler, interak-
tive Whiteboards für Lehrer: So könnte
zukunftsorientierter Unterricht im Klas-
senzimmer schon bald aussehen. Mit digita-
len Medien unterstützen Pädagogen das
Lernen und fördern eine interaktive Mitar-
beit. Eine wahllose Digitalisierung der
Schulbildung soll allerdings nicht stattfinden
– stattdessen das Potenzial didaktisch ge-
nutzt werden. Vor diesem Hintergrund ent-
wickelt das gemeinnützige, öffentliche FWU
(Institut für Film und Bild in Wissenschaft
und Unterricht) als Medieninstitut der Län-
der audiovisuelle Medien, die den Lehrplä-
nen der Länder entsprechen. Abstrakte Un-
terrichtsthemen lassen sich visuell aufberei-
tet darstellen, wodurch ein intensiverer Aus-
tausch und ein besseres Verständnis inner-
halb der Klasse stattfinden. »Eine integrierte
technologiegestützte Lernumgebung schafft
neue Anreize für Schüler«, erklärt Holger
Kistermann, Marketing- und Vertriebsleiter
des FWU. »Die Jugendlichen sind dank des
täglichen Umgangs mit digitalen Medien
gut auf technische Neuerungen vorbereitet.
Aber aufgrund von finanziellen Defiziten
w
ird diese Ressource bisher nur minimal
genutzt.«
Erfolgreiches Lernen gelingt nur im Aus-
tausch zwischen Schulklasse und Lehren-
den. So dürfen Pädagogen den digitalen
Fortschritt nicht als Konkurrenz wahrneh-
men, sondern sollten ihn als zukunftswei-
sendes Werkzeug betrachten, rät das FWU.
Im Vordergrund stünden der didaktische
Mehrwert und weiterhin auch die Interakti-
on zwischen Pädagogen und Lernenden, so
Kistermann. Im Gegensatz zur analogen
Lernlandschaft sind digitalen Medien so gut
wie keine Grenzen gesetzt. »Unser interakti-
ver Digital-Content wird durch Sequenzen,
Arbeitsblätter sowie Bilder, Grafiken und
kleine Lernspiele unterstützt, wodurch wir
zukunftsfähigen Unterricht ermöglichen«,
erläutert Kistermann. »Fachspezifische In-
halte lassen sich simpel
vermitteln und zeigen
neue, motivierende Lern-
wege auf
Durch digitale Medien wird das klassische
Sender-Empfänger-Verhältnis im Klassen-
raum aufgebrochen. Auf Eigeninitiative kön-
nen Erkenntnisse erschlossen werden, die
anschließend im Plenum reflektiert zur Dis-
kussion kommen – moderiert vom Lehren-
den. »Die Verantwortung für ein erfolgrei-
ches Lernerlebnis liegt nicht allein auf Sei-
ten der Pädagogen, sondern auch bei den
Lernenden«, erklärt Kistermann.
INFO
www.fwu.de
Foto: Viacheslav_lakobchuk/AdobeStock
Modernes Lernen mit digitalen Medien:
Das FWU Institut bietet dafür passende Unterrichtsmaterialien.
Gisela Bleikamp verabschiedet
Der Düsseldorfer Personalratsvorsitzende Horst Joosten
und seine Stellvertreterin Petra Wiora-Köster verab-
schiedeten Gisela Bleikamp (rechts) im Tagungsraum
der Bezirksregierung.
Z
Z
um 1. Februar 2019 ist Gisela Bleikamp,
langjährige Vorsitzende des Kreisverban-
des Essen/ Mülheim/ Heiligenhaus und Per-
sonalrätin für Lehrer und Lehrerinnen an
Realschulen im Regierungsbezirk Düssel-
dorf, in Ruhestand gegangen.
Gisela Bleikamp hat den Kreisverband
sechzehn Jahre lang geleitet. Zuvor war sie
schon unter Helmut Heimbach stellvertre-
tende Verbandsvorsitzende. Am 27. Novem-
ber 2018 ist sie von ihrem Amt zurückgetre-
ten und hat dieses kommissarisch an ihre
bisherige Stellvertreterin Petra Wiora-Köster
übergeben.
Am 30. Januar 2019 wurde sie in einer
bewegenden Feier auch im Düsseldorfer
Bezirkspersonalrat verabschiedet. Hier
rückte Angelika Spielmann als ordentliches
Personalratsmitglied nach.
lehrer nrw
dankt Gisela Bleikamp für ihr
großes Engagement und wünscht alles Gute
für den ’Unruhestand’.
MAGAZIN
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lehrer nrw
lehrer nrw ·
2/2019
6
BRENNPUNKT
Endlich mehr Stellen für
Seit dem Schuljahr 2015/2016 können Realschulen Schülerinnen
und Schüler im Bildungsgang Hauptschule unterrichten und
zum Hauptschulabschluss führen. Zurzeit gibt es an dreizehn
Realschulen landesweit einen entsprechenden Bildungsgang.
Die Rahmenbedingungen waren bisher desaströs. Jetzt bessert
das Ministerium für Schule und Bildung endlich nach.
U
U
m dem zunehmend rückläufigen
Angebot an Hauptschulen zu begeg-
nen, hat der Landesgesetzgeber sei-
nerzeit mit dem § 132c Schulgesetz NRW
reagiert. Danach können Kommunen unter
bestimmten Voraussetzungen an Realschu-
len ab der Klassenstufe 7 einen Hauptschul-
bildungsgang einrichten, um Schulwechsel
zu vermeiden. Im Gesetzestext heißt es:
»Schülerinnen und Schüler in dem Bil-
dungsgang (…) werden im Klassenverband
mit Schülerinnen und Schülern des Bil-
dungsgangs gemäß § 15 Absatz 1 unterrich-
tet; hierbei sind Formen innerer und äußerer
Differenzierung möglich.«
Ideologische Barrieren
Die Ausbildungs- und Prüfungsordnung für
die Sekundarstufe I hatte die im Gesetzes-
text angelegten Möglichkeiten äußerer Dif-
ferenzierung unter der rot-grünen Vorgän-
gerregierung aus ideologischen Gründen
stark eingeschränkt. Sie schrieb vor, dass die
äußere Differenzierung des Bildungsganges
nur bis zu maximal einem Drittel der Stun-
dentafel zulässig ist. Konsequenterweise
hatte Ministerin Löhrmann den § 132c-
Schulen dann auch lediglich eine systemi-
sche zusätzliche Ressource von einer halben
Lehrerstelle zur Umsetzung der äußeren
Differenzierung zur Verfügung gestellt.
Der Hauptpersonalrat (HPR) Realschulen
hat deshalb in den vergangenen Jahren
jede Möglichkeit genutzt, gegenüber der
Dienststelle zu kritisieren, dass die Schul-
ministerin die § 132c-Schulen zu Schulen
des längeren gemeinsamen Lernens degra-
diert hat, die unter Realschulbedingungen
arbeiten müssen. Die wiederholten Bemü-
hungen des Gremiums, die Situation an
den Schulen zu verbessern, stießen jedoch
auf taube Ohren.
Trendwende unter
der neuen Ministerin
Nach den Landtagswahlen und dem Ein-
zug einer liberalen Ministerin ins Schulmi-
nisterium setzte der Hauptpersonalrat sei-
ne Anstrengungen fort, die Rahmenbedin-
gungen an den § 132c-Schulen zu verbes-
sern. In mehreren Gemeinschaftlichen Be-
sprechungen mit Ministerin Gebauer und
Staatssekretär Richter trug der HPR seine
von SVEN CHRISTOFFER
Nachschlag für
§ 132c-Schulen:
Seit dem Schuljahr 2018/2019
gibt es zweieinhalb zusätzliche
Lehrerstellen für Realschulen,
die einen Bildungsgang
Hauptschule anbieten.
BRENNPUNKT
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2/2019 ·
lehrer nrw
§ 132c-Schulen!
Forderungen nach mehr Ressourcen, mehr
Möglichkeiten zur äußeren Differenzierung
und mehr Gestaltungsfreiraum an den
Schulen vor.
Und erfreulicherweise trägt das beharrli-
che Nachfassen des Gremiums mittlerwei-
le Früchte: In einem ersten Schritt wurde
der Stellenzuschlag auf eine Stelle angeho-
ben. Zudem hat das MSB die APO-S I da-
hingehend abgeändert, dass die äußere
Differenzierung des Bildungsgangs nun-
mehr bis zur Hälfte der Stundentafel mög-
lich ist (um über die fünfzig Prozent hi-
nausgehen zu können, bedarf es einer Ge-
setzesänderung, an der zurzeit gearbeitet
wird). Und zum Schuljahr 2018/2019 wird
die systemische zusätzliche Ressource von
einer Lehrerstelle auf 2,5 Lehrerstellen (für
eine § 132c-Schule im Endausbau) ange-
hoben. Das sind Stellen, die die Schulen
dringend benötigen werden, um die neuen
Möglichkeiten der äußeren Differenzierung
auch ausschöpfen zu können. Insgesamt
eine erfreuliche Entwicklung!
Sven Christoffer
ist Vorsitzender des HPR Realschulen
sowie stellv. Vorsitzender des
lehrer nrw
E-Mail:
christoffer@lehrernrw.de
INFO
Der Zuweisungserlass im Wortlaut:
Als Stellenzuschlag wurde bisher 1,0 Stelle pro Schule zugewiesen. (…) Der Stellenzu-
schlag wird nunmehr für das Schuljahr 2018/2019 angepasst.
Die Zuweisung der Zuschlagsstellen erfolgt in Abhängigkeit des Ausbaus der Haupt-
schulbildungsgänge. Im ersten Jahr werden beginnend in der Jahrgangsstufe 7 1,0 Stel-
len (’Grundstockstellen’), im zweiten bis vierten Jahr aufwachsend jeweils 0,5 zusätzliche
Stellen je Schule bereitgestellt.
Im Endausbau werden somit 2,5 Stellen pro Hauptschulbildungsgang an einer Real-
schule bereitgestellt. Die danach rechnerisch nicht für die ’Grundstockstellen’ benötigten
’Reststellen’ werden den Bezirksregierungen anteilig nach der Anzahl der Realschulen
mit Hauptschulbildungsgängen nach § 132 c SchulG zur Verfügung gestellt. Die ’Reststel-
len’ stehen jeweils nur für das laufende Schuljahr zur Verfügung.
Foto: A_Bruno/AdobeStock
lehrer nrw ·
2/2019
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JUNGE LEHRER NRW
Nichts wird so heiß gegessen,
wie es gekocht wird
Orientierungsrahmen zur Erstellung eines pädagogischen Konzepts für inklusiv arbeitende Schulen.
D
D
as Ministerium für Schule und Bil-
dung (MSB) hat einen Orientierungs-
rahmen zur Erstellung eines pädago-
gischen Konzepts für die inklusive Bildung
an Schulen des Gemeinsamen Lernens er-
stellt und diesen den Hauptpersonalräten
aller Schulformen vorgestellt. Dieser Orien-
tierungsrahmen beinhaltet fünf Themenfel-
der, die als Basis für die Erarbeitung eines
Konzepts für die Schulen dienen sollen, die
auch in Zukunft weiterhin Schulen des Ge-
meinsames Lernens sein werden:
1. Inklusion muss Teil des
Schulprogramms werden.
2. Zu Beginn eines jeden Schuljahres müs-
sen die jeweiligen Rahmenbedingungen
transparent gemacht und erklärt werden.
Dies kann zum Beispiel im Rahmen einer
Lehrerkonferenz geschehen.
3. Alle schulinternen Lehrpläne müssen die
Inklusion berücksichtigen. Die Konzeption
zur Unterrichtsentwicklung muss eine
entsprechende Differenzierung sowie eine
Feedback-Kultur für die Schülerinnen und
Schüler enthalten.
4. Es muss eine Kommunikationsstruktur
zwischen allen am Schulleben Beteiligten
(Schulleitung, Kollegium, weitere Fach-
kräfte, Eltern und Schülern) erarbeitet
werden und eine zielführende Konferenz-
kultur stattfinden.
5. Das Konzept muss regelmäßig
evaluiert werden.
Der aufmerksame Leser fragt sich jetzt
vielleicht: Was ist daran neu? Die Antwort
ist relativ einfach: Nichts!
Keine Neu-Erfindung
des Rades
An sehr vielen Schulen, die bereits seit eini-
gen Jahren Kinder mit Förderbedarf in den
unterschiedlichsten Bereichen beschulen, exis-
tiert das alles schon – mehr oder weniger aus-
hrlich verschriftlicht, aber sicherlich im
Schulalltag gelebt. Es gilt also nicht, das Rad
neu zu erfinden. Vielmehr soll das, was bereits
existiert, evaluiert, überarbeitet und bei Bedarf
ergänzt werden. Nur bei einem verschwindend
geringen Anteil an Schulen, die in Zukunft
Schulen des Gemeinsamen Lernens sein wer-
den, besteht noch überhaupt keine Erfahrung
in diesem Bereich. Bei der Erstellung des nun
geforderten Konzeptes kann es sehr hilfreich
und auch ressourcenschonend sein, sich mit
anderen Schulen, die bereits mehr Erfahrung
haben und/oder bereits über ein Inklusions-
konzept verfügen, auszutauschen.
Der Hauptpersonalrat Realschulen hat in
diesem Zusammenhang in einem HPR-Info
ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht,
dass es für die Fertigstellung des Konzeptes
laut MSB keinen verbindlichen Stichtag gibt.
Das Konzept muss also keinesfalls bereits am
1. August 2019 vorliegen.
Auf die Lehrkraft
kommt es an
Ich schreibe dies ganz bewusst, angesichts
der zahlreichen Belastungen, denen Kollegin-
nen und Kollegen ausgesetzt sind. (Anmer-
kung: Die letzte COPSOQ-Befragung hat die
starke Belastung der Lehrkräfte verdeutlicht,
und seitdem sind noch viele weitere Heraus-
forderungen wie Inklusion und Integration
hinzugekommen.) Kinder mit Förderbedarf
profitieren von kompetenten, empathischen
Lehrkräften, die sich Tag für Tag für ihre
Schülerinnen und Schüler einsetzen – nicht
von einem schönen (aber nicht gelebten)
Konzept, welches höchstens bei einer QA
Pluspunkte bringen würde.
Foto: Photographee.eu/AdobeStock
Das nordrhein-westfälische Schulministerium
hat einen Orientierungsrahmen für Konzepte zur inklusiven
Bildung vorgelegt. Der Neuigkeitsgehalt ist jedoch überschaubar.
Sarah Wanders
ist Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft
junge lehrer nrw
E-Mail:
wanders@lehrernrw.de
von SARAH WANDERS
lehrer nrw ·
2/2019
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FORUM
Mehr Chancen für
äußere Differenzierung
Das NRW-Schulministerium hat die Rahmenbedingungen für
Realschulen verbessert, die nach § 132c des Schulgesetzes einen
Hauptschulzweig anbieten. Demnach ist eine äußere Differenzie-
rung des Bildungsgangs nunmehr bis zur Hälfte der Stundentafel
möglich. Zudem wird die systemische zusätzliche Ressource von
einer Lehrerstelle auf zweieinhalb Lehrerstellen (im Endausbau)
angehoben. Was das für die 132c-Schulen bedeutet, erklärt Jan
Braun, Leiter der Realschule Baesweiler, in einem Gastbeitrag.
D
D
ie Realschule in Baesweiler existiert
seit über fünfzig Jahren und ist seit
über drei Jahrzehnten eine der
größten Realschulen in der Städteregion
Aachen. Nach dem Auslaufen der Haupt-
schule am Ende des nächsten Schuljahres
ist unsere Schule neben dem Gymnasium
die einzige weiterführende Schule in Baes-
weiler. Durch das mangelnde Angebot an
Schulplätzen für Schülerinnen und Schüler
mit einer Empfehlung für die Hauptschule
steigt deren Anteil an unserer Schule stetig.
Hinzu kommen noch die Schülerinnen und
Schüler des gemeinsamen Lernens, die
wir inklusiv unterrichten und damit auch
Schwerpunktschule in diesem Bereich sind.
Dies stellt uns als Realschule vor große
Herausforderungen.
In den Klassen 5 und 6 ist eine Differen-
zierung laut Schulgesetz und Prüfungsord-
nung nicht vorgesehen. Hier haben wir nur
die Möglichkeiten, im Rahmen der Real-
schulrichtlinien zu differenzieren und ent-
sprechende Leistungen zu bewerten. Das
reicht aber für leistungsschwache Schülerin-
nen und Schüler nicht aus, da der angebote-
ne Unterricht oft nicht auf ihre Bedürfnisse
und ihr Leistungsvermögen eingeht. Die
Lernmotivation sinkt bei den Schülerinnen
und Schülern und führt dann zum Ende der
Erprobungsstufe zur ’Abschulung’ in den
Hauptschulbildungsgang.
Steigende Zahl
von Schülern mit
Hauptschul-Empfehlung
Mit der Einführung des § 132c im Schulge-
setz hat das Ministerium für Schule und Bil-
dung den Rahmen für Realschulen geschaf-
fen, dass Schülerinnen und Schüler ab Klas-
se 7 in den Bildungsgang der Hauptschule
wechseln können und dabei an unserer
Realschule verbleiben. Nicht berücksichtigt
wurde dabei aber, dass schon der Anteil der
angemeldeten Schülerinnen und Schüler mit
Hauptschulempfehlung in Klasse 5 deutlich
gestiegen ist, seitdem die Hauptschule vor
Ort ausläuft.
Bisher war dabei eine äußere Differenzie-
rung ab Klasse 7 auf maximal dreißig Pro-
zent der Gesamtstundenzahl begrenzt. Das
bedeutet, der größte Teil des Unterrichts
muss binnendifferenziert durchgeführt wer-
den. Unsere bisherigen Erfahrungen haben
aber gezeigt, dass eine Binnendifferenzie-
rung bei dem bisherigen Personalschlüssel
und der Klassengrößen von durchschnittlich
28 Schülerinnen und Schülerm an unserer
Die Realschule Baesweiler gehört zu den aktuell
dreizehn Schulen in Nordrhein-Westfalen, die nach § 132c
des Schulgesetzes einen Hauptschul-Bildungsgang anbieten.
FORUM
Realschule zu keiner erfolgreichen individu-
ellen Förderung der Schülerinnen und Schü-
ler im Hauptschulbildungsgang führt. Eine
äußere Differenzierung konnten wir bisher
organisatorisch nur im Bereich Arbeitslehre
realisieren.
Zusätzliche
Stellenanteile hilfreich
Eine weitere vom Schulministerium für das
neue Schuljahr geplante Erweiterung der
äußeren Differenzierung auf fünfzig Prozent
bleibt für uns nach wie vor eine große orga-
nisatorische Herausforderung. Eine nun
mögliche äußere Differenzierung aller
Hauptfächer bei sechs parallelen Klassen im
Halbtag, begrenzten Räumlichkeiten und
begrenztem Personal ist für den Stundenpla-
ner kaum zu realisieren. Eine hilfreiche Un-
terstützung für uns bietet auf jeden Fall die
Erhöhung der zusätzlichen Stellenanteile für
die Realschulen im § 132c. Unter diesen Vo-
raussetzungen planen wir nun eine äußere
Differenzierung für die Jahrgangsstufen 9
und 10.
Gerne hätten wir gerade in diesen beiden
Jahrgängen eine vollständige Differenzierung
in einen Real- und Hauptschulzweig durchge-
hrt, da eine gezielte Hinführung aller Schü-
lerinnen und Schüler zu den diversen Ab-
schlüssen am Ende der Klassen 9 und 10 aus
unserer Sicht und nach unseren organisatori-
schen Möglichkeiten so am besten zu gewähr-
leisten wäre. Wir werden selbstverständlich
alles Mögliche versuchen, damit alle Schüle-
r
innen und Schüler einen Abschluss erreichen,
der ihrem Leistungsvermögen entspricht.
Ziel: Äußere Differenzierung
ab Klasse 5
Die Realschule Baesweiler hofft für die Zu-
kunft, dass der im Landtag beschlossene An-
trag ’Eltern, Lehrkräften und Schulträgern
Planungssicherheit geben – äußere Differen-
zierung an Realschulen gestalten und einen
Hauptschulbildungsgang ab Klasse 5 ermög-
lichen’ und die damit von der Landesregie-
rung geplante Änderung des Schulgesetzes
schnellstmöglich umgesetzt wird und wir ei-
ne äußere Differenzierung ab Klasse 5
durchführen können.
Jan Braun
Schulleiter
Jan Braun
ist Leiter der Realschule Baesweiler.
Fotos: Realschule Baesweiler
lehrer nrw ·
2/2019
12
TITEL
Der Unmut
wächst…
In den vergangenen Monaten haben sich zahlreiche
Fachleiterinnen und Fachleiter mehrerer Zentren für
schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) in Briefen an
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) gewandt, um
auf die fehlende Wertschätzung für ihre Arbeit auf-
merksam zu machen und das Ministerium zum Handeln
zu bewegen.
lehrer nrw
kämpft seit Jahren für eine adä-
quate Bezahlung und Würdigung der Kolleginnen und Kol-
legen, die die immens wichtige Arbeit als Fachleiter leisten.
Um dieses Anliegen zu unterstützen, veröffentlichen wir des-
halb an dieser Stelle stellvertretend ein Schreiben der Fachlei-
terinnen und Fachleiter des ZfsL Arnsberg.
TITEL
13
2/2019 ·
lehrer nrw
Betreff: Information über die besonderen
Herausforderungen im ZfsL-Alltag und
daraus resultierende Forderungen
W
W
ir, die Fachleiterinnen und
Fachleiter des ZfsL Arns-
berg, bilden professionell,
engagiert und mit viel Idealismus
gute Lehrerinnen und Lehrer
für unsere Schulen aus.
Umso eklatanter wirkt
daher die Ungerechtig-
keit in der Besoldung
der Fachleitungen der
unterschiedlichen Lehr-
ämter: A15 vs. A 12Z bei
gleichen Revisionsanfor-
derungen und Tätigkeits-
profilen. Dies entspricht im
schlechtesten Fall einer Diffe-
renz von derzeit 1614 Euro/Monat
bei verbeamteten Fachleitungen. Noch
größer wird diese Differenz bei den ange-
stellten Kolleginnen und Kollegen. Diese
mangelnde Wertschätzung und Ungerech-
tigkeit verärgert und belastet uns als Fach-
leiterinnen und Fachleiter im Lehramt
HRSGe und G
[Hauptschule, Realschule,
Gesamtschule und Grundschule; Anm. d.
Red.]
und sorgt zudem dafür, dass immer
mehr ausgeschriebene Stellen nicht be-
setzt werden können.
Gleiches Geld für
gleiche Arbeit
Angemessen wäre: Gleiches Gehalt für glei-
che Arbeit! Das angedachte Vorhaben der
Landesregierung, die Eingangsbesoldung
auf A13 anzuheben, begrüßen wir aus-
drücklich in Bezug auf unsere Wertschät-
zung. Dies darf jedoch nicht dazu führen,
dass Fachleitungen mit einer Besoldung von
A12Z zukünftige Kolleginnen und Kollegen
ausbilden, die anschließend direkt in eine
höhere Besoldungsgruppe gelangen als ihre
Fachleitungen. In Bezug auf die Gerechtig-
keit erfordert die Berufung zur Fachleitungs-
tätigkeit bei jeder Schulform und in dersel-
ben Weise ein Beförderungsamt.
Wir als Fachleiterinnen und Fachleiter stel-
len fest, dass die Summe der Tätigkeitsfelder
stark zugenommen hat und weiterhin an-
steigt. Dazu führte unter anderem die Verkür-
zung der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung
auf eine Dauer von achtzehn Monaten (OVP
2011) bei gleichbleibender Anzahl an Unter-
richtsbesuchen und gestiegenem Arbeitsauf-
kommen. Lange Fahrzeiten und Wegstrecken,
gerade bei einem ZfsL mit einem sehr großen
Einzugsgebiet, verschärfen die Situation wei-
ter. Dies bedeutet, dass bei gleichzeitiger
Klassenführung – und daraus resultierenden
wenigen Besuchstagen – die Umsetzung der
Unterrichtsbesuche nahezu unrealisierbar ist.
Auch die Koppelung von zwei Unterrichts-
Foto: dbunn/AdobeStock
Arbeitsaufwand hoch, Bezahlung schlecht,
Beförderungschancen mies:
Fachleiterinnen und Fachleiter leisten
in der Lehrerausbildung eminent wichtige Arbeit
unter höchst unattraktiven Rahmenbedingungen.
lehrer nrw ·
2/2019
14
TITEL
besuchen an einem Tag ist oftmals auf Grund
des großen Einzugsbereiches nicht möglich.
Die zusätzlichen großen Themen Inklusion,
Digitalisierung und sprachsensibler Unterricht
unterstützen wir sehr. Gerade in den ZfsL fin-
det für diese Bereiche eine umfangreiche
k
onzeptionelle Arbeit statt, deren Ergebnisse
durch die Multiplikatorenfunktion der Kern-
und Fachseminarleitungen zu einem festen
Fundament des schulischen Alltags werden.
Fach- und Kernseminarleitungen benötigen
mehr Anrechnungsstunden, damit diese The-
men adäquat weiterentwickelt werden und in
die Ausbildung einfließen können. Darüber
hinaus fehlen entsprechende Stundendeputa-
te für besondere Aufgaben im ZfsL (zum Bei-
spiel AfG, Pflege der Homepage, ...).
Die Entlastungs-Regelung
entlastet nicht
Die ’Entlastungs’-Regelung pro Lehramtsan-
wärterin und Lehramtsanwärter gemäß An-
lage 3 OVP 2016 führt zu enormen Engpäs-
sen in Bezug auf die Vorbereitung und
Durchführung für dringend notwendige Aus-
bildungsaufgaben. Hierfür bleibt zu wenig
Zeit. Ein insgesamt höheres Deputat an zu-
sätzlichen Anrechnungsstunden für das ZfsL
wäre erforderlich, um individuell diese Auf-
gaben verteilen und dementsprechend erle-
digen zu können.
Weitere neue Herausforderungen werden
ab 2019 bedingt durch die notwendige ge-
genseitige Qualifikation der Fachleiterinnen
und Fachleiter in den Fächern Mathematik
und Deutsch in den G-Seminaren entstehen,
da die Kombination der Mathematik-Deutsch-
Seminare in der OVP 2011 (Änderung durch
Verordnung vom 8. Juli 2018) festgeschrieben
ist. Dies ist zwangsläufig an die Erstellung
neuer Konzepte gekoppelt, die zusätzlich zur
grundlegenden Systementwicklung im ZfsL er-
folgen muss. Das stellt schon eine sehr große
Herausforderung an die Beteiligten dar. Zu-
tzlich wird die außerordentliche Art der He-
rausforderung in der Systementwicklung da-
durch verstärkt, dass die meisten Fachleiterin-
nen und Fachleiter nur eine Teilzeit ihrer Be-
schäftigung im ZfsL absolvieren. Auch wenn
diese Aufgabe zum Tätigkeitsbereich der Se-
minarausbilderinnen und Seminarausbilder
gehört, kann sie beispielhaftr wachsende
Arbeitsbelastung herangezogen werden.
Beförderungschancen?
Mies!
Insbesondere für den HRSGe-Bereich gilt:
Bewerbungen auf Beförderungsstellen
(A13) sind für Fachleiterinnen und Fachleiter
oft problematisch, da ihr Einsatz im schuli-
schen System nur mit einem geringeren Stun-
denumfang möglich ist, die Beförderungsstel-
len jedoch an die Übernahme zusätzlicher
Aufgaben gekoppelt sind. So müssen Fachlei-
terinnen und Fachleiter mit hohen Stunden-
anteilen in den Schulen verbleiben oder ha-
ben Nachteile im Bewerbungsverfahren.
Fachleiterinnen und Fachleiter sollen und
wollen sich in internen Fortbildungen,
Dienstbesprechungen, Konferenzen, Gre-
mien und Arbeitsgruppen engagieren. Durch
das erhöhte Arbeitsaufkommen kommt es
häufig zu Überschneidungen verschiedener
Dienstgeschäfte. Es muss ausreichend Gele-
genheit geben, sowohl am ZfsL als auch an
den Schulen mitzuwirken. Basis hierfür kann
eine nach oben geänderte Stundenentlas-
tung in Schule und im ZfsL sein. Dies wäre
auch wünschenswert, um weiterhin schuli-
sche Entwicklungsprozesse unterstützen zu
können. Die Fachleiterschaft ist in besonde-
rer Weise über aktuelle Veränderungen und
Neuerungen im System Schule bestens infor-
miert und wird daher oft von Schulleitungen
in beratender Funktion eingebunden.
Das beste Rezept
gegen Lehrermangel?
Motivierte Fachleiter!
Den Unterricht können die Fachleitungen in
den Lehrämtern nicht kontinuierlich planen,
da sie durch die variierende Anzahl an Lehr-
amtsanwärtern und das strikte Verbot, Über-
stunden anzusammeln, teilweise jedes Halb-
jahr anders eingesetzt werden müssen. Er-
zieherische Arbeit kann so nicht kontinuier-
lich fortgesetzt werden. Die Schulleitungen
erfahren keinerlei Kontinuität und Sicherheit
in ihrer Unterrichtsverteilung bzw. Stunden-
plangestaltung.
Wir sind das wichtigste Rezept gegen den
Mangel an gut ausgebildeten Lehrerinnen
und Lehrern. Wir sind die Multiplikatoren in
der Lehrerausbildung. Eine zeitnahe Verbes-
serung an den oben genannten Stellen wirkt
sich um ein Vielfaches auf die Qualität der
L
ehrerausbildung, des Unterrichts, auf die
Arbeit der Lehrerschaft, das Ansehen in der
Öffentlichkeit (Werbung neuer Lehrerinnen
und Lehrer) und somit auf die Entwicklung
der Schulen in NRW und letztendlich auch
auf die positive Entwicklung der Kinder aus.
Zentrale Forderungen
Wir wollen uns weiterhin jeder neuen
Herausforderung stellen und gewohnt enga-
gierte Arbeit leisten. Zusammenfassend er-
geben sich hieraus folgende resultierende
Forderungen:
die dringend notwendige Wertschätzung
und Gerechtigkeit in Form eines gleichen
Beförderungsamtes für alle Schulformen,
die deutliche Anhebung der Anrechnungs-
stunden für die immer komplexere
Planung und Durchführung der Seminar-
arbeit (zwei Unterrichtsstunden Seminar
ergeben im Moment eine Anrechnungs-
stunde Grundentlastung),
die Anpassung der Kilometerpauschale,
Chancengleichheit in Revisionsverfahren
für Beförderungsstellen,
die Schaffung eines Entlastungsdeputats
an den ZfsL mit entsprechenden Stunden
für besondere Aufgaben,
die Zulässigkeit von Überstunden in
einem geringen Umfang zum einfachen
Ausgleich von Fluktuationen im laufenden
Schuljahr.
Die vielen unbesetzten Fachleitungsstellen in
den Bereichen HRSGe und G spiegeln auf sehr
deutliche, alarmierende Art und Weise die
nicht vorhandene Attraktivität und Wertschät-
zung unserer wichtigen Aufgabe wider. Auch
im Hinblick auf den gegenwärtigen Lehrer-
mangel, die damit verbundene verstärkte Öff-
nung für den Seiteneinstieg und somit weiter
wachsenden Herausforderungen erscheint uns
ein zeitnahes Handeln unabdingbar.
Die unterzeichnenden Kolleginnen und Kollegen des
Kollegiums des ZfsL Arnsberg
Mangelnde
Ressourcen
bei steigendem Arbeitsaufwand
steigern die Frequenz im Hams-
terrad. Das Gegenmittel: Lehre-
rinnen und Lehrer haben
eine rechtlich garantierte
pädagogische Freiheit –
es gilt, sie sich nehmen
und sie einzufordern.
15
2/2019 ·
lehrer nrw
von JOCHEN KRAUTZ
W
er heute in Schulen arbeitet und einmal
versucht, sich selbst über die Schulter zu
schauen, ist mindestens irritiert, welche
unproduktive Geschäftigkeit dort herrscht. Deren Sinn
erschließt sich auch den Beteiligten nicht immer. Das
bezieht sich weniger auf das selbstverständliche Kern-
geschäft wie Unterricht vorzubereiten und zu halten,
Klassenarbeiten zu korrigieren oder Erziehungsaufga-
ben wahrzunehmen, etwa in Lerngesprächen mit der
Klasse oder einzelnen Schülern, durch Streitschlichtung
auf dem Pausenhof, in Elterngesprächen oder durch Ko-
operationen mit Institutionen der Jugendpflege u.v.m.
Dieses Kerngeschäft von Bildung und Erziehung wird
nach Aussage der meisten Lehrerinnen und Lehrer an
sich bereits immer anspruchsvoller. Früher selbstver-
ständliche Einstellungen und Haltungen der Schülerin-
nen und Schüler und der Eltern zu den Aufgaben der
Schule brechen immer mehr weg. Immer stärker sind
die erzieherischen Voraussetzungen erst zu legen, da-
mit Unterricht überhaupt stattfinden kann. Dass in
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Im
Hamsterrad
Schule zwischen Überlastung und Anpassungsdruck
der Folge das erreichbare fachliche Niveau zunehmend
sinkt, will zwar in der Bildungspolitik niemand zugeben, ist
aber unübersehbar. So würden allein diese pädagogischen
Herausforderungen intensive gemeinsame Arbeit der Kolle-
gien fordern, um sie halbwegs zu bewältigen.
In Absurdistan
Doch was geschieht tatsächlich? Wer überhaupt noch Zeit
und Kraft findet, darüber nachzudenken, der wähnt sich in
Absurdistan. Denn es werden zwar immer neue Maßnah-
men und Projekte ein- und durchgeführt, so dass Arbeit und
Belastung weiter zunehmen. Doch obwohl das schulische
Hamsterrad in der Folge immer schneller rotiert, scheinen
gerade diese Maßnahmen und deren Tempo die Lage
nicht zu verbessern, sondern eher zu verschlimmern. Dazu
nur einige Beispiele, die nahezu unbegrenzt zu vervielfälti-
gen wären:
Zunächst wird die Bewältigung der genannten Schwierig-
keiten den Lehrerinnen und Lehrern stillschweigend als
selbstverständlich überlassen. Die Behörden sorgen sich
neuerdings nur um deren Arbeitsbelastung und Gesund-
heitszustand und führen entsprechende Befragungen
durch. Als Folge wird aber nicht mehr Personal eingestellt
oder überflüssige Belastungen abgeschafft, sondern man
bietet Gesundheitstrainings und Organisationspsycholo-
gie an und verpflichtet Schulleitungen zu »gesunder Füh-
rung in Schulen« (vgl. Krautz/Burchardt 2018).
Weil Schule angeblich im ’Wettbewerb’ stehe, sehen sich
Schulleitungen oft unter dem Druck, eine glänzende Au-
ßendarstellung abzuliefern, wodurch pädagogische Res-
sourcen abgezogen werden, die den Schülerinnen und
Schülern dienen müssten. Und schnell wird von realisti-
scher Notengebung und sinnvollen Erziehungsmaßnah-
men abgesehen, um Schülerzahlen um jeden Preis zu
hoch halten.
Seitens der Politik wurde als Reaktion auf zunehmende
Heterogenität etwa aufgrund von Migration das Recht
auf ’individuelle Förderung’ festgeschrieben: Lehrer und
Schule haben nun zu garantieren, dass Schüler mitkom-
men, ohne dass sie durch die notwendigen Ressourcen
dazu in die Lage versetzt würden. Vielmehr wird die oh-
nehin wachsende Anspruchshaltung von Schülern und
Eltern verschärft und das pädagogische Verhältnis gra-
vierend gestört. Als Folge muss nun für jede nicht ausrei-
chende Note ein ’Förderplan’ erstellt und ein Elternge-
spräch geführt werden, was wiederum bürokratischen
und formalisierten Aufwand bedeutet, aber wenig päda-
gogischen Ertrag bringt.
Die politisch gegen jedes mäßigende Argument (vgl. Ahr-
beck 2016) forcierte Inklusion bei gleichzeitiger Mangel-
ausstattung vervielfachte die beschriebenen Probleme
und bringt das System Schule an den Rand des Kollap-
ses.
16
2/2019 ·
lehrer nrw
FACHTAGUNG
Time for Change?’
Die Fachtagung ‘Time for
Change? – Im Hamsterrad’ fin-
det am 4. Mai 2019 an der Uni
Wuppertal statt. Die Tagung soll
Lehrerinnen und Lehrer ermuti-
gen, ihre pädagogische Freiheit
und Verantwortung wahrzuneh-
men. Hochkarätige Referenten
geben dafür Impulse.
Tagungsort: Bergische Universität Wuppertal | Gaußstraße
20 | 42119 Wuppertal | Hörsaal 33 (Gebäude K)
Anmeldung: Verbindliche Anmeldung bis 15.04.2019 unter:
tagungfk8@uni-wuppertal.de
Kosten (inkl. Mittagessen und Kaffee):
25 Euro (bar bei Tagungsbeginn)
15 Euro für Mitglieder der Gesellschaft für Bildung
und Wissen e.V. sowie Studenten und Referendare
Informationen: www.bildung-wissen.eu/veranstaltungen-
1/time-for-change-teil-ii-im-hamsterrad.html
Die sinkende Qualität soll nun mit aus der Wirtschaft ent-
liehenem ’Qualitätsmanagement’ gefördert werden. ’Eva-
luationen’ und ’Schulinspektionen’ (in Nordrhein-Westfa-
len ’Qualitätsanalyse’) sollen es nun richten (vgl.
Krautz/Burchardt 2018). Tatsächlich wird so aber nicht Un-
terricht verbessert, sondern nur die Frequenz im Hamster-
rad erhöht, denn nun müssen ordnerweise Berichte und
Dokumentation bereitgestellt werden und Lehrerinnen
und Lehrer sollen sich in zwanzigminütigen Unterrichtsbe-
suchen beweisen.
Derart wird nicht ’Qualität’ von Bildung und Erziehung
entwickelt, sondern es werden Vorgaben durchgesetzt,
die vor allem auf den Rückzug des Lehrers und die Auflö-
sung des Klassenunterrichts zugunsten sogenannten
»selbstgesteuerten Lernens« zielen (vgl. Burchardt 2017).
Die Einrichtung entsprechender ’Lernbüros’, am besten
voll digitalisiert, ist dann die Konsequenz. Usw. usf.
Rasender Stillstand als Entfremdung
Nun spiegelt sich in der als sinnlos empfundenen Aufga-
benvervielfachung und damit zusammenhängenden Be-
schleunigung der schulischen Arbeitsverhältnisse mit Si-
cherheit auch ein gesellschaftliches Problem wider. Das
Hamsterrad steht für ein rastloses Rotieren, das in einer vom
Neoliberalismus destabilisierten Arbeitswelt heute genauso
verbreitet ist wie in den digitalisierten menschlichen Bezie-
hungen: Es herrscht rasender Stillstand.
Der Soziologe Hartmut Rosa beschreibt die Wirkung die-
ser Beschleunigung genauer: »Nach meiner Überzeugung
hren soziale Bedingungen, in denen soziale Ak-
teure ethischen Vorstellungen verpflichtet sind und
zu folgen versuchen, welche von den strukturellen
Bedingungen ihres Handelns systematisch unterlau-
fen werden, notwendigerweise zu einem Zustand so-
zialer Entfremdung.« (Rosa 2012, S. 303) Gerade Leh-
rer fühlen sich ethischen Vorstellungen, nämlich
dem pädagogischen Ethos verpflichtet, das die
Sinnmitte ihres Berufes ausmacht. Und eben diesen
sozialen Sinn des Pädagogischen unterlaufen die
genannten Strukturen und entfremden von der
Arbeit. Schule rast und rotiert, doch als sozialer
Raum wird sie entleert. Ihr humaner Sinn droht
verloren zu gehen.
Dass solche Sinnentleerung und Entfremdung vom
ethischen Kern des Berufs auf Lehrerseite zu vermehr-
tem Ausgebrannt-Sein führt, ist auch ohne empirische
Studie mehr als naheliegend: Wo das pädagogische
Engagement sich nicht auf die wirklichen Problemla-
gen richtet, sondern in abwegige Verwaltungs- und
Rechtfertigungsarbeit fließt, verliert das Tun seinen
Sinn. Wo aus auch anstrengender pädagogischer
Arbeit immer noch der Sinn zu ziehen wäre, jungen
Menschen wirklich zu helfen, verpufft die Kraft nun in
strukturellen Hamsterrädern.
Es ist insofern kein verstaubter humanistischer
Traum, wenn man darauf verweist, dass Bildung
scholé braucht: Wie das griechische Wort für Muße
nahelegt, muss Bildung für Schüler wie für Lehrer mit
einem Freiraum verbunden sein, der eine humane
Entwicklung für beide Seiten überhaupt erst ermög-
licht (vgl. Bossard 2018).
Achtsam im Hamsterrad?
Das politisch erzeugte strukturelle Problem wird nun
aber an die Lehrer zurückgegeben: Man müsse eben
auf die ’Work-Life-Balance’ achten, ’Achtsamkeit’
üben, Stimme und Atem trainieren, auf die ’nonverba-
len Signale’ des Körpers achten, ’Stresstoleranz’ und
’Resilienz’ entwickeln, sich von Problemen zu distan-
zieren lernen, Entspannungsübungen machen, die
Ernährung verbessern usw.
Nun ist es sicherlich förderlich, wenn auch Lehrer
Sport treiben und nicht allein Pizza und Pommes es-
sen. Aber: Subjektive ’Achtsamkeit’ löst kein objektives
Problem. Wie soll eine ’Work-Life-Balance’ für Lehrer
aussehen, wenn die drängenden und realen Proble-
me permanent und auch nachts am pädagogischen
Gewissen rütteln? Wie lange kann Entspannung an-
halten, wenn die Schulpforte die Käfigtür des struktu-
rellen Hamsterrades bleibt? Reicht es also, darin
yogagestärkt und vollwertig ernährt zu rotieren,
damit man sich besser fühlt? (vgl. Bröckling 2017)
Subjektivierungstechnik
Solche Verinnerlichung der Imperative einer unsicht-
baren Macht wird als ’Subjektivierung’ beschrieben
(vgl. Bröckling 2017): Wir können gar nicht genau sa-
gen, wer oder was uns eigentlich treibt, aber wir über-
nehmen die Forderungen einer nie wirklich greifbaren
Autorität und machen sie zu unserem Problem (vgl. Ro-
sa 2012, S. 284 ff.). Wir fühlen uns defizitär und schuldig,
versuchen, die unerfüllbaren Ansprüche, die an uns
gestellt werden, auszugleichen. So wird man gefügig,
ohne es recht zu bemerken. Gerade im schulischen
Kontext ist dies zu beobachten: Kaum jemand vermag
n
och zu sagen, wie der erlebte Wahnsinn eigentlich zu-
stande kommt, worum es dabei überhaupt geht und
w
er daran Interesse haben kann. Die Akteure der Bil-
dungspolitik scheinen unsichtbar zu werden. Auch die
Administration in Düsseldorf oder den Bezirksregierun-
gen sieht sich oft nur noch als ausführendes Organ (zu
den Hintergründen vgl. Krautz 2012). Was bleibt, sind
die Imperative des ’Neuer, Schneller, Besser’, die das
Hamsterrad beschleunigen, aber zu nichts führen.
Change durch Überlastung
Doch hat die erste Tagung ’Time for Change?’ (vgl.
Krautz/Burchardt 2018) darauf aufmerksam gemacht,
dass der politische Sinn der Überlastung noch tiefer
greift: Sie soll bereit machen, den bildungspolitischen
Vorgaben nicht nur irgendwie widerwillig zu folgen,
sondern sie als neue pädagogische Überzeugungen
innerlich zu übernehmen. Überlastung gilt den sozial-
psychologischen Manipulationstechniken des soge-
nannte Change-Managements als erster Schritt, um
Menschen ’aufzutauen’: Sie sollen seelisch weichge-
kocht werden, um sich für ’das Neue’ zu öffnen, was
ihnen angesichts der Lage als alternativlos dargestellt
wird. Und wer einmal so unter Druck steht, greift oft ger-
ne nach vermeintlich rettenden Angeboten.
So etwa das ’selbstgesteuerte’, ’individualisierte’ Ler-
nen, am besten in ’Lernbüros’ und mit digitalen Gerä-
ten: Nachdem die ohnehin wachsende Heterogenität
der Schülerschaft durch politische Maßnahmen mas-
siv erhöht wurde, legte die Bertelsmann Stiftung (im-
mer noch gemeinsam) mit dem Schulministerium als
Antwort darauf Fortbildungen auf, die die Aufhebung
der Klassengemeinschaft und das ’selbstgesteuerte
Lernen’ als Lösung ausgeben – neuerdings selbstver-
ständlich digital. Man müsse sich »gemeinsam auf den
Weg machen«, so säuseln die Schalmeien der ’Men-
schenregierungskünste’ (Bröckling 2017) der verzwei-
felnden Lehrerschaft zu, und sich von überkommenen
Vorstellungen lösen und anpassen. Warum, auf wel-
chen Weg, wohin der führt, und wie denn die neuen
Ideen begründet sind, wird schon nicht mehr dis-
17
2/2019 ·
lehrer nrw
zwungen werden. Sie verfügen über
eine rechtlich garantierte pädagogi-
sche Freiheit – nicht um ihrer selbst
willen, sondern um den Schülern
möglichst optimal gerecht werden zu
können (vgl. Krautz/Burchardt 2018).
Nur in Freiheit aber ist pädagogische
Verantwortung lebbar. Keine Verant-
wortung ohne Freiheit. Sonst wird
eben dieses pädagogische Verant-
wortungsgefühl missbraucht, um uns
im Hamsterrad rotieren zu lassen.
Diese Freiheit aber muss nicht erst
gewährt werden, sondern Lehrer ha-
ben sie, können sie sich nehmen und müssen sie einfordern.
Erst auf dieser Grundlage können die eingangs beschriebe-
nen drängenden Probleme der Schule überhaupt sinnvoll
angegangen werden (vgl. Däschler-Seiler 2018).
Sie sind herzlich eingeladen, an der zweiten Tagung
’Time for Change?’ am 4. Mai 2019 in Wuppertal diese
Fragen auf der Grundlage kritischer Analysen und kon-
struktiver Ausblicke mit zahlreichen Experten zu diskutieren.
Im Innehalten und Besinnen auf den Kern der pädagogi-
schen Aufgabe besteht die Gelegenheit, den inneren Hams-
ter zu befreien und damit die Demontage der Hamsterräder
gemeinsam fortzusetzen.
18
2/2019 ·
lehrer nrw
kutiert. Überlastung dient hier als Ein-
fallstor, um Lehrer in eine vorbestimm-
te Richtung zu steuern – ’sanfte Füh-
rung’ nennt sich das. (vgl. Krautz/Bur-
chardt 2018)
Überlastung als neue Form
des Totalitarismus
Wenn daher wiederum Hartmut Rosa
»Beschleunigung als neue Form des
Totalitarismus« beschreibt (Rosa 2012,
S. 284), der sich als »vages Gefühl der
Fremdbestimmung ohne Unterdrü-
cker« äußere (ebd., S. 304), dann wird
diese gewagt klingende These in Bezug auf den Schulall-
tag durchaus nachvollziehbar: Das Hamsterrad als Käfig
der Selbstaktivierung ist nicht nur einfach absurd, sondern
hat einen verborgenen Herrschaftssinn. Das permanente
Rotieren entfremdet von der eigenen pädagogischen Pro-
fessionalität und soll bereit machen, unbegründete Vorga-
ben nicht nur auszuführen, sondern selbst zu wollen. Der he-
chelnde Lehrer-Hamster soll auch selbst wollen, was er soll.
Und um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die-
ses System funktioniert an Universitäten genauso und sogar
noch besser, weil die Hamster sich untereinander noch um
Geld und Reputation balgen …
Pädagogische Freiheit und Verantwortung
Wenn wir es aber mit einem neuen, ’sanften’ Totalitarismus
zu tun haben, dann wird klar, warum Achtsamkeit auf sich
selbst allein nur begrenzt weiterhilft. Es gilt, den Blick zu wei-
ten, achtsam zu werden auf die beschriebenen Zusammen-
hänge. Es braucht eine klare Analyse der Zustände und
Zusammenhänge und ein Bewusstsein dafür, dass weder
mein Problem noch das von Schule und Schülern als Einzel-
gänger in ’Work-Life-Balance’ zu lösen ist.
Ein politisches Problem braucht vielmehr politisch-gesell-
schaftliche Aufmerksamkeit. Das erinnert daran, dass Leh-
rer zu sein in einer Demokratie immer schon eine politische
Aufgabe war und auch bleibt: Die Sorge um die der Schule
anvertraute Jugend macht es auch notwendig, für deren In-
teresse öffentlich einzustehen. Erstaunlicherweise trägt gera-
de das Engagement für diese weitergehenden Fragen aber
auch zum eigenen seelischen Gleichgewicht bei: Nicht der
Rückzug ins Private, sondern der Blick aufs Ganze und un-
sere Position darin ermöglicht, im Hamsterrad innezuhalten,
herauszutreten und nachzusehen, wer es warum aufgestellt
und so eingerichtet hat. Erst so ist die innere Freiheit für die
Frage zu gewinnen, ob man das so weiter mitmachen will.
Dabei, diese Frage zu beantworten und eine andere Hal-
tung zu gewinnen, hilft das Bewusstsein für die eigene pä-
dagogische Freiheit: Zum meisten von dem, was als alterna-
tivlos daherkommt, können Lehrer und Schulen nicht ge-
Prof. Dr.
Jochen Krautz
lehrt Kunstpä-
dagogik an
der Bergischen
Universität
Wuppertal und
ist Präsident
der Gesell-
schaft für
Bildung und
Wissen.
DER AUTOR
Ahrbeck, Bernd (2016): Inklusion: Eine Kritik. 3. Auflage Stuttgart
Bossard, Carl (2018): Bildung braucht ’scholé’ (https://bildung-
wissen.eu/wp-content/uploads/2019/02/Journal21_Bildung-
braucht-schol%C3%A9.pdf)
Bröckling, Ulrich (2017): Gute Hirten führen sanft.
Über Menschenregierungskünste. Berlin.
Burchardt, Matthias (2016): Selbstgesteuertes Lernen. Roboter
im Klassenzimmer. In: Zierer, Klaus/Kahlert, Joachim/Burchardt,
Matthias (Hrsg.): Die pädagogische Mitte. Plädoyers für Vernunft
und Augenmaß in der Bildung. Bad Heilbrunn, S. 121-133
Däschler-Seiler, Siegfried (2018): Von der pädagogischen Freiheit
als Kern der Professionalität. Unterrichtspraxis. Beilage zu
’bildung und wissenschaft’ der Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft Baden-Württemberg. H. 8 (https://bildung-
wissen.eu/fachbeitraege/von-der-paedagogischen-freiheit-
als-kern-der-professionalitaet.html)
Krautz, Jochen (2012): Bildungsreform und Propaganda. Strategien
der Durchsetzung eines ökonomistischen Menschenbildes in
Bildung und Bildungswesen. In: Vierteljahrsschrift für wissen-
schaftliche Pädagogik – Sonderheft, S. 86-128
(https://phvn.de/images/krautz.pdf)
Krautz, Jochen/Burchardt, Matthias (Hrsg.) (2018): Time for Change?
Schule zwischen demokratischem Bildungsauftrag und manipu-
lativer Steuerung. München (https://bildung-wissen.eu/
fachbeitraege/bildungspolitik/time-for-change-2.html)
Rosa, Hartmut (2012): Weltbeziehungen im Zeitalter der
Beschleunigung. Umrisse einer neuen Gesellschaftskritik. Berlin.
LITERATUR
SCHULE & POLITIK
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2/2019 ·
lehrer nrw
Schulversuch mit Signalwirkung
Schulministerin Yvonne Gebauer und Staatssekretär Mathias
Richter haben am 1. Februar in Düsseldorf die ersten 35 von
zunächst insgesamt 60 Talentschulen vorgestellt. Sie werden
besonders gefördert und gehen zum kommenden Schuljahr
2019/2020 an den Start.
E
E
ine vom Schulministerium eingesetzte
unabhängige Expertenjury hat in ei-
nem ersten Schritt aus 149 Bewerbun-
gen aus ganz Nordrhein-Westfalen 35 Schu-
len ausgewählt, die künftig als Talentschu-
len gefördert werden. »Wir haben den
Schulversuch Talentschulen ins Leben geru-
fen, weil wir der Überzeugung sind, dass
alle Kinder und Jugendlichen Talente haben.
Schulen mit besonderen Herausforderungen
wollen wir ermöglichen, den Bildungserfolg
der Kinder und Jugendlichen von ihrer so-
zialen Herkunft und den Einkommensver-
hältnissen des Elternhauses zu entkoppeln«,
erklärte die Ministerin.
Der Vorsitzende der Jury, Prof. Dr. Ewald
Terhart, erklärte: »Die Bewerbungen haben
uns gezeigt, dass viele Schulen die Teilnah-
me am Schulversuch als Chance begreifen.
Die ausgewählten Schulen aus allen Landes-
teilen können im Laufe der Zeit ihre Erfah-
rungen und Erkenntnisse zugänglich ma-
chen für weitere Schulen, die aufgrund ihres
sozialräumlichen Standorts vor ähnlichen
Herausforderungen stehen. Aus wissen-
schaftlicher Sicht birgt der Schulversuch Ta-
lentschulen die einzigartige Möglichkeit zu
beobachten, wie sich gezielte Unterstützung
in sichtbaren Erfolgen der Schülerinnen und
Schüler niederschlägt.«
Nach einer zweiten Auswahlphase wer-
den zum Schuljahr 2020/2021 weitere 25
Schulen in den Schulversuch aufgenommen.
An allen Talentschulen wird der Schulver-
such wissenschaftlich begleitet und evalu-
iert.
lehrer nrw
befürwortet
Schulversuch
lehrer nrw
sieht den Schulversuch Talentschu-
len positiv. Wo die rot-grüne Vorgängerregie-
rung einzelne Schulformen, nämlich die des
längeren gemeinsamen Lernens ideologisch
einseitig begünstigt hat, geht Schwarz-Gelb
einen pragmatischen Weg. »Dieser Ansatz ist
neu und verdient eine Chance. Schüler und
Schulen, die mit schwierigen Voraussetzun-
gen zu kämpfen haben, können jetzt zeigen,
was mit einer breiteren und intensiveren För-
derung möglich ist«, sagt Brigitte Balbach,
Vorsitzende von
lehrer nrw
. »Die große Reso-
nanz – insgesamt 149 Schulen hatten sich
beworben – zeigt, dass es hier einen echten
Bedarf gibt. Insofern hoffen wir, dass es nicht
bei den sechzig Talentschulen bleibt, die nun
in zwei Etappen an den Start gehen. Wenn
der Schulversuch gelingt, dann spricht eini-
ges dafür, das Konzept Talentschulen auf eine
breitere Basis zu stellen
INFO
Die 35 Talentschulen
im Überblick
Hauptschulen
Liselotte Rauner-Schule, Bochum
Anne-Frank-Schule, Hamm
P
rofilSchuleLünen, Lünen
Ganztagshauptschule Hückelhoven II
Waldschule Kinderhaus, Münster
Losbergschule Stadtlohn
Realschulen
Hans-Böckler-Schule, Bochum
Realschule Crange, Herne
Realschule Am Oberen Schloss, Siegen
Brackweder Realschule, Bielefeld
Otto-Burrmeister-Realschule, Recklinghausen
Sekundarschulen
Sekundarschule Altenhagen, Hagen
Städtische Sekundarschule, Ahlen
Gesamtschulen
Willy-Brandt-Gesamtschule, Bergkamen
Anne-Frank-Gesamtschule, Dortmund
Gesamtschule Rosenhöhe, Bielefeld
Gesamtschule Friedenstal, Herford
Gustav-Heinemann-Gesamtschule, Essen
Gesamtschule Ferdinandstraße, Köln
Gesamtschule der Kreisstadt Siegburg,
Siegburg
Janusz-Korczak-Gesamtschule, Bottrop
Gesamtschule Horst, Gelsenkirchen
Gesamtschule Ückendorf, Gelsenkirchen
Gymnasien
Heisenberg-Gymnasium, Dortmund
Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium, Duisburg
Mercator-Gymnasium, Duisburg
Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium, Wuppertal
Heinrich-Mann-Gymnasium, Köln
Ricarda-Huch-Gymnasium, Gelsenkirchen
Berufskollegs
Alice-Salomon-Berufskolleg, Bochum
Paul-Ehrlich-Berufskolleg, Dortmund
Berufskolleg der Stadt Bottrop
Berufskolleg Königstraße, Gelsenkirchen
Hans-Böckler-Berufskolleg Marl/Haltern
Max-Born-Berufskolleg, Recklinghausen
WEITERE INFOS ZU DEN TALENTSCHULEN
www.schulministerium. nrw.de/docs/Schulentwicklung/Talentschulen/index.html
Foto: MSB/ Susanne Klömpges
Schulministerin Yvonne Gebauer
stellte die ersten Talentschulen vor.
lehrer nrw ·
2/2019
20
S
CHULE & POLITIK
Ministerin
besucht
lehrer nrw
auf der didacta
D
D
er Messestand von
lehrer nrw
auf
der didacta in Köln hat sich als
Publikumsmagnet erwiesen.
Zahlreiche Besucher der Weltleitmesse
des Bildungswesens nutzten die Gele-
genheit, am Stand mit dem Team von
lehrer nrw
ins Gespräch zu kommen.
Prominentester Gast war Schulministerin
Yvonne Gebauer, die sich Zeit für eine
ngere Stippvisite nahm und mit der
lehrer nrw
-Vorsitzenden Brigitte Balbach
und mit dem Vorsitzenden des Bundes-
verbandes VDR, Jürgen hm, angeregt
diskutierte.
Zuvor hatte Gebauer die didacta offiziell
eröffnet. In ihrer Rede betonte sie, dass Bil-
dung mehr ist als nur die Vermittlung von
Kompetenzen wie Lesen, Schreiben und
Rechnen – nämlich das Formen des Men-
schen und seiner Persönlichkeit. Vor diesem
Hintergrund sei Bildung nicht nur Grundla-
ge für ein gelingendes Leben des Einzel-
nen, sondern auch Grundlage unserer De-
mokratie. Daher »müssen wir Bildung wie-
der als Wert an sich erkennen und schätzen
lernen«, so die Ministerin.
Das Leitthema der didacta 2019, die
Digitalisierung, stand auch bei der Eröff-
nungsfeier im Fokus. Prof. Wassilios E.
Fthenakis, Präsident des didacta-Verbandes,
hob hervor, dass digitale Kompetenz für Kin-
der und Jugendliche unabdingbar sei. Dies
erfordere eine entsprechende Ausstattung
der Schulen. Gleichwohl gehe es nicht da-
rum, analoge Bildung durch digitale Bildung
zu ersetzen, so Fthenakis: »Es geht nicht um
das Primat der Technologien, sondern um
das Primat der Pädagogik.« Auch Gebauer
warnte davor, die Digitalisierung nur von
der technischen Seite aus zu denken: »Wir
brauchen nicht allein Smartphones und
Smartboards, sondern smart brains.« Die
Ministerin kündigte an, dass sechzig Pro-
zent aller Schulen in Nordrhein-Westfalen
bis 2020 einen leistungsfähigen Breitband-
anschluss bekommen sollen. Noch 2016
seien es nur dreizehn Prozent gewesen.
Mit Jazzmusik und anregenden
Gesprächen
klang der Messe-Freitag
auf der didacta aus.
Zahlreiche Gäste verfolgten die
offizielle Eröffnung
der didacta 2019 am
19. Februar durch Schulministerin Yvonne Gebauer.
»Wir kämpfen für Euch«: Der VDR-
Vorsitzende Jürgen Böhm, die
lehrer nrw
-Lan-
desvorsitzende Brigitte Balbach und Schulmi-
nisterin Yvonne Gebauer (v.l.) vor dem Motiv
der aktuellen
lehrer nrw
-Kampagne.
Alle Fotos: Jochen Smets
Der Gemeinschaftsstand
von
lehrer nrw
, vlbs und vLw war
von Anfang an gut besucht.
SCHULE & POLITIK
lehrer nrw
präsentierte sich auf der
didacta auf einem Gemeinschaftsstand in
Halle 6 mit dem Verband der Lehrerinnen
und Lehrer an Berufskollegs in Nordrhein-
Westfalen (vlbs) sowie dem Verband der
Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschu-
len in Nordrhein-Westfalen (vLw). Die drei
Verbände wollen in Zukunft im Hinblick auf
Themen wie Berufsorientierung und einen
gelingenden Übergang von der Schule in
den Beruf stärker zusammenarbeiten.
Jochen Smets
Die Vorsitzenden der drei beteiligten Verbände
feierten eine gelungene Premiere des gemeinschaftlichen
Messeauftritts auf der didacta (v.l.): Michael Suermann (vlbs),
Brigitte Balbach (
lehrer nrw
) und Hilmar von Zedlitz (vLw).
Die Chef-Organisatoren des Messestandes,
stilecht ausgezeichnet mit einem Kölner Karnevalsorden:
Ingo Lürbke (l.) und Thorsten Schmalt.
lehrer nrw ·
2/2019
22
S
CHULE & POLITIK
Aus 6 mach 8!
Nach schwierigen Verhandlungen haben sich die Tarifparteien
am 2. März in Potsdam auf einen Abschluss geeinigt. Er geht im
Ergebnis sogar über die Forderung des dbb beamtenbund und
tarifunion hinaus.
D
D
ie Tarifverhandlungen für die Be-
schäftigten der Länder haben in der
dritten Verhandlungsrunde doch
noch zu einem Abschluss geführt, der mit ei-
nem Gesamtvolumen von acht Prozent so-
gar über den Forderungen der Verbände und
Gewerkschaften liegt, allerdings bei einer
Laufzeit von 33 Monaten.
Damit konnten wesentliche Forderungen
des dbb und tarifunion in dieser Verhand-
lungsrunde umgesetzt werden. Vor allem
geht von diesem Abschluss das Signal aus,
dass der öffentliche Dienst insgesamt an
Attraktivität gewonnen hat. Das haben nun
endlich auch die Arbeitgeber, die Tarifge-
meinschaft deutscher Länder (TdL), begrif-
fen, denen es zunehmend und spürbar
schwerer fällt, geeignetes Nachwuchsperso-
nal zu rekrutieren. Ein Problem, das sich in-
zwischen durch alle Branchen und alle Ent-
geltgruppen zieht.
Späte Einsicht
Industrie und Handwerk locken die Schüler
und Absolventen mit deutlich höheren
Lohnbezügen, so dass der öffentliche Dienst
mit seiner Bezahlstruktur trotz der Aussicht
auf einen ’sicheren’ Arbeitsplatz allzu häufig
das Nachsehen auf dem Bewerberfeld hatte.
Verbände und Gewerkschaften hatten wie-
derholt auf diese Problematik hingewiesen.
Dennoch meinten die Arbeitgeber stets, dass
die Lage doch nicht so schlimm sei. Nun
kommt endlich die Einsicht, wenn auch sehr,
sehr spät, und das noch nicht einmal für alle
Berufssparten.
Verständigen konnten sich die Tarifpart-
ner darauf, mit Zuschlägen bei der Ausbil-
dungsvergütung sowie mit der Anhebung
der Entgeltstufe 1 den Berufseinstieg finan-
ziell höher zu bewerten und bei Berufsgrup-
pen wie der Pflege sowie dem Sozial- und
Erziehungsdienst das Entgeltniveau grund-
sätzlich anzuheben, um einerseits den öf-
fentlichen Dienst insgesamt und anderer-
seits bestimmte Berufsfelder mit erheblicher
Personalnot im Besonderen konkurrenzfähi-
ger zu machen. Bedauerlich ist allerdings,
dass einige wichtige Berufsfelder nach wie
vor davon ausgenommen sind.
Verbesserungen
für Lehrkräfte
Im Bereich der Lehrkräfte hat es ebenfalls
strukturelle Verbesserungen gegeben, die in
den letzten Jahren schon längst hätten kom-
men müssen. Bei der Angleichungszulage
hin zur Paralleltabelle hat es nun einen wei-
teren Schritt auf 105 Euro gegeben. Und bei
der Höhergruppierung wurde der Garantie-
betrag zum Beispiel in den Entgeltgruppen
EG 9-14 auf 180 Euro erhöht. Die Forderun-
gen nach einer sofortigen Umsetzung der
Paralleltabelle sowie der stufengleichen
Höhergruppierung konnten somit leider
nicht erreicht werden. Dennoch gehen die
Verbesserungen in diesen beiden Bereichen
in die richtige Richtung und fallen merklich
höher aus.
Besonders hervorzuheben ist, dass die
lineare Entgelterhöhung nominell voll im
Rahmen der Forderungen der Verbände und
Gewerkschaften liegt, sogar leicht darüber.
Vor der abschließenden Verhandlungsrunde in Potsdam haben über 10 000 Tarifbeschäftigte am 26. Februar in Düsseldorf für
eine faire, angemessene Bezahlung demonstriert. Fast drei Kilometer lang war der Demonstrationszug der Verbände und Gewerkschaften von
dbb und DGB, der durch die Innenstadt zog und anschließend zur Abschlusskundgebung vor dem Landtag eine eindrucksvolle Kulisse bildete.
Auch
lehrer nrw
war mit einer lautstarken Delegation mittendrin.
von ULRICH GRÄLER
SCHULE & POLITIK
INFO
Die wichtigsten Ergebnisse
im Überblick
a)Entgelterhöhungen:
1) Entgelterhöhung zum 1. Januar 2019
· der Stufe 1 um 4,5 Prozent
· in den übrigen Stufen um 3,01 Prozent
2) Entgelterhöhung zum 1. Januar 2020
· der Stufe 1 um 4,3 Prozent
· in den übrigen Stufen um 3,12 Prozent
3) Entgelterhöhung zum 1. Januar 2021
· der Stufe 1 um 1,8 Prozent
· in den übrigen Stufen um 1,29 Prozent
b)Angleichungszulage
· Erhöhung zum 1. Januar 2019
auf 105 Euro
c) Höhergruppierungen:
Anhebung des Garantiebetrags zum
1. Januar 2019
· in EG 1-8 auf 100 Euro
· in EG 9-14 auf 180 Euro
d)Jahressonderzahlung:
· Einfrieren für drei Jahre auf dem Niveau
des Jahres 2018
e)Laufzeit des Tarifvertrags:
1. Januar 2019 bis 30. September 2021
Ulrich Gräler
ist stellv. Vorsitzender des
lehrer nrw
E-Mail:
Ugraeler@t-online.de
Im ersten Jahr steigen die Entgelte im Volu-
men um 3,2 Prozent, zum 1. Januar 2020
dann noch einmal um 3,2 Prozent. Damit
steigen die Entgelte über sechs Prozent. In
der darüber hinaus gehenden Laufzeit des
Tarifvertrags erhalten die Beschäftigten
dann noch einmal 1,8 Prozent mehr zum
1. Januar 2021.
Akzeptables Ergebnis mit
bitterem Beigeschmack
Zusammen genommen mit den strukturellen
Verbesserungen, die hier nicht alle darge-
legt werden können, fällt das Ergebnis die-
ser Tarifauseinandersetzung mit einem Ge-
samtvolumen von acht Prozent sehr akzep-
tabel aus, allerdings mit dem bitteren Beige-
schmack, dass die Laufzeit des Tarifvertrags
ungewöhnlich lang ausfällt und damit tarif-
politische Nachjustierungen vor allem struk-
tureller Art in dieser Zeit nicht oder kaum er-
folgen können. Schneller auf die Erfordernis-
se des Arbeitsmarktes reagieren zu können,
ist jedoch in der gegenwärtigen Situation
das Gebot der Stunde! Ein weiterer Wer-
mutstropfen ist das ’Einfrieren’ der jährli-
chen Sonderzahlung (Weihnachtsgeld) für
drei Jahre auf dem Niveau von 2018!
Geduld der Verbände
und Gewerkschaften
über Gebühr strapaziert
Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass der
Umgang der Tarifpartner in diesen Verhand-
lungen mehr als fragwürdig war. Während
die Verbände und Gewerkschaften ihre For-
derungen seit Monaten offen auf den Tisch
brachten, ’mauerten’ die Arbeitgeber bis zur
dritten Verhandlungsrunde unerbittlich. Und
selbst da zögerten sie noch unzumutbar lan-
ge, ihr Verhandlungsangebot auf den Tisch
zu legen. Wichtige Zeit war da schon verlo-
ren, um fair und intensiv miteinander ins
Gespräch zu kommen. Diese Art der Ver-
handlungsführung sollte nicht Schule ma-
chen und darf daher auf keinen Fall das Mo-
dell für zukünftige Verhandlungen sein.
Fotos: Smets
Die Vorbereitungs- und Einführungsphase des neuen Schulfachs
Wirtschaft ist angelaufen. Begonnen wird an den Gymnasien.
Die Realschulen starten mit dem Schuljahr 2020/2021.
B
B
egonnen wird aufgrund der Umstel-
lung von G 8 auf G 9 mit dem Gym-
nasium und der Anpassung der APO
SI und der Stundentafel. Schon mit der Be-
zeichnung des Faches wird ein Signal ge-
setzt (früher Politik-Wirtschaft, jetzt Wirt-
schaft-Politik). Umstritten ist der Stunden-
anteil der Fächer im Bereich der Gesell-
schaftslehre. 23 Wochenstunden stehen zur
Verfügung, bei einer Drittelung ergeben sich
jeweils sieben Stunden für die einzelnen Fä-
cher und zwei zusätzliche Stunden für die
ökonomische Bildung. Die jeweiligen Inte-
ressenvertretungen der Fächer sind zum
Streit bereit.
Der Kernlehrplan wurde im Landesinstitut
überarbeitet und liegt zum Download bereit
(www.lehrplannavigator.de).
Da dieser Plan eine Art Blaupause für die
folgenden Kernlehrpläne sein wird, sind die
Inhaltsfelder auch für die anderen Schulfor-
men von Interesse.
1. Wirtschaftliches Handeln in der
marktwirtschaftlichen Ordnung
2. Sicherung und Weiterentwicklung
der Demokratie
3. Nachhaltige Entwicklung in
Wirtschaft, Politik und Gesellschaft
4. Identität und Lebensgestaltung
5. Medien und Information
in der digitalisierten Welt
6. Unternehmen und Gewerkschaften
in der sozialen Marktwirtschaft
7. Soziale Sicherung in Deutschland
8. Handeln als Verbraucherinnen
und Verbraucher
9. Europa als wirtschaftliche
und politische Union
10. Globalisierte Strukturen und
Prozesse in der Wirtschaft
11. Globalisierte Strukturen und
Prozesse in der Politik
Zwei Felder, die dem Bereich Soziologie
zuzuordnen wären, sind entfallen.
Neue Akzentsetzungen sind
Ausschärfung der Fachlichkeit
mehr Gestaltungsspielräume
für die Schulen
fachübergreifende Zielsetzungen: Bildung
in der digitalen Welt (Medienkompetenz-
rahmen NRW), Verbraucherbildung
(Rahmenvorgaben)
Die Arbeit für die anderen Schulformen
(Hauptschule: Wirtschaft und Arbeitswelt,
Gesamtschule, Sekundarschule: Wirtschaft-
Politik) kann beginnen.
Die Lehrplankommission für die Realschu-
le ist berufen und kann ihre Arbeit aufneh-
men. Der Beginn des Fachunterrichts ist für
das Schuljahr 2020/2021 vorgesehen. Bis
dahin sollte die Ergänzung des Lehrerausbil-
dungsgesetzes (LABG) um das Fach Wirt-
schaft und eine Konkretisierung des Lehr-
amtsstudiums für das Fach erfolgt sein.
Auch Konzepte für die Fort - und Weiterbil-
dung müssten vorliegen. Denn entscheidend
ist, dass Wirtschaft fachkundig unterrichtet
wird.
Dieter Peters
Leiter des Referats Bildung im
lehrer nrw
Foto: Stefan Schurr/AdobeStock
Der Startschuss ist gefallen
Das Fach Wirtschaft muss allerdings
noch Geschwindigkeit aufnehmen.
Das Fach
Wirtschaft
kommt –
aber langsam...
S
CHULE & POLITIK
lehrer nrw ·
2/2019
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2/2019 ·
lehrer nrw
IT-Seminar für Senioren verlegt
D
D
ie vom 2. bis 4. April 2019 geplante IT-Veranstaltung der Senioren in
Königswinter muss wegen der Absage des Referenten verlegt werden.
Der neue Termin ist vom
9. bis 11. Juli 2019. Dadurch sind noch ein paar
Plätze frei geworden.
Die Teilnahmegebühr beträgt 150 Euro für
lehrer nrw
-Mitglieder und 220
Euro für sonstige Teilnehmer.
Anmeldeschluss ist am 28. Mai.
Anmeldung: Über die Geschäftsstelle | Tel. 0211 /1 6409 71
info@lehrernrw.de oder online unter
www.lehrernrw.de/verband/senioren.html
Der große Sohn Düsseldorfs und ein Kleinod
A
A
m 23. Mai 2019 besuchen die Senioren
des
lehrer nrw
Düsseldorf und erleben
zwei unterschiedliche kulturelle Seiten der
Landeshauptstadt. Zunächst begeben sich
die Teilnehmer auf die Spuren von Heinrich
Heine in der Düsseldorfer Altstadt. Der gro-
ße Sohn Düsseldorfs wurde 1797 in der Alt-
stadt geboren, ist dort aufgewachsen, zur
Schule gegangen und hat bis zu seinem
siebzehnten Lebensjahr hier gelebt. Der an-
derthalbstündige Rundgang, sachkundig be-
gleitet von Michael Vetten, beginnt an Hein-
rich Heines Geburtshaus und führt an die
Orte, an denen sich der Dichter als Kind
häufig und gerne aufgehalten hat und an
die er sich in seinen Werken erinnert.
Danach gibt es deftige Brauhauskost im
’Goldenen Kessel’. Anschließend beginnt die
lehrer nrw
-Gruppe um 15 Uhr eine Führung
durch das Marionettentheater im Palais-
Wittgenstein, Bilker Straße 7. Dies ist ein
kulturelles Kleinod, das eher Insidern be-
kannt ist, aber internationales Renommee
genießt. Die Teilnehmer hören etwas über
die Geschichte des Theaters, betreten die
Bühne, über der das Spielerensemble von
drei Führungsbrücken aus die Marionetten
an zwei Meter langen Fäden bewegt. In der
Werkstatt ist die Fertigung der Kulissen und
Requisiten zu sehen. Auch die Marionetten
werden dort aus dem Holz herausgearbeitet.
Es gibt Informationen zur eingesetzten Tech-
nik während der Aufführungen und einen
Blick in den Fundus, in dem etwa 500
Marionetten hängen – von ’Jim Knopf’ über
’Die Königin der Nacht’ bis hin zu ’Momo’.
Die angemeldeten Teilnehmer treffen sich
am 23. Mai 2019 um 11:15 Uhr vor dem
Heinrich-Heine-Haus, Bolkerstraße 53 (Alt-
stadt). Die Führung beginnt um 11:30 Uhr.
Beide Führungen sind auf die Teilnahme von
zwanzig Personen begrenzt. Die Kosten be-
tragen zusammen acht Euro pro Person.
ANMELDUNG
bis 8. Mai bei Lilo Becker
Tel.: 0173/ 319 3136
E-Mail: lielobecker@gmail.com
F
oto: Karl-Heinz Meurer/wikipedia
Auf den Spuren von
Heinrich Heine:
Die
lehrer nrw
-Senioren
starten ihre Exkursion am
Heine-Haus in der Bolker-
Foto: Düsseldorfer Marionetten-Theater/wikipedia
Im Marionettentheater im Palais-Wittgenstein gibt es einen Blick hinter die Kulissen.
In eigener Sache
I
I
mmer wieder stellen wir fest, dass
hinterlegte E-Mail-Adressen von ei
-
nigen
lehrer nrw
-Senioren nicht mehr
aktuell sind. Wenn Sie den Provider
gewechselt haben oder Ihre E-Mail-
Adresse geändert haben, teilen Sie
das bitte mit einer kurzen E-Mail an
dahlmann@lehrernrw.de
mit. Vielen
Dank.
SENIOREN
Keine adäquate Form
der Leistungsrück-
meldung:
Wie es besser und zielführender
geht, erläutert Referentin
Ingvelde Scholz im Seminar
am 8. und 9. Mai.
lehrer nrw ·
2/2019
26
FORTBILDUNGEN
SEMINAR-INFO
Titel: Neue Formen der Leistungsbeurteilung und individuellen Leistungsrückmeldung
Termin: 8. Mai bis 9. Mai 2019 · Ort: dbb akademie, An der Herrenwiese 14,
53639 Königswinter ·
Anmeldeschluss: 2. April 2019 · Referentin: Ingvelde Scholz
Anmeldung: www.lehrernrw.de/fortbildungen.html
Fo
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L
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A
d
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o
c
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Schüler richtig beurteilen
Neue Formen der Leistungsbeurteilung und
individuellen Leistungsrückmeldung
D
D
ie Themen Leistungsbeurteilung und
Leistungsrückmeldung sind für Schü-
ler, Eltern und Lehrkräfte stets ein
’heißes Eisen’. Nur selten sind unsere Schü-
lerinnen und Schüler auf der Grundlage der
Leistungsbeurteilung in der Lage zu erken-
nen, was sie können bzw. nicht können und
wie es ihnen künftig gelingt, vorhandene
Fähigkeiten auszubauen und Schwächen zu
beheben. Die Referentin Ingvelde Scholz
stellt neue Formen der Leistungsbeurteilung
und individuellen Leistungsrückmeldung
vor, die allesamt in der Unterrichts- und
Schulpraxis mehrfach erprobt wurden und
sich bewährt haben.
Auf der Grundlage eines erweiterten
Lern- und Leistungsbegriffs zeigt die Refe-
rentin, wie die traditionelle Leistungsbeur-
teilung durch neue Formen ergänzt und
erweitert werden kann, zum Beispiel durch
ergebnis- und prozessorientierte Kriterien,
dialogische Verfahren, Perspektivengesprä-
che und andere.
Das Ziel der individuellen Leistungsrück-
meldung besteht darin, möglichst alle Schü-
lerinnen und Schüler zur Selbstreflexion und
zu eigenverantwortlichem Lernen anzure-
gen und sie in ihrer Entwicklung zu unter-
stützen. Wie das gelingen kann, wird in Vor-
trag, Diskussion, Übungen, Workshops, Part-
ner- und Gruppenarbeit erarbeitet.
Themen der Fortbildung
Der traditionelle und der erweiterte
Lern- und Leistungsbegriff
Ergänzung der Leistungsbeurteilung
durch individuelle und differenzierte
Aufgabenstellungen
Erweiterung der Lehrerbeurteilung
durch Rückmeldebögen der
Schülerinnen und Schüler
Aufgaben und Ziele individueller
Lernbegleitung
Fachspezifische und pädagogische
Diagnoseverfahren
Stolpersteine und Meilensteine
individueller Lernbegleitung
Phasen und Instrumente
individueller Lernbegleitung
Umsetzung individueller Lernbegleitung
in Schule und Unterricht
Kooperation zwischen Schule und
Elternhaus im Kontext der
individuellen Lernbegleitung
Leitfaden und Handreichung für
Lernbegleitergespräche.
27
2/2019 ·
lehrer nrw
FORTBILDUNGEN
Seminar-
Nr.
Titel
Thema Wann Uhrzeit Wo Referenten
Kurzinhalt
Gebühr
Mitglied
Gebühr
Nicht-
mitglied
Anmelde-
schluss
2019-0409
Gedächtnistraining und
Gehirnaktivierung für hirn-
gerechtes Lehren und Lernen
Arbeits-
organisation
und -techniken
Di. bis Mi.
09.04. bis
10.04.2019
15:00 bis
13:00 Uhr
dbb akademie
An der Herrenwiese 14
53639 Königswinter
Heike
Loosen
In dieser Fortbildung erfahren Sie, wie Sie die Lernfreude und
Leichtigkeit bei Ihren Schülern wieder hervorrufen und wach-
halten können.
100 EUR
150 EUR 26.02.2019
2019-0410
Auffällige Schülerinnen
und Schüler in der Schule –
mein persönlicher Umgang
mit schwierigen Situationen
und Beziehungen
Arbeits-
organisation
und -techniken
Mittwoch
10.04.2019
9:00 bis
15:00 Uhr
Leonardo Boutique Hotel
Oststraße 128
40210 Düsseldorf
Rainer
Semmler
In der Veranstaltung bekommen Sie Informationen über die Er-
scheinungsweisen von ’auffälligem Verhalten’, Deutungsmodel-
le und Interventionstechniken.
140 EUR 190 EUR 27.02.2019
2019-0503
Recht im Schulalltag –
Speziell für Berufsanfänge-
rinnen und -anfänger
Fortbildungen
für junge
Lehrkräfte
Freitag
03.05.2019
15:00 bis
18:00 Uhr
GDL Sitzungsraum 1. OG
Graf-Adolf-Straße 84
40210 Düsseldorf
Christopher
Lange
Junge Kolleginnen und Kollegen sind mit Rechtsfragen oft über-
fordert. Die Fortbildung beantwortet die wichtigsten Fragen aus
dem Schulalltag.
25 EUR
50 EUR 05.04.2019
2019-0508
face to face – Was sagt
mein Körper nonverbal?
Gewalt gegen
Lehrkräfte
Mittwoch
08.05.2019
09:30 bis
16:00 Uhr
Mercure Bonn Hardtberg
Max-Habermann-Straße 2
53123 Bonn
Lars
Konieczny
’face-to-face’ ist ein bewährtes Rollenspielseminar zum Um-
gang mit gewaltbereiten Personen. Das Seminar eignet sich für
alle Personen, die in ihrem beruflichen Alltag gewaltbereiten
und grenzverletzenden Personen begegnen. Durch den großen
Anteil an Selbsterfahrung und Rollenspiel ist die Fortbildung
stark körper- und praxisorientiert.
110 EUR
160 EUR
27.03.2019
2019-
0508a
Neue Formen der
Leistungsbeurteilung
und individuellen
Leistungsrückmeldung
Arbeits-
organisation
und -techniken
Mi. bis Do.
08.05. bis
09.05.2019
15:00 bis
13:00 Uhr
dbb akademie
An der Herrenwiese 14
53639 Königswinter
Ingvelde
Scholz
Die Referentin zeigt, wie die traditionelle Leistungsbeurteilung
durch neue Formen ergänzt und erweitert werden kann, zum
Beispiel durch ergebnis- und prozessorientierte Kriterien, dialo-
gische Verfahren oder Perspektivengespräche.
90 EUR 140 EUR 02.04.2019
2019-
0508b
Umgang mit Stress
und Belastung als
Führungskraft
Fortbildung
für schuliche
Führungskräfte
Mittwoch
08.05.2019
09:00 bis
16:30 Uhr
Leonardo Boutique Hotel
Oststraße 128
40210 Düsseldorf
Anette
Rüth
Sie lernen, Ihre persönlichen Ressourcen und Stresspunkte zu
überprüfen und wie Sie Ihre gesundheitsgefährdenden Arbeits-
und Einstellungsmuster ändern können.
150 EUR
200 EUR
27.03.2019
2019-0509 Techniken zur verbesserten
Stresstoleranz durch
Achtsamkeit und Arbeitsge-
staltung
Psychosoziale
Belastungen
Donnerstag
09.05.2019
09:00 bis
16:00 Uhr
Mercure Hotel
Bielefeld Johannisberg
Am Johannisberg 5
33615 Bielefeld
Heike
Becker
Achtsamkeit gewinnt in den letzten Jahren zunehmend an Be-
deutung – nicht nur für Menschen in krisenhaften Situationen,
sondern auch im ’normalen Alltag’. Durch Achtsamkeit lenken wir
gezielt unsere Aufmerksamkeit auf die innere und äußere Wahr-
nehmung. Wir beobachten, ohne zu bewerten, konzentrieren uns
nur auf die Wahrnehmung und nehmen den Moment an, so wie
er ist. Im Seminar lernen Sie die Grundlagen der Achtsamkeit
kennen und erlernen praktische Übungen für Ihren Alltag.
150 EUR
200 EUR
28.03.2019
2019-0513 Gemeinsames Handeln –
Regelarbeit/Rituale/
Strukturen
Arbeits-
organisation
und -techniken
Montag
13.05.2019
9:00 bis
16:00 Uhr
Ringhotel Drees
Hohe Straße 107
44139 Dortmund
Dorthe
Leschni-
kowski-
Bordan
Diese Fortbildung setzt sich ausführlich mit den Grundprinzi-
pien einer erfolgreichen Regelarbeit auseinander. Zudem wer-
den ergänzend die Aspekte von Ritualen und Verfahrensabläu-
fen thematisiert und beispielhaft erarbeitet.
130 EUR
180 EUR
01.04.2019
2019-0515
Rhetorik IV –
Aufbauseminar I für junge
Lehrerinnen und Lehrer
Fortbildungen
für junge
Lehrkräfte
Mittwoch
15.05.2019
09:00 bis
16:30 Uhr
Leonardo Boutique Hotel
Oststraße 128
40210 Düsseldorf
Karin
Punitzer
(Non)verbale Interaktionsskills für Empathie, rhetorische Techni-
ken für schwierige Gespräche
120 EUR
170 EUR
03.04.2019
lehrer nrw ·
2/2019
28
Meine Schüler sind auf (Klima-) Demo – Respekt!
Aber wie ist das rein rechtlich zu sehen?
Im Zuge der Schulstreiks, mit denen die schwedische Klima-
schutz-Aktivistin Greta Thunberg internationale Bekanntheit
erlangt hat, kommt es auch in Deutschland immer häufiger zu
Schülerdemos – bevorzugt während der Unterrichtszeit. Für
die Schulen stellt sich weniger die Frage, wie das politisch,
sondern wie das rechtlich zu bewerten ist. Eine Einordnung.
A
A
nstatt für die Zukunft zu lernen,
wollen Schüler zurzeit lehren, wo-
rauf es in der Zukunft ankommt: Zu
Tausenden demonstrieren junge Menschen
in unterschiedlichsten Ländern auf dem Glo-
bus für eine striktere Klimapolitik der Er-
wachsenen. Die Proteste werden von der Po-
litik wahr- und ernstgenommen; sie führen
sogar dazu, dass angesichts der gezeigten
jugendlichen Reife die alte Forderung nach
der Absenkung des Wahlalters auf sechzehn
Jahre wiederaufflammt. Die Demos finden
vorwiegend freitags statt unter dem Motto
‘Youth for climate’ oder ‘Friday for Future’.
Egal ob freitags oder an einem anderen
Wochentag, der persönliche Einsatz und das
politische Engagement von Jugendlichen für
ein hehres Ziel ist doch an sich zu begrüßen,
werden die meisten Lehrkräfte dabei den-
ken. Begrüßen ja, aber inwieweit unterstüt-
zen? Denn das Besondere ist, dass die De-
monstrationen, landläufig auch ’Schüler-
streiks’ genannt, bewusst während der
Unterrichtszeit stattfinden, das heißt Tau-
sende von Schülern schwänzen kollektiv
den Unterricht. Ob dieser Umstand stets
ein Beleg dafür ist, dass die Jugend bereit
ist, für ihre Ziele auch ganz besondere Op-
fer zu bringen, mag dahingestellt bleiben.
Hand aufs Herz: Der eine oder andere junge
Demonstrant würde das Opfern wertvoller
Freizeitstunden anstelle des Unterrichts si-
cher als schmerzlicher betrachten.
Ist Demonstrieren
während der Unterrichts-
zeiten erlaubt?
Nichtsdestotrotz stellt sich für die wesentli-
chen Beteiligten – Schüler, Lehrer, Schullei-
tungen und Eltern – die Frage nach der
rechtlichen Bewertung. Allem voran, ob die
Schülerschaft während der Unterrichtszeiten
demonstrieren darf.
Auf das im Grundgesetz verankerte
Streikrecht können sich die Schülerinnen
und Schüler, vorab bemerkt, bei einem Pro-
test beispielsweise gegen mangelnde
Unterstützung des Pariser Kli-
maabkommens und ähn-
lichem nicht beru-
fen. Denn Ar-
tikel 9
G
rundgesetz (GG) schützt nur den kollekti-
ven Arbeitskampf von Arbeitnehmern ge-
genüber Arbeitgebern.
Ginge es danach, wie sich die Kultusmi-
nisterkonferenz bereits vor über vierzig
Jahren dazu in ihrer Positionierung ’Zur
Stellung des Schülers in der Schule’ geäu-
ßert hat, käme eine Demonstration wäh-
rend der Unterrichtszeit generell nicht in
Betracht: »Das Demonstrationsrecht kann
in der unterrichtsfreien Zeit ausgeübt wer-
den.« Nur – diese Stellungnahme hat kei-
ne Rechtsverbindlichkeit.
Die Schulpflicht
wiegt schwerer
Vielmehr ist in dieser Fallgestaltung das
Grundrecht aus Artikel 8 Absatz 1 GG, sich
versammeln und demonstrieren zu dür-
fen, gegen
RECHT
§
AUSLEGER
von CHRISTOPHER LANGE
Friday for future: Auch in Düsseldorf
finden inzwischen regelmäßig Klimaschutz-
Demos statt. Den Teilnehmern
ist das wichtiger
als Schule.
29
2/2019 ·
lehrer nrw
Artikel 7 GG abzuwägen. Aus Artikel 7 GG
folgen der staatliche Erziehungsauftrag
und daraus die allgemeine Schulpflicht,
§43 Absatz 1 Schulgesetz NRW (SchulG).
Je schwerer das Demo-Ziel umzusetzen ist,
desto eher wird man das Engagement der
Schüler zulasten des Unterrichts gehen
lassen. So wäre eine sogenannte Spontan-
Demo zulässig, wenn ihr Ziel zu einer spä-
teren Zeit nach dem Unterricht seinen Sinn
verlieren würde. Dies trifft hier nicht zu,
der an sich edle Kampf ums Klima kann
auch noch nach der Schule geführt wer-
den. Daher überwiegt die Schulpflicht.
Anders ist die Lage dann, wenn der Weg
zur Teilnahme an einer Veranstaltung durch
Beurlaubung vom Unterricht auf Antrag
und nach Entscheidung der Schulleitung
geebnet ist. In Einzelfällen und unter ent-
sprechenden Voraussetzungen könnte dies
nach §43 Absatz 4 SchulG und dem ein-
schlägigen Erlass ermöglicht werden.
Liegt keine Beurlaubung vor, stellt die Teil-
nahme an einer Demonstration während der
Unterrichtszeit unentschuldigtes Fehlen der
beziehungsweise des betreffenden Schul-
pflichtigen dar. Wer dadurch sogar eine Klas-
senarbeit versäumt, sollte sich darüber klar
s
ein, dass er die Leistung aus einem von ihm
beziehungsweise ihr zu vertretenden Grund
nicht erbringt. Eine auf diese Weise verwei-
gerte Leistung wird wie eine ungenügende
Leistung bewertet (§48 Absatz 5 SchulG).
Märtyrer-Rolle
für Demonstranten?
Aber auch wer einfache Unterrichtszeit ver-
säumt, kann seinen Preis bezahlen – aller-
dings ist hier die Lehrkraft im Zugzwang,
sich zunächst eine durchgreifende Reaktion
auszudenken, die insbesondere auch päda-
gogischen Ansprüchen genügt. Die Ord-
nungsmaßnahme des Verweises für die un-
entschuldigt Demonstrierenden könnte ge-
gebenenfalls nur die Solidarisierung der Be-
troffenen auslösen. Unter Umständen wer-
den diese sich geradezu sogar in einer Art
’Märtyrer’-Rolle sonnen können. Noch we-
niger ist an den vorübergehenden Aus-
schluss vom Unterricht als Sanktion zu den-
ken. Denn es wird in den meisten Fällen
wohl effektlos sein, jemanden ausgerech-
net damit zu bestrafen, was ihm letztlich
vorgeworfen wird, das heißt die man-
gelnde Teilnahme am Unterricht.
Weitaus mehr noch ist von
Seiten einer Schulleitung zu
beachten, wenn sie inspi-
riert durch das Anliegen
der Schülerinnen und
Schüler selbst eine
spezielle Schulveran-
staltung zulässt.
Nicht zuletzt vor
dem Hintergrund
des aktuell beson-
ders diskutierten Ge-
dankens der Stärkung
des Demokratiever-
ständnisses von Schüle-
rinnen und Schülern könn-
te sich dies aufdrängen. Und
tatsächlich haben auch bereits an einigen
Schulen nachmittägliche Diskussionsrunden
stattgefunden – im Endeffekt haben hier
Schülerinnen und Schüler zeigen können,
dass sie sich auch dann für das Klima einset-
zen, wenn sie dafür zusätzliche Zeit aufbrin-
g
en müssen. Bei schulischen Veranstaltun-
gen ist jedoch darauf zu achten, dass nicht
der Eindruck entsteht, eine Schule setze sich
einseitig zugunsten oder zu Ungunsten be-
stimmter gesellschaftlicher oder politischer
Gruppen oder Interessenverbände ein. Es
gilt, die Unparteilichkeit der Schule zu wah-
ren, wie das Schulministerium NRW extra in
seinem Bildungsportal betont. Daneben ist
an die Gewährleistung der Aufsicht der
Schülerinnen und Schüler zu denken, was
angesichts der Sicherheitslage bei einer
Demonstration nicht ohne Risiko sein wird.
Unterricht verlegen?
Es wird klar, dass es für Lehrkräfte und
Schulleitungen nicht immer einfach ist, po-
litisches Engagement der Schülerschaft
wertzuschätzen. Eine an sich naheliegende,
aber oftmals nachvollziehbar unpopuläre
Möglichkeit könnte dabei auch gewählt
werden: Bietet es sich vertretbar an, so
können Unterrichtszeiten im Einzelfall so
verlegt werden, dass Schüler an Demos
teilnehmen können, ohne dass überhaupt
Unterricht ausfallen muss.
Zu kurz gegriffen ist dagegen wohl, sich
aus dem Gedanken heraus mit der Thema-
tik gar nicht auseinanderzusetzen, dass die
Klima-Demos ja vermutlich ohnehin früher
oder später einschlafen werden. Denn wer
sagt nicht, dass junge Menschen nicht bald
auch neue Demos und Aktionen auf die
Beine stellen, gerade im Zeitalter rasanter
Mobilisierung von Personengruppen über
Internet und Smartphone?
Es könnte allenfalls sein, dass sich dann
anderweitige Rechtsfragen stellen, so wie
beim Schülerprotest gegen ’Mama-Taxis’
vor einer Schule in Daglfing – diese finden
nicht während, sondern sogar vor dem
Unterricht statt.
RECHT
§
AUSLEGER
Christopher Lange
leitet die Rechtsabteilung
des
lehrer nrw.
E-Mail:
Rechtsabteilung@lehrernrw.de
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lehrer nrw ·
2/2019
30
ANGESPITZT
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S
ie sind Lehrkraft und haben die selte-
ne Gabe, über Wasser gehen zu kön-
nen? Das ist ziemlich beeindruckend
aber nichtr die strengen Damen und
Herren von der Qualitätsanalyse. Wenn
sich die QA ansagt, dann löst das in den
Kollegien zuverlässig kollektive Schnapp-
atmung aus. Die Prüfer, von denen der
ein oder andere als Lehrer vor einer nor-
mal lebhaften Klasse höchstwahrschein-
lich scheitern würden, machen es sich
meist in der hinteren Reihe bequem und
arbeiten in einer etwa zwanzigminütigen
Stippvisite ihren Fragebogen ab.
Für Übers-Wasser-Gehen ist auf dem
Bewertungsbogen kein Kreuzchen vor-
gesehen. Bewertet wird strikt nach
Schema F. Wir wollen’s mal nicht über-
treiben mit der pädagogischen Freiheit.
Stattdessen werden Showstunden
veranstaltet. Arbeitsblätter werden er-
stellt und kopiert – natürlich in drei-
fach-differenzierter Form. Das kommt
hervorragend an bei den Damen und
Herren Prüfern und wird mit einem
Kreuzchen belohnt. Viele Kreuzchen
sind gut. Das gibt einen schönen Be-
richt, und man hat Ruhe bis zum nächs-
ten QA-Besuch. Und bis dahin kann
man auch wieder vernünftigen Unter-
richt machen.
Was die Qualitätsanalyse mit der
meist von schwierigen bis miserablen
Rahmenbedingungen geprägten Unter-
richtsrealität in den Schulen zu tun hat?
Gar nichts. Welche Aussagekraft die QA
hat? Keine. Macht aber nix. Das Perso-
nal von 4Q muss halt beschäftigt wer-
den. Sonst könnte ja noch jemand auf
die Idee kommen, dieses Dezernat sei
überflüssig.
Jochen Smets
Übers Wasser gehen
ist kein Qualitätsmerkmal
Finden Sie die
Gemeinsamkeit
Finden Sie die
Gemeinsamkeit
Was haben Usain Bolt und eine Schnupfnase gemeinsam? –
Beide laufen.
Auch die folgenden Begriffe haben Gemeinsamkeiten.
Welches gemeinsame Verb passt zu den jeweiligen Wortpaaren?
Die Verbindung ist manchmal leicht manchmal ganz schön
kniffelig zu finden.
1. Zeitung & Lampe
2. Ziegen & Eltern
3. Schmidt & Schornstein
4. Hefe & Sonne
5. Wachs & Eis
6. Renten & Betten
7. Uhr & Herz
8. Vertrag & Tür
9. Schleife & Blumen
10. Ball & Pferd
11. Knoten & Rätsel
12. Wasser & Ausweis
13. Medizin & Mahlzeit
14. Schicksal & Geschenk
15. Geld & Runde (Kneipe)
16. Herz & Kassette
17. Hose & Baby
18. Kugelschreiber & Klingel
19. Braten & Flieder
Lösungen: 1. brennen, 2. meckern, 3. rauchen, 4. aufgehen, 5. schmelzen, 6. beziehen, 7. schlagen, 8. schließen
9. binden, 10. springen, 11. lösen, 12. ablaufen, 13. einnehmen, 14. annehmen, 15. ausgeben,
16. verschließen, 17. tragen, 18. drücken, 19. duften.
Konzentriertes
Rückwärtslesen
Konzentriertes
Rückwärtslesen
Was haben Bernd Stelter, Eugen Roth und ich gemeinsam?
Nun, das herauszufinden ist jetzt Ihre Aufgabe. Die Lösung ist:
Wir lieben die Nordsee!
Bernd Stelter hat seine Liebe in seinem Lied: »Ich will am Meer
sein« vertont, Eugen Roth hat sie in ein Gedicht gegossen. Und
ich? Nun, ich teile sie mit Euch durch diesen Brain Quickie.
Für alle, denen sich Lyrik nicht auf den ersten Blick erschließt:
Vielleicht hilft ja ein Perspektivwechsel? Mit etwas Konzentration
versteht man das Gedicht von Eugen Roth.
Eesdron
.tnnapseg tsi re ,tmmok gnildmerF reD
.dnaS redeiw dnu dnaS ?re theis saW
mhi tengegeb tleW red hcstiK reD
.mitiram nehcorpsegsua reih
,geW reknil bo ,geW rethcer bO
.gewreknilK ehcielg red tsi se
?nebielb nehcoW ierd re llos reih dnU
?nebiertrev tieZ eid hcis re llos eiW
?nretrahc brokdnartS nenie hcis re lloS
?nretram neuabnegruB tim rag hciS
,nebahre eid rebu? hcis tlhu?f rE
.nebarg ednaS mi llovrefie eid
,rezlemhcsnednutS sla ,gaT netiewz mA
,rezla?W nekcid ned rovreh re tloh
,tednasrev hcrud dnu hcrud ,re tuahcs hcod
.tednarb egoW eid ow hcon run dlab
nehclefueT nie eiw – nettird mA
nehclefua?hcS med tim re tsbles tba?rg
,tsaG sla ,hcis netreiv ma tah dnu
.tssapegna tlewmU red znag nohcs
:tnnir elleW eid ,dnaS red ,tieZ eiD
dniK muz snhesrevnu driw hcsneM reD
,ssulhcS muz dniK nie eiw hcua tlueh dnu
.ssum esuaH hcan s’liew ,hcilkcu?lgnu
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HIRNJOGGING
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lehrer nrw
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würde ich mehr
sehr freuen:
mail@heike-loosen.de
Heike Loosen
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Ende des Aktionszeitraums die meisten Mitglieder*
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nen, ein Smartphone, ein Fern-
sehgerät oder eine Digitalka-
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chen Wunsch Sie sich damit erfüllen möchten, liegt ganz an
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2020.
Hinweis: Alle Fotos haben nur Symbolcharakter. Die Abbildungen sind nicht identisch mit den Artikeln,
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im Rahmen der Mitglieder-Werbeaktion als Gewinn auslobt.
* nur Vollzahler, keine Lehramtsanwärter oder Pensionäre
Fotos: PIXELIO/MEV/Fotolia