3
Unter der Lupe
Über die Harmonie
im Klassenraum
15
Dossier
Mülheimer Kongress 2019:
Die Lehrkraft zwischen
analog und digital
28
Recht§ausleger
Elternrechte: Wer
ist überhaupt mein
Ansprechpartner?
6
Im Brennpunkt
Fortbildung im
Fokus der Kritik
Lehrergewinnung &
Lehrerfortbildung:
Nachjustieren!
Pädagogik & Hochschul Verlag
.
Graf-Adolf-Straße 84
.
40210 Düsseldorf · Foto: AdobeStock
1781 | Ausgabe 7/2019 | DEZEMBER | 63. Jahrgang
Lehrergewinnung &
Lehrerfortbildung:
Nachjustieren!
Das Redaktionsteam und der Landesvorstand von
lehrer nrw
wünschen den Kolleginnen und Kollegen
ein frohes Weihnachtsfest 2019 und viel Erfolg und Gesundheit für 2020!
Ein Hinweis in eigener Sache: Wir haben uns entschlossen, in diesem Jahr auf Weihnachtskarten zu
verzichten und stattdessen an den ‘Orden der Schwestern von der göttlichen Vorsehung’ in Münster zu spenden.
AUFGESPIESST
Brigitte Balbach: Über die
Harmonie im Klassenraum
und was das mit den Kindern macht! 3
MAGAZIN
Schulen gegen Diskriminierung 4
Projektauftakt
‘Reales Philosophieren’
5
Offener Brief an den
Ministerpräsidenten
10
IM BRENNPUNKT
Sven Christoffer: Fortbildung
im Fokus der Kritik
6
JUNGE LEHRER NRW
Sarah Wanders:
Wir sitzen alle in einem Boot
Ein Resümee aus aktuellen
Personalversammlungen
8
BATTEL HILFT
Neulich im Wartezimmer… 11
TITEL
Geschichte vor Ort erleben 12
Christopher Lange:
lehrer nrw
gegen Antisemitismus 13
DOSSIER
Mülheimer Kongress 2019:
Die Lehrkraft zwischen
analog und digital
15
SCHULE & POLITIK
Bessere Arbeitsbedingungen
für starke Lehrkräfte
19
Ein Pädagoge packt aus 20
Torsten Krauel: Schluss mit der
‘Versuchskaninchen-Praxis’
in unseren Schulen!
22
Jochen Smets: Das Problem
nicht bei der Wurzel gepackt
23
KOLUMNE
Ferdinand Kümmertsich:
Hurra, Hurra! Die Medien-
kompetenzteams sind da
24
SENIOREN
‘Macke ganz nah’ 25
FORTBILDUNGEN
Souverän vor der Klasse und
im Elterngespräch
26
Resilienz für Lehrerinnen
und Lehrer
26
RECHT§AUSLEGER
Christopher Lange: Elternrechte:
Wer ist überhaupt mein
Ansprechpartner?
28
ANGESPITZT
Von Digitalisierung
und Kontinentaldrift
30
HIRNJOGGING
Aufgabe 1: Visuelle Koordination
Aufgabe 2: Teekesselchen
31
Passen Sie auf sich auf,
und bleiben Sie uns treu!
Foto: AdobeStock
IMPRESSUM
lehrer nrw
– G 1781 –
erscheint sieben Mal jährlich
als Zeitschrift des
‘lehrer nrw’
ISSN 2568-7751
Der Bezugspreis ist für
Mitglieder des
‘lehrer nrw’
im Mitgliedsbeitrag enthal-
ten. Preis für Nichtmitglieder
im Jahresabonnement:
35,– inklusive Porto
Herausgeber und
Geschäftsstelle
lehrer nrw
Nordrhein-Westfalen,
Graf-Adolf-Straße 84,
40210 Düsseldorf,
Tel.: 02 11/1640971,
Fax: 0211/1640972,
Web: www.lehrernrw.de
Redaktion
Brigitte Balbach,
Sven Christoffer,
Christopher Lange,
Jochen Smets,
Sarah Wanders, Düsseldorf
Verlag und
Anzeigenverwaltung
PÄDAGOGIK &
HOCHSCHUL VERLAG
dphv-verlags-
gesellschaft mbH,
Graf-Adolf-Straße 84,
40210 Düsseldorf,
Tel.: 02 11/3558104,
Fax: 0211/3558095
Zur Zeit gültig:
Anzeigenpreisliste Nr. 19
vom 1. Oktober 2018
Zuschriften und
Manuskripte nur an
lehrer nrw
,
Zeitschriftenredaktion,
Graf-Adolf-Straße 84,
40210 Düsseldorf
Für unverlangt eingesandte
Manuskripte kann keine Ge-
währ übernommen werden.
Namentlich gekennzeichnete
Beiträge geben die Meinung
ihrer Verfasser wieder.
INHALT
lehrer nrw ·
7/2019
2
Über die Harmonie
im Klassenraum
... und was das mit den Kindern macht!
I
I
ch streite gern in der Sache. »Das wissen wir«, werden
viele von Ihnen sagen und weiterblättern wollen. Blei-
ben Sie doch eine kleine Weile bei mir, um zu hören,
welch wichtige Erkenntnis ich kürzlich nachts um rund
1 Uhr hatte, der meine Liebe zum Kleist‘schen Aufsatz
‘Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Re-
den’ zugrunde liegt. Und genau diese Intention habe ich für
mich und auf meine Art weiterentwickelt: Ich rede gern in
der Sache: Klartext! Das hat oft Überraschungen zur Folge
– man stimmt mir oft vehement zu – oder man bekämpft
nicht nur meine Thesen zur Streitfrage, sondern auch mich
persönlich. Ich liebe das! Auf diese Art und Weise störe ich
oft in kleinen und auch großen Gruppen die vermeintlich
harmonische Gruppendynamik, unter der es schon vorher
unterschwellig zu oft laut grummelt … ohne dass jemand
etwas sagt. Unterschiede werden gern zugedeckt.
Wo ist die Streitkultur geblieben?
Im Landtag zum Beispiel erfuhr ich während dieser Legisla-
turperiode gelebte (vermeintliche?) Harmonie über alle Par-
teigrenzen hinweg. Jede Streitkultur scheint ein grundsätzli-
ches Einvernehmen als Ziel zu haben. Von einer gewünsch-
ten, gewollten und notwendigen Streitkultur der Abgeord-
neten unterschiedlicher Parteien ist aus meiner Erfahrung
heraus kaum etwas zu merken – rudimentäre Reste einer
solchen sind dort dann vorhanden, wenn man Menschen
aus Parteien auf ihre politischen Leistungen festlegen
möchte, seien es die der Vergangenheit oder die der Zu-
kunft. Nichts scheint dort von allen MdLs weniger er-
wünscht zu sein, als mit vergangenen Taten oder Aussagen
etwa der letzten Legislaturperiode konfrontiert zu werden.
Ja, man mag sich untereinander nicht so gern bekämpfen
(leben und leben lassen!), sondern liegt sich äußerst gern
harmonisch in den Armen, am liebsten mit politischen Geg-
nern! Frei nach dem Motto: Wir wissen alle nicht, was mor-
gen kommt – mit wem wir zusammenarbeiten und leben
müssen. Damit agieren Politiker aber mit dem ständigen
Blick in die scheinbar verheißene Zukunft und vergessen
leicht darüber die Gegenwart, in der sie
zunächst das umsetzen sollten, wofür sie
gewählt worden sind.
Harmonie statt Klartext
In den Kollegien in Schulen ist dieses Phänomen auch anzu-
treffen, wird mir berichtet. Harmonie kommt besser an als
Klartext und Auseinandersetzungen, die ja auch bei Teilha-
be von Vehemenz lautstark und unharmonisch wirken kön-
nen. Dennoch ist es nach dicker Luft eines Streites möglich,
dass die be- und gereinigte Luft zu inspiriertem gemeinsa-
mem Tatendrang führt! Das ist keinesfalls selten der Fall!
Meine Erkenntnis war und ist bisher in meinem Leben, dass
nur wenige Menschen Leidenschaft beim Austausch unter-
schiedlicher Meinungen schätzen. Die meisten Menschen
lieben es harmonisch, ausgeglichen, liebevoll. Sie wollen
unbelastet nach Hause gehen, nicht über Gesagtes grübeln
wollen oder mit Verletzungen, die ihnen zugefügt wurden
oder die sie selbst initiiert haben, in den nächsten Tagen le-
ben müssen. Belastungen dieser Art sind unerwünscht! Sie
bedrücken unsere Seele, unser Leben, unsere Arbeit oder
unser privates Leben. Nur das nicht – ist alles schon kompli-
ziert genug! Also setzen wir grundsätzlich auf Zustimmung.
Hass wird salonfähig
Zeitgleich begegnet uns ein zweites gesellschaftliches Phä-
nomen unter jüngeren und älteren Menschen: der Hass. Ob
im Internet, per Handy, ob persönlich oder in Chatgruppen
– der Hass ist allgegenwärtig, laut, ungehobelt, er wütet
geradezu und schreckt auch vor dem intimsten Privatleben
eines Menschen nicht zurück. Er macht Menschen Angst
und behindert ihre freie innere Entwicklung, er bedroht ih-
ren Seelenfrieden; dennoch scheint er bis hinein in deutsche
Parlamente salonfähig geworden zu sein! Finden Sie das
nicht auch unglaublich? Der Hass kann mittlerweile so weit
gehen, dass Menschen an der Ausübung ihres Berufes ge-
hindert werden. Was bedeutet das für unser Zusammenle-
ben? Wer hasst, siegt? Unterdrückter Hass schont das eige-
ne Herz? Nicht hassen führt zu Magengeschwüren? Alles
hinnehmen’ ist die neue Strategie? Nur keinen Ärger? Alle
sollen mich lieb haben?
3
7/2019 ·
lehrer nrw
UNTER DER LUPE
von BRIGITTE BALBACH
lehrer nrw ·
7/2019
4
UNTER DER LUPE / MAGAZIN
Nehmen wir einmal an, wir würden uns für die grund-
sätzliche Strategie des Raushaltens entscheiden. Was hieße
das? Unser Gegenüber sagt etwas – wir stimmen sofort zu,
erst nach einem Nachdenken zu, verzögert zu, wir schwei-
gen, wir entfernen uns lokal? Wir lächeln und schütteln
freudig die Hand nach ein paar freundlichen Floskeln?
Erbärmlich, oder? Das führt aber auf jeden Fall nicht zu
unliebsamen Auseinandersetzungen – versprochen. Was
macht das mit einer Gesellschaft?
Die geistig entleerte Gesellschaft
Wir verarmen! Wir entleeren uns geistig! Wir bemühen uns,
unbedarft zu werden und lassen die erlebte Vielfalt in unse-
rer Gesellschaft verdorren! Dafür liegen wir dumm und be-
glückt in den Armen eines vermeintlichen, aber unechten
Verständnisses füreinander, das wie weggeblasen ist, so-
bald unser Gegenüber aus unseren Augen und Ohren und
damit unseren einzigen noch übrig gebliebenen Sinnen ent-
schwunden ist. Zurück bleibt – nichts! Naja, im besten Fall
wie nach zu viel Alkohol – ein schaler Geschmack, der ein
paar Stunden nachwirken kann. Für die Zukunft ein leichtes
Winken mit der Hand so über die Straße hinweg. Eine Mei-
nungsvielfalt wird damit jedoch definitiv verhindert. Eine
Auseinandersetzung in der Sache und ein tiefes Interesse
an der Meinung des anderen Menschen sind nicht mehr
möglich.
Die Vernichtung der Vielfalt
Ich lese zurzeit ein kleines interessantes, sehr lesenswertes
Reclam-Heftchen mit dem Titel ‘Die Vereindeutigung der
Welt’ von Thomas Bauer, Untertitel: ‘Über den Verlust an
Mehrdeutigkeit und Vielfalt’. Darin zeigt er auf, wie die Viel-
falt in der Natur deutlich zurückgeht. Seine Sichtweise ist
die, dass mit den Einschränkungen der Vielfalt in der Natur
auch die des Menschen verbunden ist. Bauer spricht von ei-
ner Tendenz zu einem Weniger an Vielfalt, einem Rückgang
an Mannigfaltigkeit. Als Ursachen dafür nennt er die Ver-
städterung, die größere Mobilität, die Globalisierung über-
haupt, die Belastung durch den Verkehr, die industrialisierte
Landwirtschaft, den Klimawandel, die Monopole der großen
Lebensmittelkonzerne – die kapitalistische Wirtschaftswei-
se. Den Menschen sieht er heute mit einer Disposition zur
Vernichtung der Vielfalt. Die Bereitschaft zur Vielfalt sei
dem Menschen abhandengekommen. Wir sind unwillig, so
Bauer, die Vielfalt zu ertragen, zum Beispiel die Vielfalt eth-
nischer Diversitäten, die Vielfalt von Lebensentwürfen und
die vielfältiger Wahrheiten.
und das Erstarken
des Fundamentalismus
Die Welt sieht er heute uneindeutig – das kann der Mensch
kaum ertragen, die zahlreichen Möglichkeiten einer jeweili-
gen Interpretation erscheint vielen Menschen unklar, diffus,
sich widersprechend. Bauers Aussage lautet: Die Welt ist
voll von Ambiguität. Der Mensch kann alles so oder anders
sehen oder deuten. Uns fehlt in seinen Augen eine Ambigui-
tätstoleranz, die jedoch dringend notwendig ist, um Schlim-
meres zu verhindern, nämlich die Vereindeutigung der Welt,
wie sie der Fundamentalismus betreibt oder gar die Gleich-
gültigkeit gegenüber der Welt!
Ich glaube, dass auch in Schule unsere Ambiguitätstole-
ranz geschult werden kann, unsere eigene und die unserer
Schülerinnen und Schüler. Das wird in keinem einzigen Fall
von Nachteil sein. Der Fundamentalismus in der Welt
wächst überall – in diesem Sinne eine Vereindeutigung der
Welt zu verhindern, kann für uns Lehrer eine Lebensaufga-
be sein oder werden!
Packen wir es an – überall dort, wo wir leben.
Brigitte Balbach ist Vorsitzende des
lehrer nrw
E-Mail: info@lehrernrw.de
Schulen gegen Diskriminierung
Immer wieder sind Herkunft, Religion, Ge-
schlecht, sexuelle Identität oder Behinde-
rung Anlass für Diskriminierung an Schulen.
Dagegen wendet sich der Wettbewerb
fair@school.
M
it dem Wettbewerb fair@school wol-
len der Cornelsen-Verlag und die Anti-
diskriminierungsstelle des Bundes Schulen
würdigen, die sich erfolgreich gegen Aus-
grenzung und Diskriminierung im Klassen-
zimmer oder auf dem Schulhof stark ma-
chen. Ausgezeichnet werden Schulprojekte,
die sich für ein gelungenes Miteinander ein-
setzen. Als Gewinne winken Geldpreise in
Höhe von 1.000 Euro bis 3.000 Euro. Die
Gewinnerteams werden zusätzlich zu einer
festlichen Preisverleihung nach Berlin einge-
laden.
Unter
www.fair-at-school.de können
bis zum 31. Januar 2020 Projekte für mehr
Fairness an Schulen eingereicht werden.
Teilnehmen kann, wer sich an einer allge-
mein- oder berufsbildenden Schule in
Deutschland für Vielfalt stark macht. Alle
Zusendungen werden vom Zentrum für Bil-
dungsintegration (ZBI) der Stiftung Universi-
tät Hildesheim begutachtet und von einer
zehnköpfigen Fachjury bewertet.
Foto: AdobeStock/phloxii
MAGAZIN
Projektauftakt
’Reales Philosophieren’
Z
Z
um Auftakt für das Modellprojekt
’Reales Philosophieren’ war NRW-
Schulministerin Yvonne Gebauer am 20. No-
vember an der Johann-Bendel-Realschule in
Köln-Mülheim zu Gast. Das Projekt dient zur
Unterstützung der Schülerinnen und Schüler
bei der Berufs- und Lebensorientierung. Als
Initiator transferiert das gemeinnützige Bil-
dungsunternehmen KultCrossing diese be-
sondere Form der philosophischen Ge-
sprächsführung der Münchener Akademie
für Philosophische Bildung und WerteDialog
erstmals nach Nordrhein-Weszfalen. Förde-
rer ist die RheinEnergieStiftung Jugend/Be-
ruf, Wissenschaft.
Das Projekt ergänzt die klassische Berufs-
wahlvorbereitung um eine entscheidende
Perspektive: Es fördert die Selbstreflexion
der Jugendlichen und befasst sich mit den
Werten, die hinter Entscheidungen stehen,
durch Auseinandersetzung mit ihren zentra-
len Lebensfragen. Das eröffnet ein breites
Spektrum an sprachlichen und kognitiven
Fähigkeiten, Toleranz wie Wertschätzung
und stärkt demokratische Kompetenzen.
Das schätzt auch Peter Betz, stellvertre-
tender Schulleiter der Johann-Bendel-Real-
schule: »Als Schule in einem Stadtteil mit
74,8 Prozent Migrationshintergrund bei den
unter 18-Jährigen und einer entsprechend
heterogenen Schülerschaft versuchen wir,
unseren Integrationsanspruch umzusetzen
und unsere Schüler zugleich umfassend zu
fördern, indem wir auf wirksame fächer-
übergreifende Projekte setzen. Im ’Realen
Philosophieren’ sehen wir eine große Chan-
ce für die Jugendlichen im Übergang von
der Schule in den Beruf«.
Beim Besuch der Ministerin wurden auch
weitere Bildungsmaßnahmen vorgestellt,
zum Beispiel die Umweltbildung mit eigener
Elektro-Mofa AG, Honig-Bienen AG und dem
schuleigenen Garten sowie dem Bau von In-
sektennisthilfen und Wildbienenbeobach-
tungskästen.
Foto: KultCrossing
lehrer nrw ·
7/2019
6
BRENNPUNKT
Fortbildung im
Fokus der Kritik
Es ist etwas faul im Staate Nordrhein-Westfalen – jedenfalls
wenn man der Expertengruppe Glauben schenken darf, der die
Ergebnisse der Interviews und Befragungen zur Evaluation der
Lehrerfortbildung zur Auswertung übergeben worden waren, um
Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Lehrerfortbildung
zu erarbeiten.
S
S
chulministerin Yvonne Gebauer hatte
unmittelbar nach Amtsantritt 2017 ei-
ne umfassende Evaluation der Lehrer-
fortbildung in Nordrhein-Westfalen in Auf-
trag gegeben. Hierzu haben Akteure sowie
Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Lehrer-
fortbildung in qualitativen Interviews und in
einer Online-Befragung über ihre Erfahrun-
gen berichtet. Die Ergebnisse wurden dann
einer Expertengruppe zur Auswertung vorge-
legt. Die Stellungnahme der fünfköpfigen
Wissenschaftlergruppe liegt nunmehr vor,
umfasst 35 Seiten und sieht erheblichen Ent-
wicklungsbedarf. Hier die wichtigsten Er-
kenntnisse und Empfehlungen:
Steuerung der
Lehrerfortbildung
Ein effektives Fortbildungssystem müsse funk-
tionierende Wege der Erhebung und Verarbei-
tung der Bedarfe seiner zentralen Anspruchs-
gruppen (also der Lehrerinnen und Lehrer vor
Ort) aufbauen und institutionalisieren sowie
funktionierende Mechanismen zur Überprü-
fung der Akzeptanz und Qualität seiner Ange-
bote aufbauen, nutzen und deren Ergebnisse
öffentlich machen. Hierzu empfiehlt die Exper-
tengruppe ein umfassendes quantitatives und
qualitatives Monitoring, mit dem der Fortbil-
dungsbedarf und die Qualität der Angebote
systematisch erfasst werden.
Organisation der
Lehrerfortbildung
Ein zentraler Kritikpunkt der Befragten ist
eine zu komplexe Struktur der nordrhein-
westfälischen Lehrerfortbildung mit zu vie-
len Akteuren (Ministerium, Bezirksregierun-
gen, Landesinstitut QUA-LiS, Kompetenz-
teams bei den Schulämtern, Schulen) und
oft unklaren Zuständigkeiten. Deshalb brau-
che es künftig »eine starke Einheit, die für
die professionelle Qualität der Angebote
und weiterführende Entwicklungen sorgt,
und dezentrale Einheiten (acht bis zwölf
’Regionalteams’), die in Kontakt mit den
Schulen Bedarfe eruieren, im Fortbildungs-
system kommunizieren und lokal angepass-
te Angebote schaffen«.
Qualität der
Fortbildungsangebote
Aufschlussreich im Hinblick auf die Qualität
der Angebote waren vor allem die Ergebnis-
se der Lehrkräftebefragung:
Sowohl bei den zukünftig geplanten
schulexternen als auch bei den schulinter-
nen Fortbildungen liegen die externen
Anbieter in der Anwahlpräferenz vor den
Bezirksregierungen und den Kompetenz-
teams.
Kritisiert wird vielfach, dass der individu-
elle Fortbildungsbedarf von Schulen und
Lehrkräften nicht ausreichend berücksich-
tigt wird.
von SVEN CHRISTOFFER
Erwartet und gewünscht werden
mehrphasige Veranstaltungsreihen
(statt ’One-Shot-Veranstaltungen’),
Coaching und die Digitalisierung in
der Fortbildung, unter anderem durch
online-basierte Fortbildungen.
Gefragt wird des Weiteren nach einer
höheren Fachspezifik in der Lehrkräfte-
fortbildung. Die Fortbildungsmaterialien
sollen mehr bedarfs- und handlungsori-
entiert gestaltet sein.
Qualifizierung der
Fortbildungskräfte
Gegenwärtig würden Lehrkräfte für eine
Tätigkeit in der Lehrerfortbildung in der
Regel in einem Umfang von zwei bis fünf
Unterrichtsstunden entlastet. Es sei zwar
grundsätzlich wünschenswert, dass Fortbil-
dungskräfte praktische Unterrichtserfah-
rungen aufwiesen, entscheidend sei aber
auch, dass sie genügend Zeitressourcen be-
kämen, um ihren Aufgaben gerecht zu wer-
den. Eine professionelle Qualifizierung
(zum Beispiel durch ein modulartig aufge-
bautes Studium für Personen, die sich län-
gerfristig in der Fortbildung engagieren
wollen) sei zu gewährleisten. Außerdem
müsse eine Tätigkeit in der Lehrerfortbil-
dung die Möglichkeit bieten, beruflich auf-
zusteigen.
Fortbildungskultur
an den Schulen
Bemängelt wurde von den befragten
Personen vor allem, dass
die Ressourcen der Einzelschulen für
Lehrkräftefortbildung zu gering seien;
die Lehrkräftefortbildung zu
starr und unflexibel sei;
das Fortbildungsbudget nach dem
’Gießkannenprinzip’ an alle Schulen
gleich vergeben werde;
der Anspruch auf nachfrageorientierte
und flächendeckende Fortbildungsange-
bote nicht der Realität entspreche;
BRENNPUNKT
7
7/2019 ·
lehrer nrw
die Erfassung der Fortbildungsbedarfe der
Schulen/Lehrkräfte bisher nur unsystema-
tisch erfolge;
in der Lehrkräftefortbildung nicht alle
Zielgruppen (multiprofessionelle Teams,
Seiteneinsteiger, Berufsanfänger, Referen-
dare …) beachtet würden;
das Bekanntmachen der Fortbildungsan-
gebote bisher unsystematisch erfolge.
Einbeziehen von
Schülerinnen und Schülern
Aktuelle Studien hätten unter anderem ge-
zeigt, dass Schülerinnen und Schüler die
Qualität des Unterrichts zuverlässig und dif-
ferenziert beschreiben können. Daher sollten
die Schulen auch Schülerbefragungen durch-
führen, um den Fortbildungsbedarf einer
Schule aus Schülersicht zu ergänzen.
Nicht den Bock
zum Gärtner machen!
Was Sie, hochgeschätzte Leserinnen und Le-
ser, von dem letzten Punkt halten, wage ich
zu erahnen. Und ich teile Ihre Meinung. Viel
mehr Sorgen bereitet mir aber eine andere
Empfehlung der Expertengruppe: Auf Seite 7
der Stellungnahme heißt es unter der Über-
schrift ’Stärkung einer Instanz auf Landesebe-
ne mit zentraler Steuerungsfunktion’: »Als
zentrale Instanz bietet sich hier zum Beispiel
die Qualitäts- und UnterstützungsAgentur –
Landesinstitut für Schule (QUA-LiS) … an.«
Wie bitte? Das hieße ja, dass man die Instanz,
die als maßgeblicher Akteur der bisherigen
Lehrerfortbildung offensichtlich komplett ver-
sagt hat, mit noch mehr Kompetenzen und
Befugnissen ausstatten würde. Mein ehemali-
ger Schulleiter sprach immer vom ’Paradieser
Institut’ und vom ’Soester Elfenbeinturm’,
wenn von QUA-LiS (mit Sitz in Soest, Paradie-
ser Weg 64) die Rede war. Nomen est omen!
Ich rate dem Ministerium deshalb an, sich bei
Google über das sogenannte ’Peter-Prinzip’ zu
informieren (gilt offensichtlich nicht nur für
Einzelpersonen, sondern für ganze Behörden)
und empfehle dringend, der Empfehlung der
Expertengruppe nicht zu folgen!
Sven Christoffer ist Vorsitzender des HPR Realschulen
sowie stellv. Vorsitzender des
lehrer nrw
E-Mail: christoffer@lehrernrw.de
F
o
t
o
:
A
d
o
b
e
S
t
o
c
k
/
l
i
z
a
Den Bock zum Gärtner
gemacht:
Das Expertengremium
empfiehlt allen Ernstes, das Landes-
institut QUA-LiS, das sich in der
Lehrerfortbildung nicht gerade mit
Ruhm bekleckert hat, mit noch mehr
Befugnissen auszustatten.
lehrer nrw ·
7/2019
8
JUNGE LEHRER NRW
Wir sitzen alle
in einem Boot
Ein Resümee aus aktuellen Personalversammlungen
Unter dem Titel ’Nach der PV ist vor der GB’ berichtete Sven
Christoffer in der Ausgabe 3/2019 von den Problemfeldern, die
auf verschiedenen Personalversammlungen von den Kollegin-
nen und Kollegen vorgetragen wurden. Der Leser konnte damals
den Eindruck gewinnen, dass es an allen Ecken und Enden hakt.
Das Boot droht zu sinken
In der folgenden Gemeinschaftlichen
Besprechung (GB) des Hauptpersonalrats
Realschulen mit Schulministerin Yvonne
Gebauer Mitte Mai wurde den anwesen-
den Vertreterinnen und Vertretern des Mi-
nisteriums für Schule und Bildung wieder
ein Überblickstableau aller Anträge aller
Realschulpersonalversammlungen aus
dem Jahr 2018 überreicht. Die Probleme,
die auf den Personalversammlungen für
Lehrkräfte an Gesamt-, Gemeinschafts-
und Sekundarschulen geschildert wurden,
waren ähnlich. Was die mangelnde Aus-
stattung mit dringend notwendigen perso-
nellen Ressourcen für den regulären Unter-
richt, die Inklusion und Integration, die ge-
ringe Wertschätzung der Kolleginnen und
Kollegen sowie die immer noch nicht er-
folgte angemessene Besoldung bzw. Ver-
gütung angeht, sitzen hier alle Lehrkräfte
in einem Boot. Und dieses Boot droht
langsam, aber stetig zu sinken.
Nun könnte man meinen – da die Pro-
bleme schließlich nicht erst seit einem Jahr
bestehen – es hätte sich etwas zum Positi-
ven verändert. Zeit genug hatte das MSB
schließlich.
Alte und neue Probleme
Als Vertreterin unseres Verbandes habe ich
die Bezirkspersonalversammlungen für
Lehrkräfte an Realschulen in Arnsberg und
Köln sowie die Bezirkspersonalversamm-
lung für Lehrkräfte an Gesamtschulen, Ge-
meinschaftsschulen, Sekundarschulen und
PRIMUS-Schulen in Köln besucht. Andreas
Kucharski, der den Verband auf der Perso-
nalversammlung für Lehrkräfte an Gesamt-
schulen, Gemeinschaftsschulen, Sekundar-
schulen und PRIMUS-Schulen in Düsseldorf
vertreten hat, berichtete mir von seinen Ein-
drücken. Nach wie vor ähneln sich die Pro-
blemfelder in den unterschiedlichen Schul-
formen sowie Bezirken und weichen kaum
von dem ab, was bereits im vergangenen
Jahr thematisiert wurde. Eigentlich könnte
ich dann hier meinen Artikel beenden und
Sie bitten in Ausgabe 3/2019 nachzulesen,
was sich alles nicht geändert hat. Aber…
Kaum zu glauben aber wahr – es kom-
men noch weitere Schwerpunktthemen hin-
zu.
Gewalt gegen Lehrkräfte
muss Konsequenzen haben
Auch dieses Thema ist nicht neu, und wir
haben in unserer Zeitschrift bereits mehr-
fach über dieses immer größer werdende
Problem berichtet. Unser Fortbildungspro-
gramm enthält auch in diesem Jahr Veran-
staltungen zu diesem Themenbereich, und
Dr. Stefan Battel berät in seiner Telefon-
sprechstunde Mitglieder des Verbandes. Wir
kümmern uns.
Hier will ich nicht verschweigen, dass
auch das MSB nicht untätig geblieben ist.
Der BAD bietet eine kostenlose 24 Stunden
Hotline, und es gibt mittlerweile zwei Ar-
beitsgruppen unter Beteiligung der Haupt-
personalräte, die sich mit dieser Thematik
befassen. Nur leider kommt zu wenig bei
den Lehrkräften an.
Das, was die betroffenen Kolleginnen und
Kollegen am meisten beklagen, ist die feh-
lende Unterstützung durch Schulleitungen
bzw. die Bezirksregierungen. Sie fühlen sich
allein gelassen und haben häufig das Ge-
fühl, dass die von ihnen erfahrene Gewalt
von SARAH WANDERS
Bedenklicher Tiefgang:
Viele Probleme drücken auf das Boot
namens Schule. Es droht zu sinken.
JUNGE LEHRER NRW
9
7/2019 ·
lehrer nrw
bagatellisiert wird oder der Täter bzw. die
Täterin unter dem Deckmantel pädagogi-
schen Handelns geschützt wird. Hier for-
dern wir eine ganz klare Kultur des Hinse-
hens. Wer einen Lehrer/eine Lehrerin in
Ausübung seines/ihres Dienstes angreift,
greift uns alle an, und das muss er/sie
auch spüren. Gewalt gegen Lehrkräfte darf
nicht ohne Konsequenzen bleiben!
Digitalisierung
im Schneckentempo
Am 15. September ist die Förderrichtlinie
in Kraft getreten. Die Gelder aus dem Digi-
talpakt können nun endlich abgerufen
werden. Schulträger und Bezirksregierun-
gen wurden informiert. Ausführliche Infor-
mationen hierzu finden Sie im Bildungs-
portal. So weit zu den Hintergründen.
Leider hatten sich viele Kolleginnen und
Kollegen mehr erhofft, und auch das Tem-
po bei der Digitalisierung in Schule lässt
sehr zu wünschen übrig. Wenn man es als
Schule dann geschafft hat, Computer, mo-
bile Endgeräte, Smartboards etc. durch den
Schulträger zu beantragen und dann auch
tatsächlich zu bekommen, wie geht’s dann
weiter? Wer wartet die Geräte? Wie wer-
den die sogenannten Medienkoordinato-
ren ausgebildet? Welche Aufgaben werden
sie übernehmen? Welche Entlastung gibt
es für diese Kolleginnen und Kollegen?
Und vor allem, wann, wie und von wem
werden die Lehrkräfte fortgebildet?
An dieser Stelle würde ich Ihnen gerne
die Antworten geben, aber leider
wurden all diese Punkte
bis heute nicht ab-
schließend geklärt und den Hauptperso-
nalräten zur Mitbestimmung vorgelegt.
Eile mit Weile statt Offensive!
Nicht mit privaten
Endgeräten in die
Haftungsfalle tappen
Und natürlich kommt in diesem Zusam-
menhang auch immer wieder die Proble-
matik des Einsatzes privater Endgeräte zu
dienstlichen Zwecken auf den Tisch, hatten
doch einige Kolleginnen und Kollegen ge-
hofft, dass die Schule nun ausreichend
(mobile) Endgeräte für die Lehrkräfte an-
schaffen kann und sich das Problem von
alleine erledigen wird.
Auch an dieser Stelle muss ich Sie ent-
täuschen. Es dürfen nur Endgeräte für
Lehrkräfte in einer ’angemessenen Relati-
on’ (Anzahl der Geräte/Anzahl der Lehre-
rinnen und Lehrer) angeschafft werden.
Eine Vollausstattung ist nicht möglich.
lehrer nrw
rät nach wie vor allen Lehrkräf-
ten, auf den Einsatz privater Endgeräte zu
dienstlichen Zwecken zu verzichten. Bege-
ben Sie sich nicht ohne Not in die Haf-
tungsfalle, mag es auch noch so bequem
sein, die Schülerinnen und Schüler in der
WhatsApp-Gruppe zu informieren, die Kor-
respondenz mit Eltern über den privaten
E-Mail-Account zu führen oder Gutachten
auf dem privaten PC zu verfassen. Und das
waren nur drei der Beispiele, die auf den
Personalversammlungen angesprochen
wurden.
Die Liste der in den Bezirkspersonalver-
sammlungen vorgetragenen Probleme ist
sicherlich nicht abschließend. Wenn sich
jedoch die Beschäftigten verschiedener
Schulformen und Bezirke in so vielen Punk-
ten einig sind, dann muss ein Ministerium
für Schule und Bildung handeln – und zwar
bevor das Boot gesunken ist.
Foto: AdobeStock/Bergringfoto
Sarah Wanders ist Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft
junge
lehrer nrw
E-Mail: wanders@lehrernrw.de
lehrer nrw ·
7/2019
10
FACHLEITER
Offener Brief
an den Ministerpräsidenten
Sehr geehrter
Herr Ministerpräsident Laschet,
gerade in einer Zeit, in der händeringend
nach neuen Lehrerinnen und Lehrern ge-
sucht wird und vielfältige Möglichkeiten
des Seiteneinstiegs geboten werden, stellt
eine bestmögliche, post-universitäre Aus-
bildung durch die Zentren für schulprakti-
sche Lehrerausbildung ein Fundament dar.
Die Personalsituation in der Ausbildung
in den Lehrämtern Grundschule (G) und
Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschu-
le Klasse 5 bis 10 (HRSGe) an vielen Zen-
tren für schulpraktische Lehrerausbildung
(ZfsL) stellt sich immer häufiger so dar:
Stellen können auch nach mehr als fünf-
zehn Ausschreibungen nicht besetzt wer-
den. Zum Teil bleiben mehr als 35 Prozent
der benötigten Stellen vakant. Die Gründe
hierfür sind vielfältig. Unsere Mitglieder
berichten von einer zunehmenden Aufga-
benfülle, zu geringer Anzahl von Anrech-
nungsstunden für die Arbeitsleistung, einer
beruflichen Sackgasse. Die häufigste Nen-
nung bezieht sich jedoch auf die geringe
Wertschätzung, die sich durch eine ekla-
tante Differenz im Rahmen der Besoldung
widerspiegelt.
So beträgt der Besoldungsunterschied
zwischen einem Seminarausbilder/einer
Seminarausbilderin der Lehrämter Grund-
schule sowie HRSGe und einem Seminar-
ausbilder/einer Seminarausbilderin des
Lehramtes Gymnasium/ Gesamtschule
nach der aktuellen Besoldungstabelle
1670 Euro im Monat, ergo im Jahr:
20040 Euro, und dies bei absolut identi-
schen Aufgaben.
Das grundsätzliche Problem ist nicht
neu und begleitet uns seit mehr als dreißig
Jahren. In der aktuellen Situation bekommt
diese Ungerechtigkeit jedoch ein anderes
Gewicht.
lehrer nrw
setzt sich wie andere Verbän-
de und Gewerkschaften auch seit vielen
Jahren für die Kolleginnen und Kollegen
ein. Das Problem wurde auch den diversen
Vertretern der Politik vorgetragen. Frau
Löhrmann zeigte Verständnis, Frau Minis-
terin Gebauer wurde bei verschiedenen
Gelegenheiten hierauf angesprochen, zu-
letzt bei der gemeinsamen Besprechung
mit dem Hauptpersonalrat der Realschulen
in diesem Jahr. Alle Angesprochenen hat-
ten bzw. haben Verständnis, erkennen die
Ungerechtigkeit. Am 29. Oktober legte
Frau Balbach, unsere Vorsitzende, diese
Fachleiterproblematik nochmals anlässlich
einer Anhörung zum Haushalt im Landtag
gegenüber zahlreichen Abgeordneten dar.
Leider ändert das Wissen um ein Pro-
blem noch nicht die grundsätzliche Situati-
on. Die verstrichenen Jahrzehnte hinterlas-
sen den Eindruck, dass sich, sollte das Pro-
blem nicht zur ’Chefsache’ erklärt werden,
hieran auch in absehbarer Zeit nichts än-
dern wird.
Als Mitglied des Verbandes
lehrer nrw
und Kern- und Fachseminarleiter würde ich
mich sehr freuen, wenn Sie unsere relativ
kleine Gruppe im Sinne einer bestmögli-
chen Ausbildung für die kommenden Leh-
rerinnen- und Lehrergenerationen, nicht
aus den Augen verlieren und unser Anlie-
gen tatsächlich zur ’Chefsache’ erklären.
Für weitere Fragen steht Ihnen der Ver-
band gerne zur Verfügung.
Brigitte Balbach Hardi Gruner
Vorsitzende Kern- und Fachseminarleiter
In Zeiten des Lehrermangels kommt es mehr denn je auf die
Fachleiter als Bindeglied zwischen universitärer Ausbildung
und schulischer Praxis an. Doch hohe Arbeitsbelastung und
schlechte Besoldung machen diese Aufgabe zunehmend unat-
traktiv. Dass das fatale Folgen haben kann, darauf haben die
lehrer nrw
-Vorsitzende Brigitte Balbach und Hardi Gruner,
Kern- und Fachseminarleiter, NRW-Ministerpräsident Armin
Laschet in einem offenen Brief hingewiesen. Wir drucken ihn
hier im Wortlaut ab.
Foto: Land NRW / Ralph Sondermann
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet
BATTEL HILFT
11
7/2019 ·
lehrer nrw
Neulich im
Wartezimmer…
Der Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Stefan Battel wird
künftig regelmäßig Antworten auf Fragen aus dem Lehrer-
alltag geben. Diesmal geht es um eine kleine Beobachtung
im Wartezimmer eines Zahnarztes.
I
I
ch saß in einem recht gut besuchten
Wartezimmer, als eine etwa Mitte
zwanzigjährige Mutter mit ihrem rund
vierjährigen Jungen das Wartezimmer be-
trat. Während die Mutter auf dem Sprung
in eins der zehn Behandlungszimmer war,
drückte sie noch kurz ihrem Sohn hastig
ein Touch-Pad in die Hände, welches beim
Umschlagen des Schutzcovers direkt Bil-
der in verschiedensten Farben zum Berüh-
ren des Bildschirms einladend präsentier-
te. Der Junge schien geübt in der Handha-
bung des Gerätes, und während die Mut-
ter aus dem Wartezimmer in den Behand-
lungsraum verschwand, fokussierte sich
der Junge wie in einem vorgegebenen
Programm auf die ihn anleuchtende Sze-
nerie.
Ich erinnerte mich an meine Kindheit
und überfüllte Wartezimmer bei Zahnärz-
ten. Nun ist das schon mehrere Jahrzehn-
te her, und ich weiß noch, wie langweilig
ich diese überfüllten Wartezimmer emp-
fand. Ich ließ damals meinen Blick umher-
schweifen und beobachtete die verschie-
densten Menschen in dem Wartezimmer
und machte mir Gedanken über ihr Ausse-
hen, beobachtete Interaktionen und viel-
leicht einen Gleichgesinnten Leidensge-
nossen oder eine Leidensgenossin. Man
tauschte flüchtig Blicke aus. In einer
günstigen Sitzposition konnte man even-
tuell aus dem Fenster schauen und ein-
fach mal versuchen, an gar nichts zu den-
ken.
Damals wurden alle meine Sinne ange-
sprochen und entsprechend bedient: Der
verschnupfte Nachbar links neben mir. Ein
verzweifeltes Gefühl, nicht von der netten
Arzthelferin aufgerufen zu werden. Dann
Fokussierung auf meine sich taub anfüh-
lenden Gesäßmuskeln auf den viel zu al-
ten Plastikstühlen. Mein Schamgefühl an-
geregt durch die ältere Dame rechts ne-
ben mir, die mich ständig fixierte und zu-
dem meinen Geruchssinn mit ihrem zu
stark aufgetragenen Parfüm anregte. All
diese Dinge nahm ich in Millisekunden
parallel war und ordnete sie entsprechend
ein. Zwischendurch dachte ich an die noch
unerledigten Hausaufgaben, freute mich
auf das anstehende Weihnachtsfest, ima-
ginierte mir einen bescheidenen Wunsch-
zettel und empfand eine schier endlose
Freude, als die Arzthelferin meinen Namen
aufrief.
Während ich so in Gedanken schwelgte
und den Jungen aus den Augenwinkeln be-
obachtete, roch ich diesmal ein viel zu star-
kes, aus den siebziger Jahren anscheinend
überlebendes Herrenparfüm und empfand
auch hier Jahrzehnte später die Plastik-
stühle als nicht einladend. Während ich
also parallel mehrere Sinneseindrücke
gleichzeitig verarbeitete, hörte ich meinen
Namen aufrufen. Beim flüchtigen Blick auf
den Jungen, der zu keinem Zeitpunkt den
Blick von der sich vor ihm abspielenden
Szenerie abließ und dessen Finger schier
unermüdlich weiter über den kleinen Bild-
schirm tanzten, überlegte ich mir, welche
Sinneseindrücke dieser Junge aus der Sze-
nerie des Wartezimmers mitnimmt bzw.
welche Sinne hier angeregt, moduliert in
einem ICH integriert und als erinnerte Er-
fahrung abgespeichert werden…
ZUR PERSON
Dr. med. Stefan
Battel
ist seit 2007
niedergelassener
Facharzt für Kinder-
und Jugendpsychia-
trie und -psychothe-
rapie mit eigener
Praxis in Hürth bei
Köln und seit 2012
systemischer Famili-
entherapeut (DGSF).
Im Rahmen des
lehrer nrw
-Fortbil-
dungsprogramms
greift er in einer Vor-
tragsreihe regelmä-
ßig verschiedene
Themen aus dem
Bereich der Jugend-
psychologie auf.
Foto: Andreas Endermann
lehrer nrw ·
7/2019
12
TITEL
Geschichte
vor Ort erleben
Der zunehmende Antisemitismus in der Gesellschaft bringt
viele Lehrer und Schüler zum Nachdenken. Wie Gedenkstät-
tenfahrten zur Vertiefung des Unterrichts tiefe Spuren bei
den Beteiligten hinterlassen, zeigt das Beispiel der Diedrich-
Uhlhorn-Realschule Grevenbroich.
»
»
J
J
eder Schüler ab der neunten Klasse
soll in seiner Schullaufbahn ver-
pflichtend eine KZ-Gedenkstätte
besuchen!« Diese Forderung stellte der
Präsident des Zentralrates der Juden, Josef
Schuster, bereits 2015 in einem Interview mit
der ’Neuen Osnabrücker Zeitung’ auf. Noch
im Sommer 2019 hat die CDU-Vorsitzende
Annegret Kramp-Karrenbauer eine erneute
Diskussion über den Pflichtbesuch an einem
NS-Gedenkort für Schülerinnen und Schüler
angestoßen, die nach dem Anschlag von Hal-
le an der Saale nun noch einmal aufkommt.
Besuchspflicht geht
nicht weit genug
In keinem Bundesland gibt es bisher eine
Verpflichtung für alle Schulformen, eine
Gedenkstätte zu besuchen. Einige Landesre-
gierungen empfehlen aber den Besuch, bei-
spielsweise in Bayern und Berlin. Experten
und Historiker halten wenig von einer Be-
suchspflicht, da sie nicht weit genug geht.
So sagte Gabriele Hammermann, Leiterin der
KZ-Gedenkstätte Dachau, gegenüber dem
Bayrischen Rundfunk zum Thema: »Wir kön-
nen einen Beitrag leisten, aber ein Besuch
allein ist sicher nicht ausreichend, um für
immer gegen extremistische Haltungen zu
imprägnieren.«
Den Ansatz der Freiwilligkeit, begleitet von
inhaltlichen und finanziellen Unterstützungs-
angeboten, verfolgt auch der nordrhein-west-
fälische Landtag. Über das Internetportal von
Bildungspartner NRW können Lehrkräfte Infor-
mationen über Angebote erhalten, Beratung
zur inhaltlichen und didaktischen Vorbereitung
sowie zur Durchführung eines Gedenkstätten-
besuchs anfordern und auch finanzielle Förder-
mittel beantragen. Johannes Versante von Bil-
dungspartner NRW ergänzt mit der Möglich-
keit der individuellen Beratung.
Tipps per App und Web
Dass der nächste Erinnerungsort oft nicht
weit vom Schulstandort entfernt und auch
ohne großen Reiseaufwand erreichbar ist,
offenbart die kostenlose App ’Erinnerungsor-
te für Opfer des Nationalsozialismus’ von
der Bundeszentrale für politische Bildung.
Sie ist für alle gängigen Betriebssysteme
verfügbar und listet übersichtlich und mit
den wichtigsten Basisinformationen alle
Gedenkorte in Deutschland auf. Für Nord-
rhein-Westfalen hält auch die Internetseite
www.ns-gedenkstaetten.de Wissenswer-
tes für die Vorbereitung eines Unterrichts-
gangs bereit.
Grevenbroicher Realschüler
zeigen großes Engagement
An der Diedrich-Uhlhorn-Realschule in Greven-
broich ist man ebenfalls von einem freiwilligen
Ansatz überzeugt. Seit fünf Jahren fahren hier
die Schülerinnen und Schüler aller weiterfüh-
renden Schulen Grevenbroichs freiwillig in den
Osterferien zur Gedenkstätte des ehemaligen
Konzentrations- und Vernichtungslagers
Auschwitz nach Polen. Nicht nur die Fahrt
selbst, sondern auch die Vorbereitungssemina-
re finden in der Freizeit der Jugendlichen und
gemeinsam statt, so dass auch Verbindungen
über die eigene Schulgemeinschaft hinaus für
Schülerinnen und Schüler sowie die beteiligten
Kolleginnen und Kollegen entstehen.
Innerhalb weniger Jahre konnte so das An-
gebot auf alle weiterführenden Schulen der
Stadt Grevenbroich ausgeweitet und die Teil-
nehmerzahlen verdoppelt werden. Ab dem
nächsten Schuljahr werden zwei Fahrten an-
geboten, weil die 178 Anmeldungen für die
Gedenkstättenfahrt 2020 nicht alle berück-
sichtigt werden konnten. Das hohe Interesse
in der Schülerschaft wurde durch den Einsatz
der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler
als Multiplikatoren mit Referaten im Unter-
richt und außerunterrichtlichen Angeboten
zum 9. November und zum 27. Januar er-
reicht, die mit Hilfe des örtlichen Geschichts-
vereins vorbereitet und umgesetzt werden.
Alle Beteiligten bringen hierbei ein hohes
Maß an persönlichem Engagement ein, das
durch eine Verpflichtung in der Form viel-
leicht nie zustande gekommen wäre.
INFO
Informationen und praktische Tipps bei
der Vorbereitung von Gedenkstätten-
fahrten erhalten Interessenten auch
beim Projektleiter, Geschichtslehrer an
der Diedrich-Uhlhorn-Realschule Gre-
venbroich und Mitglied von
lehrer nrw
.
Kontakt:
potschka@lehrernrw.de
Foto: AdobeStock/marcovarro
Ein Symbol
für die Verbre-
chen des Na-
tionalsozialis-
mus: Der Ein-
gangsbereich
des Konzen-
trationslagers
Auschwitz mit
dem men-
schenverach-
tenden Spruch
»Arbeit macht
frei«. Ein Be-
such des La-
gers gehört
seit fünf Jah-
ren zum pro-
gramm der
weiterführen-
den Schulen
in Greven-
broich.
TITEL
13
7/2019 ·
lehrer nrw
lehrer nrw
gegen
Antisemitismus
lehrer nrw
wird Teil des Netzwerkes der Antisemitismusbeauf-
tragten NRW. Der Verband engagiert sich auf vielen Ebenen ge-
gen Antisemitismus, Rassismus und Populismus. Unter anderem
vermittelt
lehrer nrw
Auftritte des jüdischen Rap-Musikers Ben
Salomo an Schulen und unterstützt das Projekt ’Heimatsucher’.
D
D
er Terroranschlag auf die Synagoge in
Halle vom 9. Oktober, verübt ausge-
rechnet an Jom Kippur, dem höchsten jüdi-
schen Feiertag, bestärkt einen besorgniser-
regenden Verdacht. Innerhalb unserer Ge-
sellschaft verbreitet sich ein neuer Antise-
mitismus, oder alte Formen von Antisemi-
tismus treten wieder deutlicher zu Tage.
Auch die Politik bemüht sich auf verschie-
densten Ebenen wieder stärker um das
Nachkriegsversprechen Deutschlands, dass
nie wieder von unserem Boden Unsägli-
ches wie der Holocaust ausgehen darf. Da-
bei lediglich zuzuschauen, gilt hier nicht –
jeder, der Ansatzpunkte findet, selbst Anti-
semitismus, Rassismus und Ausgrenzung
von Menschen zu begegnen, sollte aktiv
werden. Lehrerinnen und Lehrer haben be-
sonderen Einblick und Zugang in Schulen.
Sie sind Bezugspersonen für Schülerinnen
und Schüler, erziehen diese und gehören
zu denjenigen mit den größten Mög-
Foto: AdobeStock/paulovilela
von CHRISTOPHER LANGE
Zeichen setzen gegen Antisemitismus:
lehrer nrw
folgt der Einladung der Antisemitismus-
beauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen,
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger,
und engagiert sich auf verschiedenen
Ebenen.
TITEL
lichkeiten, das Denken junger Menschen
kennenzulernen.
Antisemitismus
im Schulalltag
Auch vor diesem Hintergrund mag die ehe-
malige Bundesjustizministerin Sabine Leut-
heusser-Schnarrenberger in ihrer Funktion
als neue Antisemitismusbeauftragte des
Landes Nordrhein-Westfalen Ende des ver-
gangenen Sommers, noch vor dem An-
schlag in Halle, auf
lehrer nrw
zugekom-
men sein. Leutheusser-Schnarrenberger soll
präventive Maßnahmen der Antisemitis-
musbekämpfung initiieren, koordinieren
und Ansprechpartnerin für Opfer antisemi-
tischer Übergriffe sein. In dem Zusammen-
hang geht es ihr auch darum zu klären,
welchen Stellenwert Antisemitismus im
Schulalltag hat und inwieweit Lehrerinnen
und Lehrern in diesem Zusammenhang Pro-
bleme begegnen. Sie hatte
lehrer nrw
da-
her auch eingeladen, Kooperationsmöglich-
keiten mit unserem Verband auszuloten.
Türöffner, Vermittler
und Plattform
Wir folgten dieser Einladung gerne. Denn
wir begrüßen die Initiative und stehen an
der Seite der Landesregierung und bedeu-
tender gesellschaftlicher Institutionen im
Kampf gegen jede Art antisemitischer, ras-
sistischer, undemokratischer und populisti-
scher Tendenzen. Das Engagement auf die-
sem Terrain entspricht unseren christlichen
Werten und Zielen. Es entspricht auch un-
serer Expertise auf den Feldern Bildungspo-
litik, Schule und Wertevermittlung an junge
Menschen. Wir können zudem Türöffner,
Vermittler und Plattform sein für Projekte,
Maßnahmen und Ideen im Zuge der Stär-
kung menschlichen Miteinanders unter Kin-
dern und Jugendlichen als Zukunft der Ge-
sellschaft.
lehrer nrw
wird daher Teil des Netzwer-
kes der Antisemitismusbeauftragten NRW.
Wir werden an dem von Sabine Leutheus-
ser-Schnarrenberger für das kommende Jahr
ins Leben gerufenen Runden Tisch zum The-
ma teilnehmen. Wir sammeln innerhalb un-
serer Verbandsgemeinschaft Erwartungen
und Vorschläge unserer Mitglieder und för-
dern diese. Ebenso bringen wir die Arbeit
anderer Personen, Gruppen und Unterneh-
mungen voran, die Lehrerinnen und Leh-
rern bei ihren Bemühungen im Schulalltag
unterstützen. Unser Dachverband VDR trägt
unsere Haltung und unser Engagement mit.
Rap-Musik und
Heimatsucher
Eine der ersten Schritte war – und ist wei-
terhin –, den jüdischen Rap-Musiker Ben
Salomo zu Auftritten an die Schulen unse-
rer Mitglieder zu vermitteln. Salomo tritt an
Schulen auf, reißt Schülerinnen und Schüler
mit durch Rap-Einlagen, erzählt aber auch
von seinen Erfahrungen, die er als Jude in
Deutschland gemacht hat, mit welchen Vor-
urteilen er zu kämpfen hat und warum er
sich aufgrund eines latenten Antisemitis-
mus in der Rapper-Szene von dieser distan-
zierte.
Ein weiteres beachtenswertes didakti-
sches Konzept führt der Verein Heimatsu-
cher e.V. mit seinem Zweitzeug/innen-Pro-
jekt durch, das mehrfach hochklassig aus-
gezeichnet wurde. Auch hier rufen wir auf,
Heimatsucher e.V. an Schulen einzuladen
und stellen auch gerne eine Verbindung
her. Heimatsucher e.V. baut persönliche
Kontakte zu Überlebenden der Shoah auf
und trägt deren Lebensgeschichten in
Schulklassen ab der vierten Jahrgangsstufe.
Schülerinnen und Schüler helfen, die Über-
lebensgeschichten vor dem Vergessen zu
bewahren – als Zweitzeuginnen und Zweit-
zeugen der Zeitzeugen.
Indem die Vertreter von Heimatsucher
e.V. von persönlichen Begegnungen mit
den Überlebenden und deren Lebensge-
schichten berichten, können Kinder und Ju-
gendliche eine emotionale Nähe zu den
Überlebenden aufbauen. Da die Geschich-
ten in der Kindheit beginnen, bieten sie ei-
ne Identifikationsmöglichkeit für junge
Menschen. Über diesen niederschwelligen
Ansatz haben in den letzten sieben Jahren
bereits über 8200 Kinder und Jugendliche
eine Zweitzeug/innen-Bildung erhalten und
über 3500 Briefe an die Überlebenden ge-
sendet. Ziel des Projektes ist es, junge Men-
schen für Diskriminierung und Ausgrenzung
zu sensibilisieren und die Entwicklung einer
reflektierten Haltung gegenüber Vorurteilen
zu ermöglichen.
INFO
www.heimatsucher.de
www.land.nrw/de/
antisemitismusbeauftragte-neu
www.bensalomo.de
Foto: Land NRW
Sabine Leutheusser-
Schnarrenberger
ist
seit gut einem Jahr Antise-
mitismusbeauftragte des
Landes Nordrhein-Westfa-
len. Sie war 23 Jahre lang
Mitglied des Deutschen
Bundestages und zwei Mal,
von 1992 bis 1996 sowie
von 2009 bis 2013,
Bundesjustizministerin.
Christopher Lange leitet die Rechtsabteilung
des
lehrer nrw
E-Mail: Rechtsabteilung@lehrernrw.de
lehrer nrw ·
7/2019
14
Mülheimer Kongress 2019:
‘Die Lehrkraft zwischen
analog und digital’
… so lautete das Thema des diesjährigen Mülheimer Kongresses.
Rund 170 Gäste erlebten ein ebenso informatives wie kurzweiliges Programm.
Rund 170 Gäste
kamen ins große Auditorium
der Wolfsburg nach Mülheim.
15
7/2019 · lehrer nrw
Warum das Schreiben lernen mit
Stift und Papier wichtig ist
Ein Highlight gab es gleich zu Beginn: »Warum Hand-
schrift?« fragte Prof. Dr. Markus Kiefer von der Universi-
tät Ulm provokant. Warum die Schüler mit dem Erler-
nen und Verfeinern einer Handschrift quälen, wenn
digitale Helferlein doch den Alltag längst durch-
drungen haben? Eine schwedische Grundschule ha-
be das Schreiben mit der Hand sogar bereits abge-
schafft. Dass das kontraproduktiv und mit Blick auf
den Bildungserfolg sogar fatal sein kann, legte der
Psychologe und Hirnforscher eindrucksvoll dar. »Alle
unsere Sinnes- und Handlungserfahrungen hinterlas-
sen Spuren im Gehirn und prägen unser Gedächtnis
und Denken«, betonte Kiefer.
Bezogen auf die Handschrift heißt das: Das durch
das Schreiben mit Hand und Stift ausgelöste motori-
sche Programm (Schreibbewegung) reproduziert die
Form des zu schreibenden Buchstabens. Demgegen-
über bleibt beim Tippen auf einer Tastatur das moto-
rische Programm (Tippbewegung) unabhängig von
der Form des zu schreibenden Buchstabens. Beim
Handschreiben wird also eine zusätzliche motorische
Gedächtnisspur zur visuellen Gedächtnisspur
Alle Fotos: Smets
gelegt, erläuterte der Wissenschaftler. Das
wiederum fördere das Buchstabenerken-
nen, visuo-räumliche Fähigkeiten sowie
das inhaltliche Verständnis. Kiefers Fazit:
Das Schreiben mit Stift und Papier hat sei-
ne Berechtigung und ist kein Relikt aus
längst vergangenen Jahrhunderten. Das
sei keine generelle Absage an die Nut-
zung von Tablets oder anderen Medien im
Unterricht, aber: Der Einsatz digitaler Gerä-
te im Schulunterricht sei kein Selbstzweck,
sondern erfordere ein pädagogisches Kon-
zept.
Ein gebildeter Mensch ist
einem Algorithmus überlegen
Prof. Dr. Hans-Ulrich Baumgarten knüpfte
an Kiefers Vortrag an – wenn auch aus
ganz anderer Perspektive, nämlich der des
Philosophen. Er erörterte zunächst, was ein
geistiges Wesen wie den Menschen über-
haupt ausmacht und wählte dafür das
Beispiel einer Melodie. Rein technisch sei
diese Melodie lediglich eine Aneinander-
reihung von Tönen – beim zweiten Ton ist
der erste schon verklungen, beim dritten
der zweite und so weiter. Eine Melodie ent-
steht im Kopf erst durch die geistige Leis-
tung, die einzelnen Töne zu etwas Eige-
nem zu verbinden. Das erfordert Erkennt-
nis, und Erkenntnis erfordert Bildung.
Baumgarten vertrat keinen technikfeind-
lichen Standpunkt. Ein gebildeter Mensch
aber sei einem Algorithmus überlegen,
weil ein gebildeter Mensch bewusste Ent-
scheidungen auf Basis selbst gewählter
Werte treffen könne. Gefahr drohe durch
die Digitalisierung nur, wenn der Mensch
seine Selbstbestimmung abgibt und sich
nicht an eigenen, sondern an algorithmi-
sierten Werten ausrichtet – etwa an den
Vorgaben einer Gesundheits-App oder an
den Bewertungen einer Dating-App. Die
Formung der Selbstbestimmtheit sei daher
ein wesentlicher Faktor im Bildungsprozess.
Hier komme den Lehrenden entscheidende
Bedeutung zu: Denn Wissen sei mehr als
die Vermittlung von Wissen und Kompeten-
zen. Freude am Lernen habe nur der Schü-
ler, der die Freude am Fach durch einen
anderen Menschen erhält – den Lehrer.
Datenschutz und Urheberrecht,
unterhaltsam verpackt
Wie man dem Publikum ein ’dröges’ Thema
wie Datenschutz und Urheberrecht höchst
unterhaltsam näherbringen kann, demons-
trierte der Jurist und Lehrer Dr. Günther
Hoegg. So erfuhren die Kongressteilnehmer
vom ’Bildungsprivileg’, das im Urheber-
rechtsgesetz verankert ist und das es er-
laubt, aus Büchern, Zeitschriften oder musi-
kalischen Werken – egal ob analog oder di-
gital – kleine Teile (Richtwert maximal fünf-
zehn Prozent) im Unterricht zu verwenden.
Wem gehören eigentlich Klassenarbei-
ten? Auch darauf hatte Hoegg eine Ant-
wort: Bei einer selbst entwickelten Klassen-
arbeit sei die Lehrkraft zwar Urheber, aber
das Nutzungsrecht an sogenannten ’Pflicht-
werken’ (Protokolle, Prüfungsaufgaben,
Klassenarbeiten, Materialien für Vertre-
tungsunterricht) liege beim Dienstherrn.
Beim Datenschutz ist die Sachlage im
Prinzip unkompliziert: »Alles, was nicht aus-
drücklich erlaubt ist, das ist verboten«, so
der Experte. Die Datenschutzgrundverord-
nung (DSGVO) lässt grüßen. Er erläuterte
unter anderem, was auf eine DSGVO-kon-
forme Schulhomepage gehört und was
nicht. Eine Liste typischer Datenschutz-
Irrtümer nach Hoegg:
Das ist nicht mein Problem,
sondern eines der Schulleitung.
Meine Daten sind doch nicht interessant.
Wenn ich ein Schadprogramm auf
meinem Laptop habe, merke ich das
doch und kann noch reagieren. Deshalb
kann ich in der Schule mit meinem Gerät
arbeiten.
Bei Daten in der Cloud
brauche ich kein Back-up.
Wenn ich Daten lösche und
den Papierkorb leere, ist alles weg.
Daten per E-Mail zu schicken, ist sicher.
Wenn andere von mir Daten anfordern,
dann tragen die doch die Verantwor-
tung.
Die DSGVO gilt nur für digitale Daten.
Beim Stichwort ‘Bring your own device’ ver-
trat Hoegg eine klare Meinung: »Mobile per-
sönliche Notebooks, Tablets, Smartphones,
einfache USB-Sticks sind sehr problematisch!«
16
7/2019 · lehrer nrw
Prof. Dr. Markus Kiefer
Prof. Dr. Hans-Ulrich
Baumgarten
Dr. Günther Hoegg
Michael Felten
Dr. Michael Winterhoff
Einen Ausblick auf den
Wahlkampf zur Perso-
nalratswahl 2020 gaben
die lehrer nrw -Vorsitzen-
de Brigitte Balbach und
ihr Stellvertreter sowie
HPR-Vorsitzender Sven
Christoffer. lehrer nrw
geht mit einer starken
Mannschaft an den
Start: 172 Kandidatinnen
und Kandidaten schickt
der Verband in die Wahl
– so viel wie nie zuvor.
»Darauf können wir stolz
sein«, so Christoffer. Ziel
ist es, im Realschul-Be-
reich stärkste Kraft zu
bleiben und die Präsenz
in den Gesamtschul-Per-
sonalräten auf- und aus-
zubauen. Erstmals wird
lehrer nrw für alle sechs
Gesamtschul-Personal-
räte Kandidaten aufstel-
len.
Einige der inhaltli-
chen Schwerpunkte skiz-
zierte Brigitte Balbach.
Bei der Lehrerbesoldung
bleibt lehrer nrw bei der
Forderung, dass alle
grundständig ausgebil-
deten Lehrkräfte nach
A13 besoldet werden
müssen, unabhängig
von der Schulform. Für
Bestandslehrkräfte muss
es einen Stufenplan zur
schrittweisen Besol-
dungsanpassung ge-
ben. Und Seiteneinstei-
ger müssen Möglichkei-
ten zur Nachqualifizie-
rung erhalten. Zur drin-
gend notwendigen
Attraktivitätssteigerung
des Lehrerberufs sei es
zwingend erforderlich,
nicht nur die Besoldung,
sondern auch die Rah-
menbedingungen zu
verbessern. Denn immer
mehr Verwaltungstätig-
keiten und andere Zu-
satzaufgaben lassen im-
mer weniger Zeit für das
Kerngeschäft – guten
Unterricht. Zudem wer-
den die Lehrkräfte mit
Herausforderungen wie
Inklusion und Integrati-
on allein gelassen, weil
es an professioneller Un-
terstützung und zeitli-
chen Ressourcen fehlt.
17
7/2019 · lehrer nrw
INFO
Der nächste Mülheimer Kongress wird am
25. November 2020 wie gewohnt in der Tagungs-
stätte ’Die Wolfsburg’ in Mülheim an der Ruhr
über die Bühne gehen. Am Tag zuvor findet die
Delegiertenversammlung von lehrer nrw mit
Neuwahlen statt.
Hattie gibt keinen Anlass
zu Digitalisierungs-Euphorie
Welche Konsequenzen die Digitalisierung des Unter-
richts hat, erörterte der Pädagoge und Publizist
Michael Felten, der dazu die berühmte Hattie-Studie
abklopfte. Das Thema bewegt sich zwischen Verhei-
ßungen und Warnrufen. Felten formulierte drei zwin-
gend einzuhaltende Voraussetzungen für die Digita-
lisierung an der Schule:
Nur, wenn die Ausstattung stimmt!
Nur, wenn Datenbewusstsein und -schutz existieren!
Nur, wenn die Lehrerexpertise gesichert ist!
Wie es um diese drei Punkte an der eigenen Schule
bestellt ist, darf jeder für sich selbst ermessen
Die Hattie-Studie gibt laut Felten übrigens keinen
Anlass zu überbordender Digitalisierungs-Euphorie.
Denn die Teilaspekte der Studie, die den Einsatz tech-
nischer Hilfsmittel oder digitaler Geräte untersuchen,
zeigten nur schwache oder bestenfalls durchschnittli-
che Lerneffekte durch solche Unterrichtsmethoden.
IT-Nutzung im Unterricht könne zum Beispiel dann
effektiv sein, wenn sie kein Ersatz, sondern Ergänzung
der Lehrperson sei und wenn durch sie die Vielfalt
der Lerngelegenheiten steige. Feltens Folgerung:
»Das Digitale ist nur ein Teil des Schulischen«.
»Deutschland verdummt«
Den Höhepunkt und Schlusspunkt des Kongresses setz-
te Dr. Michael Winterhoff, Facharzt für Kinder- und Ju-
gendpsychiatrie sowie Psychotherapie. »Deutschland
verdummt«, lautete seine gewagte These, die auch
Titel seines aktuellen Bestsellers ist. Winterhoff konsta-
tierte eine ’desaströse Bildungspolitik’ und einen ’Digi-
talisierungs-Wahn’ mit noch nicht absehbaren Schä-
den für die betroffenen Schülerinnen und Schüler. Eine
permanente Reizüberflutung durch digitale Medien
führe dazu, dass sich die Psyche von Kindern und Er-
wachsenen nicht mehr regenerieren könne.
Vor diesem Hintergrund müsse die Schule einen
überschaubaren und verlässlichen Rahmen für die
kindliche Entwicklung bieten. Der Experte plädierte
in diesem Zusammenhang für eine starke Rolle der
Lehrkraft und machte das an einem Beispiel deut-
lich: »Wenn ist Tennis lernen will, brauche ich einen
Tennistrainer als Lehrer, nicht als Lernbegleiter.«
Starkes Team für die
Personalratswahl 2020
Brigitte Balbach und Sven Christoffer stimmten das Publikum
auf den Personalrats-Wahlkampf ein.
Nicht nur das Vortrags-Angebot, sondern auch das Rah-
menprogramm waren beim Mülheimer Kongress wie
gewohnt hochkarätig. Begeisterung löste einmal mehr
die Big Band der Erich-Klausener-Realschule aus Herten
aus, die fast
schon zum In-
ventar des
Mülheimer Kon-
gress gehört. Es
ist beeindru-
ckend, jedes
Jahr aufs Neue
zu erleben, wie
die Schule im-
mer wieder tolle
Musiker und Sänger hervorbringt. Das Spektrum reichte
von Balladen bis Rock, von Blues Brothers bis Lady
18
7/2019 · lehrer nrw
Gaga. Gesanglich sorgten die Neuntklässlerin Shari
(’Time after Time’) sowie die Zehntklässlerinnen Lina
und Antonia (’This is me’) sowie Alisha und Mika
(’Shallow’) für Gänsehaut-Momente.
Beim abendlichen Get-Together war das ’Loreley
Ginster Tanztee Terzett’ für Partystimmung zuständig.
Passend zum Nonsens-Bandnamen sorgte das Terzett,
das eigentlich ein Quartett war, für jede Menge Spaß
und eine stets gut gefüllte Tanzfläche.
Und einen Überraschungsgast zauberte lehrer nrw
auch noch aus dem Hut: Weil es wegen der langen Ta-
gesordnung der Plenarsitzung im Düsseldorfer Landtag
nicht früher möglich war, kam Schulministerin Yvonne
Gebauer kurzerhand zur Abendveranstaltung nach Mül-
heim. Sie mischte sich unters Volk und diskutierte ange-
regt mit vielen Kongressgästen, die es genossen, mit der
Ministerin so ungezwungen ins Gespräch zu kommen.
Spaß, Musik und ein Überraschungsgast
Je später der Abend…: Schulministerin Yvonne Gebauer
ließ es sich trotz eines langen Plenartages nicht nehmen,
noch in Mülheim vorbeizuschauen.
Das Loreley Ginster Tanztee Terzett sorgte bei
der Abendveranstaltung für ausgelassene Stimmung.
Die Big Band der Erich-Klausener-
Realschule sorgte mit ihrem Sound
wieder für Begeisterung.
Solistin Shari berührte das Publikum
mit ihrer wunderbaren Stimme.
Bessere Arbeitsbedingungen für
starke Lehrkräfte
lehrer nrw
hat eine Plakat-Kampagne gestartet, um schulpoliti-
sche Kern-Forderungen des Verbandes zu unterstreichen. Die
Plakate werden im Rahmen des Wahlkampfes zur Personalrats-
wahl 2020 in den Schulen in Nordrhein-Westfalen verteilt. Wir
stellen die einzelnen Motive in den kommenden Ausgaben vor.
D
D
ie Arbeitsbedingungen, denen Lehre-
rinnen und Lehrer ausgesetzt sind,
haben sich in den letzten Jahren
massiv verschlechtert. Immer mehr Verwal-
tungstätigkeiten und andere Zusatzaufga-
ben lassen immer weniger Zeit für das Kern-
geschäft – guten Unterricht. Mit Herausfor-
derungen wie Inklusion und Integration
werden die Lehrkräfte allein gelassen,
weil es an professioneller Unterstützung
und adäquater Systemzeit fehlt.
lehrer nrw
fordert:
Mehr Unterstützung durch Schulverwal-
tungsassistentinnen und -assistenten,
Fachkräfte für Schulsozialarbeit und
multiprofessionelle Teams
Faire und gleiche Arbeitsbedingungen
für Lehrkräfte in allen Schulformen
Sonderpädagoginnen und -pädagogen
in allen inklusiv arbeitenden Klassen
Mehr Systemzeit für Lehrkräfte
Mehr Anstrengungen des Dienstherrn
zum Erhalt der Lehrergesundheit
Rückbesinnung auf die pädagogische
Freiheit der Lehrkräfte und Abkehr von
der Ökonomisierung der Bildung
Angesichts miserabler Arbeitsbedingungen
insbesondere im Sekundarstufen I-Bereich drohen die Lehrkräfte unter die
Räder zu kommen.
lehrer nrw
kämpft für bessere Rahmenbedingungen.
SCHULE & POLITIK
19
7/2019 ·
lehrer nrw
lehrer nrw ·
7/2019
20
SCHULE & POLITIK
Ein Pädagoge
packt aus
Der Kabarettist und studierte Deutschlehrer Johannes
Schröder alias ’Herr Schröder’ im Interview mit
lehrer nrw
über verhaltenskreative Schüler und den kleinen Schritt
vom Klassenzimmer auf die Bühne.
lehrer nrw:
Vom Deutschlehrer zum ge-
feierten Kabarettisten – viele unserer
Leser werden sich fragen, wie Sie das
geschafft haben. Was war die Keimzel-
le, den schönen Lehrerberuf an den
Nagel zu hängen?
Herr Schröder: Diese Keimzelle war, ohne
Frage, meine 10a. Deren Verhaltenskreati-
vität befeuerte meine. Und ich mochte die-
se Klasse sehr. Es war ein bunter Haufen
mit der anarchischen Phantasie eines
Cirque du Soleil, aber ohne dessen Talent.
Schon nach der ersten Doppelstunde hatte
ich das Gefühl: Ich könnte ein Buch schrei-
ben. Jetzt ist es fertig. Am 25. Oktober ist
’World of Lehrkraft – ein Pädagoge packt
aus’ erschienen.
Der Weg vom Deutschlehrer zum Kaba-
rettisten begann mit dem Wunsch, einen
kleinen Methodenwechsel im Leben vorzu-
nehmen. Meine ganz privaten Projekttage
sozusagen. So begann ich im Rahmen eines
Sabbatjahres mein Comedy-Programm zu
schreiben. Schließlich ist der Schritt vom
Klassenzimmer auf die Bühne ein kleiner.
Auch in den schönsten Kabarett-Theatern
erinnert mich vieles an meine 10a: Es gibt
meist eine hochbegabte erste Reihe, es gibt
notorische Zuspätkommer, Privatgespräche
in voller Lautstärke, usw. Und wenn alles
gut läuft, mache ich auch mal fünf Minuten
früher Schluss.
lehrer nrw:
Die Sprache der Schüler ist
ein zentraler Topos in Ihrem Buch – wie
hat sich die verändert in den vergange-
nen Jahrzehnten?
Herr Schröder: Das sprachliche Niveau der
Jugendlichen ist ohne Zweifel auf rasanter
Digi-Talfahrt. In den orthograhischen Regeln,
wenn sie überhaupt zur Kenntnis genommen
werden, sehen die Schüler lediglich einen
Servier-Vorschlag. Wie jeder Dialekt, so folgt
auch der Soziolekt der Jugendlichen einem
Ökonomie-Prinzip: Was weggelassen werden
kann, wird weggelassen. »Hast du Insta?«
»Du bist 1 Ehrenmann!« Was zählt, ist der
Erfolg des kommunikativen Akts.
Das Kreativ-Labor für Neologismen ist
natürlich der Schulhof. Mich nannten die
Schüler ’Augenschmaus im Dunkelrestau-
rant’, ’Korrekturensohn’ oder die ’mensch-
gewordene Hohlstunde’. Ich glaub, die
mochten mich.
lehrer nrw:
Müssen wir uns ernsthaft
Sorgen machen um unsere schöne
Sprache?
Foto: Robert Maschke
Johannes Schröder
alias ’Herr Schröder’
SCHULE & POLITIK
Herr Schröder: Die Sprache verändert sich
wie die Gesellschaft, die sie spricht. Der
Sprachwandel ist ein Blueprint des gesell-
schaftlichen Wandels. Solange wir den an-
gelsächsischen Raum als kulturelles Leitbild
sehen, werden wir Worte oder Konzepte in
unsere Sprache übernehmen wollen. Aber
der ’facility manager’ wird unsere Sprache
nicht kaputt machen. Dafür sorgen wir mit
Wörtern wie ’Kompetenzraster’ und ’Schü-
lerpotenzialanalyse’ schon selbst.
lehrer nrw:
Wenn Sie heute wieder in
den Lehrerberuf einsteigen würden:
Wie lauten Ihre Tipps für eine Refe-
rendarin, einen Referendar?
Herr Schröder: Mein dringender Tipp:
Sich von den oft zermürbenden Anforde-
rungen des Referendariats um keinen
Preis entmutigen lassen. Es geht später
nicht um Musterstunden mit wohlklin-
gendem Erwartungshorizont und hüb-
scher Ergebnissicherung. Es geht vor-
nehmlich um Beziehung. Anders wird
man die Jugendlichen nicht erreichen
und ihre Talente und Potenziale erken-
nen. Das Wichtigste aus meiner Sicht:
Den Schüler anschauen und ihm zeigen,
was er schon alles kann. Weg von der
Defizit-Orientierung.
Die Schüler spüren, wer sie ernst
nimmt. Dafür bedanken sie sich auf ihre
Weise: »Bei Ihnen bin ich gar nicht einge-
schlafen!« Oder sie kommen nach zehn
Jahren in das Programm ’World of Lehr-
kraft’ und fragen mich: »Herr Schröder,
kennen Sie mich noch?« Das passiert fast
jeden Abend.
lehrer nrw:
Ihr Leben als Film:
Titelvorschlag?
Herr Schröder: ’Cordjackett-Opfer –
50 Shades of Brown’ oder
’Dem Rotstift-Milieu entronnen’.
ZUR PERSON
Johannes Schröder ist studierter Deutschlehrer und Comedian/Kabarettist. Nach
zwölf Jahren Schuldienst und dem Nebenjob als Pausenaufsicht befindet sich der
inzwischen mehrfach preisgekrönte Humorist alias ’Herr Schröder’ gegenwärtig
mit seinem ersten Comedy-Soloprogramm ’World of Lehrkraft – Ein Trauma geht in
Erfüllung’ auf großer Live-Tour durch Deutschland. Im Ullstein Verlag ist sein Buch
’World of Lehrkraft – ein Pädagoge packt aus’ erschienen (ISBN-13: 9783548060941).
www.herrschröder.de
lehrer nrw ·
7/2019
22
SCHULE & POLITIK
Schluss mit der ’Versuchskaninchen-
Praxis’ in unseren Schulen!
Gastkommentar: Deutschland konkurriert mit Staaten wie China
oder Südkorea, die auf eisenhartes Lernen setzen. Hierzulande
aber lassen die Schüler in Mathe und Naturwissenschaften nach.
Die Bildungspolitik muss darauf reagieren.
von TORSTEN KRAUEL
W
W
as passiert, wenn eine Schulgene-
ration unter die Lupe genommen
wird, die mit dem Smartphone
aufwächst, als sei es ein zweiter Kopf? Sie
kann weniger Mathematik als in der Ver-
gleichsstudie 2012. Sie kann auch weniger
Naturwissenschaften als damals. 2017 wa-
ren in einer anderen Studie auch Grund-
schüler schlechter in Rechtschreibung, Zu-
hören und Mathematik.
Die moderne Technik hat eben ihre Ablen-
kungswirkung, wenn die Schulen nicht mit
gültigen, begreifbaren Maßstäben dagegen-
halten. Zum Beispiel mit Zensuren, die für
Jugendliche nachvollziehbar sind, und mit
Anforderungen für weiterführende Schulen,
die ein klares Profil und damit Autorität be-
sitzen.
Natürlich setzt jetzt nach der IQB-Bil-
dungsstudie zu mathematisch-naturwissen-
schaftlichen Kenntnissen der neunten Jahr-
gangsstufe wieder Erwachsenen-Wehklagen
ein: Es gehe bergab mit den Schülern, mit
der Bildung und mit Deutschland. Die unver-
meidliche Feststellung, in der Bildungspoli-
tik müsse vieles anders werden, folgt auf
dem Fuße. Aber dann bitte in die richtige
Richtung! Länder mit verbindlicher Zensu-
renempfehlung für weiterführende Schulen
liegen in der neuen Studie vorn, ebenso
Länder mit differenziertem Schulsystem. Ist
es also eine gute Idee, Zensuren abschaffen
zu wollen? Ist es gut, sich von Eltern vor-
schreiben zu lassen, ob das Kind verset-
zungsreif ist? Ist es besser, der Schule eine
Autorität zu belassen oder überhaupt erst
wiederzugeben, die für Jugendliche messbar
und berechenbar ist?
Im Zeitalter von künstlicher Intelligenz,
Genforschung und Klimathemen sind Ma-
thematik und Naturwissenschaften keine
Randfächer. Deutschland konkurriert mit
Staaten wie China oder Südkorea, die auf
eisenhartes Lernen setzen. Umso sinnvoller
ist es, in der Bildungspolitik zwar keine
Paukerei, aber Stetigkeit und Orientierung
zu fördern. Brüche und Umbrüche erlebt der
Mensch noch genug, wenn er älter wird.
Genau an Stetigkeit und Orientierung
allerdings fehlt es. Man könnte sie fürchten,
die Bildungsstudien mit ihrem Ruch, ein
Aufruf zu hektischen Reformen zu sein.
Siehe das Abitur nach zwölf Jahren. Erst
gestern aufgrund von Fachexpertisen und
allgemeinem Zeitgeist eingeführt, wird es
heute bereits wieder verworfen.
Viele der Bundesländer, in denen Neunt-
klässler gegenüber 2012 schlechter ab-
schneiden, haben das Theater mitgemacht.
Man sollte die psychologische Auswirkung
solcher Versuchskaninchen-Praxis auf He-
ranwachsende nicht unterschätzen. Irrungen
und Wirrungen auf ihrem Rücken untergra-
ben schulische und staatliche Autorität.
Adenauers Wahlkampfsatz von 1957 ’Keine
Experimente’ hat auch für Schulen seine Be-
rechtigung.
INFO
Dieser Artikel ist am 18. Oktober 2019 in
der Tageszeitung DIE WELT erschienen.
Der Nachdruck erfolgt mit freundlicher
Genehmigung der Axel Springer Syndi-
cation GmbH.
Foto: AdobeStock/ARTFULLY-79
Wenn Schüler zu Versuchskaninchen im Labor einer experimentierwütigen
Bildungspolitik werden, ist es um das Schulsystem schlecht bestellt.
23
7/2019 ·
lehrer nrw
SCHULE & POLITIK
Das Problem nicht bei
der Wurzel gepackt
Mit einem dritten Maßnahmenpaket will Schulministerin
Yvonne Gebauer einen weiteren Schritt zur Gewinnung von
Lehrkräften tun. Dafür nimmt die Landesregierung Geld in
die Hand – aber nicht genug.
Z
Z
entraler Bestandteil des neuen
Maßnahmenpakets ist eine monat-
liche 350-Euro-Zulage, mit der die
Ministerin Lehrkräften unbesetzte Stellen
vornehmlich an unattraktiven Schulstand-
orten schmackhaft machen möchte. Sieb-
zehn Millionen Euro stellt die schwarz-
gelbe Landesregierung dafür bis 2022 zur
Verfügung. Voraussetzung zur Bewilli-
gung ist, dass keine Versetzungen aus
dem Versetzungsverfahren vorliegen und
die Schulen im vergangenen Jahr alle
Besetzungsverfahren erfolglos genutzt
haben, das heißt ein erfolgloses Listen-
verfahren und ein erfolgloses Ausschrei-
bungsverfahren mit derselben Fächer-
kombination. Anschließend kann eine er-
neute Ausschreibung der Stelle mit einem
Zuschlag erfolgen. Der Zuschlag wird an
die in diesem Verfahren ausgewählte
Lehrkraft gezahlt.
Werben um Pensionäre
und angehende
Lehramtsstudenten
Darüber hinaus ist eine weitere Aussetzung
der Hinzuverdienstgrenze bis Ende des Jah-
res 2024 geplant. Damit soll es für pensio-
nierte Lehrkräfte finanziell attraktiv bleiben,
vorübergehend auch in einem größeren
Stundenumfang wieder zu unterrichten.
Zurzeit sind rund 800 Pensionärinnen und
Pensionäre wieder im Schuldienst tätig, teil-
te Gebauer bei einer Pressekonferenz am
21. November mit. 300 neue Studienplätze
im Grundschullehramt und 500 Bachelorstu-
dienplätze für die sonderpädagogische För-
derung sind weitere Bestandteile des Maß-
nahmenpakets. Zudem werden die Einstel-
lungsmöglichkeiten für Sekundarstufe II-
Lehrkräfte im gemeinsamen Lernen in der
Sekundarstufe I erweitert. Ebenso soll die
laufende Lehrewerbekampagne fortgesetzt
werden. Dafür stellt die Landesregierung in
2019 und 2020 je eine Million Euro bereit.
Das Kernproblem bleibt die
ungelöste Besoldungsfrage
Aus Sicht von
lehrer nrw
zeigt das aktuelle
Maßnahmenpaket: Die Landesregierung hat
erkannt, dass sie Geld in die Hand nehmen
muss, um den Lehrerberuf attraktiver zu
machen. Die 350-Euro-Zulage als zentraler
Bestandteil des Pakets sieht
lehrer nrw
aller-
dings kritisch: »Diese Maßnahme packt das
Problem nicht bei der Wurzel, im Gegenteil:
Eine solche Zulage für Neulinge wird zu Un-
frieden in den Kollegien führen, denn dort be-
kommen dann andere weniger Geld, die an
der gleichen Schule schon seit Jahren enga-
giert arbeiten«, sagt die Verbandsvorsitzende
Brigitte Balbach. »Das Kernproblem bei der
Bekämpfung des Lehrermangels bleibt die un-
gelöste Besoldungsfrage. Wenn die Landesre-
gierung den Lehrerberuf attraktiver machen
will, kommt sie um eine überzeugende Ant-
wort auf diese Frage nicht herum.« Die Forde-
rung von
lehrer nrw
ist und bleibt: Alle grund-
ständig ausgebildeten Lehrkräfte müssen
nach A 13 besoldet werden. Für Bestandslehr-
kräfte muss ein Stufenplan zur schrittweisen
Besoldungsanpassung aufgelegt werden. Und
Seiteneinsteiger müssen Möglichkeiten zur
Nachqualifizierung erhalten.
Jochen Smets
Foto: Smets
Im Blickpunkt des
Interesses:
Schulministerin
Yvonne Gebauer erläutert
einem Fernsehteam das
neue Maßnahmenpaket
zur Lehrergewinnung.
Hurra,
Hurra!
lehrer nrw ·
7/2019
24
KOLUMNE
Hurra,
Hurra!
Die Medienkompetenz-
teams sind da!
ein, man glaubt es gar nicht, aber die Zeit ist so
weit vorangeschritten, dass nun auch das letzte
’Beamtentablet’ wachgeworden ist und gemerkt hat:
Ups, es gibt ja Handys bei den Schülern und Tablets, und sie kön-
nen damit teilweise besser umgehen als die Lehrerinnen und Leh-
rer. Denn Kollegen älteren Semesters, wie ich, müssen oftmals
nachfragen, wie die Dinger denn funktionieren. Und ehrlich gesagt,
die letzte Fortbildung aus dem Jahr 2001 basierte auf Windows 95.
Aber da hat sich nun unser ausgeschlafenes Ministerium etwas
ganz Besonderes überlegt: Medienkompetenzteams. Kolleginnen
und Kollegen, die ihre wesentliche Aufgabe – das Unterrichten –
komplett auf Seite schieben (und dies in Zeiten des Lehrerman-
gels) und alle anderen Kolleginnen und Kollegen nun auffordern,
nicht mehr mit Handy und Co. konkurrieren zu müssen, sondern es
in allen Unterrichtsfächern mit einzubauen. Natürlich, wie für das
Ministerium üblich, alles verschriftlicht und seitenfüllend.
Und wann soll es fertig sein? Gleich morgen! Und das alles in
Zeiten des Lehrermangels, wo Kolleginnen und Kollegen fehlen,
Aufgaben aufgeteilt werden müssen, §132 umgesetzt werden
muss, dabei die Inklusion und Integration nicht auf der Strecke
bleiben dürfen, die Elternpflegschaft NRW zur Teilnahme an einem
Seminar für gewaltbereite Schüler auffordert, kommt noch oben-
drauf die Erstellung des Medienkonzeptes zum neuen Medienkom-
petenzrahmen. Der Witz ist aber, dass viele Schulen gar nicht mit
neuartigen Medien ausgestattet sind. Einige freuen sich sogar,
dass der Overheadprojektor mit der Aufschrift ’Made in West-Ger-
many’ und der alten Düsseldorfer Postleitzahl (hier noch vierstel-
lig) nach wie vor überlebt, denn einen neuen wird es nicht geben.
Bravo! Sie schaffen es wirklich immer wieder, Packesel noch vol-
ler zu packen, so dass immer mehr Lehrerinnen und Lehrer ge-
sundheitlich nicht mehr zur Verfügung stehen und die, die das al-
les noch gerade so aushalten, die macht man dann mit weiteren
neuen Ideen und Konzepten noch platter, bis keiner mehr da ist.
Liebes Ministerium, dann müsst Ihr ran! Ja, tatsächlich! Wenn kein
Lehrer mehr da ist, dann müsst Ihr eure Schreibtische räumen und
ran an die Front. Und schickt uns dann mal einen Erfahrungsbe-
richt ins Sanatorium, wie gut und professionell ihr alle eure eige-
nen Konzepte umgesetzt habt.
Bevor es aber dazu kommt, lasst uns doch einfach mal wieder
unsere hauptsächliche Arbeit machen: Unterrichten!
Macht es gut und bis dahin…
Euer alter Kollege
Ferdinand Kümmertsich
lehrer nrw
freut sich über Zuwachs im Autorenteam. Neu an Bord ist der Kollege Ferdinand
Kümmertsich. Er ist gestählt durch unzählige Schlachten in Konferenzen, Bezirksregie-
rungsbüros und Elternsprechtagen. Mit reichlich Berufs- und Lebenserfahrung ausgestattet,
blickt er mit einem Augenzwinkern auf den ganz normalen Wahnsinn des Systems Schule.
Ferdinand Kümmertsich
SENIOREN
25
7/2019 ·
lehrer nrw
’Macke ganz nah’
E
E
inen eindrucksvollen Einblick in die
Bilderwelt des berühmten Expressio-
nisten August Macke bot den
lehrer
nrw
-Senioren der Besuch der Ausstellung
’Macke – ganz nah’ am 12. November in
Arnsberg. Das neue, im September eröffne-
te ’Sauerland-Museum’ bildete dafür einen
prächtigen Rahmen.
Die fachkundige Führerin erläuterte die
Verbindung von August Macke zum Sauer-
land, denn der Maler ist in Meschede gebo-
ren und hat dort eine Zeit lang als Kind ge-
lebt. Schon als Kind hatte Macke angefan-
gen zu zeichnen und zu malen. Seine Bega-
bung stellte sich schnell heraus. Später
reiste er gerne und hat bestimmte Orte
häufiger besucht: Köln, Bonn oder Kandern
im Schwarzwald, wo eine seiner Schwes-
tern lebte, Tegernsee und Italien wie auch
die Schweiz am Thuner See und sogar Tune-
sien zusammen mit dem befreun-
deten Maler Paul Klee.
Seine Zeichnungen – ob mit
Kreide, Feder, Tusche oder Kohle
– hat er geschaffen, um sein
Experimentieren sowohl mit
Formen in moderneren Darstel-
lungen gegenüber dem Alther-
gebrachten als auch mit Far-
ben in Ölmalerei zu vervoll-
ständigen. Macke hatte
schon in jungen Jahren seine
Schulfreundin Elisabeth, die
sein liebstes Modell war, ge-
heiratet. Sein Sohn Walter
war ebenfalls häufiges
Modell, das er als Klein-
kind beim Spiel und im-
mer mit Spielsachen in
seinen immer abstrakter
werdenden Bildern dar-
stellte. Landschaften wie
auch Alltagsszenen, die
er auf seinen Reisen
oder im Anschluss da-
ran erstellte, findet
man auf seinen Ölma-
lereien mit den berühmten farbkräftigen
Darstellungen.
Bekannt war Macke durch die Zeitschrift
’Der Blaue Reiter’, in der er mit anderen
Künstlern Artikel schrieb und Zeichnungen
oder kleine Malereien veröffentlichte und
an Ausstellungen teilnahm.
Er wurde leider sehr früh als Soldat im
ersten Weltkrieg eingezogen und fiel dabei
im Alter von nur 27 Jahren. Trotzdem hat er
eine neue Kunstepoche mitgestaltet und
geprägt, die völlig neue Ansätze gegenüber
der Kunstauffassung der vergangenen Jahr-
hunderte aufweist und zukunftsweisend für
die Entwicklung der Kunst werden sollte.
Konrad Dahlmann
Große Fahrt
ins Frankenland
Die große Frühjahrsfahrt der
lehrer
nrw
-Senioren findet vom 4. bis
8. Mai 2020 statt. Diesmal geht es
von Paderborn und Düsseldorf nach
Franken mit Hotelunterkünften in
Würzburg und Rothenburg ob der
Tauber. Es sind Besuche von interes-
santen Orten mit Museen, alten
schönen Innenstädten mit Stadt-
mauern etc. vorgesehen. Näheres in
Kürze im Internet und in der nächs-
ten Ausgabe dieser Zeitschrift.
Info/Anmeldung: Joamar-Reisen,
Frau Klüber-Figge
Telefon: 0 5251/6879990
www.reisen-joamar.de
Foto: Sauerland-Museum
Exkursion zur
Wewelsburg
Am 11. Februar 2020 besuchen die
lehrer nrw
-Senioren die Wewels-
burg in Büren bei Paderborn. Treff-
punkt ist um 11:00 Uhr vor dem
Eingang zum Historischen Museum
im Burginnenhof der Wewelsburg.
Anmeldung: Bis 31. Januar 2020
bei Gertrud Tölle
Telefon: 0 2953 /5 83 oder
E-Mail: g_toelle@t-online.de
IT-Fortbildung
in Königswinter
Neuigkeiten beim Programmpaket
Office 2019 und bei der Bildverar-
beitung stehen im Mittelpunkt der
IT-Schulung für
lehrer nrw
-Senioren
vom 22. bis 24. April 2020 in der
dbb akademie in Königswinter-Tho-
masberg.
Anmeldung: Online unter
www.lehrernrw.de/fortbildun-
gen/fortbildungsuebersicht.html
oder über die Geschäftsstelle,
Telefon: 02 11/1640971
Die Bilderwelt und die Farb-
kompositionen August Mackes
faszinierten die Besucher
der Ausstellung.
lehrer nrw ·
7/2019
26
FORTBILDUNGEN
E
E
gal ob vor der Schulklasse oder im El-
terngespräch: Lehrkräfte sollten selbst-
sicher auftreten und auf spontane und/oder
unerwartete Entwicklungen souverän rea-
gieren. Worauf es dabei ankommt, erfahren
interessierte Kolleginnen und Kollegen am
4. Februar 2020 im Seminar mit der Stimm-
und Präsenztrainerin Gabi Schmidt.
Inhalte
Spontaneitäts- und Flexibilitätstraining,
um konstruktiv und entspannt auf
Unvorhergesehenes reagieren zu
können (Stressprophylaxe)
Souveränitätskiller in
Unterrichtssituationen erkennen
Elterngespräche auf Augenhöhe führen
Achtsamkeit und ’Selbstbewusstheit’
als Grundlage für Souveränität
Innere Stressoren und Antreiber
erkennen und konstruktiv umwandeln
Souverän vor der Klasse und im Elterngespräch
A
A
ls Resilienz kann man die innere Stärke eines Menschen bezeichnen, die ihn befähigt,
Krisen, Niederlagen, Misserfolge, Erkrankungen und Konflikte gut zu überstehen. Resi-
liente Menschen
können kreativ und flexibel auf Krisen, Veränderungen und Herausforderungen reagieren,
haben innere Stabilität und lassen sich nicht entmutigen,
erholen sich schneller von Fehlschlägen und Enttäuschungen,
besitzen die Fähigkeit, vorhandene Ressourcen zu aktivieren.
Was die einzelnen Resilienzaspekte insbesondere für Lehrkräfte bedeuten, wird die Referentin
Dorthe Leschnikowski-Bordan mit Hilfe des Dynamischen Resilienzkonzeptes nach Gruhl/Körbä-
cher in diesem Seminar erläutern und auf seine Wirkung in konkreten Alltagssituation eingehen.
Resilienz für Lehrerinnen und Lehrer
KURZINFO
Titel: Souveränität in der
Klassenführung und in
Elterngesprächen
Datum: 4. Februar 2020
Ort: Düsseldorf
Referentin: Gabi Schmidt
Anmeldung:
www.lehrernrw.de/
fortbildungen
KURZINFO
Titel: Resilienz für
Lehrerinnen und Lehrer
Datum:
3. Februar 2020
Ort:
Dortmund
Referentin: Dorthe
Leschnikowski-Bordan
Anmeldung: www.lehrernrw.de/
fortbildungen
Kontrollverlust: So sollte es
nicht sein. Wie Lehrkräfte auch in
Stress-Situationen souverän auftre-
ten können, erfahren die Teilnehmer
im
lehrer nrw
-Seminar.
Foto: AdobeStock/WavebreakmediaMicro
S26.qxp_lehrer nrw 10.12.19 12:41 Seite 1
27
7/2019 ·
lehrer nrw
Seminar-
Nr.
Titel
Thema
Wann
Uhrzeit
Wo
Referenten
Kurzinhalt
Gebühr
Mitglied
Gebühr
Nicht-
mitglied
Anmelde-
schluss
2020-0203 Resilienz für
Lehrerinnen
und Lehrer
Stärkung
Lehrer-
persön-
lichkeit
Montag
03.02.2020
09:00 bis
16:00 Uhr
Ringhotel Drees
Hohe Straße 107
44139 Dortmund
Dorthe
Leschnikowski-
Bordan
Stärkung der inneren Widerstandskraft und Erhaltung
der eigenen Energie im Mikrokosmos ’Schule’
130 EUR
180 EUR
18.12.2019
2020-0204
Souveränität in der
Klassenführung und
in Elterngesprächen
Stärkung
Lehrer-
persön-
lichkeit
Dienstag
04.02.2020
09:00 bis
16:30 Uhr
Intercity Hotel
Düsseldorf
Graf-Adolf-Straße 81-87
40210 Düsseldorf
Gabi
Schmidt
Achtsamkeit und ’Selbstbewusstheit’ als Grundlage für
Souveränität, innere Stressoren und Antreiber erkennen
und konstruktiv umwandeln, Training der Handlungskom-
petenzen Flexibilität, Loslassen können und Entschluss-
kraft, um konstruktiv und entspannt auf Unvorhergesehe-
nes reagieren zu können
130 EUR
180 EUR 18.12.2019
2020-0205
Rhetorik II –
Aufbauseminar für
junge Lehrerinnen
und Lehrer
Fortbildun-
gen für junge
Lehrkräfte
Mittwoch
05.02.2020
09:00 bis
16:30 Uhr
Leonardo Boutique
Hotel
Oststraße 128
40210 Düsseldorf
Karin
Punitzer
Stimmklang und Resonatoren, rhetorische Skills für
Schlagfertigkeit und Spontanität – Ziel dieses Aufbause-
minars ist es, durch den bewussten Einsatz stimmlicher
und sprachlicher Mittel, unterstützt durch Interaktions-
skills, Ihren rhetorischen Auftritt für den Unterrichtsalltag
weiter zu optimieren.
120 EUR 170 EUR
18.12.2019
2020-0206
Herausforderung
Beratung –
gut beraten, aber das
Problem nicht heiraten
Kommuni-
kation und
Zusammen-
arbeit
Mi. bis Do.
05.02. bis
06.02.2020
15:00 bis
13:00 Uhr
dbb akademie
An der Herrenwiese 14
53639 Königswinter
Carola
Cramer
Die Teilnehmenden kennen ihre Ansprüche an ’gute Bera-
tung’. Sie erlernen Gesprächsführungsstrategien, um dem
Ratsuchenden die eigene Verantwortung für die Problem-
lösung zu veranschaulichen bzw. ihm/ihr die eigene
Selbstwirksamkeit zu verdeutlichen. Auch Strategien
zur Distanzierung werden vermittelt.
90 EUR 140 EUR 18.12.2019
2020-0210
Binnendifferenzierung
Arbeits-
organisation
und
-techniken
Montag
10.02.2020
09:00 bis
16:00 Uhr
Ringhotel Drees
Hohe Straße 107
44139 Dortmund
Dorthe
Leschnikowski-
Bordan
Professioneller Umgang mit den Herausforderungen hete-
rogener Klassen – Praktische Methoden bieten die Mög-
lichkeit, den eigenen Unterricht phasenweise differenziert
zu gestalten.
130 EUR 180 EUR
18.12.2019
2020-0212
Zeitmanagement und
Arbeitsorganisation
Fortbildung
für junge
Lehrkräfte
Mittwoch
12.02.2020
09:00 bis
16:00 Uhr
Intercity Hotel
Düsseldorf
Graf-Adolf-Straße 81-87
40210 Düsseldorf
Corinna
Kriesemer
Zeit ist ein hohes Gut – man hat nie genug davon. Des-
halb ist es umso wichtiger, den eigenen Alltag so zu ge-
stalten, dass die wichtigsten Dinge erledigt werden und
der Stress nicht zu groß wird.
140 EUR 190 EUR 08.01.2020
2020-0211
Emotionale Störungen,
Suizidales Verhalten
Jugend-
psychologie
Mittwoch
12.02.2020
14:00 bis
18:00 Uhr
GDL Sitzungsraum
1. OG
Graf-Adolf-Straße 84
40210 Düsseldorf
Dr. Stefan
Battel
Ziel des Seminars ist, neben aktuellen Erkenntnissen und
Differenzialdiagnosen auch anhand von Fallbeispielen
Handlungsstrategien bei den herausfordernden Themen
Selbstverletzung und Suizidalität zu vermitteln.
60 EUR
90 EUR 22.01.2020
2020-0213
Souverän im Internet
unterwegs
Internet und
Social Media
Donnerstag
13.02.2020
09:00 bis
16:00 Uhr
PC-College Partner
Train&Education
Kölner Straße 265
51149 Köln
Heike
Baller
Hinweise zu effizienter Recherche, Vorstellung verschiede-
ner Suchmaschinen und Suchorte, kritischer Umgang mit
Treffern und Wikipedia, die Nutzung digitaler Angebote
bei Schülerinnen und Schülern
150 EUR
200 EUR
09.01.2020
2020-0214
Gelassen und
erfolgreich:
Stressmanagement
Gesundheits-
prävention
Freitag
14.02.2020
9:00 bis
16:00 Uhr
Intercity Hotel
Düsseldorf
Graf-Adolf-Straße 81-87
40210 Düsseldorf
Corinna
Kriesemer
Stress bestimmt zunehmend unseren Alltag – beruflich
und oft auch privat. Wer trotz hoher Belastung die eigene
Balance finden und gelassen mit Stress umgehen kann,
kommt langfristig gesünder durch sein Leben und bleibt
leistungsfähig.
140 EUR 190 EUR 10.01.2020
FORTBILDUNGEN
Wem bin ich wann, wo
und wie oft Auskunft
über meine Schüler
schuldig? Lehrkräfte
sehen sich oft vor die-
ser Frage. Doch sie dür-
fen gelassen bleiben:
Grundsätzlich müssen
Eltern ihre Erzie-
hungsrechte persön-
lich wahrnehmen.
RECHT
§
AUSLEGER
von CHRISTOPHER LANGE
F
o
t
o
:
A
d
o
b
e
S
t
o
c
k
28
Elternrechte:
Wer ist überhaupt mein
Ansprechpartner?
Beim Elterngespräch stellt
sich nicht selten die Frage,
gegenüber wem Lehrkräfte
eigentlich auskunftspflichtig
sind. Dabei gilt es unter Um-
ständen, die ein oder andere
familienrechtliche Klippe zu
umschiffen.
D
D
er Rechtsausleger des letzten
Heftes unter dem Titel
’Eltern im Verhör’ be-
fasste mit den el-
terlichen In-
formati-
ons- und Bera-
tungsansprüchen.
Viele Lehrkräfte ha-
ben – überspitzt gesagt
– den Eindruck, nahezu all-
umfassend, überall und jederzeit
Rechenschaft ablegen zu müssen.
Manch einer mag sich beim Lesen bei fol-
gendem Gedanken ertappt haben: Ich muss
nicht nur immer wieder Grenzen setzen, in-
wieweit ich über meine Schülerinnen und
Schüler Auskunft zu geben habe, ich muss
auch überlegen, wem gegenüber bin ich
überhaupt dazu verpflichtet? Mit wem muss
ich oder mit wem darf ich gegebenenfalls
gerade nicht sprechen?
§ 44 Absatz 2 Schulgesetz NRW (SchulG)
spricht ausdrücklich von der Information ge-
29
7/2019 ·
lehrer nrw
genüber den Schülerinnen und Schülern
und gegenüber den Eltern. § 123 Absatz 1
SchulG definiert den Begriff der Eltern im
Sinne des SchulG. In der Praxis stellt sich
indes oft die Frage: Was aber ist mit je-
mandem, den man für einen Elternteil
hält, der gesetzlich aber nicht als An-
sprechpartner gilt? Diese Problematik
stellt sich grundsätzlich dann, wenn Vater
und Mutter nicht zusammen zur Sprech-
stunde kommen; besondere Umsicht gilt in
den Fällen zusätzlich, wenn man weiß,
dass die allein auftretende Person ge-
trennt lebt oder geschieden ist.
Denn als Lehrkraft hat man die famili-
enrechtlichen Gestaltungen des Sorge-
rechtes zu beachten, um nicht Schwierig-
keiten zwischen den Eltern zu befördern
und so letztlich auch das Kindeswohl un-
ter Umständen zu gefährden. Fehlerhafte
Kommunikation in diesem Bereich kann
aber auch die Zusammenarbeit der Lehr-
kraft selbst mit den Eltern und dem Kind
erschweren, unter Umständen sogar
Rechtsstreitigkeiten oder auch unharmo-
nische Gespräche mit der Schulleitung
nach sich ziehen. Um all dies zu vermei-
den, sollten Lehrkräfte gegebenenfalls oh-
ne falsche Rücksicht auf vermeintliche In-
diskretionen beim Elternteil einfach nach-
fragen.
Im Einzelnen sieht die Lage wie folgt
aus: Unproblematisch ist es, wenn ein El-
ternteil die alleinige Sorge hat. Dann ist
lediglich dieser Ansprechpartner für die
Schule. Denn nach § 123 Absatz 1 SchulG
sind Eltern die Personenberechtigten ge-
mäß Familienrecht nach Bürgerlichem
Gesetzbuch (BGB), und danach entsteht
bei Verheirateten unmittelbar die gemein-
same Sorge (§ 1626 BGB). Nur wenn die
Eltern nicht heiraten oder alternativ keine
gemeinsame Sorgeerklärung abgegeben
wird, entsteht die alleinige Sorge der
Mutter. Bei Getrenntlebenden oder Nicht-
verheirateten kann die Schule eine Erklä-
rung darüber verlangen, ob gemeinsame
oder alleinige Sorge besteht.
Besteht dagegen gemeinsames Sorge-
recht, haben sowohl der Vater als auch
die Mutter ein Auskunftsrecht, das heißt
beide sind demnach über Leistungen und
über das Verhalten ihres Sprösslings zu
informieren und zu beraten – auch, wenn
sie getrennt leben oder geschieden sind.
Möchte die Lehrkraft von sich aus die El-
tern kontaktieren, muss sie sich jedoch
nicht an beide wenden, sondern vielmehr
nur an einen Elternteil, bei dem das Kind
(auch) lebt. Damit ist ihrer Pflicht Genü-
ge getan, denn der betreffende Elternteil
hat familienrechtlich die Aufgabe, den
anderen in Kenntnis zu setzen.
Kann man aus dem Vorgesagten nun
schließen, dass der unbekannte Herr, der
sich unvermittelt in der Klassentüre auf-
baut, sich als großer Bruder, Großvater
oder Onkel ausgibt, und vehement eine
Begründung für die schlechte Note in
der letzten Mathearbeit verlangt, ge-
trost abzuweisen ist? Grundsätzlich sind
die Erziehungsrechte der Eltern persön-
lich wahrzunehmen. Nichtsorgeberech-
tigten kann ein Kind zwar auch anstelle
oder neben den Eltern anvertraut sein
mit der Folge, dass sie Informations-
rechte in Anspruch nehmen können.
Dafür reicht es allerdings nicht aus,
etwaige ’familiäre Verantwortung’ zu
behaupten. Stattdessen ist das Einver-
ständnis der Sorgeberechtigten schrift-
lich zu belegen.
Der geheime Wunsch einer Lehrkraft,
dass die Schülerinnen und Schüler doch
viel reifer sein mögen als sie sich geba-
ren, bekommt im Kontext der Informati-
ons- und Beratungsrechte noch eine ganz
besondere Bedeutung: Mit Vollendung
des 18. Lebensjahres werden diese voll-
jährig und unterliegen nicht mehr dem
elterlichen Sorgerecht. Keine Lehrkraft
muss dann befürchten, sich in familiären
Verhältnissen zu verstricken, denn im Hin-
blick auf die wichtigen Fragen zu Leistung
und Verhalten wird ab dann in jedem Fall
der Jugendliche selbst informiert und be-
raten.
RECHT
§
AUSLEGER
Christopher Lange leitet die Rechtsabteilung
des
lehrer nrw
E-Mail: Rechtsabteilung@lehrernrw.de
lehrer nrw ·
7/2019
30
ANGESPITZT
H
H
ätten Sie’s gewusst? Eine Wein-
bergschnecke, wie sie auch im
heimischen Garten vorkommt,
kann in einer Stunde drei bis vier Meter
sprinten. Das tapfere Tierchen würde al-
so theoretisch einen Kilometer ganz lo-
cker in knapp zwei Wochen schaffen.
Eine Wanderdüne ist da deutlich lang-
samer. Von der Kontinentaldrift ganz zu
schweigen. Indien zum Beispiel ist nach
dem Auseinanderbrechen seiner alten
Heimat Gondwana mit zwanzig Zenti-
metern pro Jahr auf Eurasien zugebum-
melt, wo der Subkontinent vor etwa
vierzig Millionen Jahren andockte.
Insofern ist es schlicht und ergreifend
ungerecht, den schleppenden Digitali-
sierungsprozess an den Schulen in
Nordrhein-Westfalen mit der Schnecke
in Verbindung zu bringen. Schnecken-
tempo wäre nämlich für das aktuelle
Digitalisierungstempo noch geprahlt.
Die schulische Digitalisierung ist eher
mit der gemächlichen, aber unbeirrba-
ren Zielstrebigkeit einer Kontinental-
platte unterwegs. In ein paar Millionen
Jahren kommt der Anschluss, ganz si-
cher. Was lange währt, wird endlich gut.
Immerhin hat Indien gleich nach dem
Andocken mal eben aus dem Nichts den
Himalaya emporwachsen lassen. Da ist
also noch einiges zu erwarten. Im schu-
lischen Gondwana werden sich ebenso
krisenerprobte wie improvisationsfreu-
dige Lehrkräfte solange mit Windows
95 und Flüsterpost behelfen. So etwas
kann ja auch kreative Energie freiset-
zen.
Allerdings brauchen Lehrkräfte, die
zu Defätismus neigen, unter Umständen
noch etwas Zuspruch. Neulich zum Bei-
spiel hat eine Lehrerin, mit der ich
sprach, den Eindruck erweckt, sie habe
nicht mehr das ganz große Vertrauen in
den digitalen Fortschritt an ihrem Ar-
beitsplatz. An ihrer Schule, sagte sie, sei
das modernste technische Gerät ein Ta-
geslicht-Projektor, der älter sei als sie
selbst. Die Kollegin ist Mitte dreißig.
Sicher: Das klingt jetzt erstmals frus-
trierend. Aber sehen wir es doch positiv:
Die Qualität und Beständigkeit deut-
scher Tageslicht-Projektoren sind abso-
lut herausragend.
Jochen Smets
NRW-Schulen immer
besser vernetzt
Von Digitalisierung und Kontinentaldrift
Teekesselchen
In diesen Umschreibungen sind sieben
Teekesselchen versteckt. Jeweils zwei
dieser Umschreibungen beschreiben
einen gleich lautenden Begriff.
Suchen Sie die entsprechenden
Paare heraus.
Unterarmknochen
Gürtel an Uniform
Komponist
Raufbold
Bewässern, Begießen
Schlaggerät bei Sportarten
Infektionskrankheit des Darms
Umzäunte Weidefläche
Unterseite von Schuhen
Längenmaß
Boden eines Flusses oder Tales
Kleines fließendes Gewässer
Etwas durch eine Explosion zerstören
Nebenfluss des Niederrheins
31
7/2019 ·
lehrer nrw
Visuelle Konzentration
Die erste Zahl jeder Zeile kommt in der gleichen Zeile noch einmal vor. Ihre Aufgabe ist es, die zweite Zahl so schnell wie möglich zu finden.
Benutzen Sie dabei nur den Finger als visuelle Führungshilfe. Keine Karten zum Abdecken der restlichen Zeilen.
Stoppen Sie die Zeit. Wie lange benötigen Sie für die elf Zeilen?
Lösung: Koppel | Bach | Elle | Schläger | Sohle | Sprengen | Ruhr
AUFGABE 1:
Über Feedback zu meinen Gehirnjogging Übungen würde
ich mich sehr freuen: mail@heike-loosen.de
Heike Loosen
AUFGABE 2:
HIRNJOGGING
Jetzt mitmachen:
Mitglieder werben,
tolle Preise gewinnen!
Zusätzlicher Anreiz: Die drei Werber, die am
Ende des Aktionszeitraums die meisten Mitglieder*
für den Verband gewonnen
haben, können sich eine Wo-
chenendreise für zwei Perso-
nen, ein Smartphone, ein Fern-
sehgerät oder eine Digitalka-
mera im Wert von je 500 Euro
aussuchen!
Machen Sie mit
bei der großen
lehrer
nrw
Mitglieder-Wer-
beaktion! Schon für
zwei geworbene Mit-
glieder* erhalten Sie
einen Gutschein über
50 Euro. Wenn Sie
drei neue Mitglieder*
für
lehrer nrw
begeis-
tern können, verdoppelt sich der Gutschein auf 100 Euro. Wel-
chen Wunsch Sie sich damit erfüllen möchten, liegt ganz an
Ihnen: Zur Auswahl stehen Gutscheine u.a. für Saturn/
Media Markt, Jacques‘ Weindepot, die Parfümerie-Kette
Douglas, die Mayersche Buchhandlung, Amazon,
ein Fußball-Bundesligaspiel Ihrer Wahl oder ein
Zeitungs- bzw. Zeitschriftenabonnement.
Sie wollten schon immer mal nach
Berlin oder Hamburg, Wien oder Paris?
Sie könnten ein neues, schickes
Smartphone, einen Flachbildfernseher
oder eine hochwertige Digitalkamera
gebrauchen? Sie möchten sich eine er-
lesene Flasche Wein, ein gutes Buch,
ein Sport-Event oder ein anderes klei-
nes Highlight gönnen? Mit
lehrer nrw
ist das kein Problem. Die Erfüllung ei-
nes dieser Wünsche kostet Sie nur
ein wenig Überzeugungskraft.
Informationen gibt es über die
lehrer nrw
-Geschäftsstelle,
02 11 / 164 09 71 info@lehrernrw.de
Die Mitglieder-
Werbeaktion
läuft bis zum
15. Februar
2020.
Hinweis: Alle Fotos haben nur Symbolcharakter. Die Abbildungen sind nicht identisch mit den Artikeln,
die
lehrer nrw
im Rahmen der Mitglieder-Werbeaktion als Gewinn auslobt.
* nur Vollzahler, keine Lehramtsanwärter oder Pensionäre
Fotos: PIXELIO/MEV/Fotolia