21 Seniorinnen und Senioren des lehrer nrw trafen sich am Mittwoch, dem 16. Mai, gegen 11 Uhr im Hexenbürgermeisterhaus in Lemgo.
Er begann vor dem Stadtmodell, an dem sich die Stadtentwicklung sehr gut nachvollziehen lässt:
Um 1005 findet man bereits die Erwähnung einer kleinen Siedlung „Limgauwes“. Nach einer Erweiterung im typisch ovalen lippischen Grundriss mit 3 Straßenzügen erhält sie 1206 die Stadtrechte. Der ursprüngliche Ort der Kaufleute und Händler wächst schnell mit dem Nachbarort, einer Handwerkersiedlung, zusammen. So wird die alte Stadtmauer z.T. eingerissen und um die „Neustadt“ herum erweitert.
Die Blütezeit Lemgos ist im 15./16. Jh., weil der Handel, u.a. der Tuchhandel, die Stadt nach vorn bringt. Sehenswerte Kirchen und interessant gestaltete Fachwerkhäuser zeugen vom ehemaligen Reichtum der Stadt. Bemerkenswert ist, dass die Stadt sich bereits 1533 zur lutherischen Lehre bekennt und das trotz eines katholischen Landesherren. Unser Stadtführer, Herr Kuloge, nahm uns mit auf eine Reise durch die Jahrhunderte, wir erfuhren u. a. etwas über Erkennungszeichen alter Architekten und Bildhauer, über den Stilwandel in der Farbgestaltung des Interieurs eines Hauses im Laufe der Zeit, über die Hinweise in der Fassadengestaltung auf den Religionswechsel und die Gestaltung der Holzaltäre und Bildtafeln z.B. der Nicolai- Kirche.
Nach der ersten Etappe legten wir eine Mittagspause in dem italienischen Restaurant Vesuvio ein, in einem ebenfalls historischen Gebäude.
Von da aus ist der Fußweg zu dem „interessantesten“ Gebäude der Stadt – oder wie man uns sagte: des Landes – nicht weit. Es handelt sich um das „Kunst- und Lebenswerk“ des Lemgoer Künstlers und Baumeisters Karl Junker (1850-1912), dessen ungewöhnliche Lebensgeschichte uns wiederum Herr Kuloge nahebrachte. Allerdings ist es eine Geschichte, zu der es kaum Quellenmaterial, stattdessen aber viele Vermutungen gibt – die Geschichte eines Besessenen oder sogar Getriebenen. Das Junkerhaus mit quadratischem Grundriss ist bis ins Detail mit kleinen und kleinsten Holzarbeiten ausgestaltet; Möbel, aber auch Wände sind verkleidet und verziert – ungewöhnlich, bizarr.
In der Umgebung von Lemgo finden sich zahlreiche Schlösser, von denen wir eines, das Schloss Brake, eine vierflügelige Wasseranlage, nach einem weiteren kleinen Spaziergang erreichten. Das Schloss ist seit dem 13. Jh. im Besitz der Herren zur Lippe. Leider reichte unsere Zeit nicht mehr für den Besuch des Weser-Renaissance-Museums, aber der Spaziergang durch die Anlage, zu der auch das Lindenhaus, die erste Krankenanstalt (Beginn des 19. Jahrhunderts bis 1951) des Landes für psychisch kranke Menschen gehört, und ein Blick auf die Fassade und den auf quadratischem Grundriss erbauten Schlossturm rundeten den Tag ab.
Die ersten Teilnehmer verabschiedeten sich gegen 16.30 Uhr wegen ihrer z.T. weiten Heimreise (bis zu 3,5 Std.), aber eine kleine Restgruppe nahm noch die Möglichkeit wahr, abschließend im Innenbereich des Schlosses gemeinsam Kaffee zu trinken. Dabei wurden schon Ideen für neue Ausflugsziele vorgestellt und alte Erinnerungen an die letzten Exkursionen und Reisen ausgetauscht…
Gertrud Tölle