Auch im Alter noch geistig fit und neugierig bleiben!

Jedes Jahr im Frühjahr steht in Königswinter-Thomasberg eine Fortbildung für die Senioren des VDR auf dem Programm.
17 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen auf Einladung der Seniorenvertreterin des VDR auf Bundesebene, Christa Nicklas, zusammen, um sich vom 17. bis 19. März in der Bildungsakademie mit dem Thema „Bildung im und für das Alter“ mit Schwerpunkt „Digitalisierung“ zu befassen.

Traditionsgemäß steht während der beiden Tage auch immer eine Bildungsexkursion auf dem Tagungsprogramm. Auf Anregung von Wilfried Rausch, VDR-Vertreter aus Rheinland-Pfalz, hatte man sich dieses Jahr für eine Führung durch das „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ in Bonn entschieden. In diesem Museum konnten die Senioren natürlich in Erinnerungen schwelgen. Hier wurde Alltagsgeschichte aus den 50er Jahren wieder lebendig, das Wirtschaftswunder mit den ersten Fernsehern und den Musiktruhen. Ein Hippie-Bulli zeugt vom Lebensgefühl der 68er-Generation. Aber auch die politische Entwicklung wird aufgezeigt: Teilung Deutschlands, Kalter Krieg, Mauerbau, Fall der Mauer, Wiedervereinigung. Ein Aufriss der Geschichte muss natürlich auch die Gegenwart mit einschließen: die Einflüsse der Globalisierung auf das alltägliche Leben, die Lebensverhältnisse von Migranten in Deutschland, die Internationalisierung des Terrorismus sowie die aufkommende Digitalisierung.

Am folgenden Morgen erwartete die Seminarteilnehmer/innen pünktlich um 9.00 Uhr die Referentin Nicola Röhricht von der Servicestelle „Digitalisierung und Bildung für ältere Menschen“ und Projektleiterin „Digitale Welt BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e.V.). Als Einstimmung in die Thematik „Digitalisierung“ ging sie zunächst auf einige grundlegende Sachverhalte ein. „Warum lernen wir im Alter?“ „Wie lernen wir im Alter?“ „Wie verändert sich das Gehirn?“ waren nur einige Fragen, die sie zum Einstieg in die Thematik aufriss. …

Für viele Menschen hat das Lernen auch im Alter noch eine große Bedeutung: Sie wollen nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit bleiben, sie wollen so lange wie möglich selbstständig bleiben, sie wollen Gleichgesinnte kennenlernen, um Teil der Gesellschaft zu sein und sie wollen sich weiterentwickeln. Sie können nun – im Gegensatz zum Berufsleben – Bildung und Lernen selbst gestalten und die Ziele und das Ergebnis selbst bestimmen. Man kann lernen, wann man will und so viel man will.

Nun macht die Digitalisierung vieler Lebensbereiche auch vor dem Alter nicht halt. Immer mehr Ämter, Institutionen, Vereine, Verbände stellen von Formularen auf digitale Technik um. Diejenigen, die diese Technik nicht nutzen können, sind von vielen Möglichkeiten ausgeschlossen, z. T. auf Hilfe angewiesen. Es ist deshalb wichtig, diese neuen Entwicklungen in den Blick zu nehmen, damit Ältere Schritt halten können und nicht abgehängt werden. Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Lehr, Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit a.D., bringt dies in folgendem Satz zum Ausdruck: „Wir müssen nicht fragen: Sind die Älteren reif für das Internet? Wir müssen fragen: Ist das Internet reif für die Älteren?“ …

Im Rahmen des Projektes Digital-Kompass (www.digital-kompass.de) wurde auch eine Material-Fundgrube und eine Anleitung zum Thema „Digitaler Nachlass“ erstellt. Denn wer wissen möchte, was mit seinen digitalen Daten nach dem Tode passiert, sollte seinen digitalen Nachlass regeln. …

Zu einem weiteren interessanten Thema referierte am Nachmittag Bernd Karst, Schulleiter an der Rochus-Realschule in Bingen: „Fake News statt Faktentreue, ein Phänomen mit gesellschaftlicher Relevanz“. Er zeigte auf, wie Darstellungen nach der zu erreichenden Absicht manipuliert werden können, sei es im Alltag, in der Presse oder im Netz. Die Menschen sind anfällig für solche Fake News, vor allem dann, wenn die vermeintliche Nachricht ihre Vorurteile, Erwartungen oder ihr Weltbild bestätigt. Bei  Übungen und einem Fake-News-Quiz fiel es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch nicht immer leicht, zwischen „Dichtung und Wahrheit“ zu unterscheiden. Sie mussten feststellen, dass schon ganz gezielt manipuliert wird. Aus diesem Grund ist die Erziehung zur Medienkompetenz in den Schulen eine enorm wichtige Aufgabe, denn: Die Überprüfung von Nachrichten ist mit Hilfe eines geeigneten Instrumentariums möglich.

In die gleiche Kerbe schlug VDR-Bundesvorsitzender und stellvertretender dbb-Bundesvorsitzender Jürgen Böhm: „Wir brauchen eine Bildung mit digitalen Medien! Schüler/innen müssen über eine Medienkompetenz verfügen, die ihnen sagt, wie man mit digitalen Medien umgeht.“ Dazu ist es aber notwendig, dass die Lehrkräfte über ein Handlungsrepertoire verfügen. Nur dann könne in der Schule Medienbildung zukunftsorientiert erfolgen.

Am folgenden Morgen stellte Saskia Tittgen, VRB-Bezirksvorsitzende aus Neustadt, die Jugendorganisation des dbb vor, die gleichzeitig in der Akademie tagte und die sich neu gegründet hat. …

Ein Erfahrungsaustausch über Bildungsangebote in den Landesverbänden beschloss die interessante Tagung. Werner Hillen aus dem Saarland zeigte eine Bilddokumentation zu Schüler- und Studienfahrten nach Verdun, Gudrun Deck aus Rheinland-Pfalz berichtete über Führungen in Museen, Kunstausstellungen und Kirchen. Weitere Beispiele aus Schleswig-Holstein, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wurden genannt.

Text und Fotos. Werner Hillen

Folgende Literatur kann kostenlos angefordert werden bei:
BAGSO, Thomas-Mann.Str. 2 – 4, 53111 Bonn, Tel.: 0228/249993-0, Mail: kontakt@bagso.de

Handreichung:

  • Wie Bildung im Alter gelingt
  • Neugierig bleiben! Bildung und Lernen im Alter
  • Nie zu alt für Neues!
  • Digital-Kompass: Digitaler Nachlass – Was passiert mit meinen Daten nach dem Tod?
  • BAGSO-Positionspapier: Ältere Menschen in der digitalen Welt

 

Im Haus der Deutschen Geschichte, Bonn
„Sitzung im alten Plenarsaal“
VDR-Seminar zum Thema Digitalisierung
Fortbildungsgruppe
VDR-Bundesvorsitzender Jürgen Böhm

(Ein Auszug aus der Pressemitteilung des Kollegen Werner Hillen, Saarland)