Am 23.05.2019 besuchten 23 Senioren unseres Verbandes lehrer nrw Düsseldorf und lernten die Landeshauptstadt von zwei unterschiedlich kulturellen Seiten kennen.

Zunächst begaben sich die Teilnehmer auf die Spuren von Heinrich Heine in der Düsseldorfer Altstadt. Die Altstadt ist bekannt als die längste Theke der Welt und als A1 der Gastronomie (allein fünf Brauhäuser). Sie beherbergt außerdem eine lebendige Kunstszene und großartige Shopping-Möglichkeiten. Auf dem Carlsplatz ist sechs Tage in der Woche Markt mit neuerdings vielen Events.  

Der anderthalbstündige Rundgang, sachkundig begleitet von Michael Vetten, begann am Geburtshaus von Heinrich Heine in der Altstadt, Bolkerstraße 53. Hier wurde er am 13.12.1797 unter dem Namen Harry Heine  als Sohn des norddeutschen jüdischen Kaufmanns Samson Heine und seiner Gattin Betti, einer reichen Bankierstochter, geboren. Die Bolkerstraße war die frühere KÖ. Heines Vater betrieb einen Tuchladen im vorderen Teil des Hauses, im hinteren wohnte die Familie. Die Mutter erzog Heine mit strengen Regeln, viel Vernunft und wenig Fantasie. Das Schlimmste für sie wäre, wenn ihr Sohn Künstler würde. Der Vater dagegen war ein gefühlsgesteuerter, heiterer grenzenlos lebenslustiger Mann mit viel Herzensgüte.

Heine besuchte das Lyzeum im ehemaligen Franziskanerkloster am Maxplatz. Er war ein schlechter Schüler, vor  allem Latein lag ihm gar nicht. Er behauptete, wenn die Römer erst Latein hätten lernen müssen, hätten sie nie eine Schlacht gewinnen können. Die Lehrer verglichen ihn mit den Barbaren des Teutoburger Waldes. Heine ging lieber zum Dichten und Spielen zu seinem reiselustigen Orient-Oheim in die Arche Noah in die Mertensgasse. Dort hatte er sein Spielzimmer und konnte geschützt vor seiner gestrengen Mutter nach Herzenslust „herumkrösen“ und dichten. Das Spielzimmer ist heute das Büro des Präsidenten der Düsseldorfer Jonges. Die Düsseldorfer Jonges (nur Männer) pflegen das Brauchtum, die Geschichte und die Mundart von Düsseldorf. Der Präsident kam zufällig vorbei und schenkte uns ein Buch seines Vereins. Ebenso überraschend war die Begegnung mit Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel. Der von den Düsseldorfern sehr geschätzte und beliebte Bürgermeister kam von einer Ratssitzung, begrüßte uns spontan und stellte sich zum Gruppenbild  mit uns auf. Ich glaube mehr Höhepunkt geht nicht!

Harry Heine freundete sich mit dem roten Setchen an, der Tochter des Scharfrichters. Als jüdischer Junge war das für ihn von Vorteil. Er forderte sie auf, ihm das Schwert seines Vaters zu zeigen, mit dem er gerade wieder ein Opfer geköpft hatte. Sie zeigte es ihm, da sie die Hände nicht frei hatte, küsste er sie.
Nach seiner als schlechter Schüler abgebrochenen Gymnasialzeit im ehemaligen Franziskanerkloster (1734-1740) am Maxplatz absolvierte er von 1816 bis 1818 eine Lehre im Bankhaus seines Onkels in Hamburg und wurde Geschäftsführer in der Textilhandlung seines Vaters in Hamburg. Hier schrieb er Gedichte, inspiriert durch die unerwiderte Liebe zu seiner Cousine Amalie. Nach der Insolvenz der väterlichen Firma ging er zum Jurastudium, das er mit der Promotion abschloss, nach  Bonn, Göttingen, Berlin. Er ließ sich 1825 protestantisch taufen und nannte sich ab jetzt Heinrich. Mit seinen ersten Veröffentlichungen, Reisebilder (1826-1831) und dem  Buch der Lieder (1827), legte er sich wegen der enthaltenen Kritik an Staat und Kirche mit den staatlichen Zensurbehörden an. Er galt als Stänkerer. 1831 ging er ins Land des Erzfeindes Frankreich. In Paris setzte er, in regem Austausch mit der zeitgenössischen Pariser Künstler- und Intellektuellenszene, seine Karriere fort. Nach vielen anderen Frauenbekanntschaften verliebte er sich in die Französin Mathilde (1815-1883). Sie soll bildschön und ebenso dumm gewesen sein. Er heiratete 1841 die schöne katholische Französin und wurde katholisch. Mathilde hat er nie gesagt, dass er Jude war. Sie liebte gutes Essen, schöne Kleider und feierte gern. Obwohl Heine genug verdiente, gab es doch wegen Mathildes Verschwendungssucht die eine oder andere Auseinandersetzung.

Oft dachte er an Deutschland, was ihn bekanntlich nachts „um den Schlaf“ brachte “Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen und lächelt fort die deutschen Sorgen“ (Deutschland. Ein Wintermärchen 1844)  Dass die Revolution 1848/49 in Deutschland und anderswo in Europa scheiterte, belastete ihn, zumal er von einer schweren Krankheit ans Bett gefesselt war. In seiner „Matratzengruft“ schrieb er weiter und starb am 17.02.1856. (Syphilis oder Bleivergiftung). Von vielen berühmten Zeitgenossen betrauert, wurde er auf dem Friedhof von Montmartre begraben Seine Frau Mathilde. hat sein Erbe verwaltet.

Auf dem Burgplatz, eigentlich Schlossplatz, da hier das Schloss stand, ist heute nur noch der Turm erhalten. Um diesen Turm rankt sich die Legende von der Weißen Frau.
Im Schloss lebte der 1592 zum Herzog erhobene Johann Wilhelm (1562 – 1609). Jakobe aus Baden Baden (1558 -1597) heiratete den psychisch kranken, regierungsunfähigen, unter Wahnvorstellungen leidenden Johann Wilhelm.
Sie war hübsch, temperamentvoll und lebenslustig und seine Ehefrau von 1585 -1597. Sie wollte regieren. Das passte den Ratsherren nicht. Man fand sie eines Morgens (3.9.1597) erdrosselt im Bett. Seit dieser Zeit erscheint immer mal wieder die Weiße Frau.

Das Pflaster auf der Rhein-Promenade ist in Wellenform, den Rheinwellen nachempfunden. Wir betrachteten die Säulenheiligen, das Paar 1 und die Braut von Christoph Pöggeler. In der Altstadt entdeckten wir Bodenpflaster mit Sprüchen des berühmten Düsseldorfer Poeten: „Was ist Geld? Geld ist rund und rollt weg. Aber Bildung bleibt“ „ Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen“.
Auf dem Rathausplatz befindet sich auf dem hohen (Denkmal-) Ross Jan Wellem (1658- 1716). Mit seiner italienischen Ehefrau Luisa de Medici führte er in Düsseldorf ein Leben in Prunk und Pracht. Jan Willems opulent-barocker Lebensstil überstrahlte im wahrsten Sinne des Wortes die ganze Stadt, die seit 1699 von Straßenlaternen beleuchtet wurde.

Unser Gästeführer verabschiedet sich stilvoll im Maxhaus, (heute Beratungs- und Begegnungsstätte), dem Schulort des jungen Harry Heine.
Für seine Heimatstadt fand der Poet Heinrich Heine überraschend freundliche Worte: „Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön, und wenn man in der Ferne an sie denkt, wird einem wunderlich zumute. Ich bin dort geboren, und es ist mir, als müsste ich gleich nach Hause gehen“ (Ideen. Das Buch Le Grand).

Nach dieser interessanten und vor allem sehr informativen, unterhaltsamen, kurzweiligen Führung mit vielen, von Michael Vetten vorgelesenen Heine-Zitaten, gönnten wir uns eine Pause im  Brauhaus “Im Goldenen Kessel“. Hier befindet sich die einzige Heinrich- Heine-Büste. Sie wurde von dem Düsseldorfer Bildhauer Emil Jungblut 1909 in weißem Marmor geschaffen. In der Traditionsbrauerei Schumacher erwarteten  uns in  gepflegter gut bürgerlicher Atmosphäre ein leckeres Alt und deftige rheinische Gerichte. Wir bestellten allerdings hauptsächlich Wasser und Apfelschorle. Das nahm ein Köbes zum Anlass zu der Aussage: „Sie wissen schon, dass sie sich hier in einem Brauhaus befinden!?“.

Lilo Becker

 

Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (Mitte) trifft unsere lehrer nrw-Besuchergruppe
vor Heines Geburtshaus in der Bolkerstr. 53
Oberbürgermeister Thomas Geisel trifft auf unsere Gruppe
Burgplatz mit „Schlossturm“
Die Säulenheiligen
Arche Noah
Heinr.-Heine-Büste
Jan Wellem Reiter vor dem Rathaus
Mittagstisch in Schumachers Traditionsbrauerei

Exkursion Teil 2: Besuch im Marionettentheater

Ein Theater-Plakat

Nach einem kurzen Verdauungsspaziergang über den berühmten, täglichen Markt auf dem Carlsplatz erreichten wir das Palais Wittgenstein, in dem das Marionettentheater sein festes Quartier bezogen hat.

Es empfing uns Frau Zydek, Dramaturgin und Verantwortliche für die Offentlichkeitsarbeit am Haus. Sie geleitete uns in den kleinen  gemütlichen Zuschauerraum mit Blick auf die Kulissen der laufenden Produktion. Schon die lebhafte Darstellung der Historie dieses Marionettentheaters zog uns in den Bann. Durchgehend seit der Beheimatung der ehemaligen Wanderbühne  in Düsseldorf im Jahre 1956 entwickelte sich die Bühne zu einem Kleinod unter den Theatern der Stadt. Gastspielreisen führten in europäische Städte und nach Kanada, Russland und Indonesien. „Jede Reise ist immer ein logistischer Kraftakt mit mehr als 1000 kg Gepäck“, erklärte Frau Zydek, „gepaart mit stundenlangen Auf- und Abbauzeiten“.

Ihre Erläuterungen an der Führungsbrücke über die Ansprüche der sprachlichen und musikalischen Darbietung beeindruckten uns alle schnell von der professionellen Arbeit im Haus.
Schauspieler und Musiker nehmen in einem Tonstudio die Texte und musikalischen Phrasen auf, die dann während der Vorstellung eingespielt werden. Puppenspiel, Sprache und Musik sind genauestens aufeinander abgestimmt. In den Werkstätten (Schreinerei, Schneiderei) bestaunten wir detailgetreue Konstruktionspläne der Puppen, die alle vor Ort  handgefertigt  werden. Jede Marionette ein Original, dazu der passende Kulissenbau und die Herstellung der Requisiten. Beeindruckend!  Im Fundus entdeckten wir die Lokomotive Emma aus Jim Knopf, Figuren aus Momo, Märchenfiguren und Operndiven wie die Königin der Nacht aus Mozarts Zauberflöte. Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus.

Nach dieser Führung hatte sich unsere Vorstellung von einem Marionettentheater, dass für Kinder beindruckend ist, gewandelt zu einem gleichrangigen, auch für Erwachsene anspruchsvollen Theaterbetrieb.

Ingrid Langenbach

In den Theater-Werkstätten
Marionettenpuppen