Zwei Führungen:

Heimatmuseum und Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 – 45.

25 Seniorinnen und Senioren des lehrer nrw erkundeten am 11.02.2020 einen ganzen Tag lang das Kreismuseum Wewelsburg.

Die imposante Dreiecksburg liegt auf einem Bergsporn über dem Almetal. Der Name Wewelsburg kommt von: „Wipfelburg“ bzw. regional  „Wiwelsburg“. Das und vieles mehr über die Bauzeit der Burg, Zerstörungen und Wiederaufbau, über die damaligen  Bauherren, die Fürstbischöfe derer von Fürstenberg, über ihre Vorlieben und Eigenarten erfuhren wir in der ersten Führung durch das Historische Museum. Thema der Führung war „Hinz und Kunz“, eine interessante, spannende und lustige Reise durch die Welt der Sprichwörter bzw. gebräuchlicher und allen bekannter Redewendungen. Diese haben ihren Ursprung jeweils in den unterschiedlichsten Bereichen: dem alltäglichen Kontext, dem kirchlichen bzw. biblischen Sprachgebrauch, z.T. in der jiddisch – hebräischen Sprache. Besonders viele kommen aus dem Umfeld der Gerichtsbarkeit und der Rechtsprechung.
Im Hexenkeller – auch dieses dunkle Kapitel wurde kurz beleuchtet – konnten wir die „Klinge“ sehen, über die man „springen“ musste, und wir erfuhren, dass hier niemand „ungeschoren davonkam“.  Interessant auch die Verfälschungen von Sprüchen aus der Hochsprache bzw. dem Lateinischen, wie „O Jesu Domine“, zu denen es kam, wenn das einfache Volk sie sich aneignete, nämlich das umgangssprachlich häufig gebrauchte „Oh jemine“.
Weitere Redewendungen, z.B. aus dem Rotwelschen (Bedeutung: zusammengerottete Welsche, also Fremdlinge, Anderssprechende) reicherten unsere Sprache an. Beispiel: die Beschimpfung „Polente“ von „Palatin“, also „die aus dem Palast“ oder „Kittchen“ aus „Kitt“ für „festes Haus“.

Es hätte noch lange so weitergehen können. Jeder neue Raum bot Anlässe für ernsthaft Historisches und für Geschichten zu Redewendungen: die Burg fortschrittlich zur damaligen Zeit mit vielen Aborten, die ins Mauerwerk eingelassen worden waren, Kleider-Mode nach dem Vorbild des spanischen Hofes, Städtisches Zunfthandwerk, dargeboten am Beispiel eines zu der Zeit fortschrittlichen „Quacksalbers“ (von „quak“, also „quaken, quatschen“), der mit kolonialen Produkten Handel trieb und sich einen Schrank anfertigen ließ, mit dem er die Vorrangstellung des weißen Mannes gegenüber dem Zulieferer aus Afrika klarstellte.

Die Zeit ging schnell herum dank der kompetenten und amüsanten Führung durch Herrn Fromme.
Nach 1,5 Stunden kam die wohlverdiente Mittagspause im Museumscafé: Mittagessen, Zeit zum Ausruhen und für Gespräche. Ein kleiner Abstecher in die benachbarte Jodokus-Kirche des Ortes, die sich selbst Licht-Blick-Kirche nennt, war für viele ein willkommener Anlass sich nach dem Essen zu bewegen. Seit Anfang Februar können hier Besucher (auch gerade die der Terror- Gedenkstätte) durch meditative Texte und Lieder zu wechselnder Beleuchtung Anregung, Trost und Ruhe finden.

Um 15 Uhr folgte der 2. Teil der Besichtigung, ein geführter Gang durch die Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 – 45. Der Historiker Herr Ellermann führte die Gruppe im ersten Raum ein in die Entwicklung der SS-Terrorstätte als „Akademie“ für Führungskräfte und die parallel dazu verlaufende Einrichtung eines Lagers für Zwangsarbeiter, die für die Aufbauarbeit eingesetzt wurden. Immer wieder stellte er Verbindungen her zwischen der schwachen Weimarer Republik, in der man die Entstehung des Faschismus nicht zeitig einzudämmen verstand, und dem heutigen Versagen unserer Demokratie, was Verbote und vor allem deren Durchsetzung zum Schutze unserer im Grundgesetz verankerten Freiheit betrifft.

Der Weg durch die Gräfte, den Burggraben, führte uns in den Nordturm mit dem geplanten „Obergruppenführersaal“ und der „Gruft“. Beeindruckend die nach dem Krieg entstandenen Gemälde des Bürener Malers Josef Glahé, der die Schrecken der Zeit schonungslos zum Ausdruck brachte.
Zurück ging es in das alte SS-Wachgebäude, das eigentliche Museum. Der Historiker Herr Ellermann beendete gegen 17 Uhr die Veranstaltung mit einem Vortrag über das Lager Niederhagen, in dem 1285 Häftlinge zu Tode kamen. Er gab uns zudem Einblick in seine Arbeit: Es gibt immer noch neue Erkenntnisse, z.B. durch letzte Gespräche mit Zeitzeugen oder Fundstücke in Nachlässen. Und auch an dieser Stelle versäumte er es nicht, uns die Warnung mit auf den Weg zu geben, wachsam und mutig gegenüber allen Angriffen auf unsere Demokratie und unser Grundgesetz zu sein.

Wir gingen danach recht schnell auseinander, da sich jeder wegen des wechselhaften Wetters und des Sturmtiefs „Sabine“ möglichst noch im Hellen auf den Rückweg machen wollte. Sehr schön, dass trotz des Wetters alle teilnehmen konnten.

Gertrud Tölle


Die mächtige Wewelsburg

Schild mit Plan des Geländes um die Wewelsburg

Die Wewelsburg als Bronzemodell

Aufgestellt in Dreiecksform


Durchgang durch die wasserfreie Gräfte

In der Kapelle