Kein Schulfach aus dem Elfenbeinturm
Ausschnitt aus der Pressemitteilung von lehrer nrw vom 26.09.2019
Fach Wirtschaft: Schulministerium vernachlässigt vorhandene Expertise.
Mit der Einführung des Faches Wirtschaft an den weiterführenden Schulen in Nordrhein-Westfalen im nächsten Schuljahr erfüllt die schwarz-gelbe Landesregierung ein Wahlversprechen. Allerdings hat lehrer nrw hinsichtlich der Umsetzung erhebliche Bedenken. „Wir befürchten nach dem jetzigen Stand der Dinge, dass das Fach Wirtschaft an den Realitäten und Notwendigkeiten vorbeigeht. Das Schulministerium hat das Landesinstitut QUA-LiS in Soest mit der Erarbeitung der Lehrpläne beauftragt. Damit wird die Expertise vernachlässigt, die im sehr erfolgreichen Modellversuch ‘Wirtschaft an Realschulen‘ aufgebaut worden ist“, kritisierte die lehrer nrw-Vorsitzende Brigitte Balbach heute bei einer Fachtagung in Düsseldorf.
Zur Erinnerung: 2009 startete das CDU-geführte Schulministerium den vierjährigen Modellversuch „Wirtschaft an Realschulen“. 70 Realschulen im Land führten wahlweise das Pflichtfach Wirtschaft oder das Wahlpflichtfach Ökonomie probeweise ein. An den Schulen wurden mit großem Engagement und viel Herzblut Kernlehrpläne erarbeitet, Weiterbildungen organisiert, Schülerfirmen gegründet. Unter maßgeblicher Beteiligung von lehrer nrw wurden renommierte Wirtschafts-Didaktiker mehrerer Universitäten sowie Unternehmer- und Handwerksverbände eingebunden. Sie brachten Know-how und fachlichen Input ein. Eine abschließende Umfrage unter den Schülern, Lehrern und Eltern der 70 beteiligten Realschulen brachte herausragende Zustimmungswerte zur Einführung eines Pflichtfachs Wirtschaft.
„Es droht die Gefahr, dass die Expertise, die in diesem Modellversuch entstanden ist, nun brachliegt. Die Aufbruchstimmung, die im Zuge des Modellversuchs an den beteiligten Realschulen entstanden war, ist verflogen. Nun wird den Schulen aus dem Soester Elfenbeinturm ein Konzept von der Stange übergestülpt. Schulministerin Yvonne Gebauer sollte hier gegensteuern und das vorhandene Expertenwissen in den Entwicklungsprozess einfließen lassen“, erklärt Balbach.
26.09.2019
Jochen Smets, Pressesprecher
Original-Pressemitteilung (PDF-Datei)