Keine Aufbruchstimmung
lehrer nrw: Das Sondierungspapier von CDU und Grünen ist in zentralen Punkten zu vage.
Vor dem Start der Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und Grünen bleibt zu hoffen, dass insbesondere die Christdemokraten die Bildungspolitik nicht so stiefmütterlich behandeln wie das in der abgewählten schwarz-gelben Koalition der Fall war. Das zwischen CDU und Grünen vereinbarte Sondierungspapier jedenfalls vermittelt in dieser Hinsicht keine Aufbruchstimmung. Von zwei zentralen Herausforderungen ist darin gar nicht oder kaum die Rede. Zum einen geht es um die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung, zum anderen um die gleichwertige Bezahlung des Personals. Wer dem Fachkräftemangel und dem Lehrkräftemangel entgegenwirken will, muss hier ansetzen.
„Der Akademisierungswahn ist eine der größten bildungspolitischen Fehlentwicklungen der letzten Jahre. Diese zu korrigieren sollte eine der zentralen Aufgaben einer künftigen schwarz-grünen Landesregierung sein“, betont der lehrer nrw-Vorsitzende Sven Christoffer. „Der Weg in die berufliche Bildung muss wieder als gleichwertige Alternative zum Studium erkennbar werden. Und wer die duale Ausbildung stärken will, muss in erster Linie die Schulformen stärken, die ihre Schülerinnen und Schüler zur Ausbildungsreife führen – nämlich Realschulen und Hauptschulen sowie Sekundarschulen und Gesamtschulen. Dazu braucht es ein übergreifendes Konzept für die Sekundarstufe I.“
Die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung bedingt zwangsläufig eine gleichwertige Bezahlung der Lehrkräfte, die berufliche und akademische Bildung vermitteln. Das bedeutet: A13 bzw. E13 für alle grundständig ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer an Schulen der Sekundarstufe I und auch an Grundschulen. Dies muss ohne Wenn und Aber für neu eingestellte ebenso wie für Bestands-Lehrkräfte gelten. Im Sondierungspapier ist erschreckend unkonkret von einem Stufenplan die Rede und erschreckend realitätsfern von einem möglichen Aufstieg der Bestands-Lehrkräfte in die Besoldungsgruppe A13. „Es ist geradezu absurd, dass Lehrkräfte, die über jahrelange Praxiserfahrung verfügen, künftig den nach A13 / E13 bezahlten Lehrernachwuchs an den Schulen anleiten und sich selbst zugleich qualifizieren sollen, um in den Genuss der gleichen Besoldung zu kommen. Wir erwarten von den angehenden Koalitionspartnern kein Zögern und Lavieren, sondern klare Entscheidungen für mehr Bildungs- und Besoldungsgerechtigkeit“, so Christoffer.
30.05.2022
Jochen Smets, Pressesprecher
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