Pressemitteilung
Maßnahmenpaket zur Unterrichtsversorgung offenbart massiven Handlungsdruck.
Mit dem heute vorgestellten Handlungskonzept zur Unterrichtsversorgung wagt die Landesregierung einen schwierigen Spagat. „Angesichts 8.000 unbesetzter Lehrerstellen geht es darum, mehr Quantität in Gestalt von Lehrpersonal ins System Schule zu bringen, dabei aber die Qualität des Unterrichts nicht aus den Augen zu verlieren. Es besteht die Gefahr, dass die Balance zwischen Quantität und Qualität verloren geht“, sagt der lehrer nrw Vorsitzende Sven Christoffer.
Schulministerin Dorothee Feller setzt stark auf den Seiteneinstieg, um kurzfristig mehr Lehrpersonen an die Schulen zu bringen. „Ohne vermehrten Seiteneinstieg wird es nicht gehen. Entscheidend im Sinne der Bildungsqualität ist, dass die Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger intensiver als bisher qualifiziert werden. Am Ende muss in der Regel das 2. Staatsexamen stehen. Das sind wir nicht nur der Schülerschaft und ihrem Recht auf bestmögliche Bildung schuldig, sondern auch den Seiteneinsteigenden. Andernfalls wächst aufgrund schlechter Bezahlung und fehlender Aufstiegsperspektiven eine große Gruppe Berufsfrustrierter heran“, betont Christoffer.
Wer aber über eine verbesserte Qualifizierung von Seiteneinsteigerinnen und -einsteigern nachdenkt, muss auch über die nachdenken, die das leisten sollen: die Fachleitungen. Sie erfüllen an der Schnittstelle zwischen Universität und Schule eine eminent wichtige Aufgabe in der Lehrerausbildung, werden dafür aber im Sek I-Bereich mit einer schmalen Zulage von 153 Euro abgespeist.
Die Folge ist ein gravierender Mangel an Fachleiterinnen und Fachleitern. „Es ist höchste Zeit, dass die Landesregierung im Sek I- und Grundschulbereich die Fachleitungs-Besoldung anpackt. Ansonsten droht ein Bildungsdebakel mit Ansage“, warnt Christoffer.
Das Maßnahmenpaket der Landesregierung enthält einige positive Ansätze, etwa im Bereich Bürokratieabbau oder Entlastungen für Lehrkräfte. Anderes wiederum ist bedenklich, zum Beispiel die geplante Beschneidung von Teilzeitmöglichkeiten für Lehrerinnen und Lehrer. „Das ist ein fatales Signal. Wertschätzung darf sich nicht in einer Kampagne erschöpfen, sondern muss gelebt werden. Man gewinnt keine Lehrer, wenn man den Lehrerberuf unattraktiver macht“, so Christoffer.
14.12.2022
Jochen Smets, Pressesprecher
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