Aktuelle Themen bestimmten die Frühjahrstagung der Seniorenvertretung 2024
Vom 3. bis 5. Juni 2024 fand in Fulda der Kongress der Seniorenvertretungen der Bundesländer im VDR statt.
Die traditionelle Frühjahrstagung der Seniorenvertreter und Vertreterinnen des VDR fand in diesem Jahr wieder in Fulda statt. Im Arte Altstadthotel trafen sich vom 3. bis 5. Juni aus dem gesamten Bundesgebiet 15 Vertreter und Vertreterinnen der Realschullehrerverbände, die im dbb organisiert sind, um sich in wichtigen Fragen der Seniorenpolitik in Bund, Ländern und Kommunen auszutauschen.
Auch Ralf Neugschwender, neuer VDR Bundesvorsitzender, und Dr. Horst Günther Klitzing, Vorsitzender dbb Bundesseniorenvertretung, konnte die Leiterin der Veranstaltung, Christa Nicklas, begrüßen.
Neben gewerkschaftlichen und bildungspolitischen Fragen stand auch das aktuelle Thema Heizungstausch auf der Tagesordnung. Einen großen Raum nahm die Seniorenarbeit in den einzelnen Bundesländern mit ihren unterschiedlichen Perspektiven ein. Auch die Rechte und Pflichten in Ruhestand und Rente wurden erläutert.
Wilfried Rausch, VDR-Vertreter aus Rheinland-Pfalz, hatte als Einführung in die Tagung eine Stadtführung durch die barocke Altstadt von Fulda und in den Dom zum Grab des Hl. Bonifatius organisiert.
Die Diplom-Ingenieurin Frauke Hasheider von der Verbraucherzentrale Hessen leitete den folgenden Tag mit ihrem Referat zu einem sehr aktuellen Thema ein: „Heizungstausch – Moderne Heiztechnik“. Wie sich schnell herausstellte, gab es unter den Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Seminars großen Diskussionsbedarf, vor allem zu den Themen Austauschpflicht, Wärmepumpenheizung und Heizen mit Holz, da teilweise noch großes Informationsdefizit besteht. Auch die Regelungen nach dem neuen Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) wurden besprochen, ebenso die Erfüllungsoptionen nach dem GEG sowie die Bundesförderung.
Hilfestellung und Beratung bieten die Verbraucherzentralen: www. verbraucherzentrale-energieberatung.de oder Tel: 0800-809 802 400.
Weiter stellte Helmut Henkel ein Projekt vor, das vielleicht den einen oder anderen Pensionär / Ruheständler reizen könnte: „Ehrenamtliche Tätigkeit bei SES“ (Senior Experten Service).
Der SES ist die führende deutsche Entsendeorganisation für ehrenamtliche Fach- und Führungskräfte im Ruhestand oder in einer beruflichen Auszeit. Seit Gründung des SES im Jahre 1983 sind mehr als 60.000 Einsätze in 170 Ländern durchgeführt worden.
Ein bundesweites Coaching-Programm der SES ist VerAplus oder Verbesserung von Ausbildungserfolgen. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Welche Idee steckt dahinter?
In Deutschland werden 25 % aller Ausbildungsverträge gelöst. Viele Auszubildende geben schon im 1. Jahr auf. Das will VerAplus ändern! Hier konnte Helmut Henkel, der bereits seit 11 Jahren ehrenamtlich in diesem Projekt tätig ist, aus seinem reichen Erfahrungsschatz berichten: „Wir helfen Jugendlichen bei Problemen in der Berufsschule, bei Konflikten im Ausbildungsbetrieb, bei fehlender Motivation oder bei der Suche nach zusätzlichen Unterstützungsprogrammen.“ VerAplus bringt junge Menschen, denen die Ausbildung schwerfällt, mit ehrenamtlichen Fachleuten im Ruhestand mit viel Sachverstand, Empathie und Zeit zusammen, immer nach dem 1:1-Prinzip oder dem Tandem-Modell.“ Hierin ist auch der Erfolg begründet. Zusätzlich sind die Ehrenamtlichen unterstützend tätig bei der Selbstorganisation, der Stärkung der sozialen Kompetenz sowie der Förderung der Persönlichkeitsentwicklung. VerAplus hat bereits mehr als 22.000 Auszubildenden geholfen – kostenlos!
Auszubildende, die Unterstützung suchen, können online eine Ausbildungsbegleitung anfordern unter: vera.ses-bonn.de.
Zur Tagung hatte sich auch der neue Bundesvorsitzende des VDR, Ralf Neugschwender, angesagt, um den Teilnehmenden seine Vorstellungen und Ziele der Verbandsarbeit zu erläutern.
Für den neuen Bundesvorsitzenden ist die Demokratiebildung ein wichtiges, wenn nicht sogar das wichtigste Ziel. „Wenn es gegen unser Grundgesetz geht und gegen Menschenrechte, wenn es rassistisch, diskriminierend oder antisemitisch wird, dann ist jede Lehrkraft gefragt, Haltung zu zeigen. Dabei müssen die Lehrkräfte unterstützt werden.“
In einem VDR-Positionspapier, beschlossen im Bundesvorstand am 20. April 2024, heißt es weiter: „Der VDR steht unmissverständlich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung. … Unsere Schulen stehen für Vielfalt, Pluralismus, Solidarität und ein respektvolles Miteinander.“
In einem weiteren Ziel favorisiert Neugschwender die Realschule, wie sie in Bayern existiert und wendet sich gegen das nur zweigliedrige Schulsystem. „Wir wollen das Alleinstellungsmerkmal der Realschulen mehr in die Öffentlichkeit bringen: Wir sind die Schulart, die den Fachkräftemangel beseitigen kann.“
Wegen des akuten Lehrermangels ist für Neugschwender auch ein wichtiges Ziel, mehr junge Menschen zum Lehrberuf zu motivieren. Dabei ist eine intensive Diskussion um den richtigen Weg erforderlich. Eine Entprofessionalisierung des Berufes ist in jedem Fall zu vermeiden.
Ebenfalls um Verbandsarbeit ging es beim nächsten Thema „Seniorenarbeit im dbb Schleswig Holstein“. Grete Rhenius, Vorsitzende dbb Seniorenvertretung Schleswig-Holstein, stellte die Aktivitäten dieses Landesverbandes vor.
Als eine besondere Einrichtung stellte sie das Altenparlament vor, das seit 1989 jährlich tagt und in dem der dbb mit 5 Mitgliedern vertreten ist.
Für 2024 lautet das Motto: „Zukunft in Demokratie und Freiheit“.
Unter Moderation von Christa Nicklas tauschten sich die Tagungsteilnehmenden über die Arbeit in ihren Verbänden aus. Dabei zeigte sich, dass die verschiedenen Aktivitäten vor allem abhängig sind von der Größe des jeweiligen Landesverbandes und damit der Anzahl der Senioren sowie deren Interessen, die Angebote anzunehmen.
Jeder Landesverband bemüht sich, die Kontakte zu den Senioren aufrecht zu erhalten, z. B. durch Glückwünsche zum Geburtstag, Informationen in den Verbandszeitschriften, Seniorenbriefe, Informationsveranstaltungen mit Rechtsberatung (Rheinland-Pfalz) oder Durchführung von Seniorentagen mit gegenseitigem Austausch und gemütlichem Beisammensein (Hessen). Sehr beliebt sind auch Besichtigungen im näheren Umfeld, (Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein). Zusätzlich warten noch mit ganz besonderen Angeboten Bayern (jährlicher Besuch in einem Wellnesshotel) und Nordrhein-Westfalen auf (im Jahr 2024: 1 Woche Mallorca). In diesem Zusammenhang stelle Manfred Berretz die Homepage des VDR-Mitgliedsverbandes lehrer nrw in NRW vor, die auch speziell auf Angebote für Senioren hinweist. – Rita Kiriasis-Kluxen, Seniorenvertreterin aus Sachsen setzte sich bei diesem Tagungsordnungspunkt auch für die angestellten Lehrer und Lehrerinnen in ihrem Bundesland ein: Es sei eine Ungerechtigkeit, dass den Beamtinnen und Beamten ein Inflationsausgleich in Höhe von 3.000 € gewährt wurde, wogegen die Angestellten leer ausgingen. Auf ihre Initiative hin wurde gemeinsam eine Resolution entworfen, die am folgenden Tag Dr. Horst Günther Klitzing, dem Vorsitzenden dbb Bundesseniorenvertretung, übergeben wurde.
Am letzten Seminartag stand das Thema „Rechte und Pflichten in Ruhestand und Rente“ auf dem Programm, zu dem Christa Nicklas referierte.
In Beiträgen wurde das sehr umfassende Spektrum dieser Thematik diskutiert, aber auch darauf hingewiesen, dass ein Verlust der Versorgung eintreten kann, wenn ein Beamter sich im Ruhestand gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung betätigt. Sogar ein Verlust der Rechte als Ruhestandsbeamter (infolge Verurteilung) oder ein Verlust der Beamtenrechte (z. B. durch Freiheitsstrafe von mindestens 1 Jahr wegen vorsätzlicher Tat) ist möglich.
Um den Teilnehmenden über „Aktuelles aus der dbb Bundesseniorenvertretung“ und über die „Einsamkeitsstrategie für Ältere“ zu berichten, war Dr. Horst Günther Klitzing nach Fulda gekommen.
Derzeit werden im Bundesverband folgende Probleme diskutiert:
- – Arbeits- und Fachkräftemangel, vor allem bei technischen Berufen im öffentlichen Dienst, aber auch im Schulbereich
- Fehlende Modernisierung in der Verwaltung, mangelnde Flexibilität wegen nicht ausreichender Ausstattung im IT-Bereich, die sich bis in den Wirtschaftsbereich auswirkt
- Bürokratie-Abbau
Es folgte eine Diskussion zum Thema „Digitalisierung“, in der die Vor- und Nachteile (vor allem für die älteren Mitmenschen), die Gefahren, aber auch die Notwendigkeit angesprochen wurden.
Zum Schluss wurde auch das Thema „Einsamkeit im Alter“ angesprochen, das durch Corona Aufwind bekommen hat. Dr. Klitzing stellte klar, dass es kein Konzept, keine Definition und auch kein politisches Programm zu diesem Thema gibt. Hier sei vor allem jeder Einzelne gefragt, der sich um seine Mitmenschen vielleicht etwas mehr kümmern müsse. Eine weitere Möglichkeit sahen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen auch in der Möglichkeit, Strategien mit den Betroffenen zu entwickeln. „Wir müssen im Austausch miteinander bleiben“, forderte der Referent zum Schluss auf.
Am Ende der dreitägigen Veranstaltung dankte Christa Nicklas allen anwesenden Seniorenvertretern für ihr ehrenamtliches Engagement und wies auf die Bedeutung dieser Seniorenarbeit hin.
Und im Namen aller dankte Wilfried Rausch Christa Nicklas für die seit Jahren bewährte und kompetente Leitung. Auch dieses Mal habe sie die Veranstaltung mit Herzblut und Power „über die Bühne gebracht. Grete Rhenius schloss sich den Dankesworten an und erfreute Christa Nicklas noch mit einem kleinen Geschenk aus dem hohen Norden. Das nächste Seminar findet im 1. Halbjahr des kommenden Jahres statt.
Werner Hillen (gekürzte Fassung)
dbb-Seniorenseite: https://www.dbb.de/der-dbb/senioren.html
vdr-Seniorenseite: https://www.vdr-bund.de/seniorenvertretung_vertreter.aspx
Fotos: Werner Hillen