Es gibt mal wieder was Neues aus den unendlichen Weiten des PISA-Universums. Kürzlich wurde die neue ‘PISA Plus’-Studie vorgestellt. Der Befund: Schülerinnen und Schüler verbessern sich in der zehnten Klasse kaum oder gar nicht.

Das deutsche PISA-Team hatte die Neuntklässler der PISA-Studie von 2012 ein Jahr später noch einmal getestet. Haben Schülerinnen und Schüler bis zum Ende der Pflichtschulzeit grundlegende Kompetenzen erworben, die sie im Alltag anwenden können? Bei PISA 2012 hatten die Deutschen den Durchschnitt übertroffen, aber nicht zur Spitzengruppe gehört. Können sich die Jugendlichen anschließend, also von der neunten zur zehnten Klasse, verbessern? Um dies herauszufinden, haben rund 4.900 Schüler ein Jahr später im Alter von sechzehn Jahren erneut ‘PISA-Aufgaben’ gelöst.

 

Schere zwischen Leistungsstarken und -schwachen öffnet sich

‘PISA Plus’ zeigt, dass sich die Schülerinnen und Schüler während des zehnten Schuljahres im Durchschnitt nur geringfügig darin verbesserten, Mathematik im Alltag anzuwenden. In Naturwissenschaften und Lesen gewannen sie keine Kompetenzen im Anwendungsbereich hinzu. Überdies wurde die Schere zwischen den Leistungsstarken und den Leistungsschwachen in Mathematik und in den Naturwissenschaften größer.

»Der Unterricht legt offenbar immer noch zu wenig Wert auf Kompetenzen, die auf das Leben vorbereiten«, sagt die deutsche PISA-Koordinatorin Prof. Kristina Reiss vom Zentrum für internationale Bildungsvergleichsstudien (ZIB) an der Technischen Universität München (TUM). »Schulen, in denen nach der zehnten Klasse die Abschlussprüfungen anstehen, sind unter Zugzwang, im letzten Schuljahr gezielt Wissen zu vermitteln, das auf diese Prüfungen vorbereitet«, so Reiss laut einer Pressemitteilung der TUM.

 

Schüler mit Migrationshintergrund halten mit

Weder in Mathematik und Naturwissenschaften noch im Lesen fanden die Wissenschaftler Unterschiede zwischen Jugendlichen mit und ohne Zuwanderungshintergrund, was die Entwicklung während der zehnten Klasse angeht. Allerdings war das Ausgangsniveau der Jugendlichen mit Zuwanderungshintergrund niedriger. »Den Schulen gelingt es in diesen Jahrgangsstufen offenbar, Schülerinnen und Schülern unabhängig von der Biografie gerecht zu werden«, sagt Reiss. »Um die generell bedeutenden Leistungsunterschiede zu verringern, müssen wir schon im Grundschulalter ansetzen, vor allem bei der Sprachförderung.«

Auch bei Mädchen und Jungen verlief die Entwicklung recht ähnlich, beide Geschlechter machten in Naturwissenschaften und Lesen keinen Fortschritt. Allerdings verringerten die Mädchen den Vorsprung der Jungen in Mathematik ein wenig. »Die Studie bestätigt, dass die entscheidende Phase für die Entwicklung der Geschlechterunterschiede die Zeit von der fünften bis zur siebten oder achten Klasse ist«, sagt Reiss. »In der Grundschule sind die Interessen zwischen Mädchen und Jungen noch recht gleichmäßig verteilt. Und ab der neunten Klasse geht die Schere nicht mehr weiter auf. Wir müssen also Wege finden, das Auseinanderdriften während der ersten Jahre der weiterführenden Schulen zu verhindern.«

 

Info:

www.zeit.de/2017/46/pisa-plus-zehntklaessler-bildung-naturwissenschaften-lesen

www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/34298/

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