Die Tarifverhandlungen für die Landesbeschäftigten stehen bevor.
Bei der Einkommensrunde 2021 fordert der Deutsche Beamtenbund (dbb und tarifunion) fünf Prozent Entgelterhöhung für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder.
Die Verhandlungen mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) starten am 8. Oktober 2021. Zwei weitere Runden sind vorgesehen für den 1./2. November sowie den 27./28. November 2021. Lesen Sie zu den anstehenden Tarifverhandlungen den Kommentar von Ulrich Gräler, stellv. Vorsitzender von lehrer nrw und Tarifbeauftragter des Dachverbandes VDR:
Der öffentliche Dienst wird in Krisenzeiten immer wieder als „Einsparpotenzial” betrachtet. Das hat aber nicht immer zum gewünschten Erfolg geführt, sondern bisweilen die Situation sogar noch verschärft! Die Wirtschaft macht es seit längerem anders, sie investiert antizyklisch, um Krisen zu bewältigen.
Im Bildungssektor scheint das noch nicht ausreichend angekommen zu sein, sonst würde NRW im Vergleich der Bundesländer bei den Bildungsausgaben für die verschiedenen Schulstufen nicht auf den hinteren Plätzen liegen. Und dies schon seit vielen Jahren!
Eine direkte Auswirkung dieser unzureichenden Bildungsausgaben ist die schlechte Schüler-Lehrer-Relation. „Jeweils in den Grundschulen und den allgemeinbildenden Schulen der Sekundarstufe I (ohne Gymnasien) weist Nordrhein-Westfalen die größten Klassen aller Bundesländer auf.“ (Bildungsmonitor 2021, S. 168/169)
Es gibt kaum noch jemanden, der den Zusammenhang zwischen Klassengröße und Unterrichtsqualität leugnen wollte. Die Erfahrungen der Lehrkräfte aus den letzten Monaten mit den verschiedenen Unterrichtsformaten aufgrund der Infektionslage haben zudem mehr als deutlich gemacht, dass mit geeigneten Unterrichtsbedingungen ein qualitativ exponentiell besserer Unterricht möglich wird.
In Zeiten des demografischen Wandels müsste das Land daher sofort umsteuern, um mit attraktiven Arbeitsplätzen, modernen bzw. renovierten Schulgebäuden sowie kleineren Klassen einen effektiveren wie auch qualitätsorientierten Unterricht zu ermöglichen und gleichzeitig mit einer angemessenen Vergütung, die der Verantwortung für gute Bildung gerecht wird, mehr geeignetes pädagogisches Personal für die Schule zu gewinnen.
Das Maß an Zufriedenheit aller Beschäftigten steht und fällt mit dem Einklang zwischen Aufgabe und Ergebnis. Wenn die äußeren Strukturen dies jedoch verhindern bzw. beeinträchtigen, dann kann trotz guter Absicht eine Trendumkehr nicht gelingen. Diese sollte uns die nächste Generation aber doch wert sein!
Ulrich Gräler