Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

lehrer nrw: Arbeitsbedingungen an den Schulen müssen verbessert werden. Dazu gehört auch, aber nicht nur, eine Besoldungsanpassung. 

Wenn es um die Besoldung der Lehrkräfte geht, hinkt Nordrhein-Westfalen seit Jahrzehnten (!) anderen Bundesländern hinterher. Gerade vor dem Hintergrund des akuten Lehrermangels muss die Landesregierung auch finanzielle Anreize setzen, um den Lehrerberuf attraktiver zu machen. 

„Dass ausgerechnet die SPD, die die Missstände in der Lehrerbesoldung in vielen Jahrzehnten Regierungsverantwortung nicht behoben hat, sich nun zum Vorkämpfer für eine bessere Bezahlung der Lehrkräfte aufschwingt, ist erstaunlich“, sagt die lehrer nrw-Vorsitzende Brigitte Balbach. 

Denn die im Vergleich zu anderen Bundesländern seit Jahrzehnten schlechtere Besoldung in NRW existiert seit den 1970er Jahren, als die damalige SPD-geführte Landesregierung in der Lehrerausbildung den so genannten „Stufenlehrer“ eingeführt hat. Danach gab es für die Grundschule den „Primarstufenlehrer”, für die Klassen 5 bis 10 den „Sekundarstufenlehrer I“ und für die Klassen 10 bis 13 den „Sekundarstufenlehrer II“. Die Einführung der Stufenlehrer ging jedoch u.a. mit einer Zuordnung zu einer niedrigeren Besoldungsgruppe einher, und zwar für die Sekundarstufenlehrer I. Da andere Bundesländer in dieser Zeit eine höhere Besoldung für die Sekundarstufenlehrer I versprachen, entstand das Problem der Abwanderung bzw. Abwerbung von Lehrkräften – und existiert noch heute. 

Auch deswegen sind Personalnotstände entstanden, die sich in den letzten Jahren noch verschärft haben. Vom allgemeinen Lehrermangel, unabhängig von der jeweiligen Fächerkombination, sind vor allem Grundschulen und die Schulen der Sekundarstufe I betroffen. Die Gründe dafür sind vielfältig und nicht ausschließlich auf die Besoldung zurückzuführen. So hat das Image des Lehrerberufs in den letzten Jahren erheblich gelitten. Für das Kerngeschäft – guten Unterricht – bleibt immer weniger Zeit. Längst gelten andere Berufsfelder als attraktiver, sowohl in Bezug auf die Arbeitsintensität als auch in Bezug auf die Vergütung. Entsprechend hat sich das Studienwahlverhalten der Schulabgänger geändert. 

Lehrkräfte haben einen hohen Anspruch an die Professionalität ihrer Ausbildung und ihrer Berufstätigkeit. Schließlich arbeiten Lehrkräfte mit besonders schutzbedürftigen Menschen in einer äußerst wichtigen Lebens- und Entwicklungsphase. Das macht den Beruf auf der einen Seite hochspannend und persönlich Gewinn bringend, auf der anderen Seite aber auch höchst störanfällig, sobald die Arbeitsstrukturen bzw. -bedingungen eine Umsetzung dieser Professionalität behindern oder gar unmöglich machen. 

Eine angemessene Bezahlung (d.h. Besoldung und Entgelt), die dieser Professionalität gerecht wird, ist daher eine zwangsläufige Schlussfolgerung. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ muss hier die Devise lauten. Dies ist allerdings nur ein Aspekt. Nötig sind überdies gleiche und faire Rahmenbedingungen für alle Schulformen im Sek-I-Bereich, etwa im Hinblick auf Arbeitsbelastung, Unterrichtsverpflichtung und Schüler-Lehrer-Relation. 

„Wer den Lehrermangel bekämpfen will, muss die Arbeitsbedingungen an den Schulen insgesamt verbessern“, betont Balbach. „Daher unterstützt lehrer nrw die Forderung einer Besoldungsanpassung unter der Voraussetzung, dass dabei die Gesamtproblematik des Arbeitsplatzes Schule in den Blick genommen und ein Gesamtkonzept für dessen zukünftige Ausgestaltung entwickelt wird. Dazu muss ein Stufenplan aufgelegt werden, der vom jetzigen Zeitpunkt an die Besoldung der Ausbildung langfristig angleicht.“ 

22.11.2017 

Jochen Smets, Pressesprecher