Wie man hört, ist es mit der Wertschätzung gegenüber Lehrkräften nicht allzu weit her. Ein joviales »Was geht, Alter?«, das der dreizehnjährige Kevin seinem Pauker entgegenschmettert, geht ja noch als angemessene Respektsbekundung durch. Problematischer wird es schon, wenn Kevin seinen Lieblingslehrer dann liebevoll in den Schwitzkasten nimmt. Das kann ein Pädagoge mit niedriger Frustrationstoleranz schonmal als tätlichen Angriff werten. Auch eine rustikale Ansprache (»Du hast mir gar nichts zu sagen, Du…«) oder ein aufgeschlitzter Autoreifen auf dem Lehrerparkplatz siedeln manche empfindlichen Kolleginnen und Kollegen knapp unterhalb der Humorgrenze an.

Wie also lässt sich das bisweilen prekäre Binnenverhältnis zwischen Schülern und Lehrkräften zur beiderseitigen Zufriedenheit regeln? Eine famose Idee ist ein Schulhund. Solche vierbeinigen pädagogischen Hilfskräfte sind bereits an über eintausend Schulen in Deutschland im Einsatz, wie der geneigte Besucher auf dem Internetportal www.tierisch-gute-schule.de erfährt. Das nordrhein-westfälische Schulministerium hat zu diesem Thema sogar eine Handreichung herausgegeben. Darin wird in erfreulicher Deutlichkeit klargestellt: »Bei einem Schulhund handelt es sich nicht um ein Lernmittel im Sinne des §?30 Abs. 1 SchulG, so dass das Tier auch keiner Zulassung nach §?30 Abs. 2 SchulG bedarf.« Das vereinfacht die Sache natürlich enorm.

Dem Einsatz eines Schulhundes liegt die Erfahrung zugrunde, dass Kinder einen Hund meistens süß finden, einen Lehrer aber nicht unbedingt. Der erzieherische Effekt: Wenn alles gut geht, bekommt der zweibeinige Pädagoge ein bisschen von der Zuneigung ab, die die Klasse dem vierbeinigen Kollegen entgegenbringt. So ein niedlicher Schmusehund macht auch renitente Pennäler zu handzahmen Zeitgenossen, die im Idealfall auch zugänglicher sind für Prozentrechnung und Futur zwei.

Bei sehr aufsässigen Klassen, die der Lehrer meist nur noch mit Helm betritt, kann ein Schulhund ebenfalls Wunder wirken. Hier bietet sich dann eher ein Vertreter der Gattung Bullmastiff oder American Staffordshire Terrier an. Lehrkräfte mit einschlägigen Erfahrungen berichten wahre Wunderdinge. Da hat so ein kleiner Racker mit einem beiläufigen Zähnefletschen so manche Hardcore-Klasse in andächtiges Schweigen versetzt.

Jochen Smets

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