Der Lehrermangel in Deutschland hat katastrophale Ausmaße angenommen. Manche sagen, so schlimm war es vor fünfzig Jahren, andere sprechen sogar von einem halben Jahrhundert.

Es fehlen Tausende, wenn nicht gar Millionen von Pädagogen. Auf zweihundert Schüler kommt im Schnitt ein Lehrer, und der leidet meistens an Burn-out. Deshalb werden jetzt per Crashkurs neue Lehrkräfte ausgebildet.

In nur zwei Wochen wird man vom Buchhändler zum Oberstudienrat oder vom Metzgergesellen zum Biologielehrer für die Mittelstufe oder vom Hartz-IV-Empfänger zum Mathematikpauker.

Es kommt teilweise zu schrecklichen Szenen. Anwerber reisen durch Deutschland, spendieren jungen Menschen alkoholische Getränke – und wenn die dann am nächsten Morgen erwachen, sind sie schon auf hoher See. Natürlich auf einem Schulschiff, wo sie sich zum Lehrer ernennen lassen oder über die Planke gehen können.

Jeder, der einen Duden mit Messer und Gabel essen oder eine Buchstabensuppe in fünf Minuten auslöffeln kann, darf schon am nächsten Tag eine Abiturklasse unterrichten.

Quelle: Zippert zappt – DIE WELT vom 22. August 2018

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