In Zeiten des Lehrermangels kommt es mehr denn je auf die Fachleiter als Bindeglied zwischen universitärer Ausbildung und schulischer Praxis an. Doch hohe Arbeitsbelastung und schlechte Besoldung machen diese Aufgabe zunehmend unattraktiv. Dass das fatale Folgen haben kann, darauf haben die lehrer nrw-Vorsitzende Brigitte Balbach und Hardi Gruner, Kern- und Fachseminarleiter, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet in einem offenen Brief hingewiesen. Wir drucken ihn hier im Wortlaut ab.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Laschet,

gerade in einer Zeit, in der händeringend nach neuen Lehrerinnen und Lehrern gesucht wird und vielfältige Möglichkeiten des Seiteneinstiegs geboten werden, stellt eine bestmögliche, post-universitäre Ausbildung durch die Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung ein Fundament dar.

Die Personalsituation in der Ausbildung in den Lehrämtern Grundschule (G) und Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschule Klasse 5 bis 10 (HRSGe) an vielen Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) stellt sich immer häufiger so dar: Stellen können auch nach mehr als fünfzehn Ausschreibungen nicht besetzt werden. Zum Teil bleiben mehr als 35 Prozent der benötigten Stellen vakant. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Unsere Mitglieder berichten von einer zunehmenden Aufgabenfülle, zu geringer Anzahl von Anrechnungsstunden für die Arbeitsleistung, einer beruflichen Sackgasse. Die häufigste Nennung bezieht sich jedoch auf die geringe Wertschätzung, die sich durch eine eklatante Differenz im Rahmen der Besoldung widerspiegelt.

So beträgt der Besoldungsunterschied zwischen einem Seminarausbilder/einer Seminarausbilderin der Lehrämter Grundschule sowie HRSGe und einem Seminarausbilder/einer Seminarausbilderin des Lehramtes Gymnasium/ Gesamtschule nach der aktuellen Besoldungstabelle 1670 Euro im Monat, ergo im Jahr: 20040 Euro, und dies bei absolut identischen Aufgaben.

Das grundsätzliche Problem ist nicht neu und begleitet uns seit mehr als dreißig Jahren. In der aktuellen Situation bekommt diese Ungerechtigkeit jedoch ein anderes Gewicht.

lehrer nrw setzt sich wie andere Verbände und Gewerkschaften auch seit vielen Jahren für die Kolleginnen und Kollegen ein. Das Problem wurde auch den diversen Vertretern der Politik vorgetragen. Frau Löhrmann zeigte Verständnis, Frau Ministerin Gebauer wurde bei verschiedenen Gelegenheiten hierauf angesprochen, zuletzt bei der gemeinsamen Besprechung mit dem Hauptpersonalrat der Realschulen in diesem Jahr. Alle Angesprochenen hatten bzw. haben Verständnis, erkennen die Ungerechtigkeit. Am 29. Oktober legte Frau Balbach, unsere Vorsitzende, diese Fachleiterproblematik nochmals anlässlich einer Anhörung zum Haushalt im Landtag gegenüber zahlreichen Abgeordneten dar.

Leider ändert das Wissen um ein Problem noch nicht die grundsätzliche Situation. Die verstrichenen Jahrzehnte hinterlassen den Eindruck, dass sich, sollte das Problem nicht zur ’Chefsache’ erklärt werden, hieran auch in absehbarer Zeit nichts ändern wird.

Als Mitglied des Verbandes lehrer nrw und Kern- und Fachseminarleiter würde ich mich sehr freuen, wenn Sie unsere relativ kleine Gruppe im Sinne einer bestmöglichen Ausbildung für die kommenden Lehrerinnen- und Lehrergenerationen, nicht aus den Augen verlieren und unser Anliegen tatsächlich zur ’Chefsache’ erklären.

Für weitere Fragen steht Ihnen der Verband gerne zur Verfügung.

Brigitte Balbach
Vorsitzende

Hardi Gruner
Kern- und Fachseminarleiter

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