Aktuell ist der Bedarf an Lehrern in Nordrhein-Westfalen so hoch wie lange nicht mehr. Je nach Schulform und Fächerkombination kann man sich als Berufsanfänger heute zwischen mehreren offenen Stellen entscheiden. Doch worauf sollte man bei der Wahl des Arbeitsplatzes Schule achten?
Viele junge Lehrer und Lehramtsanwärter schauen am Ende ihres Vorbereitungsdienstes bei der Wahl der ersten festen Stelle neben Schulform und Erreichbarkeit besonders auf die mediale Ausstattung von Schulen sowie das vorhandene Klientel der dort zu unterrichtenden Schüler. Dies ist auf Dauer gesehen zu kurz gedacht. So kann sich das an der Schule vorhandene Schülerklientel innerhalb kürzester Zeit durch die Schließung oder Neugründung bzw. Erweiterung einer anderen Schule vor Ort ändern. Dies ist sowohl zum schlechteren, aber auch oft zum besseren möglich und sollte für uns alle eigentlich auch nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Nicht nur auf die Ausstattung achten
Gerade wenn man die Wahl hat, sollte aber auch auf das pädagogische Konzept, das Kollegium, die Schulleitung und besonders auf den Zustand der Gebäude geachtet werden. Selbstverständlich macht es Sinn und Spaß, in einer gut ausgestatteten Schule zu unterrichten, aber macht es das auch, wenn man sich im Kollegium nicht wohlfühlt, das an der Schule vorhandene pädagogische Konzept überhaupt nicht zu einem selber passt oder die Schulleitung bei Problemen und Fragen nicht ansprechbar ist und im Zweifelsfall nicht hinter dem Kollegium steht? Wenn einem dabei ständig kalt ist, weil die Fenster undicht sind oder die Heizung nicht bzw. nur unzureichend funktioniert, macht auch die beste Ausstattung keine Freude mehr. Bei undichten Dächern, durch die es bei Regen in den Klassenraum tropft, schimmeligen Wänden, die unangenehm riechen und defekten Toiletten wird die Arbeit für viele sogar zur Qual. Zwar sind diese schlechten baulichen Gegebenheiten Ausnahmen, kommen aber gerade bei Gebäuden aus den sechziger und siebziger Jahren immer wieder vor.
Wenn der Schüler in den Einkaufswagen schaut?…
Auch die Frage, ob man direkt am Wohnort arbeiten möchte, sollte gut überdacht werden. Natürlich spart man Zeit und Kosten, wenn man nah an seinem Arbeitsplatz wohnt und nicht dorthin pendeln muss. Dafür sieht man in seiner Freizeit aber auch häufig Schüler und Eltern. Die Frage, ob man sich dabei wohlfühlt, wenn diese einem im Supermarkt in den Einkaufswagen gucken können, ob man auf dem Markt oder beim Arztbesuch von besorgten Eltern mal eben auf die Probleme des Kindes in der Schule angesprochen werden möchte, sollte man sich schon vor der Bewerbung auf eine Stelle gut überlegen.
Kollegien, pädagogische Konzepte und defekte Gebäude sind nur langfristig und schwerfällig zu ersetzen. Eine Versetzung an eine andere Schule ist in der Regel erst nach Beendigung der Probezeit (im Normalfall drei Jahre) und der anschließenden Freigabe durch die Schulleitung möglich. Die Freigabe kann sich dabei auch noch über mehrere Jahre hinziehen. Beamer, Computer, Whiteboards etc. sind hingegen oft kurzfristig angeschafft, einige Kilometer mehr Arbeitsweg zu einer etwas weiter entfernten Schule schnell zurückgelegt.
Selbstverständlich wird man an keiner Schule alle für einen selbst wichtigen Bedingungen erfüllt bekommen. Die für die jeweiligen Bedürfnisse wichtigsten Arbeitsbedingungen machen ein zufriedenes und damit gutes Arbeiten allerdings erst möglich und sollten im Vorfeld einer Bewerbung gut durchdacht werden.
Tina Papenfuß
Zur Originalausgabe (PDF-Format)