Der letzte offene Brief (siehe hier), den wir 2015 an dieser Stelle auf den Weg gebracht haben, war noch an die damalige Schulministerin Sylvia Löhrmann adressiert. Eine Reaktion blieb leider aus, ebenso jedwede Verbesserung der Situation der Fachleitungen im Lande. Vielleicht hat ja ihre Nachfolgerin Yvonne Gebauer ein Herz für Fachleiter.

Sehr geehrte Frau Ministerin Gebauer,

fast 200.000 Kolleginnen und Kollegen aller Schulformen warten auf die dringend erforderliche Verbesserung der Bildungssituation in unserem Land. Unter ihnen befindet sich eine recht kleine, zu oft nicht beachtete Gruppe, welche jedoch an einer ganz entscheidenden Position agiert: die Fachseminarleiterinnen und -leiter der ZFSL im Bereich HRGe und G.

Mit viel Freude haben meine Kolleginnen, Kollegen und ich auf der Seite 8 des Koalitionsvertrages unter dem Punkt ‘Schule’ den nachfolgenden Satz gelesen: »Wir brauchen zudem die am besten ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer, engagierte Eltern, technisch gut ausgestattete Schulen, mehr Autonomie für die Schulen vor Ort und exzellente Leuchtturmprojekte, die auf die Qualitätsentwicklung aller Schulen eine positive Wirkung entfalten.« Dies ist eine Forderung, die lehrer nrw ?schon immer vertreten hat. 

Aber: woher sollen diese ‘am besten ausgebildeten’ Kolleginnen und Kollegen kommen? Dass sie nicht einfach auf der Bildfläche erscheinen, ist leidlich festzustellen. Die Schlüsselpersonen bleiben die Ausbilderinnen und Ausbilder der ZfsL. Um diese Aufgabe mit den besten Kolleginnen und Kollegen zu besetzen, ist aus unserer Sicht die schon längst überfällige Wertschätzung durch ein Funktionsamt unumgänglich. Die einem Konrektor / einer Konrektorin vergleichbare Prüfung abzulegen und anschließend mit einer Zulage von 150 Euro brutto ‘abgespeist’ zu werden, sorgt nicht gerade dafür, dass die Fachseminarleiter lange im Amt bleiben. 

Um die Situation mit Zahlen zu belegen: Die Differenz zwischen einem FSL der Sek I und einem FSL der Sek II beträgt bis zu 1.574 Euro brutto pro Monat – bei exakt gleichen Aufgaben!

Es gäbe noch viel mehr zu sagen, z.B. 

  • die Sache mit den Überstunden, die nicht mehr anfallen dürfen, wird uns das Leben zukünftig sehr schwer machen, 
  • für die Reduzierung der Grundentlastung auf eine Stunde für zwei Stunden gehaltenes Seminar gilt das Gleiche
  • und, und, und… (aber die Legislaturperiode hat ja erst begonnen).

Sehr geehrte Frau Ministerin Gebauer, ich wünsche Ihnen für die vor Ihnen liegende Zeit und Aufgabe alles erdenklich Gute, viel Stärke (‘Kraft’ wollte ich hier nicht schreiben) und den Weitblick, auch kleine, aber sehr wichtige Gruppen wie die Fachseminarleiter nicht aus den Augen zu verlieren. Vielleicht finden Sie ja – trotz der Vielzahl der Aufgaben – irgendwann mal die Zeit für eine Antwort auf meinen Brief oder ein erneutes Gespräch beim nächsten Mülheimer Kongress im November. Ich würde mich sehr freuen.

Herzliche Grüße sendet Ihnen

Hardi Gruner
Motivierter, erwartungsvoller, aber auch besorgter Kernseminar- und Fachseminarleiter

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