In der Februar-Ausgabe von Schule NRW mit dem integrierten Amtsblatt fiel einem Mitglied des Hauptpersonalrats Realschulen ein Einleger auf, der für großes Erstaunen sorgte. Auf diesem wurde auf zwei DIN A4 Seiten eine SchILD app beworben, die Lehrerinnen und Lehrern die Arbeit enorm erleichtern soll. Dabei gibt es allerdings mehr als nur einen Haken.

Mit der SchILD app können folgende Schülerdaten verarbeitet und gespeichert werden: 

  • Teilleistungs- und Zeugnisnoten
  • Fehlzeiten
  • Schülerdaten und -fotos
  • Sitzpläne

Klingt doch erst einmal super, aber Moment einmal…

 

Die Risiken der Nutzung privater Endgeräte

Hat der Vorsitzende des Hauptpersonalrats Realschulen, Sven Christoffer, nicht in mittlerweile drei Artikeln zum Thema Logineo NRW ausführlich dargelegt, wie gefährlich BYOD (Bring your own device), also die Nutzung privater Endgeräte, für die einzelne Lehrkraft sein kann – zumindest was die Haftung betrifft, sollten personenbezogene Daten auf dem eigenen Endgerät nicht ordnungsgemäß gesichert sein? 

In derselben Ausgabe des Amtsblattes, der auch die Werbung für die SchILD app beilag, wurde die Dienstanweisung für die automatisierte Verarbeitung von personenbezogenen Daten mit allen Vorschriften zur Nutzung privater ADV-Anlagen zu dienstlichen Zwecken veröffentlicht. Ein Zufall? Die Liste der einzuhaltenden Sicherheitsmaßnahmen ist lang: Zugriffsschutz, automatische Sperre der privaten Endgeräte nach maximal fünfzehn Minuten Inaktivität, Einsatz aktueller Virenschutz-Software, Einsatz einer Firewall, regelmäßige Aktualisierung der Betriebssysteme …

Darüber hinaus war der Vorstand des Hauptpersonalrats verwundert über die Tatsache, dass in seinem Exemplar des Amtsblattes dieser Einleger zur SchILD app fehlte. Also machten Sven Christoffer und die Autorin sich auf die Suche nach Antworten – ein langer und beschwerlicher Weg.

 

Nichts Genaues weiß man nicht

Wir begannen bei der IT des Schulministeriums. Hier fühlte sich niemand verantwortlich, da das gesamte Programm von der Firma ribeka betreut wird. Auch die beworbene SchILD app war im Haus nicht bekannt, da der Einleger in keinem Exemplar des Amtsblattes, das im Haus verteilt wurde, zu finden war. Nun gut, wenn uns schon niemand etwas zu der App sagen konnte, dann doch zumindest, wie dieser Einleger ins Amtsblatt gelangte, wenn doch das MSB nichts damit zu tun hat. 

Also suchten wir die Verantwortlichen für Schule NRW auf. Ein Redakteur war genau wie die kleine lehrer nrw-Delegation und die IT sehr überrascht, versprach jedoch, sich zu informieren und riet uns, den Chefredakteur des Amtsblattes zu dieser Thematik zu befragen, da er für den Inhalt verantwortlich sei und auch jede Werbeanzeige genehmigen müsse. Ein paar Tage später traf ich ihn dann – nach zahlreichen vergeblichen Versuchen – an. Seine Erklärung war sehr interessant: Im Haus ist das Ganze nicht aufgefallen, da der Vorgänger des jetzigen Chefredakteurs keine Werbeeinleger in den Exemplaren für das MSB haben wollte – fliegt nur auf dem Schreibtisch rum.

 

Kann ja mal passieren …

Der Ritterbach Verlag darf vier bis fünf Mal pro Jahr Werbeeinleger in Schule NRW mit dem integrierten Amtsblatt legen. Diese Einleger müssen eindeutig als Werbeanzeige kenntlich gemacht werden – in unserem Beispiel nicht der Fall. Kann ja mal passieren. 

Jede Werbung muss dem Chefredakteur zur Genehmigung vorgelegt werden. Der Verlag dachte, man hätte dies bereits im Herbst getan – ein Versehen. Kann ja mal passieren.

 

Konsequenzen gab es nach unseren Informationen übrigens keine.

Wenn dieses Thema nicht so brisant für die Kolleginnen und Kollegen wäre, könnte man fast über diese Geschichte lachen. So bleibt mir nur ein Kopfschütteln und jedem Kollegen und jeder Kollegin zu raten, sich genau zu überlegen, ob er oder sie diese App nutzen möchte.

Sarah Wanders

Originalausgabe (PDF-Datei)


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Aus dem Alltag einer Realschullehrerin

 ‘Einfach mal machen’ heißt die neue Devise. Über die Irrungen und Wirrungen des real existierenden Schulbetriebs. Und warum ein Knigge-Training hilfreich sein kann.

Manchmal frage ich mich, mit welchen Widrigkeiten man im Lehrerberuf so alles rechnen muss. Neben der Vermittlung von Wissen sind wir ja auch Erzieher, Schlichter, Mediatoren, Sanitäter, Sanktionierer, etc …

In meiner Klasse bin ich fast täglich erstaunt darüber, was die Kids in Pausen und Unterricht machen, was ich mich niemals getraut hätte. Und ich war ganz gewiss kein Kind von Traurigkeit.

Oder auch, was heutzutage erwartet wird von mir als Lehrerin. Meine Eltern haben kaum Kontakt zu Lehrern gesucht, keine Forderungen gestellt. Hatte ich etwas angestellt, wurde weder hinterfragt, noch eine Sanktion in Frage gestellt.

Bitte Beten vorm Backen

Woher kommt nur dieses Selbstverständnis der Schüler und ihrer Eltern, zu Elternsprechtagen mit dem Anwalt aufzulaufen, mit einer Anzeige zu drohen oder auch zu erwarten, dass man, bevor man für die Schüler backt, ein Gebet spricht? Ja, Sie lesen richtig. Ein Schüler verweigerte die Annahme von selbstgebackenen Cookies, da ich vor der Zubereitung nicht gebetet hatte. Eine Erklärung, dass ich nicht gläubig sei, führte zu Tränen, die darin endeten, dass der Schüler meinte, ich nehme seine Religion nicht ernst. Erst die Sozialarbeiterin unserer Schule konnte ihn beruhigen.

Mal eben in der Pause vorbeischauen

Eltern geben ihre Kinder in unsere Obhut, die Kinder sind den Großteil des Tages in der Schule, sollte man da nicht meinen, dass Eltern gemeinsam mit uns arbeiten sollten? Aber leider geht es oftmals gegen uns Lehrer. Und das auf unterschiedliche Weise: Da gibt es Eltern, die treten gar nicht in Erscheinung. Sie folgen keiner Einladung zu Sprechtagen, antworten auf keine E-Mails oder Anrufe. Im Gegensatz dazu gibt es die Sorte, die sich zu viel kümmern, wegen jeder Kleinigkeit anrufen oder gerne auch unangemeldet ‘mal eben in der Pause vorbeischauen’.

Manchmal ärgere ich mich über Eltern. Und über Schüler.

Respekt ist keine Einbahnstraße

Über die Art und Weise, wie mit mir gesprochen wird. Viele meiner Schüler erwarten einen respektvollen Umgang, äußern diese Bitte oftmals als Forderung, schaffen es jedoch kaum, auch anderen Respekt entgegen zu bringen. Nur, woran liegt das? Wenn ich ihre Eltern kennenlerne, verstehe ich manchmal mehr. Sie wollen alles für ihre Kinder, kämpfen um jeden Preis. Ist irgendwie verständlich, aber kommt es nicht auf die Art und Weise an, wie man etwas erreichen will?

Mein Sohn wird übernächstes Schuljahr eingeschult. Die in Frage kommenden Grundschulen habe ich mir schon angesehen. Und bei den Vorstellungsabenden war ich schnell die, ‘die offenbar vom Fach ist’. Und auch ich hatte direkt meinen Ruf weg. Ich stellte die interessanten Fragen, nach Pilotsprache, flexibler Nachmittagsbetreuung, Klassenstärke, Inklusion etc. Auch hier kam meine Initiative unterschiedlich an. Und ich fragte mich, ob ich auch eine der Mütter werden könnte, die zu viel wollen. Ehrlicherweise schließe ich das nicht aus.

Miteinander statt gegeneinander

Was mir aber absolut wichtig ist, und das versuche ich meinen Kindern tagtäglich beizubringen, ist ein respektvoller Umgang miteinander. Mit Schülern, Lehrern, Erzieherinnen, Müttern, Freunden, Verwandten. Ich zeige ihnen Möglichkeiten auf, Konflikte zu lösen, und zwar alleine. Sie lernen, Wünsche und Forderungen zu äußern, ohne sich in Ton und Wort zu vergreifen. Ob es etwas nützt? Das wird sich zeigen. Vorgenommen habe ich mir aber, mit den Lehrern meiner Kinder zusammen zu arbeiten, denn sie sind es, die meine zwei Quirle den halben Tag um sich haben und viel Zeit in sie investieren.

Knigge-Training für die Klasse

Für meine Klasse habe ich beschlossen, dass wir ab und an ein kleines Knigge-Training absolvieren. Höflicher Umgang miteinander, was können wir machen, um anderen den Tag zu verschönern, welche Dinge im Alltag kann man ‘einfach mal machen’?

Lesslie Boecker

Info:

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E-Mail: wanders@lehrernrw.de
(Vorsitzende junge lehrer nrw

E-Mail: boecker@lehrernrw.de
(stellv. Vorsitzende junge lehrer nrw

Originalbeitrag (PDF-Datei) 


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