Aus dem Alltag einer Realschullehrerin: Wie eine Kommune bei der Sanierung einer Schule versagt.
Als vor einem Jahr der PCB-Befall an meiner Realschule festgestellt wurde, war zunächst die Angst um die Gesundheit das vorrangige Gesprächsthema. Es wurden Untersuchungen durchgeführt, an Mensch und Gebäude, die Mensa glich zeitweise einem Lazarett, Bauzäune riegelten den Altbau ab. Zudem fanden Informationsgespräche für die Eltern, Schüler und Kollegen statt. Hier ging es natürlich auch um unsere Gesundheit – was uns Kollegen jedoch mehr interessierte, war, wie es mit unserem Unterricht weitergehen soll.
Die erste Lösung bestand darin, dass Jahrgangsstufen in die nahegelegene Hauptschule ausgelagert wurden, ein Kollegenteam ging mit, sodass kaum gependelt werden musste, ein Sonder-Stundenplan kam zum Einsatz. Die Schulleitung organisierte alles bis ins kleinste Detail, und es lief wirklich gut.
Container als Klassenräume
Der nächste Infoabend kam, die Stadt kündigte an, dass während der Sanierung des Gebäudes Container als Klassenräume genutzt werden sollen. Das alles sei aber keine langfristige Lösung, vielmehr versprach der Bürgermeister, dass die Sanierung im Groben bis zu den kommenden Sommerferien über die Bühne sei. Ein Jahr also. Sollte zu machen sein. Die Eltern waren zufrieden. Die Kollegen waren zufrieden. Ein Hauch Skepsis hing dennoch in der Luft …
Nicht zu unrecht!
Dann kamen die Container, sie stahlen den Schülern über die Hälfte des Schulhofes, aber wir richteten uns ein, statteten alle Räume mit Regalen, Möbeln, Materialien aus, auch für die Medienwagen wurde eine Lösung gefunden.
Und dann – passierte nichts mehr.
Stillstand und Vertröstungen
Es kamen keine Bauarbeiter, keine Maschinen, keine Information, wann die Sanierung endlich starten sollte. Der Tagesordnungspunkt ’Neues vom Bau’ stand auf jeder Einladung zur Lehrerkonferenz und Dienstbesprechung. Die Schulleiterin hatte bereits eine Standleitung zur Stadt, wurde hier jedoch mehr als einmal vertröstet, oder gar nicht erst durchgestellt. Es hieß immer wieder nur, dass die Arbeiten nicht beginnen können. Warum?
Nun, zunächst einmal sei die Sanierung an und für sich bislang nicht einmal ausgeschrieben. Da fragt man sich, warum? Die Stadt äußert sich dazu nur sehr vage, es müssten mehr Tests gemacht werden, es gäbe noch die Frage zu klären, ob Sanierung oder Neubau, der Krankenstand bei den Bearbeitern sei so hoch … Bitte???
Es geht hier um unsere Kinder!!!
Hochgesteckte Ziele, aber kein Fundament
Es ist mir unverständlich, dass eine Kommune und ein Land es nicht schaffen, eine Schule zügig zu sanieren. Es werden Millionen in eine Kampagne gesteckt, die suggeriert, dass man für den Lehrerberuf nicht einmal mehr Deutsch sprechen können muss – wer hat sich diesen Quark eigentlich ausgedacht und genehmigt? Und davon mal abgesehen, wer will an einer Schule arbeiten, in der die meisten Klassen in Containern sitzen, die bei den derzeitigen Temperaturen wie ein Brutkasten wirken oder man nach Starkregen wie vergangene Woche klitschnass und mit Wasser in den Schuhen noch drei Stunden unterrichten soll? Die Ziele der Landesregierung, die in den Medien präsentiert werden, sind hoch gesteckt und werden bejubelt, aber es fehlt einfach am Fundament.
Arbeiten, ohne schwitzen oder frieren zu müssen
In einer der letzten Ausgaben habe ich darüber geschrieben, was ich brauche, um eine gute Lehrerin sein zu können. Ich lege noch ein Kriterium drauf: Eine Kommune und ein Land, die sich um die Schulen kümmern, und zwar um die Gebäude. Es geht darum, dass unsere Schüler in einem geschützen Raum arbeiten können, in dem sie weder schwitzen noch frieren müssen. Wie fänden es die Damen und Herren der Regierung und der Stadt, wenn sie wie unsere Schüler unter diesen Umständen arbeiten müssten?
Und dann bin ich gespannt, ob es weitere Ausreden gibt, die einen Umbau oder eine Sanierung hinauszögern.