Ein Resümee aus aktuellen Personalversammlungen

Unter dem Titel ’Nach der PV ist vor der GB’ berichtete Sven Christoffer in der Ausgabe 3/2019 von den Problemfeldern, die auf verschiedenen Personalversammlungen von den Kolleginnen und Kollegen vorgetragen wurden. Der Leser konnte damals den Eindruck gewinnen, dass es an allen Ecken und Enden hakt.

Das Boot droht zu sinken

In der folgenden Gemeinschaftlichen Besprechung (GB) des Hauptpersonalrats Realschulen mit Schulministerin Yvonne Gebauer Mitte Mai wurde den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern des Ministeriums für Schule und Bildung wieder ein Überblickstableau aller Anträge aller Realschulpersonalversammlungen aus dem Jahr 2018 überreicht. Die Probleme, die auf den Personalversammlungen für Lehrkräfte an Gesamt-, Gemeinschafts- und Sekundarschulen geschildert wurden, waren ähnlich. Was die mangelnde Ausstattung mit dringend notwendigen personellen Ressourcen für den regulären Unterricht, die Inklusion und Integration, die geringe Wertschätzung der Kolleginnen und Kollegen sowie die immer noch nicht erfolgte angemessene Besoldung bzw. Vergütung angeht, sitzen hier alle Lehrkräfte in einem Boot. Und dieses Boot droht langsam, aber stetig zu sinken.

Nun könnte man meinen – da die Probleme schließlich nicht erst seit einem Jahr bestehen – es hätte sich etwas zum Positiven verändert. Zeit genug hatte das MSB schließlich.

Alte und neue Probleme

Als Vertreterin unseres Verbandes habe ich die Bezirkspersonalversammlungen für Lehrkräfte an Realschulen in Arnsberg und Köln sowie die Bezirkspersonalversammlung für Lehrkräfte an Gesamtschulen, Gemeinschaftsschulen, Sekundarschulen und PRIMUS-Schulen in Köln besucht. Andreas Kucharski, der den Verband auf der Personalversammlung für Lehrkräfte an Gesamtschulen, Gemeinschaftsschulen, Sekundarschulen und PRIMUS-Schulen in Düsseldorf vertreten hat, berichtete mir von seinen Eindrücken. Nach wie vor ähneln sich die Problemfelder in den unterschiedlichen Schulformen sowie Bezirken und weichen kaum von dem ab, was bereits im vergangenen Jahr thematisiert wurde. Eigentlich könnte ich dann hier meinen Artikel beenden und Sie bitten in Ausgabe 3/2019 nachzulesen, was sich alles nicht geändert hat. Aber…

Kaum zu glauben aber wahr – es kommen noch weitere Schwerpunktthemen hinzu.

Gewalt gegen Lehrkräfte muss Konsequenzen haben

Auch dieses Thema ist nicht neu, und wir haben in unserer Zeitschrift bereits mehrfach über dieses immer größer werdende Problem berichtet. Unser Fortbildungsprogramm enthält auch in diesem Jahr Veranstaltungen zu diesem Themenbereich, und Dr. Stefan Battel berät in seiner Telefonsprechstunde Mitglieder des Verbandes. Wir kümmern uns.

Hier will ich nicht verschweigen, dass auch das MSB nicht untätig geblieben ist. Der BAD bietet eine kostenlose 24 Stunden Hotline, und es gibt mittlerweile zwei Arbeitsgruppen unter Beteiligung der Hauptpersonalräte, die sich mit dieser Thematik befassen. Nur leider kommt zu wenig bei den Lehrkräften an.

Das, was die betroffenen Kolleginnen und Kollegen am meisten beklagen, ist die fehlende Unterstützung durch Schulleitungen bzw. die Bezirksregierungen. Sie fühlen sich allein gelassen und haben häufig das Gefühl, dass die von ihnen erfahrene Gewalt bagatellisiert wird oder der Täter bzw. die Täterin unter dem Deckmantel pädagogischen Handelns geschützt wird. Hier fordern wir eine ganz klare Kultur des Hinsehens. Wer einen Lehrer/eine Lehrerin in Ausübung seines/ihres Dienstes angreift, greift uns alle an, und das muss er/sie auch spüren. Gewalt gegen Lehrkräfte darf nicht ohne Konsequenzen bleiben!

Digitalisierung im Schneckentempo

Am 15. September ist die Förderrichtlinie in Kraft getreten. Die Gelder aus dem Digitalpakt können nun endlich abgerufen werden. Schulträger und Bezirksregierungen wurden informiert. Ausführliche Informationen hierzu finden Sie im Bildungsportal. So weit zu den Hintergründen.

Leider hatten sich viele Kolleginnen und Kollegen mehr erhofft, und auch das Tempo bei der Digitalisierung in Schule lässt sehr zu wünschen übrig. Wenn man es als Schule dann geschafft hat, Computer, mobile Endgeräte, Smartboards etc. durch den Schulträger zu beantragen und dann auch tatsächlich zu bekommen, wie geht’s dann weiter? Wer wartet die Geräte? Wie werden die sogenannten Medienkoordinatoren ausgebildet? Welche Aufgaben werden sie übernehmen? Welche Entlastung gibt es für diese Kolleginnen und Kollegen? Und vor allem, wann, wie und von wem werden die Lehrkräfte fortgebildet?

An dieser Stelle würde ich Ihnen gerne die Antworten geben, aber leider wurden all diese Punkte bis heute nicht abschließend geklärt und den Hauptpersonalräten zur Mitbestimmung vorgelegt.

Eile mit Weile statt Offensive!

Nicht mit privaten Endgeräten in die Haftungsfalle tappen

Und natürlich kommt in diesem Zusammenhang auch immer wieder die Problematik des Einsatzes privater Endgeräte zu dienstlichen Zwecken auf den Tisch, hatten doch einige Kolleginnen und Kollegen gehofft, dass die Schule nun ausreichend (mobile) Endgeräte für die Lehrkräfte anschaffen kann und sich das Problem von alleine erledigen wird.

Auch an dieser Stelle muss ich Sie enttäuschen. Es dürfen nur Endgeräte für Lehrkräfte in einer ’angemessenen Relation’ (Anzahl der Geräte/Anzahl der Lehrerinnen und Lehrer) angeschafft werden.

Eine Vollausstattung ist nicht möglich.

lehrer nrw rät nach wie vor allen Lehrkräften, auf den Einsatz privater Endgeräte zu dienstlichen Zwecken zu verzichten. Begeben Sie sich nicht ohne Not in die Haftungsfalle, mag es auch noch so bequem sein, die Schülerinnen und Schüler in der WhatsApp-Gruppe zu informieren, die Korrespondenz mit Eltern über den privaten E-Mail-Account zu führen oder Gutachten auf dem privaten PC zu verfassen. Und das waren nur drei der Beispiele, die auf den Personalversammlungen angesprochen wurden.

Die Liste der in den Bezirkspersonalversammlungen vorgetragenen Probleme ist sicherlich nicht abschließend. Wenn sich jedoch die Beschäftigten verschiedener Schulformen und Bezirke in so vielen Punkten einig sind, dann muss ein Ministerium für Schule und Bildung handeln – und zwar bevor das Boot gesunken ist.

Sarah Wanders

Originalausgabe (PDF-Datei)


 

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