Im Bereich der Primar- und Sekundarstufe herrscht in Nordrhein-Westfalen aktuell ein großer Lehrermangel, besonders in den MINT-Fächern. So konnten zum 1. August 2017 über 2.000 ausgeschriebene Stellen nicht besetzt werden. Daher stellt sich die Frage, wie man den Beruf des Lehrers wieder attraktiver gestalten kann.

Durch die Änderungen der Studienordnungen hin zu Bachelor- und Master-Abschlüssen studieren mittlerweile alle Lehramtsstudenten, egal für welchen Bereich, gleich lang. Dies schlägt sich allerdings nicht in der anschließenden Bezahlung nieder. So verdienen Grundschullehrer weniger als ihre Kollegen an Gymnasien und Gesamtschulen und haben gleichzeitig kaum Beförderungschancen.

Eine gleiche Bezahlung und Beförderungschancen für alle Lehrämter wären nach der Änderung der Studienordnung da nur ein konsequenter Weg und würde die Unterversorgung an der einen sowie die aktuelle Überversorgung an der anderen Stelle, den Gymnasien, ausgleichen und zur Attraktivität des Berufes beitragen.

Doch bewegt die Bezahlung alleine nicht unbedingt mehr junge Menschen, ein Lehramtsstudium aufzunehmen. Gesellschaftlich ist der Beruf des Lehrers aktuell wenig angesehen, wobei es je nach Schulform Unterschiede gibt. Mehr Anerkennung würde wohl auch vermehrt Männer dazu bewegen, im Bereich der Primarstufe zu arbeiten und junge Menschen überhaupt motivieren, diesen Beruf zu ergreifen.

 

Bessere Rahmenbedingungen

Viele Abiturienten haben bei der Wahl ihres Berufswunsches zudem noch ihre eigene Schulzeit mit oft schlecht ausgestatteten Schulen, teilweise maroden Gebäuden, immer häufiger viel zu großen Klassen und abgekämpften Lehrern im Kopf, wenn sie sich für ein Studium entscheiden. All diese Eindrücke reizen Unentschlossene nicht unbedingt dazu, sich die Schule als attraktiven Arbeitsplatz vorzustellen. Kleinere Klasse bzw. fest verankerte Obergrenzen, eine bessere Ausstattung, eine überall vorhandene Unterstützung durch Sozialarbeiter und weniger Bürokratie würden die Attraktivität des Lehrerberufes wieder deutlich steigern.

Ist man dann doch Lehrer, fällt meist jungen Frauen die unzulänglich geregelte Teilzeitarbeit auf. Eine halbe Stelle muss auch tatsächlich die halbe Arbeit bedeuten und nicht nur (mit Glück) einen freien Tag, Anwesenheit bei allen Konferenzen (selbst wenn diese am eigentlich freien Tag sind), viele Frei- oder überproportional viele Vertretungsstunden.
Richtig problematisch wird dies an den immer mehr gebundenen Ganztagsschulen, wenn Teilzeitkräfte mit halber Stelle an drei Tagen von der ersten bis zur letzten Stunde an der Schule sein müssen. Eine vernünftige Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist damit nicht herzustellen und muss zwingend geregelt werden.

 

Mehr Flexibilität

Auch der Wechsel zwischen einzelnen Regierungsbezirken und Schulformen muss einfacher gestaltet werden, von einem deutlich leichteren Wechsel zwischen verschiedenen Bundesländern ganz zu schweigen. Die Welt wird immer mobiler, viele Berufe setzen Flexibilität beim Wohnort voraus. Partnerschaften bleiben ohne die Möglichkeit eines zeitnahen Ortswechsels auf der Strecke. Dies schreckt trotz der Sicherheit, die die Verbeamtung bzw. feste Arbeitsstelle bietet, gerade junge Menschen ab, die sich bei der Wahl ihres Wohnortes nicht dauerhaft binden wollen.

Darüber hinaus sollte aktuell über Anreize zum Beispiel in Form einer höheren Bezahlung nachgedacht werden, wenn man sich für ein Mangelfach entscheidet. Gerade in diesen Fächern müssen Lehrkräfte zwangsweise mehr Korrekturen übernehmen, die diese Fächer weiter unbeliebt machen.

Tina Papenfuß

Originalausgabe (PDF-Datei)


 

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