Mit diesem Werbeslogan wirbt das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern um Lehrkräfte. Berlin zieht mit einem Seitenhieb auf Bayern nach und titelt: »Da werd ned nur o‘zapft. Da werd aa eigstellt.« Auch das Land Nordrhein-Westfalen will mit einer Informations- und Werbekampagne für den Lehrerberuf im Frühjahr 2018 an den Start gehen. Mit Plakaten, Anzeigen und Werbespots soll der lädierte Ruf des Lehrers aufpoliert werden.

Am 16. Oktober hat das Ministerium für Schule und Bildung (MSB) Verbände und Gewerkschaften in die Völklinger Straße eingeladen, um über die anstehende Imagekampagne zu informieren, zwei Tage später fand eine weitere, inhaltsgleiche Veranstaltung für die Hauptpersonalräte statt. Um sowohl den akuten gegenwärtigen Lehrermangel zu beheben als auch den langfristigen Lehrerbedarf decken zu können, will sich das MSB mit seiner Werbeaktion vorrangig auf zwei Zielgruppen fokussieren: Zum einen sollen Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 2018 für den Studiengang Master of Education interessiert werden, zum anderen gehe es darum, Fachkräfte für den Seiteneinstieg zu gewinnen, die berufsbegleitend qualifiziert werden sollen (OBAS, PE).

 

Gesucht wird …

Immer wieder betonten die Vertreter des MSB, dass die Botschaft auf keinen Fall lauten dürfe, es würden Lehrkräfte für alle Schulformen und jedes Fach gesucht. Vielmehr soll differenziert nach Schulformen und Fächern geworben werden.
Vier ‘Fallgruppen’ müsse die zu beauftragende Werbeagentur besonders in den Blick nehmen:

  • das Lehramt an Grundschulen,
  • das Lehramt für sonderpädagogische Förderung,
  • das Lehramt für Berufskollegs (technische Fachrichtungen)
  • und – schulformübergreifend – die MINT-Fächer.

 

Alles nur eine Frage des Images?

Fakt ist, dass zu wenig Abiturientinnen und Abiturienten den Lehrerberuf ins Auge fassen. In Befragungen bezeichneten viele Jugendliche den Beruf als ausgesprochen unattraktiv: Das Unterrichten sei ein ständiger Kampf mit renitenten, unmotivierten Kindern. Zudem sahen die Befragten nicht mehr die Wissensvermittlung als zentrale Aufgabe der Schule, sondern sozialpädagogische Aufgaben, für die die Lehrerinnen und Lehrer zudem kaum ausgebildet seien.

Wenn man also der Auffassung ist, dass das schlechte Image die entscheidende Ursache dafür ist, dass den Schulen der Nachwuchs an Lehrkräften ausgeht, dann mag eine Lehrergewinnungskampagne ein taugliches Mittel sein, um das Image aufzupolieren und für mehr Lehramtsstudierende zu sorgen. Ich habe jedoch eine abweichende Meinung.

 

Die Ursache des Lehrermangels liegt im Berufsalltag von Lehrkräften

Die entscheidende Ursache für die mangelnde Attraktivität des Lehrerberufes liegt im realen Berufsalltag der Pädagoginnen und Pädagogen. Trotz der vermeintlich vielen Ferien, einer ordentlichen Bezahlung und des attraktiven Beamtenstatus stimmen die Bedingungen des Lehrerberufes nicht.
Schaden anrichten wird eine Lehrergewinnungsoffensive sicherlich nicht. Viel wichtiger ist aber, dass die in einer solchen Kampagne verkündeten Verheißungen auch eingelöst werden. Und attraktiver wird unser Beruf nur dann, wenn die Rahmenbedingungen verbessert werden. Wer Lehrer vor kleinere Klasse stellt (»Willst du 18!!! Kinder von mir?«), das Pflichtstundendeputat moderat absenkt, die ausufernde Mehrarbeit eindämmt und den Pädagogen mehr Zeit für ihr Kerngeschäft – das Unterrichten und Erziehen – einräumt, braucht sich keine Sorgen um den Nachwuchs zu machen.

 

Was macht unseren Beruf eigentlich aus?

Mit ein wenig Sorge zur Kenntnis genommen habe ich, dass das Ministerium für Schule und Bildung es offensichtlich vorrangig der Werbeagentur überlassen will, welche Aspekte des Lehrerberufes in der Kampagne in den Vordergrund gerückt werden sollen. Erwartet hätte ich, dass der Auftraggeber zunächst selbst das Produkt definiert (hier also die Frage beantwortet, was den Beruf des Lehrers ausmacht) und der Agentur lediglich die optimale Außendarstellung dieses Produktes überlässt. Wie auch immer. Wer mal nachlesen möchte, warum man auch in der heutigen Zeit und trotz aller Probleme für den Lehrerberuf brennen kann, dem empfehle ich dringend den Artikel von Leslie Boecker in dieser Ausgabe unserer Verbandszeitschrift (gleich auf der folgenden Seite).

Diese Empfehlung gilt ausdrücklich auch für die Damen und Herren des Ministeriums!

Sven Christoffer

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