Welchen Beitrag muss die Politik und können die Schulen leisten, um dem Akademisierungs-Trend entgegenzuwirken und jungen Menschen Perspektiven jenseits Abitur und Hochschulstudium zu eröffnen? Diese Frage beantwortet Prof. Dr. Hans Jörg Hennecke (Nordrhein-Westfälischer Handwerkstag) in einem Gastbeitrag für lehrer nrw
Was lässt sich gegen die Akademisierung tun?
- Politische Fehlanreize zulasten der beruflichen Bildung beseitigen: Zu diesen Fehlanreizen gehören die politische Fixierung auf eine möglichst hohe Abiturientenquote, die Scheu vor der konsequenten Auswahl und Bewertung von Studierenden oder das Verbot von Studiengebühren.
- Die Qualität der beruflichen Bildung stärken: Dazu müssen die Berufsbilder mit der Digitalisierung Schritt halten und attraktive Angebote für eine ‘höhere Berufsbildung’ entwickelt werden – auch in Kooperation mit Hochschulen. Dafür braucht man Bildungseinrichtungen mit hervorragender Ausstattung – sachlich wie personell.
- Junge Menschen auf die Berufswelt vorbereiten: Grundlage dafür ist eine ökonomische Bildung in allen Schulformen, die die Soziale Marktwirtschaft als Wirtschaftsordnung vermittelt und Berufsorientierung individuell und ergebnisoffen leistet. Dafür braucht man ein klar profiliertes Fach Wirtschaft oder Arbeitslehre mit fachlich fundierter Lehrerausbildung und -fortbildung. Schulen müssen enge Kontakte zu den Unternehmen vor Ort pflegen und brauchen dafür Freiräume und Kapazitäten ohne ministerielle Gängelung.
- Pädagogischer Realismus: Man darf junge Menschen nicht vom Leben abschirmen, sondern muss sie fordern und ermutigen, ihre Fähigkeiten zu entfalten, Leistung zu erbringen und Verantwortung für ein selbstbestimmtes Leben zu tragen. Am besten können das Vorbilder, die diese Haltung vorleben – als Eltern, Lehrer oder Arbeitgeber.
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