Nach einem Gründungs-Boom in den ersten Schuljahren nach dem Schulkonsens lässt die Nachfrage nach Sekundarschulen spürbar nach. Wurden in den ersten beiden Jahren nach dem Schulkonsens noch insgesamt 84 Sekundarschulen gegründet, waren es in den letzten beiden Jahren zusammengenommen nur noch 13.

Zu Beginn eines neuen Schuljahrs sind die Erwartungen für alle Beteiligten (Eltern, Schüler, Lehrer) stets sehr hoch. Besonders dann, wenn ein Schulformwechsel ansteht. »Neue Besen kehren gut«, so heißt ein bekanntes Sprichwort. Das gilt sicher für die dreizehn Gesamtschulen und fünf Sekundarschulen, die mit Beginn des Schuljahrs 2016/2017 ihre Arbeit aufnehmen.

Nur noch fünf Sekundarschul-Neugründungen

Betrachtet man allerdings die Entwicklung bei den Neugründungen von Sekundar- und Gesamtschulen, so stellt man fest, dass in den letzten zwei Jahren 2014 und 2015 die Zahl der neu gegründeten Gesamtschulen und Sekundarschulen gleich groß war, aber in diesem Schuljahr die der Gesamtschule erstmals mehr als doppelt so groß (dreizehn Gesamtschulen zu fünf Sekundarschulen) ist.

Was ist hier los? Die hochgelobte und im politischen Konsens vor fünf Jahren geschaffene neue Schulform ‘Sekundarschule’ wird nicht stärker nachgefragt? Steht die mit Anreizen für Lehrer (geringere Pflichtstundenzahl!) und Eltern (kleinere Klassen, maximal 25 Schüler) ausgestattete Sekundarschule schon vor dem Aus, noch bevor ein Jahrgang die Schule durchlaufen hat?

Klares Votum in Greven

Am Beispiel der Anne-Frank-Realschule in Greven wird deutlich, dass Eltern nicht so euphorisch auf Neues setzen, wie offensichtlich Politiker das tun. Die politische Mehrheit in Greven aus SPD, Grünen, Linken und der Fraktion ‘Reckenfeld direkt’ hat eine empfindliche Niederlage bei einer Elternbefragung einstecken müssen. Die Antworten der Grundschuleltern der dritten und vierten Klasse auf die Frage »Würden Sie ihr Kind an einer teilintegrierten Sekundarschule in Greven anmelden?« fielen eindeutig aus. Von 401 eingegangenen Antworten stimmten lediglich 17 mit »ja«, »eher ja« 38, »eher nein« 86 und »bestimmt nicht« 253. Die Umwandlung der Anne-Frank-Realschule in eine Sekundarschule ist somit in Greven vom Tisch.

Interessant sind auch die Antworten der Eltern auf die zweite Frage: »An welcher Schule würden Sie Ihr Kind anmelden, wenn es keine Sekundarschule gibt?« Die Ergebnisse lauten: Realschule 241, Gymnasium 196, Gesamtschule 134, Hauptschule??9, »Weiß nicht« 32. Hier zeigt sich deutlich, dass Eltern nicht ohne Weiteres bereit sind, eine neue Schulform zu wählen, deren Bewährung noch aussteht.

Lieber eine erprobte Schulform

Offensichtlich wählen die Eltern dann doch lieber eine erprobte Schulform, wie die Realschule, oder gleich eine Langzeitschulform, Gymnasium oder Gesamtschule, um einen Schulwechsel später zur Sekundarstufe II zu vermeiden. Daher macht es wenig Sinn, Stimmen zu folgen, die eine Beschleunigung der Umwandlungen der verschiedenen Schulformen in Sekundarschulen fordern. Was eine hochwertige Bildung und eine solide Erziehung brauchen, sind Ruhe und Verlässlichkeit. Wann, so muss man nach den Turbulenzen der vergangenen Jahre fragen, werden die wohl dauerhaft in die Schulen einkehren?Ulrich Brambach

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