Der Kollege Ferdinand Kümmertsich ist gestählt durch unzählige Schlachten in Konferenzen, Bezirksregierungsbüros und Elternsprechtagen. Mit reichlich Berufs- und Lebenserfahrung ausgestattet, blickt er mit einem Augenzwinkern auf den ganz normalen Wahnsinn des Systems Schule.
Oh nein, die Corona-Pandemie legt den Präsenz-unterricht lahm – denkt an die Ausbildungs- und Prüfungsordnung, dass diese ja erfüllt wird«, könnte es im Ministerium vielleicht geheißen haben. Also was tut man? Man drückt aufs Gas in Richtung Digitalisierung. Alles, was elendig lange Prozesse in den Vorjahren benötigte, geht auf einmal in Windeseile. Keine Diskussion mehr, dass man auf den Geldbeutel achten muss, keine Bedenken mehr, dass Schulen noch nicht ausgestattet sind – her mit den Endgeräten!
Die alte Kuh wird wieder jung
Liebe Frau Gebauer, lieber Herr Richter, wenn man so auf die Tube drückt, dann muss man aufpassen, dass diese nicht am anderen Ende explodiert, oder der Eingang verstopft. Und bei letzterem bin ich. Ihr überlasst den Ankauf der digitalen Geräte den Kommunen, ohne aber hier scheinbar das kommunale Recht genau zu kennen. Es muss eine wirtschaftliche Ausschreibung erfolgen. Bis diese angelaufen ist, wird die alte Kuh wieder jung. Das Geld muss irgendwie mit in die Haushaltsplanung, aber wie? Das heißt: Gut gedacht, falsch gemacht.
Warum kauft das Schulministerium nicht die Endgeräte und verschickt diese direkt an die Schulen, oder stellt der Schulleitung etwas zur Verfügung, dass diese sich um die Besorgung kümmert? Ja, ich weiß, jetzt sprechen wieder irgendwelche rechtlichen Dinge dagegen, aber es muss doch eine Möglichkeit geben, dass solche Anschaffungen nicht den Umweg über die jeweilige Kommune nehmen. Bis die Endgeräte angeschafft sind, sind diese schon wieder veraltet.
Es bleibt wieder an den Lehrern hängen
Und was passiert in der Übergangszeit? Die Lehrerinnen und Lehrer stellen wieder ihren privaten Kram, den sie von ihrem Arbeitsentgelt gekauft haben, ihrem Arbeitgeber zur Verfügung. Wie so oft! Warum tun sie das? Weil Lehrerinnen und Lehrer an die Kinder und Jugendlichen denken und mit der Zeit gehen wollen – aber nicht mit der Zeit GEHEN wollen. Dass dies taktisch gesehen nicht klug ist, zeigen sich häufende Aussagen von Kommunalpolitikern: »Ja, die Lehrer haben doch die Sachen, warum sollen wir das kaufen?« Jeder Stadtkämmerer freut sich über diese Aussage, da erst einmal sein Haushalt gut aussieht.
Also, liebe ’Führungsriege’, lasst es euch von einem alten Kollegen gesagt sein, so wie ihr das durchführt, kann das nur ein »Satz vor die Wand« werden, obwohl ich Eure Idee im Grunde gut finde. Wenn das Ausliefern doch auch mit Masken geht, warum nicht mit Endgeräten?
Euer alter Kollege
Ferdinand Kümmertsich
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