Gelten für Lehrerinnen und Lehrer besondere Ernährungsempfehlungen? Pauschale Antwort: Natürlich nicht. Aber: Lehrer sind Vorbilder. Sie sollten nicht nur im eigenen Interesse auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten.

Der Lehrerberuf gehört mit komplexen Bildungs-und Erziehungsaufgaben zu den verantwortungsvollsten Berufen in Deutschland. Lehrer tragen dazu bei, dass nachfolgende Generationen umfassend gebildet werden. Sie gelten als Vorbild für ihre Schüler. Dies bezieht sich auch auf Ernährung und Lebensstil. Lehrer wirken im Bereich der Primärprävention auf ihre Schüler ein. Und das ist umso wichtiger, weil wir wissen, dass lebensstilbedingte Krankheiten weltweit auf dem Vormarsch sind , auch in Deutschland. Gemäß der ‘Global Burden of Disease Study’ waren im Jahr 2015 etwa 11,3 Prozent der Krankheitslast auf ungesunde Ernährungsmuster zurückzuführen. Hinzu kommen noch 30,8 Prozent, die auf die lebensstil-mitbedingten Risikofaktoren Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht zurückzuführen sind. Bei diesen Faktoren steht die Ernährung ursächlich mit an erster Stelle.

 

Überholte Empfehlungen entsorgt

Aber wie ernähren wir uns richtig? Die Ernährungsempfehlungen werden von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) erarbeitet. Sie prägen seit Jahrzehnten für die Bevölkerung das Bild dessen, was unter ‘gesunder Ernährung’ zu verstehen ist. Sie sind für Betriebskantinen, Kindergärten und natürlich für Schulküchen die Vorgabe, nach der gekocht werden soll. Natürlich werden sie auch als Grundlage für den Schulunterricht genutzt. Jeder kennt das Bild der Ernährungspyramide. Ernährungsexperten kritisieren die Empfehlungen der DGE schon seit Jahren. Nach einem langjährigen Diskussionsprozess hat die DGE nun Anfang September 2017 etliche überholte Empfehlungen entsorgt und aktualisiert.

 

Warnung vor Zucker

An erster Stelle steht für mich, als Internistin und Ernährungsmedizinerin, die Änderung der Regel 3, sie lautete früher: »Reichlich Getreideprodukte und Kartoffeln (Kohlenhydrate!)«. Dies wurde geändert auf: »Vollkorn wählen« ohne eine spezifische Empfehlung, viel davon zu essen. Erstmals wird explizit vor Zucker gewarnt. Das war lange überfällig! Zuckergesüßte Getränke und Lebensmittel mit Zuckerzusatz sollte man vermeiden.

Gestrichen wurde die unsinnige Empfehlung, fettarme Milchprodukte zu verwenden. Statt ‘Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel’ lautet es nun ‘Gesundheitsfördernde Fette nutzen’, Stichwort Omega 3 Fettsäuren. Die Empfehlung für sechzig bis achtzig Gramm Fett pro Tag wurde verlassen. Keine Warnung mehr vor einem erhöhten Risiko für Übergewicht durch Fett beziehungsweise für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch gesättigte Fettsäuren.

Ebenso gibt es nun auch keine Empfehlung mehr, den Verzehr von Eiern zu beschränken. Das ‘Feindbild Frühstücksei’ ist ad acta gelegt. Leider wurde das Erscheinungsbild der Ernährungspyramide nicht überarbeitet, und sie befindet sich ja noch in allen Lehrbüchern, Unterrichtsmaterial etc.

 

Die Flexi-Carb-Pyramide

Ernährungsmediziner und Präventivmediziner nutzen schon seit längerem eine andere Ernährungspyramide. Sie richtet sich nach den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und repräsentiert eine ausgewogene moderne mediterrane Ernährung. Die Flexi-Carb-Pyramide nach Prof. Dr. Worm trägt den veränderten Lebensgewohnheiten unserer Gesellschaft Rechnung und gewichtet die Lebensmittel nach Energiedichte und Kohlenhydraten.

Die Basis bilden wasser- uns ballaststoffreiche natürliche Lebensmittel wie Gemüse, Salat, Pilze und zuckerarmes Obst. Dann folgen naturbelassene Milchprodukte und weitere wertvolle Eiweißlieferanten (Eier, Fleisch, Fisch, Geflügel) sowie Oliven, Avocado, Nüsse als Lieferanten für gesunde Fette sowie Hülsenfrüchte als pflanzliche Eiweißquellen. Bei ausreichender körperlicher Bewegung können kohlenhydrathaltige Lebensmittel mit hohem Ballaststoffgehalt gewählt werden (Vollkornprodukte). Wenn wir uns aber wenig bewegen, sollten wir diese Auswahl einschränken. Möglichst wenig sollten stark verarbeitete Speisen konsumiert werden, Stichwort: Zucker, Weißmehlprodukte. Diese stellen die Spitze der Pyramide dar. Mit dieser Ernährungsform und ausreichend Bewegung, besser sogar noch Sport, ist eine ausgewogene, energiebilanzierte und gesundheitsfördernde Ernährung garantiert.

Im nächsten Heft

Empfehlungen für Lehrkräfte

Wie Sie dies als Lehrkraft in Ihrem (Schul-) Alltag umsetzen können, wird das Thema des zweiten Teils sein. Eine ausgewogene Ernährung ist bei erhöhter Stressbelastung umso wichtiger, und hier wären wir dann doch bei den besonderen Ernährungsempfehlungen für Lehrerinnen und Lehrer.

 

Die Autorin:

Alexandra Pernice ist Fachärztin für Innere Medizin/Ernährungsmedizin/Naturheilverfahren. Sie ist niedergelassen in einer Praxisgemeinschaft in der Düsseldorfer Innenstadt.

 

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