Schulministerin Yvonne Gebauer und Staatssekretär Mathias Richter haben am 1. Februar in Düsseldorf die ersten 35 von zunächst insgesamt 60 Talentschulen vorgestellt. Sie werden besonders gefördert und gehen zum kommenden Schuljahr 2019/2020 an den Start.

Eine vom Schulministerium eingesetzte unabhängige Expertenjury hat in einem ersten Schritt aus 149 Bewerbungen aus ganz Nordrhein-Westfalen 35 Schulen ausgewählt, die künftig als Talentschulen gefördert werden. »Wir haben den Schulversuch Talentschulen ins Leben gerufen, weil wir der Überzeugung sind, dass alle Kinder und Jugendlichen Talente haben. Schulen mit besonderen Herausforderungen wollen wir ermöglichen, den Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen von ihrer sozialen Herkunft und den Einkommensverhältnissen des Elternhauses zu entkoppeln«, erklärte die Ministerin.

Der Vorsitzende der Jury, Prof. Dr. Ewald Terhart, erklärte: »Die Bewerbungen haben uns gezeigt, dass viele Schulen die Teilnahme am Schulversuch als Chance begreifen. Die ausgewählten Schulen aus allen Landesteilen können im Laufe der Zeit ihre Erfahrungen und Erkenntnisse zugänglich machen für weitere Schulen, die aufgrund ihres sozialräumlichen Standorts vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Aus wissenschaftlicher Sicht birgt der Schulversuch Talentschulen die einzigartige Möglichkeit zu beobachten, wie sich gezielte Unterstützung in sichtbaren Erfolgen der Schülerinnen und Schüler niederschlägt.«

Nach einer zweiten Auswahlphase werden zum Schuljahr 2020/2021 weitere 25 Schulen in den Schulversuch aufgenommen. An allen Talentschulen wird der Schulversuch wissenschaftlich begleitet und evaluiert.

lehrer nrw befürwortet Schulversuch

lehrer nrw sieht den Schulversuch Talentschulen positiv. Wo die rot-grüne Vorgängerregierung einzelne Schulformen, nämlich die des längeren gemeinsamen Lernens ideologisch einseitig begünstigt hat, geht Schwarz-Gelb einen pragmatischen Weg. »Dieser Ansatz ist neu und verdient eine Chance. Schüler und Schulen, die mit schwierigen Voraussetzungen zu kämpfen haben, können jetzt zeigen, was mit einer breiteren und intensiveren Förderung möglich ist«, sagt Brigitte Balbach, Vorsitzende von lehrer nrw. »Die große Resonanz – insgesamt 149 Schulen hatten sich beworben – zeigt, dass es hier einen echten Bedarf gibt. Insofern hoffen wir, dass es nicht bei den sechzig Talentschulen bleibt, die nun in zwei Etappen an den Start gehen. Wenn der Schulversuch gelingt, dann spricht einiges dafür, das Konzept Talentschulen auf eine breitere Basis zu stellen.«

Weitere Infos zu den Talentschulen:

www.schulministerium. nrw.de/docs/Schulentwicklung/Talentschulen/index.html

Die 35 Talentschulen im Überblick:

Hauptschulen
Liselotte Rauner-Schule, Bochum
Anne-Frank-Schule, Hamm
ProfilSchuleLünen, Lünen
Ganztagshauptschule Hückelhoven II
Waldschule Kinderhaus, Münster
Losbergschule Stadtlohn

Realschulen
Hans-Böckler-Schule, Bochum
Realschule Crange, Herne
Realschule Am Oberen Schloss, Siegen
Brackweder Realschule, Bielefeld
Otto-Burrmeister-Realschule, Recklinghausen

Sekundarschulen
Sekundarschule Altenhagen, Hagen
Städtische Sekundarschule, Ahlen

Gesamtschulen
Willy-Brandt-Gesamtschule, Bergkamen
Anne-Frank-Gesamtschule, Dortmund
Gesamtschule Rosenhöhe, Bielefeld
Gesamtschule Friedenstal, Herford
Gustav-Heinemann-Gesamtschule, Essen
Gesamtschule Ferdinandstraße, Köln
Gesamtschule der Kreisstadt Siegburg, Siegburg
Janusz-Korczak-Gesamtschule, Bottrop
Gesamtschule Horst, Gelsenkirchen
Gesamtschule Ückendorf, Gelsenkirchen

Gymnasien
Heisenberg-Gymnasium, Dortmund
Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium, Duisburg
Mercator-Gymnasium, Duisburg
Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium, Wuppertal
Heinrich-Mann-Gymnasium, Köln
Ricarda-Huch-Gymnasium, Gelsenkirchen

Berufskollegs
Alice-Salomon-Berufskolleg, Bochum
Paul-Ehrlich-Berufskolleg, Dortmund
Berufskolleg der Stadt Bottrop
Berufskolleg Königstraße, Gelsenkirchen
Hans-Böckler-Berufskolleg Marl/Haltern
Max-Born-Berufskolleg, Recklinghausen

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Ministerin besucht lehrer nrw auf der didacta

Der Messestand von lehrer nrw auf der didacta in Köln hat sich als Publikumsmagnet erwiesen.

Zahlreiche Besucher der Weltleitmesse des Bildungswesens nutzten die Gelegenheit, am Stand mit dem Team von lehrer nrw ins Gespräch zu kommen.

Prominentester Gast war Schulministerin Yvonne Gebauer, die sich Zeit für eine längere Stippvisite nahm und mit der lehrer nrw-Vorsitzenden Brigitte Balbach und mit dem Vorsitzenden des Bundesverbandes VDR, Jürgen Böhm, angeregt diskutierte.

Zuvor hatte Gebauer die didacta offiziell eröffnet. In ihrer Rede betonte sie, dass Bildung mehr ist als nur die Vermittlung von Kompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen – nämlich das Formen des Menschen und seiner Persönlichkeit. Vor diesem Hintergrund sei Bildung nicht nur Grundlage für ein gelingendes Leben des Einzelnen, sondern auch Grundlage unserer Demokratie. Daher »müssen wir Bildung wieder als Wert an sich erkennen und schätzen lernen«, so die Ministerin.

Das Leitthema der didacta 2019, die Digitalisierung, stand auch bei der Eröffnungsfeier im Fokus. Prof. Wassilios E. Fthenakis, Präsident des didacta-Verbandes, hob hervor, dass digitale Kompetenz für Kinder und Jugendliche unabdingbar sei. Dies erfordere eine entsprechende Ausstattung der Schulen. Gleichwohl gehe es nicht darum, analoge Bildung durch digitale Bildung zu ersetzen, so Fthenakis: »Es geht nicht um das Primat der Technologien, sondern um das Primat der Pädagogik.« Auch Gebauer warnte davor, die Digitalisierung nur von der technischen Seite aus zu denken: »Wir brauchen nicht allein Smartphones und Smartboards, sondern smart brains.« Die Ministerin kündigte an, dass sechzig Prozent aller Schulen in Nordrhein-Westfalen bis 2020 einen leistungsfähigen Breitbandanschluss bekommen sollen. Noch 2016 seien es nur dreizehn Prozent gewesen.

lehrer nrw präsentierte sich auf der didacta auf einem Gemeinschaftsstand in Halle 6 mit dem Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen (vlbs) sowie dem Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen in Nordrhein-Westfalen (vLw). Die drei Verbände wollen in Zukunft im Hinblick auf Themen wie Berufsorientierung und einen gelingenden Übergang von der Schule in den Beruf stärker zusammenarbeiten.

Jochen Smets

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Aus 6 mach 8!

Nach schwierigen Verhandlungen haben sich die Tarifparteien am 2. März in Potsdam auf einen Abschluss geeinigt. Er geht im Ergebnis sogar über die Forderung des dbb beamtenbund und tarifunion hinaus.

Die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Länder haben in der dritten Verhandlungsrunde doch noch zu einem Abschluss geführt, der mit einem Gesamtvolumen von acht Prozent sogar über den Forderungen der Verbände und Gewerkschaften liegt, allerdings bei einer Laufzeit von 33 Monaten.

Damit konnten wesentliche Forderungen des dbb und tarifunion in dieser Verhandlungsrunde umgesetzt werden. Vor allem geht von diesem Abschluss das Signal aus, dass der öffentliche Dienst insgesamt an Attraktivität gewonnen hat. Das haben nun endlich auch die Arbeitgeber, die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), begriffen, denen es zunehmend und spürbar schwerer fällt, geeignetes Nachwuchspersonal zu rekrutieren. Ein Problem, das sich inzwischen durch alle Branchen und alle Entgeltgruppen zieht.

Späte Einsicht

Industrie und Handwerk locken die Schüler und Absolventen mit deutlich höheren Lohnbezügen, so dass der öffentliche Dienst mit seiner Bezahlstruktur trotz der Aussicht auf einen ’sicheren’ Arbeitsplatz allzu häufig das Nachsehen auf dem Bewerberfeld hatte. Verbände und Gewerkschaften hatten wiederholt auf diese Problematik hingewiesen. Dennoch meinten die Arbeitgeber stets, dass die Lage doch nicht so schlimm sei. Nun kommt endlich die Einsicht, wenn auch sehr, sehr spät, und das noch nicht einmal für alle Berufssparten.

Verständigen konnten sich die Tarifpartner darauf, mit Zuschlägen bei der Ausbildungsvergütung sowie mit der Anhebung der Entgeltstufe 1 den Berufseinstieg finanziell höher zu bewerten und bei Berufsgruppen wie der Pflege sowie dem Sozial- und Erziehungsdienst das Entgeltniveau grundsätzlich anzuheben, um einerseits den öffentlichen Dienst insgesamt und andererseits bestimmte Berufsfelder mit erheblicher Personalnot im Besonderen konkurrenzfähiger zu machen. Bedauerlich ist allerdings, dass einige wichtige Berufsfelder nach wie vor davon ausgenommen sind.

Verbesserungen für Lehrkräfte

Im Bereich der Lehrkräfte hat es ebenfalls strukturelle Verbesserungen gegeben, die in den letzten Jahren schon längst hätten kommen müssen. Bei der Angleichungszulage hin zur Paralleltabelle hat es nun einen weiteren Schritt auf 105 Euro gegeben. Und bei der Höhergruppierung wurde der Garantiebetrag zum Beispiel in den Entgeltgruppen EG 9-14 auf 180 Euro erhöht. Die Forderungen nach einer sofortigen Umsetzung der Paralleltabelle sowie der stufengleichen Höhergruppierung konnten somit leider nicht erreicht werden. Dennoch gehen die Verbesserungen in diesen beiden Bereichen in die richtige Richtung und fallen merklich höher aus.

Besonders hervorzuheben ist, dass die lineare Entgelterhöhung nominell voll im Rahmen der Forderungen der Verbände und Gewerkschaften liegt, sogar leicht darüber. Im ersten Jahr steigen die Entgelte im Volumen um 3,2 Prozent, zum 1. Januar 2020 dann noch einmal um 3,2 Prozent. Damit steigen die Entgelte über sechs Prozent. In der darüber hinaus gehenden Laufzeit des Tarifvertrags erhalten die Beschäftigten dann noch einmal 1,8 Prozent mehr zum 1. Januar 2021.

Akzeptables Ergebnis mit bitterem Beigeschmack

Zusammen genommen mit den strukturellen Verbesserungen, die hier nicht alle dargelegt werden können, fällt das Ergebnis dieser Tarifauseinandersetzung mit einem Gesamtvolumen von acht Prozent sehr akzeptabel aus, allerdings mit dem bitteren Beigeschmack, dass die Laufzeit des Tarifvertrags ungewöhnlich lang ausfällt und damit tarifpolitische Nachjustierungen vor allem struktureller Art in dieser Zeit nicht oder kaum erfolgen können. Schneller auf die Erfordernisse des Arbeitsmarktes reagieren zu können, ist jedoch in der gegenwärtigen Situation das Gebot der Stunde! Ein weiterer Wermutstropfen ist das ’Einfrieren’ der jährlichen Sonderzahlung (Weihnachtsgeld) für drei Jahre auf dem Niveau von 2018!

Geduld der Verbände und Gewerkschaften über Gebühr strapaziert

Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass der Umgang der Tarifpartner in diesen Verhandlungen mehr als fragwürdig war. Während die Verbände und Gewerkschaften ihre Forderungen seit Monaten offen auf den Tisch brachten, ’mauerten’ die Arbeitgeber bis zur dritten Verhandlungsrunde unerbittlich. Und selbst da zögerten sie noch unzumutbar lange, ihr Verhandlungsangebot auf den Tisch zu legen. Wichtige Zeit war da schon verloren, um fair und intensiv miteinander ins Gespräch zu kommen. Diese Art der Verhandlungsführung sollte nicht Schule machen und darf daher auf keinen Fall das Modell für zukünftige Verhandlungen sein.

Info:

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

a)    Entgelterhöhungen:
1)    Entgelterhöhung zum 1. Januar 2019
· der Stufe 1 um 4,5 Prozent
· in den übrigen Stufen um 3,01 Prozent

2)    Entgelterhöhung zum 1. Januar 2020
· der Stufe 1 um 4,3 Prozent
· in den übrigen Stufen um 3,12 Prozent

3)    Entgelterhöhung zum 1. Januar 2021
· der Stufe 1 um 1,8 Prozent
· in den übrigen Stufen um 1,29 Prozent

b)    Angleichungszulage
· Erhöhung zum 1. Januar 2019 auf 105 Euro

c)    Höhergruppierungen:
Anhebung des Garantiebetrags zum
1. Januar 2019
· in EG 1-8 auf 100 Euro
· in EG 9-14 auf 180 Euro

d)    Jahressonderzahlung:
· Einfrieren für drei Jahre auf dem Niveau des Jahres 2018

e)    Laufzeit des Tarifvertrags:
1. Januar 2019 bis 30. September 2021

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Das Fach Wirtschaft kommt – aber langsam…

Die Vorbereitungs- und Einführungsphase des neuen Schulfachs Wirtschaft ist angelaufen. Begonnen wird an den Gymnasien. Die Realschulen starten mit dem Schuljahr 2020/2021.

Begonnen wird aufgrund der Umstellung von G 8 auf G 9 mit dem Gymnasium und der Anpassung der APO SI und der Stundentafel. Schon mit der Bezeichnung des Faches wird ein Signal gesetzt (früher Politik-Wirtschaft, jetzt Wirtschaft-Politik). Umstritten ist der Stundenanteil der Fächer im Bereich der Gesellschaftslehre. 23 Wochenstunden stehen zur Verfügung, bei einer Drittelung ergeben sich jeweils sieben Stunden für die einzelnen Fächer und zwei zusätzliche Stunden für die ökonomische Bildung. Die jeweiligen Interessenvertretungen der Fächer sind zum Streit bereit.

Der Kernlehrplan wurde im Landesinstitut überarbeitet und liegt zum Download bereit (www.lehrplannavigator.de).

Da dieser Plan eine Art Blaupause für die folgenden Kernlehrpläne sein wird, sind die Inhaltsfelder auch für die anderen Schulformen von Interesse.
1.    Wirtschaftliches Handeln in der marktwirtschaftlichen Ordnung
2.    Sicherung und Weiterentwicklung der Demokratie
3.    Nachhaltige Entwicklung in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft
4.    Identität und Lebensgestaltung
5.    Medien und Information in der digitalisierten Welt
6.    Unternehmen und Gewerkschaften in der sozialen Marktwirtschaft
7.    Soziale Sicherung in Deutschland
8.    Handeln als Verbraucherinnen und Verbraucher
9.    Europa als wirtschaftliche und politische Union
10.    Globalisierte Strukturen und Prozesse in der Wirtschaft
11.    Globalisierte Strukturen und Prozesse in der Politik

Zwei Felder, die dem Bereich Soziologie zuzuordnen wären, sind entfallen.

Neue Akzentsetzungen sind
•    Ausschärfung der Fachlichkeit
•    mehr Gestaltungsspielräume für die Schulen
•    fachübergreifende Zielsetzungen: Bildung in der digitalen Welt (Medienkompetenzrahmen NRW), Verbraucherbildung (Rahmenvorgaben)

Die Arbeit für die anderen Schulformen (Hauptschule: Wirtschaft und Arbeitswelt, Gesamtschule, Sekundarschule: Wirtschaft-Politik) kann beginnen.

Die Lehrplankommission für die Realschule ist berufen und kann ihre Arbeit aufnehmen. Der Beginn des Fachunterrichts ist für das Schuljahr 2020/2021 vorgesehen. Bis dahin sollte die Ergänzung des Lehrerausbildungsgesetzes (LABG) um das Fach Wirtschaft und eine Konkretisierung des Lehramtsstudiums für das Fach erfolgt sein. Auch Konzepte für die Fort – und Weiterbildung müssten vorliegen. Denn entscheidend ist, dass Wirtschaft fachkundig unterrichtet wird.
Dieter Peters
Leiter des Referats Bildung im lehrer nrw

Zum Originalbeitrag (PDF-Datei)


 

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