Die Autoren des Buches ‘Wider die Verplanung der Kindheit’ (Vandenhoeck & Ruprecht, zwanzig Euro), befassen sich damit, welche tiefgreifenden Veränderungen des gesamten Bildungs- und Erziehungsprozesses mit der Ganztagesbewegung verbunden sind und stillschweigend in Kauf genommen werden.

Sie fragen sich, warum wichtige Rahmenbedingungen für erfolgreiches Lernen, nachhaltige Erziehung und gesundes Aufwachsen aus strukturellen und organisatorischen Gründen unberücksichtigt bleiben oder gar missachtet werden und welche gesellschaftlichen Konsequenzen es hat, wenn Erziehung mehr oder weniger ganztägig ‘professionalisiert’ abläuft.

Individuelle Entfaltungsmöglichkeiten, die eben noch selbstverständlich waren, entfallen künftig aus Zeitgründen. »Wollen wir das?«, fragen die Autoren Hiltrud Schwetje-Wagner und Andreas Wagner (Instrumentalpädagogin und Gymnasiallehrer für Musik) nicht nur aus beruflicher, pädagogischer Perspektive, sondern ebenso als Eltern.

Die Ganztagsschule leistet nach ihrem Ermessen einen fragwürdigen Beitrag zur Familien- und Arbeitsmarktpolitik.
Zitat: »Dass Ganztagsschulen aber gerade bei Finanzpolitikern nicht unbeliebt sind, erklärt sich aus zu erwartenden indirekten Effekten: Ein Zuwachs an Ganztagsplätzen bedeutet einen Zuwachs an berufstätigen Eltern, bedeutet ein Plus in den Sozialkassen und einen Rückgang an Leistungsempfängern, bedeutet ein Mehr an Steuereinnahmen und gesteigerte Binnennachfrage. Angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels rechnet sich rein ökonomisch betrachtet die Ganztagsschule dann doch. Sie ist finanzpolitisch betrachtet sogar eine sehr billige Investition, da sie durch Einsparungen im Unterrichtsbereich gegenfinanziert wird. Nur so erklärt sich ihr Erfolg quer durch die Parteien.«

Als ‘neutral’ verstehen sich die Autoren also keineswegs. Sie positionieren sich deutlich für die Halbtagsschule, weil die Stimmungsmacher im Lande (Bertelsmann) und darüber hinaus (OECD) die Eltern, die ihre Kinder an eine Halbtagsschule schicken möchten, als unmoderne Minderheit anprangern wollen.

Zur Originalausgabe (PDF-Datei)


 

Experten gefragt

Am 16. März 2016 titelte die Düsseldorfer Lokalredaktion der Rheinischen Post ‘Schulwechsel: Kritik an Elternbefragung’. Hier geht es um die Befragung der Eltern (kurz nach den Osterferien) von Zweit- und Drittklässlern zur gewünschten Schulform, zum Ganztagsbedarf und zum Schulsystem generell.

Gefragt wird nach den Wünschen der Eltern: Welche Empfehlung sie am Ende der Grundschulzeit für ihr Kind erwarten, an welcher Schulform sie ihr Kind anmelden wollen, für welches Ganztagsangebot sie sich entscheiden würden und wie man eigentlich fürs Kind die besten Chancen erreicht.

Für Frage 7 – »Wie erreicht man Ihrer Meinung nach in Schulen die besten Chancen für alle Kinder?« – werden zwei Antwort-Möglichkeiten zum Ankreuzen angeboten:Kästchen eins: »Wenn Kinder nach der Grundschule auf verschiedene Schulformen aufgeteilt werden.«

Kästchen zwei: »Wenn die Kinder länger gemeinsam in Gesamt- und Sekundarschulen lernen.«

Scharfe Kritik an der Formulierung übten Berit Zalbertus, Vorsitzende der Elternschaft Düsseldorfer Schulen (EDS), und Pavle Madzirov, schulpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion. »Eine solche Befragung ist nicht der Ort, um über die Schulpolitik des Landes abzustimmen«, wird Zalbertus in der RP zitiert. Madzirov nannte die Frage »eine absolute Frechheit«.

Zur Originalausgabe (PDF-Format)


Nach oben

Personalratswahl 2016: Ärmel hochkrempeln!

Unsere gewählten HPR-Mitglieder
Unsere gewählten BPR-AR-Mitglieder
Unsere gewählten BPR-DT-Mitglieder
Unsere gewählten BPR-D-Mitglieder
Unsere gewählten BPR-K-Mitglieder
Unsere gewählten BPR-MS-Mitglieder
Die Bilanz der Personalratswahl 2016 fällt zwiespältig aus. Starken Ergebnissen in Arnsberg und Düsseldorf stehen Enttäuschungen in Münster und Detmold gegenüber. Zu denken gibt die teils sehr schwache Wahlbeteiligung.

In Düsseldorf und Arnsberg gelang es lehrer nrw, das gute Ergebnis der Wahl 2012 noch auszubauen und im Realschulbereich für beide Bezirkspersonalräte einen Sitz hinzuzugewinnen. Deutliche Stimmenverluste brachte die Wahl in Köln, Münster und Detmold. In Münster und Detmold hat lehrer nrw seine Vormachtstellung verloren, bleibt aber in den Bezirkspersonalräten Arnsberg, Düsseldorf und Köln sowie im Hauptpersonalrat stärkste Kraft.

Sehr erfreulich ist auch, dass es in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln erstmals gelungen ist, einen lehrer nrw-Kandidaten in den Gesamtschul-Personalrat zu bringen: Ulrike Goll in Düsseldorf und Tom Schipper in Köln. Das bedeutet: lehrer nrw hat in den Gesamtschulen den Fuß in der Tür.

Die geringe Wahlbeteiligung – sie lag zum Teil deutlich unter fünfzig Prozent – ist ein Indiz für den Frust und das Gefühl der Ohnmacht, das bei vielen Lehrkräften vorherrscht. Der Umbau des Schulsystems (Stichwort längeres gemeinsames Lernen) geht oft zu Lasten funktionierender Realschulen und sorgt dort für Unsicherheit.
Auf miserabel vorbereiteten und schlecht koordinierten schulischen Großbaustellen wie der Integration von Flüchtlingskindern oder der Inklusion werden die Kolleginnen und Kollegen allein gelassen. Auch aus dieser Gemengelage heraus ist die teils extrem niedrige Wahlbeteiligung zu erklären. Dieses Phänomen geht alle Gewerkschaften und Verbände an. »Wir brauchen eine starke Interessenvertretung. Sonst sind wir rot-grüner Bildungs-Willkür erst recht ausgeliefert«, betont die lehrer nrw-Vorsitzende Brigitte Balbach.

»Wir hätten uns ein besseres Ergebnis gewünscht. Aber wir lamentieren nicht. Jetzt gilt es, die Ärmel hochzukrempeln. Wir werden um jede Stimme kämpfen, die wir an Wechsel- oder Nichtwähler verloren haben. Nach dem Wahlkampf ist vor dem Wahlkampf«, kommentiert Balbach den Ausgang der Wahl. »Für den großen Einsatz über viele Monate bei dieser Personalratswahl möchte ich allen Kandidaten herzlich danken.

«Jochen Smets

Zur Originalausgabe (PDF-Format)


Wahlergebnis an Realschulen

Gesamtübersicht über Wahlergebnis 2016 an Realschulen

COPSOQ – Die Auswertung ist da

Der COPSOQ (Copenhagen Psychosocial Questionnaire) ist ein branchen- und berufsübergreifender Fragebogen zu psychischen Belastungen am Arbeitsplatz, der zu Beginn des Jahres 2016 in den nordrhein-westfälischen Schulen durchgeführt wurde. Inzwischen haben die Schulen die Auswertung erhalten.

Den Kern des Tests bildete das Modell einer Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen der Arbeitssituation (Belastungen) und dem Zustand des arbeitenden Menschen (Belastungsfolgen bzw. Beanspruchungen).

Daneben wurden spezifische Belastungen erfasst (zum Beispiel unterrichtsbezogene Merkmale in Schulen). Generell wurden berufs- oder betriebsspezifische Angaben aufgenommen. Das sind soziodemografische Merkmale (Alter, Geschlecht, Beruf) oder Fragen zur Struktur des Betriebs/der Schulen (Abteilungen, Standorte). Der COPSOQ-Fragebogen bestand aus 87 Fragen (Items) bzw. 25 Skalen.

Umfangreiches Material

In den letzten Wochen haben die Schulen die vollständige COPSOQ-Auswertung inklusive interner und externer Ergebnisvergleiche (Benchmark mit den Werten einer Referenz-Datenbank) erhalten. Generell sind die Auswertungen aus Gründen der Anonymität auf Gruppen bezogen (in der Regel mindestens zehn Personen). Der Auswertungsbericht besteht aus fünf Teilen:

  1. Textteil mit der Dokumentation des Vorgehens und Interpretation der wichtigsten Ergebnisse
  2. Eingesetzter Fragebogen (COPSOQ-Bogen zzgl. betriebsspezifischer Ergänzungen)
  3. Tabellenband mit wichtigen statistischen Kennwerten und Ergebnissen für alle Skalen und Items bezogen auf die Gesamtheit der Befragten in der Schule
  4. Unterschiedliche Grafiken zu den Gesamtergebnissen mit externem Benchmarking (Vergleich zu identischen Berufsgruppen aus unserer COPSOQ-Datenbank)
  5. Interner Vergleich zur grafischen Gegenüberstellung

 

Was folgt auf die Befragung?

Wichtig ist, dass die Ergebnisse nun innerbetrieblich, d.h. in den Schulen diskutiert und zunächst mit Zielsetzungen (zum Beispiel Leitbild) und Möglichkeiten des Betriebs (Ressourcen) ins Verhältnis gesetzt werden. Viele Lösungen können bereits mit ‘Bordmitteln’ erarbeitet werden – denn neben den Beschäftigten selbst sind im Regelfall bereits einige ‘Experten’ in der Schule tätig. Externe Unterstützung (zum Beispiel Coaches, Gesundheitstrainer/innen, Organisationspsychologen) sollte sich inhaltlich an den COPSOQ-Ergebnissen orientieren. Zusammenfassend ist wichtig, dass die Ergebnisse nun so besprochen werden, dass operationalisierte Ergebnisse und Schlussfolgerungen formuliert werden. Denn nur so können die Kolleginnen und Kollegen vor Ort entlastet werden.Frank Görgens

Zur Originalausgabe (PDF-Datei)


 

Nach oben

Das wäre nicht gut für meinen Kopf, oder?

Sollten Taschenrechner im Mathe-Unterricht erlaubt werden? Dürfen Lehrer im Internet bewertet werden? Hier sagen Schülerinnen und Schüler einer weiterführenden Schule in Köln, was sie davon halten.
Taschenrechner im Mathematikunterricht?

Auf jeden Fall. Denn dann kann ich die Aufgaben schneller lösen, und mir passieren nicht so viele Flüchtigkeitsfehler.
Setaro, 12 Jahre

Ich denke, dass das keine gute Idee ist. Mein Mathelehrer sagt immer, dass ich meinen Kopf trainieren soll, indem ich Kopfrechnen trainiere. Das kann ich noch nicht so gut. Wenn ich einen Taschenrechner benutzen dürfte, dann trainiere ich noch weniger Kopfrechnen. Das wäre nicht gut für meinen Kopf, oder?
Nathan, 12 Jahre

Ich finde es gut, wenn wir den Taschenrechner nutzen können. Wichtig ist doch, dass man weiß, was man rechnen muss. Das ist in Mathe oft wichtiger als die eigentliche Rechnung.
Carlos, 12 Jahre

Klar. Dann bekomme ich endlich in Mathe eine bessere Note!    
Isabell, 12 Jahre

‘Spick mich 2.0’ – Lehrer im Internet bewerten?

Wir arbeiten an unserer Schule an einem Bewertungsbogen für die Lehrer. Dieser soll jeweils am Ende des Schuljahres bzw. Halbjahres ausgefüllt werden. Ich finde es gut, dass die Lehrer auch einmal eine Bewertung bekommen.
Franka, 12 Jahre

Ich fände doof, wenn die Lehrer dabei beleidigt würden. Ich habe nette Lehrer!
Eron, 13 Jahre

Meine Eltern haben mir erzählt, dass ‘Spick mich’ verboten wurde. Stimmt das? Warum hat man das verboten?
Liam, 13 Jahre

Zur Originalausgabe (PDF-Datei)