Das Thema ‘Europa – Quo vadis?’ der DBB-Jahrestagung in Köln traf den Nagel auf den Kopf der aktuellen politischen Diskussionen. Der Brexit und das Ergebnis der Präsidentschaftswahl in USA haben wesentlich dazu beigetragen.

Gerade der Öffentliche Dienst, der für verlässliche rechtsstaatliche Verhältnisse sorgen soll, ist in Krisenzeiten besonders gefordert. So wundert es nicht, dass alle Redner Sicherheitsfragen ansprachen und den Beschäftigten im Öffentlichen Dienst einen besonderen Dank aussprachen für den enormen Einsatz und die manchmal bis über die Grenzen des Zumutbaren gehende Belastung.

Ein besonderes Wahljahr

Dabei blieb auch nicht unerwähnt, dass in diesen unruhigen Zeiten einige Menschen in der Bevölkerung verunsichert sind oder auch fatalistisch die Vorstellung vertreten, man könne sowieso nichts ändern. Denen sei gesagt, dass gerade dieses Jahr ein besonderes Wahljahr ist. Nicht nur der Bundestag und drei Landtage werden gewählt, sondern auf europäischer Ebene werden die Bürger in vier weiteren Ländern an die Urnen gerufen. Das sind etwa 230 Millionen Wähler – das entspricht fast der Hälfte der Einwohner der EU.

Jeder von ihnen entscheidet, welche Werte und Haltungen er vertreten haben möchte. Es sollte möglichst verhindert werden, dass die Wähler von ihrem eigenen Ergebnis überrascht werden. Dabei spielen die sogenannten ‘sozialen’ Medien keine geringe Rolle. Sozial im moralischen Sinn sind sie ja keineswegs. Daher ist die Bezeichnung, die Innenminister Thomas de Maizière gebraucht hat, treffender: Nebenöffentlichkeiten. »Wer sich nur bei Facebook und sonst nirgendwo über das aktuelle Geschehen informiert, der wahrt nicht sein eigenes Interesse an Teilnahme an der … Debatte dieses Landes. Algorithmen ersetzen keine Tageszeitung«, so der Minister. Erkennbar ist in Vergessenheit geraten, dass gute Gespräche nur von Angesicht zu Angesicht gelingen (können).

Kraft hält sich bedeckt

Die bevorstehende Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen hat zum ersten Mal auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft veranlasst, zur Jahrestagung des DBB nach Köln zu kommen. Verständlich ist, dass sie nichts zu den Tarifverhandlungen der Länder, die gerade stattfinden, gesagt hat. Sie hätte allerdings kundtun können, dass die Landesregierung gewillt ist, ohne Wenn und Aber das Tarifergebnis auf die Beamten zu übertragen, wie das einige Landesregierungen selbstverständlich tun. Stattdessen gibt sie den Tarifpartnern mit auf den Weg, »das Lehramt in besonderem Maße in den Blick zu nehmen«, da gäbe es wohl Nachholbedarf. Es ist schade, dass sie vergessen hat, dass die Landesregierungen seit der Föderalismusreform von 2006 die Besoldung und Versorgung selbst gestalten können. Sie erinnern sich? Im vergangenen Jahr ist lediglich die Jubiläumszuwendung wiederbelebt worden. Und das war schon eine schwere Geburt.Und noch ein Aspekt: Das war die letzte dbb Jahrestagung unter Leitung des Vorsitzenden Klaus Dauderstädt. Im Herbst stehen Neuwahlen an. Die Weichen dafür werden in den kommenden Monaten gestellt. Es geht darum, wieder eine Persönlichkeit zu finden, die sich uneingeschränkt vor die Beamten und Angestellten im Öffentlichen Dienst stellt. Die es nicht zulässt, dass sie allzu häufig in unzumutbarer Weise in der Öffentlichkeit, in der Presse oder eben in den ‘sozialen’ Medien verunglimpft werden. Gerade der Öffentliche Dienst garantiert mit seinen Angestellten und Beamten nicht nur die Sicherheit in diesem Land, sondern auch die Verwaltungsabläufe, die zu unserer Wirtschaftskraft führen und damit auch soziale Probleme lösen können.Ulrich Brambach

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Zielmarke: 6%

Die Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder sind in vollem Gange. lehrer nrw begleitet unter dem Dach des VdR (Verband deutscher Realschullehrer) diese für die tarifbeschäftigten Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen wichtigen Verhandlungen, die federführend von dbb und tarifunion auf Arbeitnehmerseite gestaltet werden. Ziel sind weitere Strukturverbesserungen und eine Entgelterhöhung.

Bereits im Dezember 2016 hat die große Tarifkommission des dbb, in dem die Vertreter der Mitgliedsverbände zusammenkommen, den Beschluss über die Einkommensforderungen der Tarifrunde 2017 gefasst. Danach soll der Schwerpunkt dieser Einkommensrunde neben der linearen Entgelterhöhung auf strukturellen Verbesserungen des Tarifvertrags liegen. Dies macht absolut Sinn, da lehrer nrw seit der Umstellung auf das neue Tarifrecht immer wieder auf dessen strukturelle Mängel hingewiesen hat.

Das neue Tarifrecht war nämlich in vielerlei Hinsicht nicht ‘der große Wurf’, für den ihn einige Verantwortliche ausgegeben und dementsprechend auch ‘verkauft’ haben. Wer jedoch genauer hingesehen hatte, der konnte sogleich mehrere Schwachstellen dieses Tarifvertrags erkennen. lehrer nrw hat diese früh unter anderem in seiner Zeitschrift (zum Beispiel 1/2008: Das neue Tarifrecht – Bilanz nach einem Jahr) immer wieder bloßgelegt, um auf eine möglichst schnelle Abhilfe zu drängen. Doch die Arbeitgeber taten sich sehr schwer damit, Fehler oder Mängel im neuen Tarifsystem einzugestehen.

Das Schlimmste verhindern

Die Flut mehrerer Erlasse nach Inkrafttreten des neuen Tarifrechts im Jahr 2006 belegt jedoch, dass auf Länderebene unmittelbarer Handlungs- und Verbesserungsbedarf erkannt worden war und eigenständige Korrekturen notwendig wurden, um das Schlimmste für den eigenen Lehrerarbeitsmarkt zu verhindern. Die von den Arbeitgebern mit dem neuen TV-L verknüpften und hochgehaltenen Ziele, »ein modernes, transparentes und leistungsorientiertes Tarifrecht« zu schaffen, erwiesen sich schlichtweg als inhaltsleere Phrase. Stattdessen trat mit der Umsetzung des neuen Tarifrechts an mehreren Stellen das genaue Gegenteil davon ein. Wenn jetzt zehn Jahre später strukturelle Verbesserungen einen Schwerpunkt der Tarifverhandlungen bilden, dann ist das nicht nur zu begrüßen, sondern seit langem überfällig. Für den Lehrerbereich zählen hierzu nach der Einführung der Lehrerentgeltordnung im Jahr 2015 die Einführung einer Entgeltstufe 6, wie sie bei Bund und Kommunen längst existiert, und die stufengleiche Höhergruppierung nach einer Beförderung.

Entgeltstufe 6 einführen

Bei der Einführung einer Entgeltstufe 6 geht es darum, die erworbene Berufserfahrung auch mit einer entsprechenden finanziellen Besserstellung zu würdigen. Im bisherigen Tarifrecht haben Angestellte nach zehn Jahren bereits ihre Endstufe 5 erreicht. Die meisten haben jedoch noch einen langen Berufsweg vor sich, der zumeist mit umfangreicherer Erfahrung, zusätzlichen Aufgaben und höherer Verantwortung einhergeht, ohne dass damit gleich eine Beförderung verbunden wäre. Dies sollte natürlich wie in der übrigen Arbeitswelt auch mit einem höheren Einkommen honoriert werden.

Ebenso gilt das auch für Beförderungen, die in dem bisherigen Tarifrecht wirklich äußerst ‘stiefmütterlich’ berücksichtigt werden. Die jetzige Forderung nach einer stufengleichen Höhergruppierung soll die betragsmäßige Höhergruppierung ersetzen und damit einen gravierenden Mangel des jetzigen Systems beheben. Denn bei Beförderungen nach aktuellem Tarifrecht werden Beschäftigte in der höheren Entgeltgruppe derjenigen Entgeltstufe zugeordnet, die lediglich betragsmäßig über der jetzigen Entgeltstufe steht. Und das ist manchmal nur ein relativ geringer Betrag, so dass Beförderungen für Angestellte unattraktiv sind. Wenn Beschäftigte jedoch nach einer Beförderung in ihrer Entgeltstufe verbleiben, dann ist mit einer Höhergruppierung auch jedes Mal ein angemessener finanzieller Höhergruppierungsgewinn verbunden.

Jetzt die Chance nutzen

lehrer nrw begrüßt ausdrücklich die Forderungen der großen Tarifkommission des dbb und tarifunion im Umfang von sechs Prozent und rät den Arbeitgebern, der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), nachdrücklich, diesen Forderungen entgegenzukommen. Denn es geht darum, neben dem Nachholbedarf gegenüber Bund und Kommunen längst überfällige strukturelle Korrekturen am Tarifrecht der Länder vorzunehmen und gleichzeitig einen wesentlichen Zugewinn an Attraktivität des öffentlichen Dienstes zu realisieren. Es wäre schade, wenn die Chance dafür vertan würde.Ulrich Gräler

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Haben Sie schon Ihre Stimme abgegeben?

Manches nehmen wir als Selbstverständlichkeit und verschwenden im Alltag keinen Gedanken daran – auf unsere Stimme können wir aber nicht verzichten. Die Stimme ist das wichtigste Arbeitsgerät der Pädagogen, täglich verlangen wir dem Stimmapparat Extremleistungen ab.

 

Das System Stimmapparat verstehen

Wenn die Luft raus ist, geht nichts mehr. Tatsächlich brauchen wir Luft, um die Stimmbänder zum Schwingen bringen zu können. Wer allerdings vor dem Sprechakt im Irrglauben »viel hilft viel« extrem tief einatmet, wird sich wundern, wie anstrengend das ist und wie wenig es bringt. Zum gelungenen Sprechen braucht es einen geschickten Umgang mit der ausströmenden Atemluft.

Diese ausströmende Luft sorgt für die Schwingung der Stimmbänder und erzeugt den eigentlichen Klang. Der wiederum wird von den Vokalen getragen, die werden sinnigerweise ‘Selbstlaute’ genannt. Selbstlaute brauchen Raum. Betonen wir die Vokale bewusst klangvoll, indem wir den Mund beim Sprechen weiter als nur einen Spalt breit öffnen, machen wir uns unsere Arbeit also wesentlich leichter.

Zum Stimmapparat gehören aber wesentlich mehr Elemente als nur die Stimmbänder; der gesamte Mundraum ist beteiligt: Lippen, intakte Zähne, Zunge, unverkrampfte Wangenmuskeln und entspannte Kiefergelenke sowie das Gaumensegel. Sämtliche Bereiche arbeiten zusammen – Störungen in einem Bereich wirken sich oft schnell auf andere Systemteile aus.

Machen Sie sich mal ganz locker…

Ein entspannter Körper ist ebenfalls ein entscheidender Beitrag zu einem gelingenden Sprechakt, nur wissen das die wenigsten Vielsprecher – professionell ausgebildete Sänger, Nachrichten- und Synchronsprecher einmal ausgenommen.

Die entspannte Körperhaltung vergrößert den ‘Klangkörper’, so spricht es sich viel leichter als mit einem verkrampften oder in sich zusammengesunkenen Körper. Nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, die reichen auch bei eher kleinen Menschen aus, immer! Achten Sie auf einen festen, sicheren Stand. Richten Sie sich auf, halten Sie den Kopf gerade und aufrecht. Das kann jeder, und das klappt genau so gut im Sitzen.

Bitte unterschätzen Sie nie die unterstützende Wirkung von Mimik und Gestik! Wildes Herumzappeln sorgt für unfreiwillige Komik – gezielte und zu den Worten passende Gesten hingegen erleichtern Ihnen die Arbeit, nicht zuletzt weil Sie so die volle Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörer auf sich ziehen: Wer zuhört, verzichtet auf Störungen aller Art (Zwischenrufe, Füßescharren etc.).

Stimmhygiene

Halten Sie Ihre Stimme leistungsfähig, indem Sie die einfachste aller Regeln befolgen: Verschaffen Sie sich zu Beginn von Unterrichtsstunden und Vorträgen Aufmerksamkeit und Gehör, danach halten Sie diese Spannung im Publikum, indem Sie keinesfalls lauter sprechen als unbedingt erforderlich! Wenn Sie lauter sprechen, wird auch Ihr Publikum lauter – ein Teufelskreis!

Um die störungsfreie Funktion des gesamten Sprechapparates zu gewährleisten, sorgen Sie für reichliche Flüssigkeitszufuhr in Form von Getränken: Nicht zu kalt oder zu heiß und öfter mal einen kleinen Schluck zwischendurch. Unbedingt Finger weg von zu ‘scharfen’ Halsbonbons mit Menthol oder ähnlichem – diese sind kontraproduktiv und reizen bei Dauereinsatz. Setzen sie lieber auf sanfte Mittel, zum Beispiel mit Honig oder Sanddorn.
Räuspern ist absolut tabu! Auch das belastet die Stimme, husten Sie lieber einmal kräftig.

Wirkung

Eine gesunde Stimme trägt Sie sicher durch den Tag und ermöglicht Ihnen nicht nur den Transport von Nachrichten, sondern auch von Emotionen. Auch die brauchen Raum zur Entfaltung und sind oft ein wichtiger Teil der Botschaft. Nutzen Sie die Zeit für Sprechpausen, während sich Zuhörer das Gesagte einprägen oder darüber nachdenken.

Es ist etwas dran: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.

Brigitte Mahn

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»Manchmal finde ich Hausaufgaben gut«

Hausaufgaben – ja oder nein? Mittlerweile kursieren zu dieser Frage diverse politische Meinungen und pädagogische Konzepte. Das meinen Schüler dazu.

Ich streite oft mit meinen Eltern wegen der Hausaufgaben. Meine Eltern bestimmen wann und wie ich die Aufgaben machen soll. Das nervt, und wir streiten. Ich mache die Hausaufgaben lieber in der Schule.
Mika, 11 Jahre

Ich habe oft Ärger wegen der Hausaufgaben. Meine Mutter meckert, weil ich das nicht sauber mache, und dann streiten wir.
Luis, 13 Jahre

Wir haben oft lange Unterricht. Wenn wir dann auch noch Hausaufgaben machen müssten und für Tests und Klassenarbeiten üben, haben wir überhaupt keine Zeit mehr für andere Hobbies.
Armin, 13 Jahre

Manchmal finde ich Hausaufgaben gut. ich merke dann, ob ich eine Sache gut kann.
Beyza, 12 Jahre

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