Die Schulen brauchen Flexibilität
Räumliche und personelle Kapazitäten sind in vielen Schulen sehr dünn.
Wie Schulministerin Yvonne Gebauer heute klargestellt hat, kann es in diesem Schuljahr kein reguläres Unterrichtsgeschehen mehr geben. Grundsätzlich ist es gut, dass die Schülerinnen und Schüler bis zu den Sommerferien zumindest tageweise die Schulen besuchen sollen. „Aber: Die Schulen dürfen damit nicht überfordert werden. An den Schulen der Sekundarstufe I, an denen am 23. April der Unterricht für die Zehntklässler angelaufen ist, zeigt sich bereits jetzt, dass die schulorganisatorischen Konzepte vor allem räumlich und personell schnell an Grenzen stoßen. Klassen müssen geteilt und in mindestens zwei Räumen unterrichtet werden, um die Mindestabstände von 1,5 Metern einhalten zu können“, erklärt Brigitte Balbach, Vorsitzende von lehrer nrw.
Geteilte Klassen aber bedeuten doppelten Personalbedarf. Da viele Lehrkräfte nicht zur Verfügung stehen, weil sie älter als 60 Jahre sind oder einer Risikogruppe angehören, ist die Personaldecke schon bei nur einem zu beschulenden Jahrgang und der angebotenen Notbetreuung sehr dünn. Wenn dann in dem von der Ministerin angekündigten „tageweise rollierenden System“ ab dem 11. Mai die Jahrgänge 5 bis 9 hinzukommen, reichen weder die Raum-, noch die Personalkapazitäten, melden viele Schulleiter. Für die Lehrkräfte wird der Spagat zwischen Präsenzunterricht und Distanzlernen damit noch schwieriger.
„Die Konsequenz muss sein, dass das Votum der Schulen entscheidet, in welchem Umfang sie Präsenzunterricht anbieten können. Denn die räumlichen und personellen Kapazitäten sind von Schule zu Schule verschieden. Die Schulleitungen wissen am besten, was organisatorisch möglich und im Sinne des Gesundheitsschutzes verantwortbar ist. Wir erwarten, dass das Schulministerium den Schulen hohe Flexibilität einräumt und den Schulleitungen sowie Lehrkräften den Rücken stärkt“, betont Sven Christoffer, stellvertretender Vorsitzender von lehrer nrw und Vorsitzender des Hauptpersonalrats Realschulen. Bei alldem gilt der Grundsatz: Die Gesundheit von Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern ist oberstes Gebot. Hier darf es keine Kompromisse geben.
06.05.2020
Jochen Smets, Pressesprecher
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