lehrer nrw wird in diesem Jahr siebzig. Die Vorläufer-Organisation, der Realschullehrerverband NRW, gründete sich 1946. Grund für einen Blick zurück – und voraus.

Siebzig Jahre lehrer nrw! Siebzig Jahre Standesvertretung an Schulen in Nordrhein-Westfalen! Siebzig Jahre engagiert für die Kolleginnen und Kollegen! Das ist eine stolze Zahl, wenn man bedenkt, dass sich Kollegen kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs zusammengefunden haben, um einen Lehrerverband aus der Taufe zu heben.

Die Schrecken des Krieges noch in den Gliedern und eine ungewisse Zukunft vor Augen, haben sie erkannt, dass eine Interessenvertretung für Lehrer und Lehrerinnen zukünftig notwendig sein wird, um die standespolitischen und pädagogischen Aufgaben zu bewältigen. Heute noch erstaunt es mich, dass zu einer Zeit, in der die Provinzen Rheinland (in Teilen) und Westfalen zum Land Nordrhein-Westfalen zusammengefügt wurden, bereits Kollegen den Weitblick hatten, eine Standesvertretung für Lehrer zu errichten, den Realschullehrerverband.

Die Anfänge der Realschule

Zunächst waren es Mittelschullehrer mit Vorkriegsausbildung und Volksschullehrer, die nach dem Besuch von Studienkursen und dem Bestehen einer Prüfung zu Realschullehrern befördert wurden. Erst Anfang der sechziger Jahre standen nach einem Universitätsstudium grundständig ausgebildete Realschullehrer zur Verfügung.

Es musste ja auch zunächst zwischen Volksschule und Gymnasium eine neue Schulform begründet werden mit dem Namen Realschule. Hervorragende Persönlichkeiten haben die Vorarbeit und den theoretischen Unterbau dazu geliefert. Daneben fungierten ausgezeichnete Praktiker, die es schließlich erreichten, eine Schulform zu kreieren, die in kurzer Zeit eine Aufbruchstimmung erzeugte, die eine Welle von Realschulgründungen zur Folge hatte.

Christliche Prägung

Interessant ist, dass alle bisherigen Vorsitzenden und auch die jetzige Vorsitzende, Brigitte Balbach, Theologie studiert hatten, sodass die christlich tradierten Werte in diesem Verband immer einen besonderen Stellenwert innehatten.

Es ist hier nicht der Platz, um auch nur annähernd die siebzig Jahre unseres Verbandes Revue passieren zu lassen. Auch gelingt es nicht, das enorme Engagement der vielen Frauen und Männer zu würdigen, die ihre Freizeit in den Dienst der Kollegenschaft und, was die Bildungsarbeit betrifft, sich für die Kinder und Jugendlichen eingesetzt haben. Dennoch ist es mir wichtig, an dieser Stelle ausdrücklich allen Dank zu sagen, die in der Vergangenheit sowohl die Schulformen, besonders die Realschulen, zum Wohl der Kinder und Jugendlichen weiterentwickelt haben, und die sich für Lehrkräfte eingesetzt haben.

Verbandsarbeit ist wichtiger denn je

Auch heute besteht mehr denn je die Notwendigkeit, sich zusammenzuschließen und sich in einem Verband zu engagieren. Die Gründungsväter mögen uns Vorbild sein. Das bedeutet, sich trotz aller Schwierigkeiten und Probleme im eigenen Alltag den Blick zu bewahren für ein Engagement für die Kollegenschaft. Solidarisch sein und einen Beitrag leisten, im weitesten Sinn des Wortes. Das tut Not. Gerade lehrer nrw zeichnet sich dadurch aus, dass jeder sich wohlfühlen kann und sich aufgehoben weiß – ganz gleich welcher Ausbildung und Herkunft. Wir stehen für ein vielfältiges Bildungsangebot, in dem jedes Kind einen den individuellen Fähigkeiten entsprechenden Abschluss erreichen kann. Dazu bedarf es einer leistungsfähigen Schule, die auf unseren tradierten Werten aufbaut und in der Lage ist, sich im Blick auf die Veränderungen in der Gesellschaft weiterzuentwickeln. Das kann nur gelingen, wenn möglichst attraktive Arbeitsbedingungen für die Lehrerinnen und Lehrer vorgehalten werden.Nur wer weiß, woher er kommt, kann auch wissen, wohin er geht. In diesem Sinne: Ad multos annos!Ulrich Brambach

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