Die Corona-Krise hat auch Vorteile: Der Sprit ist billig, die ewig miesepetrige Visage des nervigen Nachbarn verschwindet hinter der Gesichtsmaske, in (fast) allen Schulen gibt es erstmals seit Menschengedenken wieder Seife. Und die Qualitätsanalyse ist vorübergehend abgeschafft. Echt wahr: Wegen der Corona-Pandemie wird die Qualitätsanalyse an allen nordrhein-westfälischen Schulen bis zu den Sommerferien ausgesetzt, wie das nordrhein-westfälische Schulministerium kürzlich mitteilte.

Auf der nach unten offenen Unbeliebtheitsskala von Lehrerinnen und Lehrern rangieren die Qualitätsprüfer des Dezernats 4Q knapp hinter Zahnschmerzen und Donald Trump. Das liegt daran, dass die Qualitätsanalyse viel sinnlose Arbeit verursacht und wenig sinnvolle Ergebnisse liefert.

So erfreulich die Aussetzung der QA auch ist: Es ist auch ein Wort des Mitgefühls angebracht: Viele Qualitätsprüfer haben nun ohne ihre Arbeitsbeschaffungsmaßnahme Tagesstruktur und Lebenssinn verloren. Es wurde bereits von umherstreunenden Vertretern dieser Spezies berichtet, die verzweifelt versuchten, sich Zugang zu geschlossenen Schulen zu verschaffen. Einige waren dabei recht kreativ: Sie gaukelten verstörten Hausmeistern vor, sie müssten die Notbetreuung in der betreffenden Schule einer Kontrolle unterziehen. Andere suchten Lehrkräfte an ihrer Privatadresse auf und gaben vor, sie müssten Art und Qualität des Home Schoolings begutachten.

Es gibt allerdings auch andere Beispiele: In einem Fall konnte ein Qualitätsprüfer als Erntehelfer bei einem Spargelbauern vermittelt werden.

Er wurde jedoch bereits nach wenigen Tagen entlassen: Er hatte seine Spargelstecher-Kollegen unautorisiert darauf hingewiesen, dass ihre Erntemenge von der Norm abweiche und er das der Dienststelle melden müsse.

Jochen Smets

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