Die umfassende Maskenpflicht insbesondere an weiterführenden Schulen hat hohe Wellen geschlagen. Die drastische Maßnahme wurde an Verbänden und Personalräten vorbei beschlossen. Vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Corona-Krise sieht anders aus.

Als Schulministerin Yvonne Gebauer am 3. August 2020 die Maskenpflicht in Schulen – insbesondere zunächst bis zum 31. August auch im Unterricht – verkündete, waren nicht nur Eltern sowie Schülerinnen und Schüler überrascht. Auch für Gewerkschaften, Verbände und Personalräte kam diese drastische Maßnahme vollkommen unvorbereitet. Unser Verband und der Hauptpersonalrat Realschulen – wie auch alle anderen Verbände, Gewerkschaften und Personalräte – erfuhren durch die Presse von dieser ausgeweiteten Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasenschutzes nicht nur auf dem Schulgelände und auf den Fluren, sondern auch im Unterricht. lehrer nrw reagierte umgehend mit einer Pressemitteilung.

An dieser Stelle sei ausdrücklich gesagt, dass wir die Maskenpflicht nicht kategorisch ablehnen. In der Zeit vor den Sommerferien haben sich viele Kolleginnen und Kollegen sehr engagiert und eigene, oft neue Wege gefunden, ihre Schülerinnen und Schüler zu erreichen – auch über das Maß hinaus, zu dem sie verpflichtet waren. Hier sei nur der Gebrauch privater digitaler Endgeräte oder das Verteilen von Material an die Privatadressen der Kinder erwähnt. Leider konnten trotz großer Bemühungen nicht alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen erreicht werden.

Auf die Art und Weise kommt es an

Um allen Kindern wieder die Möglichkeit zu geben, am Unterricht teilhaben zu können, war es unerlässlich, sie wieder in die Schulen zurück zu holen. Nur auf die Art und Weise kommt es an. Wenn das Schulministerium schon zu einer solch drastischen Maßnahme greift, so muss es auch Möglichkeiten geben, die Kolleginnen und Kollegen wie auch die Kinder zu entlasten. Für unseren Verband war und ist es nicht vorstellbar, dass alle Beteiligten, seien es Lehrkräfte oder Schüler, von morgens teilweise 7:00 Uhr bis nachmittags 16:00 Uhr pausenlos eine Maske tragen sollen.

Ministerium lehnt Gesichtsvisiere ab

Aus diesem Grund forderte lehrer nrw Erleichterungen. Konkret stand die Forderung nach Visieren statt Masken im Raum. Dass diese Forderung breite Unterstützung fand, konnten wir an den Rückmeldungen von Kolleginnen und Kollegen sehen, aber auch an dem großen Presseecho auf unsere Forderung. So fragte aufgrund unserer Pressemitteilung die dpa beim Schulministerium an, wie dieses dazu stehe. Leider erteilte das Ministerium dieser Forderung eine Absage. Falls es aus medizinischen Gründen nicht möglich sei, eine Mund-Nase-Bedeckung zu tragen, könne, so Ministerin Gebauer, »der Ersatz durch ein Visier auch aus Gründen des Arbeitsschutzes geboten sein«.

Das Tragen von Visieren hätte nicht nur für Erleichterung beim Atmen gesorgt. Aus pädagogischen Gründen – Unterricht ist schließlich Kommunikation – hätte es darüber hinaus Vorteile geboten. Wir Lehrer sehen doch unseren Schülern häufig schon an, ob sie das, was wir gerade erklärt haben, überhaupt verstanden haben. Des Weiteren kann ich mir nur schwer vorstellen, Schülerinnen und Schülern eine saubere Aussprache zu vermitteln, wenn die Kinder die Lehrkraft nur schwer verstehen und umgekehrt.

Vor vollendete Tatsachen gestellt

Eine zweite zentrale Forderung unseres Verbands waren Maskenpausen für Schüler und Lehrkräfte. Konzentriertes Arbeiten ist unter ständigem Tragen eines Mund-Nasenschutzes nicht denkbar, besonders angesichts der hohen Temperaturen Mitte August. Hier blieb es jeder Schule selbst überlassen, ein Konzept zu entwickeln, sofern es räumliche und personelle Ressourcen ermöglichten. Denkbar gewesen wäre auch eine Mischung aus Unterricht in Präsenz in halbierten Lerngruppen und Unterricht auf Distanz. Die Gesundheit der Lehrkräfte und Schüler muss immer oberste Priorität haben. Und es kommen folglich auch nur Maßnahmen in Frage, die den Schutz aller Beteiligten gewährleisten. So beklagen wir an dieser Stelle vor allem die fehlende Kommunikation zwischen dem Schulministerium und denen, die täglich in den Schulen ihr Bestes geben. Vertrauensvolle Zusammenarbeit sieht anders aus!

Sarah Wanders

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