Der Kollege Ferdinand Kümmertsich ist gestählt durch unzählige Schlachten in Konferenzen, Bezirksregierungsbüros und Elternsprechtagen. Mit reichlich Berufs- und Lebenserfahrung ausgestattet, blickt mit einem Augenzwinkern auf den ganz normalen Wahnsinn des Systems Schule.

Als mir doch gestern unser Schuldezernent Herr Bürokratius aus dem Elfenbeintürmchen ’Bezirksregierung’ über den Weg lief, erinnerte er mich an meine Jeans, die ich trug – alt und verschlissen. Dabei war er doch gerade erst Anfang fünfzig und hatte noch fünfzehn Jahre vor sich. Aber mit weitem Blick ins Kollegium, sahen diese teilweise nicht anders aus als meine Jeans – und ich auch nicht. Der Zahn der Zeit nagt so schnell, aber selbst junge Kolleginnen und Kollegen sahen unglaublich gealtert aus. Naja, früher erhielt man eine Wertschätzung von Seiten der Eltern und der abgegangenen Schülerinnen und Schüler. Dies ist heute auch noch so, nur es ist weniger geworden. Aber der Respekt, als Lehrer wahrgenommen zu werden, fehlt. Eine Wertschätzung des Dienstherren fehlt ebenfalls komplett. Es geht sogar so weit, dass man sein eigenes Jubiläum beantragen muss. Dies habe ich auch getan – vor genau zwei Jahren. Ich schrieb:

Sehr geehrte Frau Ministerin, sehr geehrter Herr Staatssekretär,
sehr geehrter Herr Schuldezernent – kurz, liebe Dreifaltigkeit,

hier meldet sich von der Front Kollege Kümmertsich. Ich möchte kurz daran erinnern, dass ich versuche, seit mehr als 25 Jahren den Halbgaren, Halbstarken, zickigen Modepüppchen, normalen Kindern und Jugendlichen, psychisch kranken Kindern und Jugendlichen, verwöhnten Schnöseln und Kindern, die mich nicht verstehen, etwas beizubringen und sie zu eigen- und selbstbestimmten Menschen zu erziehen. Nebenbei verwalte ich diese auch alle. Es wäre nett, wenn Sie dies kurz durch ein Dienstjubiläum würdigen könnten.

Mit freundlichen Grüßen und in der Hoffnung, Sie nicht gestört zu haben…
Ferdinand Kümmertsich

Ich bekam auch eine Antwort – nach zwei Jahren! Im Anschreiben entschuldigte man sich für die ’geringfügige Verzögerung’ und gratulierte herzlich. Anbei fände ich die Urkunde und eine Empfangsbestätigung, die ich unterschreiben solle, da sonst die ’Prämie’ nicht gezahlt werden könne. Ich würde noch wertloser mit dem ’Bodenpersonal’ umgehen, dann ist die Jeans nicht nur verschlissen, sondern zerrissen – und neue gibt es nicht so schnell! Liebes Ministerium, kümmert Euch um Euer Bodenpersonal, und dies nicht nur mit ein paar Fortbildungen zur ’Lehrergesundheit’. Steht endlich mal hinter den Leuten, die für Euch arbeiten!

Das musste mal gesagt werden.

Euer alter Kollege
Ferdinand Kümmertsich

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Fortbildungen abgesagt

Aufgrund der Infektionsgefahr durch das Corona-Virus werden sämtliche Fortbildungsveranstaltungen von lehrer nrw bis zu den Sommerferien abgesagt.

Lehrkräfte, die sich schon für einzelne Veranstaltungen angemeldet haben, bekommen bereits gezahlte Teilnahmegebühren selbstverständlich erstattet.
Geplant ist, das erfolgreiche lehrer nrw-Fortbildungsprogramm nach den Sommerferien in gewohnter Breite und Qualität wieder aufzunehmen.
Über das neue Programm werden wir Sie rechtzeitig informieren.

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Corona-Virus und ZP 10

Im Zusammenhang mit der Corona-Krise stellt sich für die Schulen im Sekundarbereich I unter anderem die Frage, wie die für Mai geplanten Zentralen Abschlussprüfungen in Klasse 10 (ZP 10) durchgeführt werden können.

Im Sinne einer fairen Lösung für alle Schülerinnen und Schüler sind aus Sicht von lehrer nrw mehrere Szenarien denkbar: Es wäre beispielsweise möglich, die ZP 10 in diesem Jahr auszusetzen und stattdessen Abschlussnoten auf Basis von Klassenarbeiten zu geben – so, wie es vor Einführung der ZP 10 im Schuljahr 2006/07 üblich war.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass das Schulministerium die ZP 10 Aufgaben nicht, wie sonst, zentral und für alle Schulen gleich stellt, sondern den Lehrkräften einen Aufgabenpool an die Hand gibt, aus dem sie wählen können. Das trüge der Tatsache Rechnung, dass der Lernstand nicht überall gleich sein kann – im vom Corona-Virus besonders betroffenen Kreis Heinsberg etwa sind die Schulen bereits seit Karneval geschlossen.

Eine weitere denkbare Option wäre es, in den ZP 10 nur den Unterrichtsstoff bis zum Ende des ersten Halbjahres zu prüfen. Das Schulministerium muss hier einen fairen und praktikablen Vorschlag machen.
 

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