Die Qualitätsanalyse in Nordrhein-Westfalen hatte lange einen schlechten Ruf. Zu oberflächlich, zu weltfremd, zu praxisfern. Nach einer Neuausrichtung scheint dieses Instrument auf einem guten Weg. Vielerorts sind positive Stimmen zu hören. Unser Autor Frank Görgens, selbst Schulleiter an einer Gesamtschule, berichtet von seinen Eindrücken.

Was war sie für ein Schreckgespenst, die nordrhein-westfälische Qualitätsanalyse (kurz: QA). Angst und Schrecken hat sie verbreitet. Von unnahbaren, bisweilen arroganten, angsteinflößenden Prüfern wurde vielerorts berichtet. Von Menschen, die nicht grüßend auf einem Campinghocker wenige Minuten im Unterricht verbrachten, aber schlussendlich den kompletten Unterricht durchschaut und bewertet hatten. Es wäre gut, wenn sie endgültig vorbei wäre, die Zeit, in der die QA-Ankündigung in den Schulen des Landes hektische Betriebsamkeit auslöste.

 

QA – was ist das?

Die Qualitätsanalyse gewinnt durch die standardisierten Verfahren und Instrumente Erkenntnisse zu folgenden Fragen:

  • Wie lehren die Lehrkräfte, wie lernen die Schülerinnen und Schüler?
  • Wie leben und arbeiten die schulischen Gruppen miteinander?
  • Wie führt die Schulleitung die Schule?
  • Wie wirken die Gruppen zusammen, um die Schule zu entwickeln?

Die Qualitätsanalyse gibt der Schule eine Rückmeldung. Sie stellt die Ergebnisse der Auswertungen dar und setzt Impulse, wie die Schule sich weiterentwickeln kann. Dabei sind das Qualitätstableau und der Referenzrahmen Schulqualität NRW der inhaltliche Bezugsrahmen für die Analyse. Diese wurden nun im August 2017 nochmals stärker aufeinander bezogen. 

 

Neuausrichtung

Die Qualitätsanalyse unterstützt seit 2013 deutlich stärker die Schulen in ihrer Schul- und Unterrichtsentwicklung. Sie setzt dabei auf Partizipation und Kooperation in der Zusammenarbeit zwischen Schulen, Qualitätsanalyse, Schulaufsicht und Fortbildung, so die Internetseite des MSB.

Das Verfahren der Qualitätsanalyse besteht aus einer Vorphase und einer Hauptphase. Die Vorphase (siehe Grafik 1) dient der Vorbereitung der Hauptphase. Die Schulen erhalten alle nötigen Informationen über die Abläufe, Verfahren und Instrumente. Im Abstimmungsgespräch entscheiden die schulischen Gruppen, welche schuleigenen Themen und Fragen für sie in der Qualitätsanalyse wichtig sind. Das QA-Team und die Schulen treffen Absprachen über den weiteren Ablauf der Analyse.

 

Eine Auflistung der Vorphase im Rahmen der Qualitätsanalyse

In der Hauptphase (siehe Grafik 2) sind der Schulbesuch und der Rückmeldeprozess die zentralen Elemente. Durch die schulischen Dokumente bereitet sich das QA-Team auf den Schulbesuch vor. Die Zahl der einzureichenden Dokumente wurde von 21 auf vier reduziert. 

Beschreibung der Hauptphase innerhalb der Qualitätsanalyse

Während des Schulbesuchs finden Unterrichtsbeobachtungen und Interviews mit den schulischen Gruppen statt. Das QA-Team gibt der Leitung und den Lehrkräften am Ende der Besuchstage eine erste mündliche Rückmeldung. Die Schule erhält danach einen ausführlichen Qualitätsbericht, der als Grundlage für innerschulische Entwicklungsarbeit dient. 

In einem Erläuterungsgespräch kann die Schule gemeinsam mit dem QA-Team Fragen zum Bericht klären. Dieses Angebot ist ein neues Element der Qualitätsanalyse.

 

Schulen gestalten mit

Über die Beteiligung der schulischen Gruppen im Abstimmungsgespräch (Vorphase) können die Schulen ihre Themen und Fragen in die Qualitätsanalyse einbringen. Die Schulen gestalten ihr ‘eigenes’ Prüftableau mit und entscheiden mit über den Zeitraum des Besuches in der Hauptphase. Grundlage für die Festlegung des schulspezifischen Prüf-tableaus ist das Qualitätstableau NRW. Unterschieden wird im Qualitätstableau zwischen verpflichtenden und ergänzenden Kriterien (siehe Grafik 3).

Die Qualitätsanalyse wurde zweimal neu ausgerichtet. 2013 in einem ersten Schritt und im Herbst 2015 in einem zweiten Schritt. Diese Neuausrichtung wurde mit der Einführung des neuen Qualitätstableaus im August 2017 abgeschlossen. Sie ist mittlerweile in der Fläche angekommen, und vielerorts sind positive Stimmen zu hören.

 

Erste Praxiserfahrungen

Ich selbst habe gerade in meiner Funktion als Schulleiter einer aufbauenden Gesamtschule im vierten Jahr erstmals die Qualitätsanalyse in unserem jungen Haus erleben können. Und es stimmt: Professionell, zugewandt und freundlich in der Ansprache, offen mit transparenten Leistungsanforderungen agierten die Repräsentanten des Dezernates 4Q. Als Schule erhielten wir wichtige, verständliche und gute Hinweise zu den Stärken und den Handlungsfeldern unserer Schule. Vielmehr kann man von einer externen Evaluation nicht erwarten.

Frank Görgens

Zur Originalausgabe (PDF-Datei)

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