Lesungen mit Kinder- und Jugendbuchautoren in Schulen sind zweifellos eine würdige Methode der Leseförderung, aber sie kosten Geld, unterbrechen den schulischen Tagesablauf und wirken oft isoliert. Wie können Autorenlesungen am effektivsten eingesetzt werden und warum sind sie wichtig? Das erklärt Kinder- und Jugendbuchautor David Fermer in einem Gastbeitrag für lehrer nrw

Jedes Jahr begebe ich mich auf Lesereisen von Schleswig-Holstein bis in die Schweiz und lese in Schulen, Büchereien und auf Festivals. Lesungen sind ein wichtiger Teil meiner Arbeit und der Arbeit meiner Kollegen. Wir freuen uns über den direkten Kontakt zu unserer Zielgruppe und erfahren Bestätigung für unser Schaffen.

Im Rahmen meines Vortrags für den Friedrich-Bödecker-Kreis auf der diesjährigen didacta (freundlicherweise ausgerichtet von lehrer nrw) präsentierte ich die Vorteile einer Autorenbegegnung. Es gibt viele. Lesungen bringen Schülern ein Abenteuer näher: das Schreiben. Dabei geht es vor allem um die Freude am eigenständigen Denken. Im direkten Gespräch mit Kindern und Jugendlichen können Autoren Entstehungsgeschichten und Arbeitsprozesse transparent machen und über die persönliche Bindung vor allem auch Nicht-Leser erreichen. Und das ist wichtig: In welchem anderen Rahmen soll man die Nicht-Leser zum Lesen bringen können? Diese persönliche Begegnung ist eine Chance – für beide Seiten. Gewappnet mit Geschichten, Figuren, Dramaturgie und Humor begibt sich der Autor oder die Autorin in die Höhle des Löwen. Kein Publikum ist so kritisch wie ein jugendliches – und das begrüßen wir. Das Ziel ist klar: Die Jugendlichen sollen sich nicht langweilen. Man will ihnen zeigen: Lesen macht sogar Spaß!

Nach einer Stunde oder neunzig Minuten ist die Lesung dann vorbei. Was bleibt? Ein Eindruck? Neugier? Gedanken zum Thema? Oder ist der eigentliche Erfolg, dass es dem Autor durch die Lesung gelungen ist, Berührungsängste gegenüber dem Lesen abzubauen? Jedenfalls bleibt bedeutend mehr, wenn sich die Schüler nicht nur vor, sondern auch nach der Lesung mit dem Werk des Autors befassen. In einer Lesung schafft man es nicht, ein ganzes Buch zu lesen. Im Gegenteil: Der Leseanteil dient nur als Einstieg ins Gespräch. Hier sind die Lehrkräfte gefragt, damit die Lesung nicht wie ein Tropfen auf dem heißen Stein verdampft und sich der Aufwand seitens der Schule und auch des Autors inhaltlich rentiert. Und falls sie gut sind, kommen Autoren immer gerne wieder!

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