Pressemitteilung
lehrer nrw begrüßt Startchancen-Programm, warnt aber vor Überforderung.
Der Auftakt des Startchancen-Programms mit 400 Schulen zum kommenden Schuljahr ist ein guter erster Schritt. Weitere 520 Schulen werden zum Schuljahr 2025/26 folgen. Der Ansatz, Schulen in herausfordernder Lage in den Fokus zu nehmen, deren Schülerinnen und Schüler weit überdurchschnittlich unter sozialer Benachteiligung aufgrund von Armut oder einem vorliegenden Migrationshintergrund leiden, ist richtig und wichtig. Auch die finanzielle Ausstattung des Förderprogramms mit 2,3 Milliarden Euro an Bundesmitteln für NRW und der gleichen Summe an Landesmitteln für die kommenden zehn Jahre ist solide.
Es besteht allerdings die Gefahr, die ausgewählten Schulen zu überfordern, warnt Sven Christoffer, Vorsitzender von lehrer nrw: „Gerade an Schulen in herausfordernder Lage herrscht häufig Personalmangel. Etwas überspitzt formuliert, werden jetzt 400 Schulen, die es kaum schaffen, ihre jeweilige Stundentafel zu erfüllen, komplett auf links gedreht: Zielvereinbarungen sind zu treffen, Fortbildungen zu absolvieren, Konzeptarbeit zu leisten, Netzwerke zu bilden, Kooperationen abzuschließen. Den Schulen muss deshalb genügend Zeit eingeräumt werden für eine Standortbestimmung, für die Festlegung schuleigener Entwicklungsziele und für die Umsetzung derselben. Dabei muss klar sein, dass Zielhöhe und Umsetzungstaktung in Abhängigkeit von den personellen Möglichkeiten der jeweiligen Schule divergieren können“, erklärt Christoffer und betont: „Wenn das Programm ein Erfolg werden soll, muss man die Kollegien mitnehmen und nicht mitschleifen.“
Positiv bewertet lehrer nrw wiederum, dass der Fokus des Startchancen-Programms in NRW im Primarbereich liegt, in den 60 Prozent der Fördermittel fließen sollen. Ebenso ist zu begrüßen, dass die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen im Mittelpunkt der Förderung stehen sollen, so Christoffer: „Ohne eine frühe und intensive Förderung von Sprachkenntnissen wird es uns nicht gelingen, die in diversen Studien festgestellten Kompetenzdefizite abzubauen. Sprechen und Zuhören, Lesen und Schreiben sind das Fundament, auf dem alles Weitere aufbaut. Wird es in der Grundschule nicht gelegt, sind die Defizite in der Sekundarstufe I kaum noch abzubauen.“
29.05.2024
Jochen Smets, Pressesprecher
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