Personalsituation immer dramatischer
lehrer nrw: Schulen brauchen mehr Freiräume bei Unterrichtsorganisation.
Wegen einer Corona-Infektion, Quarantäne oder aus Fürsorgegründen sind aktuell 6.349 Lehrkräfte in NRW nicht im Präsenzunterricht einsetzbar. Im Vergleich zur Vorwoche, als die vom NRW-Schulministerium erhobene Corona-Statistik 4.937 Pandemie-bedingt fehlende Lehrerinnen und Lehrer auswies, bedeutet das eine Zunahme von fast 30 Prozent.
Bei den Schülern, die Corona-bedingt in häuslicher Isolation sind, gab es binnen Wochenfrist sogar eine Verdopplung von rund 58.500 auf 121.000 Fälle. Rein rechnerisch sind das gut 4.000 Schulklassen.
„Man muss kein Virologe und auch kein Mathematik-Genie sein um zu erkennen, dass flächendeckender Präsenzunterricht unter der Wucht der Omikron-Welle nicht aufrecht zu erhalten sein wird“, mahnt Sven Christoffer, Vorsitzender von lehrer nrw. „Viele Schulen waren schon vor der Pandemie unterbesetzt, immer mehr arbeiten angesichts der sich verschärfenden Pandemie-Situation im Notfall-Modus.“
lehrer nrw fordert daher klare Vorgaben von der Landesregierung. „Ein ‚Weiter so‘ aus dem Schulministerium reicht nicht“, erklärt Christoffer. „Eine vorübergehende, punktuelle Abkehr vom Präsenzunterricht darf kein Tabu mehr sein. Da die Lage je nach Region und Schule sehr unterschiedlich ist, wäre es sinnvoll, den Schulen einen flexiblen Handlungsrahmen zu geben. So könnte jede Schule individuell angepasste Lösungen für sich finden.“ Denkbar wäre aus Sicht von lehrer nrw zum Beispiel eine zeitlich befristete Kürzung der Stundentafel, um den Präsenzunterricht weitgehend aufrecht erhalten zu können. Eine andere Möglichkeit wäre es, einzelne Klassen oder Jahrgänge vorübergehend auf Distanz zu unterrichten, um für die anderen weiterhin Präsenz gewährleisten zu können. „Klar muss aber auch sein: Flächendeckender Distanzunterricht kann nur die Ultima Ratio sein“, betont Christoffer.
„Mit dem geplanten 16. Schulrechtsänderungsgesetz will die Landesregierung den Schulen ohnehin mehr Eigenverantwortung und mehr Freiheit in der schulischen Selbstverwaltung einräumen. Hier könnte sie der Ankündigung Taten folgen lassen, indem sie Rahmenbedingungen absteckt, innerhalb derer sich die Schulen bewegen können“, so der Verbandsvorsitzende abschließend.
25.01.2022
Jochen Smets, Pressesprecher
Original-Pressemitteilung (PDF-Datei)