Während bezüglich der Anschaffung dienstlicher Endgeräte an Schulen und der Finanzierung der Folgekosten für deren Wartung und Support schon seit geraumer Zeit zwischen dem Land und den kommunalen Spitzenverbänden keine Einigung erzielt werden kann, schreitet die digitale Ausstattung der Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung erfreulicherweise voran.

Was den dienstlichen Einsatz privater Endgeräte im Schulsystem angeht, hat unser Verband – früher und entschiedener als jede andere Gewerkschaft – Haltung gezeigt und diesen kategorisch abgelehnt. Unsere Argumentationslinie haben wir jüngst noch einmal auf einem Plakat für unseren Personalratswahlkampf zusammengefasst: »Durch ’Bring Your Own Device’ wälzt das Ministerium die Verantwortung für den Datenschutz auf die Lehrkräfte ab und setzt sie einem erheblichen Haftungsrisiko aus. Land und Kommunen werden aber niemals Geld für Lehrer-PCs und deren Wartung in die Hand nehmen, solange wir es dem Dienstherrn ermöglichen, auf private ADV-Anlagen zuzugreifen. Wer bestmögliche Bildung in der digitalen Welt will, muss seine Lehrkräfte auch entsprechend ausstatten!« Aus diesem Grund hat der HPR Realschulen auch als einziger Hauptpersonalrat die Dienstvereinbarung zu LOGINEO NRW nicht unterzeichnet. Teil dieser Dienstvereinbarung war nämlich der dienstliche Einsatz privater Endgeräte.

Leitungspersonal der ZfsL wird ausgestattet

§79 Schulgesetz regelt, dass die Schulträger verpflichtet sind, »die für einen ordnungsgemäßen Unterricht erforderlichen Schulanlagen, Gebäude, Einrichtungen und Lehrmittel bereitzustellen und zu unterhalten sowie das für die Schulverwaltung notwendige Personal und eine am allgemeinen Stand der Technik und Informationstechnologie orientierte Sachausstattung zur Verfügung zu stellen«. Anders stellt sich die Rechtslage in den Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung dar: Hier ist das Land für die Sachausstattung zuständig – und ist nun tätig geworden. Der HPR Realschulen hat zu Beginn dieses Jahres einer Vorlage zugestimmt, nach der dem hauptamtlichen Leitungspersonal der 33 Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL- und Seminarleitungen – insgesamt 129 Personen) digitale mobile Endgeräte für deren ausbildungsfachliche Arbeit zur Verfügung gestellt werden.

Fachleitungen erhalten sukzessive mobile Endgeräte

Vor einigen Wochen ist der HPR Realschulen schriftlich vom MSB darüber informiert worden, dass bereits im Haushaltsjahr 2020 mobile digitale Endgeräte (Convertible-Notebooks) beschafft würden, die an den ZfsL für die ausbildungsfachliche Arbeit der Seminarausbilderinnen und -ausbilder vorgehalten werden sollen. Geplant sei zunächst die Beschaffung von 400 Geräten. Für Folgejahre würden Möglichkeiten geprüft, die Ausstattung der ZfsL mit weiteren Geräten für die Seminarausbilderinnen und -ausbilder weiter auszubauen. Hierfür müssten die notwendigen Strukturen für den Support sukzessive aufgebaut werden. Übersetzt man diesen Text in ’einfache Sprache’, so heißt das: Weitere Haushaltsanmeldungen werden erfolgen, Ziel ist die Vollausstattung (landesweit gibt es rund 3000 Fachleiterinnen und Fachleiter).
Unser Verband begrüßt diese Entwicklung sehr!

MOLA kommt

Abseits der Ausstattung des Leitungspersonals und der Fachleitungen mit Endgeräten schreitet der Digitalisierungsprozess in der Organisation der zweiten Phase der Lehrerausbildung auch in anderen Zusammenhängen voran. So wird zeitnah eine auf Moodle basierende Kommunikations- und Arbeitsplattform eingeführt, die das Leitungspersonal an den ZfsL, die ausbildungsfachlichen Dezernentinnen und Dezernenten der Dezernate 46 der Bezirksregierungen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Referates 423 des MSB (Vorbereitungsdienst, ZfsL, Qualifizierung im Seiteneinstieg) einbindet. Die Plattform MOLA (Moodle Leitungspersonal der ZfsL im Land NRW) soll den Kommunikations- und Informationsfluss zwischen den benannten ’Stakeholdern’ im System der zweiten Phase der Lehrerausbildung unterstützen und absichern. Nachdem sichergestellt werden konnte, dass keine Log-Daten im Sinne einer Verfolgung von Aktionen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer innerhalb der Plattform sichtbar werden, hat der Hauptpersonalrat für Lehrkräfte an Realschulen auch dieser Maßnahme zugestimmt.

Fazit: Die zweite Phase der Lehrerausbildung scheint gut aufgestellt für den digitalen Wandel – anders als die Schulen unseres Landes. Hier wäre es schon ein fulminanter Erfolg, wenn sich Land und Kommunen endlich im Hinblick auf die Anschaffung, Wartung und den Support dienstlicher Endgeräte einigen würden. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt…

Sven Christoffer

Info:

Lernen auf Distanz in Zeiten von Corona

Obwohl Nordrhein-Westfalens Bildungseinrichtungen im Hinblick auf ihre digitale Infrastruktur noch längst nicht gut aufgestellt sind (wie der Artikel auf dieser Seite zeigt), haben es Schulen und Lehrkräfte – teilweise mit sehr kreativen Lösungen und viel Improvisationstalent – geschafft, den Lernbetrieb in Zeiten des Corona-Virus aufrechtzuerhalten. Eingestanden werden muss aber auch, dass dabei an vielen Stellen die Parole ’Virenschutz vor Datenschutz’ ausgegeben wurde.

Auch der Öffentlichkeit ist nicht verborgen geblieben, dass Lehrerinnen und Lehrer in der gegenwärtigen Situation Enormes leisten – sei es die Notbetreuung in den Schulen oder das Versorgen der Schülerinnen und Schüler mit Lernaufgaben. Die Rückmeldungen des überwiegenden Teils der Elternschaft, die Berichterstattung in den Medien, die deutliche Mehrzahl der Kommentare in den Internet-Foren – vieles deutet darauf hin, dass der Lehrerberuf zurzeit in der gesellschaftlichen Anerkennung eine deutliche Aufwertung erfährt. Dass es dazu erst einer Krise solchen Ausmaßes bedurfte, ist traurig. Zu hoffen bleibt deshalb, dass diese neue Wertschätzung nicht nur ein vorübergehendes Phänomen darstellt.

Verdient hätte es unser Berufsstand allemal!

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