Im Fitnessstudio sieht man sie schwitzen: Die starken Männer und Frauen, die sich an schweren Gewichten abmühen, damit die Muskeln wachsen. Warum machen sie das? Nun, wenn der Muskel über sein bisheriges Leistungsvermögen hinaus beansprucht wird, so wächst er. Der Körper wird allgemein kräftiger und wenn dann im Alltag mal das Marmeladenglas klemmt oder der Wasserkasten zu schleppen ist, kann man leichter mit dieser Herausforderung umgehen. 

Genauso verhält es sich mit dem Gehirn. Man hat immer genau das Gehirn, das man gerade für seine alltäglichen Aufgaben benötigt. Dies hat zur Folge, dass Menschen, die hauptsächlich Routineaufgaben erledigen, oft mit Stress reagieren, wenn sich der Alltag plötzlich verändert oder es neue Herausforderungen gibt. 

Durch einfache, jedoch neuartige Übungen, die man vielleicht in dieser Kombination noch nie gemacht hat, kann man das Gehirn dazu veranlassen, zu wachsen. Neue Synapsen bilden sich, die Neurogenese wird angeregt und die Infrastruktur des Gehirns ausgebaut. Dadurch stehen im Bedarfsfall ’neue Wege’ zur Verfügung, und man wird schneller und flexibler im Denken.

 

Übung in drei Stufen

Die Übung wird im Sitzen durchgeführt und besteht aus drei Stufen, die nacheinander geübt werden. Die erste Stufe kennen Sie vielleicht noch: 

Die rechte Hand klopft schnell auf den rechten Oberschenkel, während die linke Hand über den linken Oberschenkel hin und her wischt. Klopfen (auf und ab) und wischen (hin und her). Beide Hände gleichzeitig. 

Und jetzt: Wechseln! Jetzt klopft die linke Hand, und die rechte wischt hin und her. Üben Sie den Wechsel eine Weile, bis es einigermaßen gut geht. Hinweis: die Bewegung ist relativ schnell (Metronom auf etwa 200 stellen).

Auf der zweiten Stufe tippen Sie zweimal mit der rechten Fußspitze und dann einmal mit der linken. Immer im Wechsel: rechts, rechts, links, rechts, rechts, links. Die Füße tippen langsamer, also mit rund 100 Schlägen pro Minute.

Geht das? Dann nehmen Sie jetzt die Hände dazu! Also gleichzeitig schnell klopfen und wischen und mit langsam mit den Füßen tippen. 

Die dritte Stufe nimmt die Hacken dazu: Erst wie gehabt die Fußspitze: rechts, rechts, links, jetzt direkt einmal mit der rechten Hacke auftippen und dann zweimal mit der linken. Vorne: Rechts, rechts links – Hinten; rechts, links, links.

Jeder übt auf dem Niveau, auf dem es für ihn selbst passt. Und nun auch hier wieder die Hände dazu nehmen. Viel Spaß beim Üben! 

 

Übrigens

Der Weg ist das Ziel! Wir wollen das Gehirn anregen, sich neu zu vernetzen. Sobald ich eine Übung so lange geübt habe, bis ich sie kann, passiert im Oberstübchen nichts mehr. Dann brauche ich für weiteres Wachstum wieder neue Herausforderungen. Das ist mal eine ganz andere Vorgehensweise, als man sie normalerweise kennt. Der Prozess steht im Mittelpunkt, nicht das Ergebnis (das Können). 

Diese Übung eignet sich auch hervorragend zur Selbstreflexion. Wie reagiere ich, wenn ich mal etwas nicht kann? Nehme ich die Herausforderung an? Versuche ich es trotzdem? Gebe ich irgendwann auf? Versuche ich es gar nicht erst? Wie spreche ich mit mir (»Blödsinnige Übung«, »ich kann das nicht …«)? Und was erwarten Sie von Ihren Schülern, wenn diese mal etwas nicht direkt hinbekommen?

 

Freie Assoziation

Nach dieser Konzentrationsaufgabe dürfen Sie jetzt Ihre Gedanken fließen lassen. Bilden Sie eine Assoziationskette. Was fällt Ihnen ein, wenn Sie ’Gehirnjogging’ hören? Vielleicht ’Anstrengung’? Und welchen Gedanken verknüpfen Sie mit ’Anstrengung’? Vielleicht ’Sport’. Und dazu? Machen Sie weiter so und kommen Sie vom Hölzchen aufs Stöckchen. Zum Beispiel Sport – Fußball – WM – Grillen – Freunde – Skatrunde – …

 

Heike Loosen

Zur Originalausgabe (PDF-Datei)


 

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