Der Jugendpsychiater und Autor Dr. Michael Winterhoff stürmt wieder die Bestsellerlisten. ’Deutschland verdummt’ heißt sein aktuelles Werk und präzisiert im Untertitel: ’Wie das Bildungssystem die Zukunft unserer Kinder verbaut.’ Wie es zu dieser Entwicklung kam und wie sie zu stoppen ist, erläutert Winterhoff in seinem Buch – und demnächst auch live auf dem Mülheimer Kongress von lehrer nrw

Winterhoff zeichnet Bildung in Deutschland als Katastrophen-Szenario, in dem Kinder und Gesellschaft Schaden nehmen. Der Autor redet Klartext, zeigt anhand vieler Beispiele aus seiner langjährigen Praxis als Kinder- und Jugendpsychiater, aber auch aus zahlreichen Rückmeldungen zu seinen Büchern und Vorträgen, was heute in Kitas und Schulen falsch läuft – so falsch, dass in seinen Augen die Zukunft unserer Gesellschaft gefährdet ist. Leidtragende sind für ihn die Kinder, die man quasi sich selbst überlässt.

Schon im Vorwort seines neuen Buches kommt Winterhoff zu einem ebenso beunruhigenden wie eindeutigen Befund: »In den vergangenen zwanzig Jahren wurde – natürlich unbeabsichtigt – viel Energie darauf verwendet, die Bedingungen für die Kinder exakt so zu gestalten, dass sich ihre Psyche eben nicht entwickeln kann. Weil der lehrerzentrierte Unterricht durch das schülerzentrierte Lernen ersetzt wurde, wird dies sogar aktiv verhindert.«

Winterhoff verharrt freilich nicht bei der Bestandsaufnahme und Analyse, er zeigt konkrete Lösungen und Maßnahmen auf und fordert unter anderem eine groß angelegte Bildungsoffensive: Weg von Kompetenzorientierung und den unfreiwillig zu Lernbegleitern degradierten Lehrern, hin zu echter Bildung und Pädagogen, die den Kindern wieder ein Gegenüber sein dürfen. Denn nur die Orientierung an Bezugspersonen ermöglicht die Entwicklung von emotionaler und sozialer Psyche.

Viele lehrer nrw-Mitglieder werden Winterhoff noch vom Mülheimer Kongress 2011 kennen, wo er fast allen Gästen mit seinen Analysen und Schlussfolgerungen aus der Seele sprach. Schon vorab sei verraten: Winterhoff hat zugesagt, als Referent beim Mülheimer Kongress 2019 (27./28. November) aufzutreten.

Kurzvita

Dr. Michael Winterhoff, geboren 1955, Dr. med., ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Psychotherapie in Bonn. In seinen bisherigen, sehr erfolgreichen Büchern analysiert er gesellschaftliche Entwicklungen mit Schwerpunkt auf den gravierenden Folgen veränderter Eltern-Kind-Beziehungen für die psychische Reifeentwicklung junger Menschen und bietet Wege aus diesen Beziehungsstörungen an. Winterhoff lebt und arbeitet in Bonn.

www.michael-winterhoff.com

Info

Michael Winterhoff: Deutschland verdummt – Wie das Bildungssystem die Zukunft unserer Kinder verbaut
Hardcover mit Schutzumschlag
224 Seiten, ISBN: 978-3-579-01468-5
Verlag: Gütersloher Verlagshaus
empfohlender VK-Preis: 20 Euro

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Mehr Arbeit, weniger Geld

Das Thema Besoldung – Stichwort ‘A13 für alle’ – bewegt die Basis. Immer wieder erreichen lehrer nrw Anfragen, Anregungen und Argumente zu diesem Thema. Exemplarisch sei hier der Fall zweier Kolleginnen einer Realschule im Rheinland geschildert.

Claudia Ludwig und Sarah Mankowski (Namen geändert, Personen der Redaktion bekannt) haben die Lehrbefähigung für die Sekundarstufe II für Englisch, Französisch und Pädagogik bzw. Englisch und evangelische Religion und unterrichten zurzeit an einer Realschule.

Claudia Ludwig hat eineinhalb Jahre an einer Gesamtschule im TV-L 13 als Vertretungslehrkraft gearbeitet, bevor sie 2015 eine Planstelle an ihrer jetzigen Schule annahm. Obwohl sie an der Gesamtschule ein volles Unterrichtsdeputat inklusive Unterricht in der gymnasialen Oberstufe in beiden Fächern hatte, fühlte sie sich bei Weitem weniger belastet als heute. Die Hürde, um auf der jetzigen Stelle nach A12 verbeamtet zu werden, war jedoch enorm.

Geringere Bezahlung, höhere Belastung

Zunächst musste sie nach der sechsmonatigen Probezeit eine Revision ablegen, bevor sich nach einem knappen Jahr die Dezernentin zu einer erneuten Revision ankündigte. Hinzu kamen die beiden Revisionen, die regulär für die Verbeamtung auf Lebenszeit verpflichtend sind. Außerdem musste Claudia Ludwig das didaktische Grundlagenstudium in einem zweitägigen Seminar nachholen. »Bei geringerer Bezahlung sehe ich mich einer höheren Belastung ausgesetzt, die sicherlich viele Interessenten aus der Sekundarstufe II abschreckt, eine ebensolche Laufbahn einzuschlagen. Angesichts des Lehrermangels in der Sekundarstufe I ist dies ein Ding der Unmöglichkeit«, kritisiert sie.

Dieses Schicksal tragen an ihrer Schule noch vier andere Kolleginnen und Kollegen, die nicht ihrer Ausbildung entsprechend bezahlt werden. Sowohl Claudia Ludwig als auch Sarah Mankowski betonen unisono, dass sie sehr gerne in der Sekundarstufe I unterrichten, da sie hier verstärkt zum Entwicklungsprozess der Schülerinnen und Schüler beitragen können. Mehr pädagogische Arbeit bedeute jedoch nicht, dass diese weniger fordernd wäre als die kognitiv-intellektuelle Arbeit in der gymnasialen Oberstufe.

Gerichtsverfahren verloren

Sarah Mankowski ist ursprünglich nach Lehramt für die Sekundarstufe I ausgebildet worden und hat berufsbegleitend neben ihrer Vollzeitstelle den Master of Education Berufskolleg in drei Fächern, davon zwei Mangelfächern, nachgeholt, um sich beruflich weiterentwickeln zu können. Sie sah sich im Anschluss mit folgenden Problemen konfrontiert: Zunächst hatte sie versucht, im Sekundarstufe I-Bereich zu bleiben und sich an einer Sekundarschule auf eine A14-Stelle beworben. Da es so gut wie keine A13-Stellen gibt, war eine Bewerbung auf eine Laufbahnwechselstelle nicht möglich. Dieser Bewerbungsprozess mündete in ein Gerichtsverfahren, das Sarah Mankowski mit der Begründung verlor, dass eine Beförderung von A?12 zu A?14 über A?13 nicht möglich sei. Sie hat unterdessen jedoch an der betreffenden Schule eine Lehrerin kennengelernt, die genau diesen Werdegang eingeschlagen hat. »Es ist sehr enttäuschend, wenn man trotz einer Qualifikation, die höher ist, als sie die meisten Lehrer im Sekundarstufe I-Bereich vorweisen können, nicht in Betracht gezogen wird, obwohl die Schule dringenden Bedarf in Englisch hatte«, sagt sie.

Sarah Mankowski ist sicher: Eine Bezahlung nach A13 und die damit verbundene Vereinheitlichung der Beförderungschancen für alle Lehrkräfte würde Frust dieser Art gar nicht erst aufkommen lassen. »Ich möchte betonen, dass ich mich explizit für einen Verbleib an meiner jetzigen Schule entschieden habe, und ich strebe eine A13-Stelle an meiner Schule an, die aktuell ausgeschrieben ist.«

Kolleginnen und Konkurrentinnen

Prekär an der Situation ist, dass Claudia Ludwig und Sarah Mankowski einerseits Kolleginnen sind, die sich gut verstehen, andererseits aber auch Konkurrentinnen, die sich beide für diese Beförderungsstelle interessieren. Neben den beiden gehen auch noch weitere Kolleginnen und Kollegen ins Rennen, sodass ungewiss ist, ob sie überhaupt in Betracht gezogen werden. Eine Besoldung nach A13 für alle Lehrerinnen und Lehrer würde diese Situation entschärfen, weil das Konkurrenzdenken minimiert würde, sind sich Claudia Ludwig und Sarah Mankowski einig. »Mit einem Unterrichtsdeputat von 28 Stunden zuzüglich umfangreicher Elternarbeit bei voller Stelle finden wir die derzeitige Situation dringend verbesserungswürdig und halten es daher für fair, gleich bezahlt zu werden«, so ihre Forderung.

Jochen Smets

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Achtung, Abzocke!

In mehreren Bundesländern kursieren derzeit Phishing-Mails, mit denen dubiose Versicherungsvertreter oder vermeintliche Behörden versuchen, Daten von Lehrkräften abzugreifen. Meist verbergen sich dahinter private Unternehmen, die gegen Aufwandsentschädigung Pensionsberechnungen durchführen.

Die Kontaktaufnahme erfolgt oft über E-Mails an die Sekretariate der Schulen. Im Anschreiben wird dann darauf verwiesen, dass sich Lehrkräfte der betreffenden Schule bei dem besagten Unternehmen gemeldet hätten, um Auskünfte über die Entwicklung ihrer künftigen Pensionsansprüche zu erhalten. In der E-Mail heißt es weiter, dass die Namensliste von einer Mitarbeiterin des Unternehmens versehentlich vernichtet worden sei. Daher werden die interessierten Lehrkräfte der Schule gebeten, sich zu einer bestimmten Zeit unter einer bestimmten Telefonnummer zu melden. Vor dieser Masche warnen zum Beispiel die Verbände der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen sowie an beruflichen Schulen (vlbs) im Saarland sowie der Verband der Lehrer (VDL) Hessen.

»Plumper Versuch«

Der vlbs Saarland hält das für »den plumpen Versuch, an die Adressen der Kolleginnen und Kollegen zu gelangen«. Der VDL Hessen weist zusätzlich darauf hin, dass das Unternehmen mit wechselnden Websites und wechselnden Namen in Erscheinung tritt. Der Verband rät: »Wir möchten Sie darauf hinweisen, sensibel mit Ihren Daten umzugehen und sich durch solche Mails nicht verunsichern zu lassen. Ihre persönlichen Informationen sollen und dürfen zu keinem Zeitpunkt durch Sekretariate oder andere Lehrkräfte an Versicherungsunternehmen weitergegeben werden, wenn Sie es nicht ausdrücklich wünschen. Dubiose Versicherungsmakler versuchen über solche Winkelzüge ihr Glück. Vereiteln Sie diese Versuche und achten Sie auf fragwürdige Mails.«

Service für lehrer nrw-Mitglieder

Mitglieder von lehrer nrw sind ohnehin auf der sicheren Seite: lehrer nrw berät seine Mitglieder in Fragen der zu erwartenden Ruhestandsbezüge, zur Altersteilzeit, zur Jahresfreistellung im Blockmodell und zur Versorgung bei Dienstunfähigkeit. Dafür steht in Horst Joosten ein sehr erfahrener und kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung. »Wir bieten Ihnen Ruhegehaltsberechnungen auf der Grundlage Ihrer Angaben und besprechen Alternativen mit Ihnen. Sie können uns auch in Fragen der Hinterbliebenenversorgung kontaktieren, ebenso prüfen wir auf Ihren Wunsch hin die Bescheide des LBV und erläutern die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Hinterbliebenenversorgung«, erklärt Joosten.  Zwei Mal im Jahr bietet lehrer nrw zudem Fortbildungen zum Thema ’Wege in den Ruhestand’ an. Dort können sich die Teilnehmer rechtzeitig über alle Möglichkeiten informieren, um langfristig planen zu können.

Info

Kontakt: Telefon 0211/1640971

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Die lehrer nrw MasterCard Gold

Immer mehr lehrer nrw-Mitglieder nutzen für sich und ihre Partner die bewährte Verbandskreditkarte. Gerade im Hinblick auf die bevorstehende Urlaubssaison lohnt sich der Ein- bzw. Umstieg. Die Vorteile der Verbandskreditkarte im Überblick.

Gebührenfreie MasterCard Gold

  • Keine Jahresgebühr – dauerhaft
  • Keine Auslandseinsatzgebühr – weltweit
  • Lastschriftverfahren und Überweisungsverfahren
  • Keine Gebühr für Bargeldabhebungen – 1,49 Prozent Zinsen p.M. Bezugsdatum – Rechnungsausgleich taggenau berechnet, ebenfalls ohne Auslandseinsatzgebühr
  • Keine Gebühren für Ersatzkarte, Ersatz-PIN, Kartensperrung, postalische Rechnungszusendung
  • NFC – kontaktlose Bezahlung
  • Jederzeit kündbar – kostenlos
  • Partnerkarten zu den gleichen Konditionen
  • Beantragung – Mitglied und Partner – bequem über www.lehrernrw.de

Inkludierte Reiseversicherungen

  • für zu mindestens fünfzig Prozent mit der Karte bezahlte Reisen
  • Reiseausfall, Reiserücktritt, Reiserücktransport, Verspätungen, Reisekrankenversicherung, Reiseunfallversicherung Reisediebstahlversicherung

Günstige Rabatte

  • Bis zu 40 Prozent bei Neuwagenkauf für 37 Marken
  • Fünf Prozent Rückvergütung bei Mietwagen über ein Partner-Mietwagenportal
  • Fünf Prozent Reisegutschrift mit Bestpreisgarantie über ein Partnerreisebüro oder Reiseportal

Info

Information und Antragsmöglichkeit:
www.lehrernrw.de/service/unsere-leistungen/mastercard.html

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Gegen Gewalt

Schulministerin Yvonne Gebauer hat einen Aktionsplan gegen Gewalt und Diskriminierung an Schulen vorgestellt. Mit den darin enthaltenen Maßnahmen will das Schulministerium die Präventionsarbeit der Schulen unterstützen und die Bedingungen für ein respektvolles Miteinander verbessern.

Obwohl sich die Zahl der bekanntgewordenen (d.h. angezeigten) Fälle von Gewaltkriminalität an Schulen in Nordrhein-Westfalen von 2008 bis 2016 halbiert hat (sie sank von 1.782 auf 879 Fälle), sei seit 2017 wieder ein leichter Anstieg auf 1.034 Delikte festzustellen.

Ausbau der schulpsychologischen Dienste

Vor diesem Hintergrund hat das Schulministerium den Aktionsplan ’Für Demokratie und Respekt – Entschieden gegen Diskriminierung und Gewalt’ aufgelegt. Im Mittelpunkt steht ein deutlicher Ausbau der schulpsychologischen Dienste: Zum 1. August 2019 stellt das Land insgesamt 54 Stellen zusätzlich für Beratungslehrkräfte oder sozialpädagogische Fachkräfte zur Verfügung. Gemeinsam mit der Schulaufsicht sollen sie den Schulen vor allem bei der Gewalt- und Extremismusprävention beratend zur Seite stehen. 100 weitere Stellen für Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sollen folgen, um den Kinderschutz zu stärken. Diese Stellen sollen vor allem dazu dienen, Hinweisen und konkreten Verdachtsfällen aus den Schulen nachzugehen. Acht zusätzliche Stellen für die Schulpsychologie hat das Land dafür in diesem Jahr bereits kurzfristig eingerichtet, teilt das Ministerium mit.

Darüber hinaus plant das Schulministerium erstmals wissenschaftliche Forschungsaufträge zu vergeben, um vor allem die Ursachen von Gewalt im schulischen Kontext systematisch zu erfassen. Die so gewonnenen Erkenntnisse sollen dazu dienen, die schulische Prävention künftig noch zielgerichteter anzulegen. Im Jahr 2020 erhalten alle Schulen den aktualisierten und erweiterten Notfallordner ’Hinsehen und Handeln’ in digitaler und gedruckter Form mit umfangreichen Handlungsempfehlungen für den Umgang mit verschiedensten Krisen- und Notfallsituationen im schulischen Kontext. Darüber hinaus werden Meldewege und die Erfassung von Straftaten an Schulen auf Grundlage eines Erlasses neu geregelt. Dabei prüft die Landesregierung auch eine erweiterte Meldepflicht, etwa für antisemitische Straftaten.

Beratung rund um die Uhr

Neben diesen organisatorischen Maßnahmen sieht der Aktionsplan konkrete Unterstützungsangebote für das schulische Personal vor: Der Umgang mit Gewalt und Diskriminierung soll vertieften Eingang in die Aus- und Fortbildung von Schulleitungen finden. Auch die Fortbildung von Lehr- und Fachkräften soll auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse bedarfsgerecht ausgeweitet werden. Mit der ’Sprech:ZEIT 24/7’ bietet das Schulministerium den Lehrerinnen und Lehrern öffentlicher Schulen zudem ein kostenfreies Beratungstelefon, das rund um die Uhr erreichbar ist.

Info

Der vollständige Aktionsplan ’Für Demokratie und Respekt – Entschieden gegen Diskriminierung und Gewalt’ ist unter dieser Online-Adresse zu finden:

www.schulministerium.nrw. de/docs/Schulsystem/Praevention/Gewaltpraevention/Aktionsplan/index.html

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